Teil II: Phrasen und Phrasenstruktur
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- Victoria Wagner
- vor 7 Jahren
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Transkript
1 Teil II: Phrasen und Phrasenstruktur Übersicht: Grammatische Funktionen Kategorien Konstituenten & Strukturbäume Konstituententest Endozentrizität 1 Einfacher Satzbau Drei allgemeine Grundfragen der Syntax: I. Was muß ein grammatischer Satz mindestens enthalten? II. Was kann ein grammatischer Satz höchstens enthalten? III. In welcher Reihenfolge treten die Satzteile auf? Erste Antworten ('Deskriptive Generalisierungen'): Regel I. Jeder Satz braucht ein Subjekt und ein Prädikat. (1) a. *friert kein Subjekt b. *es kein Prädikat c. Es friert. Subjekt und Prädikat Regel II. Jeder Satz hat null bis zwei Objekte. (2) Es friert/mir friert kein Objekt º intransitives Verb (3) a. *Er erkennt b. Er erkennt das Gesicht ein Objekt º transitives Verb (4) Weiter Beispiele: spüren, unterweisen, runterschlingen, 2 1
2 Grammatische Funktionen: Prädikat, (1) a. *Sie überließ zwei Objekte º ditransitives Verb b. *Sie überließ ihm c. *Sie überließ die Aufgabe d. Sie überließ ihm die Aufgabe (2) Weitere Beispiele: zeigen, vorstellen, aussetzen, unterziehen, Objekt, Prädikat,... bezeichnen Grammatische Funktionen: Objekt: Def Jener Satzteil, der bei transitiven Verben obligatorisch einmal auftritt, und bei ditransitiven Verben zweimal auftritt. Prädikat: Def Jener Satzteil, der die Eigenschaft des Subjekts bestimmt (Subjekt "hat die Eigenschaft X", wobei X=Prädikat) Unterschiedliche Kategorien können die selbe grammatische Funktion ausüben (vgl. Antrieb eine Fahrzeugs durch Benzin, Dampf, ) (3) a. Josef schweigt. Verb fungiert als Prädikat b. Maria ist klug. Adjektiv fungiert als Prädikat c. Hans ist Fischer. Nomen fungiert als Prädikat(snomen) d. Berlin ist in Europa. Präposition fungiert als Prädikat 3. Adverbial, Objekte,. Adverbial: Def Satzteil, der das Prädikat im Satz näher bestimmt. (1) a. Sie kam am Montag an Präposition fungiert als Adverbial b. Sie kam früh an Adverb fungiert als Adverbial c. Sie kam heute an Nomen fungiert als Adverbial Direktes Objekt (DO): Def bestimmt das Objekt, auf das sich die Verbalhandung bezieht (meist) durch Akkusativ realisiert Indirektes Objekt (IO): Def designiert Empfänger oder Ziel - (meist) durch Dativ realisiert (2) Sie überließ dem Freund Dat-IO ihren Hund Akk-DO Variation in der Wortfolge ändert die Relationen zwischen Kasus und grammatischer Funktion nicht: (3) Sie überließ ihren Hund Akk-DO dem Freund Dat-IO Indirektes Objekt als Akkusativ (4a/b) und direktes als Dativ (4b): (4) a. Sie lehrte den Hund Akk-IO das Klavierspiel ACC-DO b. Sie setzte den Hund Akk-IO einer Gefahr Dat-DO aus 4 2
3 und Subjekt (des aktiven Satzes) GF des Subjekts: schwer zu definieren. Jener Satzteil, der die Handlung aktiv verursacht: (1) a. Maria malt. Subjekt als Agens b. Die Kuh kalbt. oder an der Handlung teilnimmt: (2) a. Das Kommitte traf schlafend ein. b. Peter stirbt. oder als Träger einer Eigenschaft fungiert: (3) a. Das neue Restaurant reizte den Kritiker. b. Josef ist Franzose/krank/tot/ oder keine Bedeutung trägt: (4) Es schneit/regnet/friert Expletives Subjekt Kasus des Subjekts: Nom., Dativ, Accusativ oder kein Kasus: (5) a. Mir DAT ist langweilig. b. Mich AKK friert. c. [Daß es schneit] freut den Josef. 5 Zusammenfassung Obligatorisch (= unbedingt notwendig): Subjekt Ein Objekt in transitiven Konstruktionen Zwei Objekte in ditransitiven Konstruktionen Optional (= darf präsent sein) Adverbiale (und Adnominale, siehe Tabelle Es gibt komplexe Korrespondenzen zwischen Funktion und morphologischer Kategorie (neue Begriffen Tutorium): Grammatische Funktion Subjekt Objekt (direkt, indirekt) Prädikat Adverbial Adnominal Kategorie Nomen NOM, Nomen DAT, Satz Nomen NOM, Nomen DAT, Satz Verb, Adjektiv, Nomen, Präposition Nomen, Präposition, Adverb, (Adverbial)satz Adjektiv, (Relativ)satz 6 3
4 Syntaktische Kategorien Morphologische Kategorien werden auch in der Syntax genutzt, wo sie als 'syntaktische Kategorien' bezeichnet werden: Lexikalische Kategorien (offene Klasse von bedeutungstragenden Elementen): Nomen (N) (Maria, Tisch, Ameisenbär, Tapferkeit,...) Verb (V) (sehen, geben, schmelzen,...) Präposition (P) (in, auf, neben, zwischen,...) Adjektive (A) (gut, intelligent, groß,...) Adverb (Adv) (immer, oft, leider, unausweichlich, jetzt,...) Funktionale Kategorien (geschlossene Klasse von Elementen mit ähnlicher Funktion): Determinator (D/Det) (der, ein, dieser, jeder, keiner, machner,...) Auxiliar (Aux) (sein, haben, evt. Modale können, müssen, ) Gradierungspartikel (Deg) (sehr, ziemlich, mehr [kontaminiert], ) Konjunktion (Con) (und, oder, aber, weil, da, nachdem,.) Komplementierer (C) (daß, ob) (siehe unten) (Die!) Partikel: (zu, nur, wohl, ) 7 Kleinste Einheit der Syntax Regel I: Jeder Satz braucht ein Subjekt (siehe Folie 2) Grammatische Funktionen korrespondieren mit Kategorien Regel I': Jeder Satz hat ein X, das als Subjekt fungiert. Worauf bezieht sich denn X in Regel I'? Generell: Worauf beziehen sich die Regeln der Syntax? Option A: X bezieht sich auf Wörter. KNein Referenz auf konkrete Wörter kann nicht generell festlegen, was das Subjekt eines Satz ist. Führt zu absurden Regeln wie: 'Jeder Satz hat das Wort 'Tisch' oder das Wort 'Wal' als Subjekt' Option B: X bezieht sich auf syntaktische Kategorien. Man sollte das Subjekt durch Referenz auf syntaktische Kategorien festlegen können. z.b: 'Das Subjekt ist der Satzteil, der mit einem Nomen beginnt.' Regel referiert z.b. auf den Beginn des Subjekts 8 4
5 Von Kategorien zu Beobachtung: eine Unzahl an Kategorien kann an der ersten Stelle des Subjekts stehen: (1) a. Josef läuft. Nomen b. Ein Mensch läuft. Determinator c. Alte Tiere laufen nicht. Adjektiv (2) a. [Daß Maria läuft] freut den Josef. Komplementierer b. [Mit Hunden zu laufen] freut den Josef. Präposition c. [Zu laufen] freut den Josef nicht so sehr. Partikel Aber nur wenige dieser Kategorien bilden für sich allein ein wohlgeformtes Subjekt: (3) a. *Ein läuft. Determinator b. *Früherer läuft. (vgl.: Ein früherer Minister läuft.) Adjektiv c. *Daß läuft. Komplementierer d. *Mit läuft. Präposition º Folgerung 1: Die Tatschache, daß fast alle Wortklassen die erste Stelle des Subjekts einnehmen können ist irrelevant für die Definition des Subjekts. 9 Phrasen (Konstituenten) º Folgerung 2: Ein designierter (= bestimmter) Teil des Subjektes verleiht ihm seine Subjektseigenschaften. Syntaktische Regeln beziehen sich auf Gruppen von Wörten, die als Phrasen oder Konstituenten bezeichnet werden. Endozentrizität: Phrasen enthalten genau eine Kategorie - den Kopf - die entscheidend für das Verhalten der Phrase ist. (vgl.: Gruppe: 'Nick Cave and the Bad Seeds' mit Kopf Nick Cave) Phrasen können durch syntaktische Strukturbäume dargestellt werden (Alternative: Klammerung; siehe unten). Um Phrase voneinander zu unterscheiden, werden sie durch den Zusatz 'P' an den Kopf der Phrase gekennzeichnet: NP, PP, VP,... g g g g g g g (1) a. NP b. VP c. PP egi ru ru D A N V A P N Ein alter Hund schnarcht leise neben Hans 10 5
6 Projektion und Satz g g g g Der Kopf der Phrase projiziert und überträgt der maximalen Projektion seine Eigenschaften: (1) NP ego N projiziert zu NP D A N der zweite Kandidat NPs sind Projektionen von Nomen, VPs von Verben,... Der Satz wird im Deutschen - als Projektion der satzeinleitenden Partikel 'daß' (und 'ob') analysiert (für Argumente siehe ): (2) CP C projiziert CP ego C Maria läuft daß º Regel I' kann jetzt formuliert werden: (3) Regel I': Jeder Satz hat eine NP oder eine CP die als Subjekt fungiert. 11 6
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