Ethik setzen, Gesellschaft begründen Zwei Vorlesungen zum Thema Ethik, Recht und Gesellschaft in Realität, e-welt und Computerspiel
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1 Ethik setzen, Gesellschaft begründen Zwei Vorlesungen zum Thema Ethik, Recht und Gesellschaft in Realität, e-welt und Computerspiel Hans-Ulrich Niemitz HTWK Leipzig Studium generale (mit Unterstützung von Klaus Bastian) RIVL1Computerspiele / nach RIVL SS 07 Niemitz Computerspiele 1
2 Agenda 1 Ethik, logisch-operative Begründung und die Programmierung der Gesellschaft ( ): Wenn man nicht weiß, was Gesellschaft ist, kann man sie nicht programmieren, weder als Spiel noch in der Realität 2 Ethik, Geschichte, Gegenwart, Zukunft spielen oder von Ethik(3) zu Ethik(5) ( ): Wer nicht weiß, daß Ethik kontingent ist, wird die Zukunft der Gesellschaft verspielen in Massive Multiplayer Online Games (MMOG) und in der Realität RIVL SS 07 Niemitz Computerspiele 2
3 Warum alles neu erklärt werden muß Weil alles universell bzw. universalistisch verstanden werden soll, versteht man Gesellschaft, Recht und Ethik nicht Gesellschaft: gesellschaftlich ist nicht gleich sozial Recht: Ein Gesetz ist nicht automatisch Recht Ethik: ist nicht das Fragen nach der Moral RIVL SS 07 Niemitz Computerspiele 3
4 Was ist bloß Gesellschaft? Fachleute wissen, dass sie nicht wissen: Quante: Das rationale Begründen der Ethik muss scheitern (2003) Körsgen: Wir wissen nicht, was Eigentum ist (2005) Zippelius: Das Recht auf einen einfachen Begriff zu bringen, wird wohl nie gelingen (1997) Albert: Eine letzte Begründung rechtlicher Normen kann es nicht geben (2003) unendlicher Regress.. Argumentationszirkel.. dogmatischer Abbruch Münchhausen-Trilemma RIVL SS 07 Niemitz Computerspiele 4
5 Gesellschaft ist nicht universell Ethik und Recht sind universell nicht begründbar: Rechtssicherheit bzw. Regelsicherheit sind so nicht zu gewährleisten Dies gilt für Realität und Spiel Ethik ist nicht_universell: Wir erkennen die nicht_universelle Ethik- und Gesellschaftssetzung und darauf aufbauend Recht und Eigentumsökonomik RIVL SS 07 Niemitz Computerspiele 5
6 Die drei sozialen Formationen Kultürliche Konstruktionsprinzipien universell: nicht_universell: Konstruktionsprinzip MORAL A-MORAL (Herr) ETHIK Regelwerk Sitte Willkür Recht des Herren Soziale Formation Gemeinschaft Herrschaft Gesellschaft Spielbarkeit Diese Konstruktionen werden in aktuellen Spielen nachgespielt bei Regelunsichterheit, unspielbar RIVL SS 07 Niemitz Computerspiele 6
7 Was Ethik ist: Gleichheitsprinzip Freiheitsprinzip (Verbot von Ungleichheit) (Verbot von Unfreiheit) Versicherungsprinzip (Verbot von Eigentümerunsicherheit) Recht Kreditvertrag Mietvertrag + Ö k o n o m i e Bei Strafe ihres Untergangs erzeugen Schuldner technischen Fortschritt Mischformen von Kredit- und Mietvertrag (infolge der Vertragsfreiheit möglich) lassen uns den Überblick verlieren RIVL SS 07 Niemitz Computerspiele 7
8 Was Ethik nicht (mehr) ist Philosophische Wissenschaft vom Sittlichen, die in engem Zusammenhang mit den durch Herkunft erworbenen Regeln des Handelns und Verhaltens steht. Die... Diskrepanz zwischen dem durch Tradition Gesicherten und seiner Kritik führt zur Entstehung der Ethik als philosophischer Disziplin, die nach dem Maß des guten menschlichen Lebens, Handelns und Verhaltens fragt und dieses auf der Grundlage verschiedener Methoden zu bestimmen versucht. Die gesamte traditionelle Ethik beschäftigt sich überwiegend mit drei Problemfeldern: 1) mit der Frage nach dem höchsten Gut ; 2) mit der Frage nach dem richtigen Handeln; 3) mit der Frage nach der Freiheit des Willens. Brockhaus Enzyklopädie in 24 Bänden RIVL SS 07 Niemitz Computerspiele 8
9 Wie Ethik in die Welt kommt Wie können siegreiche Revolutionäre ihre Parole umzusetzen, die da lautet: Nie wieder Willkür! Gefragt ist nach einem System von Prinzipien für eine neue kultürliche Welt. Diese Welt muß Willkürhandlungen aller und jedes einzelnen zugehörigen Menschen ausschließen. Diese Welt muß allen individuell Sicherheit geben. Und gerade auch Sicherheit bzw. Schutz vor der Willkür der Mitrevolutionäre RIVL SS 07 Niemitz Computerspiele 9
10 Warum Ethik? In einem grundlegenden und revolutionären Akt der Gesellschafts(be)gründung setzen die Revolutionäre ethische Prinzipien. Dieses kultürliche System von Prinzipien, genannt Ethik, muß bei Strafe des Rückfalls in Herrschaft zwingend sicher sein: Logisch wahr wie Axiomatik und wirklich wirksam wie die natürliche Welt RIVL SS 07 Niemitz Computerspiele 10
11 Recht ist... Recht ist logisch Recht ist wirklich, weil vollstreckt wird Recht zwingt ökonomisch zu handeln Wahrheit Wirklichkeit Eigentum treibt Ökonomie RIVL SS 07 Niemitz Computerspiele 11
12 Das V-Reversibilitätsprinzip In der Diskussion nach der Vorlesung wurde das V- Reversibilitätsprinzip als leicht zumerkende Variante der Eigentümersicherheit eingeführt. Ein Eigentümer, der gibt und damit Gläubiger oder Vermieter wird, muss so gestellt werden, dass nach Beendigung des Kredit/Mietgeschäfts vom Eigentum her nicht zu entscheiden ist, ob das Geschäft durchgeführt wurde oder nicht. Von daher begründen sich Zinsanspruch und Anspruch auf Vollstreckung. In der Moderne müssen Nutzer von Technik, die infolge kleiner Ursachen große Wirkung hat und manchmal ungewollt großen Schaden erzeugt, sich haftpflichtversichern. Dies, damit die Reversibilität für den Geschädigten gesichert ist, d.h. der Schädigende genug Eigentum hat, um zu zahlen RIVL SS 07 Niemitz Computerspiele 12
13 Gesellschaft ist... Wir wissen was Gesellschaft (ein Rechtsverhältnis!), Ökonomie und Geld sind Heinsohn & Steiger: Eigentum ermöglicht Kreditgeschäfte Eine spezielle Sorte von Kreditgeschäften lässt das Schuldenzahlungsmittel Geld und den Handel mit sicheren Wertpapieren erfinden (Geld ist kein Tauschmittel!) Heute emittieren Zentralbanken nur gegen sichere Wertpapiere Geld Das Wirtschaften funktioniert ohne Sparen RIVL SS 07 Niemitz Computerspiele 13
14 Das Menschenrecht (1) Verbot, dass ein Mensch Eigentum [bzw. Kollateralproprietas ] an einem anderen bekommen kann Die Antike kennt das Menschenrecht nicht. Deshalb dort Sklaverei. Das Menschenrecht (als ethisches Konstruktionsprinzip) kann erst dann verstanden und eingeführt dies kontingent! werden, wenn man weiß, was Recht, Kollateral, Proprietas, Besitz und Eigentum sind. Mit dem Menschenrecht gibt es keine Sklaven mehr. Das heißt, es gibt keine Menschen als Kollateral und damit als Kollateralproprietas bzw. potentiell als Kollateraleigentum und Kollateralbesitz. Das ist verboten! Niemand darf mit sich selbst haften, d.h. sich selbst als Sicherheit bzw. Kollateral in einem Kreditgeschäft stellen RIVL SS 07 Niemitz Computerspiele 14
15 Das Menschenrecht (2) Das Menschenrecht ermöglicht Arbeitsverträge. Jeder Mensch als Selbstproprieteur ist auch SelbstNichtkollateralproprieteur und damit mietvertragsfähig. Der Nichtkollateralbesitz am Arbeiter geht auf Zeit an den Unternehmer. Der Arbeiter bleibt also Nichtkollateraleigentümer und so auch Kollateralproprieteur seiner selbst und damit Selbstproprieteur. Die Arbeiter und Angestellten werden von den Unternehmern gemietet nicht gekauft. Anders darf es nicht sein! RIVL SS 07 Niemitz Computerspiele 15
16 Das Menschenrecht (3) Und für die Unternehmer ganz wichtig: Insolvente Unternehmer/Schuldner können nicht versklavt werden. Das Unternehmerrisiko ist (in qualitativer Weise) kleiner geworden! Das Unternehmerrisiko ist, Lohnarbeiter zu werden gesellschaftlich betrachtet: der Gesellschafter ist unsterblich (so wie ein Spieler in den meisten Computerspielen) Der technische Fortschritt hört nicht auf, weil die Zahl der Unternehmer nicht sinkt RIVL SS 07 Niemitz Computerspiele 16
17 Zweimal heutige Unethik Atomkraftwerke sind unethisch. Denn sie sind nicht haftpflichtversichert. Damit verstoßen ihre Betreiber gegen das Reversibilitätsprinzip. Organtransplantation ist unethisch. Denn sie bedeutet, dass ein Mensch Eigentum (das Organ) an einem anderen hat. Damit verstoßen die Beteiligten (auch die Spender!) gegen das Menschenrecht (Transplantation heißt Organsklaverei ). Anmerkung: Mit Unethik stoppt der technische Fortschritt. Bei Atomkraftwerken und Organtransplantation ist dem tatsächlich so! RIVL SS 07 Niemitz Computerspiele 17
18 Die Regeln der Gesellschaft Fazit: Ethik recht verstanden lässt Gesellschaften rechtssicher prozessieren und so erfolgreich wirtschaften Technischer Fortschritt entsteht und Wohlstand steigt Grundsätzlich ist Gesellschaft in einem Computerspiel programmierbar RIVL SS 07 Niemitz Computerspiele 18
Ethik setzen, Gesellschaft begründen Zwei Vorlesungen zum Thema Ethik, Recht und Gesellschaft in Realität, e-welt und Computerspiel
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