Die Macht der Antreiber

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Rolf Koch
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1 Die Macht der Antreiber Nora / Daniel Masch Freitag oo 17.3o Uhr Daniel-Masch@gmx.de 35. DGTA Kongress - Dresden

2 Nora / Daniel Masch * * 1983 Niedersachsen (Engeln) * Studium Lehramt an Grund-, Haupt- und Realschulen in Lüneburg * seit 2010 geouteter Transmann im Angleichungsprozess Aktuell arbeite ich an * meiner Promotion am Institut für Psychologie (Leuphana Universität Lüneburg) * dem Studium der Psychologie (B.A.) * der Ausbildung zum CTA

3 Workshop - Inhalt Selbstbefragung Input: Antreiber Auswirkungen sehen Input: Erlaubnisse Erlaubnisse finden Taibi Kahler Aktuelle Forschung 3

4 Selbstbefragung Füllen Sie den ausgeteilten Antreiber-Test aus. Lassen Sie sich Zeit und entscheiden sie aus dem Bauch heraus.

5 Antreiber Definition: Antreiber sind (unbewusste) kel-befehle, die besonders in emotional belastenden Situationen aktiviert werden. Ursprünglich situative Forderungen der Eltern, um Lebensbewältigung zu ermöglichen. Durch entsprechendes Verhalten versuchen wir, (Selbst-)Kritik zu vermeiden. Kind übergeneralisiert die Botschaft und verinnerlicht sie.

6 Die 5 Antreiber ER inaktiv Die Übergeneralisierung macht die Antreiber so stark! immer Sei perfekt! Sei (Anderen) gefällig! Streng dich an! Sei stark! Beeil dich! Du bist nur willkommen, wenn du pünktlich bist! Du bist nur liebenswert, wenn du perfekt bist! 6

7 Auswertung Antreiber-Test Sei perfekt! 1; 8; 11; 16; 23; 28; 33; 38; 43; 47 Beeil dich! 3; 10; 14; 19; 21; 27; 32; 39; 42; 48 Streng dich an! 5; 6; 12; 18; 25; 29; 34; 37; 44; 50 Sei (Anderen) gefällig! 2; 7; 15; 17; 24; 30; 35, 36; 45; 46 Sei stark! 4; 9; 13; 20; 22; 26; 31; 40; 41; 49

8 Antreiber Sei perfekt! Hintergrund: Antreiber verlangt Gründlichkeit und Perfektion EL- Regel: alternativ: Du bist nur ok, wenn du alles immer richtig machst! Sei (immer) der Erste! Sei (immer) der Beste! Mach keine/niemals Fehler! Konsequenz: Wenn du nicht perfekt bist, haben wir dich nicht mehr gern! bringst du es zu nichts im Leben. 8

9 Sei perfekt! - Auswirkungen Menschen, die gerade diesem Antreiber folgen,... setzen Perfektion ohne Rücksicht auf Zeitaufwand (und Kosten) stets an die erste Stelle streben nach Anerkennung für absolut fehlerfreie Leistung können Lob schwer annehmen, weil sie noch einige Fehler sehen verlangen von anderen oft ähnliche Leistung rechtfertigen sich viel 9

10 Erkennbar an: 1. unruhiger Gesamteindruck Beeil dich! 2. keine Zeit, auf eigene Bedürfnisse zu achten 3. an möglichst vielen Aktivitäten teilnehmen (auch gleichzeitig) 4. Kontrolle über Zeit und Situation wiedererlangen wollen 5. Angst etwas zu verpassen oder dass einem Andere zuvorkommen 6. gedanklich viel in der Zukunft; Planen Besonders gefährlich in Verbindung mit anderen Antreibern. Sei perfekt und zwar schnell!

11 Erkennbar an: 1. soziale Unsicherheit Sei (Anderen) gefällig! auch: Mach s recht! 2. Andere werden überhöht; als bedrohlich erlebt 3. Orientierung an Anderen; Nicken, eigene Bedürfnisse zurückstellen 4. Mitlaufen, Abwarten; eigene Meinung zurückhalten oder anpassen 5. angepasstes Kindheits-Ich z.b. Opfer-Rolle im Drama-Dreieck 6. Stimme oft fragend, vorsichtig Verstehen Sie?, Nicht wahr?, Oder?

12 Streng dich an! Erkennbar an: 1. angestrengte Körperhaltung, Stimme spiegelt Belastung wieder 2. Misserfolge werden unbewusst einkalkuliert Man kann es ja mal versuchen.; Ich glaube, das verstehe ich nie, aber erklär mal. 3. Betonung von der Schwere der Aufgaben Du siehst, ich gebe mir wirklich die größte Mühe! kel Wenn etwas leicht fällt, ist es nicht viel Wert. Das Leben ist Arbeit; man darf es nicht auf die leichte Schulter nehmen. 12

13 Sei stark! Erkennbar an: 1. Keine Schwäche zeigen wollen / zulassen (Maschengefühle/Rakets) 2. Sprecher distanziert sich: man statt ich; die Situation ist statt ich fühle mich 3. Fehlender Zugang zu eigenen Emotionen und Bedürfnissen 4. Schuld wird auf Andere abgeschoben Beispiele: Sein Verhalten hat mich provoziert. Das Buch ist langweilig! Niemand würde das wollen. 13

14 Auswirkungen sehen Arbeiten Sie für sich oder in Kleingruppen an folgenden Fragen: 1. Was sind typische Antreiber-Reaktionen bei mir? 2. Welche Situationen triggern meine(n) Primärantreiber besonders? 3. Welche Möglichkeiten nutze ich bereits, um aus diesen Verhaltensweisen auszubrechen?

15 Verborgene Bedürfnisse Wenn es nicht um ok-gefühle geht Sei perfekt! Sei gefällig! Streng dich an! Sei stark! Beeil dich! Wissen und Können entsprechend der kognitiven Kompetenzen entfalten Liebe; Zugehörigkeit; Akzeptanz Leistung; Anerkennung Sicherheit in sozialen Kontexten Nichts verpassen, alles erleben (Köster 1999)

16 Idee: Die 5 Erlaubnisse Für jeden Antreiber gibt es ein Gegenmittel: Eine Erlaubnis, die aus dem ER kommt. Diese Sätze sind sehr individuell! Beispiele: ER aktiv Sei perfekt! Du bist gut, wie du bist. Sei (anderen) gefällig! Achte auf dich und sei dir selbst gefällig. Streng dich an! Tu es einfach und genieße deine Erfolge. Sei stark! Du darfst auch Schwäche zeigen. Beeil dich! Nimm dir die Zeit, die du brauchst.

17 Erlaubnisse finden Arbeiten Sie für sich oder in Kleingruppen: 1. Welche individuellen Erlaubnisse können Ihnen helfen, eingeschliffenes Antreiberverhalten zu durchbrechen? 2. Wie viel Antreiber wünschen Sie sich in Ihrem Leben? 3. Notieren Sie Ihre Erlaubnisse dabei gern auf dem Arbeitsblatt.

18 aktuelle Forschungsarbeiten Antreiberforschung * Eine Fundierung der Antreiber in ausgewählten Theorien und Modellen der Psychologie * Einfluss von Spielen und Antreibern auf die Auswahl von Freundschaften Antreiber- Forschungsgruppe an der Leuphana Universität Lüneburg * Konzeptanalysen der einzelnen Antreiber * Frage nach der Anzahl der Antreiber * Ziel: validierter Antreiberfragebogen (evaluiert nach Standards empirischer Testkonstruktionsforschung) 18

19 Antreiber und Prüfungsangst Antreiber und Prüfungsangst bei Jugendlichen * Angstfragebogen für Schüler (Wieczerkowski 1975) und Antreibertest (nach Gührs/Nowak 2006) * 8. Klasse je 2 Klassen Gymnasium und Realschule * 106 Schüler_innen; 50% weiblich; Alter 14,2 Jahre Antreiber Realschule Gymnasium Schülerinnen Schüler Gesamt Sei perfekt! 27,79 (3,822) 31,31 (4,558) 29,96 (4,606) 28,71 (4,291) 29,41 (4,517) Beeil dich! 27,73 (5,143) 30,46 (4,834) 29,33 (4,995) 28,48 (5,350) 28,96 (5,164) Sei gefällig! 30,88 (5,271) 31,43 (5,913) 32,76 (5,053) 29,38 (5,453) 31,13 (5,546) Streng dich an! 28,84 (3,985) 28,77 (3,975) 29,33 (3,612) 28,22 (4,263) 28,81 (3,961) Sei stark! 30,71 (5,163) 30,98 (4,733) 30,27 (5,817) 31,39 (3,925) 30,83 (4,945) Prüfungsangst 21,67 (3,325) 21,29 (3,578) 22,38 (3,480) 20,76 (3,296) 21,49 (3,430)

20 Antreiber und Prüfungsangst Korrelationen zwischen Antreibern und Prüfungsangst * hohe Korrelationen bei Sei gefällig! und Streng dich an! Antreiber Realschule Gymnasium Schülerinnen Schüler Gesamt Sei perfekt! Beeil dich! Sei gefällig!.421*.457*.487* * Streng dich an!.537**.497*.527**.481*.519** Sei stark! Antreiber als Indikatoren für Prüfungsangst Regressionsanalyse zeigt: * Vorhersageleistung von Sei gefällig! und Streng dich an! auf Prüfungsängstlichkeit = 29,0%

21 weitere Forschungsergebnisse TA und Schule allgemein * Wirkung des Kommunikationsstils zwischen Lehrer und Schüler auf die Lehrerbeliebtheit und soziale Konflikte? * Mobbingprävention für Schüler durch TA- Methoden * Nehmen TA- trainierte Lehramtsstudierende belastende Situationen anders wahr? * Diagnostische Kompetenz von Lehramtsstudierenden bei psychologischen Spielen unter Lehrkräften * Was bedeutet das TA- Konzept des Ich bin ok Du bist ok für die Psychosoziale Gesundheit im Schulalltag? * TA als Instrument bei Unterrichtsstörung. Analyse schulischer Leistungsverweigerung und Entwicklung alternativer Handlungsmöglichkeiten für Lehrer 21

22 Literaturhinweise (Auswahl) Gührs/Nowak (2008): Trainingshandbuch zur konstruktiven Gesprächsführung. Übungen Handouts und Theorieinputs; 2. überarb. Aufl.; Meezen, Limmer; S. 156ff. (Antreiber-Test) Köster (1999) Antreiber-Dynamiken und grundlegende Bedürfnisse; ZTA 4/99; S Masch / Stiefelmeier (2014) Happy End trotz innerer Drachen? Antreiber für Prädiktoren für Prüfungsangst; Reader zum 35.DGTA Kongress 2014 (vertiefende Lektüre zum Workshop) Stewart/Joines (2010): Die Transaktionsanalyse. Eine Einführung; Freiburg, Herder; S. 228ff. (detaillierte Erklärung) Schlegel (1995): Die Transaktionale Analyse; Tübingen/Basel, Franke UTB; S. 205ff. (kritische, wissenschaftliche Perspektive) Schneider (2013) Burnout vorbeugen und heilen; Jungvermann, Paderborn. (Antreiber stoppen lernen) 22

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