Psychosomatische Aspekte der Verhütung und ihre Wahrnehmung in der Verhütungsberatung
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- Marie Angela Bach
- vor 7 Jahren
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1 1.Deutscher Verhütungskongress Wiesbaden Psychosomatische Aspekte der Verhütung und ihre Wahrnehmung in der Verhütungsberatung Workshop Kontrazeption Einfluss auf Körperwahrnehmung, Sexualität und Partnerschaft Dr. med. Dorothea Schuster Dresden
2 Forschungsthemen bei / nach Einführung der Ovulationshemmer Welche Psychopathologien oder psychiatrischen Symptome werden durch die exogenen Hormone ausgelöst, verstärkt oder verbessert? Welche psychodynamischen Hintergründe spielen eine Rolle bei der Akzeptanz und bei Nebenwirkungen der Pille? Sind affektive Veränderungen hormonell bedingt oder auf den Bedeutungsgehalt der Kontrazeptiva zurückzuführen? Welche Rolle spielen psychosoziale Vorbedingungen ( Motivation zur AK, Akzeptanz von Sexualität und Verhütung, Partnersituation) bei auftretenden Nebenwirkungen?
3 Auswirkungen der Hormonalen Kontrazeption auf die Psyche NIJS Positive psychische Veränderungen 2. Angstphänomene 3. Anpassungsstörungen 4. Sexualstörungen 5. Somatische Beschwerden
4 Auswirkungen der hormonalen Kontrazeption 1. Positive psychische Veränderungen - hauptsächlich durch Wegfall der SS-Angst bedingt - weniger ängstliche Reizbarkeit und Niedergeschlagenheit - Verbesserung der Sexualität ( Erlebnisfähigkeit, psychosexuelle Anpassung, Steigerung der sexuellen Aktivität) - Zufriedenheit mit der Partnerschaft - allgemein verbessertes Wohlbefinden ( Aresin 1967, 1968 Imle-Böhms 1968)
5 Auswirkungen der hormonalen Kontrazeption 2. Angstphänomene / 3. Anpassungsstörungen -Hormone : Auseinandersetzung mit der eigenen Geschlechtlichkeit und Identität -drohender Identitätsverlust bei unsicherer Identität ( Nijs 1972, Petersen 1977) - dysphorisch- antriebsschwaches Syndrom ( Petersen 1970) : besonders bei Beginn der Pilleneinnahme leichte Stimmungsschwankungen (depressiv, erhöht reizbar, Gleichgültigkeit) 4. Funktionelle Sexualstörungen ( Libidoverlust) Hintergrund: Schwierigkeit der Trennung von Sexualität u. Fruchtbarkeit
6 Auswirkungen der hormonalen Kontrazeption 5. Anpassungsstörungen und Somatische Beschwerden - Kopfschmerzen, Migräne - Gefühl des Aufgedunsenseins - Brustschmerzen - Kreislaufstörungen - Übelkeit
7 Ergebnisse und Hypothesen der frühen psychosomatischen Forschung Im antikonzeptiven Verhalten spiegelt sich die Einstellung zur Sexualität überhaupt wider Der positive Einfluss der Pille ist eher ihrer Bedeutung zu verdanken als ihrer biochemischen Zusammensetzung Kontrovers: Effektivität ist abhängig von der Akzeptanz (NIJS) Motivation beeinflusst die NW-Rate nicht ( PETERSEN) Genese der affektiven Nebenwirkungen ist sowohl endokrin bedingt ( mehr NW bei höherem Progesteronanteil) als auch psychosozial Placeboeffekt der Hormone hinsichtlich ihrer positiven als auch ihrer Nebenwirkungen darf nicht unterschätzt werden
8 Thesen zum aktuellen Umgang mit Verhütung 1. Quantitativ und qualitativ ist eine enorme Verbesserung und Differenzierung der Verhütungsmittel erfolgt Widerspiegelung im Verhütungsverhalten 2. Die in den früheren Untersuchungen beschriebenen Auswirkungen auf Psyche und Sexualität sowie weitere NW sind auch bei deutlich verringerten Hormondosen nahezu unverändert weiter zu beobachten 3. Ambivalenz als Grundkonflikt der Trennung von Sexualität und Fruchtbarkeit wirkt sich unverändert als Hindernis für eine rundum konsequente Verhütung aus nach wie vor tritt ein großer Teil der SS ungeplant ein - und ist wesentliche Ursache für Nebenwirkungen 4. Wahlfreiheit des Kinderwunsches wird inzwischen nicht selten als Planungszwang empfunden und gehandhabt mit der Folge, dass aus temporär gewollter Kinderlosigkeit mitunter eine andauernde ungewollte wird.
9 Thesen zum aktuellen Umgang mit Verhütung ( Teil II) 5. Bedeutungsgehalt der Pille u.a. Antikonzeptiva hat sich verändert in Richtung Lifestyle-Medikament mit entsprechenden Auswirkungen 6. Der Umgang mit Fruchtbarkeit und Verhütung ist instrumenteller und rationaler geworden und bedingt neue Unsicherheiten im Umgang mit dem Zyklus 7. Die psychosomatische Verhütungsberatung ist ein wichtiger Aspekt zur Förderung der Compliance und damit zur Verbesserung der kontrazeptiven Effektivität und trägt außerdem zur beiderseitigen Zufriedenheit von BeraterIn und Beratener bei.
10 Aufgaben in der (psychosomatischen) Verhütungsberatung: 1. Informationsfilter und lotse : setzt Kenntnisse über alle Kontrazeptiva und ihre jeweiligen Vor- und Nachteile voraus (ebm- Wissen ) 2. Korrektiv ( individuell und gesellschaftlich) 3. BegleiterIn ( GesprächspartnerIn und Vertrauensperson): Fähigkeit zur patientenzentrierten Kommunikation zur Vermittlung von Informationen Reflexion eigener Einstellungen zu Sexualität, Fertilität, Kontrazeption Gesprächsbereitschaft ( Antikonzeptives Councelling ist die Begleitung des Paares durch die ganze fruchtbare Lebensphase in der konkreten Gestalt einer langen Reihe von Kurzgesprächen NIJS 2005)
11 Kontrazeption als vulnerable Sequenz (Bitzer 2009)
12 Faktoren bei Nichtanwendung Leíthner-Dziubas (2008) psychosoziale Erreichbarkeit Reale und phantasierte Nebenwirkungen Unterschätzung der Unannehmlichkeit aller Verhütungsmethoden Psychologische Ursachen für Nichtanwendung
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