Finanzierungszugang der Unternehmen
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- Linus Stephan Heinrich
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1 Finanzierungszugang der Unternehmen Ergebnisse der DIHK-Umfrage bei den Industrie- und Handelskammern Sommer 2014
2 2 DIHK-Umfrage ÊFinanzierungszugang Sommer 2014 Der Deutsche Industrie- und Handelskammertag (DIHK) hat im Rahmen seiner Konjunkturumfrage im Frühsommer 2014 über die Industrie- und Handelskammern (IHKs) die Unternehmen zu ihrer aktuellen Finanzierungssituation befragt. Knapp Unternehmensantworten liegen vor. Deutscher Industrie- und Handelskammertag e. V. (DIHK) Bereich Wirtschaftspolitik, Mittelstand, Innovation Berlin 2014 Herausgeber und Copyright Deutscher Industrie- und Handelskammertag e. V. Postanschrift: Berlin Hausanschrift: Breite Straße Berlin-Mitte Telefon Fax Vertretung des Deutschen Industrie- und Handelskammertages bei der Europäischen Union 19 A-D, Avenue des Arts B-1000 Bruxelles Telefon Fax Internet: Facebook: Twitter: Redaktion Bereich Wirtschaftspolitik, Mittelstand, Innovation Dr. Alexander Schumann, Dr. Tim Gemkow Bildnachweise / Stand Juli 2014
3 DIHK-Umfrage ÊFinanzierungszugang Sommer DIHK-Umfrage ÊFinanzierungszugang Sommer 2014 Gesamtbeurteilung: Lage bleibt entspannt Die Finanzierungssituation für die Unternehmen in Deutschland hat sich im Sommer 2014 insgesamt weiter entspannt. Hierzu tragen die gute Konjunkturentwicklung, die sehr expansive Geldpolitik der Europäischen Zentralbank und die in den letzten Jahren aufgebauten hohen Eigenkapitalquoten wesentlich bei. Die Auswirkungen der verschärften Finanzmarktregulierung werden daher aktuell überlagert. Inzwischen erklären 30 Prozent der Unternehmen, für ihre Projekte derzeit keine externe Finanzierung zu benötigen (Sommer 2013: 25 Prozent). Ursache hierfür ist vor allem die gute Geschäftsentwicklung. Gleichzeitig haben die Unternehmen beachtliche Eigenkapital- und Liquiditätsreserven aufgebaut mit Blick auf die steigenden Anforderungen der Finanzmarktregulierung, aber auch, weil vielen Unternehmen die Investitionsperspektiven fehlten. Hierdurch entsteht geringerer Finanzierungsbedarf. Von den Unternehmen, die Fremdkapital benötigen (70%), bewertet fast die Hälfte ihren Finanzierungszugang als gut. 14 Prozent haben nur schlechtem oder gar keinem Zugang zu Krediten; dieser Anteil ist im längerfristigen Vergleich niedrig und gegenüber dem Vorjahr unverändert. Die Niedrigzinsphase und die massive Liquiditätsversorgung durch die Europäische Zentralbank (EZB) tragen zu dieser eher entspannten Situation in hohem Maße bei. Veränderungen gegenüber dem Vorjahr gibt es vor allem dadurch, dass nun mehr Unternehmen, die ihre Finanzierung bisher als befriedigend angesehen haben, diese nun sogar als gut bewerten (Verschiebung um drei Prozentpunkte). Der resultierende Saldo des Finanzierungszugangs 1 steigt somit auf 35 Punkte (Sommer 2013: 32 Punkte). 1 Differenz aus dem Anteil der gut -Antworten und den Anteilen der Antworten schlecht bzw. keine Finanzierung erhalten.
4 4 DIHK-Umfrage ÊFinanzierungszugang Sommer 2014 Expansiver Kurs in der Geldpolitik dauert an Die hohe Preisstabilität in der Eurozone und die anhaltenden Finanzierungsschwierigkeiten infolge der Euro-Staatsschuldenkrise haben die EZB dazu bewogen, die Geldpolitik noch expansiver zu gestalten. Der Leitzins liegt auf äußerst niedrigem Niveau. Durch die Politik der Vollzuteilung stellt das Eurosystem der Finanzwirtschaft jede beliebige Menge an Liquidität zur Verfügung, die nachgefragt wird und besichert werden kann. Dies schafft eine Sondersituation, die die Finanzierungssituation in Deutschland zusätzlich entlastet. Zudem sind im Rahmen der Euro- Staatsschuldenkrise erhebliche Summen aus der Peripherie der Eurozone in den sicheren Hafen Deutschland geflossen. Je länger die Niedrigzinspolitik jedoch anhält, desto größer ist die Gefahr von Nebenwirkungen. Während sich die längerfristig ausgerichteten Unternehmensinvestitionen nur von niedrigem Niveau aus beleben, besteht die Gefahr neuer Blasen bei Vermögenspreisen etwa auf regionalen Immobilienmärkten. Je länger die Niedrigzinspolitik fortgesetzt wird, desto schwerer wird zugleich der Ausstieg. Unternehmen, Privatpersonen und gerade auch die öffentliche Hand haben sich an das günstige Finanzierungsumfeld gewöhnt. Die EZB sollte daher zum frühestmöglichen Zeitpunkt wieder zu einer Normalisierung des Zinsniveaus übergehen. Wie bewerten die Unternehmen den aktuellen Finanzierungszugang in Prozent gut befriedigend schlecht keine Finanzierung erhalten Konjunktureller Einfluss in Deutschland günstig Die deutsche Wirtschaft befindet sich 2014 insgesamt weiterhin im Aufwind, auch wenn das Wachstumstempo zuletzt nachgelassen hat. Der DIHK erwartet für das Jahr insgesamt ein Wachstum von zwei Prozent, an dem der inländische Konsum
5 DIHK-Umfrage ÊFinanzierungszugang Sommer einen wichtigen Anteil hat. Bei den auslandsorientierten Unternehmen sind die Sorgen jedoch gewachsen nicht nur wegen der Krise in der Ukraine, sondern auch wegen struktureller Probleme in vielen Schwellenländern. 2 Zudem ist die Lage im Nahen Osten zuletzt eskaliert. Diese Entwicklungen verstärken die Sorgen um die Dynamik der Weltwirtschaft. Die dank der guten heimischen Nachfrage günstige konjunkturelle Entwicklung verstärkt die positive Entwicklung der Bilanzkennziffern, nachdem deutsche Unternehmen bereits in den vergangenen Jahren gezielt Eigenkapital aufgebaut und ihr Rating verbessert haben. Dies erleichtert die Fremdkapitalfinanzierung und verbessert die Verhandlungsposition gegenüber den Kreditinstituten. Falls Sie nur schlechten oder gar keinen Zugang zur Fremdfinanzierung erhalten haben, Probleme bei Mehrfachnennungen möglich; in Prozent Sicherheiten eigener Finanzierungsanteil Dokumentationspflichten Zinsen Zinshürde sinkt weiter An den Kreditzinsen scheitert der Zugang zur Finanzierung derzeit nicht. Nur noch 18 Prozent der Unternehmen, die Probleme beim Finanzierungszugang haben, nennen die Zinskonditionen als K.O.-Kriterium (nach 25 Prozent im Vorjahr und 28 Prozent 2012). Die anhaltende Niedrigzinsphase schlägt hier klar zu Buche. Die Zinshöhe als Hinderungsgrund für die Fremdfinanzierung liegt damit inzwischen gleichauf mit den Dokumentationspflichten (unverändert zum Vorjahr). 2 Der Saldo der Exporterwartungen geht in der Konjunkturumfrage im Frühsommer 2014 von gutem Niveau aus um fünf auf 25 Punkte zurück.
6 6 DIHK-Umfrage ÊFinanzierungszugang Sommer 2014 Saldo der Investitionsabsichten und Risiko Wirtschaftspolitische Rahmenbedingungen 50 Wirtschaftspolitische Rahmenbedingungen (Anteil Risikonennung in Prozent) Investitionsabsichten (Saldo in Punkten) Herbst 2010 Jahresbeginn 2011 Frühsommer 2011 Herbst 2011 Jahresbeginn 2012 Frühsommer 2012 Herbst 2012 Jahresbeginn 2013 Frühsommer 2013 Herbst 2013 Jahresbeginn 2014 Frühsommer 2014 Investitionsneigung solide, aber nicht überschwänglich Der Anteil der Unternehmen, die mehr investieren wollen, ist im Sommer weiter leicht gestiegen (Saldoanstieg gegenüber Jahresbeginn von zehn auf elf Punkte.) Angesichts der guten (und für die Binnenwirtschaft sichtlich verbesserten) Lage wäre allerdings eine deutlichere Dynamik zu erwarten gewesen. Noch immer dämpfen Unsicherheiten über zukünftige Rahmenbedingungen die Investitionstätigkeit. Dies zeigt sich in der anhaltend hohen Nennung des Risikos Wirtschaftspolitische Rahmenbedingungen (41 Prozent). Erfahrungsgemäß besteht eine enge Verbindung zwischen wirtschaftspolitischer Unsicherheit und Investitionszurückhaltung. Neue Wachstumsrisiken, die mittelfristig von der Politik etwa bei der Rente und am Arbeitsmarkt geschaffen werden, setzen der Investitionsdynamik Grenzen. Auch das Risiko Energiekosten bleibt ein Sorgenkind: 44 Prozent der Unternehmen nennen die Entwicklung der Energie- und Rohstoffpreise als Geschäftsrisiko das ist Platz 1 im Risiko-Ranking. In den energieintensiven Branchen hat die Investitionstätigkeit bereits seit einigen Jahren nachgelassen und reicht nicht mehr aus, um den Kapitalstock aufrecht zu erhalten. Investitionen und Kreditnachfrage sind üblicherweise eng korreliert. Auch angesichts der eher verhaltenen Investitionsneigung geht deshalb von der Kreditnachfrage aktuell kaum Druck auf die Konditionen aus. Stattdessen wollen viele Kreditinstitute gerade im Mittelstandssegment ihre Marktanteile ausweiten und liefern sich einen harten Konkurrenzkampf.
7 DIHK-Umfrage ÊFinanzierungszugang Sommer Basel III-Auswirkungen derzeit noch überdeckt Größenunterschiede nehmen eher zu: Kleine Unternehmen abgehängt KMU-Gewichtungsfaktor beibehalten Die gute Konjunktur, die expansive Geldpolitik der EZB, die eher verhaltene Investitionsentwicklung sowie die gezielte Verbesserung der Eigenkapitalausstattung vieler Unternehmen überlagern derzeit die Wirkungen, die aufgrund der veränderten regulatorischen Rahmenbedingungen zu erwarten sind. Zudem treten die Regeln von Basel III, die sich belastend auf die Unternehmensfinanzierung auswirken dürften, etwa bei der Zulassung von Eigenkapitalinstrumenten oder bei den Anforderungen an die kurzfristige Liquidität, nur schrittweise in Kraft. Für Entwarnung besteht jedenfalls kein Grund: Die Konsequenzen der Basel III-Regeln für die Versorgung von Unternehmen mit Fremdkapital werden erst nach und nach deutlich werden, besonders in einem wirtschaftlichen Abschwung oder bei einer Trendwende in der Geldpolitik. Bei den Finanzierungskonditionen nimmt die Unternehmensgröße wieder an Bedeutung zu. Bei Unternehmen zwischen 200 und 1000 Mitarbeitern liegt der Saldo aus Unternehmen mit gutem und schlechtem bzw. keinem Finanzierungszugang bei 61 Punkten, bei Unternehmen ab 1000 Mitarbeitern sogar bei 67 Punkten. Unternehmen bis 200 Mitarbeiter haben mit einem Saldo von 30 Punkten hingegen einen etwas schlechteren Finanzierungszugang. Bei Betrieben mit maximal neun Mitarbeitern fällt der Saldo mit elf Punkten zudem deutlich niedriger aus: 35 Prozent bewerten ihren Zugang zu Finanzierung als gut (Gesamtwirtschaft: 49 Prozent), 14 Prozent berichten von schlechten Finanzierungskonditionen (Gesamtwirtschaft: neun Prozent). Tendenziell nimmt der Unterschied zwischen Kleinbetrieben und dem Rest der Wirtschaft wieder zu: Bei den Unternehmen bis neun Mitarbeitern steigt der Saldo nur um unterdurchschnittliche zwei Punkte, bei den Unternehmen ab 20 Mitarbeitern hingegen überdurchschnittlich. Kleinunternehmen profitieren also am wenigsten von der Verbesserung des Finanzierungsumfelds. Kleine Unternehmen scheinen damit bei den Finanzierungsbedingungen weiter zurückzufallen. Dieses Umfrageergebnis verdeutlicht einmal mehr die Relevanz des KMU-Gewichtungsfaktors bei der europäischen Umsetzung von Basel III. Der Faktor erleichtert die Eigenkapitalanforderungen der Finanzinstitute für Kredite an KMU bis 1,5 Mio. Euro und damit die Fremdkapitalbereitstellung für kleine Unternehmen. 3 Bestrebungen, etwa der Europäischen Bankenaufsicht (EBA), den Begrenzungsfaktor abzuschaffen, sollte klar entgegengetreten werden. So zeigen Berechnungen der Bundesbank, dass ein Portfolio von KMU-Krediten von bis zu 1,5 Mio. Euro tatsächlich ein geringeres Risiko hat als ein Portfolio größerer Kredite mit gleicher Gesamtsumme. Die Ausnahme ist kein Privileg. 4 Sie sollte daher über 2016 hinaus bestehen bleiben. 3 Der KMU-Gewichtungsfaktor gleicht den Anstieg der allgemeinen Eigenkapitalanforderungen aus, nicht aber die Tatsache, dass auch die qualitativen Anforderungen an Eigenkapitalinstrumente steigen. Zudem sieht er keinen Ausgleich für erhöhte Kapitalanforderungen aus den verschiedenen Zuschlagsregelungen etwa wegen Systemrelevanz oder wegen des antizyklischen Kapitalpuffers vor. 4 Klaus Düllmann, Philipp Koziol: Evaluation of minimum capital requirements for bank loans to SMEs, Discussion Paper No 22/2013, Deutsche Bundesbank.
8 8 DIHK-Umfrage ÊFinanzierungszugang Sommer 2014 Falls Sie nur schlechten oder gar keinen Zugang zur Fremdfinanzierung erhalten haben, bei Mehrfachnennungen möglich; in Prozent Betriebsmitteln Investitionen inkl. Leasing Exporten Hohe Anforderungen an Sicherheiten und Eigenkapital In das Bild einer wachsenden Kluft zwischen guten und schlechten Bonitätsbewertungen auf Unternehmensseite passt ein weiteres Element der DIHK-Befragung zu den Finanzierungsbedingungen: Fehlende Sicherheiten nehmen als Ausschlusskriterium für Kreditzusagen zu. Der Anteil steigt und liegt aktuell bei 57 Prozent der betroffenen Unternehmen (Sommer 2013: 55 Prozent). Die steigende Bedeutung von Sicherheiten schafft insbesondere neue Probleme für viele Gründer. Bei den Problemursachen bei schlechtem Kreditzugang folgt die Eigenkapitalausstattung mit 31 Prozent im Ranking der Finanzierungshindernisse. Vor dem Hintergrund der insgesamt guten Entwicklung der Eigenkapitalausstattung deutscher Unternehmen deutet dieses Detail zusätzlich darauf hin, dass die Banken inzwischen höhere Anforderungen an ihre Schuldner stellen.
9 DIHK-Umfrage ÊFinanzierungszugang Sommer Betriebsmittelkredite bleiben problematisch Fristentransformation in Gefahr Exportfinanzierung funktioniert Vergleich der Sektoren: Industrie liegt vorn Baubranche zieht mit Dienstleister kaum Schwierigkeiten Gefragt nach unterschiedlichen Kreditarten bestätigt sich das bereits in den Vorjahren gemeldete Muster: Am häufigsten treten Probleme bei Betriebsmittelkrediten auf 44 Prozent der Unternehmen mit Schwierigkeiten beim Finanzierungszugang nennen diese Kategorie. Investitionskredite folgen mit 40 Prozent. Sie haben den Vorteil, durch das Investitionsgut selbst besichert werden zu können. Die langfristige Finanzierung von Investitionen über die Hausbank ist ein bewährtes Element der deutschen Finanzierungskultur und des erfolgreichen Mittelstands hierzulande. Sie darf deshalb nicht zu stark durch die Regulierung in Mitleidenschaft gezogen werden. Dabei ist schon heute absehbar, dass eine ungünstige Ausgestaltung der mit Basel III vorgegebenen langfristigen Liquiditätskennziffer (NSFR) die Möglichkeiten der Kreditinstitute zur Fristentransformation einschränkt und das Risiko von Anschlussfinanzierungen noch stärker auf die Unternehmen überwälzt werden wird. Erfreulich ist, dass die Exportfinanzierung weiterhin kaum ein Problem darstellt: Wie im Vorjahr geben nur zwei Prozent der Unternehmen mit Finanzierungsschwierigkeiten an, dass in diesem Bereich Probleme aufgetreten sind. Das deutsche System der Außenhandelsfinanzierung bewährt sich damit einmal mehr. Beim Blick auf die Unterschiede im Finanzierungszugang nach Wirtschaftssektoren sticht die Industrie hervor im positiven Sinn. Sie weist weiterhin die niedrigste Kredithürde auf. Deutlich mehr als die Hälfte der Industrieunternehmen, die Fremdkapital benötigen, bewerten ihre Finanzierungsbedingungen als gut (57 Prozent, nach 53 Prozent im Vorjahr); der Saldo liegt bei 47 Punkten (Vorjahr: 43 Punkte). Der Kreditzugang verbessert sich dabei in ganzer Breite der Branchen: Von ohnehin schon hohem Niveau aus melden etwa der Maschinenbau (54 nach 50 Punkten) und die Gummi- und Kunststoffindustrie (53 nach 47 Punkten) weitere Verbesserungen. Besonders deutlich ist der Anstieg in der Chemischen Industrie (von 52 auf 66 Punkte). Aber auch im Sonstigen Fahrzeugbau, insbesondere im Luft- und Raumfahrzeugbau, der oft große Finanzierungssummen benötigt, verbessert sich die Situation (23 nach 17 Punkten) allerdings von sichtlich niedrigerem Niveau. Das stark von Umstrukturierungen getroffene Druckgewerbe weist ebenfalls einen höheren Finanzierungssaldo auf (22 nach zuvor 20 Punkten). Nur in Einzelfällen verschlechtert sich die Kredithürde, etwa beim Bekleidungsgewerbe (mit 44 nach zuvor 47 Punkten). Auch in der Baubranche zeigen sich kaum Finanzierungsprobleme. Der Saldo verbessert sich mit 29 Punkten weiter gegenüber dem bereits entspannten Vorjahreswert (25 Punkte). Die Baubranche profitiert derzeit von der hohen Bauaktivität, bei der zum gut laufenden Wohnungsbau zunehmend auch der Wirtschaftsbau und die Hoffnung auf eine Erholung des öffentlichen Baus hinzutreten. Bei den Dienstleistern verbessern sich die Kreditkonditionen gegenüber den bereits guten Vorjahreswerten ebenfalls weiter: Der Saldo steigt um drei auf 30 Punkte. Der Anstieg des Anteils der Unternehmen mit gutem Finanzierungszugang (von 43 Prozent auf 47 Prozent) überkompensiert dabei, dass auch der Anteil von Unternehmen mit schlechten Bedingungen leicht ansteigt (von zehn Prozent auf elf Prozent). Die Unternehmen der Leasingbranche melden mit einem Saldo von 45
10 10 DIHK-Umfrage ÊFinanzierungszugang Sommer 2014 Punkten (Vorjahr: 40 Punkte) eine weitere Verbesserung ihres Finanzierungszugangs nach dem starken Anstieg im Vorjahr. Auch die Immobilienwirtschaft profitiert mit einem Saldo von 44 Punkten (zuvor 40 Punkte) vom günstigen Finanzierungsumfeld. Besonders relevant ist der Finanzierungszugang derzeit auch für Kreditinstitute, die in vielen Fällen einen deutlich gestiegenen Kapitalbedarf haben und deshalb zum Teil etwa neue Anleiheformen als Anpassung an Basel III am Markt platziert haben. Auch das Kreditgewerbe berichtet dabei von einer insgesamt sehr guten Situation (Saldo von 88 nach zuvor bereits 82 Punkten). Gemischtes Bild im Handel Lediglich im Handel ist ein leichter Rückgang des Saldos von 36 auf 35 Punkte zu konstatieren. Dabei ist die Entwicklung innerhalb des Sektors heterogen: Etwas mehr Betriebe mit Fremdkapitalbedarf berichten von einem guten Finanzierungszugang (49 Prozent, plus einen Punkt zum Vorjahr). Aber auch der Anteil der Unternehmen mit schwierigem oder nicht ausreichendem Kreditzugang steigt (neun Prozent bzw. fünf Prozent, jeweils plus einen Prozentpunkt), was insgesamt für einen leichten Saldorückgang ausreicht. Gegen den Sektortrend meldet der Einzelhandel mit einem Saldo von 28 Punkten (nach zuvor 26 Punkten) eine Verbesserung seiner Finanzierungsbedingungen. Nutzen Sie eine oder mehrere der folgenden alternativen Finanzierungsformen neben typischen Bankkrediten, und wenn ja, welche? Mehrfachantworten möglich; in Prozent Keine Leasing Förderkredite Factoring Beteiligungskapital (inkl. Mezzanine-Kapital) öffentliche Bürgschaften Unternehmensanleihen Schuldscheindarlehen Crowdfunding/Crowdinvesting
11 DIHK-Umfrage ÊFinanzierungszugang Sommer Wie stark werden Alternativen genutzt? Leasing als Ergänzung beliebt Förderkredite nachgefragt Die Umfrage zu den Finanzierungsbedingungen zeichnet dieses Mal auch ein Bild über die Verbreitung und Relevanz alternativer Finanzierungsformen. Klar ist: Der traditionelle Bankkredit hat keinesfalls ausgedient. Die deutschen Unternehmen setzen neben der Eigenfinanzierung weiterhin auf die Kreditfinanzierung als zentrales Instrument. Denn immerhin 44 Prozent der Unternehmen geben an, überhaupt keine alternativen Finanzierungsformen zu nutzen. Dennoch spielen einige Instrumente eine wichtige Rolle als Ergänzung zur Bankfinanzierung. Besonders oft wird hier das Leasing von Investitionsgütern genutzt. Immerhin 49 Prozent der Unternehmen nutzen dieses Instrument. Das hat viele Vorteile: Weder das Leasingobjekt noch die Verpflichtungen aus dem Leasinggeschäft belasten die Bilanz. Daraus folgen positive Effekte auf wichtige Kennzahlen wie etwa die Eigenkapitalquote. Darüber hinaus haben die Leasingdienstleister oft spezialisiertes Knowhow, das auf diese Weise genutzt werden kann. Auch Förderkredite sind als Baustein der deutschen Finanzierungslandschaft etabliert. Immerhin 16 Prozent der Unternehmen profitieren in der einen oder anderen Form von diesem Instrument. Besondere Bedeutung hat die Förderung in der Industrie (22 Prozent), da hier oft sehr hohe Finanzierungsvolumina gestemmt werden müssen. Förderkredite helfen hier. Kleinunternehmen bis 20 Mitarbeiter nutzen Förderkredite unterdurchschnittlich oft (zehn Prozent), während die Verteilung auf die anderen Größenklassen recht ausgewogen ist (20 bis 199 Beschäftigte: 19 Prozent, 200 bis 999 Beschäftigte: 21 Prozent, ab 1000 Beschäftigten: 20 Prozent). Für bestimmte Unternehmen sollten zudem auch öffentliche Bürgschaften ein bedeutendes Förderinstrument sein. Sie helfen die Hürde der Kredit-Sicherheiten zu nehmen. Insgesamt berichten nur zwei Prozent der Unternehmen, diese Unterstützungsform zu nutzen. Sie ist aber gerade etwa für neue Gründungen oder für besonders innovative Projekte von Bedeutung. Alternative Finanzierungsformen stark größenabhängig Ein weiteres bilanzentlastendes Finanzierungsinstrument stellt das Factoring dar, bei dem Kundenforderungen bereits vor Fälligkeit an den Factoringdienstleister weiter veräußert werden. Dieses Instrument wird in der öffentlichen Wahrnehmung besonders mit dem Handel verbunden. Insgesamt nutzen es jedoch nur vier Prozent der Händler ebenso viele wie in der Gesamtwirtschaft. Von größerer Bedeutung ist Factoring in der Metallerzeugung und bearbeitung sowie im Papiergewerbe: 23 Prozent bzw. 18 Prozent der jeweiligen Unternehmen nutzen den Forderungsverkauf. Beim Blick auf die Größenklassen fällt auf, dass Factoring bisher vor allem eine Domäne mittlerer und großer Unternehmen ist: Elf Prozent der Unternehmen mit 200 bis 1000 Beschäftigten und neun Prozent der Unternehmen ab 1000 Mitarbeitern nutzen es. Hier wird auch deutlich, dass das erstmalige Einrichten eines Factoringprozesses oft noch ein aufwändiger Schritt ist, der sich vor allem ab einem bestimmten Mindestvolumen an Forderungen lohnt.
12 12 DIHK-Umfrage ÊFinanzierungszugang Sommer 2014 Noch größenabhängiger sind Schuldscheindarlehen und insbesondere Anleihen, die sich wegen relativ hoher Fixkosten erst bei größeren Finanzierungsbeträgen rechnen. Zudem bringen öffentliche Anleihen in erheblichem Maße Pflichten zur Veröffentlichung sensibler Informationen über die Unternehmensentwicklung mit sich. Während diese Instrumente insgesamt nur selten genutzt werden (Schuldscheindarlehen: ein Prozent, Unternehmensanleihen: zwei Prozent), stellen sie für größere Unternehmen eine wichtige Quelle der Wachstumsfinanzierung dar. Vor allem Betriebe ab 1000 Mitarbeitern nutzen Schuldscheindarlehen und Unternehmensanleihen (neun bzw. sieben Prozent). Auf diesem Weg lassen sich zudem oft vergleichsweise hohe Beträge mobilisieren, wie sie Großunternehmen benötigen. Crowdfunding noch in den Startlöchern Deutsches Finanzierungsmodell erhalten Eine Finanzierung über viele kleine Beträge von Privatpersonen, die direkt über das Internet zugesagt werden, ist als Schwarmfinanzierung oder Crowdfunding bekannt. Sie ist vor allem für Unternehmensgründungen und für die Finanzierung innovativer Produkte und Dienstleistungen interessant. Nutzer von Crowdfunding sind daher in der Stichprobe der hier durchgeführten Untersuchung vermutlich unterrepräsentiert, da in die Befragung überwiegend etablierte Unternehmen einbezogen werden. Dennoch kommt Crowdfunding in einigen Branchen durchaus vor: So melden Unternehmen aus dem Verlagswesen (drei Prozent), der Medienund Filmwirtschaft (zwei Prozent) und der Programmierung (drei Prozent), dass sie dieses Instrument nutzen. Aber auch für Unternehmen aus den Gesundheits- und sozialen Diensten (zwei Prozent) sowie aus dem Omnibusgelegenheitsverkehr (zwei Prozent) spielt es eine Rolle. Dabei handelt es sich nicht um ein einzelnes Finanzierungsinstrument, sondern um eine ganze Palette neuer Finanzierungsformen: Anleger werden beim Crowdinvesting erfolgsabhängig an der Unternehmensentwicklung beteiligt, während Crowdlending ein direkte Kreditvergabe von Privatpersonen an Unternehmen ermöglicht. Bei der nun anstehenden Regulierung zur Verbesserung des Kleinanlegerschutzes darf das Potential dieser neuen Finanzierungsinstrumente nicht ausgebremst werden. Die Unternehmensfinanzierung in Deutschland ist eine Erfolgsgeschichte. Die Tradition einer langen, vertrauensvollen Zusammenarbeit zwischen Unternehmen und Kreditinstituten ist eine wichtige Grundlage für eine wettbewerbsfähige deutsche Wirtschaft. Die Bankfinanzierung bleibt dabei die zentrale Form der Finanzierung für den Großteil der Unternehmen, wird aber je nach Größe und Branche durch spezifische weitere Finanzierungsinstrumente ergänzt. Sie trägt zudem gerade über die in Deutschland üblichen langfristigen Investitionskredite zu einer auf Gegenseitigkeit und Langfristigkeit ausgerichteten Finanzierungskultur bei. Bei der Ausgestaltung der europäischen Finanzmarktregulierung muss deshalb dringend darauf geachtet werden, dieses Modell nicht zu gefährden. Denn es muss auch dann noch Bestand haben können, wenn die aktuellen konjunkturellen und geldpolitischen Sonderfaktoren nachlassen - und die verschärfte Regulierung ihre belastende Wirkung zeitigt.
13 DIHK-Umfrage ÊFinanzierungszugang Sommer Fragebogen 1. Wie bewerten Sie aktuell den Zugang zur externen Finanzierung Ihres Unternehmens? gut befriedigend schlecht keine Finanzierung erhalten keine externe Finanzierung benötigt 2. Falls Sie nur schlechten oder gar keinen Zugang zur Fremdfinanzierung erhalten haben, Probleme bei (Mehrfachnennungen möglich) Zinsen Sicherheiten Dokumentationspflichten eigener Finanzierungsanteil Sonstiges 3. Falls Sie nur schlechten oder gar keinen Zugang zur Fremdfinanzierung erhalten haben, bei (Mehrfachnennungen möglich) Investitionen inkl. Leasing Betriebsmitteln Exporten Sonstiges 4. Nutzen Sie eine oder mehrere der folgenden alternativen Finanzierungsformen neben typischen Bankkrediten, und wenn ja, welche? (Mehrfachantworten möglich) Leasing Factoring Schuldscheindarlehen Unternehmensanleihen Beteiligungskapital (inkl. Mezzanine-Kapital) Förderkredite öffentliche Bürgschaften Crowdfunding/Crowdinvesting Keine
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