1. Cybermobbing- Gewalt unter Jugendlichen hat sich verändert. 2. Das Internet ein geeigneter Tatort für aggressives Verhalten wie Cybermobbing

Transkript

1 Jugendliche im Bann neuer Medien- Herausforderung für die Medienerziehung Cybermobbing Dr. Catarina Katzer Vorstandsvorsitzende Bündnis gegen Cybermobbing e.v.

2 Inhalt: 1. Cybermobbing- Gewalt unter Jugendlichen hat sich verändert 2. Das Internet ein geeigneter Tatort für aggressives Verhalten wie Cybermobbing 3. Von Tätern, Opfern & Folgen 4. Was können wir tun? Handlungsempfehlungen & Präventionsansätze

3 Woher kommt der Begriff Cybermobbing? Mobbing in der Schule Tatorte: Klassenraum, Schulhof, Schulweg Neuer Tatort: Internet Über längeren Zeitraum andere verbal oder psychisch schädigen

4 Wie kann Cybermobbing Cybermobbing aussehen?

5 Cybermobbing z.b. in Chatrooms Ehrschutzdelikte z.b. Üble Nachrede, Gerüchte Verleumdungen (StGB) Beleidigungen & Hänseleien Nicht beachten oder von Gesprächen & Cliquen ausschließen Nicht in Freundesliste aufnehmen Erpressungen oder Drohungen Peinliche, unangenehme Fotos

6 Cybermobbing über Videoplattformen wie Youtube Videoaufnahmen Verprügeln von Mitschülern zeigen Intime, peinliche Situationen (beim Umkleiden, auf der Toilette etc.) Mit dem Handy gedrehte Nackt- Liebesszenen der Ex-Freundin

7 Fake-Profile in sozialen Netzwerken wie SchülerVZ Passwörter werden geknackt Fotomontage (z.b. Gesicht eines Mädchens über erigierten Penis gebeugt u.s.w) Profil mit Pornowebseite in Verbindung bringen (z.b. verlinken mit homosexuellen Inhalten etc.) Vorlieben des Jugendlichen für sexuelle Praktiken

8 Hassgruppen in sozialen Netzwerken wie SchülerVZ Wir lieben Jenny Zusammenschluss mehrerer Jugendlicher böse Dinge, Lügen, Verleumdungen, gefakte Fotos werden öffentlich in der Community verbreitet

9 Cybermobbing kann stattfinden: Chatrooms Soziale Netzwerke wie Schüler VZ, Facebook Videoplattformen (clipfish, Youtube) Instant Messaging (ICQ) Mobiltelefon (Fotos, Videos, Internetverbindung) Online-Rollen-Spiele oder Chatroulette (Speed-Dating im Netz) Neu: Mobbingwebseiten mit ausl. Host (Isharegossip)

10 Warum ist das Internet ein geeigneter Tatort für Cybermobbing?

11 A. Physische Anonymität: Unzählige virtuelle Kommunikationsräume (Chats, Social Networks, Videoplattformen, Online-Games ) Physische Abwesenheit (trotz Webcam: echte Person muss nicht erkennbar sein; Genderswapping, gefakte Fotos ) Technologie (z.b. Anonymisierung der IP-Adressen) Keine wirksame Kontrolle (Kontrollverlust)

12 Folgen: Täter von Mobbing Handlungen schwer zu identifizieren Hemmschwelle für Mobbing Handlungen geringer als faceto-face Cybermobbing ist leicht & schnell auszuüben Große Offenheit bezüglich privater Informationen oder persönlicher Probleme (ideale Opfer leichter erkennbar)

13 B. Wachsende Mediennutzung & Ausstattung Über 75% der Jährigen sind Mitglieder in Facebook & Co (JIM 2010) Bereits 40% der 6-13 Jährigen sind Mitglieder in sozialen Netzwerken (66% in SchülerVZ, 20% in Facebook) 30% der 6-13 Jährigen stellen private Filme/Fotos ins Netz

14 Wie häufig kommt Cybermobbing unter den Jährigen vor? Täglich bis mehrmals wöchentlich: 5-25% je nach Cybermobbingform 5% 25% Erpressungen/ Bedrohungen Beleidigungen, Hänseleien, Verleumdungen, Gerüchte & Lügen verbreiten etc. Meldungen SchülerVZ täglich

15 Schwere Formen aus Sicht der Opfer: Ausgegrenzt werden Erpresst / unter Druck gesetzt werden Gehänselt oder lächerlich gemacht werden Gerüchte/ Lügen verbreiten Peinliche Filme oder Fotos verbreiten

16 Also: Cybermobbing ist nicht gleich Cybermobbing! 1. Normalität in Jugendkommunikation (bestimmtes ärgern, beschimpfen, beleidigen, Unterhaltung stören gehören zum Umgang) 2. Echte empfundene Schädigung- Die Tränen die hier geweint werden sind echt!

17 Cybermobbing hat Folgen für die Opfer Akute, direkte Belastung bei 30% Dauerhafte Belastung bei 20 % Psychosomatische Beschwerden

18 Wer sind die Cybermobber im Internet? Cybermobber sind häufig auch Mobber in der Schule : 78,8% ( Katzer & Fetchenhauer, 2005)

19 Wiederholte Taten derselben Täter

20 Wer sind die Täter? Positive Gewalteinstellung /Delinquenz Schulisches PROBLEMVERHALTEN wie Schuleschwänzen Negative emotionale Beziehung zu den Eltern stark in soziale Netzwerke oder Chatcommunities integriert Besuchen häufig extreme Inhalte im Internet (z.b. rechtsradikale Chatrooms)

21 Aber Internet als Tatort für neue Täter (ca. 20%)

22 Statements zu Cybermobbing von Jugendlichen (Studie 2009) Im Internet kann man andere mühelos ärgern (71,1%) Man kann andere schikanieren, ohne Angst vor Strafe zu haben (56,6%) Jugendlichen ist oft nicht bewusst was sie im Internet alles anrichten können (32%)

23 Einige Motive von Cybermobbing Frust, Wut Spaß, Lust, Entertainment Leistung & Anerkennung Competition, Trophäenjagd (Wer hat das peinlichste Video eines Mitschülers?) Langeweile Rache/ Revanche Verhalten Ausprobieren/ Testen

24 Wer sind die Opfer? Außenseiter In Netzcliquen wenig integriert, unbeliebt Geringes Selbstwertgefühl Oft überbeschütztes Elternhaus, viele Verbote Häufig in Schule gemobbt

25 Medienethische Konsequenzen: 1. Verbindung realer mit virtueller Gewalt z.b. Verprügeln, Vergewaltigungen werden gefilmt und im Internet gezeigt 2. Physische Anonymität und Virtualität: Neue, veränderte Täter- und Opfersituation

26 Tätersituation im Cyberspace Hemmschwelle für Mobbing niedriger als in face-toface Situation Geringere Empathie für Opfer im Cyberspace Täter haben im Netz kein Gefühl für eigenes straffälliges Verhalten (StGB) Wahrnehmung des eigenen Verhaltens variiert zwischen Internet und schulischem Umfeld Neuer virtueller Voyeurismus

27 Opfersituation im Cyberspace Endlosviktimisierung: Gemeinheiten & Verletzungen bleiben ein Leben lang im Netz erhalten (z.b. peinliche Fotos, Videoclips) Extreme Öffentlichkeit & Reichweite der Viktimisierung: Hunderttausende können zusehen Stärke der empfundenen Verletzungen teils höher als durch Schulmobbing (über Fotos/Videos, Smith et al., 2008) Kein Schutzraum - Täter kommen über PC & Handy direkt ins Kinderzimmer

28 4. Was können wir tun?

29 3 wichtige Säulen der Präventionsarbeit: Eltern & Freunde Schule Politik

30 Lernort: Schule 1. Längerfristige Medienausbildung fördern Medienwissen der Lehrer & Schüler & Eltern erhöhen Internetkommunikation im Unterricht z.b. Lernen mit anderen Schulen über Facebookgruppe Peer to peer education: Jugendliche als Internetcoaches, Cyberpolice an Schulen 2. Gewaltprävention mit Medienerziehung verbinden Medien-Präventionstag (Heinrichs & Katzer, 2011)

31 Bildungspolitik Neue Rahmenbedingungen schaffen z.b.: Medienerziehung in Aus-& Fortbildung aller Bildungsakteure Lehrfach Medienerziehung an allen Schulen nicht nur Handling der Technologie Medienpsychologie und Medienpädagogik Sozialisation & Lernen von peers aus dem Netz Bedeutung des eigenen Handelns im Netz Wie verändert das Internet Individuum & Gesellschaft - Zentrale Meldestelle in Bundesländern für Gewalt, Mobbing und sexuelle Übergriffe an Schulen

32 Internet: Markt für Online-Angebote Anforderungen an Anbieter von Kinder/Jugend- Foren erhöhen z.b.: - Anonymität reduzieren - Bessere Kontrolle/ Aufsicht - Obligatorische Online-Hilfe für Opfer - Zertifizierung der Online-Angebote (z.b. staatliches Siegel)

33 Justiz Strafrechtliche Seite Neuer Tatort Cyberspace z.b.: Internationale Bekämpfung; Datenaustausch in EU u.s.w Ermittlung der Täter (verdeckte Ermittlung?) Tatbestand Cyberbullying: Eine Straftat? Haftung der Anbieter von Sozialen Netzwerken/ Online- Plattformen für Inhalte der User?

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