Modul 1: Normative Vorstellungen von Schule und Unterricht
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- Stefan Winkler
- vor 7 Jahren
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1 VL Einführung in die Schulpädagogik WS 2009/10 (Boenicke /Popp) Modul 1: Normative Vorstellungen von Schule und Unterricht Schule im Wandel Ziele und Gründe Lernen im Wandel: Lerntheoretische Aussagen zu Schule und Unterricht Film: Interview mit Martin Spitzer Arbeitsfragen zum Film Diskussion Prof.Dr. Boenicke Institut für Bildungswissenschaft 1
2 Schule im Wandel: Welche Ziele leiten die Schulreform? Transformation der Bildungssysteme: Ziele Gründe der Innovationen Beispiel PISA Empirische Befunde und Konsequenzen für das Schulsystem Prof.Dr. Boenicke Institut für Bildungswissenschaft 2
3 Transformation der Bildungssysteme Ziele (1): Aktivierung der Lernenden durch: Anwendungsbezug von Aufgaben Beachtung individueller Interessen Übernahme von Verantwortung für den eigenen/gemeinsamen Lernprozess Berücksichtigung individueller Lernvoraussetzungen Förderorientierung, Vermittlung von Erfolgserlebnissen und eines positiv-realistischen Selbstkonzepts Prof.Dr. Boenicke Institut für Bildungswissenschaft 3
4 Transformation der Bildungssysteme Ziele (2): Vermittlung vielfältig einsetzbarer Schlüsselkompetenzen durch: Problemorientierung der Aufgaben (statt Lösungsroutinen) Fächerübergreifende Fragestellungen (statt Fachsystematik) Kommunikative Orientierung (anstatt Dominanz von Frage- und Antwort-Schema) Vermittlung von sozialen Kompetenzen und Teamstrukturen (anstatt Bündelung der Verantwortung bei der Lehrperson) Prof.Dr. Boenicke Institut für Bildungswissenschaft 4
5 Transformation der Bildungssysteme Gründe (1): Die pädagogische Dimension: Eingehen auf individuelle Unterschiede, Förderorientierung Ermöglichung eines positiven Selbstkonzepts Die ökonomische Dimension: Orientierungsfähigkeit und Flexibilität gegenüber Innovationen Kreativität und Eigenständigkeit als Wettbewerbsvorteil, Kooperationsfähigkeit und interkulturelle Kompetenz als zentrale Voraussetzung Die gesellschaftliche Dimension: Integration von Schülern mit heterogenen kulturellen und sozialen Lernvoraussetzungen Prof.Dr. Boenicke Institut für Bildungswissenschaft 5
6 Grundbildung in der PISA-Studie Grundbildung = Internationaler Standard von Basiskompetenzen Verständnisorientierung: Wissenschaftliche Basiskonzepte verstehen (z.b. Entwicklung, Beschleunigung) Problemorientierung: Eigene Lösungswege entwickeln, Problemlösungen beurteilen Anwendungsorientierung: Realistische Aufgaben (Texte, Grafiken, Diagramme) Kommunikative Orientierung: Kooperationfähigkeit, Adressatenbezug, Reflexionsfähigkeit im Umgang mit fremden Perspektiven Methodenorientierung: Lernstrategien als Voraussetzung von Selbstständigkeit Prof.Dr. Boenicke Institut für Bildungswissenschaft 6
7 Transformation der Bildungssysteme Empirische Befunde: Auswertung von 23 unabhängigen Schulreformprojekten der OECD in 13 Ländern (Europa, Asien, Amerika, Australien) Zielsetzungen ähneln sich: Förderorientierung, Individualisierung, Anwendungsbezug, Vorrang sozialer Kompetenzen, Methodenorientierung, Aufbau von Eigenständigkeit, Lehrer als Berater Fazit: Die starken Familienähnlichkeiten zwischen den 23 unterschiedlichen Reformen in unserer Studie war für die Forscher eine große Überraschung. (Black/Atkin 1997, S.32) Prof.Dr. Boenicke Institut für Bildungswissenschaft 7
8 Lernen in der Schule - ein vielfältiger Prozess... Vokabeln in Französisch Zusammenhänge zwischen zwei Variablen in Mathematik Beurteilungen ethischer Problemstellungen in Religion / Ethik Handlungsabläufe in Sport / Bild. Kunst Soziales Verhalten / Konfliktmanagement
9 Modelle des Lernens Klassisches Konditionieren Operantes Konditionieren Beobachtungslernen Problemlösen Kognitives Lernen
10 1.1 Klassisches Konditionieren Watson (1920) ( Little Albert ): Albert reagiert furchtlos und interessiert auf weiße Ratte (NS) reagiert erschrocken und weint (UR) bei plötzlichem, lauten Krach (US) Kopplung: Ratte + Krach Panik bei Anblick der Ratte (CR) (Generalisierung auf Pelzmäntel) bedingte Furchtreaktion, die sehr löschungsresistent ist.
11 1.2 Klassisches Konditionieren Bedeutung für den Schulalltag: Keine direkte Beeinflussung des Lernprozesses; Erklärungsmöglichkeit für viele motivationale und affektive Reaktionen der Schüler: z.b. dauerhaftes Bloßstellen des Schülers durch Physiklehrer im Physiksaal Angstreaktion des Schülers Später Angstreaktion des Schülers auch bei anderen Lehrkräften, wenn der Schüler den Physiksaal betritt,
12 2.1 Operantes Konditionieren Thorndike ( ) / Skinner ( ) Einwirkung: Verstärkung Belohnung/ Wegfall von Unangenehmen Ignorieren / Bestrafung Löschung Konditioniertes Handeln
13 2.2. Operantes Konditionieren Bedeutung für die Schule: 1. Positive Verstärkung 2. Negative Verstärkung 3. Löschung durch Ignorieren 4. Löschung durch Bestrafung
14 3.1 Beobachtungslernen / Latentes Lernen Bandura (1965): Lernen, bei dem ein Modell beobachtet und nachgeahmt wird: v.a. beim Lernen von Sozialverhalten, Handlungs- und Bewegungsabläufen.
15 3.2. Beobachtungslernen / Latentes Lernen Bedeutung für die Schule Übernahme von sozialen Verhaltensweisen (z.b. grüßen; danken) Sportunterricht Bildende Kunst / Musik Vgl. Bedeutung der Lehrerpersönlichkeit für den erfolgreichen Unterricht
16 4. Problemlösen IST-ZUSTAND Lösungsweg bekannt = Aufgabe Ausprobieren und Sackgassen bei Problemlösung Lösungsweg unbekannt = Problem schlecht/ gut definiert SOLLZUSTAND
17 5.1 Kognitiver Wissenserwerb: Drei-Speicher-Modell (Atkinson / Shiffrin 1968)
18 5.2 Kognitiver Wissenserwerb: Manfred Spitzer Jahrgang 1958 Seit 1997: Inhaber des Lehrstuhls für Psychiatrie Universität Ulm Seit 1998: Leiter der Psychiatrischen Universitätsklinik in Ulm
19 5.2 Spitzer 1996/2002: Gedächtnis = komplexes neuronales Netz Sensorisches Register, Arbeits- und Langzeitgedächtnis als Zustandsformen der Information in einem umfassenden Gesamtspeicher. ( keine Behälter / keine Entleerung )
20 5.2 Lernen konstruktivistisch Das Gehirn bildet seine eigenen Strukturen dadurch, dass es Strukturen verarbeitet, und durch die Verarbeitung sich selber strukturiert. Lernen = Konstruktion von Wissen
21 5.2 Lernen in der Schule ❶ Das Gehirn lernt immer. ❷ Unter Angst lernt man die Angst gleich mit. ❸ Auf eine gute L-S- Beziehung kommt es an. ❹ Auf Strukturen, die an Beispielen verdeutlicht werden, nicht auf Einzelheiten kommt es an. ❺ Auf Wiederholen und Üben kommt es an.
22 6. Literatur Mietzel, G. ( ), Pädagogische Psychologie des Lernens und Lehrens. Göttingen u.a.: Hofgrefe, S und Spitzer, Manfred, Lernen: Gehirnforschung und die Schule des Lebens, Heidelberg u.a: 2007.
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