Die psychosoziale Situation von Ausländern in der Bundesrepublik

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1 Die psychosoziale Situation von Ausländern in der Bundesrepublik

2 ISBN ISBN (ebook) DOI / Die Deutsche Bibliothek - CIP Einheitsaufnahme Die psychosoziale Situation von Ausländern in der Bundesrepublik : Integrationsprobleme ausländischer Familien und die seelischen Folgen / Konstantin Lajios (Hrsg.). - Opladen : Leske + Budrich NE: Lajios, Konstantin [Hrsg.] (e) 1993 by Leske + Budrich. Opladen Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgestzes ist ohne Zustimmung des Verlags unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für VervieWiltigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung Verarbeitung in elektronischen Systemen. Satz: Leske + Budrich, Opladen

3 Konstantin Lajios (Hrsg.) Die psychosoziale Situation von Ausländern in der Bundesrepublik Integrationsprobleme ausländischer Familien und die seelischen Folgen Leske + Budrich, Opladen 1993

4 Inhalt Vorwort Einleitung Karl Lichter Möglichkeiten und Grenzen psychiatrischer Behandlung im Spannungsfeld der Migration Gari Pavkovic Psychosoziale Beratung von Arbeitsmigranten aus dem ehemaligen Jugoslawien Valentina Veneto Scheib Psychosoziale Versorgung ausländischer Frauen und Mädchen in der BRD Laie Akgün Psychokulturelle Hintergründe türkischer Jugendlicher der zweiten und dritten Generation Konstantin Lajios Zur psychosozialen Versorgung der Ausländer/innen Ergebnisse einer Untersuchung in Wuppertal Anhang Die Autoren Die Fragebögen

5 Vorwort Die Mitwirkung der ausländischen Arbeitnehmer am Wirtschaftsleben der Bundesrepublik Deutschland und ihre Teilhabe sowie die Teilhabe ihrer Familienangehörigen am gesellschaftlichen und kulturellen Leben tritt inzwischen in das vierte Jahrzehnt ein. Rückblickend kann man zwar konkrete Schritte im Sinne einer Integration feststellen, der Status der Ausländer in bezug auf die psychosozialen Belange ist aber nach wie vor durch große Benachteiligung gekennzeichnet. Der Zustrom von Asylbewerbern und deutschstämrnigen Flüchtlingen aus Osteuropa vermindert zusätzlich die Chance einer positiven Veränderung dieser Situation. Der Integrationsoptimismus der ersten Jahrzehnte ist auf beiden Seiten einer Ernüchterung gewichen. Atmosphärisch werden die Ausländer nun von einem Schleier der Vorbehalte, der Ablehnung und oft auch des Fremdenhasses umgeben. Sie fühlen sich in dieser Zeit stärker als je zuvor mit ihren psychosozialen Problemen allein gelassen. Von den Diensten, die sich am intensivsten mit den psychosozialen Problemlagen der Ausländer befassen, sind die nationalitäts spezifischen Sozialen Beratungsstellen der Wohlfahrtsverbände zu nennen. Die hier tätigen Fachkräfte weisen seit Jahren auf einen wachsenden Notstand hin, sehen sich aber zunehmend mit der Erwartung konfrontiert, die finanziellen Lasten für die Betreuung und Beratung von Personen ausländischer Herkunft allmählich abzubauen, da ihre Integration inzwischen als gelungen angesehen wird. Eine solche Erwartung beruht jedoch auf einer Fehleinschätzung und Verkennung der tatsächlichen Verhältnisse. Die inzwischen wirksam gewordene Freizügigkeit innerhalb der EG führte zu einer erhöhten Mobilität und einem verstärkten personellen Austausch der hier anwesenden Ausländer, was zur Tradierung persönlicher Notzustände beiträgt. Ein Phänomen, welches mit erhöhter Häufigkeit bei Ausländern beobachtet wird, ist eine Vielfalt körperlicher Beschwerden ohne organischen Befund. Man ordnet diese Beschwerden den psychosomatischen Störungen zu. Diese belasten das Gesundheitssystem der Bundesrepublik mit enormen Kosten, ohne daß eine Linderung oder Besserung erreicht würde.

6 6 Konstantin Lajios Eine Konversion von psychischen Leiden in körperliche Symptome scheint für viele ausländische Menschen der einzige Ausweg zu sein, um Hilfe und Fürsorge zu erfahren, die allein über den Weg der Krankenbehandlung gewährleistet ist. Eine angemessene Hilfe in solchen FäIIen könnten spezialisierte psychosoziale Dienste und Beratungsstellen bieten. Offensichtlich aus Kostengründen wird auf die Schaffung solcher Einrichtungen verzichtet. Die wenigen eingerichteten Beratungsstellen für psychosoziale Nöte der ausländischen Bevölkerung in der BRD sind überlastet, da ihre Zahl zu gering ist. Im Rahmen ihres Auftrages haben sie sich bisher jedoch sehr gut bewährt. Vielfältige Initiativen und konkrete Schritte zum Ausbau der psychologischen Fachdienste und der psychiatrischen Abteilungen für die besonderen Notwendigkeiten der Betreuung seelisch gestörter Ausländer stießen immer wieder auf außergewöhnliche Zurückhaltung. Dem Herausgeber erschien es daher sehr wichtig, neben den Argumenten, die er zur Unterstützung seiner Forderungen immer wieder vorbrachte, auch empirische Daten vorzulegen, um der Bedeutung dieses von vielen geteilten Anliegens Nachdruck zu verleihen. Zunächst wurde der Versuch unternommen, im Einzugsbereich des sozialen Beratungsdienstes für Ausländer in Wuppertal einschlägige Fakten zu sammeln, die den Bedarf eines psychosozialen Fachdienstes für Ausländer mit muttersprachlicher Beratung nachweisen. Die weitere Systematisierung der Faktenlage führte schließlich zu einer geschlossenen empirischen Felduntersuchung, die wir hier in diesem Band der Öffentlichkeit vorstellen. Die Ergebnisse dieser Erhebung wurden unter deutschen und ausländischen FachkoIIegen diskutiert. Es wurde der Wunsch geäußert, die Untersuchung durch weitere Fachbeiträge zu ergänzen und zu erweitern. Besonderes Gewicht wurde dabei auf die Berücksichtigung der psychologischen und psychiatrischen Versorgung der ausländischen Arbeitnehmer und ihrer Familienangehörigen gelegt. Unter den Autoren, die Beiträge für diesen Band geschrieben haben, sind Vertreter der vier zahlenstärksten Nationalitäten sowie ein deutscher FachkoIIege. Die geschilderten Verhältnisse und die angesprochenen Problemfelder in diesem Band sind relevant für die alten Bundesländer. Die Situation in den neuen Bundesländern ist derzeit noch nicht vergleichbar, da einerseits der Ausländeranteil an der Wohnbevölkerung der neuen Bundesländer sehr niedrig ist und andererseits bekannt ist, daß ausländische Arbeitnehmer im Rahmen von Zeitverträgen beschäftigt und überwiegend in Sammelunterkünften untergebracht wurden. Eine echte Integrationsabsicht hat es offenbar nie gegeben, und es wurden auch kaum ernsthafte Anstrengungen für die psychosoziale Betreuung der ausländischen Arbeitnehmer unternommen.

7 Vorwort 7 In unsere Erhebung wurden folgende Nationalitäten einbezogen: Griechen, Italiener, Jugoslawen, Spanier und Türken. Möglich war dies nur mit der tatkräftigen Untestützung der jeweils zuständigen Sozialberaterlinnen der Wohlfahrtsverbände, für die wir uns bedanken möchten. Zu Dank für ihre Unterstützung der Untersuchung sind wir auch den Dipl. Psychologen Herrn Simeon Kiotsoukis vom Institut für Jugendhilfe der Stadt Duisburg, Herrn Karl Lichter, Sprecher einer Gruppe der Psychosozialen Arbeitsgemeinschaft (PSAG) Wuppertal, Herrn Horst Rieger von der Erziehungsberatungsstelle des Nachbarschaftsheims Wuppertal und Frau Bärbel Hoffman, Sozialarbeiterin beim Diakonischen Werk Wuppertal-Barmen verpflichtet, die bei der endgültigen Gestaltung der Fragebögen beratend mitgewirkt haben. Dem Leiter des Gesundheitsamtes Wuppertal, Herrn Dr. Günther Hartmann, Herrn Volker Koch, Geschäftsbereichsleiter der AOK Wuppertal, Herrn Günther Frowein, Leiter der Betriebskrankenkasse der Firma ENKA und Vorsitzenden der Arbeitsgemeinschaft der Betriebskrankenkassen Wuppertal und Herrn Erzpriester Dr. Charalampos Stefanopoulos von der Griechisch-orthodoxen Kirchengemeinde Wuppertal möchten wir für die finanzielle Unterstützung unseren Dank aussprechen. Wir danken außerdem dem Diakonischen Werk der Evangelischen Kirche im Rheinland in Düsseldorf für die technische Hilfe bei der Vervielfältigung der Fragebögen. Ferner möchten wir uns beim Vorsitzenden des Ausländerbeirats, Herrn ArifIzgi, bei der stellvertretenden Vorsitzenden Frau Dr. Anastassia Kalpaki Georgoulaki, beim Sozialdezernenten Herrn Herbert Wilts und bei Herrn Klaus-Peter Stein, Ausländerbeauftragter und Leiter der Koordinierungsstelle für Ausländerangelegenheiten der Stadt Wuppertal, für die ideelle Unterstützung bedanken. Für die Auswertung der Fragebögen, die Erstellung der Graphiken und Schreibarbeiten möchten wir Herrn Dr. Stefanos Goudetsidis danken. Nicht zuletzt gebührt hier den Mitautoren dieses Bandes, Herrn Karl Lichter, Herrn Gari Pavkovic, Frau Valentina Veneto-Scheib und Frau Dr. Laie Akgün (alle Dipl.-Psychologenlinnen) Dank für ihre Bereitschaft, durch ihre Beiträge unser Anliegen einer qualifizierten psychosozialen Beratung zu unterstützen. Wir hoffen, daß unsere Arbeit auch anderen, die in diesem Bereich arbeiten, eine Hilfe sein wird. Wuppertal und Erkrath im Herbst 1993 Konstantin Lajios