Jeannine Ohlert Deutsche Sporthochschule Köln
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- Reinhardt Boer
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1 SPORTPSYCHOLOGISCHE LEHRGANGSBETREUUNG 1 Evaluation of a sport psychological group intervention in girls football Jeannine Ohlert Deutsche Sporthochschule Köln Psychologisches Institut Abt. Gesundheit & Sozialpsychologie Das Deutsche Forschungszentrum für Leistungssport Köln - momentum Am Sportpark Müngersdorf Köln Tel.: Fax: [ j.ohlert@dshs-koeln.de Anmerkungen der Autorin: Das Betreuungsprojekt wurde finanziert von der Sportstiftung NRW. Die Autorin dankt Prof. Jens Kleinert für die grundlegende Projektidee sowie den drei beteiligten Trainerinnen für ihre Offenheit gegenüber sportpsychologischen Ideen. Women s football: Played, Watched, Talked about! FREE Conference University of Copenhagen, June 2013
2 SPORTPSYCHOLOGISCHE LEHRGANGSBETREUUNG 2 This paper is a work in progress. Please do not quote without explicit written permission of the author. Wie wichtig ein starker Kopf für einen Spitzensportler ist, wird besonders in Zusammenhang mit den jüngsten Burnout-Fällen und der hohen Dropout-Rate im Jugendleistungssport immer häufiger diskutiert. Von verschiedenen Seiten wird dabei immer wieder betont, dass es sinnvoll ist, sportpsychologische Strategien bereits im Jugendbereich zu trainieren (vgl. z.b. Beckmann, Elbe, Szymanski & Ehrlenspiel, 2006; Kleinert, 2010; Kleinert & Raven, 2011; Schweer, 2008). Im Rahmen eines von der Sportstiftung NRW finanzierten Projekts wurde daher eine sportpsychologische Betreuung in reguläre Verbandskaderlehrgänge der U15 und U17 Mädchenfußball-Teams in NRW integriert. Im Folgenden wird die Konzeption und Evaluation dieser sportpsychologischen Maßnahme dargestellt und diskutiert. Zielsetzung sportpsychologischer Betreuung im Nachwuchsleistungssport Junge Leistungssportler sind heutzutage der hohen Belastung aus Schule (zusätzlich verstärkt durch die Einführung von G8) einerseits sowie Training und Wettkampf andererseits ausgesetzt. Daher sollte die sportpsychologische Betreuung von Jugendlichen drei verschiedene Aspekte beinhalten: 1.) Stärkung psychischer Ressourcen für das System Leistungssport, 2.) Unterstützung der allgemeinen Persönlichkeitsentwicklung, sowie 3.) Strategien zur optimalen Leistungsentwicklung im Sport. 1.) Stärkung psychischer Gesundheitsressourcen für das System Leistungssport Die Stärkung psychischer Gesundheitsressourcen lehnt sich in erster Linie an das von Antonovsky (Antonovsky, 2009; Antonovsky & Franke, 1997) entwickelte Modell der Salutogenese an. Die Sportpsychologie als edukatives Angebot zum Aufbau von mentalen Ressourcen und Kompetenzen kann dabei als ein wichtiger Baustein im Sinne der Salutogenese gesehen werden (vgl. auch Breuer & Kleinert, 2008; Sulprizio, 2011). 2.) Unterstützung der allgemeinen Persönlichkeitsentwicklung Jedes Jahr steigen unzählige junge Sportler wieder aus dem Leistungssport aus und beenden aus verschiedenen Gründen ihre Karriere (vgl. z.b. Kleinert, 2010; Kleinert & Raven, 2011). Besonders für diese Sportler, aber auch für erfolgreiche Athleten ist es unabdingbar, sich neben den sportspezifischen Anforderungen auch mit allgemeinen Entwicklungsaufgaben auseinanderzusetzen. Dies ist jedoch durch das Sportsystem deutlich erschwert (z.b. Beckmann et al., 2006; Schweer, 2008). Eine sportpsychologische Betreuung sollte an dieser Stelle einhaken und junge Athleten durch die Vermittlung von Lebensstrategien darin unterstützen, sich auch als Persönlichkeit weiter zu entwickeln. 3.) Strategien zur optimalen Leistungsentwicklung im Sport Nicht zuletzt geht es bei der sportpsychologischen Betreuung auch um die Leistungsentwicklung eines Athleten. Die Sportpsychologie kann hier dem Sportler bewusst machen, inwiefern seine Gedanken seine Leistung beeinflussen. In einem zweiten Schritt können anschließend Strategien entwickelt werden, damit der Sportler lernt, seine Gedanken gezielt zu
3 SPORTPSYCHOLOGISCHE LEHRGANGSBETREUUNG 3 beeinflussen. Auf diese Weise wird ihm dabei geholfen, genau dann seine beste Leistung zu zeigen, wenn er sie im Wettkampf benötigt. Konzept der sportpsychologischen Lehrgangsbetreuung im Mädchenfußball In einem Pilotprojekt finanziert die Sportstiftung NRW seit 2009 ein sportpsychologisches Betreuungskonzept für die Nachwuchsfußballerinnen der U15 und U17 Verbandskader in Nordrhein-Westfalen (Fußballverbände Mittelrhein, Niederrhein und Westfalen). Bestreben dieses Projekts war und ist die Integration sportpsychologischer Betreuung für Nachwuchsfußballerinnen in die bestehenden Lehrgangskonzepte der Verbände. Die Lehrgangsbetreuung besteht aus mehreren Bausteinen, welche so konzipiert wurden, dass sie flexibel und bei Bedarf unabhängig voneinander eingesetzt werden können: 1.) Sportpsychologischer Basisworkshop Der sportpsychologische Basisworkshop bildet die Grundlage der Lehrgangsbetreuung, da hier mentale Grundkompetenzen vermittelt werden, die je nach Thematik sowohl der Salutogenese, der Persönlichkeitsentwicklung als auch der Leistungssteigerung dienen (oder auch mehreren Aspekten gleichzeitig). Das Thema des Workshops wird vom Sportpsychologen in Absprache mit den Trainern festgelegt. Die Besonderheit der Basisworkshops liegt neben dem Gruppensetting darin, dass die Spielerinnen in den Workshops als Expertinnen für ihre eigene Situation zu Wort kommen und darin bestärkt werden, sich auch untereinander über das behandelte Thema auszutauschen und gegenseitig zu helfen. Auf diese Weise können die Spielerinnen feststellen, dass sie mit gewissen Problemen nicht alleine sind, sondern dass sich andere mit ähnlichen Dingen auseinander setzen. 2.) Freiwilliges Entspannungsangebot Eine zentrale Ressource besonders zum Umgang mit Druck und Stresssituationen stellt das Entspannungstraining dar. Das freiwillige Entspannungsangebot hat daher zum Ziel, die jungen Athletinnen an verschiedene Entspannungsmöglichkeiten heranzuführen. Idealerweise in der Mittagspause der Lehrgangstage kann jeweils eine 30-minütige Entspannungseinheit angeboten werden, andere Zeiten sind jedoch auch denkbar. Eine sportbezogene Entspannungsmethode (z.b. Progressive Muskelentspannung, Ruhebild) wird kurz erläutert, aber vor allem praktisch durchgeführt. 3.) Einzelgespräche Einzelgespräche wurden in die Maßnahme integriert, um gezielt besonders ambitionierten Spielerinnen die Möglichkeit zu geben, individuell über psychologische Unterstützungsmöglichkeiten für Leistungsentfaltung und Persönlichkeitsentwicklung zu sprechen. Die Einzelgespräche finden im allerersten Kontakt mit dem Sportpsychologen als Pflichtgespräch für alle Spielerinnen statt. Ziel des Erstgespräches ist es, auf Basis eines halbstandardisierten Gesprächsleitfadens herauszufinden, inwiefern die Spielerinnen sich bereits selbst reflektieren und ob sie bereits naive oder systematische sportpsychologische Strategien bei der Selbstregulation einsetzen. Zusätzlich besteht so die Möglichkeit, den Spielerinnen bei spontan berichteten Schwierigkeiten bereits erste Tipps und Ideen mit auf den Weg zu geben. 4.) Freie Sprechzeit Die freie Sprechzeit hat zum Ziel, dass sich Spielerinnen bei Beratungsbedarf an den Sportpsychologen wenden können, ohne dass dies andere Personen
4 SPORTPSYCHOLOGISCHE LEHRGANGSBETREUUNG 4 mitbekommen müssen. Durch Festlegung eines gewissen Zeitraums sowie eines Ortes, an welchem sich der Sportpsychologe aufhält, werden die Barrieren für die Spielerinnen zu einem Gespräch mit dem Sportpsychologen möglichst niedrig gehalten. 5.) Trainings- und Gruppenbeobachtung In der Regel ist ein Sportpsychologe während eines kompletten Lehrgangs anwesend. Dies verfolgt mehrere Ziele: Zum einen sollen die Spielerinnen den Sportpsychologen als regulären Teil des Betreuerstabs annehmen und auf diese Weise Kontakthemmungen abbauen. Zum anderen kostet es Zeit, das für eine Betreuung wichtige Vertrauen zu einer Person aufzubauen (Kleinert & Wippich, 2012), daher ist eine länger andauernde Anwesenheit sinnvoll. Im Vordergrund steht jedoch, dass der Sportpsychologe auf diese Weise auch Trainingseinheiten, eventuelle Wettkämpfe sowie die Interaktion der Spielerinnen untereinander beobachten kann. Unter Umständen erkennt er so auch problematische Verhaltensweisen bei Spielerinnen und kann in den Einzelgesprächen von sich aus dieses Verhalten ansprechen. 6.) Praktische Vertiefungseinheit für die Basiskompetenzen Ergänzend zu den Basisworkshops, die vor allem die Funktion erfüllen, grundlegende Strategien zu vermitteln, ist es für verschiedene Workshopthemen sinnvoll, diese durch eine weitere Einheit in der Praxis zu ergänzen. Die Vertiefungseinheit hat daher das Ziel, die im Basisworkshop zunächst theoretisch erarbeiteten Strategien in realitätsnahen Settings umzusetzen. Die Vertiefungseinheit in den regulären Trainingsbetrieb eingebunden und von den Trainern gemeinsam mit dem Sportpsychologen geleitet. Es werden je nach Thema auch fußballspezifische Übungen zum jeweiligen Thema durchgeführt, damit eine hohe Praxisnähe für die Spielerinnen gegeben ist. 7.) Sportpsychologische Hotline Sportpsychologischer Beratungsbedarf besteht selbstverständlich auch außerhalb der Kaderlehrgänge. Aus diesem Grund bekommen die Spielerinnen während der Workshops Visitenkarten mit der Telefonnummer des betreuenden Sportpsychologen und können diesen bei Bedarf anrufen. Die Erfahrung zeigt, dass diese Option zwar selten genutzt, aber im konkreten Fall von den Spielerinnen als sehr hilfreich empfunden wird. Durchgeführte Lehrgangsbetreuungen Die Lehrgangsbetreuung in NRW findet seit November 2009 statt. Bis April 2012 wurden auf neun verschiedenen Lehrgängen (meistens gemeinsame Lehrgänge der drei Fußballverbände) über 200 junge Fußballerinnen erreicht (viele davon mehrfach). Es fanden 21 Workshops zu sechs verschiedenen Themen, sieben Entspannungseinheiten (freiwillig), 89 Pflichtgespräche sowie 13 freiwillige Gespräche (z.t. über die Hotline, z.t. vor Ort) statt. Evaluation der Lehrgangsbetreuung Zur Evaluation bzw. Qualitätssicherung der Lehrgangsbetreuung wurde im Frühjahr / Sommer 2012 eine Online-Befragung der an den letzten Workshops beteiligten Spielerinnen durchgeführt. Die Evaluation erfolgte nach dem Zwiebelschalen-Modell zur Erfassung der Qualität einer sportpsychologischen Beratung von Kleinert und Brand (2011). Teilnehmerinnen Insgesamt 55 U15- und U17-Auswahlspielerinnen der Fußballverbände Mittelrhein, Niederrhein und Westfalen wurden nach verschiedenen Verbandslehrgängen um die Teilnahme an der Evaluation gebeten; von diesen
5 SPORTPSYCHOLOGISCHE LEHRGANGSBETREUUNG 5 nahmen 39 Mädchen (71%) teil. Das Durchschnittsalter lag bei 14.9 Jahren (SD = 1.1); die Spielerinnen waren im Schnitt seit 8.8 Jahren (SD = 2.5) fußballerisch aktiv. Fragebogen Als Instrument diente der QS17 (Kleinert et al., 2011), welcher auf dem Zwiebelschalen-Modell zur Erfassung der Qualität einer sportpsychologischen Beratung von Kleinert und Brand (2011) beruht. Durchführung und Analysen Der Fragebogen wurde über die Software unipark.de als Online-Befragung umgesetzt und im Anschluss an die im Frühjahr sowie Sommer 2012 stattfindenden Lehrgänge durhgeführt. Um einschätzen zu können, inwiefern die Betreuungsqualität mit der individuellen Ansprache der Spielerinnen in Einzelsettings vs. Gruppensettings zusammenhängt, wurden die Teilnehmerinnen in diejenigen Spielerinnen aufgeteilt, die bereits mindestens ein Einzelgespräch (Pflicht oder freiwillig) durchgeführt hatten (n = 13) und solchen Spielerinnen, die bisher lediglich an Gruppenmaßnahmen teilgenommen hatten (n = 26). Anschließend wurden T-Tests für unabhängige Stichproben sowohl für die drei Faktoren als auch für die Einzelitems berechnet, um Unterschiede in der Qualitätswahrnehmung zwischen den beiden Gruppen herauszuarbeiten. Aufgrund der multiplen Tests wurde das Alpha-Niveau zur Signifikanzberechnung per Bonferroni-Korrektur von.05 auf.002 verändert. Ergebnisse Auswertung des QS17. Bei der Berechnung der Mittelwerte über alle Spielerinnen auf der Ebene der Einzelitems ergab sich insgesamt eine sehr positive Evaluation. Auf einer Skala von 1 bis 4 lagen die Mittelwerte ohne Ausnahme bei 2.5 und höher, was insgesamt einer mäßigen bis hohen Zustimmung zu den einzelnen Aussagen entspricht. Auf der Ebene der Faktoren wurde insbesondere die Betreuung mit einem Mittelwert von 3.5 Punkten positiv bewertet; die Teilnehmerinnen fühlten sich offensichtlich insgesamt durch die Sportpsychologin gut betreut. Insbesondere die Aussagen zur Verständlichkeit der Inhalte sowie der Kompetenz der Sportpsychologin erreichten sehr hohe Werte (3.7 bzw. 3.9 Punkte). Der Faktor der Skills wurde mit 3.1 Punkten ebenfalls positiv beurteilt, wobei die Mittelwerte insgesamt niedriger lagen als für den Betreuungsfaktor. Die höchsten Werte erhielten dabei vor allem das neu erlangte Bewusstsein, wie wichtig der Kopf für die eigene Leistung ist, sowie neu erlernte sportpsychologische Techniken (jeweils 3.5 Punkte). Der letzte Faktor des Modells, die Leistung, erreichte einen Mittelwert von 2.9 Punkten und liegt somit in der Bewertung auch über einem gedachten Skalenmittel von 2.5 Punkten. Die positivsten Einschätzungen erhielt hier die Übertragbarkeit der erlernten Strategien auf den Alltag (3.3 Punkte). Die Ergebnisse zur Kosten / Nutzen-Analyse aus Sicht der Spielerinnen sowie die Wahrscheinlichkeit der Weiterempfehlung lagen im hohen Bereich: Im Mittel beurteilten die Teilnehmerinnen die Effektivität der Maßnahme mit 77% (SD = 14.5%) und die Wahrscheinlichkeit der Weiterempfehlung mit 90% (SD = 11.9%). Im Vergleich der Ergebnisse für Spielerinnen mit vs. ohne Einzelbetreuungs- Erfahrung ergaben sich weder für die Faktoren noch für die einzelnen Items signifikante Unterschiede zwischen beiden Teilnehmerinnen-Gruppen. Lediglich die Aussage Die Sportpsychologin ist eine Person, der ich vertrauen kann wurde von Spielerinnen mit Einzelbetreuungs-Erfahrung signifikant
6 SPORTPSYCHOLOGISCHE LEHRGANGSBETREUUNG 6 positiver bewertet als von den anderen Teilnehmerinnen (M(mit) = 3.9; M(ohne) = 3.2; T(31.7) = 3.63; p =.001). Diskussion Bei der sportpsychologischen Lehrgangsbetreuung handelt es sich um ein besonders im Jugendsport noch vergleichsweise neues Instrument in Deutschland. Ziel der vorliegenden Studie war daher die Darstellung und Evaluation des Konzepts im Rahmen eines Mädchenfußball-Pilotprojekts der Sportstiftung NRW. Dabei ergaben sich insgesamt sehr positive Resultate: Die beteiligten Spielerinnen zeigten sich sehr zufrieden mit der Betreuungssituation und hatten auch überwiegend den Eindruck, neue psychologische Skills erlernt zu haben. Der Effekt auf die persönliche Leistung im Sport ließ sich zunächst noch nicht in gleichem Umfang nachweisen. Auf inhaltlicher Seite ist an den Ergebnissen besonders hervorzuheben, dass offensichtlich nur sehr wenige Mädchen der Sportpsychologie gegenüber unaufgeschlossen sind. Dies dokumentiert die sehr hohe Weiterempfehlungswahrscheinlichkeit von 90%. Ein weiteres positives Resultat der Evaluation ist die Tatsache, dass zwischen den Teilnehmerinnen der Einzelgespräche sowie den Teilnehmerinnen der Gruppenmaßnahmen bis auf eine einzige Variable keine Unterschiede in der Evaluation zu finden waren. Dies bedeutet, dass es auch in der Gruppensituation sehr gut gelingt, eine vertrauensvolle Beziehung zu den Spielerinnen herzustellen und Strategien weiterzugeben. Es ist demnach erst einmal nicht notwendig, Skills in Einzelgesprächen zu vermitteln und auf jeden Athleten individuell einzugehen. Lediglich die Vertrauensbasis wird in der Einszu-Eins-Situation besser aufgebaut, eine Tatsache, die für die Beibehaltung der Pflichtgespräche als Einstieg für die Mädchen spricht. Langfristig sollte überprüft werden, ob sich diese Ergebnisse auch für eine gewisse Zeitspanne nach der Betreuung aufrechterhalten lassen, oder ob dann nicht aus der Einzelbetreuung nachhaltigere Effekte zu erwarten wären. Zudem sollte in zukünftigen Evaluationen erfasst werden, wie häufig die Mädchen bereits an der Maßnahme teilgenommen haben, um auch die langfristigen Effekte der Betreuung besser beurteilen zu können. Es wäre zu erwarten, dass sich im Laufe der Zeit auch deutlichere Auswirkungen auf die Skills sowie die Leistung zeigen lassen. In diesem Zusammenhang erscheinen auch spezifischere Fragen zu konkreten Inhalten als sinnvoll. Weiterhin wäre es ebenfalls interessant, Prä-Post-Evaluationen zu konkreten Workshops zu unternehmen, also beispielsweise zu überprüfen, ob sich Wettkampfängstlichkeit nach einem Workshop zu diesem Thema tatsächlich reduziert hat. Auch eine Evaluation der Maßnahme aus Sicht der beteiligten Trainer ist für die Zukunft anzustreben. Zusammenfassender Erkenntnisgewinn Die Ergebnisse der Evaluation in Kombination mit den gesammelten Erfahrungen bei diesem Pilotprojekt zeigen, dass die Maßnahme insgesamt als sehr nützlich wahrgenommen wird. Durch das gewählte Betreuungssetting erreicht man vergleichsweise viele Sportlerinnen mit relativ geringem Zeitaufwand, was letztendlich auch dazu führt, dass sich die Kosten für die Maßnahme in Grenzen halten. Die Hauptziele des Projekts, nämlich eine Vermittlung von Basiskompetenzen zur Ressourcenstärkung, Persönlichkeitsentwicklung und Leistungssteigerung sowie eine grundsätzliche Sensibilisierung der Spielerinnen für die Möglichkeiten der Sportpsychologie wurden erreicht. Offensichtlich führt die Gruppenarbeit auch nicht dazu, dass die Spielerinnen weniger angesprochen werden als in Einzelbetreuungen; es
7 SPORTPSYCHOLOGISCHE LEHRGANGSBETREUUNG 7 gibt also zumindest kurzfristig nur wenig Qualitätsverlust. Aus diesen Gründen bleibt im Sinne aller jungen Sportler zu hoffen, dass immer mehr Verbände bereit sind, zumindest diese grundlegende sportpsychologische Ausbildung ihrer jugendlichen Athleten zu finanzieren. Auf diese Weise würden sie dazu beitragen, einerseits aus ihren Athleten mental stärkere Sportler zu machen, ihnen andererseits aber auch Fähigkeiten zu vermitteln, die ihnen den Umgang mit den Anforderungen im Leistungssport erleichtern und sie insgesamt zu gefestigteren Persönlichkeiten werden lassen. Literatur Antonovsky, A. (2009). Die salutogenetische Perspektive: Zu einer neuen Sicht von Gesundheit und Krankheit. Göttingen: Vandenhoek & Ruprecht. Antonovsky, A. & Franke, A. (1997). Salutogenese: Zur Entmystifizierung der Gesundheit. Tübingen: DGVT. Beckmann, J., Elbe, A.-M., Szymanski, B. & Ehrlenspiel, F. (2006). Chancen und Risiken. Vom Leben im Verbundsystem von Schule und Leistungssport. Köln: Sportverlag Strauß. Breuer, S. & Kleinert, J. (2008). mental.talent eine systematische sportpsychologische Ausbildung und Betreuung jugendlicher Kaderathleten. In G. Sudeck, A. Conzelmann, K. Lehnert & E. Gerlach (Hrsg.), Differentielle Sportpsychologie. Sportwissenschaftliche Persönlichkeitsforschung. 40. Jahrestagung der Arbeitsgemeinschaft für Sportpsychologie (asp) (Schriften der Deutschen Vereinigung für Sportwissenschaft, 176, S. 32). Hamburg: Cwalina. Kleinert, J. (2010). Leistungssport im Talentbereich. Stress oder Herausforderung? In T. Wörz & J. Lecheler (Hrsg.), Die Psyche des Leistungssportlers. Die komplexe Herausforderung, ein Talent zu begleiten ; Schulen für Leistungssport im internationalen Vergleich (S ). Lengerich: Pabst. Kleinert, J., Anderten, M., Boss, M., Kleinknecht, C., Ohlert, J., Raven, H., Sulprizio, M., Wippich, S. & Zepp, C. (2011). Sportpsychologische Betreuungsqualität aus Sicht jugendlicher Kaderathleten. In J. Ohlert & J. Kleinert (Hrsg.), Sport vereint. Psychologie und Bewegung in Gesellschaft. 43. Jahrestagung der Arbeitsgemeinschaft für Sportpsychologie (asp) vom Juni 2011 in Köln (Schriften der Deutschen Vereinigung für Sportwissenschaft, 210, S. 72). Hamburg: Feldhaus. Kleinert, J. & Brand, R. (2011). Qualitätsmanagement in der sportpsychologischen Betreuung im Leistungssport. Zeitschrift für Sportpsychologie, 18 (2), Kleinert, J. & Raven, H. (2011). "Ich will nicht mehr". Stress, Motivation und Drop-out im Jugendleistungssport. In Innenministerium des Landes Nordrhein-Westfalen & Landessportbund Nordrhein-Westfalen e.v. (Hrsg.), Sport ist Spitze. Landessportprogramm Talentsuche und Talentförderung in Nordrhein-Westfalen (Sport ist Spitze, 25, S ). Aachen: Meyer & Meyer. Kleinert, J. & Wippich, S. (2012). Vertrauen als Merkmal von Beziehungsqualität. Modellentwicklung und explorative Interviews im Kontext sportpsychologischer Betreuung. Organisationsberatung, Supervision, Coaching, 19,
8 SPORTPSYCHOLOGISCHE LEHRGANGSBETREUUNG 8 Schweer, M.K.W. (2008). Leistungssport in der Jugendphase als Herausforderung sportpsychologischer Forschung. In M.K.W. Schweer (Hrsg.), Sport in Deutschland - Bestandsaufnahmen und Perspektiven (S ). Frankfurt am Main: Peter Lang. Sulprizio, M. (2011). MentalGestärkt. Psychische Gesundheit im Leistungssport. MedicalSportsNetwork (6),
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