Wie wir ENTSCHIEDEN werden: Nudging - der dezente Schubs in die richtige Richtung
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- Angelika Schmid
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1 Wie wir ENTSCHIEDEN werden: Nudging - der dezente Schubs in die richtige Richtung - Ein Beitrag zum 16. bsw-lieferantenkongress - Prof. Dr. André Betzer Fachbereich B - Schumpeter School of Business and Economics Bergische Universität Wuppertal
2 1 Einleitung Max Planck (* ) Privatdozent in München wurde er als außerordentlicher Professor für mathematische Physik zunächst nach Kiel und später nach Berlin berufen gelang ihm die Entdeckung des Planckschen Wirkungsquantums, auf das sich die Quantentheorie begründet Verleihung des Nobelpreises Rektor der Berliner Universität. Nach ihm benannt ist das Max-Planck-Institut. Max Planck
3 2 Einleitung Homo oeconomicus - Sind wir Mr. Spocks?
4 3 Einleitung Sind wir Mr. Spocks? - Oder doch Tony Nelsons?
5 4 Neues Forschungsfeld Verhaltensfehler: Daniel Kahnemann Daniel Kahnemann (*1934) 1970er Jahre : im Magazin "Science - Untersuchung von Entscheidungsfindung Nobelpreis für den für den Psychologen Daniel Kahneman. Heuristiken nehmen eine große Rolle ein. Tversky/Kahneman: Menschen nehmen bei der Entscheidungsfindung oft geistige Abkürzungen und Daumenregeln. Folge: systematische Fehler. Bisher in der traditionellen Ökonomie: Fehler werden bei der Entscheidungsfindung nur zufällig zugelassen. Daniel Kahnemann
6 5 Einflussfaktor: Entscheidungsarchitekturen Fehlerquelle: Entscheidungsarchitektur
7 6 Was ist ein Nudge? Was ist ein Nudge? Cass R. Sunstein und Richard H. Thaler (v.l.n.r.)
8 7 Was ist ein Nudge? Stellen Sie sich vor
9 8 Schlussfolgerung: Der Mensch trifft langfristig ungünstige Entscheidungen Selbsttäuschung und Denkfehler Wie handeln wir gegen eigene Interessen bzw. wie werden unsere Entscheidungen beeinflusst? Merken Sie sich: Wir schätzen kurzfristigen Nutzen höher ein als langfristigen. Wir sind träge und machen gerne das, was im System schon voreingestellt ist. Entscheidungen hängen davon ab, wie Fakten präsentiert werden ( Framing ).
10 9 Schlussfolgerung: Nudging-Politik erkennt diese Schwächen und nutzt sie aus Nudging in der Politik Sunstein, 4 Jahre Leiter des Office of Information and Regulatory Affairs, führte unter der Obama-Regierung in den USA Tests durch. Er ist überzeugt: Nudging wirkt in vielen Fällen besser als ein neues Gesetz. Premierminister David Cameron gründete dazu das Behavioural Insights Team.
11 10 Nudging in Deutschland Stellenausschreibung im Kanzleramt Das Bundeskanzleramt sucht am Dienstort Berlin für das Referat Stab Politische Planung, Grundsatzfragen und Sonderaufgaben befristet bis zum Ende der 18. Legislaturperiode drei Referenten, hieß es im August Die drei Bewerber sollten "hervorragende psychologische, soziologische, anthropologische, verhaltensökonomische bzw. verhaltenswissenschaftliche Kenntnisse" haben. Angela Merkel Foto: Bundesregierung/ Kugler
12 11 Nudging in Deutschland Pressereaktionen auf den Aufruf des Kanzleramtes
13 12 Nudging: Ein einfaches Beispiel Beispiel 1: Die Fliege im Urinal Das meist verwendete Beispiel der Nudging-Bewegung ist die Fliege im Urinal: 1999 kam ein Manager am Amsterdamer Flughafen auf die Idee, in den Keramik-Urinalen der Herrentoilette eine Fliege über dem Abfluss abzubilden. Kalkül: Der Tony Nelson im Mann macht beim Urinieren gerne Zielschießen.
14 13 Nudging: Ein einfaches Beispiel Beispiel 2: U.S.-amerikanische Energiehaushalte In den USA verschickte ein Energieversorger an Haushalte eine monatliche Energiebilanz: Bilanz über Stromverbrauch im Vergleich zu den effizientesten Nachbarn. Tony Nelson misst sich gerne mit anderen Tony Nelsons. Der Stromverbrauch sank während des einjährigen Tests um zwei Prozent gegenüber der Vergleichsgruppe. "Das hatte einen größeren Effekt als signifikante Preissteigerungen", so Sunstein.
15 14 Nudging: Ein einfaches Beispiel Beispiel 3: Der Organspendeausweis Zwei generelle Politikoptionen: Entweder die Bürger müssen aktiv ihre Bereitschaft als Organspender melden, Oder aber jeder Bürger gilt als Organspender, solange er nicht explizit Einspruch dagegen erhebt. Resultat aus bestimmter Politikoption: In Österreich lieg die Spenderrate bei fast 100 Prozent, schreibt Daniel Kahneman, in Deutschland lediglich bei 12 Prozent.
16 Nudging bei Spar- und Investmententscheidungen Relevante Fragestellungen in der Niedrigzinsphase 1. Wie schaffen wir es, aufgrund der aktuellen und potenziell auch länger anhaltenden Niedrigzinsphase mehr Geld für das Alter zu sparen, um unseren Lebensstandard im Alter zu sichern? 2. Wie können Individuen im aktuellen Zinsumfeld bessere Entscheidungen treffen, wenn es darum geht, Ihr Erspartes zu investieren? a) Aktien oder Anleihen? b) Diversifikationsheuristik 15
17 16 Nudging bei Spar- und Investmententscheidungen Fragestellung 1: Relevante Aspekte in der Niedrigzinsphase I Schlussfolgerung: Bürger haben immer weniger das Gefühl, langfristig verlässlich planen und sparen zu können.
18 17 Nudging bei Spar- und Investmententscheidungen Fragestellung 1: Relevante Aspekte in der Entscheidungssituation heute Niedrigzinsphase II Lösungsansatz: Widerstände gegen das Sparen identifizieren 1000 in 12 Monaten 1010 in 13 Monaten Richard Thaler und Cass Sunstein haben dies in ihrem Buch getan: Zeitinkonsistenz, Verlustaversion, Entscheidungssituation in 12 Monaten Trägheit sofort 1010 in 1 Monat
19 18 Nudging bei Spar- und Investmententscheidungen Fragestellung 1: Relevante Aspekte in der Niedrigzinsphase III Frage: Wie funktioniert Save more tomorrow? Trägheit: Aufnahme einer Beschäftigung führt zur betrieblichen Altersversicherung: man muss sich aktiv dagegen entscheiden, wenn man nicht an der betrieblichen Altersvorsorge teilnehmen möchte. Zeitinkonsistenz: Im Voraus bzw. mit Abstand ist festzulegen, welchen Betrag man zurücklegen soll bzw. wie und wann Beitragssteigerungen erfolgen sollen. Resultat ist eine ruhende Entscheidungsbasis. Verlustaversion: Höhere Beiträge werden erst bei Lohnerhöhungen fällig. So wird der Verlust als weniger gravierend empfunden.
20 19 Nudging bei Spar- und Investmententscheidungen Fragestellung 2: Relevante Aspekte in der Niedrigzinsphase I a) Aktien oder Anleihen?
21 20 Nudging bei Spar- und Investmententscheidungen Fragestellung 2: Relevante Aspekte in der Niedrigzinsphase II b) Diversifikationsheuristik Ich hätte die historischen Kovarianzen der Anlageklassen errechnen und effiziente Grenzen ziehen sollen. Stattdessen habe ich meine Beiträge fifty-fifty zwischen Anleihen und Aktien aufgeteilt. Harry Markowitz
22 21 Nudging bei Spar- und Investmententscheidungen Weitere Beispiele: Nudging I U.S.-Forscher führten an Halloween folgendes Experiment durch: Die Teilnehmer waren Kinder, die, wie in den USA an Halloween üblich, an den Haustüren in der Nachbarschaft klingelten, um Süßes oder Saures zu fordern. Variante 1: In zwei nebeneinanderliegenden Häusern durften sie jeweils zwischen zwei Schokoriegeln entscheiden (Milky Way oder Mars). Variante 2: In einem Haus wurde ihnen gesagt, sie dürften sich zwei Schokoriegel nehmen, egal von welcher Sorte.
23 22 Nudging bei Spar- und Investmententscheidungen Weitere Beispiele: Nudging II Studie von Benartzi, Thaler (2001): Universitätsangestellte wurden gefragt: wie würden sie ihr Geld für die Pension anlegen würden, wenn sie nur aus zwei Fonds auswählen könnten. Fall 1: Fonds investierte ausschließlich in Aktien, der andere in Staatsanleihen. Die meisten Angestellten entschieden sich, 50 Prozent ihres Geldes in Aktien und 50% in Anleihen anzulegen. Fall 2: Einer anderen Gruppe bot man an, zwischen einem reinen Aktienfonds und einem gemischten Fonds, der halb in Aktien und halb in Anleihen investierte, zu wählen.
24 Nudging bei Spar- und Investmententscheidungen Nudges bei Investmententscheidungen 3 Beispiele: 1. Fonds mit unterschiedlichen Risikoprofilen (konservativ, moderat oder aggressiv). Diese Fonds sind breit in verschiedenen Assetklassen diversifiziert, und man kann sich einfach an der eigenen Risikobereitschaft orientieren. Damit kann Fehlallokation vermieden werden. 2. Sogenannte Lebenszyklusfonds, die sich am Lebenszyklus des Investors orientieren. 3. Im aktuellen Niedrigzinsumfeld: weniger Geld in konservative Staatsanleihen und mehr in renditeträchtige Aktien. 23
25 24 Fazit und Diskussionsfrage Zusammenfassung und Gegenstimmen zum Modell Empirische Evidenzen: Durch gewisse Nudges (Stupser) kann man Menschen dazu bewegen, ihre Entscheidungen positiv zu verändern ohne, dass sie ihre Entscheidungsfreiheit verlieren. Kritiker, u.a. Professor Gigerenzer vom MPI in Berlin, führen an: Menschenbild, welches träge und dumm ist. Man sollte lieber in die bessere Ausbildung (z.b. auch in den Umgang mit Wahrscheinlichkeiten) von Kindern investieren.
26 25 Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!
27 Literaturquellen Literaturquellen: Sunstein, C. und Thaler, R. (2008): Nudge - Improving Decisions about Health, Wealth and Happiness, Yale University Press. GDV (2012): Altersvorsorge der Deutschen im Jahr 2012, abrufbar unter: Postbank (2013): Studie - Immer weniger investieren in Altersvorsorge, abrufbar unter dem folgenden Link: _immer_weniger_investieren_in_altersvorsorge.html. Bildquellen: Komfort/ /artikel.html.
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