(E-)Nudging in Chronic Care
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- Juliane Hoch
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1 (E-)Nudging in Chronic Care
2 (E-)NUDGING IN CHRONIC CARE Projektleitung: Prof. Dr Edith Maier (IPM-FHS St. Gallen) Projektdauer: März 2014 bis Februar 2016 Gefördert von der Gebert-Rüf Stiftung Partner: 2 Institute der FHS St. Gallen (Wirtschaftsinformatik & Soziale Arbeit) Praxispartner: Concordia Versicherung sowie Patientenorganisationen
3 AUSGANGSLAGE Stetige Zunahme an chronischen Erkrankungen; für ca. 60% der Krankheitslast verantwortlich Treiber Lebensstilbedingte Risikofaktoren, u.a. Bewegungsarmut, Bluthochdruck, Übergewicht Bevölkerungsalterung Problem Teilnahme an Patienten-Selbstmanagement- sowie Disease Management-Programmen eher bescheiden Nutzung/Akzeptanz von ehealth- und mobile Health- Tools und Apps hält sich ebenfalls in Grenzen
4 ZIELE Untersuchen bestehender auf der Verhaltensökonomie basierender Ansätze und Massnahmen für gesundheitsförderliches Verhalten Bewertung solcher Massnahmen im Hinblick auf deren Nutzen und Umsetzbarkeit im Schweizer Kontext Selektion der vielversprechendsten Ansätze und Ableitung von entsprechenden gesundheitspolitischen und psychosozialen Massnahmen, Evaluation bestehender digitaler Technologien, Anwendungen und Tools im Hinblick auf Einsatzmöglichkeiten im Bereich Patienten- Selbstmanagement, Chronic Care und Disease Management
5 FRAGESTELLUNGEN - allgemein Welche verhaltensökonomischen Konzepte (z.b. Verlustaversion) und Werkzeuge wie z.b. Selbstverpflichtungsmassnahmen oder vorselektierte Einstellungen (Defaults) sind am erfolgversprechendsten? Wie können neue Medien und Technologien die Motivation unterstützen, z.b. durch sozialen Support über virtuelle soziale Netzwerke oder die Anreicherung von Massnahmen mit spielerischen sowie Wettbewerbselementen (Stichwort: Gamification)? Wie können wir den Entscheidungskontext so gestalten, dass einerseits die persönliche Freiheit gewährleistet ist, und andererseits die Leute gesundheitliche Entscheide treffen, die sie später nicht bereuen?
6 FRAGESTELLUNGEN spezifisch E-Nudging Für welche Zielgruppen sind Online-Tools oder mobile Anwendungen besonders geeignet? Gibt es bestimmte Krankheitsbilder, wo solche Tools besonders hilfreich sind? Barrieren und Moderatoren im Hinblick auf Anwendung und Nutzen?
7 EINFLUSSFAKTOREN FÜR GESUNDHEITS- FÖRDERLICHES VERHALTEN Quelle: Maier & Tarnutzer, 2013
8 ZENTRALE THEMENBEREICHE bzw. EINFLUSSFAKTOREN BEI DMP/CHRONIC CARE Capability Motivation Behaviour Opportunity COM-B Model; Michie et al. (2011)
9 ERKENNTNISSE DER VERHALTENSÖKONOMIE Bounded Rationality Vorhandensein zweier kognitiver Systeme Nutzung von Urteilsheuristiken und Präsenz von kognitiven Verzerrungen Abweichung von Standardannahmen ökonomischer Modelle Bounded Selfishness (Bounded Self-Interest) Eigener Nutzen abhängig vom Nutzen Dritter Existenz sozialer Präferenzen (Fairness, Altruismus etc.) Zeigen von prosozialem Verhalten Bounded Willpower Instabile Präferenzen Zeitinkonsistentes Verhalten Selbstkontrollprobleme Nutzung von Kontrollinstrumenten
10 THINKING Quelle: Kahneman
11 BEISPIEL 1: ORGANSPENDE Zustimmungslösung vs. Widerspruchslösung Zustimmungslösung: Aktives Einverständnis der betroffenen Person oder der Angehörigen (CH, DE) Widerspruchslösung: Nur ein expliziter Widerspruch verhindert eine Entnahme (A, ES) In A/ES 80 85% Organspender, in CH/D ca % Verhaltensökonom. Werkzeug: Default Setting (z.b. Standardeinstellung beim Ausstellen des Führerscheins)
12 BEISPIEL 2 - RaucherInnen beim Aufhören unterstützen Kontrolliertes Experiment auf den Philippinen Massnahme: Selbstverpflichtung (Commitment Device) Raucher eröffnen ein Sparkonto, auf das sie Einzahlungen machen, die für mindestens sechs Monate gesperrt sind. Zeigt ein nach sechs Monaten durchgeführter Urintest, dass sie tatsächlich mit dem Rauchen aufgehört haben, können sie ihr Geld abheben, ansonsten geht es an eine Hilfsorganisation. Verhaltensökonom. Hintergrund: Menschen gewichten Verluste viel stärker (loss aversion) als zukünftige Vorteile bzw. Gewinne (z.b. höhere Lebenserwartung).
13 BEISPIEL 3: Wie lässt sich der Kondomverkauf in Friseursalonen am besten ankurbeln? Kontrolliertes Experiment in Zambia zur AIDS-Prävention 4 Gruppen mit unterschiedlichen Incentives: 1. Freiwillige Teilnahme 2. Geringe monetäre Belohnung 3. Hohe monetäre Belohnung 4. Soziale Anerkennung Welcher Anreiz hat den besten Erfolg?
14 Quelle: Ashraf, 2013
15 UMSETZUNG IN DER (GESUNDHEITS-)POLITIK Quelle: Cabinet Office, 2010
16 UMSETZUNG VON NUDGING IN DER GESUNDHEITSPRAXIS Quelle: Cabinet Office, 2010
17 METHODISCHES VORGEHEN Diagnose Problem als Frage formulieren Hypothesen zu möglichen Ursachen aufstellen Methoden: Interviews, Fokusgruppen, Befragung, Feldbeobachtungen Design Entwickeln von Massnahmen basierend auf Hypothesen Methode: kontrolliertes Experiment, um wirksame Interventionen zu eruieren Deliver Umsetzung/Einführung von Massnahmen Methode: Iterative Durchführung von Tests, qualitative Umfragen, Interviews zu emotionalen und sozialen Auswirkungen von Interventionen (Bsp. Zambia: ungewollte Schwangerschaften)
18 PILOTVERSUCH Therapietreue bei Jugendlichen nach einer Nierentransplantation Beteiligte: ca. 20 Kinder und Jugendliche vom Kinderspital Zürich Ziel: Erhöhung der Adhärenz beim Einhalten des Medikamentenplans Massnahme: Smartphone App mit Erinnerungs- und Alarm- Funktionen sowie ad-hoc Informationen bei kritischen Situationen Verhaltensökonom. Hintergrund: Motivation durch Mobilisierung sozialer Netzwerke/Normen (Positive Peer Group Support)
19 ERWARTETE ERGEBNISSE Katalog von verhaltensökonomischen Massnahmen, deren Wirksamkeit sowohl mit Betroffenen als auch durch Gesundheitswesen-ExpertInnen validiert ist. Auswahl technischer Tools und Anwendungen, die sich zur Unterstützung und Begleitung verhaltensökonomischer Massnahmen eignen. In Testlauf validiertes Umsetzungskonzept, das Strategien für die Organisation und Nutzung der entwickelten Massnahmen bereithält.
20 WICHTIGE QUELLEN Ashraf, N. (2013). Rx: human nature. Harvard Business Review, 91(4), Banerjee, A., Banerjee, A. V., & Duflo, E. (2011). Poor economics: a radical rethinking of the way to fight global poverty. PublicAffairs. Cabinet Office (2010). Applying behavioural insight to health. Institute for Government, UK. Kahneman, D. (2011). Thinking fast and slow. London: Penguin Books. Maier, E. & Tarnutzer, S. (2013). (E-)Nudging in Chronic Care. Unveröffentlichter Projektantrag. Michie, S., van Stralen, M., West, R. (2011). The behaviour change wheel: A new method for characterising and designing behaviour change interventions. Thaler, R. H. & Sunstein, C. R. (2009). Nudge. Improving decisions about health, wealth and happiness. London: Penguin Books Ltd.
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