Die Bedeutung des Gleichgewichts für Motorik, Lernen und Verhalten. Pädagogische Praxis - Dipl.Päd. Jarmila Kraft, M.A. - kraft.
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1 Die Bedeutung des Gleichgewichts für Motorik, Lernen und Verhalten Pädagogische Praxis - Dipl.Päd. Jarmila Kraft, M.A. - kraft.de 1
2 Projekt Schnecke Bildung braucht Gesundheit des Hessischen Kultusministeriums Gibt es einen Zusammenhang zwischen Sinnesbeeinträchtigungen des Hörens, des Sehens, des Gleichgewichts und den Schulleistungen in Deutsch, Mathematik und Sport? 2
3 Projekt Schnecke Bildung braucht Gesundheit des Hessischen Kultusministeriums (Vor- )Schüler 5 19 Jahre alt Sehschwierigkeiten: 8% auffällig Hörschwierigkeiten: 10% auffällig Gleichgewichtsschwierigkeiten: 68% auffällig 3
4 Projekt Schnecke Bildung braucht Gesundheit des Hessischen Kultusministeriums Verschlechterung der Zensuren durch Auffälligkeiten in der Wahrnehmung: Hör- und Sehprobleme: Mathematik / Sport: - 0,1-0,2 Punkte Deutsch: - 0,2-0,3 Punkte Gleichgewichtsprobleme: Mathematik/Sport: - 0,6 Punkte Deutsch: - 0,7 Punkte 4
5 Projekt Schnecke Bildung braucht Gesundheit des Hessischen Kultusministeriums Studie zur Evaluation pädagogischer Maßnahmen nach dem Gleichgewichtskalender von Dorothea Beigel mit 17 Interventionsklassen und 10 Kontrollklassen 5
6 Ergebnisse Gleichgewicht Quelle: Faltblatt Projekt Schnecke / Bildung braucht Gesundheit II, HKM) 6
7 Projekt Schnecke Bildung braucht Gesundheit des Hessischen Kultusministeriums Erste Ergebnisse beweisen: Regelmäßiges Gleichgewichtstraining von wenigen Minuten täglich führt zu A) signifikanten Verbesserungen in: Lesefähigkeit Mathematik Rechtschreibung 7
8 Ergebnisse Lesetest Quelle: Faltblatt Projekt Schnecke / Bildung braucht Gesundheit II, HKM 8
9 Ergebnisse Mathematik Quelle: Faltblatt Projekt Schnecke / Bildung braucht Gesundheit II, HKM 9
10 Projekt Schnecke Bildung braucht Gesundheit des Hessischen Kultusministeriums B) Zu positiven Veränderungen in: Feinmotorik Hand- Auge- Koordination Klassenklima Soziale Integration Wohlbefinden des Kindes in der Schule Anstrengungsbereitschaft Gefühl des Angenommenseins Lernfreude (Einzelheiten s. Faltblatt Projekt Schnecke II, HKM) 10
11 Ergebnisse Lernfreude Quelle: Faltblatt Projekt Schnecke / Bildung braucht Gesundheit II, HKM 11
12 Gleichgewichtssinn was ist das? - Meist unbewusst (riecht nicht, tut nicht weh ) - Hilfe im Kampf gegen die Schwerkraft - Aufrichtung und Aufrechthaltung - Orientierung (Raum- Lage) - Bewegungskontrolle (grob- und feinmotorisch) - Kopflage usw. 12
13 Gleichgewichtsentwicklung 1 1. Schwangerschaft 9. SSW : Das Gleichgewichtssystem arbeitet bereits und gibt dem Kind einen Richtungs- und Orientierungssinn im Uterus und bereitet es auf die Schwerkraft nach der Geburt vor Einfluss des mütterlichen Bewegungs- Verhaltens im letzten Drittel der Schwangerschaft auf das spätere Gleichgewicht des Kindes und seine kognitiv- intellektuellen Fähigkeiten (Studie G. Teuchert- Noodt/A. Schlotmann 2009) Stress jeder Art, Bewegungsmangel, Krankheiten, Mangelernährung, Intoxikationen, Stoffwechselstörungen, Umweltbelastungen 13
14 Gleichgewichtsentwicklung 2 2. Geburt Stress jeder Art für Mutter und Kind z.b. durch Schwierige / operative Geburt / Sturzgeburt KISS und andere Verletzungen Lebensbedrohlichen Zustand des Kindes Trennung von der Mutter 14
15 Gleichgewichtsentwicklung 3 3. Erstes Lebensjahr: Beeinträchtigung der physiologischen Entwicklung, des Gleichgewichts und der Wahrnehmungssysteme durch Maxi- Cosi, Wippe, Hopser und Gehfrei & Co und damit auch der späteren kognitiven Fähigkeiten Vorgreifen in der Entwicklung durch Sitzhilfen (Stützkissen) oder Gehhilfen (Puppenwagen) sind Kompensationshilfen und dienen nicht der Entwicklung des Gleichgewichts 15
16 Gleichgewichtsentwicklung 4 4. Kindergartenalter Familie: Eltern oft überlastet, wenig Bewegung, Gefahr im Straßenverkehr, Spielplätze ungeeignet, Elektronik im Kinderzimmer Kindergärten: zu große Gruppen, Personal oft überlastet, akademische Förderung am Tisch (Vorschulmappen/Chinesischunterricht), Waldkindergärten selten Beginn von Therapien auf Symptomebene 16
17 Gleichgewichtsentwicklung 5 5. Schulzeit Zu wenig Bewegung / Sport Schulweg per Bus oder Auto TV- und PC- Konsum steigt Leistungsdruck in Elternhaus und Schule (G8) 17
18 Symptomatik Vorschulalter Motorische Auffälligkeiten: Stolperkind, tollpatschig und ungeschickt, ängstlich in neuen Situationen Abneigung gegen Höhen / Tiefen, Schaukeln, Karussells, Autofahren Schlaffer Muskeltonus, bewegungsfaul Schnelle motorische Entwicklung im 1. Lj. Ständig in Bewegung, kann nicht still sitzen, kann alles nur schnell, sehr guter Sportler Persistierende frühkindliche Reflexe 18
19 Symptomatik Schulalter Probleme beim Erlernen der Kulturtechniken: Wahrnehmungsstörungen auf allen Sinnesebenen (visuell/auditiv/taktil ) Orientierungsprobleme in Raum und Zeit: Raum von 1-10, Heftführung, Zahlenkolonnen, Uhr Störungen der Augenmotorik: Augensprünge führen zu Problemen beim Lesen, Schreiben und Rechnen Außerdem: AFB: von li nach re: + von re nach li: - Störungen in der Hörverarbeitung (N.vestibulocochlearis) Schlechte Schrift durch unreife Fein- /Grafomotorik Konzentrationsprobleme, Ablenkbarkeit, Langsamkeit 19
20 Symptomatik psychosomatisch Vegetative Störungen: Einnässen, Einkoten, Übelkeit, Herzrasen, Atemnot, extremes Schwitzen, Erschöpfungszustände Psychosoziale Verhaltensauffälligkeiten: Vermeidungsverhalten, Überreaktionen, Herumkaspern, Ängstlichkeit, Aggressivität, Impulsivität, mangelndes Selbstvertrauen, Hypersensibilität 20
21 Zusammenhänge 1 Gleichgewichtsdefizite Unsicherheit physisch und psychisch/emotional STRESS HYPERSENSIBILITÄT - BEDROHUNG - ANGST KAMPF oder FLUCHT Sicherung der Existenz 21
22 Zusammenhänge 2. Darum 2 Konzentrations probleme durch Gleichgewichtsdefizite: Daher: Konzentration auf die eigene bewusste Bewegungskontrolle (ruhig stehen, sitzen, langsam gehen, schön schreiben) erforderlich Konzentrations probleme bei anderen Aufgaben (sinnerfassend lesen, Rechtschreibung beachten), da Konzentration nur auf eine Sache möglich ist. 22
23 Daher: Erhöhte Konzentration auf den Körper = Blockierung höherer kognitiver Funktionen Bewusste, also nicht automatisierte Bewegungskontrolle (z.b. auch bei persist. Rr.), führt durch Kompensation zu starken Energieverlusten Folgen: Erschöpfungszustände, Einnässen, Aggressivität 23
24 Gleichgewichtstest mit Ablenkung nach 10 sec. Umkehrung 24
25 Erklärungsversuch Sehen Augenmotorik Großhirn Thalamus Formatio reticularis Hirnstamm Vestibulariskerne: Sammlung und Koordination von Informationen Kleinhirn Hören Hörverarbeitung Rückenmark Hirnstamm 25
26 Folgen Auswirkungen von Gleichgewichtsdefiziten auf die gesamte Wahrnehmung, da alle Sinneseindrücke das vestibuläre System auf Hirnstammebene passieren, bevor sie weitergeleitet werden. 26
27 Wahrnehmungssysteme / Bewegung Auditiv Feinmotorik Visuell Frühkindliche Reflexe Halte- und Stellreaktionen Vestibulär Propriozeptiv Schutzreflexe Taktil Gustatorisch Grobmotorik Olfaktorisch 27
28 Gleichgewichtstraining aber wie? Anatomie Funktionsweise des Gleichgewichtsorgans Therapie Familie Schule Altersheim 28
29 Das Labyrinth 1. Vestibularorgan (Gleichgewicht): 3 Bogengänge (Cupulaorgane): Informationen über Rotations- beschleunigung 2 Vorhofsäckchen (Sacculus/Utriculus): Informationen über die lineare Beschleunigung vertikal und horizontal und die Lage des Kopfes 2. Cochlea (Hörschnecke/akust. System): 29
30 Funktionsweise Verarbeitung von Beschleunigung: durch Bewegung der Lymphe in den Bogengängen, Sacculus und Utriculus Reizung der Sinneshaarzellen (mechanisch) Signal über N. vestibulocochlearis (elektrisch) Hirnstamm Vestibulariskerne Neuronale Verschaltung und Informationsaustausch zwischen Körper und Gehirn Langsame Bewegung und Pausen sind zur Auslösung neuer Reize erforderlich 30
31 Therapie? Gleichgewichtsstimulation möglich Individuelles Programm in der Familie Kindergarten- und Schulprogramm Dadurch Verbesserungen auf allen Wahrnehmungs und Bewegungsebenen Nur wenige Minuten täglich ausreichend Keine Geräte erforderlich Immer und überall durchführbar Anpassung an Alter und Konstitution möglich 31
32 Spiel Förderung von Anfang an: Viel Bewegung in der Schwangerschaft Vermeidung von unphysiologischen Hilfsmitteln (Wippe, Gehfrei usw.) Pendelwiege zum Schlafen / Schaukeln Viel Körperkontakt / Taktile Stimulation Körper- Rhythmus- Spiele / Singen / Tanzen Freie Bewegung in der Natur 32
33 Motivation Auf Wiedersehen und vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit Dipl.Päd. Jarmila Kraft Am Rinnweg Fulda kraft.de 33
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