DIALOG GESUNDE SCHULE Workshop 2: Die psychosozialen Anforderungen des Lehrberufs bewältigen
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- Lorenz Förstner
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1 DIALOG GESUNDE SCHULE Workshop 2: Die psychosozialen Anforderungen des Lehrberufs bewältigen 8.Oktober 2013, Salzburg Edith Flaschberger Friedrich Teutsch LBIHPR: A-1020 Vienna, Untere Donaustraße 47, Austria FAX - 50 in co-operation with academic and practice partners
2 Charakteristika des Lehrberufs Lehrberuf gilt als psychisch besonders anstrengender Beruf. Lehrer/innen stehen mit ihrer Tätigkeit und der damit verbundenen Verantwortung für die Entwicklung und den Erfolg ihrer Schüler/innen im Mittelpunkt zahlreicher, häufig öffentlich ausgetragener Diskussionen. Ständiger Umgang mit Menschen und die von Kolleg/inn/en isolierte Arbeit kann zu Stress führen. (vgl. Felder-Puig et al. 2011, Schaarschmidt 2011, Bricheno et al. 2009) 2
3 Mögliche Folgen einer dauerhaften Belastung 1 eingeschränkte Lebensqualität Burnout innere Kündigung Krankheitsanfälligkeit vorzeitiger Berufsausstieg Einsatz ineffizienterer Lehrmethoden geringere Toleranz gegenüber Schüler/inne/n schlechtere Beziehungen zu den Schüler/inne/n (vgl. Felder-Puig et al. 2011, Schaarschmidt 2005, Lhospital & Gregory 2009) 3
4 Mögliche Folgen einer dauerhaften Belastung 2 Laut Versorgungsbericht der deutschen Bundesregierung sind es nur ca. 5% der Lehrer/innen, die bis zur Pensionsaltersgrenze von 65 Jahren mit vollem Arbeitsvolumen im Beruf bleiben. (vgl. Schaarschmidt 2005) Auch für Österreich wurde in Studien belegt, dass das durchschnittliche Pensionierungsalter niedriger als in anderen Berufsgruppen ist und mehr über (psycho-) somatische Beschwerden geklagt wird. (vgl. Hofmann et al. 2012, Gerich & Sebinger 2006) 4
5 Mögliche Folgen einer dauerhaften Belastung 3 Der Anteil österreichischer Lehrpersonen mit hoher emotionaler Erschöpfung liegt bei 24,6%. Burnout- Gefährdung Der Anteil der Lehrer/innen, die sich durch ihre Arbeit überfordert fühlen, liegt bei jenen mit mehr als 20 Jahren Berufserfahrung bei ca. 35%. Bei jüngeren Lehrpersonen liegt er bei knapp 25%. (vgl. Hofmann et al. 2012) 5
6 Gründe, warum man sich nicht mit der Situation abfinden darf Lebensqualität der Betroffenen Qualität des Lehrens und Lernens kann nur mit psychisch gesunden Lehrer/inne/n gewährleistet werden. Junge und geeignete Menschen müssen sich weiterhin für den Lehrberuf interessieren können, ohne gleich abgeschreckt zu werden. (vgl. Schaarschmidt 2005) 6
7 Belastungen im Lehrberuf (Untersuchung mit oberösterreichischen AHS- Lehrkräften; Gerich & Sebinger 2006) schlechtes Image in der Öffentlichkeit Zeitstress, quantitative Überforderung Zusatzengagement Arbeitsplatzsituation Sozialklima mit Eltern belastendes Schüler/innenverhalten qualitative psychosoziale Überforderung ( nicht abschalten können ) In geringerem Ausmaß: physische Belastungen (Sprechen) belastendes Sozialklima mit Kolleg/inn/en (Einzelkämpfertum) Rollenkonflikte (Empathie vs. Autorität) Vorgesetztenverhalten 7
8 Ressourcen im Lehrberuf (Untersuchung mit oberösterreichischen AHS- Lehrkräften; Gerich & Sebinger 2006) Inspiration/ Arbeit mit jungen Menschen soziale Unterstützung privat soziale Unterstützung durch Arbeitskolleg/inn/en Vereinbarkeit von Privatem und Beruf (Arbeitseinteilung, Heimarbeit) Mitsprachemöglichkeiten soziale Unterstützung durch die Vorgesetzten In geringerem Ausmaß: Möglichkeit zur gesunden Ernährung Weiterbildungsmöglichkeiten technische und pädagogische Ausstattung Unterstützung bei Belastung bedarfsgerechte Arbeitsplatzsituation 8
9 Mögliche Lösungsansätze (vgl. Felder-Puig et al. 2011) verhaltensorientiert: z.b. Entspannungstraining, Meditation Klassenführungstraining Stimmtraining verhältnisorientiert: z.b. gemeinsames Erarbeiten von Stressbewältigungsansätzen im Kolleg/inn/enkreis verbesserte Arbeitsplatzgestaltung Entlastung der Lehrer/innen durch andere Berufsgruppen 9
10 Impulse 1. psychosoziale Anforderungen des Lehrberufs identifizieren und reflektieren 2. nach Lösungsmöglichkeiten suchen Wie können Belastungen reduziert, wie Ressourcen gestärkt werden? 10
11 ERGEBNISSE DES WORKSHOPS 11
12 Probleme (1): Verhaltensauffällige/ schwierige Kinder Anforderungen an Lehrer/innen werden vielfältiger Aufgaben von Eltern werden oft von Lehrer/innen übernommen. Ressourcenkürzungen in den letzten Jahren, d.h. zu wenig Unterstützung vor Ort v.a. durch die dafür ausgebildeten Berufe: Sozialarbeiter/innen, Psycholog/inn/en, etc. Musterkinder Die Idee ist vorherrschend, dass Lehrer/innen mit den richtigen Methoden jede/n Schüler/in in den Griff bekommen können. Erzeugt Druck bei den Lehrpersonen. 12
13 Probleme (2) Diskrepanzen zwischen Anforderungen und Rechtssicherheit in der Beratung der betroffenen Eltern Negatives Lehrer/innenimage medial aber auch im engsten Bekanntenkreis weitgehende Unsichtbarkeit der tatsächlich geleisteten Arbeit (auch in Arbeitsstunden) Erzeugt Frustration bei den Lehrer/innen. 13
14 Probleme (3) Familie und Beruf (Doppelbelastung) Lehrer/in als Frauenberuf (90% der Lehrpersonen in Volksschulen sind Frauen) Frauen nach wie vor Sorgerolle in der Familie; Arbeitszeit zieht sich notgedrungen in die Familienzeit. scheinbare Vereinbarkeit von Familie und Lehrberuf dadurch oft mehr Fluch als Segen Kinder im Mittelpunkt Lehrer/innen tendieren dazu, über das Wohl ihrer Schüler/innen die eigene Gesundheit zu vernachlässigen. 14
15 Lösungsvorschläge (1) Mehr Unterstützung und Entlastung durch andere Berufsgruppen Mehr Professionalität Ein Umdenken der Rolle der Lehrer/innen wäre notwendig. Klarheit über die eigenen Zuständigkeiten Das ist nicht mein Leben, das ist mein Beruf. Ganztägige Anwesenheit für Lehrer/innen v.a. für das Sichtbarmachen der Arbeitsleistung, aber auch für die Trennung von Arbeits- und Freizeit/Familienzeit Ist es möglich? Viele Schulen können womöglich gar nicht die Infrastruktur dafür aufbieten. 15
16 Lösungsvorschläge (2) positive Berichterstattung, Öffentlichkeitsarbeit Aufklärung über den Lehrberuf Auf lokaler Ebene: in der Gemeinde, aber auch im Freundes- und Bekanntenkreis auf sich selbst schauen Die Gesundheit der Lehrer/innen ist ausschlaggebend für guten Unterricht. Im Team und für sich selbst: Therapie, Coaching, Supervision, Gesundheitsförderung für Lehrer/innen, weniger Perfektionismus Ab und zu von den eigenen Ansprüchen zurückzusteigen, kann schnell für etwas Entspannung sorgen. 16
17 Lösungsvorschläge (3): Klein, aber konkret Mini-Urlaub ob in der Schule oder daheim oder unterwegs: jeden Tag 5 Minuten nicht über die Schule nachdenken Die eigene Arbeitszeit probeweise einmal über die Woche aufzeichnen. auch um sich selbst und die Familie zu überzeugen positive Selbstwahrnehmung Der Lehrer/innenberuf bietet auch viele Vorteile, die in Diskussionen manchmal untergehen. 17
18 Literatur Bricheno, P. et al. (2009): Teacher Wellbeing: A Review of the Evidence; Felder-Puig, R., Vogt, C., Flaschberger, E. (2011): Maßnahmen zur Förderung der LehrerInnengesundheit. Gibt es überzeugende Wirksamkeitsnachweise?. Wien: LBIHPR Forschungsbericht. Gerich, J., Sebinger, S. (2006): Auswirkungen von Belastungen und Ressourcen auf die Gesundheit von LehrerInnen, Aspekte der betrieblichen Gesundheitsförderung in oberösterreichischen allgemein bildenden höheren Schulen, Gesundheitswissenschaften Band 31, Linz: Oberösterreichische Gebietskrankenkasse. Hofmann, F., Griebler, R., Ramelow, D., Unterweger, K., Griebler, U., Felder-Puig, R. & Dür, W. (2012): Gesundheit und Gesundheitsverhalten von Österreichs Lehrer/innen: Ergebnisse der Lehrer/innenbefragung Wien: LBIHPR Forschungsbericht. Lhospital, A., Gregory, A. (2009): Changes in teacher stress through participation in pre-referral intervention teams. Psychology in the Schools, Vol. 46, S Schaarschmidt, U. (2005): Halbtagsjobber? Psychische Gesundheit im Lehrerberuf Analyse eines veränderungsbedürftigen Zustandes. 2.Auflage, Weinheim & Basel: Beltz-Verlag. Schaarschmidt, U. (2011): Die Förderung der psychischen Gesundheit von Lehrerinnen und Lehrern eine dringliche Aufgabe. In: Dür, W., Felder-Puig, R. (Hg.): Lehrbuch Schulische Gesundheitsförderung, Bern: Verlag Hans Huber. 18
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