1. Anwendung der Gewaltpräventionskonzepte und Gewaltpräventionsansätze
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- Imke Gärtner
- vor 7 Jahren
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1 Interview mit Monika Peter zum Thema Gewaltprävention 1. Anwendung der Gewaltpräventionskonzepte und Gewaltpräventionsansätze 1.1 Ein Konzept zur Gewaltprävention ist die Förderung der Schulhauskultur. Wie sehen Sie das? Ich erlebe die Schule, in der ich arbeite, wie eine grosse Familie. Dieses Gefühl hat sich aber erst kürzlich entwickelt. Als ich vor 10 Jahren hier angefangen habe, herrschte auf dem Pausenplatz und im Schulhaus deutlich mehr Gewalt. Wir waren auch schon dazu gezwungen, die Polizei aufzubieten oder einen Krankenwagen wegen eines blutigen Auges anzufordern Wie wird die Schulhauskultur an den meisten Schulen gefördert? An dieser Schule begann man sich zunehmend mit dem sozialen Bereich auseinanderzusetzen. Man hat kulturelle Anlässe und spezielle Tage für Schülerinnen und Schüler organisiert und so Begegnungsorte für die verschiedenen Jugendlichen geschaffen. Diese Anlässe, aber auch die Führung einer Schule, die präventiven Projekte, die Beziehung der Lehrpersonen untereinander und zu den Schülerinnen und Schüler haben die Gewalt an der Schule vermindert. Wenn ich heute ins Schulhaus eintrete, kennt und grüsst man sich und die Kommunikation untereinander hat sich ausdrücklich verbessert. 1.2 Ein weiterer Ansatz für die Gewaltprävention ist die Kooperation der Eltern. Was halten Sie davon? Ich empfinde die Kooperation der Eltern als sehr bedeutsam für die Gewaltprävention. Wir haben festgestellt, dass ein guter Kontakt zu den Eltern, vor allem vor einem Problem, eine gute Grundlage schafft, um Konflikte besser und schneller anzusprechen In welchen Bereichen können die Eltern kooperativ mitarbeiten? Wir führen beispielsweise seit einem halben Jahr vier Mal im Jahr Elternabende zu einem festgelegten Thema durch. An diesen Elternabenden bestehen wir darauf, dass alle Eltern anwesend sind. Auch führen wir immer einen Begrüssungselternabend in der ersten Oberstufe durch. Die Eltern können zu diesem Zeitpunkt, sowie in der dritten Oberstufe, ihre Wünsche an die Schule äussern. Dabei wird notiert, was den Eltern wichtig ist und was die Schule dazu beitragen kann, dass Eltern und Kind sich an der Schule wohl fühlen. Schliesslich versuchen wir, diese Wünsche an der Schule umzusetzen. Des Weiteren haben wir ein Elterncafé organisiert, welches den Eltern die Möglichkeit bietet, sich kennen zu lernen und sich in unverbindlicher Atmosphäre zu unterhalten. Dabei geben die Lehrpersonen ein Thema vor, worüber die Eltern diskutieren können. Die Schulregeln und deren Umsetzung waren beispielsweise auch schon Thema eines Elterncafés. Durch die unverbindlichen Gespräche nimmt auch der Kontakt zu den Lehrpersonen eine andere Art und Weise an, da nicht nur über das eigene Kind gesprochen wird. Es herrscht jedes Mal eine gute Stimmung und die Eltern der unterschiedlichsten Kulturen nehmen einen Apéro mit und tauschen sich aus.
2 Wie zuvor erwähnt, haben wir bemerkt, dass es viel einfacher ist, schwierige Themen anzusprechen, wenn man vorher eine gute Beziehung mit zu den Eltern aufgebaut hat. Durch diese Beziehung wissen auch die Schülerinnen und Schüler, dass die Eltern mit den Lehrpersonen in Kontakt stehen. Sie können also nicht ausweichen und in der Schule etwas anstellen und zu Hause etwas anderes erzählen. Dadurch sind schlussendlich auch die Jugendlichen besser eingebunden. An der Primarschule gibt es eine andere Form der Elternmitwirkung. Sie haben eine eigene Website erstellt und den Elternrat ins Leben gerufen. Durch den Elternrat werden Veranstaltungen organisiert und Berichte geschrieben, welche man auf ihrer Website nachlesen kann Die Mediation ist ebenfalls ein wichtiges Konzept zur Gewaltprävention. Wie beurteilen Sie das? Wie wird Mediation an den meisten Schulen angewandt? Die Mediation ist ein wichtiges Instrument der Gewaltprävention. Die Mediation in der Schule wird meist in Konfliktfällen eingesetzt, in welchen Kolleginnen und Kollegen involviert sind. Jemand möchte zwei Kolleginnen oder Kollegen auseinander bringen und verbreitet Gerüchte über einen der beiden. Die Schülerinnen und Schüler, aber auch die Lehrpersonen suchen meine Hilfe bei Auseinandersetzungen viel schneller, als das vor fünf bis zehn Jahren noch der Fall war. Während der Mediation vermittle ich meist zwischen zwei oder mehreren Parteien. Ich führe jedoch auch Klassengespräche, wenn das Bedürfnis besteht. Ältere Schülerinnen und Schüler lösen ein Problem aber auch schon einmal selbständig und ziehen sich in mein Zimmer zurück, wo sie den Konflikt zu schlichten versuchen. Dies soll auch das Ziel sein, denn somit lernen sie, später ein Problem konstruktiv anzugehen. Am Schluss des Gesprächs müssen die Schülerinnen und Schüler mir jedoch berichten, was sie diskutiert haben und zu welchem Ergebnis sie gelangt sind. Bei der Mediation ist es grundsätzlich wichtig, dass sich jeder Jugendliche ernst genommen fühlt und seinen Standpunkt äussern kann, sowie Wünsche an sein Gegenüber richten darf. Während der Mediation gebe ich lediglich Fragen vor, welche die Schülerinnen und Schüler diskutieren und beantworten müssen. Ich frage sie beispielsweise immer, wie sie sich ihre Problemlage in Zukunft vorstellen und worauf sie achten müssen, damit dieser Konflikt nicht wieder entsteht. Manchmal frage ich aber auch, was sie machen müssen, damit sich die Problemlage verschlimmert. Somit wissen sie genau, worauf sie achten müssen. Falls die Jugendlichen nicht wissen, wie sie vorgehen sollen, erzähle ich ihnen, wie andere Schülerinnen und Schüler ähnliche Konflikte gelöst haben. Dadurch gelangen sie meist selbständig zu passenden Lösungen für ihr Problem. Am Schluss des Gesprächs bemerken die Jugendlichen oft, dass das Problem gar nicht so gravierend ist, wie sie zu Beginn annahmen.
3 1.4 Auch die Schulsozialarbeit ist wesentlicher Bestandteil der Gewaltprävention. Ist die Sozialarbeit zur Gewaltprävention Ihrer Meinung nach sinnvoll? Wie wird die Schulsozialarbeit an Schulen gewaltpräventiv eingesetzt? Meiner Meinung nach ist die Schulsozialarbeit natürlich ein wesentlicher Bestandteil der Gewaltprävention. Als Schulsozialarbeiterin erfülle ich jedoch verschiedene Aufgaben auf unterschiedlichen Ebenen. Ich arbeite im Interventionsbereich, führe Schlichtungsgespräche und achte darauf, dass sich eine Situation nicht verschlimmert. Des Weiteren muss ich manchmal sicherstellen, dass zwei Personen für einen gewissen Zeitraum voneinander getrennt sind. Es gehört unter anderem aber auch zu meiner Arbeit, in einer Klasse einen Input zu einem bestimmten Thema zu geben oder Kontakte zu Fachstellen zu schaffen, welche zu ihrem Fachgebiet einen Vortrag in der Klasse halten. Im präventiven Bereich wird sehr viel unternommen. Damit diese Arbeit gewährleistet ist, wird pro Schulhaus eine präventionsverantwortliche Lehrperson ausgewählt. Diese Lehrperson stellt zusammen mit dem Schulleiter und der Schulsozialarbeit einen Jahresplan von präventiven Anlässen zusammen. Im Präventionsbereich verfügen wir über einen Leitfaden über die ganze Schulzeit, der an jedes Schulhaus angepasst wird, so dass er wie ein roter Faden durch die Schulzeit der Jugendlichen führt. An der Oberstufe in der Real wird zum Thema Gewaltprävention momentan ein grösseres Projekt durchgeführt. Alle Jugendlichen der ersten Oberstufe belegen einen Kurs, der innerhalb eines halben Jahres durchgeführt wird und 30 Lektionen umfasst. In diesem Kurs lernen die Jugendlichen, wie sie miteinander umgehen müssen, sie erlernen die Kommunikation mit Ich- Botschaften, aber auch gewisse Module des Do- Projekts, wo sie Karateelemente ausprobieren. Dieser Kurs, wo die Gemeinschaft gefördert und die Umgangsformen miteinander erlernt und vertieft werden, kombiniert Jugendarbeit mit Erlebnispädagogik zugleich. Dieser Kurs ist ein ideales Gewaltpräventionskonzept, da alle Schülerinnen und Schüler das gleiche lernen und man sich somit immer wieder auf das Gehörte berufen kann. Prävention entsteht jedoch auch durch Früherkennung. Der Schulleiter und die Lehrpersonen versuchen kritische Fälle früh zu erkennen und sie mit Hilfestellungen zu unterstützen. Wir geben den Jugendlichen Inputs zur Stärkung ihres Selbstvertrauens. Dies kann aber auch in der Klasse geschehen, so dass wir versuchen, den Klassengeist oder das Klassengefühl zu stärken, damit eine tragende Gemeinschaft entsteht. Dies versuchen wir, indem wir herausfinden, wo die besonderen Fähigkeiten einer Klasse stecken und diese stärken. Schlussendlich wirkt dieses Vorgehen präventiv, denn wenn eine Krise auftritt, ist diese gut getragen und kann dadurch nicht eskalieren.
4 2.Planung und Umsetzung der Gewaltpräventionskonzepte und Gewaltpräventionsansätze 2.1 Wie werden die Gewaltpräventionskonzepte an Schulen geplant? In Wettingen existiert eine Präventionskommission, welche aus dem Gemeinderat, dem Schulpräsidenten, einer Lehrervertretung, der Schulsozialarbeit, dem Beratungszentrum sowie einem Polizisten zusammengesetzt ist. Der Gemeinderat oder die Schulpflege können je nach Bedarf beispielsweise den Auftrag erteilen, das aktuelle Präventionskonzept zu überarbeiten. Oder aber eine Lehrperson stellt fest, dass eine Veränderung in einem bestimmten Bereich nötig ist, wodurch ein Arbeitsauftrag entsteht, welcher in der Schule umgesetzt wird. Wir arbeiten aber auch mit Schülerbefragungen. Im Januar führen wir einen Elternabend zum Thema Rauchen und Alkohol durch. Zuvor findet eine Schülerbefragung zu diesem Thema statt. Die Schülerbefragungen sind jedoch immer an spezifische Anlässe gebunden Aufgrund welcher Überlegungen haben entscheidet man sich für oder gegen gewisse Konzepte? Ich bin grundsätzlich gegen lose Projekte, da wir keine positiven Erfahrungen damit gemacht haben. Wenn eine Organisation einige Wochen ein Projekt durchführt und danach wieder geht, kehrt der Schulalltag schnell zurück und langfristige Auswirkungen des Projekts sind kaum erkennbar. Ich finde es wichtig, dass ein Gewaltpräventionskonzept in die Schulhauskultur eingebunden ist. Wie bereits erwähnt, muss ein roter Faden ersichtlich sein und die Gewaltpräventionsthemen müssen aufeinander aufbauen, so dass jedes Schuljahr ein neuer Aspekt zum Thema Gewaltprävention bearbeitet wird. 2.2 Wie werden die Präventionskonzepte an Schulen umgesetzt? Können Sie ein konkretes Beispiel machen? In der ersten Oberstufe der Realschule Wettingen übernehmen die Schulsozialarbeit, die Jugendarbeit oder die Jugendpolizei den Rahmen der Gewaltprävention. So entsteht eine Vernetzung der verschiedenen Organisationen. Jede zweite Woche unterrichtet aber auch die Lehrperson eines der Themengebiete. Dazu liefern wir Ideen und Möglichkeiten, wobei die Lehrperson selbständig darüber entscheiden kann, welche dieser Ideen sie umsetzen möchte. Um sicherzustellen, dass die Gewaltpräventionsbemühungen Erfolge mit sich bringen, befragen wir die Schülerinnen und Schüler sowie alle anderen Beteiligten, welche Erfolge das Programm gebracht hat und was sie daraus gelernt haben. Wir wollen auch wissen, was sie für die nächste Klasse beibehalten und was sie ändern würden. Diese Resultate werden zusammengetragen und die Programme darauf angepasst. Um zu überprüfen, ob die Gewalt anhand eines Gewaltpräventionsprojekts abgenommen hat, empfehle ich zu Beginn immer eine Bestandesaufnahme. Wir haben diese bei einem aktuellen Projekt mit Fragebögen aufgenommen. Dazu haben wir die Schülerinnen und
5 Schüler befragt, wo und wann sie Gewalt erleben, wie stark sie daran beteiligt sind, ob sie Zuschauer, Opfer oder gar Täter sind. Am Schluss des Projekts fragt man wieder, wie es jetzt aussieht und vergleicht die Ergebnisse mit denjenigen der Bestandesaufnahme. 3. Gesetzliche Vorgaben 3.1 Welche gesetzlichen Vorgaben oder Vorschläge zur Gewaltprävention kennen Sie? Mir sind keine gesetzlichen Vorgaben zum Thema Gewaltprävention bekannt. Ich kenne lediglich den Lehrplan, worin soziale Themen enthalten sind. Die Auseinandersetzung und Vertiefung des Lehrplans war das Hauptwerk unserer Arbeit. Die Schulsozialarbeit und Schulleitung versucht die Lehrpersonen so gut wie möglich in der Umsetzung dieses Lehrplans zu unterstützen. 4. Schluss Wir haben die drei Themengebiete nun besprochen. Gibt es noch etwas, was wir nicht angesprochen haben? Ich finde es wichtig, dass man zum Thema Gewaltprävention zusammen arbeitet. Denn die Gewaltprävention darf nicht das Anliegen einer einzigen Person sein, sondern das mehrerer Disziplinen. So ist es beispielsweise wichtig, dass sich die Klassenlehrpersonen austauschen oder schwierige Fälle mit der Schulleitung oder der Schulsozialarbeit besprechen. Aber auch die Einbeziehung der Eltern ist wie zuvor erwähnt, von grosser Bedeutung für die Gewaltprävention. Es ist wichtig, ein Netz der Zusammenarbeit zu schaffen, denn das ist die Basis für weniger Gewalt. Wenn in diesem Netz ein Leck entsteht, kann Gewalt entstehen. Januar 2011 Interview: Caroline Maimony
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