Schmerzorientierte medizinischberuflich orientierte Reha (MBOR)
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- Heike Haupt
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1 13. Schmerztherapeutentreffen Freiburg Schmerzorientierte medizinischberuflich orientierte Reha (MBOR) Martin Vierl Chefarzt der Rehaklinik Sonnhalde Donaueschingen Hinweis: "Alle Rechte, auch die der Übersetzung, des Nachdrucks und der Vervielfältigung der PPT-Folien bzw. der daraus erzeugten PDF-Dateien oder Teilen daraus bleiben dem Interdisziplinären Schmerzzentrum (ISZ) vorbehalten und sind nur mit schriftlicher Zustimmung durch das ISZ zulässig. Sie dürfen die PPT-Folien bzw. PDF-Dateien nur zum Zweck der persönlichen Information verwenden und keinesfalls an Dritte weitergeben."
2 Auftrag der Reha Der zentrale Auftrag der Rentenversicherung an die Rehabilitation ist die Sicherung der beruflichen Teilhabe Grund für ein Heilverfahren ist die erhebliche Gefährdung der beruflichen Leistungsfähigkeit Oft besteht langfristige Arbeitsunfähigkeit (AU) Häufig besteht eine Gefährdung des Arbeitsplatzes oder bereits Arbeitslosigkeit Nicht selten besteht ein Rentenbegehren
3 Einweisungsdiagnose = Rehadiagnose? Symptom Nr.1 in der Orthopädie ist der Schmerz - die Einweisungsdiagnose in die orthopädische Reha ist jedoch meist somatisch orientiert! Die Einweisungsdiagnose orientiert sich meist an der radiologischen Diagnose Eigentlicher Grund für die Reha ist aber fast ausschließlich die Schmerzbelastung Schmerztherapeutisch orientierte Einweisungsdiagnosen sind jedoch die Ausnahme In unserem Patientengut finden sich bei entsprechender Diagnostik 25% Schmerzpatienten mit Merkmalen der Chronifizierung
4 Schmerzorthopädie Neben der klassischen orthopädischen Reha setzt die Rehaklinik Sonnhalde neue fachliche Schwerpunkte: Multimodale, verhaltenstherapeutisch orientierte orthopädische Schmerztherapie im Reha-Setting Medizinisch-beruflich orientierte Rehabilitation MBOR Sondermodell: schmerztherapeutisch orientierte MBOR Multimodale Nachsorge Amputierter
5 MBOR was ist das? Medizinisch-beruflich orientierte Rehabilitation Die MBOR ist ein mehrstufiges Verfahren mit verstärkter Ausrichtung auf die Berufstätigkeit Die MBOR wird von den Rentenversicherungsträgern von den Rehaeinrichtungen eingefordert Patienten mit besonderer beruflicher Problemlage (BBPL) werden erfasst und dem Verfahren zugeführt
6 MBOR Grundprinzip Die MBOR besteht aus mehreren Stufen: Stufe A: sog. niedrigschwellige Angebote (was die Reha schon immer tat) Stufe B: gezielte Module für Patienten mit besonderer beruflicher Problemlage (BBPL) Stufe C: Aufwendige Module wie Belastungserprobung oder Arbeitsplatztraining an Modellarbeitsplätzen Themen: Körperfunktion: Kraft, Beweglichkeit, Koordination Ergonomie: Ausführung, Kompensation von Defiziten Soziale Kompetenz: Kommunikation, Motivation, Abgrenzung, Selbstfürsorge
7 MBOR Grundprinzip Was ist wirklich neu an der MBOR? Die Defizite des einzelnen Patienten werden mit evaluierten Testverfahren ermittelt Ziel: Besserung der funktionellen Probleme um Rückkehr an den Arbeitsplatz zu erreichen FCE-Testungen(functional capacity evaluation) Methoden: IMBA, EFL, ELA usw. Prinzip: Anforderungen Arbeitsplatz erfassen Funktionsprobleme erfragen Gestörte Funktionen objektiv messen Gestörte Funktionen gezielt trainieren Problem: Testabbruch wegen Schmerzen!
8 Schmerz, Funktion und MBOR 1 Der Ansatzpunkt der FCE-Testungen ist in erster Linie die gestörte Funktion Für die optimale Funktion des Bewegungsapparates sind mehrere Faktoren ausschlaggebend Kraft Ausdauer Beweglichkeit Koordination Motivation Funktion
9 Schmerz, Funktion und MBOR 2 Schmerzen beeinträchtigen jeden einzelnen dieser Faktoren Bei chronischen Schmerzpatienten ist das Schmerzerleben der entscheidende Störfaktor Kraft Ausdauer Beweglichkeit Koordination Motivation Funktion
10 Schmerz, Funktion und MBOR 3 Bei chronischen Schmerzpatienten kommt es bei FCE- Testungen regelmäßig zu Testabbrüchen, denen aber meist kein strukturelles Korrelat gegenübersteht Die Testung fällt deshalb fälschlicherweise schlecht aus Der Versuch, die Funktion durch somatische Trainingsprogramme zu bessern, scheitert Test Funktion Training
11 Schmerz, Funktion und MBOR 4 Fazit: Ein klassisches MBOR-Verfahren ist bei chronischen Schmerzpatienten nicht geeignet! Chronische Schmerzpatienten benötigen ein Verfahren auf der Basis der verhaltenstherapeutisch orientierten Schmerztherapie mit besonderer Ausrichtung auf die beruflichen Faktoren Die berufliche Situation kann dabei Quelle, Bühne und Opfer der Schmerzproblematik sein!
12 Schmerz und MBOR- wie kann es gehen? Entwicklung eines Verfahrenspfades für eine schmerzorientierte MBOR neben der klassischen MBOR Pflegerische Aufnahme Simbobogen wird ausgefüllt Ärztliche Aufnahme Simbo Fragebogen MPSS-Test Schmerzdiagnose Diagnostik MBOR Triage Triage funktionell/schmerzorientiert Funktionelle BBPL Eignung? Schmerzorientierte BBPL Unterschiedliche, BBPLorientierte Verfahren Spezialangebot Stufe C extern Klassische MBOR Basisangebot Stufe A Schmerzorientierte MBOR Funktionelles Assessment Kernangebot Stufe B Schmerzgruppe ELA Isometrische Kraftmessung Kennmuskeln
13 Schmerz und MBOR- wie kann es gehen? Screening auf besondere berufliche Problemlage mit Standardtest (SIMBO) Ärztliche Aufnahme: Gezielte Schmerzanamnese Hinweise auf schmerzunterhaltende Faktoren? Fehlverarbeitungsstrategien? Funktionelle Untersuchung Muskuläre Schmerzbefunde? MPSS-Test auf Schmerzchronifizierung Kritische Wertung SIMBO Stellen der Schmerzdiagnose
14 Schmerz und MBOR- wie kann es gehen? MBOR-Triage: was ist im Fall des Patienten entscheidend? Funktion i.s. der klassisch orthopädischen Mechanik Schmerzerleben als Funktionshindernis Aufteilung in Verfahrensgruppen mit: Funktioneller BBPL Schmerzorientierter BBPL Zusteuerung in entsprechend auf das zentrale Problem abgestimmte Gruppen
15 Schmerz und MBOR- wie kann es gehen? Aufteilung der Patienten in zwei Gruppen Basis- und Kernangebote für beide Gruppen Funktionelle BBPL Funktionelles Assessment Schmerzbedingte BBPL Schmerzgruppe Zusatzmodule: Ergonomie Soziales Psychologie Einzel
16 Inhalte schmerzorientierte MBOR Themen der psychologischen Gruppenarbeit Grundlagen der Schmerzphysiologie und Schmerzpsychologie Schmerz und Gedanken Schmerz und Emotionen Kommunikation über Schmerzen Verarbeitungsstrategien und Fehlverarbeitung Selbstfürsorge und Genussfähigkeit Arbeitsbezogene Themen Psychologie/Sozialdienst: Arbeitsmotivation Arbeitsplatzkonflikte Kommunikation am Arbeitsplatz (Wie sag ich`s dem Chef?) Durchhaltestrategie vs. Vermeidungsstrategie in der Arbeit Abgrenzung und Selbstschutz am Arbeitsplatz
17 Inhalte schmerzorientierte MBOR Ergotherapeutische Schulung Grundlagen Arbeitsergonomie Konkrete Schulung von ergonomischen Bewegungsabläufen mit Orientierung am persönlichen Arbeitsplatz Arbeitssimulierendes Funktionstraining im schmerzfreien Raum
18 Inhalte schmerzorientierte MBOR Therapie muskulärer und myofaszialer Beschwerden Med. Trainingstherapie im schmerzfreien Raum Muskellängentherapie verkürzter Muskelschlingen Anleitung zu problembezogenen Eigenübungen Übernahme von Eigenverantwortung Förderung der Selbständigkeit Erkennen der Selbstwirksamkeit
19 Evaluation schmerzorientierte MBOR Daten und Zahlen aus der Anwendung (Jan-Okt 2014): Gesamtzahl Patienten: 2249 Schmerzdiagnosen ( Stadium II und III n. Gerbershagen): F45.41 Chron. Schmerzstörung mit somatischen und psychischen Faktoren F45.40 Anhaltende somatoforme Schmerzstörung R52.2 Sonstiger chronischer Schmerz Nicht als eigenständige Schmerzerkrankung kodiert: Orthopädische Erkrankung mit Schmerzchronifizierung Stadium I n. Gerbershagen Schmerzdiagnose = Hauptdiagnose: Schmerzdiagnose unter Rehadiagnosen: 490 FCE-Testung ELA: 101 (4,5%) Schmerz-MBOR: 577 (25,7%) (Höherer Anteil da z.t. auch Stadium I n.gerb. wegen Chronifizierungsgefahr eingeschlossen)
20 Evaluation schmerzorientierte MBOR Eine Evaluation der schmerzorientierten MBOR muss sich mit diversen Problemfeldern beschäftigen: Selektion des Patientengutes durch die Schmerzdiagnose Vergleichbarkeit?? Akzeptanz der Schmerzdiagnose durch den Rehabilitanden Relativ kurze Maßnahmendauer Fragliche Fortführung der verhaltensorientierten schmerztherapeutischen Ansätze nach der Reha Einflussgröße Alltag? Sekundärer Krankheitsgewinn?
21 Evaluation schmerzorientierte MBOR Möglichkeiten der Erfolgsmessung: Beobachtung des Verlaufes der Beitragsmonate vor und nach der Reha Katamnestische Befragung der Rehabilitanden zur persönlichen Situation Vergleichsgruppe aus dem Vergleichsdatenpool der DRV BW?
22 Sie haben es geschafft! Vielen Dank für die Aufmerksamkeit!
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