ZVM Jahrestagung Was wissen wir eigentlich über wissenschaftliche Karrieren in Deutschland und anderswo? Probleme mit der Datenlage
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- Martha Buchholz
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1 ZVM Jahrestagung 2015 Was wissen wir eigentlich über wissenschaftliche Karrieren in Deutschland und anderswo? Probleme mit der Datenlage Reinhard Jahn Max-Planck Institut für biophysikalische Chemie Göttingen (mit Unterstützung von Dr. Katrin Wodzicki, Göttingen)
2 Promotion qualifiziert für viele Berufe Nur sehr wenige enden in akademischen Positionen Promotionen Berufungen Verhältnis Deutschland (2010; 2011) (18.000) 671 2,7 % USA (2012/2013) >67.000* c.a ,7% Großbritannien (2012/2013) c.a ,2% Niederlande (2013; 2011) ,7 % (Schätzungen, bezogen auf ein (akademisches) Jahr)
3 Promovierte haben die höchste Erwerbstätigenquote Fazit Promotion: beste Voraussetzung für ein weites Feld von Berufstätigkeiten wissenschaftliche Karriere nur ein Weg unter vielen UK: 3,2 % Arbeitslosenquote bei Promovierten
4 Fazit Promotion Die Promotion ist der berufsqualifizierende Abschluss mit den höchsten Chancen auf dem Arbeitsmarkt. Doktoranden sind daher, auch wenn sie vielfach weitgehend selbständige Forschung betreiben, noch in einer beruflichen Qualifizierungsphase, die für viele unterschiedliche Berufe qualifiziert.
5 Fazit Promotion Die Promotion ist der berufsqualifizierende Abschluss mit den höchsten Chancen auf dem Arbeitsmarkt. Doktoranden sind daher, auch wenn sie vielfach weitgehend selbständige Forschung betreiben, noch in einer beruflichen Qualifizierungsphase, die für viele unterschiedliche Berufe qualifiziert. Die akademische Laufbahn beginnt daher erst nach Abschluss der Promotion
6 Akademische Karriere im Ländervergleich Karrierestufen (Vorschlag der EU Kommission) R2 Recognized R3 Established R4 Leading R1: First Stage (up to the point of PhD), R2: Recognized (PhD holders or equivalent who are not yet fully independent), R3: Established (researchers who have developed a level of independence) and R4: Leading (researchers leading their research area or field). Promotion
7 Akademische Karriere im Ländervergleich Deutschland R2 Recognized R3 Established R4 Leading Postdoc Habilitierende Juniorprofessor (W1) Gruppenleiter (W1 o. W2) Sen. Postdoc / Gruppenleiter Professor Direktor W2/W3 (permanent) Mittelbau (befristet/unbefristet) Lehrbeauftragte etc. (nebenamtlich, befr.) Promotion Habilitation Tenure
8 Akademische Karriere im Ländervergleich Deutschland R2 Recognized R3 Established R4 Leading Juniorprofessor (W1) Professor Gruppenleiter (W1 o. W2) Direktor Postdoc Keine einheitliche Struktur W2/W3 Sen. Postdoc / Gruppenleiter (Föderalismus/Sonderwege einzelner Unis) (permanent) Habilitierende Intransparent für Externe Keine definierten Karrierestufen Mittelbau (befristet/unbefristet) Viele Positionen unterhalb der Professur werden nicht öffentlich ausgeschrieben Lehrbeauftragte etc. (nebenamtlich, befr.) Promotion Habilitation Tenure
9 Prekariat in Universitäten und Forschungsinstituten? Wege durch den Flaschenhals (.) So bildete sich ein Heer von rund unselbständigen und zu über achtzig Prozent befristet beschäftigten Mitarbeitern, während die Zahl der Professuren nur moderat auf Lehrstühle wuchs. Legionen von Assistenten kämpfen jährlich um rund siebenhundert frei werdende Lehrstühle. ( ) Quelle: FAZ, Uni-Prekariat, Politik und Probleme im Detail ( ) Das Problem: Unterhalb der Professur haben nach Gewerkschaftszahlen mindestens 80 Prozent nur befristete Verträge bis zu Beschäftigte. Die Lösung: Schwierig weil umstritten ist, wie stark Wissenschaft und Forschung bei ihrer Personalpolitik an die Kandare genommen werden sollten. ( ) Quelle: dpa-dossier Bildung Forschung dpa Nr. 27/ Juni AKTUELLES
10 Akademisches Personal im Ländervergleich R. Kreckel (2008)
11 Akademisches Personal im Ländervergleich modifiziert nach R. Kreckel (2008) 100% 90% 80% 7% 5% 2% 12% 11% 9% 18% 30% 70% 19% 25% 60% 8% 25% Full Professor 50% 22% Senior Staff (unbefristet) Junior Staff 40% 30% 74% 53% 7% 27% Assistant staff (unbefristet) Assistant staff (befristet) 20% 10% 28% 1% 17% 0% Deutschland (2008) Niederlande (2009) England (2009) USA (2008/2009)
12 Akademisches Personal im Ländervergleich modifiziert nach R. Kreckel (2008) 100% 90% 80% 70% 7% 5% 2% 12% 11% 9% 19% 18% 25% 30% Ist unser Wissenschaftssystem wirklich unsozialer als das anderer Länder? 60% 8% 25% Full Professor 50% 22% Senior Staff (unbefristet) Junior Staff 40% 30% 74% 53% 7% 27% Assistant staff (unbefristet) Assistant staff (befristet) 20% 10% 28% 1% 17% 0% Deutschland (2008) Niederlande (2009) England (2009) USA (2008/2009)
13 Akademisches Personal im Ländervergleich modifiziert nach R. Kreckel (2008) 100% 90% 80% 7% 5% 2% 12% 11% 9% 18% 30% Grob irreführend und einseitig, weil... 70% 19% 25% 60% 8% 25% Full Professor 50% 22% Senior Staff (unbefristet) Junior Staff 40% 30% 74% 53% 7% 27% Assistant staff (unbefristet) Assistant staff (befristet) 20% 10% 28% 1% 17% 0% Deutschland (2008) Niederlande (2009) England (2009) USA (2008/2009)
14 Beim Vergleich muss berücksichtigt werden: 1. Anders als in Deutschland werden Doktoranden und vielfach Postdocs in den Vergleichsländern nicht erfasst
15 Beim Vergleich muss berücksichtigt werden: 100% 90% 80% 7% 5% 2% 12% 11% 9% 18% 30% 70% 19% 25% 60% 8% 25% Full Professor 50% 22% Senior Staff (unbefristet) Junior Staff 40% 30% 20% 10% 0% 66% Doktoranden (WiMi) 74% Deutschland (2008) 53% Niederlande (2009) 7% 28% England (2009) 27% 1% 17% USA (2008/2009) 30% 60% Postdocs in den USA PhD students in den USA Assistant staff (unbefristet) Assistant staff (befristet)...aber alle Daten wenig belastbar..
16 Beim Vergleich muss berücksichtigt werden: 1. Anders als in Deutschland werden Doktoranden und vielfach Postdocs in den Vergleichsländern nicht erfasst 2. Tenure und open-ended contract beinhalten keine Gehaltsgarantie und zumeist keinen Kündigungsschutz: USA: Tenure: keine Garantie des vollen Gehaltes, vielfach Einstellung aller Gehaltszahlungen bei Ausbleiben von Drittmitteln UK: Kündigungen unüblich, aber kein Regelaufstieg, enormer Druck, komplexes Regelwerk, Regelverletzungen führen zur Terminierung, in den letzten Jahren Zunahme von befristeten Stellen NL: Kündigungen bei Umstrukturierungen möglich und nicht selten
17 ...und in Deutschland... Höchste Arbeitsplatzsicherheit (Kündigungsschutz, Gehaltsgarantie) auf permanenten Positionen, und das selbst bei mangelnder Leistung fehlende Leistungsanreize! Keine regulären Übergänge zwischen den Karrierestufen, jede Stufe unabhängig von den anderen, d.h. Keine Regelkarriere, keine Planbarkeit, keine Transparenz..
18 ...und in Deutschland... Höchste Arbeitsplatzsicherheit (Kündigungsschutz, Gehaltsgarantie) auf permanenten Positionen, und das selbst bei mangelnder Leistung fehlende Leistungsanreize! Keine regulären Übergänge zwischen den Karrierestufen, jede Stufe unabhängig von den anderen, d.h. Keine Regelkarriere, keine Planbarkeit, keine Transparenz.. aber dennoch rein statistisch gesehen - Berufschancen nicht unbedingt schlechter als in den Vergleichsländern
19 Bringt es etwas, mehr unbefristete Stellen zu schaffen (Beispiel MPG) 5000 Wissenschaftler, davon 40% unbefristet Erhöhung der unbefr. Wissenschaftler auf 60% Unbefristet: 3000 statt 2000 (Laufzeit 40 Jahre) pro Jahr 75 statt 50 offene Stellen + 25 Befristet: 2000 statt 3000 (Laufzeit 5 Jahre) pro Jahr 400 statt 600 offene Qualifikationsstellen - 200
20 Bringt es etwas, mehr unbefristete Stellen zu schaffen (Beispiel MPG) 5000 Wissenschaftler, davon 40% unbefristet Erhöhung der unbefr. Wissenschaftler auf 60% Unbefristet: 3000 statt 2000 (Laufzeit 40 Jahre) pro Jahr 75 statt 50 offene Stellen + 25 Befristet: 2000 statt 3000 (Laufzeit 5 Jahre) pro Jahr 400 statt 600 offene Qualifikationsstellen Fazit: Effekt auf den Arbeitsmarkt: mikroskopisch klein Schaden für die Forschung: enorm!
21 Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!
22 Akademische Karriere im Ländervergleich USA R2 Recognized R3 Established R4 Leading Postdoc Assistant/Associate Professor with tenure track 15% - 70% Associate Professor Professor Klare Fristen (außer Postdoc), Entlassung, wenn tenure Ziel nicht erreicht Promotion Tenure
23 Beispiel USA: Welche Institutionen gibt es und wie sind die Beschäftigungsverhältnisse? 1. Staatliche Labors: National Laboratories, Research and Development Centers (FFRDCs), z.b. NIH, JPL feste Arbeitsverträge (kündbar), direkte staatliche Finanzierung, fixes (aber relativ niedriges) Gehalt 2. Universities/colleges, staatlich davon nur wenige (c.a. 2%!!) research-oriented, PhD degree granting (umfasst das gesamte sekundäre Bildungssystem!) Arbeitsverträge an Lehre gebunden (kündbar), immer Teilzeit, Forschung und Aufwuchs über Drittmittel, z.t. Finanzierung überwiegend privat 3. Research Universities, privat, PhD-degree granting Gehalt vielfach teilweise oder ganz über Drittmittel selbstfinanziert, bei deren Ausbleiben Reduktion oder Terminierung
24 Akademische Karriere im Ländervergleich Großbritanien R2 Recognized R3 Established R4 Leading Postdoc Research Assistant kein Regelaufstieg, lange Bewährungszeiten (~5 Jahre), dann unbefristet Lecturer Lecturer Senior Lecturer Reader Professor / Chair Promotion Tenure
25 Akademische Karriere im Ländervergleich Niederlande R2 Recognized R3 Established R4 Leading Postdoc Assistant Professor 1 2 betriebsbedingte Kündigungen auf allen Ebenen möglich Associate Professor 1 2 Professor Promotion Tenure
26 Promotion qualifiziert für viele Berufe Nur sehr wenige enden in akademischen Positionen Beispiel: Großbritannien Quelle:
27 USA: Langfristige Karrierewege (Biologie) Quelle:
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