Diversität ausgewählter Lebensräume im In- und Ausland: Obergurgl

Größe: px
Ab Seite anzeigen:

Download "Diversität ausgewählter Lebensräume im In- und Ausland: Obergurgl"

Transkript

1 Exkursionsbericht EU 2013: Diversität ausgewählter Lebensräume im In- und Ausland: Obergurgl Betreuung durch Univ.-Prof. Dr. Brigitta Erschbamer Verfasst von A. Danler, M. Epstein, P. Heidenwolf, M. Karadar, S. M. Laiminger, K. A. Lajos, Y.S.T. Markl, A. Peskoller, M. Pospiskova, D. Reidl, A. Rosani J. Sailer, T. Sansone Leopold-Franzens Universität, Institut für Botanik, Sternwartestr. 15, A-6020 Innsbruck

2 Inhaltsverzeichnis Inhaltsverzeichnis Einleitung Pflanzen im Hochgebirge Obergurgl Exkursion Obergurgl Exkursionen Montag, Dienstag, Mittwoch, Donnerstag, Freitag, Twinspan Analyse Allgemein Ergebnisse Literaturverzeichnis

3 1. Einleitung 1.1. Pflanzen im Hochgebirge Pflanzen im Hochgebirge sind schnell wechselnde Klimabedingungen ausgesetzt. Mit zunehmender Meereshöhe wird die Vegetationszeit immer kürzer (Aichele & Schwegler 2008, Reisigl & Keller 1987). Der Übergang der Jahreszeiten tritt sehr schnell auf; somit ist die Vegetationszeit nur auf die Sommermonate, ab ca. Juni/Juli, beschränkt (Reisigl & Keller 1987). Mit zunehmender Meereshöhe ist die Strahlungsintensität durch die dünner werdende Luft deutlich höher als in Tallagen (Reisigl & Keller 1987). Weiters nimmt die Temperatur um 0,6 C/ 100m NN ab (Reisigl & Keller 1987). Niederschläge und Schneeanteil nehmen mit zunehmender Meereshöhe zu; die Schneebedeckung hält länger an. In weiterer Folge führt dies führt zu einer stärkeren Bewölkung (Reisigl & Keller 1987). Als Anpassung an die extremen Klimabedingungen und dem geringeren Vorhandensein von Nischen im Hochgebirge, haben sich verschiedene Wuchsformen etablieren können (Reisigl & Keller 1987), wobei vor allem drei Typen weit verbreitet sind: Rosettenpflanzen Polsterpflanzen Horstpflanzen Widrigen Bedingungen zum Trotz ist die Artenvielfalt der Alpen enorm. Nagy et. al 2003 beschreibt das Vorkommen von ca Blütenpflanzen, ca Moosarten und ca Flechten. In Obergurgl wurden ca. 580 höhere Pflanzen (Vitek 1982) und 420 Flechten (Hofmann et. al 1988) beschrieben. Höhen- und Vegetationsstufen Da die Entwicklung von Pflanzengesellschaften stark klimaabhängig ist, werden bestimmte Höhenstufen durch verschiedene Pflanzengesellschaften gekennzeichnet (Aichele& Schwegler 2008). Die colline/submontane Stufe am Alpenhauptkamm/Ötztal (< 800 m NN) beschreibt die unterste Höhenstufe und umfasst die Tieflagen. Die darauffolgende Höhenstufe wird als montan bezeichnet und erreicht eine Meereshöhe von ca m NN. Die aktuelle Vegetation der montanen Stufe im Ötztal sind Föhrenwälder und Fichten-Lärchenwälder. Im Bereich der subalpinen Stufe ( m NN) haben sich Lärchen-Zirbenwälder und ihre Ersatzgesellschaften, die Zwergstrauchheiden, angesiedelt. Die aktuelle Waldgrenze liegt bei 2100 m, die potentielle bei 2300 m. Die höchst steigenden Zirben in Obergurgl kommen auf 2300 m NN vor. Die 3

4 Zwergstrauchheiden markieren den Übergang zur alpinen Stufe (bis ca. 2900m). Alpine Rasen, welche mit zunehmender Höhenstufe in Pionierrasen und Rasenfragmente übergehen, sind dort vorherrschend. Im Bereich der subnivalen Stufe (3000 m NN) sind hauptsächlich Polsterpflanzen wie beispielsweise Androsace alpina anzutreffen. Die nivale Stufe (>3100m NN) ist weitgehend schneebedeckt; Moose, Flechten und höhere Pflanzen kommen nur noch an Gratlagen vor, die aus dem Eis herausragen (Ellenberg 1996) (Abb. 1). Abb. 1: Die einzelnen Höhenstufen werden von spezifischen Pflanzengesellschaften dominiert ( aus Ellenberg 1996) 1.2. Obergurgl Im Gurgler Tal, dem südlichen Ausläufer des Ötztales, auf 1907m NN und 2150m NN liegen die beiden Tourismusorte Obergurgl (N 46 52, O 11 1 ) und Hochgurgl, ( Das Gurgler Tal befindet sich in den Ötztaler Alpen, nahe dem Alpenhauptkamm (Abb. 2). Sowohl Obergurgl als auch Hochgurgl gehören zur Gemeinde Sölden des Bezirkes Imst, Tirol, Österreich. 4

5 Abb. 2: Obergurgl und Hochgurgl bilden die letzten Dörfer im Gurgler Tal, Tirol, Österreich (Quelle: ). Geologie und Geomorphologie Obergurgl und dessen Umgebung wird von Gesteinen des südlichen Ötztal-Stubai-Komplexes und dem nördlichen Teil der geologischen Einheit des Schneeberg Komplexes dominiert (Nagl 2009). Hauptbestandsbildner des Ötztal-Stubai-Komplexes ist altkristallines Silikatgestein (Paragneise, Glimmerschiefer). Granatglimmerschiefer (Abb. 3), welcher hauptsächlich im Gebiet des Granatkogels auf der Ostseite des Gaisbergferners zu finden ist, als auch Hornblendegarbenschiefer sind für den Schneeberg Komplex charakteristisch (Krainer 2010). Die Gebirge wurden während der letzten Vereisungsphase im Quartär massiv durch die Gletscher und deren Dynamik geformt, da diese bereits bei geringsten klimatischen Veränderungen sensibel reagieren. Durch die Bewegung des Gletschers werden Erosionsprozesse, als auch Sedimentationsund Transportprozesse in Gang gesetzt (Krainer 2010). 5

6 (a) (b) Abb. 3: (a) Granaten und (b) Hornblendegarbenschiefer des Schneeberg Komplexes, welcher neben dem Ötztal- Stubai-Komplex den Talgrund des Gaisberg- und Rotmoostales bestimmt (aus Krainer 2010, bearbeitet) Während der letzten Eiszeit wurden die Täler der Alpen von einer gewaltigen Eismasse ausgefüllt. Dabei war der Ötztalgletscher einer der bedeutendsten Seitengletscher des Inngletschers. Seit dem Höhepunkt der letzten Eiszeit vor ca Jahren, schmelzen die Gletscher, bis auf wenige Gletschervorstöße, kontinuierlich ab. Einer der größten Vorstöße konnte während der kleinen Eiszeit um 1850 anhand von zahlreichen Moränenwällen dokumentiert werden. Besonders gut sind diese im Rotmoostal und Gaisbergtal durch Seiten- und Endmoränen zu erkennen. Weiters sind bei genauer Beobachtung der Landschaft zahlreiche Gletscherspuren (Gletscherschliff, Trogtäler, Gletscherschrammen im Gestein, Rundhöcker) erkennbar (Krainer 2010). Das Rotmoostal bei Obergurgl ist ein klassisches Trogtal (Abb. 4). Trogtäler sind durch einen flachen Talboden, übersteile Trogwände und eine Trogschulter gekennzeichnet (Krainer 2010). Abb. 4: Das Rotmoostal als typisches Trogtal mit flacher Talsohle, übersteilen Trogwänden und Trogschulter (aus Krainer 2010) Entwicklung der Kulturlandschaft Der Waldgrenzbereich der Alpen wird von besonders artenreichen Bergwiesen geprägt. Die Bewirtschaftung dieser Wiesen reicht mehr als 5000 Jahre zurück. Durch die extensive Bewirtschaftung entwickelten sich nicht nur Gesellschaften mit hoher Biodiversität; in weiterer Folge werden sowohl die Bodenstabilität verbessert als auch Erosionen minimiert. Durch die stetige Zunahme des Wintertourismus seit Mitte des 20. Jahrhunderts veränderte sich die Art der 6

7 Bewirtschaftung drastisch und wurde für die ansässigen Bauern immer weniger rentabel. Ehemals traditionell bewirtschaftete Bergwiesen verbrachen entweder nach und nach oder die Bewirtschaftung wird intensiviert. Dies führt zu einer massiven Veränderung der Artenzusammensetzung und Biodiversität (Mayer et. al 2012). Durch die Erschließung der Gletscher und somit des Ausbaues des Winterskigebietes ab Mitte des 20. Jahrhunderts veränderte sich das Landschaftsbild gravierend. Das Ötztal zählt heute zu den führenden Wintertourismusgebieten in Österreich. Klima Der Bereich der Ötztaler Alpen wird von kontinentalem Klima dominiert. Die inneralpine Höhenlage beeinflusst das Klima in Obergurgl maßgeblich. Aufgrund der Gebirge im Norden und Süden werden feuchte Luftmassen abgeschirmt und es fällt in weiterer Folge im Vergleich zum österreichischen Mittel weniger Niederschlag (Fischer 2010). Obergurgl verfügt über eine eigene Klimastation, nahe der AFO; seit 1953 werden kontinuierlich am selben Standort durchgeführt (Fischer 2010). Messungen Für die Periode beträgt das Jahresmittel der Temperatur 2,8 C; die Summe der Jahresniederschläge ergibt 851mm (Tirol Atlas 2013, Das mittlere Temperaturminimum der Monatstemperaturen tritt im Jänner (-5 C), das mittlere Maximum im Juli (11 C) auf (Abb. 5). Abb. 5: Klimadiagramm der Klimastation Obergurgl. Die blaue Kurve beschreibt die Niederschlagsmenge, die Temperatur wird rot dargestellt (aus: Tirol Atlas 2013, Das Niederschlagsmaximum tritt in den Sommermonaten, Niederschlagsminimum während den Wintermonaten auf. Dadurch werden geringere Schneehöhen und eine kürzere Schneedeckendauer als in den Ostalpen erreicht (Nagl 2009). An 198 Tagen im Jahr ist eine Schneedecke von >1cm zu verzeichnen. Die maximale Schneedecke liegt bei 200cm (Fischer 2010), die mittlere bei 64 cm. 7

8 Naturpark Ötztal Die Schutzgebiete des Ötztales wurden im Jahre 2006 zum Naturpark Ötztal zusammengefasst. Es ist der drittgrößte Naturpark Österreichs. Er erstreckt sich über 510 km² und reicht von 774m NN (Piburger See) 3.774m NN (Wildspitze) ( Hauptziel des Naturparks ist es, den Erhalt der Natur und Landschaft zu gewährleisten. Weiters bietet er die Möglichkeit für Tourismus, Erholung, Forschung und Bildung. Schützenswerte Gebiete wie das Naturdenkmal Obergurgler Zirbenwald und das Natura 2000 Gebiet Ötztaler Alpen wurden bei der Exkursion besichtigt und untersucht Exkursion Obergurgl Im Rahmen der Exkursion Diversität ausgewählter Lebensräume im In- und Ausland (LV ) wurde Obergurgl im Ötztal ausgewählt. Geleitet wurde diese Exkursion von Univ.-Prof. Dr. Erschbamer Brigitta. Von wurden im Raum Obergurgl Tagesexkursionen durchgeführt (Tab. 1). Ziel der Exkursion war es, die dort vorkommenden Pflanzengesellschaften zu untersuchen und zu beschreiben. Dazu wurden Artenlisten erhoben Vegetationsaufnahmen oder auf Flächen mit ca. 1 m² Größe durchgeführt. Diese Vegetationsaufnahmen wurden mit dem Programm TWINSPAN Tab. 1: Tagesexkursionen im Überblick (Sailer 2013) klassifiziert. Die Nomenklatur der Arten richtet sich nach Fischer et al. (2008). 8

9 2. Exkursionen 2.1. Montag, Am führte die Exkursion in den Obergurgler Zirbenwald und weiter ins Zirbenwaldmoor (Abb. 6). Abb. 6: Exkursionsroute (rote Linie) im Obergurgler Zirbenwald und ins Zirbenwaldmoor mit den Standorten 1 und 2 (Sterne). Karte: tirismaps 2013; (bearbeitet) Standort 1 Obergurgler Zirbenwald Der erste Standort der Exkursion war das südlich von Obergurgl gelegene Naturdenkmal Obergurgler Zirbenwald (Abb. 7). Es handelt sich dabei um einen subalpinen Zirbenwald in einer Seehöhe von 1950 m 2100 m und einer Ausdehnung von ca. 20 ha. Der Zirbenbestand ist seit 1963 als Naturdenkmal ausgewiesen und Teil des UNESCO Biosphärenparks Gurgler Kamm (www. naturpark-oetztal.at). Zirben (Pinus cembra) sind die typischen Waldbildner der inneralpinen subalpinen Stufe und waren vor dem menschlichen Eingriff weit verbreitet. Die Bestände wurden durch landwirtschaftliche Nutzung stark dezimiert (Ellenberg & Leuschner 2010) und stehen heute vielfach unter Schutz. 9

10 Abb. 7: Blick in den Obergurgler Zirbenwald mit reichlich Zwergsträuchern im Unterwuchs (Foto: Reidl 2013) Im Obergurgler Zirbenwald kommen sowohl sehr alte Exemplare von Pinus cembra (mehr als 300 Jahre) als auch reichlich Jungwuchs vor. Verantwortlich für diese Mehrstufigkeit ist ein Waldbrand im Jahr 1880, den nur alte Bäume überlebten (www. naturpark-oetztal.at). Die höchststeigenden Zirben finden sich in Obergurgl am Schönwieskopf auf 2300 m NN. Das Substrat für den Zirbenwald in Obergurgl ist ein sogenannter Eisen-Humus-Podsol mit typischem Humushorizont, Auswaschungshorizont und Verwitterungshorizont (Abb. 8). Ausgangsgestein für diesen sauren Bodentyp ist Paragneis. Abb. 8: Eisen-Humuspodsol mit typischer Horizontabfolge: Humushorizont, gebleichtem Auswaschungs-horizont und Verwitterungshorizont (Foto: Epstein 2013) 10

11 Neben Pinus cembra kommen in der Baumschicht vereinzelte Exemplare von Larix decidua, Picea abies und Sorbus aucuparia vor. Im Unterwuchs dominieren die Zwergsträucher Rhododendron ferrugineum, Juniperus communis ssp. nana und verschiedene Vaccinium-Arten. Avenella flexuosa und Calamagrostis villosa sind häufige Gräser im Unterwuchs (Mayer & Erschbamer 2012). Bei den Vegetationsaufnahmen der Exkursion konnten 28 Pflanzenarten aus 12 Familien gefunden werden (Tab. 2). Neben der typischen Zirbenwald-Vegetation kommen auch Sonderstandorte vor wie zum Beispiel vereinzelt liegende Felsbrocken, die einen eigenen Pflanzenbewuchs zeigen (Tab. 3). Tab. 2: Arten des Zirbenwaldes in Obergurgl Familie Art Familie Art Asteraceae Arnica montana Juncaceae Luzula luzuloides Asteraceae Hieracium alpinum Lentibulariaceae Pinguicula vulgaris Asteraceae Hieracium murorum Orobanchaceae Melampyrum pratense Asteraceae Homogyne alpina Orobanchaceae Melampyrum sylvaticum Asteraceae Scorzoneroides helvetica Orobanchaceae Pedicularis tuberosa Campanulaceae Campanula barbata Oxalidaceae Oxalis acetosella Caprifoliaceae Lonicera caerulea Pinaceae Larix decidua Cupressaceae Juniperus communis ssp. nana Pinaceae Pinus cembra Ericaceae Calluna vulgaris Poaceae Anthoxanthum odoratum Ericaceae Empetrum hermaphroditum Poaceae Avenella flexuosa Ericaceae Rhododendron ferrugineum Poaceae Calamagrostis villosa Ericaceae Vaccinium gaultherioides Poaceae Nardus stricta Ericaceae Vaccinium myrtillus Rosaceae Potentilla erecta Ericaceae Vaccinium vitis-idaea Rosaceae Sorbus aucuparia Tab. 3: Gefäßpflanzenarten auf einem Felsblock im Obergurgler Zirbenwald Familie Art Caryophyllaceae Atocion rupestre Crassulaceae Sempervivum montanum Campanulaceae Phyteuma hemisphaericum Poaceae Poa nemoralis 11

12 Im gesamten Obergurgler Zirbenwald spielen sowohl bodenbewohnende als auch epiphytische Moose und Flechten eine wichtige Rolle. Darunter finden sich auch seltene Arten von Flechten wie Letharia vulpina (Abb. 9) und Arten der Gattung Usnea. Erwähnenswert ist auch die epiphytische Flechte Vulpicida pinastri, sie ist frostempfindlich, erträgt aber Schneebedeckung und gilt daher als Schneepegelflechte (Gärtner & Hofbauer 2012). Von den vielen vorkommenden Arten konnten bei den Vegetationsaufnahmen 4 Moosarten und 8 Flechten angesprochen werden (Tab. 4 und 5). Abb. 2: Reichliche Vorkommen der leuchtend gelben Letharia vulpina (Wolfsflechte) auf alten Zirbenstämmen im Obergurgler Zirbenwald (Foto: Heidenwolf 2013) Tab. 4: Moose des Zirbenwaldes in Obergurgl Art Dicranum scoparium Hylocomium splendens Pleurozium schreberi Rhytidiadelphus triquetrus Deutscher Name Besen-Gabelzahnmoos Etagenmoos Rotstängel Runzelbruder Tab. 5: Flechten des Zirbenwaldes in Obergurgl Art Deutscher Name Cetraria islandica Isländisches Moos Cladonia arbuscula Sparrige Rentierflechte Cladonia rangiferina Echte Rentierflechte Letharia vulpina Wolfsflechte Parmeliopsis ambigua - Pseudevernia furfuracea Baummoos Usnea sp. Baumbart Vulpicida pinastri - 12

13 Standort 2 Obergurgler Zirbenwaldmoor Beim Obergurgler Zirbenwaldmoor (Abb. 10) handelt es sich um ein typisches Niedermoor der subalpinen Stufe. Es befindet sich auf ca. 2000m NN. Das Niedermoor wird nicht nur von Niederschlägen, sondern auch von Hang- u. Oberflächenwasser gespeist. Dieser Einfluss von Mineralbodenwassser, durch den eine beträchtliche Menge Nährstoffe in das Moor fließt, prägt die hier vorherrschende Vegetation (Tab. 6), die man somit sehr gut von einer Hochmoor-Vegetation unterscheiden kann. Trichophorum caespitosum ist die dominante Art eines Niedermoores der subalpinen-alpinen Stufe, Torfmoose (Sphagnum-Arten) sind nur sehr wenige vorhanden. Abb. 10: Blick nach Süden über das Moor auf den Hangerer. (Foto: Heidenwolf 2013) Tab. 6: Arten des Obergurgler Zibenwaldmoores Familie Art Juncaceae Trichophorum caespitosum dominante Art Cyperaceae Carex nigra typisch für Niedermoore auf Silikat Cyperaceae Carex echinata typisch für Niedermoore auf Silikat Cyperaceae Eriophorum vaginatum Cyperaceae Eriophorum angustifolium Cyperaceae Carex rostrata nur an offenen Wasserstellen Cyperaceae Carex pauciflora typische Hochmoorart Rosaceae Potentilla erecta Begleitart Violaceae Viola palustris Begleitart Orchidaceae Dactylorhiza cf. majalis Begleitart Lentibulariaceae Pinguicula vulgaris Begleitart 13

14 2.2. Dienstag, Am führte die Exkursion zur Bergstation der Hohen Mut auf m NN, von dort über den Sattel der Hohen Mut in das Gletschervorfeld des Gaisbergtales auf ca m NN (Abb.11). Das Gebiet ist Teil des Ötztal-Stubai-Kristallins, welches hier durch Paragneise charakterisiert ist. Gaisbergtal, Kirchenkogel und Rotmoostal werden zudem vom sogenannten Schneebergzug durchzogen, welcher sich aus Marmoren, Granatglimmerschiefern und Hornblendegarbenschiefern zusammensetzt. Diese Mischung aus sauer und basisch verwitternden Gesteinen führt im Gebiet des Gaisbergtales, vor allem auch im Gletschervorfeld, zu einer hohen Artenvielfalt. Abb. 11: Exkursionsroute auf der Hohen Mut und im Gaisbergtal mit den Standorten 1 bis 5. Karte: tirismaps 2013; (bearbeitet) 14

15 Standort 1 Hohe Mut Bergstation Die Hohe Mut war mit ihren m NN. während der letzten Eiszeit von Gletschern bedeckt, denen sie ihre abgerundete Form verdankt. Der Berg wurde im letzten Jahrhundert für den Skitourismus erschlossen und wird im Sommer als Weide genutzt. Diese Einflüsse sind vor allem im Bereich um die Bergstation der Hohen Mut gut zu erkennen, wo eine starke Eutrophierung zur Ausbildung eines Weiderasens geführt hat. Charakteristische Arten dieses Weiderasens sind Poa annua und Poa alpina, Weidezeiger wie Deschampsia cespitosa und Nardus stricta sind hier ebenfalls zu finden (Tab. 7). Das typische Caricetum curvulae, wie man es am Sattel der Hohen Mut findet, fehlt hier. Tab. 7: Arten der Bergstation Hohe Mut (Standort 1) Familie Art Familie Art Antirrhinaceae Veronica alpina Poaceae Deschampsia cespitosa Apiaceae Mutellina adonidifolia Poaceae Nardus stricta Asteraceae Gnaphalium supinum Poaceae Poa alpina Asteraceae Scorzoneroides helvetica Poaceae Poa annua Asteraceae Taraxacum sec. alpina Primulaceae Soldanella pusilla Caryophyllaceae Arenaria biflora Rosaceae Potentilla aurea Caryophyllaceae Minuartia sedoides Standort 2 Schneeböden An manchen Lagen bleibt der Schnee bis weit in den Sommer hinein liegen, wodurch die Vegetationsperiode für die dort wachsenden Pflanzen stark verkürzt wird. An diesen Standorten findet man eine spezifische Artengarnitur, welche von der Länge der Schneebedeckung abhängt (Tab. 8). Bei mindestens 3 Monaten Schneefreiheit findet man Arten wie Salix herbacea und Sibbaldia procumbens. Bei längerer Schneebedeckung (bis zu 11 Monate) dominiert Polytrichum norvegicum. In Bereichen mit einer noch längeren Schneebedeckung findet man nur mehr Lebermoose wie Anthelia juratzkana (Standort 2a) Tab. 8: Arten der Schneeböden (Standort 2a) Familie Art Familie Art Asteraceae Gnaphalium supinum Salicaceae Salix herbacea Polygonaceae Persicaria vivipara Antheliaceae Anthelia juratzkana Rosaceae Sibbaldia procumbens Polytrichaceae Polytrichum norvegicum 15

16 Standort 2 Hohe Mut Sattel bis zur Forscherhütte Auf dem Sattel der Hohen Mut findet man eine für dieses Gebiet typische Vegetation, ein Caricetum curvulae, welches durch die Beweidung leicht abgewandelt ist (Tab. 9). Im Bereich der Forscherhütte gibt es zwei Weideausschlussflächen der Universität Innsbruck, eine weitere befindet sich in einem Schneeboden. In diesen Flächen nimmt die Dominanz von Carex curvula weiter zu, während die Anzahl der Individuen von Gnaphalium supinum und Leucanthemopsis alpina zurückgeht. Tab. 9: Arten der Hohen Mut Sattel bis Forscherhütte (Standort 2) Familie Art Familie Art Antirrhinaceae Veronica bellidioides Poaceae Oreochloa disticha Asteraceae Antennaria carpatica Polygonaceae Persicaria vivipara Asteraceae Erigeron uniflorus Primulaceae Androsace obtusifolia Asteraceae Homogyne alpina Primulaceae Primula glutinosa Asteraceae Leucanthemopsis alpina Primulaceae Primula hirsuta Asteraceae Scorzoneroides helvetica Ranunculaceae Pulsatilla vernalis Brassicaceae Cardamine resedifolia Ranunculaceae Ranunculus glacialis Campanulaceae Phyteuma hemisphaericum Rosaceae Geum montanum Caryophyllaceae Cerastium cerastoides Rosaceae Potentilla frigida Caryophyllaceae Minuartia sedoides Salicaceae Salix herbacea Caryophyllaceae Silene exscapa - Alectoria ochroleuca Cyperaceae Carex curvula - Cetraria islandica Cyperaceae Kobresia myosuroides - Chlamydomonas nivalis Ericaceae Loiseleuria procumbens - Dibaeis baeomyces Ericaceae Vaccinium gaultherioides - Dicranum sp. Ericaceae Vaccinium vitis-idaea - Flavocetraria cucullata Gentianaceae Gentiana brachyphylla - Flavocetraria nivalis Liliaceae Lloydia serotina - Polytrichum norvegicum Poaceae Agrostis rupestris - Solorina crocea Poaceae Avenula versicolor - Thamnolia vermicularis Poaceae Festuca halleri - Umbilicaria sp. 16

17 Standort 3 Schuttflächen und Felsnischen am Weg ins Gaisbergtal Der Nordwesthang des Gaisbergtales besteht aus Fels sowie Ansammlungen von Schutt- und Gesteinsmaterial. Auffallend ist hier die große Vielfalt an Saxifraga-Arten (Tab. 10). Tab. 10: Arten der Schuttflächen Richtung Gaisbergtal (Standort 3) Familie Art Familie Art Asteraceae Cirsium spinosissimum Polygonaceae Oxyria digyna Asteraceae Doronicum clusii Rosaceae Geum reptans Brassicaceae Cardamine resedifolia Rosaceae Potentilla crantzii Brassicaceae Draba hoppeana Saxifragaceae Saxifraga androsacea Gentianaceae Gentiana brachyphylla Saxifragaceae Saxifraga bryoides Juncaceae Luzula alpinopilosa Saxifragaceae Saxifraga exarata Poaceae Festuca halleri Saxifragaceae Saxifraga oppositifolia Poaceae Sesleria ovata Saxifragaceae Saxifraga seguieri Dem Steig nach SO in das Gaisbergtal hinein folgend trifft man auf Marmore des Schneebergzuges. Hier sind kalkliebende Arten wie Salix reticulata, Arabis alpina, Hedysarum hedysaroides vorherrschend (Tab. 11). Tab. 11: Arten auf Marmor Richtung Gaisbergtal (Standort 3) Familie Boraginaceae Caryophyllaceae Fabaceae Orobanchaceae Salicaceae Art Myosotis alpestris Cerastium uniflorum Hedysarum hedysaroides Bartsia alpina Salix reticulata Standort er Moräne im Gaisbergtal Mit Stereocaulon alpinum und Racomitrium canescens findet man zwei wichtige Folgearten der Primärsukzession im Gletschervorfeld. Einflüsse des Schneebergzuges werden durch kalkliebende Arten wie Salix retusa und basische Substrate bevorzugende Arten wie Salix serpyllifolia deutlich (Tab. 12). 17

18 Tab. 12: Arten der 1923er-Moräne im Gaisbergtal (Standort 4) Familie Art Familie Art Antirrhinaceae Linaria alpina Poaceae Poa alpina Asteraceae Artemisia genipi Salicaceae Salix helvetica Brassicaceae Arabis alpina Salicaceae Salix retusa Brassicaceae Arabis caerulea Salicaceae Salix serpyllifolia Brassicaceae Hornungia alpina - Racomitrium canescens Fabaceae Trifolium pallescens - Stereocaulon alpinum Poaceae Festuca pumila Standort 5 Feuchte Standorte und Quellfluren im Gletschervorfeld Das Gaisbergtal wird von einer Fülle an Bächen durchzogen. In deren Einflussbereich finden sich typische Arten der feuchten Bachfloren und der Quellstandorte (Tab. 13). Saxifraga aizoides und Saxifraga oppositifolia sind Pionierarten an diesen Standorten. Typische Besiedler von Quellfluren sind Saxifraga stellaris und Philonotis sp., welches dichte Polster bildet. Tab. 13: Arten feuchter Standorte und Quellfluren im Gletschervorfeld (Standort 5) Familie Art Cyperaceae Carex sempervirens Juncaceae Juncus triglumis Lentibulariaceae Pinguicula alpina Saxifragaceae Saxifraga aizoides Saxifragaceae Saxifraga stellaris - Philonotis sp. Gaisbergtal Rückweg Eine Vielfalt von Standorten und Arten zeichnet das restliche Gletschervorfeld des Gaisbergtales (1858er Moräne) talauswärts aus (Tab 14). Tab. 14: Arten der 1858er Moräne Familie Art Familie Art Asteraceae Achillea moschata Cyperaceae Kobresia myosuroides Asteraceae Artemisia mutellina Fabaceae Anthyllis vulneraria ssp.alpicola Asteraceae Erigeron uniflorus Ophioglossaceae Botrychium lunaria Asteraceae Leontodon hispidus Poaceae Festuca pumila Caryophyllaceae Minuartia gerardii Ranunculaceae Ranunculus montanus Caryophyllaceae Minuartia recurva Rubiaceae Galium anisophyllon Crassulaceae Sedum atratum Saxifragaceae Saxifraga paniculata 18

19 2.3. Mittwoch, Die Tages- Exkursion führte ins Rotmoostal mit einem Standort am Hang der Hohen Mut, weiter zum Gletschervorfeld des Rotmoosferners (ca m NN) und abschließend zum Rotmoosmoor (Abb. 12). Abb. 12: Exkursionsroute im Rotmoostal (rote Linie) mit den Standorten im Naturschutzgebiet am Hang zur Hohen Mut, dem Gletschervorfeld und Rotmoosmoor (Sterne). Karte: tirismaps 2013; (bearbeitet) Das Gletschervorfeld des Rotmoosferners ist geologisch sehr heterogen: an der orographisch linken Talseite überwiegt der Einfluss der Paragneise, orographisch rechts prägt der Schneebergzug mit Marmoren, Granatglimmerschiefern und Hornblendegarbenschiefern das Gebiet. Daher sind die Böden der beiden Talseiten unterschiedlich hinsichtlich ihres ph-wertes (Schwienbacher & Koch 2010). Kalk- sowie Silikatarten finden sich hier nebeneinander. Die Moränenwälle der einzelnen Gletscherstände lassen gut erkennen, wie lange eine Fläche eisfrei ist (Abb. 13). 19

20 Abhängig davon zeigen sich enorme Unterschiede in der Vegetation. Pionierarten nehmen zur Gletscherzunge hin zu, während die Artenzahl abnimmt (Mallaun 2001). Die Besiedlung eines Gletschervorfelds ist vor allem abhängig von abiotischen Faktoren (Topographie, Feuchtigkeit, Korngröße des Substrats, Abb. 13: Foto vom Rotmoostal (Obergurgl), Moränenwälle kennzeichnen die jeweiligen Gletscherstände (Foto: aus Präsentation Erschbamer 2013) Meereshöhe, Hitze/Kälte) und biotischen Faktoren (Diasporenverfügbarkeit, Keimungsfähigkeit, Wachstumspotential, Interaktionen, Mykorrhiza). In langjährigen Untersuchungen im Gletschervorfeld des Rotmoostales fand man heraus, dass die limitierenden Faktoren für eine Besiedlung Trockenheit und Samenverfügbarkeit sind und dass Hitze-. und Kälteereignisse eine Ansiedelung verhindern können. Weitere Erkenntnisse waren, dass die Entwicklung der Population von den etablierten Individuen abhängig ist und ein Eintrag von Pflanzenmaterial essentiell für die Besiedlung des Gletschervorfeldes ist (Nagl & Erschbamer 2010). Der Besiedlungsvorgang ist also äußerst komplex und von vielen Faktoren abhängig. Wir betrachteten bei unserer Exkursion zunächst den Weiderasen am Abhang der Hohen Mut, dann das Gletschervorfeld mit rezent eisfreien Flächen und älteren Moränen um einen Überblick über Pionier-, Folge- und Initialrasenarten zu bekommen. Standort 1 Weiderasen am Hang zur Hohen Mut Der erste Standort von Tag 3 befand sich im Rotmoostal im Naturpark Ötztal, der im Jahr 2009 erweitert wurde und nun ca Höhenmeter ( m), sowie eine Fläche von 510 km 2 umfasst ( ). Die Landschaft des Naturparks ist sehr vielfältig und umfasst Mähwiesen, Gletscher, Gletschervorfeld, Lärchen- Zirbenwälder, das Rotmoos Moor, Seen usw. Auf den Moränen im Gletschervorfeld wird die Sukzession in verschiedenen Stadien erforscht. Die Vegetation des Naturparkes präsentiert sich hochalpin und ist sehr artenreich. Das Rotmoosmoor sollte im Zuge des Speicherteich-Baues (Wasser zum Betrieb der Schneekanonen) weidefrei gestellt werden. Diese Auflage wurde nur sehr notdürftig umgesetzt, wobei der Zugang 20

21 zum Moor talseitig abgezäunt wurde. Allerdings befindet sich im Zaun ein breiter Durchgang, der den Zugang für Pferde und Schafe durchaus erlaubt. Das Rotmoos Moor wird durch den Viehtritt empfindlich gestört und zertreten. Am Hang der Hohen Mut, den wir uns genauer angesehen haben, besteht die Vegetation aus Zwergstrauchheiden und Weiderasen mit Juniperus communis ssp. nana. Tab. 15: Arten im Weiderasen am Unterhang der Hohen Mut Familie Art Familie Art Antirrhinaceae Veronica bellidioides Juncaceae Juncus jacquinii Asteraceae Carlina acaulis Juncaceae Luzula lutea Asteraceae Homogyne alpina Juncaceae Luzula multiflora Asteraceae Scorzoneroides helvetica Orobranchaceae Euphrasia minima Asteraceae Senecio incanus ssp. carniolicus Orobanchaceae Pedicularis tuberosa Boraginaceae Myosotis alpestris Poaceae Anthoxanthum alpinum Campanulaceae Campanula barbata Poaceae Festuca nigrescens Campanulaceae Phyteuma hemisphaericum Poaceae Nardus stricta Caryophyllaceae Atocion rupestre Poaceae Poa alpina Crassulaceae Sedum alpestre Polygonaceae Persicaria vivipara Crassulaceae Sempervivum montanum Primulaceae Androsace obtusifolia Cyperaceae Carex curvula Ranunculaceae Pulsatilla vernalis Cyperaceae Carex sempervirens Rosaceae Geum montanum Fabaceae Lotus corniculatus ssp. alpestris Rosaceae Potentilla aurea Fabaceae Trifolium alpinum Santalaceae Thesium alpinum Fabaceae Trifolium pratense ssp. nivale - Cetraria islandica Gentianaceae Gentiana acaulis - Peltigera canina Gentianaceae Gentiana bavarica Standort 2 Moräne 1858 Mit 155 Jahren Eisfreiheit ist diese Moräne die am Längsten eisfreie Fläche, die wir im Rotmoostal betrachtet haben. Bei dem vorhandenen eher geringmächtigen Boden (nur 10 cm) handelt es sich um Pararendzina (Koch& Schwienbacher 2010). Die Vegetation befindet sich noch nicht im Klimaxstadium. Der hier vorherrschende Vegetationstyp ist ein Initialrasen (Tab. 15), der von Kobresia myosuroides, Agrostis alpina, Silene acaulis und Anthyllis vulneraria subsp. alpicola dominiert wird (Nagl& Erschbamer 2010) (Abb.14). 21

22 (a) (c) (b) (d) Abb. 3: typische Initialrasenarten im Gletschervorfeld des Rotmoostales: (a) Anthyllis vulneraria subsp. alpicola,(b) Kobresia myosuroides, (c) Silene acaulis, (d) Agrostis alpina (Foto: (a) (b) (c) (d) Tab. 16: Artenliste der Moräne 1858 Rotmoostal Familie Art Familie Art Antirrhinaceae Veronica fruticans Lamiaceae Thymus polytrichus Asteraceae Artemisia mutellina Lycopodiaceae Huperzia selago Asteraceae Erigeron uniflorus Orobanchaceae Pedicularis kuneri Campanulaceae Campanula scheuchzeri Parmeliaceae Cetraria islandica Crassulaceae Sedum atratum Poaceae Agrostis alpina Cyperaceae Carex parviflora Poaceae Avenula versicolor Cyperaceae Kobresia myosuroides Poaceae Deschampsia cespitosa Dryopteridaceae Asplenium viride Poaceae Festuca pumila Dryopteridaceae Polystichum lonchitis Poaceae Poa alpina Ericaceae Arctostaphylos uva-ursi Polytrichaceae Polytrichum Ericaceae Pyrola rotundifolia Primulaceae Androsace obtusifolia Fabaceae Anthyllis vulneraria subsp. alpicola Rosaceae Alchemilla vulgaris Fabaceae Trifolium badium Salicaceae Salix glaucosericea Fabaceae Trifolium pallescens Salicaceae Salix helvetica Juncaceae Luzula spicata Salicaceae Salix retusa Juncaceae Juncus trifidus 22

23 Standort 3 Moräne 1923 Wie bereits erwähnt nehmen die Pionierarten mit der Nähe zur Gletscherzunge zu. Auf dieser seit 90 Jahren eisfreien Moräne kommen somit weniger Initialrasenarten vor, dafür mehrere typische Pionierpflanzen und Folgearten (Tab. 16), wie Cerastium uniflorum, Poa alpina und Stereocaulon alpinum (Mallaun 2001) (Abb. 15). Tab. 17: Artenliste der Moräne 1923 Rotmoostal Familie Art Familie Art Antirrhinaceae Linaria alpina Onagraceae Epilobium fleischeri Asteraceae Achillea moschata Poaceae Poa alpina Asteraceae Tussilago farfara Rosaceae Geum reptans Brassicaceae Arabis soyeri Salicaceae Salix helvetica Caryophyllaceae Arenaria ciliata Saxifragaceae Saxifraga aizoides Caryophyllaceae Cerastium uniflorum Saxifragaceae Saxifraga exarata Caryophyllaceae Minuartia gerardii Saxifragaceae Saxifraga oppositifolia Fabaceae Oxytropis halleri Stereocaulaceae Stereocaulon alpinum Gentianaceae Gentiana orbicularis (a) (b) (c) Abb. 15: typische Folgearten im Gletschervorfeld des Rotmoostales: (a) Cerastium uniflorum, (b) Poa alpina mit Bulbillen, (c) Stereocaulon alpinum (Foto: (a) (b) (c) Standort 4 Moräne 1971 Diese Moräne wird seit 1995 untersucht und war Standort vieler verschiedener Projekte. Die eher junge Moräne ist sehr artenarm. Hauptsächlich sind hier Pionierarten wie Saxifraga aizoides, Saxifraga oppositifolia, Linaria alpina und Artemisia genipi zu finden (Mallaun, 2001) (Abb. 16) (Tab. 17). 23

24 (a) (b) Abb. 16: Typische Pionierarten im Gletschervorfeld des Rotmoostales: (a) Saxifraga aizoides, (b)saxifraga oppositifolia, (c) Artemisia genipi, (d) Linaria alpina (Foto: (a) + (b) (c) + (d) (c) (d) Tab. 18: Artenliste der Moräne 1971 Familie Art Familie Art Antirrhinaceae Linaria alpina Poaceae Poa alpina Asteraceae Artemisia genipi Polygonaceae Oxyria digyna Asteraceae Artemisia mutellina Primulaceae Androsace alpina Brassicaceae Draba siliquosa Primulaceae Primula hirsuta Caryophyllaceae Cerastium uniflorum Salicaceae Salix hastata Caryophyllaceae Minuartia gerardii Saxifragaceae Saxifraga aizoides Caryophyllaceae Silene acaulis Saxifragaceae Saxifraga oppositifolia Standort 5 Rotmoosmoor Das Rotmoosmoor ist ein Niedermoor mit Übergang zum Hochmoor, da Hangwasser einfließt. Im Rotmoosmoor kommen die typischen Niedermoorarten vor. Die Torfschichten sind ca Jahre alt, die Sedimentation begann bereits vor 5200 Jahren. Die Profiltiefe schwankt zwischen 1 ½ und 3 Metern. Das Profil belegt Schwankungen des Klimas und der Waldgrenze. Ton, Sand und Torf wechseln sich ab (Abb. 17). Der Sand stammt aus dem Flussbett, angeschwemmt durch Überflutungsereignisse. Aufgrund der drei wichtigsten Arten (Eriophorum angustifolium, Trichophorum cespitosum, Carex nigra sind Haupttorfbildner) Abb. 17: Profil des Rotmoosmoores; Abfolge von Ton, Sand und Torf (Foto: Laiminger 2013) 24

25 handelt es sich um einen Cyperaceentorf. Die Waldgrenzschwankungen kann man am Profil erkennen im Profil kommen Aststücke von Populus tremula und Alnus alnobetula vor, die ca Jahre alt sind und früher dieses Gebiet bewuchsen. Die Waldgrenzschwankungen bewegten sich früher 100 bis 150 m über der heutigen Waldgrenze. Sobald die Waldgrenze zurückging, stieg die Zahl der Nicht-Baum-Pollen und somit auch der Weidezeiger an. Eine Schicht mit besonders kantigen Steinen zeigt ein Lawinen- oder Bergsturzereignis an, denn in der Rotmoosache nebenan befinden sich größtenteils runde Steine. Vom Moor brechen immer wieder Stücke ab, da die Rotmoosache genau daneben vorbeifließt. Die Torfschichten eines Niedermoores wachsen viel langsamer als ein Hochmoor (Sphagnummoor), daher ist es nicht sehr mächtig. Tab. 19: Arten im Rotmoosmoor Familie Art Familie Art Apiaceae Mutellina adonidifolia Gentianaceae Gentiana bavarica Asteraceae Leontodon hispidus Onagraceae Epilobium angustifolium (an den Torfanstichen) Cyperaceae Carex nigra Orobranchaceae Bartsia alpina Cyperaceae Eriophorum angustifolium Poaceae Deschampsia cespitosa Cyperaceae Trichophorum cespitosum Polygonaceae Oxyria digyna (an den Torfanstichen) Equisetaceae Equisetum variegatum (im Bachbett) Rosaceae Potentilla aurea 25

26 2.4. Donnerstag, Die Tagesexkursion am führte uns zur orographisch linken Talseite von Obergurgl, von der Gurgler Ache (am Bachufer) aus zu den archäologischen Grabungen am Gurgler Beilstein auf m (Abb. 18). Dabei wurden die verschiedensten Standorte mit deren individuellen Vegetationstypen untersucht. Abb. 18: Exkursionsroute (rote Linie) mit dem Ausgangspunkt Gurgler Ache bis zur achäologischen Grabung am Gurgler Beilstein auf m (Sterne). (Karte: tirismaps 2013; (bearbeitet) Standort 1 Hochstaudenflur Gurgler Ache Hochstaudenfluren sind charakteristische Vegetationstypen für stickstoffreiche Böden, entlang von Bachufern. Die meisten Hochstaudenfluren entstehen durch anthropogenen Einfluss. So entstehen auch durch eine Wiederbesiedlung von Brachen, bei ursprünglicher Nutzung als Feuchtwiese, Hochstaudenfluren (Mertz 2000). 26

27 Die Hochstaudenflur der Gurgler-Ache befand sich auf einem Bachuferhang, welcher nach Westen hin ausgerichtet war. Die untersuchte Hochstaudenflur kann als Brachestadium nach landwirtschaftlicher Nutzung charakterisiert werden. Die Nähe des Baches, also die gute Wasserversorgung, sowie die unmittelbare Nähe der gedüngten Fettwiesen haben positiven Einfluss auf die Hochstaudenflur. Es handelt sich bei dieser Hochstaudenflur wahrscheinlich um eine von der Bewirtschaftung aufgelassene, feuchte Fettwiese. Die dominanten Arten an diesem Standort waren Rumex alpinus (Polygonaceae), Chenopodium bonus-henricus (Amaranthaceae), Geranium sylvaticum (Geraniaceae) und Adenostyles alliariae (Asteraceae). Weitere Arten sind Chaerophyllum villarsi (Apiaceae), Alchemilla vulgaris agg. (Rosaceae), Ranunculus acris (Ranunculaceae) und Epilobium angustifolium (Onagraceae). Typisch für diese Hochstaudenfluren wäre außerdem noch Urtica dioica (Urticaceae), welche in dem von uns betrachteten Bereich jedoch nicht vorgekommen ist (Abb. 19) (Tab. 20). (a) (b) (c) Abb. 19: (a) Adenostyles alliariae als Charakterart, (b) Chenopodium bonus-henricus ist ein Stickstoffzeiger und kann als Spinat verwendet werden und (c) Rumex alpinus ist ein Düngungszeiger der typisch für Lägerfluren, Bach- und Flussufer (Fischer et al. 2008)(Foto: Heidenwolf 2013) Auch charakteristisch für Bachufer ist eine ausgedehnte Strauchschicht. Die charakteristische Zusammensetzung dieser Strauchschicht am Bachrand nahe der Gurgler-Ache bestand aus vier Arten. Die dominante Art dieser Strauchschicht stammt aus der Familie der Betulaceae: Alnus alnobetula. Weitere charakteristische Sträucher, die zur Bildung von Ufervegetation beitragen, waren aus der Familie der Salicaceae, nämlich die Arten Salix myrsinifolia und Salix appendiculata. Eine weitere Art ist Lonicera caerulea aus der Familie der Caprifoliaceae. 27

28 Tab. 20: Vegetation der Hochstaudenflur der Gurgler - Ache Familie Art Familie Art Amaranthaceae Chenopodium bonus-henricus Onagraceae Epilobium angustifolium Apiaceae Chaerophyllum villarsi Polygonaceae Rumex alpinus Asteraceae Adenostyles alliariae Ranunculaceae Ranunculus acris Betulaceae Alnus alnobetula Rosaceae Alchemilla vulgaris agg. Caprifoliaceae Lonicera caerulea Saliaceae Salix appendiculata Geraniaceae Geranium sylvaticum Saliaceae Salix myrsinifolia Standort 2 Weiderasen (orographisch linke Talseite) Durch die Beweidung von Tieren entstehen ertragsarme Magerweiden, deren Artenvielfalt sehr hoch ist und die charakteristische Landschaftsbilder bieten (Dietl 1995). Die hohe Artenvielfalt lässt sich durch die landwirtschaftliche Nutzung erklären, denn durch die Beweidung werden in diesen Lebensräumen immer wieder Pionierstandorte geboten, welche durch hohe Dynamik gekennzeichnet sind. Dieser Lebensraum bietet daher viele ökologische Nischen, welche Grundvoraussetzung für eine hohe Artenvielfalt darstellen (Tab. 21). Magerrasen sind Standorte, die eigentlich kaum durch Neophyten gefährdet werden. Ruderale Trockenstandorte können einzig durch den Neophyt Erigeron annuus besiedelt werden (Essl et al. 2002). Die Beweidung ist eine Form der Störung für konkurrenzstarke Arten. Dies ist auch der Grund dafür, dass auf so geringem Raum dermaßen viele Arten vorkommen können, da sich einzelne Arten kaum oder nur mäßig dominant ausbreiten können. Ein lokaler Nährstoffeintrag an diesem Standort erfolgt durch den Kot der Pferde, welche auch für die Beweidung verantwortlich sind. Die an diesem Standort charakteristischen Grasarten, welche auch namengebend für die Gesellschaft sind, sind die Arten Nardus stricta und Festuca nigrescens aus der Familie der Poaceae. (a) (d) (b) Abb. 20: (a) Botrychium lunaria als typische Art für Magerwiesen und weiden, die geschützten Orchideenarten (b) Gymnadenia conopsea und (c) Nigritella rhellicani können miteinander hybridisieren. (d) Veronica fruticans ist eine charakteristische Art für steinige Magerrasen auf Kalk oder Silikat (Foto: Heidenwolf 2013) (c) 28

29 Des Weiteren waren auch geschützte Arten aus der Familie der Orchidaceae, Gymnadenia conopsea und Nigritella rhellicani, an diesem Standort zu sehen (Abb. 20). Tab. 21: Arten des Weiderasens ( linke Talseite) Familie Art Familie Art Antirrhinaceae Veronica fruticans Juncaceae Luzula luzuloides Apiaceae Laserpitium siler Juncaceae Luzula multiflora Asteraceae Achillea millefolium Juncaceae Luzula spicata Asteraceae Achillea moschata Lamiaceae Prunella vulgaris Asteraceae Crepis aurea Lamiaceae Thymus pulegioides Asteraceae Hieracium sphaerocephalum Ophioglossaceae Botrychium lunaria Asteraceae Leontodon autumnalis Orchidaceae Gymnadenia conopsea Campanulaceae Campanula barbata Orchidaceae Nigritella rhellicani Campanulaceae Campanula scheuchzeri Orobanchaceae Euphrasia officinalis Campanulaceae Phyteuma betonicifolium Orobanchaceae Rhinanthus glacialis Campanulaceae Phyteuma hemisphaericum Plantaginaceae Plantago major Caryophyllaceae Atocion rupestre Plantaginaceae Plantago strictissima Caryophyllaceae Silene nutans Poaceae Anthoxanthum odoratum Caryophyllaceae Silene vulgaris Poaceae Briza media Cyperaceae Carex pallescens Poaceae Deschampsia cespitosa Ericaceae Calluna vulgaris Poaceae Festuca nigrescens Ericaceae Rhododendron ferrugineum Poaceae Nardus stricta Ericaceae Vaccinium vitis-idaea Poaceae Phleum commutatum Fabaceae Lotus corniculatus Poaceae Poa alpina Fabaceae Trifolium alpinum Rosaceae Potentilla erecta Fabaceae Trifolium pratense ssp. nivale Rosaceae Rubus idaeus Fabaceae Trifolium pratense ssp. pratense Sambucaceae Sambucus racemosa Grossulariaceae Ribes alpinum Standort 3 Blockhalden(orographisch linke Talseite) Block- und Schuttfluren sind extreme Lebensräume an die nur wenige Pflanzen gut genug angepasst sind (Tab. 22). Extreme Temperaturen, Trockenheit und dazu noch wenig Boden tragen dazu bei, dass die Bedingungen an diesem Standort so extrem sind. Vor allem Kryptogamen können unter solch extremen Bedingungen wachsen und stehen damit fast außer Konkurrenz (Abb. 21). 29

30 Tab. 22: Arten der Blockhalden Familie Art Familie Art Dryopteridaceae Polystichum lonchitis Dryopteridaceae Cystopteris fragilis Dryopteridaceae Gymnocarpium dryopteris Pteridaceae Cryptogramma crispa Dryopteridaceae Dryopteris filix-mas Polypodiaceae Polypodium vulgare Dryopteridaceae Athyrium filix-femina Aspleniaceae Asplenium septentrionale Dryopteridaceae Dryopteris carthusiana Lycopodiaceae Hyperzia selago (b) (a) (c) (d) Abb. 21: (a) Cryptogramma crispa (links der sterile und rechts der fertile Wedel); (b) Nierenförmige Sori von Dryopteris filix-mas; (c) Sori von Cystopteris fragilis. Polypodium vulgare (Foto: Heidenwolf 2013) Standort 4 Felsspalten (Felsspaltenelemente) Auf Höhe der Baumgrenze wird die Landschaft durch Steilhänge, bestehend aus Gneisblöcken, charakterisiert. In den Felsspalten herrscht ein eigenes Mikroklima, wodurch sich andere Arten im Vergleich zum Tal und Umgebung etablieren können, und bilden dadurch eine ökologische Nische. Gefäßpflanzen müssen sich in kleinsten Ritzen und Spalten halten, lange Trockenzeiten überstehen, aber auch Regengüsse ertragen, welche die knappen löslichen Mineralien wegschwemmen (Klötzli et al. 2010). Meistens handelt es sich dabei um kleinere Pflanzen mit rosetten- oder polsterförmigen Wuchs. Zu weiteren Standortsbedingungen zählen auch große 30

31 Temperaturschwankungen im Tages- und Jahresgang und ebenso große Schwankungen im Wasserhaushalt (Klötzli et al. 2010). Als Vertreter dieses Habitats stellte sich Sempervivum arachnoideum (Crassulaceae) heraus. Zu den weiteren Felsspaltenelementen zählte Primula hirsuta (Primulaceae), eine kalkmeidende mit zahlreichen Drüsenhaaren versehene Art und Juncus trifidus (Juncaceae) wuchs an ausgesetzten Kantenlagen und ist ein kalkfeindlicher Säurezeiger (Abb. 22, Fischer et al. 2008). (a) (b) (c) Abb. 22: (a) Sempervivum arachnoideum, (b) Primula hirsuta und (c) Juncus trifidus als typische Vertreter der Felsspaltenvegetation (Foto: Heidenwolf 2013). Arten, die sich auf diesem Extremstandort etablieren konnten, sind in Tab. 23 ersichtlich. Tab. 23: Arten der Felsspalten und der Felsabhänge Familie Art Familie Art Asteraceae Erigeron alpinus Cupressaceae Juniperus sabina Asteraceae Hieracium intybaceum Cupressaceae Juniperus communis ssp. nana Asteraceae Hieracium pilosella Cyperaceae Carex sempervirens Brassicaceae Cardamine resedifolia Juncaceae Juncus trifidus Campanulaceae Phyteuma orbiculare Primulaceae Primula hirsuta Crassulaceae Sempervivum arachnoideum Saxifragaceae Saxifraga aspera Crassulaceae Sempervivum montanum Saxifragaceae Saxifraga paniculata Standort 5 Niedermoor Gebirgsmoore sind eher klein und finden sich an Seeufern, in Senken und Absturznischen, in Eiskellern, an Hängen, auf flachen Gebirgskämmen, Pässen und Terrassen (Klötzli et al. 2010). Sie entstanden in der Nacheiszeit, oder nach Rodung und Beweidung auf verdichteten Böden (Klötzli et al. 2010). 31

32 Das untersuchte Niedermoor der subalpinen Stufe befand sich in einer Senke unmittelbar neben einer Weidefläche und wurde zum Großteil durch Carex nigra (Cyperaceae) bestimmt. Diese Art bevorzugt kalkärmere Standorte und kennzeichnet dadurch einen sauren Untergrund, selten wurde es auch an kalkreicheren alpinen Magerrasen gefunden (Fischer et al. 2008). Als besonders erwies sich auch das Vorkommen von Dactylorhiza maculata (Orchidaceae) (Abb. 23), eine geschützt Art. D. maculata ist kalkmeidend und bevorzugt etwas saurere Standorte. Vereinzelt konnte auch Willemetia stipitata (Asteraceae) nachgewiesen werden. Ein zweites Niedermoor wurde in der Nähe der archäologischen Grabungen am Gurgler Beilstein auf m untersucht. Dieses wurde vor allem durch Eriophorum vaginatum und Eriophorum scheuchzeri, Vertreter aus der Familie der Cyperaceae, charakterisiert. Alle Vertreter des Niedermoores sind in Tab. 24 aufgelistet. Abb. 23: Dactylorhiza maculata, kalkmeidende geschützte Art aus der Familie der Orchidaceae (Foto: Heidenwolf 2013) Tab. 24: Vertreter des Niedermoores Familie Asteraceae Cyperaceae Cyperaceae Cyperaceae Orchidaceae Art Willemetia stipitata (Calycocorsus stipitatus) Carex nigra Eriophorum scheuchzeri Eriophorum vaginatum Dactylorhiza maculata Standort 6 Hochstaudenflur Die Hochstaudenfluren der subalpinen Stufe an trockenen Hängen in den Mittelgebirgen Mitteleuropas werden durch häufiges Vorkommen von Calamagrostis-Arten (Poaceae) bestimmt. Diese Gesellschaft stellt ein Gegenstück zu den subalpinen Zwergstrauchheiden der Alpen dar. Eine charakteristische Art für Hochstaudenfluren, welche am untersuchten Standort gefunden wurde, ist Allium victorialis (Amaryllidaceae, Abb. 24) mit kugeligen oder halbkugeligen Blütenstand, welcher mit mehr als 30 Blüten besetzt ist (Fischer et al. 2008) Das Auftreten von A. victorialis kann auf alte Brandflächen verweisen. Abb. 4: Allium victorialis (Foto: Heidenwolf 2013) 32

33 Standort 7 Rieselfluren Unter Rieselfluren versteht man steile überrieselte bzw. überströmte Felsfluren; sie zeichnen sich durch nasse Böden und hohe Luftfeuchtigkeit aus. Die Artenzusammensetzung ist abhängig von der Wasserchemie, dem Quelltypus, der Fließgeschwindigkeit, der Wassermenge, der Höhenlage, der Schneebedeckung und der Beschattung (Klötzli et al. 2010). Eine Rieselflur wurde entlang eines kleineren Abb. 25: Saxifraga stellaris (Foto: Heidenwolf 2013) Gebirgsbachs untersucht, welcher unter dem direkten Einfluss von beweideten Flächen stand. Am Ufersaum konnten mehrere Arten nachgewiesen werden. Saxifraga stellaris (Saxifragaceae)(Abb. 25) bevorzugt feuchte Standorte und ist somit an Quellfluren, Bachufern und in Schneetälchen der subalpinen bis alpinen Stufe vorzufinden. Eine weitere Art, welche häufig Ausläufer bildet, ist Cardamine amara (Brassicaceae). Aus der Familie der Violaceae wuchs Viola biflora und, aus der Familie der Apiaceae Peucedanum ostruthium. Juncus jacquinii (Juncaceae) ist typisch für feuchte, bodensaure Magerasen (Fischer et al. 2008) und wuchs direkt am Ufer genauso wie Carex frigida (Cyperaceae). Vaccinium vitis-idaea (Ericaceae), Carex nigra (Cyperaceae), Anthoxanthum odoratum (Poaceae) und Deschampsia cespitosa (Poaceae) konnten entlang und in der näheren Umgebung des Gebirgsbachs lokalisiert werden. Zu den weiteren Arten, die am Standort vorgefunden wurden, zählt Primula hirsuta (Primulaceae), Geum montanum (Rosaceae) und Equisetum sylvaticum (Equisetaceae). Die an dieser Rieselflur vorkommenden Arten sind in Tab. 25 aufgelistet. Tab. 25: Arten der Rieselflur Familie Art Familie Art Apiaceae Peucedanum ostruthium Poaceae Anthoxanthum odoratum Brassicaceae Cardamine amara Poaceae Deschampsia cespitosa Cyperaceae Carex frigida Primulaceae Primula hirsuta Cyperaceae Carex nigra Rosaceae Geum montanum Equisetaceae Equisetum sylvaticum Saxifragaceae Saxifraga stellaris Ericaceae Vaccinium vitis-idaea Violaceae Viola biflora Juncaceae Juncus jacquinii 33

34 2.5. Freitag, Ziel der Exkursion am waren die süd-exponierten Hänge von Obergurgl in eine Höhe von bis zu knapp m. Ausgehend vom Dorf Obergurgl ging es nach der Überquerung der Gurgler Ache auf dem Wiesenweg bis zur Weggabelung Die Plaaren entlang des Steiges in Richtung Am Soam. Nach der Überquerung des Loobbaches führte die Route entlang des Rückens Brand bis in eine Höhe von genau 1893 m (bei Mahd Stuhl ) (Abb. 26). Der Standort von Senecio abrotanifolius var. tiroliensis bildete somit den höchsten Punkt der Halbtagesexkursion. Die Vegetation verschiedener Standorte wurde entlang der Aufstiegsroute besprochen (Abb. 27) Abb. 26: Kartenausschnitt von Obergurgl mit der ausgeführten Route (Alpenvereinskarten Digital, 2000) Abb. 27: Standorte auf der Satellitenkarten von Google maps ( (bearbeitet) 34

35 Standort 1 Fettwiese Dieser Standort gilt als Beispiel für eine Polygono-Trisetion Gesellschaft (Gebirgs-Goldhafer-Wiesen) (Tab. 26). Die Assoziation wurde von Nagl (2009) an ähnlichen Stellen zur Assoziation Trisetetum flavescentis zugeordnet. Die Wiesen weichen von den ursprünglichen Vegetationstypen ab, da mit Saatmischungen eine Aufwertung in Bezug auf Futterpflanzen für die Rinder durchgeführt wird. Nachdem die Wiesen eingeebnet wurden, wird die natürliche Wiesenvegetation durch Düngung und Ansaat verändert. Die Saatmischungen sind so zusammengestellt, dass das Heu möglichst viel Biomasse ergibt. Nach Bedarf wird eine Saatmischung ein zweites Mal eingebracht. Darin enthalten sind besonders Alopecurus pratensis, Phleum pratense, Agrostis capillaris und Dactylis glomerata. Anthoxanthum odoratum ist zwar in jeder Fettwiese vertreten und prägt diese auch durch seinen charakteristischen Heugeruch, ist aber nicht unbedingt Bestandteil der Saatmischungen. Die Fettwiesengräser zeichnen sich durch besonders breite Blätter aus. Beim Boden handelt es sich um Braunerde. Tab. 26: Arten der Fettwiese Familie Art Familie Art LEITARTEN der Fettwiese BEGLEITARTEN der FETTWIESE Apiaceae Carum carvi Apiaceae Chaerophyllum villarsii Asteraceae Achillea millefolium agg. Asteraceae Cirsium heterophyllum Asteraceae Leontodon hispidus Asteraceae Crepis aurea Fabaceae Trifolium pratense subsp. nivale Asteraceae Tussilago farfara Fabaceae Trifolium repens Campanulaceae Campanula scheuchzeri Poaceae Agrostis capillaris Campanulaceae Phyteuma betonicifolium Poaceae Alopecurus pratensis Cyperaceae Carex pallescens Poaceae Dactylis glomerata Geraniaceae Geranium sylvaticum Poaceae Festuca rubra Juncaceae Luzula campestris agg. Poaceae Phleum pratense Orobanchaceae Rhinanthus glacialis Poaceae Poa pratensis Poaceae Anthoxanthum odoratum Poaceae Poa trivialis Poaceae Deschampsia cespitosa Polygonaceae Rumex acetosa Poaceae Festuca nigrescens Ranunculaceae Ranunculus acris Poaceae Nardus stricta Rosaceae Alchemilla vulgaris agg. Poaceae Phleum commutatum Standort 2 Loobbach Der Loobbach entspringt aus dem auf über m liegenden Loobferner, durchquert das Loobkar und mündet auf 1880 m in die Gurgler Ache. Typisch für diese Standorte war Alnus alnobetula vertreten, welche dem Stress durch Lawinenabgänge entgeht, indem solche über sie hinweg fahren. Stellaria nemorum war als typischer Vertreter für Au- und Laubwälder aufzufinden (Tab. 27). 35

36 Tab. 27: Arten am Loobbach Familie Art Familie Art Apiaceae Peucedanum ostruthium Fabaceae Vicia sepium Asteraceae Artemisia vulgaris Onagraceae Epilobium angustifolium Betulaceae Alnus alnobetula Rosaceae Rubus idaeus Brasicaceae Cardamine amara Salicaceae Salix myrsinifolia Caryophyllaceae Stellaria nemorum Standort 3 Magerwiesen Die Magerstandorte sind nach Nagl (2009) der Gesellschaft Sieversio-Nardetum strictae zugeordnet. Diese Wiesen wurden auch in der Vergangenheit mit der Sense gemäht, aber heute sind sie meistens nicht bewirtschaftet (Tab. 28). Tab. 28: Arten der Magerwiesen Familie Art Familie Art Apiaceae Chaerophyllum villarsii Lamiaceae Thymus praecox Asteraceae Hieracium pilosella Lamiaceae Thymus pulegioides Asteraceae Solidago virgaurea subsp. minuta Iridaceae Crocus albiflorus Boraginaceae Myosotis sp. Ophioglossaceae Botrychium lunaria Campanulaceae Campanula barbata Orchideaceae Nigritella rhellicani Campanulaceae Phyteuma betonicifolium Orobanchaceae Euphrasia minima Caryophylaceae Silene vulgaris Orobanchaceae Pedicularis tuberosa Crassulaceae Sempervivum arachnoideum Plantaginaceae Veronica officinalis Cupressaceae Juniperus communis ssp. nana Poaceae Anthoxanthum odoratum Ericaceae Calluna vulgaris Poaceae Briza media Ericaceae Rhododendron ferrugineum Poaceae Festuca nigrescens Ericaceae Vaccinium gaultherioides Poaceae Festuca rubra Ericaceae Vaccinium myrtillus Poaceae Nardus stricta Ericaceae Vaccinium vitis-idaea Polygonaceae Rumex acetosa Fabaceae Lotus corniculatus Pteridaceae Cryptogramma crispa Fabaceae Trifolium badium Ranunculaceae Ranunculus acris Fabaceae Trifolium pratense ssp. nivale Rosaceae Alchemilla vulgaris Gentianaceae Gentiana acaulis Rosaceae Geum montanum Gentianaceae Gentianella rhaetica Rosaceae Potentilla aurea Juncaceae Luzula multiflora Rosaceae Potentilla erecta Lamiaceae Ajuga pyramidalis Rubiaceae Galium anisophyllon 36

37 Beim Boden handelt es sich um Braunerde (Abb. 28). Abb. 28: Bodenprofil auf der Magerwiese. A Humushorizont, B sehr flachgründiger B Horizont mit Steinen. Beide Horizonte sind schlecht voneinander abgesetzt (Foto: Markl 2013). Standort 4 Lesesteinhaufen In den Lawinenbahnen wurde früher das Geröll jeden Frühling aufgeräumt und sogenannte Lesesteinhaufen gebildet. Jetzt besteht diese Vegetation aus einer artenreichen Mischung von Felsspaltenvegetation, Magerwiesenarten, Zwergsträuchern, Farnen und gegebenfalls sogar bis hin zu Hochstauden (Tab. 29). Auf den Lesesteinhaufen herrschen weitgehend konkurrenzfreie Verhältnisse. Tab. 29: Arten der Lesesteinhaufen Familie Art Familie Art Asteraceae Achillea moschata Lamiaceae Thymus pulegioides Asteraceae Antennaria dioica Plantaginaceae Veronica fruticans Asteraceae Hieracium pilosella Poaceae Agrostis alpina Campanulaceae Phyteuma hemisphaericum Poaceae Anthoxanthum odoratum Caryophyllaceae Atocion rupestre Poaceae Festuca halleri Cladoniaceae Cladonia arbuscula Poaceae Koeleria hirsuta Cladoniaceae Cladonia rangiferina Rhizocarpaceae Rhizocarpon geographicum Crassulaceae Sempervivum arachnoideum Rubiaceae Galium anisophyllon Crassulaceae Sempervivum montanum Saxifragaceae Saxifraga aspera Dryopteridaceae Dryopteris filix-mas Saxifragaceae Saxifraga bryoides Ericaceae Vaccinium vitis-idaea Umbilicariaceae Umbilicaria sp. Fabaceae Trifolium pallescens 37

Ötztaler Alpen, Tirol, Österreich

Ötztaler Alpen, Tirol, Österreich Ökologie und Evolution der Pflanzen Große botanische Exkursion im SS 2004 Ötztaler Alpen, Tirol, Österreich Prof. Dr. Georg Zizka Dipl. Geogr. Dirk Bönsel AK Diversität und Evolution Höherer Pflanzen Redaktion

Mehr

FLORIAN, M Gudrun ENG MITDANK, as HOMBUR

FLORIAN, M Gudrun ENG MITDANK, as HOMBUR Exkursionsbericht Kieler Adamello-Exkursion 2017. Bearbeitungsstand 12/09/2017. Exkursionszeitraum: 24/07/2017 01/08/2017. Teilnehmer und Teilnehmerinnen: Karla KALTENEGGER, Luise SCHLOTTEROSE, G Fem M

Mehr

Flora und Vegetation der Zentralalpen

Flora und Vegetation der Zentralalpen Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt am Main Institut für Ökologie, Evolution und Diversität Abteilung Diversität und Evolution Höherer Pflanzen und Flechten Protokoll der Großen Exkursion Flora

Mehr

Obergurgl, Ötztaler Alpen, Tirol, Österreich

Obergurgl, Ötztaler Alpen, Tirol, Österreich Schwerpunktfach: Ökologie und Evolution der Pflanzen Große botanische Exkursion im SoSe 2007 Obergurgl, Ötztaler Alpen, Tirol, Österreich Prof. Dr. Georg Zizka Dr. Katharina Schulte Dipl. Biol. Andreas

Mehr

Flora und Vegetation der Zentralalpen

Flora und Vegetation der Zentralalpen Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt am Main Institut für Ökologie, Evolution und Diversität Abteilung Diversität und Evolution Höherer Pflanzen und Flechten & Senckenberg Forschungsinstitut Frankfurt

Mehr

Ötztaler Alpen, Tirol, Österreich

Ötztaler Alpen, Tirol, Österreich Ökologie und Evolution der Pflanzen Große botanische Exkursion im SS 2005 Ötztaler Alpen, Tirol, Österreich Prof. Dr. Georg Zizka Dr. Christian Printzen Dipl. Biol. Andreas Malten Dipl. Geogr. Dirk Bönsel

Mehr

Pflanzen auf der Wanderschaft

Pflanzen auf der Wanderschaft Pflanzen auf der Wanderschaft Auswirkungen des Klimawandels auf die alpine Flora Brigitta Erschbamer Institut für Botanik Universität Innsbruck Anstieg der Minimum- Temperaturen im Alpenraum: 1.1 bis C

Mehr

Exkursion Uni Tübingen Alp Flix Juni 2012

Exkursion Uni Tübingen Alp Flix Juni 2012 Pflanzen sind im Gebirge extremen Bedingungen ausgesetzt. Mit zunehmender Höhe ändern sich neben den biotischen Faktoren wie Fressfeinden und Parasiten auch die abiotischen Faktoren drastisch, was auf

Mehr

Die Vegetation von Schipisten im Vergleich zur angrenzenden Vegetation im inneren Ötztal (Zentralalpen, Nordtirol)

Die Vegetation von Schipisten im Vergleich zur angrenzenden Vegetation im inneren Ötztal (Zentralalpen, Nordtirol) Verh. Zool.-Bot. Ges. Österreich 146, 2009, 139 157 Die Vegetation von Schipisten im Vergleich zur angrenzenden Vegetation im inneren Ötztal (Zentralalpen, Nordtirol) Roland Mayer & Brigitta Erschbamer

Mehr

Lebensräume der Alp Flix

Lebensräume der Alp Flix Lebensräume der Alp Flix Protokoll zur Exkursion Schweizer Zentralalpen Schatzinsel Alp Flix der Eberhard Karls Universität Tübingen unter Leitung von Luise Brand und Andreas Hecker vorgelegt von Inga

Mehr

Hochstaudenfluren mit Senecio cacaliaster

Hochstaudenfluren mit Senecio cacaliaster Hochstaudenfluren mit Senecio cacaliaster Tall-herb communities with Senecio cacaliaster Dietmar Brandes, Braunschweig An den Nordhängen der Karnischen Alpen fallen im Bereich der Plöckenpaßstraße sehr

Mehr

Alpen-Massliebchen. Mai August Quellfluren, lichte Bergwälder, bis weit über 2000 m Alpen, Gebirge Mittel- und Südeuropa

Alpen-Massliebchen. Mai August Quellfluren, lichte Bergwälder, bis weit über 2000 m Alpen, Gebirge Mittel- und Südeuropa Zum Blumenweg Alpen-Massliebchen Aster bellidiastrum Korbblütler Mai August Quellfluren, lichte Bergwälder, bis weit über 2000 m Alpen, Gebirge Mittel- und Südeuropa Trollblume Trollins europaeus Hahnenfussgewächs

Mehr

FLORA und FAUNA FLORA: 1. Begriffliche Einführung:

FLORA und FAUNA FLORA: 1. Begriffliche Einführung: FLORA und FAUNA FLORA: 1. Begriffliche Einführung: Um die Erklärungen zu den einzelnen Pflanzen besser verständlich zu machen, werden im Folgenden die wichtigsten Begriffe einführend erläutert. 1.1 Die

Mehr

Kapitel 8 Die Besiedelung des Blockgletschers Äußeres Hochebenkar im Vergleich zur angrenzenden Vegetation

Kapitel 8 Die Besiedelung des Blockgletschers Äußeres Hochebenkar im Vergleich zur angrenzenden Vegetation Kapitel 8 Die Besiedelung des Blockgletschers Äußeres Hochebenkar im Vergleich zur angrenzenden Vegetation René Graßmair, Brigitta Erschbamer Zusammenfassung Am Blockgletscher Äußeres Hochebenkar (Obergurgl,

Mehr

Bestimmungsschlüssel für landwirtschaftlich genutzte Grünlandgesellschaften in Tirol und Südtirol

Bestimmungsschlüssel für landwirtschaftlich genutzte Grünlandgesellschaften in Tirol und Südtirol Gredleriana ol. 10 / 2010 pp. 11-62 Bestimmungsschlüssel für landwirtschaftlich genutzte Grünlandgesellschaften in Tirol und Südtirol Erich Tasser, Christian Lüth, Georg Niedrist & Ulrike Tappeiner Abstract

Mehr

ND-Nr.: 65 FND Jungingen. Bisher gültige Verordnung: Fläche (qm): 8.299

ND-Nr.: 65 FND Jungingen. Bisher gültige Verordnung: Fläche (qm): 8.299 ND-Nr.: 65 FND Jungingen Halbtrockenrasen im Gewann Hagener Tal Bisher gültige Verordnung: 30.06.83 Fläche (qm): 8.299 TK Flurkarte Rechtswert Hochwert 7525 SO 0661 3573208 5369934 Flurnummer 486 Gewann

Mehr

Das Androsacetum alpinae Eine alpine Silikatschuttgesellschaft zwischen Windkanten und Schneetälchen

Das Androsacetum alpinae Eine alpine Silikatschuttgesellschaft zwischen Windkanten und Schneetälchen BAUHINIA 25 / 2014 Androsacetum alpinae Das Androsacetum alpinae Eine alpine Silikatschuttgesellschaft zwischen Windkanten und Schneetälchen Heiner Lenzin Gewidmet meinem verehrten Lehrer Prof. Dr. Heinrich

Mehr

10 Kurzbeschreibung der Standortstypen

10 Kurzbeschreibung der Standortstypen 10 Kurzbeschreibung der stypen 10.1 Arven- und rchenwälder der obersubalpinen Stufe 59 rchen-arvenwald mit Alpenrose Larici-Pinetum cembrae typicum Arve dominiert, dazu rche, Vogelbeere und Birke als Pionierbaumarten,

Mehr

Zertifikat Feldbotanik Stufe 600 Zürich 2014

Zertifikat Feldbotanik Stufe 600 Zürich 2014 Zertifikat Feldbotanik Stufe 600 Zürich 2014 Prüfung zusammengestellt von Matthias Baltisberger und Constanze Conradin Prüfung: Zürich, Dienstag, 5.8.2014 Name Vorname 1. Biogeographische Regionen der

Mehr

Hollersbachtal DB HDN-2011 Organismengruppe Taxon Deutsch Familie Blütenpflanzen und Farne Abies alba Mill. Tanne, Weiß-Tanne Pinaceae Blütenpflanzen

Hollersbachtal DB HDN-2011 Organismengruppe Taxon Deutsch Familie Blütenpflanzen und Farne Abies alba Mill. Tanne, Weiß-Tanne Pinaceae Blütenpflanzen Hollersbachtal DB HDN-2011 Organismengruppe Taxon Deutsch Familie Blütenpflanzen und Farne Abies alba Mill. Tanne, Weiß-Tanne Pinaceae Blütenpflanzen und Farne Acer pseudoplatanus L. Berg-Ahorn Sapindaceae

Mehr

Neckermann und Achterholt Ökologische Gutachten

Neckermann und Achterholt Ökologische Gutachten Das Grünland Der hessischen Rhön einst und jetzt Ein Vergleich auf Grundlage historischer Grünlandkartierungen Gliederung: 1. Einleitung und Vorstellung des Themas 2. Kurze Charakteristik der wichtigsten

Mehr

Pflanzensoziologische Studien am Südfuß der Hochalmspitze

Pflanzensoziologische Studien am Südfuß der Hochalmspitze Pflanzensoziologische Studien am Südfuß der Hochalmspitze Von Erwin Aichinger Die Begehung führt vom PHüglhof im Maltatal durch den Gößgraben über die Kohlmaieralm zur Gießener Hütte und von hier über

Mehr

Zur Flora des Gebietes der Berliner Hütte in den Zillertaler Alpen

Zur Flora des Gebietes der Berliner Hütte in den Zillertaler Alpen 72 in den östlichen Hochmooren vom Ryggmossetypus allgemein vor, in den Gebirgen in anders gearteten, ebenfalls Sphagnum fuscum-reidien Moortypen, fehlt aber z. B. im Hochmoore Komosse, das als Typus der

Mehr

Kooperationsprojekt Charakteristische Arten von Lebensraumtypen nach FFH-RL

Kooperationsprojekt Charakteristische Arten von Lebensraumtypen nach FFH-RL Kooperationsprojekt Charakteristische Arten von Lebensraumtypen nach FFH-RL Im Rahmen einer Kooperation mit dem Land Schleswig-Holstein sollen in den nächsten Jahren schwerpunktmäßig bestimmte charakteristische

Mehr

Zertifizierung von Feldbotanikkenntnissen

Zertifizierung von Feldbotanikkenntnissen Zertifizierung von Feldbotanikkenntnissen Herausgegeben von der Kommission "Zertifizierung von Feldbotanikkenntnissen" der Schweizerischen Botanischen Gesellschaft Version 2016 29.08.2016 Zertifizierung

Mehr

Gsies (von der Tschernied Alm auf s Kalksteinjöchl) Freitag,

Gsies (von der Tschernied Alm auf s Kalksteinjöchl) Freitag, Exkursion des Arbeitskreises Flora von Südtirol Gsies (von der Tschernied Alm auf s Kalksteinjöchl) Freitag, 11.07.2014 Exkursionsleitung: Thomas Wilhalm Protokoll erstellt von: Marion Fink Teilnehmerzahl:

Mehr

Hieracium pilosella 1 2 Verbuschung 1 Nährstoffeintrag. Hypericum perforatum 2 Lotus corniculatus 2 1 Verbrachung

Hieracium pilosella 1 2 Verbuschung 1 Nährstoffeintrag. Hypericum perforatum 2 Lotus corniculatus 2 1 Verbrachung Stand der Nachführung: 3..4 59 Strasse Aufnahmedatum.08.4 ) Handlungsbedarf 0 Grstk Nr 4330 Waldegg (Wintersingerstrasse) Link Geoviewer Koordinate 63093 6096

Mehr

Fam. Poaceae (Echte Gräser, Süssgräser)

Fam. Poaceae (Echte Gräser, Süssgräser) Fam. Poaceae (Echte Gräser, Süssgräser) Bedeutung: > 10ʼ000 Arten Hauptbestandteil von Grünland (Wiesen, Savannen, Steppen); Futterpflanzen für Tiere Wichtigste Familie für Welternährung (Kohlenhydrate,

Mehr

Tourismus Lenzerheide Bikeparcours Lenzerheide Alpenlattich-Fichtenwald mit Heidelbeere Homogyno-Piceetum vaccinetosum myrtilli

Tourismus Lenzerheide Bikeparcours Lenzerheide Alpenlattich-Fichtenwald mit Heidelbeere Homogyno-Piceetum vaccinetosum myrtilli Tourismus Lenzerheide Bikeparcours Lenzerheide Alpenlattich-Fichtenwald mit Heidelbeere Homogyno-Piceetum vaccinetosum myrtilli Objekt Nr.: 1 5 Flurname: Scharmoin Lebensraum Nr: 57V Höhenlage: 1700-1850

Mehr

Was sagt der Pflanzenbestand über den Zustand meiner Wiese aus?

Was sagt der Pflanzenbestand über den Zustand meiner Wiese aus? Was sagt der Pflanzenbestand über den Zustand meiner Wiese aus? Dr. Zeigerpflanzen im Wirtschaftsgrünland Zeigerpflanzen sind Arten (Bioindikatoren), deren Vorkommen oder Fehlen Zu- oder Abnahme in einem

Mehr

Universität Innsbruck. Institut für Botanik

Universität Innsbruck. Institut für Botanik Universität Innsbruck Institut für Botanik Exkursions-Protokoll ÖSTLICHE OSTALPEN 11.07. 18.07.2011 Exkursionsprotokoll ÖSTLICHE OSTALPEN 11.07. 18.07.2011 Leitung: Peter Schönswetter Božo Frajman TeilnehmerInnen:

Mehr

Ötztaler-Alpen. Wanderwoche vom bis

Ötztaler-Alpen. Wanderwoche vom bis Ötztaler-Alpen Wanderwoche vom 19.08. bis 26.08.2017 Die Ötztaler Alpen sind Teil der österreichischen Zentralalpen und eine der größten Berggruppen der Ostalpen. Sie stellen die größte Massenerhebung

Mehr

Zur Flora des Bahnhofs Halberstadt

Zur Flora des Bahnhofs Halberstadt S.1/5 Zur Flora des Bahnhofs Halberstadt Dietmar Brandes Halberstadt (ca. 41.500 Einwohner) hatte als ein wichtiges Zentrum im nordöstlichen Harzvorland auch eine wesentliche Bedeutung als Eisenbahnknotenpunkt.

Mehr

Jura IV: Gewässer, Klima, Vegetation - 1 -

Jura IV: Gewässer, Klima, Vegetation - 1 - Jura IV: Gewässer, Klima, Vegetation - 1-4. Gewässer 4.1. Geologischer Hintergrund Größere Flüsse in antezedenten Tälern (schon vor Faltung vorhanden); Erosion bereits während der Faltung. 4.2. Ausprägung

Mehr

BOTAN ISCHE ENTDECKUNGEN IM VALLE MAIRA

BOTAN ISCHE ENTDECKUNGEN IM VALLE MAIRA BOTAN ISCHE ENTDECKUNGEN IM VALLE MAIRA Von Walter Dyttrich Das Valle Maira umfasst alle Höhenstufen von der kollinen Stufe am Taleingang bei Dronero (622 m) über die montane Stufe bei Acceglio (1220 m),

Mehr

Die Flechten im Gletschervorfeld des Rotmoosferners

Die Flechten im Gletschervorfeld des Rotmoosferners Kapitel 6 Pflanzliche Sukzession im Gletschervorfeld Die Flechten im Gletschervorfeld des Rotmoosferners Roman Türk, Brigitta Erschbamer Zusammenfassung Im Gletschervorfeld des Rotmoosferners wurden 75

Mehr

Hamburger Naturdach Pflanzenliste für die extensive Dachbegrünung mit regionalen Arten 1

Hamburger Naturdach Pflanzenliste für die extensive Dachbegrünung mit regionalen Arten 1 Hamburger Naturdach Pflanzenliste für die extensive Dachbegrünung mit regionalen Arten Durchwurzelbare Aufbaudicke: 8-15 cm Stand: 1.4.2016 Das extensive Hamburger Naturdach" bietet viel Raum für eine

Mehr

Erfassung des FFH LRT 7240 in der Steiermark

Erfassung des FFH LRT 7240 in der Steiermark Erfassung des FFH LRT 7240 in der Steiermark Vorläufiger Endbericht 30.11.2015 Auftraggeber: Bearbeitung: Land Steiermark www.revital ib.at Erfassung des FFH LRT 7240 in der Steiermark Vorläufiger Endbericht

Mehr

Exkursionsprotokoll WESTALPEN

Exkursionsprotokoll WESTALPEN Universität Innsbruck Institut für Botanik Exkursionsprotokoll WESTALPEN 8. Juli bis 15. Juli 2014 Foto: Lena Nicklas Leitung: Schönswetter Peter, Frajman Božo Teilnehmer: Anich Christian, Baumgartner

Mehr

Naturparks Südtirol Unter der Lupe Gipfelflora im Wandel Das Projekt GLORIA in Südtirol. Titel AUTONOME PROVINZ BOZEN - SÜDTIROL

Naturparks Südtirol Unter der Lupe Gipfelflora im Wandel Das Projekt GLORIA in Südtirol. Titel AUTONOME PROVINZ BOZEN - SÜDTIROL Titel UNTER DER LUPE GIPFELFLORA IM WANDEL Naturparks Südtirol Unter der Lupe Gipfelflora im Wandel Das Projekt GLORIA in Südtirol AUTONOME PROVINZ BOZEN - SÜDTIROL Abteilung Natur, Landschaft und Raumentwicklung

Mehr

Vegetationsaufnahmen Brandschänkeried

Vegetationsaufnahmen Brandschänkeried Vegetationsaufnahmen Brandschänkeried 3. Juni / 1. Juli 2014 Terminologie gemäss Synonymie-Index der Schweizer Flora und der Angrenzenden Gebiete (SISF), 2005 Legende Fett, mit dom. beschriftet Blaue Schrift,

Mehr

Optigrün-Pflanzenliste Flachballenstauden in 5/6 cm Töpfen

Optigrün-Pflanzenliste Flachballenstauden in 5/6 cm Töpfen Wissenschaftlicher Name Deutscher Name Blütenfarbe Höhe Blütezeit Achillea tomentosa Teppichschafgarbe gelb 20 6-7 Allium schoenoprasum Schnittlauch lila 30 6-7 Allium sphaerocephalon Kugelkopflauch lila

Mehr

Versuchsstation Maran Gesteinsbeete, Lebensräume und Pflanzen

Versuchsstation Maran Gesteinsbeete, Lebensräume und Pflanzen Überblick Alpengarten Plan des Alpengartens. Versuchsstation Maran Gesteinsbeete, Lebensräume und Pflanzen Gesteinsbeete (G1 6) G1: Dolomit G2: Kalkschiefer G3: Paragneis G4: Orthogneis G5: Saurer Gneis

Mehr

Feldbotanik für Fortgeschrittene (FFF) 2015

Feldbotanik für Fortgeschrittene (FFF) 2015 enliste aller im Kurs 2015 gezeigten en x 3 4 Lycopodium annotinum aggr. Wald-Bärlapp Lycopodiaceae (x) 13 Botrychium lunaria (L.) Sw. Echte Mondraute Ophioglossaceae (x) 20 Equisetum hyemale L. Winter-Schachtelhalm

Mehr

E = Ennemoser, Wasenmoos 1988 K = Keusch, Ramsar 2004 N = Neuaufnahmen seit 2006

E = Ennemoser, Wasenmoos 1988 K = Keusch, Ramsar 2004 N = Neuaufnahmen seit 2006 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27 28 29 30 31 32 33 34 35 36 37 Lateinischer Name Deutscher Name Familie E K N Anmerkungen (z.t. mit Erstbeobachtung, T = Schautafel)

Mehr

NATURPARK ÖTZTAL KURZPORTRÄT

NATURPARK ÖTZTAL KURZPORTRÄT NATURPARK ÖTZTAL KURZPORTRÄT Mag. Thomas SCHMARDA Obergurgl, am 16. Februar 2007 1.1 Naturpark was ist das? Naturpark ist ein Prädikat, das die Tiroler Landesregierung für allgemein zugängliche Landschaften

Mehr

Moose & Flechten. als kennzeichnende Arten von FFH-Lebensraumtypen

Moose & Flechten. als kennzeichnende Arten von FFH-Lebensraumtypen 2009 Moose & Flechten als kennzeichnende Arten von FFH-Lebensraumtypen Auf offenen nährstoffarmen Kalkböden wächst das Geneigte Spiralzahnmoos Tortella inclinata. Die trocken unscheinbaren graugrünen Polster

Mehr

Viola pyrenaica Ramond neu für den Nationalpark Berchtesgaden

Viola pyrenaica Ramond neu für den Nationalpark Berchtesgaden Berichte der Bayerischen Botanischen Gesellschaft 77: 155 162, 2007 155 Viola pyrenaica Ramond neu für den Nationalpark Berchtesgaden ALFRED BUCHHOLZ Zusammenfassung: Im Rahmen der Alpenbiotopkartierung

Mehr

Amt der Salzburger Landesregierung Abteilung 13 Naturschutz. Michael-Pacher-Straße 36 A 5020 Salzburg

Amt der Salzburger Landesregierung Abteilung 13 Naturschutz. Michael-Pacher-Straße 36 A 5020 Salzburg Amt der Salzburger Landesregierung Abteilung 13 Naturschutz Michael-Pacher-Straße 36 A 5020 Salzburg Kartierung, Detailerfassung und Abgrenzung der Alpinen Schwemmländer mit Pionierformationen des Caricion

Mehr

Autochthones Pflanz- und Saatgut zur Erhaltung der Biodiversität?

Autochthones Pflanz- und Saatgut zur Erhaltung der Biodiversität? Autochthones Pflanz- und Saatgut zur Erhaltung der Biodiversität? Seminar der Akademie für Natur- und Umweltschutz Baden-Württemberg 2. April 2009, Karlsruhe, Landwirtschaftliches Technologiezentrum Augustenberg

Mehr

Die Dolomiten hot spots der Artenvielfalt

Die Dolomiten hot spots der Artenvielfalt Gredleriana Vol. 3 / 2003 pp. 361-376 Die Dolomiten hot spots der Artenvielfalt Brigitta rschbamer, Martin Mallaun & Peter Unterluggauer Abstract: The Dolomites hot spots of biodiversity High mountain

Mehr

STATION 1: MISCHWALD

STATION 1: MISCHWALD STATION 1: MISCHWALD ENTSPANNEN ERLEBEN ACHTSAMKEIT WAHRNEHMUNG 10 MIN JEDES ALTER ABBILD DER NATUR Achtsames Betrachten LEBENSRAUM: WIESE WALD SEE BERG FLUSS/BACH Betrachten Sie ein Naturphänomen, das

Mehr

Bergwelt Wetter-Klima

Bergwelt Wetter-Klima Wetter- und Klimaforscher werden aktiv Arbeitsauftrag: Sch arbeiten die Aufgaben in Workshop-Gruppen selbstständig durch, unter zu Hilfename von Atlanten, Internet, Arbeitsblättern und Folien Ziel: Exploratives

Mehr

Gliederung der extensiven Grünlandtypen im Transekt von Oppenberg bis Tauplitz

Gliederung der extensiven Grünlandtypen im Transekt von Oppenberg bis Tauplitz Das Grünland im Berggebiet Österreichs Gliederung der extensiven Grünlandtypen im ransekt von Oppenberg bis auplitz G. BASSLER, A. LICHENECKER und G. KARRER Abstract Classification of extensively managed

Mehr

Zusammenfassung Alpenexkursionsprotokolle

Zusammenfassung Alpenexkursionsprotokolle 1 Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt am Main Institut für Ökologie, Evolution und Diversität Abteilung Diversität und Evolution Höherer Pflanzen und Flechten Zusammenfassung Alpenexkursionsprotokolle

Mehr

KONZEPT SAMENMISCHUNGEN AN STRASSENBÖSCHUNGEN

KONZEPT SAMENMISCHUNGEN AN STRASSENBÖSCHUNGEN KONZEPT SAMENMISCHUNEN AN STRASSENBÖSCHUNEN Chur, 20. Januar 2013 Tiefbauamt raubünden Samenmischungen für Strassenböschungen 20.01.2013 Tiefbauamt raubünden Samenmischungen für Strassenböschungen Seite

Mehr

Programm. Tag der Alpinen Forschung

Programm. Tag der Alpinen Forschung Tag der Alpinen Forschung 2 0 1 5 Donnerstag, 01. Okt.; 09:00 15:00 Uhr Universitätszentrum & Alpine Forschungsstelle Obergurgl Gaisbergweg 5, 6456 Obergurgl Programm Ötzi Ein Fenster in die Jungsteinzeit

Mehr

Pflanzeninventar 2008

Pflanzeninventar 2008 Pflanzeninventar 2008 Seewadel, 25019 Gemeinde Jona SG vom 21.05.2012 Pro Natura St. Gallen-Appenzell Walter Dyttrich (Schutzgebietsbeauftragter) Grubenstrasse 12 9500 Wil SG Spiranthes aestivalis (Sommer-Wendelähre)

Mehr

Hybridisierung und Genfluss durch die Verwendung nicht gebietsheimischen Saatgutes Walter Bleeker

Hybridisierung und Genfluss durch die Verwendung nicht gebietsheimischen Saatgutes Walter Bleeker Hybridisierung und Genfluss durch die Verwendung nicht gebietsheimischen Saatgutes Walter Bleeker 17.06.2010 1. Gründe für die Verwendung von Regiosaatgut 2. Interspezifische Hybridisierung 3. Intraspezifische

Mehr

E = Ennemoser, Wasenmoos 1988 K = Keusch, Ramsar 2004 N = Neuaufnahmen seit 2006

E = Ennemoser, Wasenmoos 1988 K = Keusch, Ramsar 2004 N = Neuaufnahmen seit 2006 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27 28 29 30 31 32 33 34 35 36 37 Lateinischer Name Deutscher Name Familie E K N Anmerkungen (z.t. mit Erstbeobachtung, T = Schautafel)

Mehr

BASG Bayerischer Wald - Exkursionsberichte 2013

BASG Bayerischer Wald - Exkursionsberichte 2013 Der Bayerische Wald 2 6 /1 + 2 NF S. 3-8 Dezember 2013 ISSN 0724-2131 BASG Bayerischer Wald - Exkursionsberichte 2013 W olfgang Diewald, Straubing Botanische Frühjahrskartierung am artenreichen Eingang

Mehr

Notizen zur spontanen Flora der Altstadt von Bratislava (Slowakei)

Notizen zur spontanen Flora der Altstadt von Bratislava (Slowakei) Dietmar Brandes (2007): Notizen zur spontanen Flora der Altstadt von Bratislava (Slowakei) 1/5 Notizen zur spontanen Flora der Altstadt von Bratislava (Slowakei) Some notes to the spontaneous flora of

Mehr

Spontane Flora der Befestigungsanlagen von Venzone (Italien, Prov. Udine)

Spontane Flora der Befestigungsanlagen von Venzone (Italien, Prov. Udine) Dietmar Brandes (2009): Spontane Flora der Befestigungsanlagen von Venzone (Italien) 1/5 Spontane Flora der Befestigungsanlagen von Venzone (Italien, Prov. Udine) Spontaneous Flora of the Fortifications

Mehr

Das Allgäu in der Eiszeit und deren Auswirkungen

Das Allgäu in der Eiszeit und deren Auswirkungen Das Allgäu in der Eiszeit und deren Auswirkungen von: M. Heß Gymnasium Georgianum - Europaschule Kurs EK 1 HES 19. August 2013 KlimaJsche Gegebenheiten in den Alpenregionen im TerJär und Quartär Zeichnete

Mehr

Bernische Botanische Gesellschaft Jahresbericht 2015

Bernische Botanische Gesellschaft Jahresbericht 2015 Bernische Botanische Gesellschaft 155 Bernische Botanische Gesellschaft Jahresbericht 2015 1. Vorstand Im Vorstand amtierten während des Jahres 2015: Präsident: Kassiererin: Sekretärin: Exkursionen: Redaktor:

Mehr

Die Hochgebirge Alpen Ural Rocky Mountains Kaukasus Appalachen Himalaya Atlas Hindukusch Anden Hochland von Iran HAU Hochland von Äthopien VORSC

Die Hochgebirge Alpen Ural Rocky Mountains Kaukasus Appalachen Himalaya Atlas Hindukusch Anden Hochland von Iran HAU Hochland von Äthopien VORSC AV MedienVertrieb www.avmedien.de Alpen Rocky Mountains Appalachen Atlas Anden Verbreitung der Hochgebirge Ural Kaukasus Himalaya Hindukusch Hochland von Iran Hochland von Äthopien AVMedienVertrieb AV

Mehr

Untersuchungen zur Mauerflora von Dörfern im Kreis Halberstadt (Sachsen-Anhalt)

Untersuchungen zur Mauerflora von Dörfern im Kreis Halberstadt (Sachsen-Anhalt) Halberstadt (Sachsen-Anhalt) 1/8 Untersuchungen zur Mauerflora von Dörfern im Kreis Halberstadt (Sachsen-Anhalt) ULRIKE STEUBE & DIETMAR BRANDES 1. Einleitung Über die Flora von Mauern liegen zahlreiche

Mehr

Klimawandel im Hochgebirge Stirbt der Gletscherhahnenfuß aus?

Klimawandel im Hochgebirge Stirbt der Gletscherhahnenfuß aus? Titel Vegetation Klimawandel im Hochgebirge Stirbt der Gletscherhahnenfuß aus? Alpine Pflanzen siedeln bis 4.500 m. Was passiert, wenn die Temperaturen im Alpenraum kontinuierlich ansteigen? Univ.-Prof.

Mehr

Internationale Gebirgsforschung_Innenteil.indd 81

Internationale Gebirgsforschung_Innenteil.indd 81 Abb. 19: a) Alpen-Mannsschild. b) Gletscher-Hahnenfuß. c) GLORIA Master Site Schrankogel, 3497 Meter, Tirol; gelb: alpin-nivaler Ökoton; blau: Kernbereiche des Untersuchungsgebiets; weiß: Gletscherstände;

Mehr

Artenvielfalt: eine natürliche Versicherung gegen Extrem-Ereignisse?

Artenvielfalt: eine natürliche Versicherung gegen Extrem-Ereignisse? Artenvielfalt: eine natürliche Versicherung gegen Extrem-Ereignisse? Nina Buchmann Institut für Pflanzenwissenschaften nina.buchmann@ipw.agrl.ethz.ch Biodiversität, eine Versicherung? Biodiversität & Ökosystemfunktionen/leistungen

Mehr

GEO-Tag der Artenvielfalt 4.6.2011 Auswertung der Erfassung der Höheren Pflanzenarten

GEO-Tag der Artenvielfalt 4.6.2011 Auswertung der Erfassung der Höheren Pflanzenarten Frank Zimmermann, Rainer Ziebarth & Armin Herrmann GEO-Tag der Artenvielfalt 4.6.2011 Auswertung der Erfassung der Höheren Pflanzenarten Insgesamt konnten an diesem Tag 382 höhere Pflanzenarten im Naturschutzgebiet

Mehr

Rahmenliste für autochthones Grünland-Saatgut von Thüringen (Gesamtliste) Acker-HL. BNatSchG. Kalk-HL. Auen RL-TH RL-D FFH.! Rosaceae A.

Rahmenliste für autochthones Grünland-Saatgut von Thüringen (Gesamtliste) Acker-HL. BNatSchG. Kalk-HL. Auen RL-TH RL-D FFH.! Rosaceae A. Herkunftsgebiet Schutzstatus Bemerkung Mittelgebirge Buntsandstein-HL 1 2 3 4 5 1 Achillea millefolium L. Gewöhnliche Schafgarbe!!!!! Asteraceae 2 Achillea ptarmica L. Sumpf-Schafgarbe Asteraceae Kalk-HL

Mehr

Flechten und Moose im Griesgrund. Dr. Volker Beer

Flechten und Moose im Griesgrund. Dr. Volker Beer Flechten und Moose im Griesgrund Dr. Volker Beer Flechten Flechten sind für den Laien eine weitgehend unbekannte und uninteressante Pflanzengruppe. Flechten bestehen aus Pilzen und Algen, die sehr eng

Mehr

NSG-ALBUM. Ginsterheiden im Irsental NSG

NSG-ALBUM. Ginsterheiden im Irsental NSG NSG-ALBUM Ginsterheiden im Irsental NSG-7232-052 NSG-ALBUM Ginsterheiden im Irsental bei Daleiden Entwicklung des Naturschutzgebiets im Zeitraum der Biotopbetreuung (Überblick) NSG-Ausweisung: 24.07.1987

Mehr

Naturwert und floristische Zusammensetzung der Waldwiesen unter verschiedenen Standortbedingungen

Naturwert und floristische Zusammensetzung der Waldwiesen unter verschiedenen Standortbedingungen Naturwert und floristische Zusammensetzung der Waldwiesen unter verschiedenen Standortbedingungen H. Czyż, T. Kitczak, M. Trzaskoś und M. Bury 1 Lehrstuhl für Grünland, Agraruniversität Szczecin, 71-434

Mehr

Zeigerpflanzen-Gruppen: Schlüsselarten

Zeigerpflanzen-Gruppen: Schlüsselarten Zeigerpflanzen-Gruppen: Schlüsselarten Gruppe A Wissenschaftlicher Name Blechnum spicant Luzula multiflora Deutscher Name Rippenfarm Vielblüt. Hainsimse Zeigereigenschaften der Artengruppe Starker Säurezeiger

Mehr

Commerzbank Umweltpraktikum

Commerzbank Umweltpraktikum Commerzbank Umweltpraktikum im Naturpark Erzgebirge / Vogtland Praktikumsbericht von Theresia Endriß Mai bis Juli 2014 Inhaltsverzeichnis 1. Darf ich vorstellen?... 3 Das Commerzbank Umweltpraktikum...

Mehr

Alpines Pflanzenleben - Experimentierfeld der Natur

Alpines Pflanzenleben - Experimentierfeld der Natur Alpines Pflanzenleben - Experimentierfeld der Natur Christian Körner Botanisches Institut der Universität Basel und Zürich-Basel Plant Science Center Treffpunkt Science City, Zürich 14. November 2014 Steile

Mehr

Massstab: 1:10'000. Naturraum Rigi: Wertvolle Wiesen & Weiden Dokumentation Gletti

Massstab: 1:10'000. Naturraum Rigi: Wertvolle Wiesen & Weiden Dokumentation Gletti Massstab: 1:10'000 Naturraum Rigi: Wertvolle Wiesen & Weiden Dokumentation Gletti Inhaltsverzeichnis Dokumentation Anhang 1: Perimeter Objekt Anhang 2: Gesamtartenliste Flora Anhang 3: Artenlisten Flora

Mehr

Floristisches aus dem. Norden. Baden-Württembergs

Floristisches aus dem. Norden. Baden-Württembergs Floristisches aus dem Norden Baden-Württembergs Rudi Schneider, Külsheim 28.1.2017 Floristische Kartierung von 2009 bis 2016 im nördlichen und mittleren Main-Tauber-Kreis sowie im nordöstlichen Neckar-Odenwaldkreis

Mehr

Alpen Vegetation - 1 -

Alpen Vegetation - 1 - Alpen Vegetation - 1 - Die heutige Vegetation der Alpen 1. Klimatische Voraussetzungen Der Alpenraum liegt in einem Grenzbereich des mitteleuropäischen Laubwaldgebietes. Nach Süden beginnt bereits die

Mehr

Moorflora. Sonnentau. Rundblättriger. Drosera rotundifolia

Moorflora. Sonnentau. Rundblättriger. Drosera rotundifolia Rundblättriger Sonnentau Drosera rotundifolia Fleischfressende Pflanze; ernährt sich von kleinen Insekten, die an den tauähnlichen Tröpfchen ihrer Blätter kleben bleiben. Die Blätter und die bis zu 10

Mehr

AG für Botanik im Heimatverband für den Kreis Steinburg e.v. Rhön-Exkursion 2011 Liste der gefundenen Pflanzenarten

AG für Botanik im Heimatverband für den Kreis Steinburg e.v. Rhön-Exkursion 2011 Liste der gefundenen Pflanzenarten AG für Botanik im Heimatverband für den Kreis Steinburg e.v. Rhön-Exkursion 2011 Liste der gefundenen Pflanzenarten Zusammengestellt von: Gerd-Uwe Kresken, Hans-Ulrich Piontkowski, Dieter Wiedemann. Ergänzungen

Mehr

Weisungen nach Artikel 59 und Anhang 4 der Verordnung über die Direktzahlungen an die Landwirtschaft (Direktzahlungsverordnung, DZV)

Weisungen nach Artikel 59 und Anhang 4 der Verordnung über die Direktzahlungen an die Landwirtschaft (Direktzahlungsverordnung, DZV) August 2014 Weisungen nach Artikel 59 und Anhang 4 der Verordnung über die Direktzahlungen an die Landwirtschaft (Direktzahlungsverordnung, DZV) vom 23. Oktober 2013, SR 910.13 Extensiv genutzte Wiesen,

Mehr

Bergmähwiesen in Natura 2000-Gebiete in Tirol

Bergmähwiesen in Natura 2000-Gebiete in Tirol Bergmähwiesen am Vilsalpsee Foto: Evelyn Brunner Bergmähwiesen in Natura 2000-Gebiete in Tirol LRT 6520 Ergänzende Erhebungen Juli 2015 (endredigiert Dezember 2015) Auftraggeber: Auftragnehmer: www.revital-ib.at

Mehr

Kapitel 1 Subalpine Wiesen und Weiden

Kapitel 1 Subalpine Wiesen und Weiden Kapitel 1 Subalpine Wiesen und Weiden die Kulturlandschaften der subalpinen Stufe Roland Mayer, Fabian Nagl, Brigitta Erschbamer Zusammenfassung Die subalpinen Wiesen und Weiden in Oberund Untergurgl wurden

Mehr

Ötztaler-Alpen Wanderwoche vom bis

Ötztaler-Alpen Wanderwoche vom bis Ötztaler-Alpen Wanderwoche vom 19.08. bis 26.08.2017 Die Ötztaler Alpen sind Teil der österreichischen Zentralalpen und eine der größten Berggruppen der Ostalpen. Sie stellen die größte Massenerhebung

Mehr

Blühprotokoll _Blühprotokoll_Bienenstand.xlsx 1 von 9

Blühprotokoll _Blühprotokoll_Bienenstand.xlsx 1 von 9 Blühprotokoll Erle (Schwarzerle) Alnus glutinea Schneeglöckchen Galantus nivalis, Amarilidaceae Gänseblümchen Bellis perennis Märzenbecher Leucojum vernum, Amarilidaceae Krokus Crocus neapolitanus, Iridaceae

Mehr

Biotopkartierung und -bewertung

Biotopkartierung und -bewertung DRK-Krankenhaus Mecklenburg-Strelitz ggmbh Penzliner Straße 56 17235 Neustrelitz Biotopkartierung und -bewertung zum Vorhaben Anbau einer IMC-Station und eines Therapie-Bereiches einschließlich Loser Ausstattung

Mehr

Schwellenkorporation Adelboden, Engstligenstrasse 12, 3715 Adelboden Projekt Hochwasserschutz Uelis Grabe, Adelboden Ökologisches Gutachten

Schwellenkorporation Adelboden, Engstligenstrasse 12, 3715 Adelboden Projekt Hochwasserschutz Uelis Grabe, Adelboden Ökologisches Gutachten Schwellenkorporation Adelboden, Engstligenstrasse 12, 3715 Adelboden Projekt Hochwasserschutz Uelis Grabe, Adelboden Ökologisches Gutachten Roland Teuscher, Fichtenweg 6, 3715 Adelboden Juni, August 2011

Mehr

Ressourcenprojekt zur Erhaltung und Förderung der gefährdeten Schweizer Ackerbegleitflora. Fotodokumentation einiger Zielarten

Ressourcenprojekt zur Erhaltung und Förderung der gefährdeten Schweizer Ackerbegleitflora. Fotodokumentation einiger Zielarten Ressourcenprojekt zur Erhaltung und Förderung der gefährdeten Schweizer Ackerbegleitflora Fotodokumentation einiger Zielarten Auf den folgenden Seiten werden einige repräsentative Vertreter der einheimischen

Mehr

Liste einheimischer Heckenpflanzen

Liste einheimischer Heckenpflanzen Liste einheimischer Heckenpflanzen Dornbüsche Weissdorn Crataegus sp. 4 5 m Heckenrose canina Gewöhnliche Berberitze Stachelbeere Ribes uvacrispa Purgier- Kreuzdorn Schwarzdorn Feld-Rose Hecken-Rose Wein-Rose

Mehr

2. Witterung im Winter 1996/97

2. Witterung im Winter 1996/97 2. Witterung im Winter 1996/97 von Dr. Karl Gabl, Mag. Gabriele Mascher-Schlieter ZAMG-Wetterdienststelle Innsbruck Die Beobachtungen und Messungen der Klimastationen der Zentralanstalt für Meteorologie

Mehr

Der Patscherkofel bei Innsbruck.

Der Patscherkofel bei Innsbruck. Der Patscherkofel bei Innsbruck..floristische Schilderung von Prof. Dr. K. W. v. D all a Tor r e. Im Süden von Innsbruck liegen wie zwei mächtige Torwarte am Eingange des fast unter einem rechten \Vinkel

Mehr

Exkursionen. Lebensräume. natur exkurs

Exkursionen. Lebensräume. natur exkurs Exkursionen Lebensräume natur exkurs Exkursionen: Lebensräume 1 Auf diesen Exkursionen wird ein bestimmter Lebensraum als Ganzes vorgestellt. Wir beobachten die dort lebenden Pflanzen und Tiere, gehen

Mehr

Prüfung Feldbotanikkurs 2009/10: Musterfragen

Prüfung Feldbotanikkurs 2009/10: Musterfragen Morphologie/Blütenbiologie Benennen/skizzieren von morphologischen Elementen Frage a) Beschrifte nebenstehende Abbildung b) Skizziere eine Spirre (Blütenstand) c) Nenne einen morphologischen Unterschied

Mehr

Planien. Planien mit hohem Abflusspotenzial

Planien. Planien mit hohem Abflusspotenzial BFW-Dokumentation 3-2004 (01.05.2004) 65 2.7 Planien Planien mit hohem Abflusspotenzial Foto: G. Markart Foto: G. Markart Starkregensimulation mit I = 100 mm/h auf 75 m 2 Fläche, Beregnungsanlage des Institutes

Mehr

Flora der Eisenbahnanlagen in Freiburg i. Br.

Flora der Eisenbahnanlagen in Freiburg i. Br. Flora der Eisenbahnanlagen in Freiburg i. Br. Intensiv untersucht wurden der Hauptbahnhof (Hbf) und der Güterbahnhof (Gbf), während Postbahnhof und Güterbahnhof Freiburg-Süd ebenso die Flora der Böschungen

Mehr