Studie zur Nutzung von serifenlosen Schriftarten für Abbildungsbeschriftungen
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- Lilli Fuhrmann
- vor 6 Jahren
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1 Studie zur Nutzung von serifenlosen Schriftarten für Abbildungsbeschriftungen Version 1.11 vom 23. April Vorwort Der Begriff Abbildungsbeschriftungen meint in dieser Studie die Kennzeichnung einzelner Zeichnungs- oder Bildelemente innerhalb einer Abbildung, und nicht die Bildunterschrift (caption) selbst diese gehört zum Text des Manuskripts und wird an dieser Stelle nicht behandelt. Innerhalb von Abbildungen sind serifenlose Schriften (Grotesk bzw. Sans), anders als im Mengentext, stets den Serifen-Schriften (Antiqua) vorzuziehen. Grund dafür ist, dass in Abbildungen durch die Konzentrierung einer ungewöhnlichen Informationsdichte häufig kleine Schriftgrößen (5 bis 8 pt) eingesetzt werden. Würden diese in einer Antiqua gesetzt, kann es im Druck zum Wegbrechen der Serifen kommen. Serifenlose Schriften sind in kleinen Schriftgraden meist besser lesbar 1. Bezüglich der Ziffern sollten Versalziffern (also Ziffern auf Höhe der Großbuchstaben) bevorzugt werden; das sorgt für Ordnung in der Abbildung, die Ziffern müssen nicht unsichtbar werden wie im Mengentext. 2. Kategorien 1) Lizenz Hinsichtlich der Schriftarten-Lizenz werden freie von kommerziellen Lizenzen unterschieden. Einige der unter Windows üblichen Schriftarten werden als frei wahrgenommen, obwohl sie in Wirklichkeit mit der kommerziellen Lizenz des Betriebssystems ausgeliefert wurden. Üblicherweise sind freie Schriftarten besser ausgebaut, haben also einen größeren Glyphenumfang, wohingegen kommerzielle Schriftarten meistens eine bessere Zurichtung erfahren haben und in verschiedenen Schnitten bzw. Designgrößen vorliegen. Andererseits gibt es auch kommerzielle Schriften, die auf einen möglichst großen Glyphenumfang (Abdeckung aller Alphabete) ausgerichtet sind, oder für ihr Geld nur wenig Umfang und Qualität bieten. Der in dieser Studie zugrunde liegende Vergleich soll Klarheit schaffen (siehe beiliegendes Tabellendokument). 2) Glyphenumfang Der Glyphenumfang ist normalerweise ein Hinweis auf die Verfügbarkeit von zusätzlichen Alphabeten (griechisch) und Sonderglyphen (hoch- und tiefgestellte Ziffern, Pfeile), wurde aber nicht speziell gewertet. Erstaunlich ist, dass viele kommerzielle Schriften einen nur sehr geringen Glyphenumfang zwischen 260 und 300 enthalten, andere Schriften enthalten dagegen Tausende Glyphen, die nahezu jeden Wunsch abdecken. An dieser Stelle seien insbesondere die Schriften Lucida Sans, Noto Sans und DejaVu Sans hervorgehoben, da sie einen bemerkenswerten Umfang an mathematischen Operatoren und Sonderzeichen enthalten. 1 Es gibt auch Antiqua wie die Weidemann, die speziell für kleine Schriftgrade zugeschnitten wurde.
2 3) Griechisches Alphabet Für geologische Abbildungen ist die Verfügbarkeit von Buchstaben des griechischen Alphabets zuweilen unabdingbar (z. B. Lias ζ oder Dogger α). Deshalb wurde diesem Punkt in dieser Studie eine primäre Wichtigkeit zugesprochen. Wer sich außerhalb geologischer Wissenschaften bewegt, kann diesem Punkt eine geringere Wichtigkeit beimessen und andere Kriterien heranziehen. Die meisten untersuchten Schriftarten enthalten im mindesten Fall ein Minuskel-My (μ) und ein Versal-Omega (Ω), mit denen man aber normalerweise nicht viel anfangen kann, wenn die restlichen griechischen Buchstaben fehlen. Schriftarten, die nur diese beiden Buchstaben (oder wenige weitere Einzelfälle) enthalten wurden so gewertet, als würde kein vollständiges griechisches Alphabet vorliegen (was ja der Fall ist). Natürlich könnte man bei Bedarf auch auf das griechische Alphabet einer anderen Schriftart zurückgreifen, aber das ist nicht im Sinne der konsistenten Nutzung einer Schriftart (Abweichungen in der Linienstärke, von dem komplizierten Wechsel zwischen zwei Schriftarten ganz zu schweigen). Die Frutiger Next wurde, obwohl sie kein griechisches Alphabet enthält, in der End-Auswahl beibehalten, da sie dem Inbegriff der Lesbarkeit entspricht, insbesondere in kleinen Schriftgraden. Die Qualität der griechischen Alphabete ist sehr unterschiedlich. Da sie sich alle an die serifenlose Schrift anlehnen, verlieren nahezu alle an ihrem geschwungenen Charakter und erscheinen statisch. Beispielsweise ist in einigen Fällen (Tahoma) das kleine Alpha geformt wie ein Minuskel-A des lateinischen Alphabets; das kleine Beta erinnert oft an ein Eszett. Achtung bei der Andika: sie enthält nur einen vollständigen Satz griechischer Kleinbuchstaben und einige wenige Großbuchstaben. 4) Grad-Zeichen Das Grad-Zeichen ( ) ist in allen Schriftarten enthalten. Seine Wichtigkeit ist vorrangig bei der Beschriftung von kartografischen Abbildungen (Koordinatensystem). 5) Hoch- und tiefgestellte Ziffern bzw. Buchstaben Der Verfügbarkeit eines mehr oder weniger vollständigen Satzes hoch- und tiefgestellter Ziffern wurde ebenfalls eine erhöhte Wichtigkeit beigemessen, nicht nur zur Verbringung chemischer Formeln sondern auch zur Kennzeichnung besonderer Proben- Beschriftungen und ähnlichem. Da es sich bei hoch- und tiefgestellten Ziffern an sich bereits um verkleinerte Versionen der tatsächlichen Ziffern handelt, 6) 2- bzw. 3-geschossiges Minuskel-G In dieser Studie wurde zusätzlich vermerkt, ob die Schriftart ein zwei- oder dreigeschossiges Minuskel-G gebraucht. Der dreigeschossige Gemeine ist unverwechselbarer, da die zweigeschossige Variante, insbesondere bei geringer Unterlänge und kleinem Schriftgrad, mit dem Minuskel-A verwechselt werden kann. (Andererseits sticht inbesondere bei serifenlosen Schriften das dreigeschossige Minuskel-g mit seiner Unterlänge aus der Zeile heraus.) Manche Schriften enthalten auch beide Alternativformen zur eigenen Auswahl.
3 Dieses Kriterium ist war nicht maßgeblich für die Empfehlung der einen oder anderen Schriftart, aber wenn man die Wahl hat, sollte man auf diejenige zurückgreifen, die ein dreigeschossiges Minuskel-G enthält. 7) Bruchzahlen Die Verfügbarkeit von speziell gezeichneten Bruch-Glyphen hilft bei kleingedrucktem Text der besseren Lesbarkeit. Andererseits wäre mir kein Beispiel bekannt, bei dem man in einer geologischen Abbildung z. B. ⅜ benötigt. 8) Pfeile Die wenigsten der untersuchten Schriften enthalten eigene Pfeil-Glyphen (für jede Himmelsrichtung, auch Doppelpfeile usw.); ihre Verfügbarkeit ist relativ unwesentlich, da Pfeile auch in jeder Form, Farbe und Richtung selbst gezeichnet werden können. 9) Römische Zahlzeichen Im Detail sind die echten römischen Zahlzeichen nicht einfach aufeinanderfolgende Versalien der gerade aktuellen Schriftart, sondern zeigen kleine Unterschiede. So sind die echten Zahlzeichen normalerweise nicht so hoch wie Versalien und stellen eine einzige Glyphe dar anstatt beispielsweise drei aufeinanderfolgende Versalien (XIV). Diese einzelne Glyphe berücksichtigt dabei bereits die Spationierung zwischen den Buchstaben, die man sonst noch vornehmen müsste. Römische Zahlzeichen, auch wenn eine Schriftart natürlich nicht den gesamten Zahlenschatz der römischen Ziffern abdecken kann, finden z. B. Verwendung bei der Nummerierung von Schichtgliedern. In seltenen Fällen sind nicht mehr Ziffern vorgezeichnet als von 1 10, manchmal auch bis 20. Man sollte vor ihrer Benutzung prüfen, ob man mehr braucht 2. 10) Eingekreiste Ziffern Eingekreiste Ziffern meint Glyphen, die aus einem Kreis bestehen, in die eine indisch/arabische Ziffer eingeschlossen ist. Diese reichen meist nur von 1 10, manchmal auch bis 20. In einigen Fällen sind diese Glyphen auch invertiert, d. h. eine weiße Ziffer in einer schwarzen Kreisfläche, oder sind mit einem doppelten Kreis eingefasst. Vorteil dieser vorgezeichneten Glyphen ist, dass ihre Höhe zur Kreisfläche passt, ohne sich dem Rand des Kreises zu sehr zu nähern (was ihre Erfassbarkeit beeinflussen würde). Selbstverständlich kann man auch in jedem beliebigen Vektor-Zeichenprogramm diese Glyphen durch Kombination aus Kreis und Ziffer nachstellen. Eingekreiste Ziffern eignen sich für die Nummerierung von Schichtgliedern oder Probennummern. 11) Schnitte Alle untersuchten Schriftarten enthalten einen Regular-Schnitt und meist noch eine Fette. Eine Kursive liegt den meisten Schriften bei, obwohl es sich manchmal nur um eine Geneigte (oblique) handelt. Kursive Die Kursive ist für die Beschriftung geologischer Abbildungen meist essenziell, nicht nur um einen Kontrast zur Aufrechten zu erzeugen oder einen erläuternden Text auszu- 2 Wer mehr braucht, büßt meistens auch die Übersichtlichkeit ein, da die Ziffern komplizierter werden.
4 zeichnen, sondern spätestens bei der Einbringung der Namen wissenschaftlicher Taxa. Diese müssen in Kursiv gesetzt werden, z. B. Psiloceras planorbis. Die echte Kursive ist dann das Mittel der Wahl, notfalls kann man auf eine Geneigte zurückgreifen (was ich aber nicht empfehle). Unhaltbar ist der Verzicht auf eine Kursive bei der Auszeichnung von Taxa! Light Für sehr groß geschriebenen Text kann manchmal der Light-Schnitt, falls verfügbar, besser und weniger vordringlich aussehen als die Normale. Light-Schnitte (manchmal auch noch feinere namens Ultra-Light) sind Bestandteil nur gut ausgebauter Schriften. Ihr Einsatz ist letztendlich abhängig davon, (1) welche Schriftgröße gedruckt wird, und (2) wie fein oder dick die Normale selbst erscheint, sodass ein Light-Schnitt überflüssig ist. Semibold Üblicherweise ist die normale Fette viel zu dick und optisch zu auffällig. Gut ausgebaute Schriften warten dann mit mehreren Strichstärken auf, z. B. einer Semibold, die zwischen der Normalen und Fetten steht. Ihr Einsatz erzeugt meist den selben, aber nicht übertriebenen Effekt der Auszeichnung einer Überschrift. Stärkere Strichstärken über der Fetten sind eigentlich nicht notwendig. Condensed Ein Condensed-Schnitt, also ein gestauchter, eng laufender Schnitt, ist nur bei den wenigsten Schriftarten vorhanden gewesen. Er ist zur Beschriftung nicht zwingend notwendig, aber hin und wieder nützlich, wenn viele Informationen an einer bestimmten Stelle verdichtet werden sollen, oder für die Beschriftung nur wenig Platz zur Verfügung steht. Ein Condensed-Schnitt ist jedenfalls eine Bereicherung. Kapitälchen Die Verfügbarkeit von Kapitälchen wurde nicht speziell ausgewertet, obwohl sie in vielen der untersuchten Schriftarten enthalten ist. 3. Ergebnisse Im ersten Schritt wurden nach Erfassung der relevanten Schriftarten-Merkmale (siehe Tabelle) all jene aussortiert, die kein griechisches Alphabet beinhalten (mit Ausnahme der Frutiger Next). Die noch verbliebene Auswahl enthält immerhin jeweils einen Satz hoch- und/oder tiefgestellte Ziffern bzw. Buchstaben. Alle enthalten das Grad-Zeichen, die meisten die für (geografische) Koordinaten-Beschriftungen notwendigen Symbole für Minute und Sekunde. Nur fünf von ihnen (Calibri, Carlito, Fira Sans, OpenSans und Graublau Sans) enthalten ein dreigeschossiges Minuskel-G. Im nächsten Schritt auf der Suche nach den am besten geeigneten Schriftarten für die Abbildungsbeschriftung sollen all jene Schriftarten entfallen, die keine oder keine echte Kursive enthalten. Das sind die Andika, Tahoma und DejaVu Sans. Letztere enthält lediglich einen oblique-schnitt, sollte aber trotzdem im Auge behalten werden, denn sie ist (1) frei, (2) mit einem überragenden Glyphenreichtum ausgestattet (insb. Pfeile und Sondersymbole) und hat sogar einen Condensed-Schnitt. Der Verlust der Tahoma ist zu verschmerzen, da sich jene, ähnlich der Arial und Verdana, wegen ihrer»plumpheit«eigentlich nur den Einsatz am Bildschirm eignen. Deshalb sollen jetzt auch die Arial und Verdana verschwinden; letztere enthält ohnehin keine Pfeile. Auch die Liberation Sans soll ent-
5 fernt werden, weil sie im Grunde eine metrisch identische Kopie der Arial ist und sich ebenso wie diese nur für den Bildschirm, weniger für den Druck eignet. Die verbliebenen Schriftarten sind nun alle mit wenigstens einer Aufrechten, Kursiven und Fetten ausgestattet. Im folgenden Schritt ist nach dem Einsatzgebiet abzuwägen: Brauche ich Pfeile? Ist ein dreigeschossiges Minuskel-G sinnvoll? Benötige ich möglichst viele Strichstärken zur Abstufung? Soll es eine freie Schriftart sein? Eine kurze Zusammenstellung: Calibri Die Calibri hat einen großartigen Zeichenumfang, inkl. Brüche und eingekreiste Ziffern. Neben der Aufrechten, Kursiven und Fetten hat sie noch einen Light-Schnitt, jedoch keine Mittelfette. Die Pfeile sind scheußlich, immerhin verwendet sie ein dreigeschossiges Minuskel-G. Calibri wird mit jeder aktuellen Microsoft Office-Version ausgeliefert und dürfte auf nahezu jedem Windows-PC verfügbar sein. Da sie aber auch eine Art Standard-Schrift unter Microsoft Office ist, hat sie jeder, kennt sie jeder. Wer also nach Unterschieden zur Einheitsmasse strebt, sollte sich von ihr abwenden. Die nur wenigen Gewichte (Licht, Normale, Fette) machen ihren Einsatz nicht gerade einfacher. Im Druck ist das Schriftbild eher dunkel; die abgerundeten Serifen tragen zur»plumpheit«der Schrift bei. Carlito Carlito ist ebenfalls eine der»haus-schriften«von Microsoft Office und daher weit verbreitet. Sie hat einen großen Glyphenumfang, wenn auch nicht so groß wie der der Calibri. Dreigeschossiges-Minuskel-G, Pfeile, Brüche und eingekreiste Ziffern. Anders als bei der Calibri fehlt der Carlito aber auch noch ein Light-Schnitt, sodass ihr Einsatz noch schwieriger ist. Im gedruckten Schriftbild zeigt sich an auffälligen vertikalen Strichen, dass die Schrift wohl eher weniger für den Druck geeignet scheint. Clear Sans Die Clear Sans ist frei, sieht gut aus, hat Pfeile, Brüche und ein griechisches Alphabet. Allerdings arbeitet sie mit einem zweigeschossigen Minuskel-G. Dafür gibt es neben der Normalen, Kursiven und Fetten noch einen Light- und Semibold-Schnitt. Fedra Sans Vorsicht bei der Fedra Sans, sie enthält einige merkwürdig aussehende Buchstaben und Ziffern. Ihr fehlt ein dreigeschossiges Minuskel-G. Pfeile, Brüche, ein griechisches Alphabet und eingekreiste Ziffern sind vorhanden; sie enthält neben der Normalen, Kursiven und Fetten noch einen Light-, Semibold-, Condensed- und sogar Display-Schnitt; letzterer eignet sich für große Schriftgrade. Druck zeigen sich dann weitere Auffälligkeiten: das offene Minuskel-b, das Majuskel-P, die seltsamen Ziffern 6 und 9, und ganz besonders das Minuskel-f mit einer übertriebenen Unterlänge. Auch die Kursive ist auffällig und viel zu fett. Fira Sans Die Fira Sans ist sehr gut ausgebaut: Ein großer Glyphenumfang, inkl. griechisches Alphabet, ein dreigeschossiges Minuskel-G, Pfeile (allerdings scheußliche), Brüche und neben der Normalen, Kursiven und Fetten noch in einem Light-, Semibold- und sogar Ultrabold-Schnitt vorliegend. Im gedruckten Schriftbild ist die Kursive insgesamt zu auffällig.
6 Frutiger Next Die Frutiger ist in dieser Studie ein Sonderfall, denn sie enthält kein griechisches Alphabet, kein dreigeschossiges Minuskel-G, keine Pfeile, keine Brüche, keine römischen Zahlzeichen, keine eingekreisten Ziffern. Dafür liegt sie in vielen Schnitten vor, auch einem Condensed-Schnitt. Sie wird in dieser Studie hervorgehoben, weil sie quasi den Inbegriff der Lesbarkeit darstellt und sich auch in sehr kleinen Schriftgraden bewährt hat. Wer also auf griechische Buchstaben, Pfeile und Brüche verzichten kann, hat eine vielseitig einsetzbare Schrift vor sich. Ich empfehle die Frutiger Next gegenüber der»alten«frutiger und der Frutiger Neue. Graublau Sans Die Graublau Sans ist hervorragend lesbar, gut ausgebaut, nutzt ein dreigeschossiges Minuskel-G, hat sogar Glyphen für römische Zahlzeichen und eingekreiste Ziffern. Außerdem enthält sie neben der Normalen, Kursiven und Fetten noch einen lichten, halbfetten, sehr fetten und einen speziellen Display-Schnitt für große Schriftgrade. Neben der Normalen gibt es auch einen Book-Schnitt, der im Druck etwas fetter ist und zwischen Regular und Semibold steht. Es werden alle vier Sätze an Ziffern (Mediäval- und Versalziffern, jeweils proportional und tabellarisch) geboten. Schön ist, dass das griechische Alphabet noch die geschwungenen Formen beibehalten hat, anstatt in seiner Buchstabenform reduziert zu werden. Die Graublau Sans ist zwar kommerziell, lässt aber keinerlei Wünsche offen. Im gedruckten Schriftbild kann es zu Problemen bei vertikalen Strichen kommen. Lucida Sans Die Lucida Sans ist eine gut ausgebaute Schrift, die mehr oder weniger mit Windows ausgeliefert wird. Neben einem griechischen Alphabet enthält ihr Glyphenumfang Bruch- Formen und Pfeile. Bemerkenswert ist der enorme Umfang an mathematischen Operatoren und anderen Sonderzeichen. Leider gibt es sie nur in einer Normalen, Kursiven und Fetten, sodass ihr Einsatz eingeschränkt und leicht von einer anderen, v. a. wirklich freien Schriftart ersetzt werden kann. Die Lucida Sans zeigt im Druck ein scheußliches Bild: Zwar ist sie hervorragend lesbar, aber auch wuchtig, blass und kalt. Der fette Schnitt ist gewaltig und ganz und gar unpässlich. Die Buchstabenformen wirken schwer und unelegant. Hier muss man abwägen, ob die Darstellungsqualität dem enormen Zeichenumfang überwiegen soll. Myriad Pro Die Myriad Pro wird z. B. mit der Adobe Creative Suite ausgeliefert und stellt eine hervorragend lesbare, hinsichtlich ihrer Schnitte gut ausgebaute Schrift dar. Sie enthält ein griechisches Alphabet, dafür aber weder ein dreigeschossiges Minuskel-G, noch Pfeile, Brüche, römische Zahlzeichen oder eingekreiste Ziffern. Wer auf all das verzichten kann, arbeitet mit einer soliden, auch in kleinen Schriftgraden noch gut lesbare Schrift. Noto Sans Die Noto-Schriftfamilie wird von Google entwickelt und hat zum Ziel, irgendwann einmal den kompletten Unicode-Glyphensatz abzubilden, d. h. eine Schriftart soll alle heute bekannten Schriftenalphabete aller Völker der Welt beinhalten. Schon allein aus diesem Grund hat die Noto-Schriftfamilie ein Alleinstellungsmerkmal und ist insb. für all jene Anwender interessant, die sich mit historischen oder fremdsprachigen Texten befassen müssen (z. B. Gegenüberstellung ägyptischer Hieroglyphen vs. lateinischer Übersetzung).
7 Neben der Unicode-Abdeckung aller Alphabete wird auch ein sehr umfangreicher Symbol-Satz mitgeliefert, der Dutzende Pfeil-Formen, mathematische Operatoren und sonstige Symbole (sogar Emojis) enthält. Schade ist, dass es im Moment nur wenige Schnitte gibt, nämliche neben der Normalen noch eine Kursive und Fette. Dafür gehört noch eine gut lesbare serifenbetonte Antiqua zur Noto-Familie, die ich z. B. für Roh-Manuskripte wissenschaftlicher Arbeiten empfehlen würde. Hinweis: Die Noto- und die Droid-Schriftfamilie sind unmittelbar miteinander verwandt: Bei der jeweiligen Sans sind die Glyphen praktisch ausnahmslos 3 deckungsgleich, nur sind die Glyphen der Noto Sans ein klein wenig breiter skaliert, was sich letztlich in der Zeilen-Laufweite auswirkt. Dagegen sind die Glyphen der jeweiligen Serif tatsächlich ausnahmslos deckungsgleich, selbst in der Kegelbreite! OpenSans Wie ihr Name bereits verrät ist die OpenSans frei und bestens ausgebaut. Sie enthält ein griechisches Alphabet, das dreigeschossige Minuskel-G sowie Brüche, und liegt in neben der Normalen, Kursiven und Fetten in einem mageren, halbfetten und sehr fetten Schnitt vor. Sie hebt sich nicht wesentlich aus der Masse heraus, läuft vergleichsweise breit, ist dafür aber gut einsetzbar. Im Druck licht und klar, die Kursive ist unauffällig. Insgesamt läuft diese Schrift recht breit, sodass es beim begrenzten Platzangebot einer Abbildung zu Problemen kommen kann. Roboto Die Roboto ist eine weitere freie, gut ausgebaute Schriftart. Sie enthält ein griechisches Alphabet und Brüche, sowie neben der Normalen, Kursiven und Fetten einen mageren, halbfetten, sehr fetten und sogar gestauchten Schnitt. Hier gilt abzuwägen, inwiefern ihr Einsatz gegenüber einer OpenSans oder Fira Sans berechtigt ist. Im Druckbild wirkt sie nüchtern und kalt, wenig intuitiv und ansprechend (ähnlich der Arial). Trotz ihres Umfangs und Ausbaus bleibt sie besser am Bildschirm. Ubuntu Die Ubuntu, die Hausschrift des Ubuntu-Betriebssystems, ist ein zweischneidiges Schwert. Ihr primärer Einsatz ist für die Darstellung am Bildschirm gedacht, und doch ist sie im Druck ein echter Hingucker: Ihre eigenwilligen, formreduzierten Buchstaben sind elegant und vielfältig, unverbraucht und frisch. Insbesondere die Ziffern sind hervorragend lesbar und klar geschnitten. Es gibt ein griechisches Alphabet und Brüche, doch es fehlt an Pfeilen und einem dreigeschossigen Minuskel-G. Zwar gibt es neben der Normalen, Kursiven und Fetten auch einen mageren, halbfetten und gestauchten Schnitt das Problem liegt aber, wie bei der Aller darin, dass die Normale eigentlich zu dick und der Light-Schnitt zu dünn ist. Hier gilt es mit Schriftgrößen zu experimentieren, eine Menge Probedrucke werden die Folge sein. Vielleicht ist die Ubuntu besser am Bildschirm aufgehoben. Andererseits kann ich sie auch ausdrücklich für die Beschriftungen von Grafiken empfehlen. 3 Die Noto Sans verwendet ein zweigeschossiges Minuskel-g, während die Droid Sans ein dreigeschossiges Minuskel-g verwendet.
8 4. Empfehlungen Unter den kommerziellen Schriftarten empfehle ich aus oben genannten Gründen vorrangig die Graublau Sans, Myriad Pro und Frutiger Next. Unter den freien Schriften seien die Noto Sans und OpenSans genannt, da diese, anders als die Ubuntu, auch im Druck eine gute Figur macht. Kann man auf ein griechisches Alphabet verzichten, möchte ich einige weitere Schriften hervorheben (siehe beiliegende Tabelle): Die Compatil Fact ist eine kommerzielle Schriftart, die vergleichsweise eng läuft und auch im Druck kleiner Schriftgrößen noch gut lesbar bleibt. Allerdings ist ihr Zeichen- und Feature-Umfang nur gering, auch gibt es sie nur in einer Normalen, Kursiven und Fetten. Die DIN Next wurde für optimale Lesbarkeit entworfen, sowohl im Druck als auch am Bildschirm. Sie ist in allen Schnitten verfügbar und hat einen mittelgroßen Zeichenumfang. In Tabellendokumenten (Excel, LO Calc) ist sie vermutlich eine der besten Schriften zur Anzeige von tabellarischen Daten. Die Officina Sans hat nur einen sehr geringen Zeichenumfang, selbst in Hinblick auf Umlaute und Akzentbuchstaben europäischer Sprachen. Auch bringt sie neben der Normalen nur einen kursiven und fetten Schnitt mit. Dafür läuft sie ausgesprochen eng und bleibt dabei gut lesbar. Die Miso hat den geringsten Zeichenumfang der in dieser Studie untersuchten Schriften, man darf also im Grunde nicht mehr als das lateinische Grundalphabet, Ziffern und die üblichen Sonderzeichen erwarten. Sie hat keine Kursive, dafür aber immerhin noch einen Fett- und Light-Schnitt. Sie wird hier erwähnt, weil die Miso speziell für die Beschriftung technischer Zeichnungen (CAD, Blaupausen) gedacht ist und daher sehr eng läuft und noch in winzigen Schriftgrößen lesbar bleibt. Sicherlich nichts als Grundschriftart für eine komplette Abbildung. Aber wenn man viele, kleine Wörter setzen muss, dann könnte die Miso die Lösung sein. Die freie Source Sans hat bezüglich dieser Studie eigentlich nur das Manko, dass sie kein griechisches Alphabet enthält. Wer das nicht braucht, dem würde ich die Source Sans noch vor der Open Sans empfehlen. Beide sind zwar ähnlich gut lesbar, aber die Source Sans läuft nicht so breit. Sie ist mit zahlreichen Features und einem großen Zeichenumfang ausgestattet, arbeitet mit dem dreigeschossigen Minuskel-G, enthält Pfeile und Brüche, und ist in den Schnitten von Light bis Ultrabold (außer Condensed) erhältlich.
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