Gedenkstättenfahrt nach Polen vom 20. bis 24. Februar 2017
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- Gabriel Grosse
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1 Reisetagebuch von Maikel Herzog Gedenkstättenfahrt nach Polen vom 20. bis 24. Februar 2017 Montag, Die Fahrt von Greiz nach Oswiecim Es ist 5:30 Uhr und die Nacht ist für mich zu Ende. Jetzt heißt es aufstehen und sich fertig machen, um pünktlich am Puschkinplatz in Greiz zu sein. Ja, heute geht es los, nach Polen! Aufgeregt ist kein Ausdruck dafür, wie mein Herz stolpert. Bloß nicht zu spät kommen! Pünktlich treffen wir uns alle 7:30 an der zentralen Bushaltestelle, wo sich alle austauschen, wie viel Geld sie mit haben oder was für Sachen sie einpackten. Schon kommt der Bus, alle nehmen ihre Koffer und wollen sie so schnell wie möglich im Bus verstauen, um sich die besten Plätze zu sichern, denn schließlich fahren wir 8 Stunden. Insgesamt haben wir 2 Stopps gemacht und alle wurden allmählich ungeduldig, weil die Zeit nicht vorüber ging 16:00 Uhr trafen wir dann in unserer polnischen Unterkunft, Pension und Villa Old Tree ein, übernahmen die Schlüssel und stürmten mit unseren Koffern in die Zimmer. Mädchen und Jungen hatten ihre eigenen Häuser, was auch ziemlich cool war, weil die Jungs keine Lehrer im Haus hatten. 18:00Uhr gab es dann Essen. Natürlich gehörte zur Villa ein Restaurant, was ganz unten im Haus war. Um 19:00 Uhr waren wir fertig und gingen auf die Zimmer. Das nicht so Tolle war, dass die Nachtruhe um 22:00 Uhr begann und die Handys 21;30 Uhr eingesammelt wurden Klassenfahrt eben. Und doch war die diesmal anders als sonst. Wir hatten im Vorfeld schon überlegt, wie wir nach unserer Rückkehr nach Greiz über die Gedenkstättenfahrt berichten werden. Jeder hatte sich also eine zu erledigende Aufgabe ausgewählt. Und nun überlegten wir, was uns da morgen erwarten würde: Klingt doch krass, Ausflug ins KZ...
2 Dienstag, Erster Tag in Polen 6:30 Uhr. Die Nacht ist zu Ende. Jetzt hieß es aufstehen und zum Frühstück gehen, das es jeden Tag um 7:00 Uhr gab. Im Saal des Restaurants wurde dafür ein Buffet aufgebaut. Serviert wurden Brötchen, Brot, Toast, Rühr- und Spiegelei, Wurst und Käse und an Getränken Tee, Säfte, Kakao und Kaffee. Gut gestärkt verließen wir unsere Unterkunft, denn der Bus wartete und wir fuhren bereits 8:00 Uhr los zum Konzentrationslager Auschwitz 1, dem sogenannten Stammlager. Dort angekommen mussten wir durch eine Kontrolle, um keine Waffen oder ähnliches mit uns zu führen, wie an Flughäfen. Wir erhielten Kopfhörer und einen kleinen Empfänger, um den Worten der Gedenkstättenführerin genau lauschen zu können. Dann begann die Führung im Außengelände und den Baracken, die heute Museum sind. Wir sahen viele schreckliche Bilder und auch Gegenstände, die die Juden hinterlassen haben oder die ihnen entwendet wurden. Das Schlimmste für mich waren die Gaskammer, der riesige Haufen abgeschnittener Haare und das Gefängnis in einem Block, wo eine sogenannte Hungerzelle integriert war, in die der Häftling hineinkriechen musste. Mit großen Schreck und berührenden Bildern im Kopf haben wir die Führung fort-geführt und durchgezogen. Nein, schön war es nicht, was wir da gesehen haben, aber das Denken kam in Gang- bei uns allen.
3 Nachmittags waren wir in dem Ort Oswiecim unterwegs, wir besichtigten das Jüdische Museum und die Synagoge. Dabei wurde uns auch viel über den jüdischen Glauben erklärt, was ich schon einmal gehört hatte. Der junge Österreicher Max machte das gut, aber ehrlich, ich überlegte mir die ganze Zeit bloß, ob das einfach so geht, hier zu wohnen, wo gleich nebenan 1 Million Leute umgebracht worden waren... Natürlich brachte uns der Bus sicher ins Old Tree zurück. 18:00 Uhr gab es dann Abendbrot und ab 19:00 Uhr vertrieben wir uns die Zeit mit Karten spielen, bis die Nachtruhe eintrat. Einige schrieben auch schon an ihren Arbeitsaufträgen. So richtig reden über das Geschehen wollte keiner von uns.
4 Mittwoch, Tag 2 in Polen Wiedermal 6:30 aufstehen, wie die ganze Woche üblich, frühstücken um 7:00 Uhr. 8:00 Uhr fuhren wir dann zur zweiten Führung im Konzentrationslager Auschwitz 2, nach Auschwitz- Birkenau. Mich erstaunte die Länge des Elektrozauns um das riesige Gelände. Mit gemischten Gefühlen gingen wir zum Lagertor, an dem uns die Gedenkstättenführerin erwartete. Dort wurden uns am Anfang ein paar wichtige Fakten über dieses Vernichtungslager mitgeteilt. Zunächst entlang eines Bahngleises folgten wir der Frau, die uns alles erklärte, auf das eigentliche Lagergelände. Wir bogen dann nach rechts ab zu den ehemaligen,,toiletten und den einstigen Baracken der Männer. Dann ging es zum Haupttor, wo wir von innen über das gesamte Lagergelände schauen konnten. War das riesig! Nach der Aussicht aus dem Wachtturm ging es dann in den Blockbereich, wo die Frauenhäftlinge damals untergebracht worden waren.
5 Dort sahen wir auch das damalige Krankenhaus, in das die Menschen eigentlich zum Sterben gebracht wurden. In der einstigen Kinderbaracke konnte man die damaligen Zeichnungen noch sehen, die den Eindruck von Normalität erwecken sollten. Es war zu tiefst erschütternd aber auch faszinierend und jeder hing seinen eigenen Gedanken nach. Über den Hauptweg gelangten wir zur sogenannten Rampe, wo die Züge der Deportierten endeten. Dort fand diese Selektion statt Ein letzter Waggon, der erhalten blieb, stand dort. Ich fand es gut, den sehen zu können, denn er war viel kleiner, als ich dachte. Vom Waggon aus sind wir in Richtung der kurz vor Kriegsende gesprengten Krematorien und heutigen Gedenksteine gelaufen. An den riesigen Steinhäufen konnte man in etwa erahnen, wie der Kreislauf in den Tod durch die Gaskammern funktionierte. Keinem war zum Lachen. Kurz vor dem Ende der Führung und mit Köpfen, die fast vor Fakten platzten, gingen wir der Nähe der Kläranlagen in ein Haus. Dort wurden die Juden, die die Selektion als,,arbeitsfähig überstanden hatten, damals ins Lager aufgenommen. Sie mussten Wertgegenstände und Gepäck ablegen, dann zu dem sogenanntem,,friseur, wo ihnen kurze Haare geschnitten wurden, dann zum Arzt, der sie auf ansteckende Krankheiten untersuchte. Am Ende des Gebäudes ging es in einen riesigen Raum, wo tausende private Bilder von Juden hingen, die Auschwitz nicht überlebten. Man hatte sie in einem anderen Lager in einem Koffer entdeckt und wollte mit ihrer Ausstellung an die Getöteten erinnern.
6 Es waren so viele Eindrücke, die auf einen wirkten, dass man sich kaum noch konzentrieren konnte. Aber wirklich Schluss machen wollte auch niemand, das Gebäude war so riesig, wer weiß, was man da verpasst hätte. Die Führung war so gut wie zu Ende, als wir dann zu einer Wiese kamen, wo die Leichen der Juden, die anfangs in Birkenau vergast wurden, damals verbrannt worden waren. Ich fand es gruselig, auf dem Boden zu stehen, der mit Menschenasche gedüngt worden waren. Nachmittags waren wir im Stammlager noch zu zwei Workshops. Es wurde zum Einzelschicksal einer Roma und Kunst im KZ Auschwitz gearbeitet. Der Abend war ein typischer für Klassenfahrten, im Kopf hatten wir aber alle,,kino von den Eindrücken dieses Tages.
7 Donnerstag, und somit Reise nach Krakau Die meisten hatten schon am Vorabend ihre Taschen gepackt und so langsam hatten auch viele Heimweh. Um 8:00 Uhr checkten wir dann in der Villa aus, weil es heute nach Krakau ging. Ca. um 10:00 Uhr angekommen erwartete uns dann schon die Führung durch die Stadt. Wir sahen viele Synagogen und eine wunderschöne Burg, deren Innenhof aus der Zeit der Renaissance richtig toll aussah. Natürlich erfuhren wir auch viel über jüdische Geschichten und es war absolut krass, in unmittelbarer Nähe zu dieser wunderschönen alten Stadt in den letzten beiden Tagen Zeugnisse von Grausamkeit, Menschenverachtung und Vernichtung erlebt zu haben. Das passte irgendwie gar nicht zusammen. Nach dem Stadtrundgang und einer Besichtigung der schönsten Kirchen, die ich je gesehen habe, machten wir dann eine Mittagspause.
8 Nach der Mittagspause ging es dann in ein Salzbergwerk. Wir haben uns alle viel erhofft, aber wie sich raus stellte, war der Besuch ein völliger Reinfall. Eigentlich waren die Größe des Bergwerkes und die vielen Salzkunstwerke schon eindrucksvoll, aber unser Bergwerksführer sprach zu schnell, zu undeutlich, rannte nur und war komisch drauf. Uns haben nach der eigentlichen Führung im Bergwerk die Füße so weh getan, dass wir keine Lust mehr auf das Museum da unten hatten und nur noch heim wollten. Also fuhren wir mit dem Bus zurück nach Krakau in die Unterkunft. Die Pension diesmal war überhaupt nicht schön, klein, eng, dunkel und viele von uns waren nur noch schlecht gelaunt. Zum Abendbrot mussten wir diesmal in Krakau etwa 20 Minuten in ein Restaurant laufen, wo wir dann gegessen haben. Als wir wieder in der Pension ankamen, waren alle,,platt.
9 Freitag, Die Heimreise Wie jeden Tag gab es um 7:00 Uhr Frühstück, 8:00 Uhr war Auschecken und es ging zum Bus. Auf dieser Fahrt haben wir uns alle eher erholt und schliefen. Nach den 2 Stopps, bei denen wir unsere restlichen Zloty ausgegeben haben, konnten wir es kaum erwarten, endlich in Greiz anzukommen und wieder im gewohnten Umfeld zu sein. Unsere Eltern warteten schon auf uns und nahmen uns in den Arm. Ich habe mir die ganze Reise in Polen gedacht:,,man weiß erst, was man hat, wenn es weg ist. Ich habe das gute Essen meiner Mama vermisst und auch meine Eltern und Geschwister. Nach dem Kofferauspacken und Abendbrot essen war ich dann froh, in meinem gewohnten Bett zu schlafen und am nächsten Morgen zu Hause aufzuwachen. Aber im Hinterkopf blieb irgendwie: Ich war auf einer Reise und bin wieder daheim. Was für ein Glück! Diese Deportierten reisten auch in den Tod und sahen ihr Zuhause nie wieder. Was muss in ihnen bloß vorgegangen sein, wenn mir schon nach einer Woche das gewohnte Umfeld fehlte???
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