Menschenwürde im Menschenpark - Einwände zur Sloterdijk-Debatte
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- Margarete Beltz
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1 Geisteswissenschaft Pascal Grübl Menschenwürde im Menschenpark - Einwände zur Sloterdijk-Debatte Studienarbeit
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3 Inhalt 1. Einleitung Seite 2 2. Regeln für den Menschenpark (Peter Sloterdijk) Seite Eine transzendente Seinswahrheit Seite Soziale Evolution Seite Bioethik und Eugenetik Seite Codex für Anthropotechniken Seite Subjektive Seite der Selektion Seite Die Sloterdijk-Debatte Seite Das Zarathustra-Projekt (Thomas Assheuer) Seite Die kritische Theorie ist tot (Peter Sloterdijk) Seite Zwischenspiel Seite Die falsche Angst Gott zu spielen (Ronald Dworkin) Seite Die Guten ins Töpfchen (Jörg Albrecht) Seite Es gibt keine Gene für die Moral (Ernst Tugendhat) Seite Retrospektive Seite Konkretisierung der Debatte Seite Wo die Menschenwürde beginnt (Julian Nida-Rümelin) Seite Gezeugt, nicht gemacht (Robert Spaemann) Seite Schlussgedanken Seite 34 Literaturverzeichnis & Anhang Seite 37
4 1. Einleitung An/thro/po/tech/nik; die; -: Gebiet der Arbeitswissenschaft, auf dem man sich mit dem Problem befasst, Arbeitsvorgänge, - mittel u. plätze den Eigenarten des menschlichen Organismus anzupassen. 1 Der Duden war gerade mal neun Jahre alt und niemand dachte an eine Verbesserung der Arbeitsbedingungen, als Peter Sloterdijk im Juli 1999 mit der Forderung nach einem Kodex für Anthropotechniken für Furore sorgte. Es ging um das genaue Gegenteil. Die gentechnologische Anpassung des Menschen an seine Umwelt. Die gewendete Bedeutung des Wortes ist nur Ausdruck einer Bewegung der fundamentalen Umkodierung von Menschenbildern, von Individualität und Körperlichkeit. Die Humangenetik liefert die nötigen Stichwörter. Ist von der Sloterdijk-Debatte die Rede, liest man oft, dass eigentlich zwei Themen verhandelt wurden, die voneinander getrennt werden müssten Genmanipulationen am Menschen einerseits und das Selbstverständnis einer Gesellschaft andererseits. Diese Arbeit beschäftigt sich mit den Stellungnahmen zur Gentechnologie und kommt dennoch zu einem anderen Ergebnis. Den Hauptteil bilden einzelne Textanalysen, in denen gezeigt wird, wie eng die beiden Themen miteinander verknüpft werden und es von ihrer Konzeption her auch sind. Daneben wird auf aufgeworfene Fragen, sofern sie für Gentechnologiedebatten im Allgemeinen von Bedeutung sind, eingegangen. Für eine empirische Aussage über Tendenz und Wirkungsmacht des Diskurses zu Gentechnologie ist der Umfang der untersuchten Beiträge zu gering, weshalb ich mich mit Stellungnahmen zurückhalte. Die untersuchten Texte entstammen der Wochenzeitung Die Zeit, in dem ein wesentlicher Teil der Sloterdijk-Debatte ausgetragen und der Stein des Anstoßes, Sloterdijks Regeln für den Menschenpark, veröffentlicht wurde. Damit lassen sich Aussagen zur Rolle der Zeit im gesellschaftlichen Diskurs treffen. Nach den Betrachtungen der Artikel um Sloterdijks Rede folgt ein Ausblick in die Anfänge der Debatte um Gentechnologie, die bis heute andauert. Ausgangspunkt hier war ein im Januar 2001 im Tagesspiegel veröffentlichter Artikel von Julian Nida-Rümelin, der als Fremdbeitrag in die Betrachtung aufgenommen wird. Mit der abschließenden Analyse der Positionen Robert Spaemanns ist die Sloterdijk-Debatte um den theologischen Standpunkt ergänzt, ein Eindruck ihrer unmittelbaren Relevanz für und ein Einstieg in den aktuellen Diskurs gewonnen. Zunächst aber erfolgt eine Annäherung an die gentechnologischen Implikationen der Regeln für den Menschenpark. 1 Der Duden Fremdwörterbuch; Mannheim/Wien/Zürich
5 2. Regeln für den Menschenpark Sloterdijk inszeniert seine Regeln für den Menschenpark als Antwortschreiben auf Martin Heideggers 1947 veröffentlichten Humanismusbrief. Sloterdijk versteht darin den Humanismus als Versuch der Entwilderung des Menschen, und [dessen] latente These lautet: Richtige Lektüre macht zahm. 2 In dieser zentralen Aufgabe sei der Humanismus gescheitert und hätte eine Leerstelle hinterlassen, die von Anthropotechniken ausgefüllt werden müsse. Einiges spricht dafür, dass die in Sloterdijks Rede formulierte Kritik am Humanismus in erster Linie aus dessen vermuteter Unbrauchbarkeit bei der Bildung einer Nation rekurriert. Er referiert, In den bürgerlichen Nationalstaaten [...] organisierten sich die Völker als durchalphabetisierte Zwangsfreundschaftsverbände, die auf einen jeweils im Nationalraum verbindlichen Lektürekanon eingeschworen wurden. 3 Und: Seiner Substanz nach war der bürgerliche Humanismus nichts anderes, als die Vollmacht, der Jugend die Klassiker aufzuzwingen und die universale Geltung nationaler Lektüren zu behaupten. 4 Zweimal ist von Zwang die Rede, wogegen der Rechtsgrund [der Menschenführer] die Einsicht ist, wie Menschen ohne je ihrer Freiwilligkeit Schaden anzutun am besten zu sortieren und zu verbinden wären. 5 Erst erklärt er, die Aufgabe des Humanismus sei es, Menschen zu zähmen, um dann mit Platon die Zähmung und Züchtung zur Staatskunst zu erklären. Nur alleine aus den Mithirten und Freunde[n] des Seins [lässt sich] keine Nation [...] bilden 6, es sind zu wenige. Auf der Suche nach einer Grundlage für diese Freiwilligkeit begibt sich Sloterdijk auf die Mythen-Baustelle 7 und entwirft eugenische Selektionsphantasien unter Zuhilfenahme der Genetik. 2.1 Eine transzendente Seinswahrheit Das zentrale Problem des Scheiterns des Humanismus als Zähmungsinstanz und damit als integrativer Faktor für die Nation, beschreibt Sloterdijk wie folgt: Der neuzeitliche Humanismus habe den Menschen definiert als animal rational 8. Die darin angedeutete metaphysische Trennung von Körper und Geist (Bewusstsein, Seele) führt Sloterdijk einen Schritt weiter und trennt den Geist als das menschliche am Menschen vom Individuum: Christentum, Marxismus und Existentialismus [...] als drei 2 Sloterdijk, Peter: Regeln für den Menschenpark; Frankfurt am Main 1999, Seite Sloterdijk, Peter: Regeln für den Menschenpark; Frankfurt am Main 1999, Seite Sloterdijk, Peter: Regeln für den Menschenpark; Frankfurt am Main 1999, Seite Sloterdijk, Peter: Regeln für den Menschenpark; Frankfurt am Main 1999, Seite Sloterdijk, Peter: Regeln für den Menschenpark; Frankfurt am Main 1999, Seite Assheuer, Thomas: Was ist Deutsch?; in: Die Zeit 40/99. 8 Sloterdijk, Peter: Regeln für den Menschenpark; Frankfurt am Main 1999, Seite 24. 3
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