Untersuchungen zum Desinfektionsbedarf von PC-Tastaturen in kritischen Krankenhausbereichen
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- Kristin Schräder
- vor 6 Jahren
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1 Neubrandenburg - Altentreptow - Malchin - Neustrelitz Untersuchungen zum Desinfektionsbedarf von PC-Tastaturen in kritischen Krankenhausbereichen PD Dr. med. habil. Johannes F. Hallauer, Chefarzt Institut für Hygiene Lorenz Abram, HFK in Ausbildung, Institut für Hygiene Annemarie Eikert, HFK, Institut für Hygiene Birgit Fründt, HFK, Institut für Hygiene Dr. Ulla Holl, Leiterin Mikrobiologie
2 Das Dietrich-Bonhoeffer-Klinikum (Akademisches Lehrkrankenhaus der Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald) ist ein Krankenhaus der Maximalversorgung mit über Betten in 28 Kliniken und Instituten. Jährlich werden über Patienten stationär versorgt. Dafür stehen modernste medizintechnische Standards sowie qualifizierte und motivierte Mitarbeiter in unseren Kliniken und Instituten zur Verfügung. Ca. 10 Prozent der Krankenhausfälle Mecklenburg-Vorpommerns werden an den Standorten Neubrandenburg, Altentreptow und Malchin behandelt. 2
3 Hintergrund Das Klinikum nimmt an der Aktion Saubere Hände teil und wirkt im Hände-KISS des Nationalen Referenzzentrums für Krankenhaushygiene mit. In diesem Zusammenhang wurde auch das Thema Computertastaturen und deren Keimbelastung bearbeitet. Wie hoch ist die Keimbelastung auf den Computertastaturen? Welches Infektionsrisiko besteht? Wie sollte darauf reagiert werden? Fakt Hände sind einer der Hauptübertragungswege Nosokomialer Infektionen. 3
4 Material und Methode Die Studie wurde in 4 Untersuchungsgängen unterteilt, die sich über einen Zeitraum von fast zwei Monaten ( ) vollzog. Mittels Abklatschund Abstrichverfahren wurden von definierten Oberflächen auf Computertastaturen der Intensivstation, Neonatologie, Hämatologie, in OP-Sälen und Sekretariaten des Dietrich-Bonhoeffer-Klinikums Neubrandenburg Proben gewonnen und im Labor des Klinikums auf Wachstum von Bakterien und Pilzen untersucht. 4
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6 Hierzu wurden Insgesamt 92 Tastaturen getestet, pro Tastatur wurde ein Abklatsch mittels Contact plates auf der Entertaste durchgeführt und jeweils ein Abstrich oberhalb der Leertaste, mittels Stielwattetupfer, der vorher mit isotoner, steriler Kochsalzlösung angefeuchtet wurde. Zu berücksichtigen ist, dass die Proben aus den OP-Sälen vor Dienstbeginn entnommen wurden und die Proben der Sekretariate, Intensivstationen, Neonatologie und der Hämatologie während des routinemäßigen Dienstes. Die Proben wurden direkt in das Institut für Laboratoriumsdiagnostik, Mikrobiologie und Transfusionsmedizin des Dietrich-Bonhoeffer-Klinikums gebracht. 6
7 Die Contact plates (Abklatschplatten) der Fa. Becton Dickinson (Zusammensetzung: TSA mit Lecithin und Polysorbat 80) wurden für 24 Stunden inkubiert bei 36 C+/-1 C. Die Abstrichproben wurden auf Columbiaagar + 5 % Schafblut und GCG-Agar ausgestrichen und ebenfalls für 24 Stunden bei 36 C +/- 1 C inkubiert. Die Kulturen wurden nach 24 Stunden auf sichtbares Wachstum inspiziert. 7
8 Ergebnisse Anhand von Abklatsch- und Abstrichproben wurde festgestellt, dass bei 88 % der getesteten Tastaturen positive Keimnachweise geführt werden konnten (Abb. 1). 8
9 Bei der mikrobiologischen Untersuchung wurde festgestellt, dass die keimbelasteten Tastaturen hauptsächlich mit koagulasenegative Staphylokokken, aeroben Sporenbildnern sowie Mikrokokken belastet sind. In geringen Mengen wurden aber auch Schimmelpilze, Staphylococcus aureus, Corynebacterium und Pseudomonas nachgewiesen (Abb. 2). 9
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11 Beim Vergleich der Abklatschproben mit den Abstrichproben zeigte sich, dass ein Keimnachweis häufiger mit der Abklatschprobe als mit der Abstrichprobe gelang. Allerdings wurden die Corynebakterien sowie die Pseudomonas nur anhand der Abstrichprobe nachgewiesen (Abb. 3). 11
12 Ergebnis nach Standorten Die Auswertung erfolgte getrennt nach den 3 Hauptstandorten des Klinikums: Neubrandenburg, Altentreptow und Malchin. In Neubrandenburg befinden sich alle Disziplinen, während sich in Altentreptow eine orthopädische Klinik und eine Klinik für Innere Medizin und in Malchin eine weitere orthopädische Klinik sowie eine chirurgische und innere Klinik befinden. 12
13 54,7 % der getesteten Tastaturen stammen aus Neubrandenburg. Hier wurden jedoch 59 % der Erregernachweise geführt, nur 8,5 % der getesteten Tastaturen waren an diesem Standort keimfrei. Auf Altentreptow entfielen 22,1 % der Untersuchungen. Hier waren 26,2 % der gesamten Keimnachweise zuzuordnen. Lediglich 5 % der keimfreien Tastaturen fielen auf diesen Standort. In Malchin wurden 23,2 % der Proben entnommen. Nur 14,9 % der Erregernachweise betrafen diesen Standort, der mit 30 % aller keimfreien Tastaturen die höchsten einwandfreien Befundhäufigkeiten aufwies (Abb. 4). 13
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15 Ergebnisse nach Arbeitsbereichen Die Auswertung nach verschiedenen Arbeitsbereichen ergab für den Standort Neubrandenburg im OP-Bereich Nachweise von koagulasenegativen Staphylokokken sowie aeroben Sporenbildnern. Im OP-Bereich Neubrandenburg wurde ebenfalls eine Staphylococcus-aureus-Besiedlung verzeichnet. Auf den ITS-Stationen wurden ebenfalls in erheblichem Maße koagulasenegative Staphylokokken und aerobe Sporenbildner nachgewiesen. Hier kam es zusätzlich zum Nachweis von Mikrokokken und Schimmelpilzen. Auch auf der onkologischen Station konnten Keimnachweise auf den betreffenden Tastaturen verifiziert werden (Abb. 5). 15
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17 Ergebnisse nach Arbeitsbereichen Für die Computertastaturen am Krankenhausstandort Altentreptow konnte innerhalb des OP-Bereiches jeweils einmal koagulasenegative Staphylokokken und aerobe Sporenbildner aufgefunden werden. Im Bereich der orthopädischen Station wiesen die Tastaturen Nachweise von koagulasenegativen Staphylokokken, aeroben Sporenbildnern, Mikrokokken sowie Schimmelpilzen auf. Auch im Bereich der dortigen Notfallaufnahme waren Tastaturen mit Sporenbildnern und Staphylokokken besiedelt (Abb. 6). 17
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19 Ergebnisse nach Arbeitsbereichen Am Standort Malchin wiesen die Tastaturen innerhalb des OP-Bereiches lediglich jeweils einmal Kontaminationen mit aeroben Sporenbildnern und Staphylokokken auf. In der dortigen Orthopädie wurden koagulasenegative Staphylokokken und Sporenbildner sowie Schimmelpilze nachgewiesen (Abb. 7). 19
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21 Bei der Betrachtung der Arbeitsbereiche aller drei untersuchten Krankenhausstandorte ergab sich, dass sowohl im Bereich der Tastaturen aus den OP, der ITS, der Orthopädie sowie auch anderer Bereiche Keimbelastungen vorliegen (Abb. 8). 21
22 Betrachtet man standortübergreifend die jeweiligen Fachbereiche, ergibt sich, dass innerhalb der OP-Bereiche im Wesentlichen koagulasenegative Staphylokokken und aerobe Sporenbildner nachgewiesen wurden sowie in einem Falle auch Staphylococcus aureus. Auf den Intensiveinheiten ergaben sich in vergleichbarem Maße Besiedlungen mit Staphylokokken und Sporenbildnern. Zusätzlich wurden hier Mikrokokken und Schimmelpilze nachgewiesen sowie ebenfalls Staphylococcus aureus, Corynebakterien und Pseudomonaden. 22
23 Arbeitsplätze der orthopädischen Kliniken wiesen gehäuft Nachweise von Staphylokokken und Sporenbildnern auf sowie Mikrokokken und Schimmelpilzbefunde. Die Untersuchungen von Tastaturen aus den Sekretariatsbereichen führten ebenfalls zu Keimnachweisen, jedoch in deutlich geringerer Ausprägung (Abb. 9). 23
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25 Ergebnisse nach Höhe der Keimbelastung Die Auswertung der quantitativen Befunde zur Keimbesiedlung ergab in 12 % der untersuchten Tastaturen Keimfreiheit. 64 % der untersuchten Tastaturen wiesen 1 bis 20 KBE/25 cm² auf. Bei 13 % der Tastaturen wurden Keimzahlen im Bereich von 21 bis 40 KBE/25 cm² aufgefunden, während 11 % der Befunde Keimzahlen von über 40 KBE/25 cm² aufwiesen (Abb. 10). 25
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27 Diskussion Die Befunde zeigen, dass sowohl an allen Standorten als auch an allen untersuchten Arbeitsbereichen Computertastaturen weiterhin, wenn sie nicht desinfiziert werden, eine Quelle von Keimübertragungen darstellen. Bei 88 % der untersuchten Proben kam es zu Keimnachweisen, obwohl diese Tastaturen überwiegend in Bereichen eingesetzt werden, in denen eine Übertragung vermieden werden muss. Sowohl die quantitative Besiedlung als auch das Keimspektrum zeigen, dass Übertragungen von pathogenen Keimen nicht ausgeschlossen werden können, sodass weiterhin die Desinfizierbarkeit der eingesetzten Tastaturen zu fordern ist. Entsprechende Risikodiskussionen erreichen bereits die Laienpresse. 27
28 Die Ergebnisse dieser Untersuchungen haben zum Diskussionsprozess der Notwendigkeit der Umstellung auf desinfizierbare Ausrüstung positiv beigetragen. In der Konsequenz dieser Untersuchung wurde damit begonnen, die Bereiche auf desinfizierbare Tastaturen und Computermäuse umzustellen. In den Bereichen, in denen die Umstellung bereits vorgenommen wurde, haben Nachuntersuchungen ergeben, dass nunmehr nach Durchführung regelmäßiger Desinfektionen und Aufnahme der Tastaturen in die Flächendesinfektionsroutine (einschließlich Desinfektionsplan) Keimnachweise nur noch eine Rarität darstellen (Abb. 11). 28
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30 Die Ergebnisse dieser Untersuchungen haben zum Diskussionsprozess der Notwendigkeit der Umstellung auf desinfizierbare Ausrüstung positiv beigetragen. 30
31 Literatur Bernhard Harald Fengler: Mikrobiologische Untersuchung zur Keimbesiedlung von Computertatstatur und -maus auf einer operativen Intensivstation, Inaugural-Dissertation, Justus-Liebig- Universität Gießen, 2007 Christiansen B,. Dettenkofer M., Becker E. M., Eikmann Th., Exner M., Heeg P., Kramer A., Ruf B., Schwebke I.: Anforderungen an die Hygiene bei der Reingung und Desinfektion von Flächen, Bundes-gesundheitsblatt - Gesundheitsforschung - Gesundheitsschutz, 2004 Engelhart: Mikrobielle Kontamination von Computerbedienoberflächen (Tastatur,Maus) in einem Universitätsklinikum unter Alltagsbedingungen, HygMed, Bonn 2008 B. Hartmann, M. Benson, A. Junger, L. Quinzio, R. Röhrig, B. Fengler, W. U. Färber, B. Wille, G. Hempelmann: Computer-Keyboard und -Maus als Keimübertragungsmedium auf einer Operativen Intensivstation, Krankenhaushygiene, Heft 5, 2005, Helwi Braunmiller: Brutstätten für Bakterien, FOCUS-online, Martina Melzer: Was sind die größten Keimquellen im Alltag?, Apotheken Umschau,
32 Kontakte Institut für Hygiene S.-Allende-Str Neubrandenburg Tel Fax Mail: 32
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