Die Gartendenkmäler der Stadt Zürich. Friedhof Enzenbühl

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Ute Diefenbach
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2 Der Friedhof Enzenbühl, 1902 eingeweiht und 1934 grosszügig erweitert, gehört zu den prachtvollsten Parkfriedhöfen der Stadt Zürich. Seine Geschichte spiegelt die Herausforderungen der Stadtentwicklung im frühen 20. Jahrhundert und die meisterhafte Art, damit umzugehen. Das für die Erweiterung zu ständige Planergespann Konrad Hippenmeier und Gebrüder Mertens hat hier erstmals sein Können unter Beweis gestellt. Zwei weitere, ebenso erfolgreiche Erweiterungen in den Zürcher Friedhöfen Manegg und Nordheim folgten. Der Friedhof Enzenbühl ist nebst seiner Gestaltung und der einmaligen Aussichtslage auch für seinen erlesenen Gehölzbestand weitherum bekannt. Die Anlage steht seit 2004 unter Schutz. Entstehung Die starke Bevölkerungszunahme gegen Ende des 19. Jahrhunderts stellt die Kirchgemeinde Neumünster mit den angegliederten Gemeinden Hirslanden, Hottingen und Riesbach vor das wiederholte Problem, genügend Platz für Bestattungen bereitzustellen. Der ursprüngliche Friedhof Neumünster muss nach zweimaliger Erweiterung 1874 geschlossen werden, da keine Erweiterungsmöglichkeit mehr besteht. Ersatz bietet der neu angelegte Friedhof Rehalp am Stadtrand auf der Forch, der im gleichen Jahr durch die Übertragung des Friedhofswesens von der Kirchgemeinde an die politische Gemeinde in deren Eigentum übergegangen ist. Doch bereits 1900 ist auch der Friedhof Rehalp voll belegt. Auf der Suche nach einem geeigneten Erweiterungsgrundstück entschliesst sich die Stadt, das ursprünglich für den Bau des Waisenhauses vorgesehene Land auf der andern Seite der Forchstrasse für den Bau des Friedhofs Enzenbühl freizugeben, da das Waisenhaus am Sonnenberg gebaut werden soll. Die Projektie rung wird unverzüglich an die Hand genommen und bereits 1902 kann der Friedhof Enzenbühl eingeweiht werden. Die erste Anlage von 1902 Stadtbaumeister Arnold Geiser ( ), Gestalter des Friedhofs Sihlfeld A 1877, entwirft die steil nach Westen abfallende Anlage als schlichten Friedhof mit einer markanten Längsachse und einer kurzen Querachse. Die Grabfelder sind beidseits der Längsachse angeordnet. Diese wird gesäumt von einer Allee aus Japanischen Schnurbäumen, die heute bis auf letzte Exemplare durch Linden ersetzt sind. Am Schnittpunkt der beiden Achsen und zugleich höchsten Punkt der Anlage befindet sich die im neugotischen Stil erbaute Abdankungskapelle. Umfasst wird die Anlage von einer hohen Friedhofsmauer. Bemerkenswert sind die beiden grossen Eingangsportale am oberen und unteren Ende der Umfassungsmauer. Die Friedhofserweiterung von 1933/34 1 Grabmal für Carl Abegg-Arter, Präsident der Schweizerischen Kreditanstalt ( ). «Verso la luce gegen das Licht» heisst das Marmordenkmal des Florentiner Bildhauers Bistolfi. 2 Der Friedhof Enzenbühl ist berühmt für seinen raritätenreichen Gehölzbestand, der von Fachleuten wie von den Besuchern gleichermassen geschätzt wird. Nur 15 Jahre später ist der rund 6500 Gräber umfassende Friedhof Enzenbühl voll belegt. Um Zeit für die Projektierung des Ausbaus zu gewinnen, wird der benachbarte Friedhof Rehalp für eine zweite Be legung hergerichtet. Da der Friedhof Enzenbühl an der Stadtgrenze liegt, muss zuerst Land der Gemeinde Zollikon erworben werden. Der Regierungsrat erteilt 1929 das Expropriationsrecht für m 2 Land südlich und östlich des bestehenden Friedhofs. An der Gemeindeabstimmung im Januar 1933 wird die Vorlage für die Friedhofserweiterung nach einem Projekt des Architekten Konrad Hippenmeier in Zusammenarbeit mit den Gebrüdern Mertens gutge-

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4 heissen und der nötige Kredit bewilligt. In der Folge wird der Friedhof Enzenbühl auf die heutige Grösse erweitert. Das Planerteam weiss die Gunst der einmaligen Aussichtslage ar chitektonisch geschickt zu nutzen und wirkungsvoll zu steigern. Es entsteht ein Parkfriedhof mit wechselnden, landschaftlich und architektonisch gestalteten Räumen, wobei der alte Friedhof von 1902 in selbstverständlich wirkender Art integriert wird. Der Haupteingang an der Forchstrasse wird übernommen und die alte Querachse wird zur neuen Längsachse ausgebaut, die ins Zentrum der Anlage mit Wasserbecken und Aussichtsterrasse führt. Während die Reihen- und Privatgräber auf den ebenen Friedhof partien im oberen Bereich angeordnet sind, fügt sich der terrassierte Urnenhain in den Hang ein. Grosszügig angelegte Naturkulissen unter Einbezug des Nebelbaches trennen die einzelnen Friedhofabteile. Es ist insbesondere den Gartenarchitekten ein grosses Anliegen, eine parkartige Atmosphäre zu schaffen und den Eindruck eines dicht belegten Friedhofs zu vermeiden. 3 Die seltene Autochrom-Farbfotografie von 1914 zeigt das Eingangsportal des Friedhofs Enzenbühl. Entworfen von Arnold Geiser 1902, übernahmen es die Gebrüder Mertens auch als Haupt eingang für die Friedhofs - erwei terung Das Friedhofskonzept ist praktisch unverändert erhalten und entfaltet seine Wirkung in der von den Gestaltern beabsichtigten Weise. Beachtenswert sind die grosse Bronzeplastik «Liegende» von Franz Fischer ( ) beim zentral gelegenen Wasserbecken und eine Vase von Luigi Zanini ( ) am südlichen Ende der Terrasse. Die beiden Bildhauer waren Preisträger eines Wettbewerbes für den künstlerischen Schmuck, ausgeschrieben unter Zürcher Künstlern. Die reiche Bepflanzung mit Raritäten, dazu gehört auch die kegelförmig geschnittene Rotbuchenallee, ist in Fachkreisen weitherum bekannt und wird zur Schulung der botanischen Kenntnisse angehender Fachleute und von Privatpersonen gerne genutzt werden die gesamte Friedhofanlage und 112 ausgewählte Gräber unter Denkmalschutz gestellt. Besonderes Als besonderes Angebot des Bestattungs- und Friedhofamtes gibt es die Möglichkeit, eine historische Grabstätte zur eigenen Nutzung zu mieten. Informationen dazu sind im Friedhofbüro und beim Bestattungs- und Friedhofamt im Stadthaus sowie im Friedhof Forum im Friedhof Sihlfeld erhältlich. (stadt-zuerich.ch/friedhofforum) Zu jedem Friedhof kann eine Liste zu den Gräbern prominenter Verstorbener heruntergeladen werden. (stadt-zuerich.ch, Stichwortsuche: Friedhöfe/Orientierungspläne) 4 Der Urnenhain ist sorgfältig in den Hang komponiert und mit geschnittenen Hecken in einzelne, hangparallele Kammern eingeteilt. Den unteren Abschluss bilden freiwachsende Gehölze, die das Strenge der Urnenanlage wieder auflösen.

5 Pit Wyss, Dielsdorf, mit freundlicher Genehmigung. 3 4

6 Etappe Haltestelle Friedhof Enzenbühl Kapelle Etappe /34 Plangrundlage: Geodaten, GIS-ZH Gestaltung: Thomas Bruggisser, Zürich April m Architekt Konrad Hippenmeier ( ) startet 1897 seine Laufbahn im städtischen Tiefbauamt mit einer Zeichnerlehre. Schnell arbeitet sich der begabte junge Mann hoch und macht 1918 beim Wettbewerb für einen Bebauungsplan Gross-Zürich auf sich aufmerksam. Ein Jahr später wird er Chef des neu geschaffenen Bebauungsplanbüros, dessen Aufgabe in der Projektierung der Stadterweiterung liegt. Unermüdlich arbeitet er in dieser verantwortungsvollen Stellung bis zu seinem Tod Gartenarchitekten Walter Mertens ( ) und Oskar Mertens ( ) übernehmen 1907 das Geschäft ihres Vaters Evariste ( ) und führen es gemeinsam unter dem Namen «Gebrüder Mertens» bis zu Walters Tod. Sie ge hören zu den Wegbereitern neuer Gestaltungsrichtungen des 20. Jahr hunderts (Architektur- und Wohngarten) und kümmern sich als Erste auch um landschaftspflegerische Aufgaben wie die Umgebungsgestaltung des Sihlsees. Sie wirken massgebend an der Schweizerischen Landesausstellung 1939 und Gartenausstellungen mit. Ihr um fangreiches Wirken reicht weit über Zürich hinaus. Friedhof Enzenbühl Forchstrasse Zürich Öffentlicher Verkehr Tram 11 bis Friedhof Enzenbühl Stadt Zürich Grün Stadt Zürich Gartendenkmalpflege Beatenplatz Zürich Telefon stadt-zuerich.ch/gsz Konrad Hippenmeier und die Brüder Mertens haben auch die Friedhöfe Manegg (1936/38) und Nordheim (1941) gleichermassen erfolgreich erweitert.

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