Beunruhigte Kinder. Hyperaktivität aus dem Blickwinkel von Familienstellen, Bindung und Trauma

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1 1 Beunruhigte Kinder. Hyperaktivität aus dem Blickwinkel von Familienstellen, Bindung und Trauma Ein Vortrag. Mein Wunsch und Ziel ist es, Ihnen die Unruhe der Kinder in ihrem Wesen und Ursachen darzustellen. Dabei ist es entscheidend, die kindlichen Verhaltensauffälligkeiten zunächst als Symptome einer noch verborgenen Problematik zu erkennen und als bestmögliche Bewältigungsversuche zu verstehen. Dann erst sind daraus mögliche Konsequenzen für Heilung und Therapie der Kinder zu ziehen. Symptome der Kinder Verstehen Heilen Erkennen als Ausdruck und Bewältigung von Angst und Ohnmacht. Abbildung 1 Der Schwerpunkt liegt daher auf der Stufe des Verstehens der Symptome von ADHS: Sie sind als Ausdruck und Bewältigungsversuch von Angst und Ohnmacht der Kinder zu verstehen. Was ist ADHS?

2 2 1. Die Aufmerksamkeitsdefizit- /Hyperaktivitätsstörung (ADHS) Die Aufmerksamkeitsdefizit- /Hyperaktivitätsstörung (ADHS) ist die häufigste Verhaltensstörung im Kindes und Jugendalter. Der hyperaktive Zappelphilipp ist nicht nur in beinahe jedem Klassenzimmer, sondern auch in der Öffentlichkeit präsent. Die ständige körperliche und geistige Unruhe der Kinder ist für Eltern, Geschwister, Lehrer und Mitschüler sehr anstrengend und nur schwer auszuhalten. ADHS wird als Störungsbild in den klassischen Diagnosemanualen ICD 10 und DSM IV aufgeführt: Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung (DSM IV) Hyperkinetische Störungen (ICD 10) Aufmerksamkeitsstörung Hyperaktivität Impulsivität Unruhe Abbildung 2 Die Symptome Trotz unterschiedlicher Bezeichnungen stimmen die beiden Manuale in der Beschreibung der Kernsymptomatik überein: Hyperaktivität ist eine permanente motorische Bewegung insbesondere dann, wenn Stille und Ruhe erforderlich wären. Unaufmerksamkeit bezeichnet ein Verhalten, das von Unkonzentriertheit und Unaufmerksamkeit gegenüber momentan zu leistenden Aufgaben und Arbeiten geprägt ist. Impulsivität meint ein spontanes Ausagieren von Impulsen ohne Rücksicht auf soziale Konventionen.

3 3 Dabei gibt es unterschiedliche Typen, je nach Ausprägung der drei Kardinalsymptome, wie beispielsweise die Aufmerksamkeitsdefizitstörung ADS. Die Ursache Der momentane Stand der Wissenschaft, wie sie unter anderem von Manfred Döpfner und Gerd Lehmkuhl vertreten wird, geht von einer genetischen Disposition bei den betroffenen Kindern aus, die zu Veränderungen im Gehirn führt. Diese bewirken eine Störung des Neurotransmitter-Systems. Dadurch ist ihre Fähigkeit, sich zu regulieren und zu steuern, eingeschränkt. Die Symptomatik kann durch Umweltfaktoren, wie das Familien - und Schulsystem verstärkt oder vermindert werden. Die Therapie Entsprechend dem gängigen Erklärungsmodell kann die Therapie von ADHS immer nur eine Symptombehandlung sein, da sich die Ursache die genetische Disposition nicht heilen lässt. Es gibt drei hauptsächliche Behandlungsformen, die auch miteinander kombiniert werden können: Die medikamentöse Therapie wirkt direkt auf das Neurotransmitter-System im Gehirn ein. Die Verhaltenstherapie versucht, die Steuerungsfähigkeit der Kinder zu stärken. Die Psychotherapie befasst sich mit den Umweltfaktoren, wie Schule und Familie. Allerdings finden die Kinder mit keiner dieser Therapieformen wirklich zu sich. Ihre Seele bleibt unruhig. Da eine Therapie immer nur so gut sein kann, wie das ihr zugrunde liegende Erklärungsmodell, ist meiner Ansicht nach ADHS in ihrer Ursache noch nicht gänzlich verstanden. Was beunruhigt die Kinder so sehr?

4 4 2. Ein Erklärungsansatz Ich möchte zusammen mit Ihnen einen neuen Blick auf die unbändige Unruhe der Kinder werfen. Dabei stelle ich Ihnen einen Erklärungsansatz vor, der von Ergebnissen aus der Analyse von Aufstellungen ausgeht. Diese werden dann mit den theoretischen Erkenntnissen der Bindungstheorie von John Bowlby, Karl Heinz Brisch, u.a. und der Mehrgenerationalen Psychotraumatologie von Franz Ruppert verbunden. Erklärungsansatz Bindung Trauma Unruhe Aufstellung Abbildung 3 Aufstellungen, Bindung und Trauma sind derart grundlegende Themenkomplexe, dass ich Ihnen nur einen kleinen Einblick schenken kann. Es wäre vermessen, diese in einem Vortrag angemessen darstellen zu wollen. Was sind Aufstellungen?

5 5 3. Die Aufstellungen Eine Aufstellung ist eine psychotherapeutische Methode, mit deren Hilfe Menschen einen Blick auf ihre Seele, deren Zustand und Struktur werfen können. Dabei zeigt sich, welche seelischen Prozesse in einem Menschen wirksam sind und welche Faktoren sein Denken, Fühlen und Handeln bestimmen. Darüber hinaus sind Aufstellungen ein wichtiges Instrument, um Symptome und Erkrankungen in ihrem tatsächlichen Ursachen und Wirkungsbezügen zu erkennen und zu verstehen. Aufstellungen sind eine psychotherapeutische Methode zur Visualisierung von seelischen Prozessen, Einflussfaktoren auf Denken, Fühlen, Handeln, Ursachen und Zusammenhängen von Symptomen und Krankheiten. Die StellvertreterInnen spiegeln die seelische Wirklichkeit eines Menschen in seinem Bindungssystem wider. Abbildung 4 Es gibt unterschiedliche Formen der Aufstellung, wie beispielsweise das klassische Familienstellen, das Bert Hellinger entwickelt und bekannt machte. Im Unterschied dazu entwickelt Franz Ruppert eine besondere Form, in der sich die Stellvertreter frei ausdrücken können. Dabei spiegeln sich seelische Prozesse und Wirklichkeiten der Menschen in ihren jeweiligen Bindungssystemen wieder. Diese seelischen Realitäten sind oft überraschend und unterschiedlich zu dem, was sie rational erwarteten. Was zeigt sich in den Aufstellungen?

6 6 Die Analyse Ich habe insgesamt zehn Aufstellungen aus zwei ADHS Seminaren mit der Videokamera aufgenommen, transkribiert und analysiert. Meine Leitfragen waren dabei: Was beunruhigt die Kinder so sehr? Worauf ist ihre ganze Aufmerksamkeit gerichtet? Wie können die Kinder zu ihrer inneren und äußeren Ruhe finden? Die Antworten auf diese grundlegenden Fragen sind in meiner Diplomarbeit ADHS, Bindung und Trauma und in dem Artikel Hyperaktivität und ADHS in der Praxis der Systemaufstellung zu finden. Die Ergebnisse Die Gene sind es nicht, welche die Unruhe der Kinder verursachen. Die Kinder erreichen ihre Mutter emotional nicht. Die Mütter sind mit sich beschäftigt; sie wissen gar nicht, dass sie überhaupt ein Kind haben und betonen, selber noch Kind zu sein; sie können sich nicht bewegen, fühlen nichts, sprechen nichts,.... Die Kinder werden immer unruhiger. Sie quengeln, zupfen an der Kleidung der Mutter, reden und bewegen sich unaufhörlich, hören nicht auf, nach der Mutter zu suchen und zu rufen.... Durch schlimme Erlebnisse der Mutter wird nicht nur ihre Seele verletzt, sondern auch ihre Fähigkeit, sichere Bindungen einzugehen. Die Mütter sind genauso verzweifelt wie ihre Kinder. Sie suchen bei ihren Müttern vergeblich nach Schutz und Liebe. Dabei zeigen sich schlimme Erlebnisse, die Mütter und/oder Großmütter erlebten. Die Kinder sind völlig außer sich und versuchen, ihren Müttern zu helfen, so dass sie die Mütter doch noch erreichen können. Sie wollen sie vor den schlimmen Erlebnissen beschützen. Sie suchen vehement nach Lösungen und Heilung in ihren Familiensystemen.

7 7 Dadurch werden die Kinder existentiell beunruhigt. Ihre ständigen Bewegungen sind lebenswichtige Bewältigungsversuche der Angst und Ohnmacht. Die Kinder sind verzweifelt, weil sie weder ihre Mutter erreichen können, noch diese retten können. Sie sinken erschöpft in sich zusammen und liegen regungslos am Boden. Bis sie doch wieder Kraft finden und sich weiter bewegen. Es zeigt sich ein andauernder Kreislauf von ständigen Bewegungen und völligen Erschöpfungszuständen. Ergebnisse Die Kinder erreichen ihre Mutter emotional nicht. Durch traumatische Erlebnisse der Mutter wird nicht nur ihre Seele verletzt, sondern auch ihre Fähigkeit, sichere Bindungen einzugehen. Dadurch werden die Kinder existentiell beunruhigt. Ihre ständigen Bewegungen sind lebenswichtige Bewältigungsversuche der Angst und Ohnmacht. Abbildung 5 Wie lassen sich diese Ergebnisse erklären?

8 8 4. Die Bindungstheorie Die Bindungstheorie des britischen Kinderpsychiaters John Bowlby und der kanadischen Psychologin Mary Ainsworth liefert dazu erste wichtige Hinweise. Sie beschäftigten sich mit dem Aufbau und den Veränderungen von Bindungen im Laufe des Lebens. Dabei lag ihr Forschungsschwerpunkt auf der Mutter-Kind-Bindung. Was ist eine Bindung? Die Bindung Ein Kind sucht und findet in der Bindung zu seiner Mutter immer dann Schutz, Trost und Liebe, wenn es sich unwohl oder bedroht fühlt. Dadurch wird das Überleben eines Kindes gewährleistet. Im Gegensatz zu verschiedenen Tierarten ist der Mensch alleine nicht lebensfähig. Über seine Geburt hinaus ist er auf die Mutter und später dann auch auf andere Menschen hin bezogen. Diese Bindung an die Mutter (später auch an den Vater, die Geschwister und andere Menschen) ist der nährende Boden für jegliche weitere Entwicklung eines Kindes. Besonders wichtig ist die Bindung für die Entwicklung der Fähigkeit, Kontakte und Beziehungen zu sich selber, zu anderen Menschen und zur Welt an sich einzugehen. Bindung Kind Mutter und Vater Großeltern Freunde PartnerInnen Kinder Abbildung 6 Die Bindung an die Mutter, die ein Mensch als Kind erfährt, ist zunächst das Muster für alle weiteren Beziehungen, die er im Laufe seines Lebens eingeht. Dabei ist vor

9 9 allem die Qualität dieser Bindung von entscheidender Bedeutung. Man kann sagen: Die Bindung an die Mutter ist dem Menschen ein Vor-Bild, wie Beziehungen zu Menschen beschaffen sind und wie sie zu gestalten sind: Finde ich in meinen Beziehungen Schutz, Trost und Geborgenheit? Oder sind meine Beziehungen für mich einschränkend, unsicher und gefährlich? Suche ich nach Beziehungen oder vermeide ich sie? Diese Bindungsmuster aus der Kindheit sind daher weit über die ersten Lebensjahre hinaus sehr einflussreich. Insbesondere für die Bindung zu eigenen Kindern sind sie von entscheidender Bedeutung. Wie findet Bindung statt? Der Bindungsprozess Der Prozess der Bindung besteht aus einem Wechselspiel zwischen einem Bindungsverhalten des Kindes und dem entsprechenden Fürsorgeverhalten der Mutter. Bindungsprozess Bedrohung Bindungsverhalten Feinfühligkeit Liebe Sicherheit schreien weinen klammern nachlaufen füttern trösten schmusen wiegen Abbildung 7

10 10 Das Kind äußert ein Bedürfnis. Es schreit, weint,. Daraufhin wendet sich die Mutter dem Kind zu. Sie fühlt, ob es gerade schreit, weil es Hunger hat, weil die Windeln voll sind oder weil es einfach schlecht gelaunt ist. Diese Feinfühligkeit ist der Mutter angeboren. Mit dieser Fähigkeit versteht eine Mutter das jeweilige kindliche Bedürfnis und kann es so rechtzeitig stillen. Reagiert eine Mutter wiederholt und vorhersehbar mit Feinfühligkeit auf das Bindungsverhalten ihres Kindes, so ist das Kind sicher gebunden. Warum ist eine sichere Bindung so wichtig? Die Selbstwirksamkeit und der Selbstwert In einer sicheren Bindung gewinnt das Kind langsam Sicherheit und Gewissheit darüber, dass seine Bedürfnisse passend und rasch befriedigt werden. Es lernt dabei, dass ein unangenehmer Zustand zeitlich begrenzt ist und es selber etwas dafür tun kann, damit es ihm wieder gut geht. Das Kind weiß, dass es aktiv und wirksam für sich selber sorgen und sich schützen kann. Und es weiß, dass ihm andere Menschen dabei helfen. Ich fühle mich unwohl. Ich habe Hunger. Ich schreie. Mama kommt und füttert mich. Ich habe keinen Hunger mehr. Es geht mir gut. Erlebt ein Kind dies immer wieder, kann sich in ihm eine innere Vorstellung oder ein inneres Bild, wie es Gerald Hüther nennt, verfestigen. Die Macht dieser inneren Bilder besteht darin, dass sie ein Kind befähigen, für sich zu sorgen. Ich fühle mich unwohl, weil ich Hunger habe. Ich muss zu schreien beginnen, damit Mama kommt, um mich zu füttern, damit es mir wieder gut geht. Insbesondere die inneren Bilder der Selbstwirksamkeit und des Selbstwertes sind von großer Wichtigkeit für ein Kind.

11 11 Die Macht der inneren Bilder (Gerald Hüther) Ich weiß, dass ich mit meinem Handeln meine Wünsche und Ziele erreichen kann. Ich weiß, dass ich es wert bin, dass ich und andere sich um mich kümmern. Selbstwirksamkeit Selbstwert Abbildung 8 Selbstwirksamkeit bedeutet, dass ein Kind um die Wirksamkeit seines Handelns weiß. Es ist sicher, dass es damit eigene Ziele und Wünsche erreichen kann. Dies ist vor allem in der Schule beim Lernen wichtig. Selbstwert meint, dass, ein Kind um seinen Wert weiß. Das Kind ist es wert, dass sich Menschen kümmern und helfen und, dass es für sich selber sorgt. Was geschieht, wenn eine Bindung nicht sicher ist? Die Bindungsstörung Eine sichere Bindung zwischen Mutter und Kind ist leider nur der Idealfall. Für ihr Gelingen ist die Feinfühligkeit der Mutter entscheidend. Doch ist diese höchst störanfällig. Äußere und innere Einflussfaktoren, die bei der Mutter Stress auslösen, können die Feinfühligkeit verringern oder verhindern. Dann kann eine Mutter die Bedürfnisse ihres Kindes nicht mehr richtig deuten. Sie versteht das Kind nicht mehr. Die Bindung ist unsicher.

12 12 Bindungsstörung Bindungsverhalten Wut Angst Verlassenheit missverstehen bestrafen über-,unterreagieren ignorieren Abbildung 9 Ein Kind hat Hunger. Es beginnt zu quengeln und zu schreien. In einer unsicheren Bindung könnte es zu folgenden Reaktionen der Mutter kommen: Die Mutter erschrickt und beginnt hastig ihr Kind zu füttern. Dabei gibt sie ihm viel mehr, als es eigentlich will. Sie hat Angst, dass sie ihr Kind nicht gut versorgt, dass sie keine gute Mutter ist, dass es sterben könnte,. Die Mutter reagiert zu viel. Die Mutter gibt dem Kind verspätet eine von ihr zuvor bestimmte Menge an Nahrung. Die Mutter hat Angst, dass sie das Kind zu sehr verwöhnen könnte, dass es ihr über den Kopf wächst, dass es zu viel wollen könnte, dass es sie aussaugt,. Die Mutter reagiert zu wenig. Die Mutter erschrickt. Sie ist hilflos, weil sie sich nicht weiß, warum das Kind schreit. Sie wechselt ihm die Windeln. Das Kind schreit weiter und die Mutter ist noch verunsicherter. Die Mutter hat Angst, nie wirklich zu wissen, was das Kind braucht, es einfach nicht zu verstehen. Die Mutter missversteht ihr Kind. Die Mutter reagiert gar nicht auf das Schreien des Kindes und füttert es erst dann, wenn es aufgehört hat. Die Mutter hat generell Angst vor allen Bedürfnisäußerungen des Kindes. Die Mutter ignoriert das Kind.

13 13 Die Mutter kann aufgrund ihrer Angst das Bedürfnis des Kindes nicht stillen. Das Kind ist sich nicht sicher, ob und wann und wie die Mutter auf sein Bindungsverhalten reagiert. Seine Bedürfnisse bleiben trotz aller Anstrengung unbefriedigt. Dazu kommen noch Gefühle von Angst, Wut und Verlassenheit, weil die Mutter nicht entsprechend reagierte. Man kann sagen: Die Not des Kindes verdoppelt sich. Und dies immer und immer wieder. Was beeinträchtigt ihre Feinfühligkeit? Warum hat die Mutter Angst?

14 14 5 Das Trauma In den Aufstellungen zeigt sich, dass die eigenen Bindungsstörungen und traumatischen Lebenserfahrungen die Feinfühligkeit einer Mutter vermindern und verhindern. Ein Trauma ist eine momentane oder andauernde oder sich wiederholende Situation, die für den betroffenen Menschen objektiv und/oder subjektiv lebensgefährlich ist. Er ist in der Situation absolut schutzlos und ohnmächtig. Dadurch wird er seelisch und körperlich überfordert. Unfälle, Kriege, Verluste, Vernachlässigungen, körperliche Misshandlungen und sexuelle Gewalt sind Beispiele für traumatische Erlebnisse. Trauma - momentane / andauernde / sich wiederholende Situation der Existenzgefährdung - Gefühle von Ohnmacht und Todesangst - körperliche und seelische Überforderung - Überleben durch Spaltung Abbildung 10 Ein Überleben ist nur durch den psychischen Mechanismus der Spaltung möglich. Es gibt zwei unterschiedliche Arten der Spaltung: Fragmentierung des traumatischen Ereignisses Das Trauma wird im Gehirn in einzelne Fragmente gespalten. Es sind dies einzelne zusammenhanglose Gefühle, Gedanken, Sinneseindrücke, körperliche Empfindungen, u.ä.. Diese Fragmente werden im Gehirn zersplittert gespeichert. Dadurch verlieren sie jeglichen Bezug zueinander. Das Trauma ist nicht mehr als ein ganzes Erlebnis erinnerbar. Die Fragmente tauchen immer nur kurz wie Blitze als flash-backs im Bewusstsein auf, ohne dass der Mensch sie einem Ereignis zuordnen könnte.

15 15 So ist ein Weiterleben ohne Bewusstsein über die schrecklichen Erlebnisse möglich. Spaltung 1 Fragmentierung des traumatischen Ereignisses Sinneseindrücke Gedanken Trauma Gefühle körperliche Empfindungen Abbildung 11 Spaltung der menschlichen Seele Die menschliche Seele spaltet sich in unterschiedliche Persönlichkeitsanteile. Die traumatisierten Anteile Sie haben das Trauma erlebt. Sie stecken noch inmitten des Schreckens. Für sie ist das Trauma Gegenwart und Dauerzustand. Ihre Entwicklung ist mit dem Trauma abgebrochen. Sie sind immer noch Ungeborenes, Säugling oder Kleinkind,. Die Überlebensanteile Sie sichern das Überleben des Menschen, indem sie verhindern, dass das Trauma in das Bewusstsein des Menschen kommt. Deswegen vermeiden sie alles, was nur im Geringsten daran erinnern könnte. Insbesondere vermeiden sie Gefühle. Die Überlebensanteile verdrängen, kontrollieren, kompensieren, betäuben und vermeiden. Je schlimmer das Trauma war, desto mächtiger und

16 16 stabiler sind sie. Dadurch ermöglichen sie das Überleben, verhindern jedoch ein emotional erfülltes Leben. Es sind diese Anteile, die in einer Therapie, vor allem in einer Traumatherapie, oft vehement Widerstand leisten. Die gesunden Anteile Sie sind der Kern des Menschen, der vom Trauma unberührt ist. Es gibt sie in jedem Menschen, was auch immer er Schreckliches erlebte. Sie sind klein, verkümmert und ganz vom Trauma verdeckt. Sie emotional wiederzufinden und zu stärken, ist die Voraussetzung für Heilung. Spaltung 2 traumatisierte Anteile Überlebensanteile gesunde Anteile Spaltung in einzelne Persönlichkeitsanteile Abbildung 12 Der Mensch weiß oft ebenso wenig von seinen Anteilen, wie diese von einander wissen. Mit Hilfe von Aufstellungen können Menschen erkennen, welche Anteile in ihnen sind. Sie können emotional in Kontakt mit ihnen treten und sie als zu sich gehörig fühlen. Traumatische Erlebnisse verletzen den Menschen nicht nur in seiner seelischen Integrität, sondern vor allem auch in seiner Bindungsfähigkeit.

17 17 Indem er von seinen Gefühlen wie abgeschnitten ist, kann er nicht mehr feinfühlig auf die Bindungsbedürfnisse seiner Kinder und seiner Partner zu reagieren. Die Gefühle sind fast ausschließlich an das Trauma gebunden. Deswegen vermeiden Mütter Gefühle und deswegen können die Kinder ihre Mütter nicht erreichen. Sie sind unsicher gebunden. Wie wirkt sich diese Bindungsstörung auf die Kinder aus? Das Bindungstrauma Ohne Kontakt zu den eigenen Gefühlen kann eine Mutter die Bedürfnisse eines Kindes nach Schutz, Trost und Wärme nicht ausreichend erfüllen. Die seelische und körperliche Not des Kindes bleibt bestehen. Die symbiotische Verstrickung Das Kind intensiviert sein Bindungsverhalten, um die Mutter doch noch zu erreichen. Diese bedingungslose Suche nach emotionaler Nähe in den mütterlichen Gefühlen ist überlebenswichtig. Das Kind muss solange suchen, bis es Gefühle der Mutter findet. Und es findet sie im Trauma der Mutter. Daran bindet sich das Kind. War das Trauma für die Mutter schon lebensbedrohlich, so ist es das für das Kind noch viel mehr. Auch das Kind muss das Trauma abspalten, um zu überleben. Dabei übernimmt das Kind nicht nur das Trauma und die entsprechenden Gefühle, sondern auch die Spaltung der Mutter. Es ist symbiotisch verstrickt mit der Mutter.

18 18 Bindungstrauma Symbiotische Verstrickung Scham Angst Schuld Trauer Wut Spaltung Die Bindung selbst ist für ein Kind traumatisierend. Abbildung 13 In dieser Verstrickung überschreiten Kinder Grenzen der eigenen Person und Identität. Sie binden sich an Anteile ihrer Vorfahren, an denen auch ihre Mütter gebunden sind. Dabei fühlen sie diese übernommenen Gefühle als wären es eigene Gefühle. Als hätten sie selber das Trauma erlebt. Dadurch verlieren sie jegliche Identität und Orientierung. Wer bin ich? Welche Gefühle gehören zu mir? Wer ist meine Mutter? Meine Oma? Meine Uroma? So ist die Bindung an sich für das Kind traumatisch. Die seelische Not in der emotionalen Abwesenheit der Mutter ist derart groß, dass die Kinder sich an die traumatischen Gefühle der Mutter binden. Dadurch werden sie selber traumatisiert. Das Kind erleidet ein Bindungstrauma. Wie versuchen die Kinder dieses Bindungstrauma zu bewältigen?

19 19 6 Die Überlebensstrategien der Kinder Die Überaufmerksamkeit und Hyperaktivität Ein Kind versucht die Bindungsunsicherheit und das Bindungstrauma auf seine ihm bestmögliche Art und Weise zu bewältigen. In den Aufstellungen zeigen sich immer wieder die Symptome von ADHS als Überlebensstrategien. Mit ihnen versucht das Kind, die drohende Resignation zu verhindern. Man kann sagen: Hyperaktivität ist die Kehrseite der Depression angesichts der kindlichen Angst und Ohnmacht. Bewältigungsversuche Überaufmerksamkeit Fokussierung auf die Mutter körperliche und geistige Hyperaktivität Impulsivität Suche nach der Mutter und Abbau des körperlichen Erregungszustandes Wut als Ausdruck tiefster Verzweiflung Abbildung 14 Die Überaufmerksamkeit Ein Kind versucht mit aller Kraft und Verzweiflung die Mutter und ihre Gefühle zu erreichen. Doch dazu muss es wissen, wo die Mutter sich emotional befindet. Hochkonzentriert verfolgt es jede ihrer emotionalen Bewegungen. Die Gefühle der Mutter sind für das Kind ein überlebenswichtiger Orientierungspunkt. Auf sie ist das Kind ausschließlich fokussiert. Es verwundert daher nicht, dass (zu) wenig Aufmerksamkeit zum Beispiel für die Schule und andere nicht primär überlebenswichtige Dinge übrig bleibt. Das Kind erscheint unkonzentriert.

20 20 Das Symptom der Aufmerksamkeitsstörung ist daher mehr ein zu viel als zu wenig an Aufmerksamkeit. Die körperliche und geistige Hyperaktivität In den unaufhörlichen Bewegungen zeigt sich die Angst und Ohnmacht des Kindes. Grundlegend ist die Hyperaktivität ein Ausdruck dieser andauernden Suchbewegungen der Kinder. Darüber hinaus ist sie ein Versuch, den ständig erhöhten Erregungszustand der Kinder zu regulieren. Die emotionale Abwesenheit der Mutter ist für ein Kind derart bedrohlich, dass ein physiologisches Notfallprogramm gestartet wird. Dabei wird der Körper in Hochspannung versetzt, damit das Kind um sein Überleben kämpfen kann. Da jedoch bei einem Bindungstrauma die Situation gleich bleibend bedrohlich ist, bleibt das Kind diesem Dauerstress ausgesetzt. Diese wird durch die Bindung an das Trauma noch zusätzlich gesteigert. Die Hyperaktivität ermöglicht, diese andauernde Hochspannung soweit abzubauen, dass das Überleben gesichert ist. Die Impulsivität In ihren impulsiven Äußerungen zeigt sich die Wut der Kinder, von ihrer Mutter nicht wirklich gesehen zu werden. Hinter dieser Wut liegt eine tiefe Verzweiflung und Ohnmacht der Kinder. Wie finden Kinder zur Ruhe?

21 21 7 Die Heilung Die Kinder finden dann Beruhigung, wenn Eltern Verantwortung für sich selbst und ihr Leben übernehmen. Dies beinhaltet die Bereitschaft, eigene seelische Verletzungen erkennen, verstehen und heilen zu wollen. In diesem Prozess können sich Mutter und Vater jetzt als erwachsene Menschen aus ihren symbiotischen Verstrickungen mit ihren Eltern lösen. Dadurch werden sie für ihre Kinder sichtbar und greifbar. Dann können Kinder in der Bindung zu ihnen Schutz, Trost und Liebe finden. Kinder können sich nicht vor symbiotischen Verstrickungen schützen und sich auch nicht daraus lösen. Das ist Aufgabe der erwachsenen Eltern. Dieser intensive Prozess der Lösung setzt eine therapeutische Begleitung in einem geschützten Raum voraus. Heilung Kinder finden dann zu ihrer inneren und äußeren Ruhe, wenn Eltern ihre eigenen seelischen Verletzungen Verstehen Heilen. Erkennen Abbildung 15 Meiner Ansicht nach ist eine Aufstellung dazu sehr gut geeignet. Sie ist eine Methode der Klarheit. Sie offenbart die unterschiedlichen Anteile der Menschen mit ihren tatsächlichen Bedürfnissen. Dadurch zeigen sich symbiotischen Verstrickungen, in denen Menschen gefangen sind. Zugleich öffnen sich ihnen Wege, um sich daraus befreien zu können.

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