KÖRPERSPANNUNG VIELFÄLTIG ERLEBEN

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1 KÖRPERSPANNUNG VIELFÄLTIG ERLEBEN Autoren: Stefan Ziegner, Christopher Schmitz, Dirk Perty, Carl Eschenauer Seite 1

2 Übersicht Unterrichtsidee o Körperspannungstraining als Lernvoraussetzung Kennenlernen von Anspannung und Entspannung Bewusstmachen der Körperspannung Körperspannungsübungen mit Stützen Hinweise zur Umsetzung der Körperspannungsübungen o Die Raupe o Bretttransport I o Bretttransport II o Sprung ins Ungewisse I o Sprung ins Ungewisse II o Sprung ins Ungewisse III o Sprung ins Ungewisse IV Arbeitsmaterial o Stationskarte 1: Baumstammfangen (1) o Stationskarte 2: Bretttransport (2) o Stationskarte 3: Glasscheibe heben (3) o Stationskarte 4: Übungen mit dem Pezziball (4) Videos o Die Raupe (1) o Bretttransport I (2) o Bretttransport II (3) o Sprung ins Ungewisse I (4) o Sprung ins Ungewisse II (5) o Sprung ins Ungewisse III (6) o Sprung ins Ungewisse IV (7) Quellenverzeichnis Seite 2

3 Unterrichtsidee Die Unterrichtsidee Körperspannung vielfältig erleben gibt Hinweise zur Umsetzung von Körperspannungsübungen und zeigt diese exemplarisch an 4 Stationen. Die Übungen beinhalten ein breites Spektrum an Bewegungen, die im Turnen auftreten. Ohne ein gewisses Maß an Körperspannung ist Turnen nicht möglich bzw. ist die Ausführung bestimmter Aufgaben und Bewegungen unmöglich. Dies wird besonders beim Handstand deutlich, der ohne eine ausreichende Körperspannung in Armen, Oberkörper und Beinen nicht möglich ist. Durch ein Training, das die Körperspannung verbessert, ist es relativ leicht schnelle Erfolge im Turnen zu erzielen. Mit dem Training soll das Anspannen aller großen Muskelgruppen und damit die Fixierung der großen Gelenke verbessert werden. Abb. 1: Bretttransport Körperspannungstraining als Lernvoraussetzung Auf der Basis einer breit angelegten allgemeinen körperlichen Grundausbildung und einer speziell turnspezifischen Vorbereitung lassen sich notwendige Voraussetzungen für eine erfolgreiche Aneignung von Turnelementen entwickeln. Diese Voraussetzungen können durch ein Körperspannungstraining, welches über drei Stufen erfolgt, erreicht werden. Das Schaffen von Voraussetzungen ist darauf ausgerichtet, alle für das Gerätturnen erforderlichen Muskelgruppen zu kräftigen die nötige Körperspannung/Körperhaltung herauszubilden eine angemessene Dehnbarkeit der Muskeln und Sehnen, sowie eine erforderliche Bewegungsweite der Gelenke zu erreichen die Ausprägung von Steuerungs- und Regelungsfähigkeiten der Muskulatur und des Zentralnervensystems durch gezielte Ausbildung der Analysatoren zu unterstützen Seite 3

4 Die Stufen sehen wie folgt aus: 1. Kennenlernen von Anspannung und Entspannung 2. Bewusstmachen der Körperspannung 3. Körperspannungsübungen mit Stützen Kennenlernen von Anspannung und Entspannung Schaufensterpuppe"/ Roboter" Durchführung Variationen Auf Zuruf des Lehrers müssen die frei im Raum laufenden Schüler/innen wie erstarrt stehen bleiben Lehrperson testet, (z.b. durch Anheben eines Armes) ob der/die Schüler/in wirklich Spannung in den Armen aufgebaut hat und diese auch halten kann Nach einigen Durchgängen wird das Absinken- als ob aus einem Luftballon die Luft herausgelassen wird zum Boden mit einbezogen Bei dem Ausruf Schaufensterpuppe bleiben alle Schüler wie erstarrt stehen. Um Mitternacht (Schlag auf Trommel) fallen die Puppen um. Bei dem Ausruf Roboter bewegen sich die Schüler wie Roboter durch den Raum Seite 4

5 Bewusstmachen der Körperspannung Langsitz" Die Beine werden im Wechsel bewusst bis zu den Füßen (mit visueller Kontrolle) angespannt und entspannt. Kerze Der Schüler befindet sich in Rückenlage, Arme sind neben dem Körper. Der Übende spannt alle Muskeln insbesondere die Gesäßmuskeln an. Um die Körperspannung zu testen hebt ein Partner die Beine an den Füßen hoch. Welches Kind erreicht die Position der Kerze? Frühstücksbrett aufstellen Der Übende liegt in der Rückenlage am Boden, Hände am Oberschenkel, und spannt alle Muskeln an. Ein Helfer hebt an der Kopfseite, zwei weitere stehen dicht am Oberarm, fassen mit einer Hand in die Achsel und heben mit der anderen unter der Schulter/dem Oberarm. Der Übende wird nun von allen Helfern gleichzeitig auf die Füße gestellt. Körperspannung des Liegenden erst abwarten! Wo es gut gelingt, wird der Stehende gleich wieder langsam hingelegt. Steifer Mann Für einige Übungsteile im Turnen Handstand, Wende am Barren, Springen am Mini-Trampolin ist eine ausgeprägte Körperspannung eine absolut notwendige Voraussetzung. Dazu einige Partnerübungen und Spiele. 1. Dreiergruppe Jede Dreiergruppe erhält eine Turnmatte. Ein Schüler hält sich bei allen Übungen gerade wie ein Brett, wobei die Hände an die Oberschenkel angelegt werden. Der Mittlere wird von den beiden Äußeren hin und her gekippt Die beiden Äußeren heben den Mittleren, der am Boden liegt, an den Waden oder Fußgelenken bis etwa Kopfhöhe hoch Der Mittlere legt sich auf die Seite und stützt sich mit dem Unterarm und dem Ellenbogen auf dem Boden ab. Einer der beiden Äußeren stabilisiert den Steifen Mann in der Seitenlage, während der Dritte den Mittleren an den Füßen hoch hebt Schubkarre fahren. Achtung, die beiden Äußeren heben den Mittleren nicht an den Fußgelenken, sondern an den Oberschenkeln 2. Spiel mit dem Steifen Mann Für dieses Spiel werden ein oder zwei Weichbodenmatten und Kinder benötigt. Bei ausreichender Zahl von Weichbodenmatten kann das Spiel auch von zwei Gruppen nebeneinander gespielt werden Seite 5

6 Dieses Spiel schult nicht nur die Körperspannung des gerade in der Mitte befindlichen Kindes, sondern die den Kreis bildenden Kinder erfahren, durch das Festhalten des Steifen Mannes, eine Kräftigung der vorderen Rumpfmuskulatur. Alle Kinder bis auf eins setzen sich auf die Weichbodenmatte im Kreis, sodass die Füße der Kinder sich beinahe in der Mitte treffen Ein Kind stellt sich in die Mitte des Kreises und nimmt größtmögliche Körperspannung ein Das Kind in der Mitte lässt sich langsam zur Seite hin fallen Die im Kreis sitzenden Kinder versuchen, mit ihren vorgestreckten Armen zu verhindern, dass der Steife Mann auf die Weichbodenmatte fällt Körperspannungsübungen mit Stützen Merkmale des Stützens Schulterbreites Aufsetzen der Hände Fingerspitzen zeigen nach vorne Hände werden ganzflächig aufgesetzt Arme sind gestreckt Schultergürtel ist nicht zusammengesackt, aktives Stützen bedeutet sich hochstützen Beine sind gestreckt Füße sind aufgestellt, sodass der Körper vom Boden abhebt Abb. 2: Übung zum Stützen Hockstütz Aus der Position des Stützens heraus werden die Knie an den Oberkörper herangezogen Vertiefung Hockstütz vorwärts über Linien bzw. ausgelegte Seile Hockwende über kleine Gräben (z.b. Linien oder Seile) Gruppenübung: Ein Schüler geht in den Hockstütz, zwei weitere stellen sich Schulter an Schulter hinter den Füßen auf. Der sich im Hockstütz befindliche Schüler reicht einem Helfer einen Fuß, der nimmt diesen mit der inneren Hand an, dann den zweiten Fuß zum zweiten Helfer. Hockposition beibehalten! Die Dreiergruppe bewegt sich so vorwärts. Die Kinder können Namen für diese Übungsform erfinden Seite 6

7 Liegestütz Körperspannung und Stützen werden kombiniert. Ein Partner steht seitlich und korrigiert die richtige Ausführung der Liegestütze (Hohlkreuz? Po zu hoch? Schulterblätter zusammengezogen? Stütz korrekt?). Der Partner kann im zweiten Durchgang den Stützenden an den Füßen anheben. Wird die Spannung gehalten? Spielform Schubkarre/ Raupe/ Doppelte Schubkarre Doppeldecker Hinweise zur Umsetzung der Körperspannungsübungen Die Raupe Ein Schüler ist in der Liegestütz-position und liegt mit seinen Beinen auf den Schulter eines Schülers auf, der sich im Vierfüßlerstand befindet. Die Schüler setzen die Hände schulterbreit auf. Die Fingerspitzen zeigen nach vorne. Die Hände Abb. 3: Die Raupe werden ganzflächig aufgesetzt, die Arme sind gestreckt. Der Schultergürtel ist nicht zusammen-gesackt, aktives Stützen bedeutet sich hochstützen. Mit den Füßen abheben und die Beine zum Hockstütz anhocken. Zuerst sollte zu zweit, dann mit mehreren geübt werden. Ein Startkommando sollte festgelegt werden. 1 Bretttransport I Mehrere Schüler liegen nebeneinander auf dem Bauch und halten Körperspannung. Ihre Arme, Beine und Füße sind dabei gestreckt. Ein Schüler legt sich auf die rollenden Baumstämme. Durch Haltung der Körperspannung wird der Schüler transportiert. 2 Abb. 4: Bretttransport Bretttransport II Es wird wieder auf die korrekte Körperspannung geachtet. Die Schüler liegen jetzt auf dem Rücken nebeneinander. Ihre Schultern berühren sich, die Arme zeigen nach oben. Ein Schüler lässt sich mit dem Rücken auf die Hände der Schüler fallen und wird als Brett transportiert. Dabei unterstützen Mitschüler/ oder der Lehrer das Brett. Es sollte nur neben die Wirbelsäule gefasst werden Seite 7

8 Sprung ins Ungewisse I Ein Schüler lässt sich mit angelegten Armen rückwärts von einem Kasten auf eine Weichbodenmatte fallen. Dabei ist zu beachten, dass die Körperspannung gehalten wird und die Arme immer am Körper bleiben. Achtung: Verletzungsgefahr! 4 Sprung ins Ungewisse II Ein Schüler lässt sich rückwärts mit angelegten Armen von einem Kasten in die ausgestreckten Arme der Fänger fallen (6-8 Fänger, bei größeren Schülern 5-6). Jeweils 3-4 Fänger stehen sich gegenüber und strecken sich die Arme zu. 5 Sprung ins Ungewisse III Ein Schüler lässt sich vorwärts mit angelegten Armen von einem Kasten in die ausgestreckten Arme der Fänger fallen (6-8 Fänger, bei größeren Schülern 5-6). Jeweils 3-4 Fänger stehen sich gegenüber und strecken sich die Arme zu. 6 Sprung ins Ungewisse IV Abb. 5: Sprung ins Ungewisse Zwei Schüler lassen sich rückwärts parallel mit angelegten Armen von zwei Kästen auf eine Weichbodenmatte fallen. Dabei ist zu beachten, dass die Körperspannung gehalten wird und dass keiner mit den Armen zuerst die Matte berührt. Auch der Kopf sollte am Kinn bleiben und nicht die Matte berühren. Verletzungsgefahr! Seite 8

9 Baumstammfangen 1 Aufgabe Eine Person lässt sich rückwärts mit geschlossenen Armen von einem Kasten in die ausgestreckten Arme der Fänger fallen. 6-8 Fänger Wichtig Spanne alle Muskeln in deinen Armen, Bauch und Po an. Sei steif wie ein Brett! Variationen 1. Falle vorwärts mit gestreckten/geschlossenen Armen in die Hände der Fänger. 2. Falle mit viel Körperspannung ohne Fänger vom Kasten auf eine Weichbodenmatte. Verändere dabei die Höhe wenn du möchtest! 3. Lasse dir selbst Varianten an dieser Station einfallen! Seite 9

10 Bretttransport 2 Aufgabe Vier Personen transportieren eine Person. Wichtig Spanne alle Muskeln deines Körpers an. Der Kopf ist in Verlängerung des Rumpfes. Die Arme sind seitlich am Körper. Variationen 1. Haltet mit sechs bis acht Personen das Brett in Hüfthöhe oder über den Kopf! 2. Erstellt einen Hindernissparcour bei dem ihr eine Person durch das Gelände tragen müsst. Stellt euch vor, es hätte einen Kletterunfall gegeben. 3. Lasse dir selbst weitere Varianten einfallen! Seite 10

11 Glasscheibe heben 3 Aufgabe Hebt zu zweit einen Schüler aus dem Liegestütz in den Handstand an und legt ihn vorsichtig auf den Rücken ab. Wichtig Spanne alle Muskeln deines Körpers an! Variationen 1. Übt den Partnerhandstand (Handstand auf den Füßen des Partners) und bewegt euch gemeinsam vorwärts. 2. Die Raupe : Begebe dich in die Liegestützposition, dein Partner legt seine Beine auf deine Schultern und deinem Rücken ab. Bewegt euch gemeinsam fort. Erweitert die Raupe zur dreier oder vierer Raupe. 3. Lasse dir selbst Varianten dieser Station einfallen! Seite 11

12 Übungen mit dem Pezziball 4 Aufgabe Nehmt euren Partner an die Hand und lasst euch von ihm zum Boden führen. Wichtig Spanne die Muskeln in deinen Armen und Bauch an. Achte auf einen geraden Rücken! Auch der Helfer muss während der Übun gen seinen Körper anspannen und auf einen geraden Rücken achten! Variationen 1. Liegestütze auf dem Pezziball. Lege dich mit den Beinen oder der Hüfte auf den Pezziball. Die Hände setzen auf den Boden auf. Spanne deine Muskulatur im Bauch an und führe Liegestütze aus. 2. Haltungsübungen auf dem Ball. Spanne dein Gesäß, Oberschenkel und Bauch an, sodass dein Körper eine Linie bildet. Setze dabei dein Gesäß während der Übung nicht auf den Boden ab. 3. Finde ähnliche Übungen, bei denen du deine Körperspannung trainierst! Seite 12

13 Quellenverzeichnis Literatur Autor Literaturname Erscheinungsort Erscheinungsjahr Verlag Fries, A. Kinderturnen im Grundschulalter Koblenz 1995 Axel Fries (4. Aufl.) Knirsch, K.; Gerätturnen mit Mädchen Kirchentellinsfurt 2005 Knirsch Minnich, M. und Frauen (3. Aufl.) Lippmann, R. Trainer-C-Ausbildung Judo Aachen 2009 Meyer & Meyer Abbildung / Foto Nummer Urheber 1-2, 5 Judo-Club Bad Ems 1971 e.v. 3-4 Stefan Ziegner, Christopher Schmitz, Dirk Perty, Carl Eschenauer Arbeitsmaterial 1-4 Carl Eschenauer mit Judo-Club Bad Ems 1971 e.v. Urheber des Beitrags Autor Berater Institution Ziegner, Stefan; Schmitz Christopher; Perty, Dirk; Eschenauer, Carl/ Lehramtsstudenten Minnich, Marlis Institut für Sportwissenschaft, Universität Koblenz-Landau, Campus Koblenz Seite 13