Personalbesetzung in der stationären und teilstationären psychiatrischen Krankenhausbehandlung zwischen gestern und morgen
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- Rosa Schubert
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1 Personalbesetzung in der stationären und teilstationären psychiatrischen Krankenhausbehandlung zwischen gestern und morgen Prof. Dr. rer. medic. Michael Löhr Lehrstuhl für Psychiatrische Pflege an der Fachhochschule der Diakonie in Bielefeld 41. BFLK Jahrestagung in Göttingen 12. April
2 Agenda - Stellenentwicklung im Überblick - Welche Aspekte sollten bei einer modernen Personalbemessung berücksichtigt werden? - PPR-PP (Basisbesetzung im Pflegedienst) - Fazit 2
3 Blick 3
4 Relative Belastungsveränderung (Fallzahl/VK) Löhr, Schulz & Kunze (2014) 4
5 Relative Belastungsveränderung (Berechnungstage/VK) Löhr, Schulz & Kunze (2014) 5
6 Weitere Ergebnisse: Qualifikation und Funktion Relative Veränd. der Oberärzte von 1998 zu % Relative Veränd. der leitenden Ärzte von 1998 zu % Relative Verän. der Assistenzärzte von 1998 zu % Relative Veränd. der Fachpflegepersonen Psych. +15% CAVE: Im Jahr 2011 arbeiteten nur noch 47% der Fachkrankenhäuser mit psychiatrisch Fachpflegenden Relative Veränd. Gesundheits- und Krankenpflege +20% Relative Veränd. Krankenpflegehilfe -37% Relative Veränd. sonstige Pflegepersonen (mit oder ohne staatl. Prüfung) +57% Relevante Veränderungen im Pflegedienst erst ab 2009 zu erkennen Statistisches Bundesamt (2014) 6
7 Auf welcher Kostenbasis wird kalkuliert? Wolff, Berger, Normann, Godemann, Hauth & Löhr,
8 Facebook Befragung (2015) Pflegende in der Psychiatrie wurden nach der Standardbesetzung an examinierten Pflegepersonal (Frühdienst, Spätdienst und Nachtdienst), ihr Stationssetting und Anzahl an zu versorgenden Patienten befragt. Bildquelle: 8
9 Ergebnisse Teilnehmer: 73 % Allgemeinpsychiatrie (n=39) 19 % Gerontopsychiatrie (n=10) 8 % Suchtkrankenbehandlung (n=4) Durchsch. MA Pflege im Frühdienst (Pflege:Pat.) Durchsch. MA Pflege im Spätdienst (Pflege:Pat.) Durchsch. MA Pflege im Nachtdienst (Pflege:Pat.) AP 2,6 (1:10) 2,2 (1:12) 1,8 (1:14) 25 GP 2,5 (1:10) 2,1 (1:11) 1,8 (1:13) 24 Durchsch. Anzahl an Patienten 9
10 Blick Nach vorn 10
11 Auszug aus dem Eckpunktepapier Als Instrument, um eine flächendeckend ausreichende Personalausstattung zu erreichen, wird der G-BA beauftragt, verbindliche Mindestvorgaben für die personelle Ausstattung der stationären Einrichtungen festzulegen. Der G-BA ist schon heute beauftragt Mindesanforderungen festzulegen, die Frage ist, ob sich der Auftrag ändern wird. Bei der Festlegung hat der G-BA die Anforderung der Psych- PV zur Orientierung heranzuziehen. Ist neu Soweit die Personalvorgaben nicht auf Basis hoher Evidenzgrade und Leitlinien abschließend abzuleiten sind, kann der G-BA bei der Erarbeitung der Mindestvorgaben auch externe Expertise einbeziehen. Hier gibt es die Beteiligung der Pflege Die verbindlichen Mindestvorgaben zur Personalausstattung sind bis zum 1. Januar 2020 vorzulegen. > Am Ende der budgetneutralen Phase 11
12 Nervenarztserie zur Personalbesetzung in der Psychiatrie 12
13 Ziel Ableitung von Personalbedarf anhand von Leitlinien. Wer hat diese weitgehend experimentelle Arbeiten erstellt: Alle Publikationen stammen aus Unikliniken Methodik: Aus den Leitlinien wurde versucht, normative Behandlungspläne abzuleiten. Der dafür notwenige Personalbedarf wurde mit den Personalvorgaben nach Psych-PV verglichen. 13
14 Ergebnisse Gesamtbetrachtung der Ergebnisse: Häufige Darstellungsform: Über alle Publikationen gibt es einen Mehrbedarf um 13% (SD= 6%; Range von 5% - 21%) an Personal zur heutigen Psych-PV 14
15 DIE ERGEBNISSE IM DETAIL 15
16 Pflege in der Publikationsserie Mittelwert 3,29 % (SD: 9,3%) Median -0,52 % Range 25% Minimum - 6% Maximum 19 % 16
17 Fachtherapeuten in der Artikelserie Mittelwert 4,5 % (SD: 14%) Median -1,7 % Bange 32 % Minimum -8 % Maximum 24 % 17
18 Ärzte und Psychologen in der Artikelserie Mittelwert 64,1 % (SD: 35,6%) Median 62,7 % Range 100 % Minimum 26 % Maximum 126 % 18
19 Übersicht Abweichungen zur Psych-PV 19
20 Diskussion Die moderate Steigerung um durchschnittlich 13% Psych-PV erklärt sich durch einen massiven Anstieg im ärztlichen und psychologischen Dienst. Im T-Test gibt es nur einen signifikanten Unterschied im ärztlichen und psychologischen Dienst zur Psych-PV. Ärzte und Psychologen werden nicht getrennt betrachtet. 20
21 PERSONALBEMESSUNG
22 Basisbesetzung Z Psychosom Med Psychother 62/2016 in press 22
23 THERAPIEBEZOGENE- UND BASISBESETZUNG Spezifische Bestzungen der Psychiatrischen Pflege, die Therapie oder Schweregrad bezogen inhaltlich beschrieben und minutenbezogen determiniert ist Therapiebezogene Besetzung Basisbesetzung meint, die Besetzung in der stationären/teilstationären psychiatrischen/psychosomatischen Behandlung im Pflegedienst über 7 Tage die Woche an 24 h, die nur im begründeten Ausnahmefall unterschritten werden darf. Die Basisbesetzung gewährleistet im Stationsalltag die Sicherheit für Patienten. Basisbesetzung 23
24 THERAPIEBEZOGENE- UND BASISBESETZUNG Therapiebezug (meist Minuten; Performance) Therapiebezogene Besetzung Sicherheitsbezug (Relationen; Safety) Basisbesetzung 24
25 THERAPIEBEZOGENE- UND BASISBESETZUNG Therapiebezogene Besetzung bei Menschen mit Schizophrenie (Mehl et al.2015 submitted) Therapiebezogene Besetzung bei Menschen mit XYZ Therapiebezogene Besetzung bei Menschen mit unipolarer Depression (Berger et al. 2015) Therapiebezogene Besetzung bei Menschen in psychischen Krisen in einer Intensivbehandlung (Hohl-Radtke et al. in process) Basisbesetzung (Löhr et al submitted) 25
26 Basisbesetzung Orientierung an der Psych-PV 1. Allgemeine Psych.-Pflege 2. Spezielle Pflege 2.1. Somatische Pflege [2.2. Spezielle Psychiatrische Pflege] 2.3. Visiten des Arztes: Vorbereitung, Teilnahme, Ausarbeitung 3. Mittelbar patientenbezogene Tätigkeiten Die Kategorie 2.2. Spezielle Psychiatrische Pflege wurde in eckige Klammern gesetzt, da diese Zeiten jenseits einer Basisbesetzung zu definieren sind. 26
27 Basisbesetzung in der Psych-PV 27
28 WAS IST AN WISSEN HINZUGEKOMMEN? 28
29 Aktuelle Evidence (I) Allgemeine Pflege Ausreichendes Personal bei Patienten mit Steuerungsproblemen sowie selbst- und/oder fremdgefährdeten Anteilen (Bowers et al. 2011; Gerolamo 2006) Anzahl an qualifizierten Pflegepersonen einen Einfluss auf die Vermeidung von Zwangsmaßnahmen (Gerolamo 2006; Bowers et al. 2014) Stagges et al. (2013) konnten zeigen, dass es nicht ausreicht, ausschließlich die Anzahl an Personen zu erhöhen, da dies mit einer Steigerung der gewalttätigen Situationen korreliert 29
30 Aktuelle Evidence Allgemeine Pflege (II) Allgemeine Pflege 2,9 fach höhere realer Pflegedokumentationsaufwand (Hoffmann & Rieger 2010) Der Aufwand für Dokumentation und Administration in der Gerontopsychiatrie um das 4 fache erhöht (Hodek et al. 2011) Noelle et al. (2014) beschrieben, dass die Pflegezeiten in der Psych-PV nicht mit denen der Minimumwerte der Pflegezeiten nach SGB XI übereinstimmen. Es bestünde hier - in defensiver Betrachtungsweise - ein Bedarf von 78 Minuten pro Tag. Im Bereich der Körper Pflege bedeutet dies eine Erhöhung um 111% gegenüber der Psych-PV- Vorgabe 30
31 Aktuelle Evidence (III) Allgemeine Pflege Noelle et al. (2014) beschrieben, dass die Pflegezeiten in der Psych-PV nicht mit denen der Minimumwerte der Pflegezeiten nach SGB XI übereinstimmen. Es bestünde hier - in defensiver Betrachtungsweise - ein Bedarf von 78 Minuten pro Tag. Im Bereich der Körper Pflege bedeutet dies eine Erhöhung um 111% gegenüber der Psych-PV- Vorgabe 31
32 Aktuelle Evidence (III) Somatische Pflege Richten und Ausgeben von Medikamenten stellte sich in der Ist-Situation als doppelt so umfangreich dar wie die Soll-Vorgabe. Das Richten der Medikamente macht 34% der Gesamtzeit aus (Hoffmann & Rieger 2010) 32
33 Aktuelle Evidence (IV) Mittelbare Patientenbezogene Tätigkeit internen Disposition im Rahmen der Stationsorganisation. Der gemessene Wert liegt 20-fach u ber der Vorgabe der Psych-PV (Hoffmann & Rieger 2010) Die Zeiten für interne Fort- und Weiterbildungen lagen unterhalb den Vorgaben der Psych-PV (Hoffmann & Rieger 2010; Hodek 2011) Bildung als wichtiger Qualitätsindikator Bei der Zunahme von gering qualifiziertem Personal steigt die Häufigkeit von freiheitseinschränkende Maßnahmen (Nienaber et al. 2013) Zusätzliche und wiederkehrende Schulungsaufwände durch normative Vorgaben. Diese Aufwände wurden in einer Untersuchung bei konservativer Betrachtungsweise auf 21 Minuten pro Fall berechnet (Löhr et al. 2015) 33
34 Level-Beschreibung zur Definition von Pflege/Patienten Relationen bei einer Stationsgröße von 18 Patienten (PPR-PP) Löhr et al., 2016 in press 34
35 Differenz zwischen der Basisbesetzung der Psych-PV und den PPR-PP 35
36 Grundlagen der Personalbemessung 2.0 Personalbemessung sollte sich an den aktuellen Behandlungs- und Pflegestandards (State of the Art) orientieren. Pflegeleistungen sind komplex und folgen nicht immer einer direkten Interventionslogik und sollten daher in der Basisbesetzung in Relationen ausgedrückt werden. Normative Entwicklungen der letzten 30 Jahre müssen berücksichtigt werden. 36
37 Weitere Bemühungen UKEmi Studie Besondere Vorkommnisse im Zusammenhang mit Quantität Qualität der Pflege 37
38 Fazit Psychiatrie ohne sachgerechte Personalvorgaben ist kaum vorstellbar. Personalbemessung sollte sich an der aktuellen Evidenz einer guten Patientenversorgung, den normativen Vorgaben und aktuellen Strukturen orientieren. Eine Personalbemessung 2.0 braucht definierte Kontroll- und Anpassungszeitpunkte. Die Kontrolle der Umsetzung darf nicht an der Kliniktür enden. Wir brauchen weitere Evidenz, die Wirkungszusammenhänge von Quantität und Qualität in der Pflege zeigen. 38
39 Herzlichen Dank für Ihre Aufmerksamkeit! 39
40 Bowers L, Dack C, Gul N et al. Learning from prevented suicide in psychiatric inpatient care: an analysis of data from the National Patient Safety Agency. Int J Nurs Stud 2011; 48: Gerolamo AM. The conceptualization of physical restraint as a nursing-sensitive adverse outcome in acute care psychiatric treatment settings. Archives of psychiatric nursing 2006; 20: Bowers L, Stewart D, Papadopoulos C et al. Correlation Between Levels of Conflict and Containment on Acute Psychiatric Wards: The City-128 Study. Psychiatric Services 2014, DOI: Staggs VS. Nurse staffing, RN mix, and assault rates on psychiatric units. Research in nursing & health 2013; 36: Hodek JM, Scholz S, Vieten B et al. Tatigkeitsanalyse im arztlichen und pflegerischen Dienst : Abgleich der PsychPV-Vorgaben mit dem Arbeitsalltag auf einer stationaren psychiatrischen Einrichtung. Nervenarzt 2011; 82: Hoffmann M, Rieger W. Vorgaben und Realitat der PsychPV : Ergebnisse einer Multimomentstudie auf einer allgemeinpsychiatrischen Aufnahmestation. Nervenarzt 2010; 81: 1354, , Löhr et al. (2016) Die pflegerische Basisbesetzung auf psychiatrischen Stationen in der Erwachsenepsychiatrie und Psychosomatik (PPR-PP) Pflege/Patienten Relationen in Psychiatrie und Psychosomatik. In press Wolff, J., Berger, M., Normann, C., Godemann, F., Hauth, I., Klimke, A., & Löhr, M. (2015). Wohin führt die Konvergenz der Psychiatriebudgets?. Der Nervenarzt,
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