Klimawandel, Biomasse, Ernährungssicherung Herausforderungen für das Innovationsfeld Pflanze
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- Heiko Krämer
- vor 6 Jahren
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1 Klimawandel, Biomasse, Ernährungssicherung Herausforderungen für das Innovationsfeld Pflanze Rede der Bundesministerin für Bildung und Forschung, Dr. Annette Schavan, MdB, anlässlich der Festveranstaltung zum 100-jährigen Bestehen der Gemeinschaft zur Förderung der privaten deutschen Pflanzenzüchter e.v. am 10. März 2008 in Berlin Es gilt das gesprochene Wort!
2 Anrede I. Vor wenigen Tagen wurde auf Spitzbergen die weltweit größte Saatgutbank tief in einem Berg ihrer Bestimmung übergeben. Ich finde, das ist ein schönes Geschenk zum hundertjährigen Jubiläum der Gemeinschaft zur Förderung der privaten deutschen Pflanzenzüchter (GFP). Im ewigen Eis entsteht in den nächsten Wochen und Monaten ein gleichsam gefrorener Garten Eden. Samen von mehr als vier Millionen Pflanzen werden in drei Berghöhlen eingefroren und für die Zukunft gesichert. Hier lagert eine eiserne Reserve von Saatgut aller existierenden Nutzpflanzen. Dieser ungewöhnlich wichtige Schatz der Menschheit wird die Vielfalt der Pflanzen für die Zukunft sichern. Wie in einem Tresor wird hier Saatgut vor Zerstörung oder Aussterben durch mögliche Katastrophen, Klimaänderungen, Kriege oder Epidemien bewahrt. Immer mehr Nutzpflanzen verschwinden. Teils aus Nachlässigkeit, teils weil den Bauern die Mittel zu ihrem Erhalt fehlen. Auf diese Weise sind in den vergangenen Jahren allein in Asien Reissorten für immer verschwunden. Dabei geht nicht nur ein Stück pflanzliche Vielfalt verloren. Wenn Pflanzen verschwinden, verschwinden auch Ressourcen mit besonderen Eigenschaften, die in der Pflanzenzucht wichtig sein können. Der Mensch hat früh gelernt, die positiven Merkmale und besonderen Eigenschaften von Pflanzen zu nutzen. Seit Beginn einer geregelten Ackerbau- und Siedlungskultur haben sich Menschen auf bestimmte Arten und Sorten konzentriert. Als einem begeisterten Gärtner, Lehrer und Naturwissenschaftler gelang es 1865 dem Augustinermönch Gregor Mendel als Erstem, Gesetzmäßigkeiten in der Vererbung von Eigenschaften aufzuzeigen. Werden zwei Pflanzen, welche in einem oder mehreren Merkmalen konstant verschieden sind durch Befruchtung verbunden, so gehen wie zahlreiche Versuche beweisen, die gemeinsamen Merkmale unverändert auf die Hybriden und ihre Nachkommen über. 1 Das war nicht nur ein entscheidender Hinweis auf die Pflanzenzüchtung, das war der erste Schritt auf dem Weg zur Gentechnik. Und hätten wir noch vor 50 Jahren gesagt, die Pflanze ist oder macht einmal ein Innovationsfeld einer Hightech-Strategie unter 17 aus, dann hätte man uns vermutlich nur schmunzelnd angeschaut. Allein das zeigt, was in diesen einhundert Jahren seit Bestehen der Gemeinschaft zur Förderung der privaten deutschen Pflanzenzüchtung möglich geworden ist. Ich sage herzlichen Glückwunsch zum hundertjährigen Bestehen. Ich sage herzlichen Glückwunsch zu dem, was sich in diesen einhundert Jahren entwickelt hat. 1 Versuche über Pflanzen-Hybriden (1865)
3 2 Seit ihrer Gründung vor einhundert Jahren hat sich die GFP dem Austausch von Ideen und ihrer praktischen Anwendung mit großem Erfolg gewidmet. Die GFP betreut zukunftsträchtige Forschungsvorhaben und trägt so wesentlich dazu bei, den technologischen Fortschritt in Deutschland voranbringen. Dafür danke ich herzlich und möchte auch noch anfügen: Es gab und gibt eine gute und vertrauensvolle Zusammenarbeit von GFP und Bundesforschungsministerium. Diese enge Kooperation wird ganz besonders in dem Pflanzengenomforschungsnetzwerk GABI deutlich. GABI bietet eine Forschung- und Serviceinfrastruktur, die die Genomforschung mit der züchterischen Praxis beispielhaft verknüpft. GABI ist ein Netzwerk, das in der Pflanzenforschung eine herausragende Stellung einnimmt und seinesgleichen sucht. Die gute und enge Kooperation hat noch mit etwas anderem zu tun: Mit dem Engagement Ihrer Gesellschaft und der beteiligten Unternehmen. Der Austausch von Wissen und Ideen und die Anwendung neuer Erkenntnisse in der Praxis sind die maßgeblichen Voraussetzungen für zukunftsweisende Innovationen. Das ist gleichsam der Grundgedanke und die Überzeugung, die hinter der Hightech-Strategie insgesamt stehen. Das ist Kern dessen, was moderne Forschungspolitik insgesamt ausmacht: Wissenschaft und Wirtschaft als natürliche Partner zu verstehen. Damit ist die Frage verknüpft: Wie sehen Wege aus? Wie sehen wirksame Strategien aus, um Ideen oder die Grundlagenforschung mit der Praxis und der Anwendung zu verbinden? Nur dort, wo die gesamte Wertschöpfungskette im Blick ist, kann Innovation entstehen. In anderen Bereichen ist über viele Jahre geklagt worden, dass zwar viele gute Ideen vorhanden sind, aber dass der Weg hin zur Anwendung und zum neuen Produkt nicht zügig genug vonstatten geht und damit wichtige Chancen ungenutzt bleiben, um sich im internationalen Wettbewerb hervorzutun. Die GFP hat eine wichtige Mittlerrolle zwischen Wissenschaft und Wirtschaft. Damit stellen Sie sicher, dass sich die wissenschaftlichen Arbeiten der anwendungsorientierten Forschungsvorhaben an den Bedürfnissen der Züchtungsunternehmen orientieren. Die GFP hat eine beispielhafte und erfolgreiche Brücke geschlagen zwischen Grundlagenforschung und züchterischer Praxis. Und genau diese Brücke soll auch in den kommenden Jahren weiter gestärkt werden. Das steckt unter anderem hinter der Strategie für das Innovationsfeld Pflanze. Wir wissen, dass die moderne Pflanzenzüchtung ein enormes Potenzial für den Klimaschutz, für die Industrie und die Energieversorgung und für die Ernährung einer wachsenden Bevölkerung hat. Dieses Potenzial muss genutzt werden. Damit gehen eine Reihe von Fragen einher. Wie setzen wir dieses Potenzial zum Nutzen von Mensch, Tier und Umwelt
4 3 ein? Wie erreichen wir, dass die Pflanze nicht nur Lebensgrundlage für Mensch und Tier, sondern immer stärker auch ein zentrales Innovationsfeld wird? II. Klimawandel, die Verlagerung von Anbauzonen, der Rückgang der ökologischen Vielfalt, der drohende Wassermangel, die Versorgung der wachsenden Weltbevölkerung mit ausreichend Nahrungsmitteln und nicht zuletzt die Produktion pflanzlicher Biomasse für die stoffliche und energetische Nutzung stellen uns vor große Aufgaben. Das müssen wir in den öffentlichen Debatten vermitteln. Die Bürgerinnen und Bürger müssen verstehen, welche Überzeugungen, Möglichkeiten und technologische Weiterentwicklungen uns in diesem Zusammenhang leiten. In Deutschland wird immer noch mehr über Risiken denn über die Chancen von Innovationen gesprochen. Jede Risikodebatte ist mit Ängsten verbunden. Das müssen wir ernst nehmen, und dem müssen wir begegnen. Gerade deshalb wird es in den nächsten Jahren wichtig sein, dass wir die Debatte über Chancen, über Möglichkeiten, über Weiterentwicklungen voranbringen. Der Energieverbrauch pro Kopf nimmt vor allem in stark wachsenden Schwellenländern wie China und Indien zu. Das war ein wichtiger Teil der europäischen und internationalen Debatte auf Ebene der G8. Klimaschutz sowie nachhaltige Rohstoff- und Energieversorgung sind global wichtige Zukunftsaufgaben. Mit einem Anteil von rund 70 Prozent unter den erneuerbaren Energien leistet die Biomasse in Deutschland bereits heute einen wesentlichen Anteil bei Strom, Wärme und Kraftstoff. Sie mindert die Abhängigkeit von fossilen Rohstoffen. Die Zukunftsinitiative für Bioenergie und gesunde Ernährung des Bundesministeriums für Bildung und Forschung bündelt Forschungsprogramme. Ich habe die Initiative im Rahmen der Grünen Woche vor wenigen Wochen öffentlich vorgestellt das war ein Novum. Denn eine Forschungsministerin macht in der Regel keinen Rundgang auf der Grünen Woche. Das macht gemeinhin der Landwirtschaftsminister. Mein Besuch zeigt, dass sich etwas verändert hat. Der Besuch belegt das große Interesse an der Agrarforschung, an Forschungsvorhaben in dem Bereich der Ernährungswissenschaften bis hin zur Bioenergieforschung. Wir bündeln Forschungsprogramme, in deren Zentrum das Innovationsfeld Pflanze steht, um konkrete Lösungen für die skizzierten Herausforderungen voranzubringen. Dazu werden in den kommenden fünf Jahren rund 200 Millionen Euro in die Zukunftsinitiative für Bioenergie und gesunde Ernährung investiert.
5 4 Die weltweit steigende Nachfrage nach Bioenergie wird zu einer verstärkten Nachfrage nach Technologien in diesem Bereich führen. Insofern reden wir nicht nur über ein interessantes Innovationsfeld in Deutschland, sondern als amtierende Exportweltmeister natürlich auch über potenzielle Exportschlager. Exportchancen verbinden sich hier mit den Möglichkeiten, den Klimaschutz in anderen Ländern zu unterstützen. Die Europäische Union hat sich große Ziele gesteckt. Das vorhandene Potenzial muss jetzt in allen Mitgliedsländern aber auch genutzt werden, um technologische Entwicklungen zu fördern und technologische Durchbrüche zu erreichen. Dabei gilt es auch immer zu bedenken, dass in der Bioenergie ein großes Potenzial für Arbeitsplätze steckt. Im Jahr 2006 gab es bereits mehr als Beschäftigte in diesem Bereich, das heißt, mehr als in jedem anderen Einsatzfeld von erneuerbaren Energien. Nur wenn wir die Effizienz bei der Erzeugung und Nutzung landwirtschaftlicher Rohstoffe steigern, werden wir den Anteil von Energie aus heimischer Biomasse substanziell erhöhen und international wettbewerbsfähig machen. Nur so können wir die Konkurrenz zwischen Energiegewinnung einerseits und Nahrungs- und Futtermittelproduktion andererseits abfedern. Und genau um diese Debatte wird es in den nächsten Jahren gehen: Biomasse neben allen anderen erneuerbaren Energiequellen zur Nr. 1 zu machen und gleichzeitig die Frage nicht aus dem Blick zu verlieren: Wie erreichen wir im Bereich der Nahrungs- und Futtermittelproduktion die Entwicklungen, die notwendig sind? Das bisher Erreichte ist nur ein erster Schritt, um die Agrar- und Ernährungsforschung in Deutschland noch wettbewerbsfähiger zu machen. Ich wünsche mir, dass sich die GFP und ihre Mitgliedsunternehmen an dem weiterführenden Strukturwandel tatkräftig beteiligen. Ein Strukturwandel der übrigens sowohl die Frage der Weiterentwicklung entsprechender Fakultäten in den Hochschulen betrifft als auch die Frage danach, wie wir insgesamt in Deutschland zu einem abgestimmten Konzept kommen. Wie kommen wir zur notwendigen Schwerpunktbildung? Und wie kommen wir dazu, dass nicht irgendwo Programme des Bundes laufen und etwas ganz Anderes an den Fakultäten in den Ländern passiert? Dazu gibt es bereits gute erste Gespräche Es muss künftig transparenter sein, was in diesem Bereich in unserem Land geschieht, welche Schwerpunkte gebildet werden und wer mit wem zusammenarbeitet. Denn nur so sind wirksame Entwicklungen möglich. Neue Forschungsvorhaben, neue Strategien, neue Konzepte setzen voraus, dass genügend investiert wird. Es ist eine wunderbare Vorstellung, dass in 25 Jahren fünf Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP) für Forschung und Entwicklung (FuE) ausgeben werden. Ich bin davon überzeugt, dass Europa solche Wege gehen und sich dieses Ziel setzen muss. Wir
6 5 sind auf dem richtigen Weg, die erste Etappe zu schaffen und das Lissabon-Ziel von drei Prozent anzupacken. Aber umso dynamischer die Wirtschaft wächst, und wir tun viel dafür, dass sie sich dynamisch entwickelt, umso größere Investitionen brauchen wir, um die drei Prozent FuE- Ausgaben am BIP auch zu verwirklichen. Wir haben in den vergangenen Jahren ebenso wie jetzt auch in den Haushaltsverhandlungen für 2008 große Schritte getan, aber wir sind längst nicht am Ziel. Vergessen wir nicht: Das 3-Prozent-Ziel in Deutschland und in der Europäischen Union ist kein Luxus, sondern das zwingend notwendige Fundament, um im internationalen Wettbewerb überhaupt eine starke Rolle zu spielen und um das in Europa vorhandene Potenzial zu nutzen und die hier lebenden Talente zur Entfaltung kommen zu lassen. Ich will die dynamische Situation des sich verschärfenden Wettbewerbs an einem Beispiel illustrieren. In Brasilien ist ein neues Ölfeld entdeckt worden. Es soll einen Wert von 500 Milliarden Dollar haben. Die brasilianische Regierung hat nun erklärt, diese 500 Milliarden Dollar werden in Bildung und Wissenschaft investiert. Auf solche Entscheidungen und solche Investitionen anderswo müssen wir uns einstellen. Das ist die Strategie in den Schwellenländern, die auch wissen, wie weitreichend und wichtig Investitionen in Bildung, Forschung und Entwicklung sind, um künftig international wettbewerbsfähig zu bleiben. Die GFP-Mitgliedsunternehmen investieren 17 Prozent des Umsatzes in Forschung und Entwicklung. Damit sind sie Vorbilder für viele andere Branchen. Denn die drei Prozent der Lissabon-Strategie der Europäischen Union bedeuten nach herkömmlicher Lesart für Deutschland: Ein Prozent kommt von der öffentlichen Hand, zwei Prozent aus der Wirtschaft. Und jetzt haben wir hier Unternehmen, die sogar 17 Prozent des Umsatzes in FuE reinvestieren. Das interessante an diesen Mitgliedsunternehmen der GFP ist, dass es größtenteils familiengeführte mittelständisch Unternehmen mit einer enormen Innovationskraft sind. Auch deshalb sollten wir bei der Weiterentwicklung gute Partner bleiben. III. Ein wichtiges Segment im Bereich der modernen Pflanzenzüchtung ist zweifelsohne die Grüne Gentechnik. Wir haben lange und intensive Debatten zur neuen Gentechniknovelle geführt. Wir haben einen Ausgleich zwischen den unterschiedlichen Erwartungen und Positionen versucht.
7 6 Das neue Gesetz wird zu Verfahrensvereinfachungen für Forschung und Wirtschaft führen. Die Koexistenzregelungen sind ein wichtiger Beitrag zur Sicherung der Wahlfreiheit der Verbraucher und Landwirte. Natürlich hätte sich das Forschungsministerium mehr gewünscht. Aber irgendwann muss man zu einer Entscheidung kommen und bereit sein, Kompromisse einzugehen. Mit Blick auf die Forschung sind wir in den vergangenen Jahren einen großen Schritt weiter gekommen. Aber in der Debatte müssen wir bei allem Verständnis für leidenschaftlich geführte Auseinandersetzungen zu einer an der Sache orientierten Diskussion zurückfinden. Hier stehen wir erst am Beginn einer breiten öffentlichen Debatte. Und es ist wichtig, dass sich alle betroffenen Akteure an diesem öffentlichen Dialog beteiligen. Diese Debatte darf nicht nur von der Politik geführt werden. Der Ausgang dieser Debatte ist keineswegs festgelegt. Denn der Einsatz von Gentechnik in der Landwirtschaft wird nicht pauschal abgelehnt. Laut einer Allensbach Umfrage halten 67 Prozent der Bevölkerung die Gentechnik für wünschenswert, wenn damit Biomasse und Energie gewonnen werden kann. Zustimmung einer Mehrheit der Bevölkerung zu gentechnisch veränderten Pflanzen und Getreidesorten finden sich am ehesten dann, wenn der Zusammenhang zur weltweiten Ernährungsproblematik hergestellt wird. Wir müssen davon ausgehen, dass es eine Menge Ängste und Befürchtungen gibt und dass in Deutschland mehr die Risiken als die Chancen wahrgenommen werden. Deshalb brauchen wir eine Versachlichung der Debatte, und wir brauchen ein Klima, in dem über Zukunft mit Begeisterung und Optimismus gesprochen wird. Um die Debatte sachlicher zu gestalten und für mehr Aufklärung zu sorgen, fördert das BMBF seit Ende der 80er die biologische Sicherheitsforschung. Das Ziel ist eine sachgerechte und vorurteilsfreie Bewertung von Chancen und Risiken der Grünen Gentechnik. Gleichzeitig sollen durch diese Anstrengungen auch Grundlagen für behördliche und politische Entscheidungen erarbeitet werden. Es laufen zurzeit 25 Forschungsvorhaben in diesem Bereich. Zu den Ergebnissen der laufenden Förderrunde ist heute Morgen hier in Berlin ein Kreis von Experten zu einem Statusseminar zusammengekommen. Neue Förderrunden sind in Vorbereitung. Wir leisten also unseren Beitrag. Die gesamte Diskussion muss aber in einer breiten Öffentlichkeit geführt werden. Politik, Wissenschaft und die Unternehmen selbst, die sich mit Pflanzenzüchtung beschäftigen, sind aufgefordert, sich zu engagieren und mehr Aufklärungsarbeit zu leisten, damit die Bürgerinnen und Bürger in unserem Land erkennen können, womit sie es zu tun haben und welche Möglichkeiten mit dieser Technologie
8 7 verbunden sind mit Züchtung generell, aber in besonderer Weise auch mit der Grünen Gentechnik. IV. Als Gregor Mendel 1865 seine bahnbrechenden Ergebnisse präsentierte, ging es ihm nicht anders als vielen heute. Er stieß auf Ablehnung und Skepsis. Würde man die Geschichte einmal daraufhin analysieren, wie viele große Köpfe sein Schicksal teilten, würde man auf viele Pioniere stoßen, die sich in ihrer Zeit nur Fragen, Ablehnung und Skepsis gegenüber sahen. Niemand wollte den Wahrheitsgehalt der Vererbungslehre erkennen. Skepsis gegenüber Neuem ist nicht bloße Zeitströmung, sondern scheint ein Kontinuum in der Geschichte. Es gab nur wenige Generationen, die sich mit größerer Leidenschaft auf Neues denn auf das Bisherige gestürzt haben. So ist es heute auch. Und deshalb ist es wichtig, dass wir deutlich machen und zwar alle Akteure, wie groß die Bedeutung der modernen Pflanzenzüchtung für die Lösung globaler Herausforderungen ist und wie sehr das Innovationsfeld Pflanze in die internationale Forschungsagenda gehört. Wir haben heute von den Vereinbarungen mit Indien gehört. Immer mehr der großen Forschungsthemen werden längst nicht mehr nebeneinander in den nationalen Forschungszentren und Forschungskontexten behandelt, sondern sie kommen auf die internationale Forschungsagenda. Dies genau entspricht der Zielsetzung der Gregor-Mendel-Stiftung, mit deren Innovationspreis Persönlichkeiten ausgezeichnet werden, die sich im besonderen Maße für dieses Ziel verdient gemacht haben. Der Preisträger des Innovationspreises 2008, Sie, lieber verehrter Herr Professor Röbbelen, haben sich um die enge Zusammenarbeit von Wissenschaft und Wirtschaft verdient gemacht. Ihre Forschungsprojekte mit einer Vielzahl deutscher Pflanzenzüchter gelten aufgrund der Anwendung modernster Forschungsmethoden und des zeitnahen Ergebnistransfers in die Praxis als wegweisend. Das Kuratorium hat sich deshalb einstimmig für die Verleihung des Georg-Mendel-Innovationspreises 2008 an Sie ausgesprochen. Dazu gratuliere ich Ihnen herzlich. Auch Ihnen, meine sehr verehrten Damen und Herren der GFP, gilt mein Dank für die gute Zusammenarbeit, Dank für kraftvolle, innovative Leistungen in den Unternehmen, Dank für die Kooperation mit der Forschung. Ich freue mich auf eine weiterhin gute Zusammenarbeit!
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