Mehr Lachs. Immer besser. Guter Grund. Umdenken. how to earn it how to invest it how to live it. Heft 04 Dezember 2013 Euro 15,00

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1 Heft 04 Dezember 2013 Euro 15,00 how to earn it how to invest it how to live it Werner Eckart, fünfte Generation der Pfanni-Dynastie, investiert 500 Millionen Euro und erfüllt sich einen Traum: Das ist meine absolute Lieblingsrolle. Eine kleine Stadt zu bauen und zu verwalten. Guter Grund. Umdenken. Mehr Lachs. Immer besser. Bis 2020 fehlen in München 8500 Wohnungen. Werner Eckart baut auf Pfanni-Gelände 600 und hält so das Erbe der Familie am Leben. Im Jahr 2013 haben Aktionäre viel verdient geht es darum, das Erreichte zu verteidigen. Sushil Wadhwani weiß, wie das geht. Lachsfischen in Island ist ein toller Sport. Lachsflüsse zu pachten ein gutes Geschäft. Lachsflüsse zu kaufen eine lukrative Anlage. Der Markt für Konzertflügel war unter den Platzhirschen verteilt. Dann kam Paolo Fazioli. Sah Innovationspotenzial. Und siegte.

2 Die Kunst, voraus zu sein. Der neue Audi A8. *Optional erhältlich. Kraftstoffverbrauch in l/100 km: kombiniert 11,7 5,9; CO 2 -Emissionen in g/km: kombiniert

3 Die Kunst, mit intelligenten Frontscheinwerfern den Fahrer zu entlasten und das Fahren sicherer zu machen. Erleben Sie die Technik, die intelligent ausleuchtet, was Sie sehen müssen. Und gleichzeitig das Blenden des Gegenverkehrs und vorausfahrender Fahrzeuge vermeidet. Der Audi Matrix LED-Scheinwerfer* jetzt im neuen Audi A8. Mehr Informationen unter

4 Erste Klasse. Fünf Sterne. Siebter Himmel. Was Sie wünschen, steht an erster Stelle: die Lufthansa First Class lufthansa.com

5 Erleben Sie die First Class unter den ersten Klassen: Entspannen Sie im exklusiven Ambiente unserer Lounge, lassen Sie sich in der Limousine zum Flieger bringen, genießen Sie Sterneküche über den Wolken und Sie werden verstehen, warum die Lufthansa First Class im Passagier- Rating von Skytrax die Bestnote von Fünf Sternen erhalten hat.

6 e k EDITORIAL private wealth d mu n ne. Liebe Leserinnen und Leser, das erste große Interview für private wealth führten wir im Herbst 2004 mit dem Schweizer Privatbankier Eric Syz. Als wir ihn fragten, was denn so besonders an der Anlagestrategie seiner Familie sei, sagte er: Wissen Sie, wir sind schon wohlhabend. Wir müssen es nicht werden. Wir wollen es nur bleiben. Genau darum geht es bei der Kapitalanlage. Die großen Rückschläge zu vermeiden. Zu erkennen, wann es besser ist, von Angriff auf Verteidigung umzuschalten. Einen derartigen Strategiewechsel legten wir Ihnen zuletzt im Sommer 2007 ans Herz. Es ist Zeit, dem Kapitalerhalt höhere Priorität einzuräumen, schrieben wir damals an dieser Stelle. Irgendwann im Jahr 2014 könnte es wieder so weit sein. Erstmals seit Ende 2007 sind die Aktienmärkte in Deutschland heute wieder klar überbewertet. Das bedeutet nicht, dass der Markt sofort einbrechen muss. Tatsächlich ist die aktuelle Mischung aus mehr Wachstum und anhaltendem Nullzins sogar das perfekte Rezept für eine Aktienblase. Wird sie künftig immer größer, sollten sich vorsichtige Anleger jedoch sukzessive verabschieden. Auch wenn dies angesichts der dann wohl herrschenden Euphorie schwer wird. Denn eine der schmerzhaftes ten Lehren der Vergangenheit ist es nun einmal, dass besonnene Investoren einen Teil des großen Spaßes am Ende einer Hausse verpassen. Wir hoffen natürlich, dass unsere Indikatoren (Seite 60) Hinweise geben werden, bevor es richtig gefährlich wird. Wir kommentieren diese regelmäßig am Monatsende auf (Benutzerkennung: privatewealth, Kennwort: Vorsicht). Aber wir wissen auch, wie schwierig Timing ist. Im nächsten Jahr werden wir darum den Schwerpunkt unserer Bericht erstattung ändern in Richtung von Strategien, die Kapital sichern und selbst dann Rendite bringen, wenn es an den Märkten turbulenter wird. Damit Sie vorbereitet sind. Den Anfang macht das Interview mit dem Hedgefonds-Manager Sushil Wadhwani auf Seite 50. Der Schlüssel zum Anlageerfolg 2014 wird in der Fähigkeit liegen, zum richtigen Zeitpunkt umdenken zu können. Wir sind zuversichtlich, dass dies gelingt. Gleichzeitig ist es allerdings frustrierend, ohnmächtig ansehen zu müssen, dass die politischen Entscheidungsträger bei derselben Herausforderung versagen. Das Umsteuern in Sachen Klimaschutz ist wahrscheinlich der wichtigste Faktor, wenn es um unseren langfristigen Wohlstand geht. Der aktuelle Fehlschlag dort ist eine Bankrotterklärung. Die Industrieländer sind so wohlhabend wie nie. Sie müssen Wege finden, es in der nächsten Generation zu bleiben. Bald. Herzlichst, Klaus Meitinger Chefredakteur Moritz Eckes Herausgeber Foto: Stefan Nimmesgern 06 pw 04.13

7 DIE GESCHICHTE SCHEINT SICH OFTMALS ZU WIEDERHOLEN. UNSERE GEWISS NICHT eigens erschaffene Kaliber in 180 Jahren bedeuten eines: Weltrekord. Seit 1833 hat die Grande Maison 1242 der kleinsten und kompliziertesten mechanischen Uhrwerke der Welt hervorgebracht. Jedes dieser Kaliber ist dem jeweiligen Gehäuse genau angepasst, um höchste Eleganz und eine einwandfreie Leistung zu gewährleisten. Von der legendären Reverso bis zur faszinierenden Sphérotourbillon: Als die Erfinder aus dem Vallée de Joux sind wir weithin als wahre Meister im Bereich der großen Komplikationen geschätzt und schlagen immer wieder neue Kapitel in der Geschichte der Haute Horlogerie auf. S IE VERDIENEN EINE RICHTIGE U HR. Jaeger-LeCoultre Boutique - Goethestraße Frankfurt - Telefon +49 (0) 69 /

8 INHALT private wealth Titelgeschichte Die einen bauen sich Denkmäler, andere ein ganzes Stadtviertel. Drei Generationen lang produzierte die Eckart-Familie auf Quadratmetern in München alles, was die Kartoffel hergibt. Dann verkauften sie das operative Geschäft ihrer Firma Pfanni. Jetzt errichtet Werner Eckart auf dem ehemaligen Betriebsgrund ein ungewöhnliches Stadtviertel für 2500 Menschen how to earn it Savoir-faire. Frankreich entdeckt sein Herz für den Mittelstand. Wie unsere Nachbarn ihre Traditionsfirmen massiv unterstützen. Familien-Angelegenheiten. Durch die Kooperation von PwC und INTES soll das führende Beratungsunternehmen für Familienunternehmen entstehen It s shoe time. Können zwei Berliner Jungs eine Marke für hochwertige italienische Schuhe im Internet etablieren? Auf scarosso.de steht die Antwort. 32 Unser Mann in Brüssel. Fördergelder, Unterstützung, Einfluss auf Gesetze der Berufslobbyist Ludger Fischer (rechts) erklärt, wie sich Unternehmer die komplizierten Regeln der Europäischen Union zunutze machen können. Ein ganz neuer Blick auf Daten. Sammeln Sie noch oder nutzen Sie schon? Intelligente Formen der Visualisierung von Information heben Produktivitätsreserven how to invest it Halb voll: Die Chancen bei Internet-Firmen sind gigantisch. Kaufen. Halb leer: Die Internet-Blase wird platzen. Meiden wird ein ziemlich turbulentes Jahr werden. Sushil Wadhwani arbeitete bei Goldman Sachs, bei der Hedgefonds-Legende Paul Tudor Jones. Und bei der Bank von England. Seit 2002 versucht der Wissenschaftler, mit Managed Futures Erträge zu erzielen, wenn das Klima an den Aktien- und Anleihemärkten rauer wird. Gut möglich, dass wir im nächsten Jahr seine Dienste brauchen werden. Reise in die Zukunft. Fünf Megatrends werden die Welt in den kommenden 20 Jahren verändern. Genau dort sollten Investoren positioniert sein Showdown. Rekordkurse am deutschen Aktienmarkt schüren die Angst vor dem nächsten Absturz. Ist dies gerechtfertigt? 60 Erfolg ist entschlüsselbar. Wie Profis werthaltige Aktien identifizieren pw 04.13

9 private wealth INHALT Wie aus Silberbarren Gold wird. Arni Baldursson pachtet nicht nur Abschnitte von Lachsflüssen. Er kauft sie auch als ganz besondere Altersvorsorge. 66 Von A nach B. Der Preisanstieg im Top-Segment drückt die Rendite von Immo bilienkäufern dort gegen null. Jetzt rücken B-Lagen in den Fokus. 74 Besser als Dividenden. Wann es sich lohnt, auf Firmen zu setzen, die ihre eigenen Aktien zurückkaufen. Und wann nicht. Wertvolle Tropfen. Ein Investment in Wasser vereint Wachstum, Renditechance, Ethik und Ökologie perfekt. Nachhaltiger kann eine Anlage kaum sein Ich schnapp dich wird das Jahr der Übernahmen. So profitieren Anleger. 82 Spenden statt wegwerfen. Juliane Kronen sagt der Wegwerfgesellschaft den Kampf an. Investoren und Stiftungen können sie dabei unterstützen how to live it Auf Tour. Mit Hans Kammerlander im Pulverschnee. 90 Beflügelt. Ein Steinway-Flügel schien ziemlich perfekt zu sein. Das ist ein guter 92 Startpunkt, dachte Paolo Fazioli. Und erfand das Instrument neu. So will ich wohnen. Glas, klare Linien, weiß die Trends im Luxus immobilienbau. 98 Mich fasziniert die Perfektion im Detail. Wie Uhrensammler ticken Leben aus dem Koffer. Der Schrankkoffer ist zurück. Aus dem Prestigeobjekt der guten alten Zeit ist heute ein luxuriöses Multifunktionsmöbel geworden. 106 Familienforschung. So überstehen Sie die postpatriarchale Phase. 112 Jagd nach dem violetten Schatz. Ein Biologe bringt das teuerste Gewürz der Welt zurück nach Österreich. Warum Safran und die Wachau zusammengehören. 114 Es ist viel passiert Der Rückblick auf frühere private-wealth-ausgaben. 120 Rubriken Editorial Inhalt Legenden. Wie Ole Kirk Christiansen einen Bauboom auslöste mit Legosteinen. Opinionleader. Warum 2014 die Risiken für Vermögen wachsen. Contributors & Impressum A letter from... Norbert Wieselhuber: Wachstumsschranken knacken pw 09

10 Ole Kirk Christiansen in seiner Werkstatt und mit seinen ersten Mitarbeitern (unten).

11 private wealth LEGENDEN Stein auf Stein. Ole Kirk Christiansen hat mit Lego-Steinen einen Bauboom auf Teppichböden ausgelöst. Aus seiner kleinen Firma ist so in über 80 Jahren ein international erfolgreiches Spielzeugunternehmen mit über 9000 Mitarbeitern geworden. Fotos: The LEGO Group, 2013 Das bettelarme Örtchen, in dem der Däne Ole Kirk Christiansen am 7. April 1891 geboren wird, liegt im jütländischen Nirgendwo. Dort, wo Pragmatismus, Fleiß und der Glaube an Gott unerschütterlich sind. Und ein bisschen Starrsinn zum Leben gehört. Ole jedenfalls fügt sich schon als zwölfjähriger Schreinerlehrling nicht gern. Er soll eigentlich Zäune, Leitern und Bügelbretter fertigen. Lieber tischlert er aber Spielsachen. Unnützes Zeug, findet Bruder Kristian. Nach dem Ersten Weltkrieg und einigen Monaten Lehrzeit in Norwegen beschließt Ole, dass ihm künftig niemand mehr sein unnützes Zeug verbieten solle. Sein Erspartes wird von der Familie aufgestockt das reicht, um die kleine Tischlerei Billund Maskinsnedkeri zu kaufen. Im gleichen Jahr heiratet er Kristine Sørensen. Der dritte Sohn Godtfred kann es kaum erwarten, bis er selbst an die Werkbank darf. An einem langweiligen Sonntag im Jahr 1924 erhitzt der Fünfjährige zusammen mit seinem Bruder Karl Georg einen Topf mit Holzspänen. Mein erster Firmenerfolg war, die Werkstatt und die Wohnung bis auf die Grundmauern abzubrennen, gesteht Godtfred. Unser Leben ist ein Geschenk und gleichzeitig eine Herausforderung, ist Oles Leitspruch. Er baut eine neue Werkstatt. Wieder geht es bergauf. Diesmal bis Die Weltwirtschaftskrise beutelt Dänemark, Ole muss Angestellte entlassen. Dann stirbt Kristine. Auf einmal steht er allein mit vier Söhnen in der Werkstatt. Kein Geschenk. Nur eine Herausforderung. Ich muss mir einen neuen Beruf suchen. Oder richtig gutes Kinderspielzeug erfinden, überlegt Ole. Er entscheidet sich für Spielzeug. Und für eine neue Frau seine Haushälterin Kirsten Sofie Jørgensen. Zwei Jahre später stellt Ole mit seinen sechs Mitarbeitern Zieh-Enten, simple Bauklötze und Mädchenspielzeug her. Im Zweiten Weltkrieg verdoppelt sich der Umsatz. Es sieht gut aus. Bis ein Feuer am 20. März 1942 erneut alles auf die Grundmauern abbrennt. Ole kniet auf dem verkohlten Boden und betet. Dann beginnt er wieder von vorn produzieren über 40 Mitarbeiter Holzspielzeug für die Spielzeugfabrik LEGO Billund A/S. Lego ergibt sich aus leg und godt und bedeutet spiel gut. Als Ole 1947 Plastikbausteine sieht, die vom britischen Kinderpsychologen Hilary Harry Fisher Page patentiert sind, wittert er die Chance seines Lebens. Lässt sich mit diesen Bauklötzen nicht so richtig klotzen? Er kauft für die Unsumme von Dänischen Kronen die erste Plastik-Spritzgussmaschine in Dänemark, eine Windsor SH. Die Söhne sind dagegen. Ein Schreinerbetrieb, der Plastiksachen produziert? 1949 bringt Lego die ersten Bauklötze auf den Markt. Die bunten Steine aus Billund lösen einen Bauboom in den Kinderzimmern aus. Sohn Godtfred ist beeindruckt. Er lässt das Prinzip der nach unten gerichteten Röhren im Hohlraum der Bauklötze am 28. Januar 1958 patentieren. Als Ole 1958 stirbt, macht Lego mit Plastik mehr Umsatz als mit Holz. Ein paar Jahre später produzieren die rund 450 Mitarbeiter unter der Leitung von Godtfred Plastik aus dem beiß- und kratzfesten Wundermaterial AcrylonitrileButadieneStyrene. Lego wird zum Plastik-Baukönig. Nur sechs Jahre später verkauft Lego über 700 Millionen Teile für 57 Spielesets in 42 Ländern Mitarbeiter arbeiten für den reichsten Familienbetrieb Dänemarks übernimmt Godtfreds Sohn, der Akademiker Kjeld Kirk Christiansen. Seine Idee, Erweiterungssets für bestehende Serien anzubieten, wird zum Verkaufshit. Räder, Menschen, ganze Städte Lego steigert den Umsatz jedes Jahr zweistellig. Bis Lego möchte nun mit der Zeit gehen. Lehnt neue Serien an bekannte Filme wie Star Wars und Harry Potter an. Und scheitert grandios. Der Umsatz fällt von 2002 bis 2004 um 500 Millionen Euro auf 850 Millionen Euro. Lego macht über 200 Millionen Euro Verlust. Am Rand der Insolvenz holt Kjeld Kirk Kristiansen mit Jørgen Vig Knudstorp einen externen CEO ins Haus. Der verlagert die Produktion ins Ausland und leitet eine Rückbesinnung auf das traditionelle Geschäft ein schreibt Lego wieder schwarze Zahlen liegt der Umsatz bei 2,5 Milliarden, der Profit bei 550 Millionen Euro. Es geht steil aufwärts. Das Leben ist ein Geschenk. Text: Jennifer Bligh pw 11

12 OPINIONLEADER private wealth Gefährliche Zeiten für Vermögen. Ein Glas Champagner auf Aktienrekorde, steigende Immobilienpreise, Ruhe an der Krisenfront. Liegt das Schlimmste hinter uns? Daniel Stelter, Gründer des Think Tanks Beyond the Obvious, ist skeptisch. Ich möchte Ihnen allen ja nicht die gute Laune verderben. Aber ein Blick auf die Fakten mahnt zur Vorsicht. Keines der fundamentalen Probleme, die zur Finanz- und Eurokrise geführt haben, wurde gelöst. Im Gegenteil. Pro Stunde wachsen die Schulden in der Eurozone um rund 100 Millionen Euro weiter, während die Wirtschaft stagniert. Das kann auf Dauer nicht gutgehen. Zu verdanken haben wir die traumhafte Performance an den Finanzmärkten einzig dem beherzten Eingreifen der Notenbanken. Im verzweifelten Versuch, die Realwirtschaft zu stimulieren, haben diese in früher undenkbaren Dimensionen billiges Geld in die Märkte gepumpt. Dies war zum Höhepunkt der Krise zur Vermeidung eines Totalzusammenbruchs des Finanzsystems ohne Zweifel angebracht. Nun stellt sich aber zunehmend die Frage nach der Wirksamkeit dieser Maßnahme. Die Finanzmärkte profitieren zwar, die Realwirtschaft aber nicht. Und damit wachsen die Risiken für Vermögen. Erstens könnte die Wirkung weiterer monetärer Stimulierung auf die Finanzmärkte künftig abnehmen. Je höher die Notierungen klettern, desto unwahrscheinlicher sind weitere Kurssteigerungen. Bekommen die Investoren den Eindruck, dass sie für das Eingehen von Risiken nicht mehr adäquat kompensiert werden, wird sich der eine oder andere die Frage stellen, ob Cash nicht eine attraktivere Anlageform darstellt. Sollte sich diese Erkenntnis durchsetzen, besteht durchaus die Gefahr eines heftigen Einbruchs an den Märkten. Außerdem ist ein Gutteil der Nachfrage nach Finanzanlagen kreditfinanziert (an der Wall Street haben die Wertpapierkredite ein Allzeithoch erreicht). Diese Spekulation funktioniert, solange die Wertsteigerung die Zinszahlungen überkompensiert. Sobald dies nicht mehr gilt, wächst der Verkaufsdruck. Ein zweites Problem ist, dass den Staaten angesichts der schon hohen Verschuldung wenig Spielraum für Konjunkturprogramme bleibt. Deren Druck auf die Notenbanken, ungewöhnliche Maßnahmen zu ergreifen, wird deshalb zunehmen. So wird mittlerweile ernsthaft diskutiert, dass die Notenbanken die aufgekauften Staatsschulden einfach annullieren und mit einem Federstrich die Schulden verschwinden lassen. Oder die Notenbanken sollen direkt Geld an private Haushalte und Firmen überweisen, um die Nachfrage anzukurbeln. Die Wirkungen solcher Maßnahmen vermag niemand abzuschätzen. Befürworter erwarten eine positive Reaktion von Märkten und Wirtschaft, weil dann das Schuldenproblem gelöst ist. Inflationsgefahren sehen sie nicht, da das Geld ja bereits geschaffen wurde und bisher keine Inflation verursacht hat. Skeptiker befürchten allerdings einen völligen Vertrauensverlust und sehen derartige Schritte als Auslöser für eine Hyperinflation. Das bringt mich zum dritten Punkt. Gelingt es nicht, höhere Inflationsraten zu erzielen, um auf diese Weise Schulden (und Forderungen!) zu entwerten, wird die Politik dras tischere Maßnahmen ergreifen. Das Vorgehen in Zypern gibt einen Vorgeschmack. Zur Sanierung der Banken wurden Guthaben oberhalb von Euro herangezogen. Trotz gegenteiliger Beteuerungen der Politik ist es naiv davon auszugehen, dass es sich hierbei um eine einmalige Aktion handelt. Die Geschichte zeigt, dass es eine gewisse Tradition gibt, Überschuldungssituationen wie die heutige durch Vermögensabgaben zu lösen. Dazu passt, dass der Internationale Währungsfonds in diesem Sommer eine einmalige Abgabe von zehn Prozent auf alle Vermögen zur Lösung der Staatsschuldenproblematik in Europa diskutierte natürlich nur als rein theoretisches Modell. Die Tatsache, dass von den Einkommenszuwächsen der letzten fünf Jahre fast ausschließlich das wohlhabendste Prozent der Bevölkerung profitiert hat nicht zuletzt dank der Gewinne an den Finanzmärkten, könnte sich da als Argumentationshilfe erweisen. Grund genug, nach der Feier 2013 einen klaren Kopf zu behalten und Vermögen für stürmische Zeiten aufzustellen. Das ohnehin schwere Geschäft der Geldanlage wird noch schwerer. Vielleicht sollten Sie die Empfehlung von Nobelpreisträger Milton Friedman beherzigen: Ein schönes Leben zu führen, ist der beste Weg, Steuern zu sparen. 12 pw 04.13

13 01 how to earn it Familienunternehmer // Start-ups // Lobbyarbeit // Innovation 14 Als Bauherr Verkaufen wäre ja einfach Quadratmeter Grund in München kein Problem. Werner Eckart will etwas machen, gestalten. Eben unternehmen. Wie alle seine Vorfahren in der Pfanni-Dynastie. 32 Als Schuhverkäufer Wenn wir einen italienischen Mokassin für 138 Euro kaufen können, der im Laden 380 Euro kosten würde, dann ist das: A: Deflation B: Dumping C: Scarosso 37 Mit der Europäischen Union Dass in Brüssel alles bestimmt wird, sorgt für Kritik: Die machen doch ohnehin, was sie wollen. Höchste Zeit, dass wir mittelständischen Unternehmer dafür sorgen, dass die machen, was wir wollen. 40 Mit Daten Jetzt geht s los. In Computern sind Fantastilliarden an Informationen gespeichert. Nun können wir sie nutzen, um mehr Gewinn zu machen. Als Un terneh - mer finden wir das toll. Als Konsumenten hm. Phantasie ist wichtiger als Wissen, denn Wissen ist begrenzt. Albert Einstein ( ), Physiker.

14 Die einen bauen sich Denkmäler, andere ein ganzes Stadtviertel. Drei Generationen lang produziert die Eckart-Familie auf Quadratmetern in Münchner Innenstadtlage alles, was die Kartoffel hergibt. Dann verkaufen sie ihre Firma Pfanni. Nur der Grund bleibt noch im Besitz der Familie. Jetzt setzt Werner Eckart dort seinen lange gehegten, unternehmerischen Traum um. Und errichtet ein ungewöhnliches Stadtviertel für 2500 Menschen.

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16 PFANNI how to earn it S ie wollen zum Werner? Der Pförtner im Turm der Otto Eckart GmbH & Co. OTEC KG deutet nach oben. Sechster Stock. Chefetage. Von dort ist der Überblick perfekt. Die Gleise des Münchner Ostbahnhofs sind zu sehen, weiter rechts ein buntes, marodes Gebäudedurcheinander mit farbigen Fassaden, schrillen Leuchtreklamen sowie Plakaten und Graffitis. Die Kultfabrik, Europas größte Partymeile, feiert gerade ihr zehnjähriges Bestehen. Es ist das Reich des Werner Eckart, geschäftsführender Gesellschafter der Otto Eckart GmbH & Co. OTEC KG, amtierendes Oberhaupt der Pfanni-Dynastie. Ein stattlicher Mittvierziger mit mitreißendem, strahlendem Wesen, raspelkurzem, angegrautem breitem Haarkranz und lachenden, wachen Augen. Gestern wurden hier Knödel in drei Schichten produziert. Heute ist überwiegend nachts Betrieb. Morgen soll wieder rund um die Uhr etwas los sein, erklärt Eckart. Mit ausladender Geste präsentiert er ein Architekturmodell, so groß wie eine Dialeinwand. 38 Hektar umfasst das Areal, ein Industrieviertel, in dem neben der Pfanni-Fabrik einst Zündapp Motorräder montierte, Konen Kleider nähte und Optimol Schmieröle produzierte. Nun lassen Werner Eckarts detaillierte Schilderungen ein lebendiges Viertel entstehen. Da, da, da werden die drei Bürohochhäuser über das Gelände verteilt sein. Dort ein Wohnturm, ein Vier-, ein Zwei-Sterne-Hotel und ein Youth Hostel. Geschäfte zur Nahversorgung, Sport-, Fitnessangebote überall integriert. Hier drei Kindertagesstätten. Die Grundschule, höchstwahrscheinlich dort. Das Kindermuseum möchte vom Hauptbahnhof hierher umziehen. Dort kommen Künstlerbedarf, Ateliers und Kinderangebote hin. Für das Spielparadies Kulti-Kids ist der neue Ort noch nicht klar. Im Zentrum des Ganzen ein großer Stadtplatz für Events sowie ein Park für die Anwohner. Anders als die gleichförmigen neuen Wohngebiete der Stadt soll es sein, sehr viel mehr Vielfalt bieten das Werksviertel. Sein Projekt. Wer hier arbeitet, wohnt hier bestenfalls auch und nutzt das Freizeit- und Kulturangebot. Es werden eher junge Familien sein, aber auch jung gebliebene Senioren. IT- Start-ups sowie die digitale Gründerszene sollen hier ihre kreative Heimat finden. Gerade auch deshalb wollen wir die Künstlerszene, die Gastronomie und Kulturangebote, die sich hier etabliert haben, unbedingt erhalten. Leben als Ganzes möchte Werner Eckart künftig produzieren. Dabei leiste ich mir den Luxus, dass nicht alles 100-prozentig ertraggesteuert sein muss. Wir haben freie Flächen, Kultur- und Ausgehangebote. Diese müssen nicht viel Gewinn machen. Aber sie werden prägend für das Flair des Viertels sein. Ebenso wie die Industriedenkmäler, die allerorts an die Zeiten erinnern werden, als hier noch die Schlote rauchten. Mitten im Zentralpark bleibt der alte Pfanni-Schornstein stehen, den mein Großvater gebaut hat. Ein großartiger Orientierungspunkt und Wahrzeichen mit historischem Bezug. Auch niedrige, eingeschossige alte Gebäude bleiben stehen. Alte Kesselanlagen, große Schieber, Dampfregler oder riesige Sicherungskästen von damals werden ins Gesamtbild integriert. Das schafft Luft. Und so wird ein Stück Seele von Pfanni erhalten, hofft Werner Eckart. Dazu werden auch die Straßennamen passen. Schon heute gibt es in diesem Viertel eine Knödel-Gasse, den Reiberdatschi-Weg, den Waaghäuslbogen und die Püreelinie.

17 Alles zusammengenommen, umfasst der Graffiti-Park auf dem Kultfabrik- Gelände heute rund 3,5 Kilometer Kunst. Die Szene wird von Werner Eckart weiter gezielt gefördert geboren, wächst Werner neben seiner älteren Schwester Antje in dem Wissen auf, einmal das Unternehmen zu übernehmen. Schließlich gilt in der Familie schon immer der Grundsatz: Lieber dem Falschen vererbt als zweien. Mit drei Jahren stand ich bereits im Dreiteiler da und habe gefühlt 1000 Leuten die Hand geschüttelt. Daher machte ich mir im Grunde, bis ich 20 Jahre alt war, nie richtig Gedanken über Alternativen für meine Zukunft, erinnert sich Werner Eckart. Nach Abitur und Bundeswehr geht er für ein knappes Jahr als Broker nach New York. Diese Stadt hatte übrigens großen Einfluss darauf, wie ich heute an mein Projekt herangehe. Marode Viertel wie SOHO, ebenfalls einst von den Künstlern entdeckt, wurden chic und in und schließlich unbezahlbar für diese. Ähnliches wollen wir hier auf jeden Fall verhindern. Werner Eckart macht eine Lehre zum Industriekaufmann bei Carl Kühne Essig KG in Hamburg, kommt dann 1993 zurück nach München. Den Studienplatz für Betriebswirtschaft in der Tasche, überbrückt er die Zeit bis Semesterbeginn als Praktikant bei einer Werbeagentur. Beim Schnipseldienst, dem Ausschneiden von Zeitungsartikeln, erfuhr ich: Pfanni ist verkauft! Ein Schock. Pfanni Mein Leben lautet Otto Eckarts Unternehmensbiografie. 27 Jahre lang hatte Werners Vater in dritter Generation das Familienunternehmen mit Herzblut geführt. Und dann sollte plötzlich alles vorbei sein? Meine schwerste Entscheidung, der Firmenverkauf, bahnte sich bereits ab Mitte der 1980er-Jahre an, erläutert Otto Eckart. Der Absatzmarkt für Kartoffeltrockenprodukte ist zunehmend rückläufig, der Wettbewerbsdruck der international agierenden Konzerne wächst, und die Stadtpolitik in München zielt immer mehr darauf ab, die innerstädtische Industrie zu ver- Beim Ausschneiden von Zeitungsartikeln als Praktikant erfuhr ich:,pfanni ist verkauft! treiben. Zwischen 1986 und 1993 stiegen bei uns die Abwassergebühren von ca auf 8,6 Millionen Mark, erinnert sich der ehemalige Firmenlenker. Wir setzten deshalb einen Sieben-Jahres-Plan auf. Mit dem Ziel, in dieser Zeit einen alternativen Standort zu finden, weitere Partner oder eben einen geeigneten Käufer. Einen Verkauf wollte ich anfangs zwar unter allen Umständen vermeiden, musste aber schließlich doch einlenken, erzählt Otto Eckart, noch heute betroffen: Nur der engste Beraterkreis, nicht einmal meine Familie, durfte von diesem Vorhaben wissen sonst wäre der Deal vielleicht geplatzt wird die Marke Pfanni samt der Standorte Stavenhagen und Cloppenburg inklusive der Maschinen und dortiger Grundstücke an die Knorr-Maizena Holding verkauft, die wiederum 2000 in den englisch-niederländischen Unilever- > pw 17

18 PFANNI how to earn it In seinem Leben ohne Pfanni engagiert sich Otto Eckart intensiv für das Wohl und die Förderung von Kindern und Jugendlichen. Die Erkenntnisse aus dem Erstgespräch sind: Eine Planung muss grundsätzlich mit den Nachbarn, der Familie Maltz (Optimol) und der Industrieverwaltungsgesellschaft (IVG, ehemals Konen), abgestimmt sein. Außerdem existiert für den Pfanni- Grund nur ein Industriebaurecht. Dies muss in einem komplexen Verfahren in ein neues Baurecht für Büros, Gewerbe, Wohnen und Versammlungsstätten umgewidmet werden. Die Stadtbaurätin taxierte die Verfahrensdauer auf bis zu fünf Jahre. Für die Zwischennutzung erhielten wir eine Ausnahmegenehmigung zur Vermietung an Gewerbe und Gastronomie. Tatsächlich dauert dieser Ausnahmezustand nun schon fast 20 Jahre an. Vieles in der Zeit ab 1996 ist deshalb vom Zufall gesteuert, erklärt Werner Eckart: Zunächst haben wir nur Künstler als Mieter bekommen. Diese machten in Eigenregie die Hallen überhaupt erst bewohnbar haben dafür aber auch kaum Ein Verkauf des Grundstücks kam nicht infrage. Für mich ist das heiliges Land. Konzern integriert wird. Das Münchner Werksgelände blieb unser Eigentum und sollte bis 1996 etappenweise stillgelegt werden, berichtet Otto Eckart weiter. Deshalb werden ab 1993 gezielt Arbeitsplätze abgebaut. Für seine Zulieferer, die Kartoffelbauern, versucht Otto Eckart in dieser Zeit hartnä - ckig, neue Absatzmärkte zu eröffnen. Ein gewisser Trost ist es, meint er heute, dass wir unser gutes persönliches Verhältnis zu den Mitarbeitern bewahren konnten. Das spiegelt sich auch in der Weihnachtsfeier wider, die wir mit etwa 125 Ehemaligen bis heute durchführen soll das Quadratmeter weite Werksgelände leer stehen. Uns war klar, dass die Planung und Genehmigung einer Bebauung dann einige Jahre dauern würde. So nahmen wir frühzeitig Kontakt mit der Stadtbaurätin Christiane Thalgott auf, um die Möglichkeiten abzuklären, erinnert sich Otto Eckart an den ersten Schritt. Dass es der Beginn einer langen Auseinandersetzung sein wird, weiß er zu diesem Zeitpunkt noch nicht. Denn was nun folgt, ist ein Lehrstück dafür, wie schwierig es für Grundstücks - eigentümer ist, ihre Interessen durchzusetzen. Miete gezahlt. Dann hatten meine Schwester und ich diese Idee. Der Hallenmogul Wolfgang Nöth muss zu dieser Zeit mit seiner Disco aus dem stillgelegten Flughafen München- Riem raus. Er ist deshalb auf der Suche nach einem neuen Partyzentrum. Wir brachten unseren Vater eines Abends zu einem Punkkonzert nach Riem. Wir drei im Anzug, auf einer schmalen Galerie mit Security. Unten das wilde Volk. Skurril. Es ging darum, ihm zu zeigen, dass Bedarf da war. Dass junge Leute in alten Hallen Spaß haben können und dass die mit Partygängern voll zu bekommen waren. Otto Eckart lässt sich überzeugen. Ab 1996 entsteht der Kunstpark Ost von Wolfgang Nöth mit über 20 Bars, Discos und Clubs auf dem Pfanni-Gelände. Der Vertrag galt bis Ende In der Zwischenzeit entwi - ckelte der Stadtplaner Johannes G. Dragomir in unserem Auftrag einen schönen, harmonischen Stadtteil mit aufgelockerter Bebauung, den auch die zuständigen Stadträte 1996 ohne Ausnahme begrüßten. Nur der Stadtbaurätin Thalgott war die Planung offensichtlich nicht zeitgemäß genug, setzt Otto Eckart die Erzählung fort. Abgelehnt. Neue Ideen und Pläne pw

19 how to earn it PFANNI mussten her. Diese fanden wir bei dem britischen Unternehmen Heron. Die Engländer hatten eine faszinierende, futuris - tische Entwicklung im Sinn inklusive Einkaufscenter, Vergnügungspark und einem Multiplex-Kino. Wieder sind alle Beteiligten von der Idee begeistert. Alle, nur nicht Frau Thalgott. Sie plante gleichzeitig den Ausbau von Riem. Dort, am Stadtrand Münchens, sollte ebenfalls ein Multiplex-Kino entstehen. Wir wären mit unserer Innenstadtlage eine enorme Konkurrenz gewesen. Also gab die Stadt Riem den Vorzug. Heron zog sich aus München zurück. Bis heute gibt es kein derartig großes Multiplex-Kino, weder in Riem noch am Ostbahnhof. Im nächsten Schritt schreibt die Stadt München 1999 einen Planungswettbewerb für ein noch sehr viel weiträumigeres Gelände aus: Rund um den Ostbahnhof, kurz ROST. Die Stadt hatte weder mit uns noch mit den anderen Beteiligten gesprochen. Und in ihren Plänen auch die Heterogenität des riesigen Geländes leider nicht erkannt, berichtet Otto Eckart. In der Folge wird viel diskutiert, verändert, angepasst. Doch zum Durchbruch reicht es nie. Das kam der Stadt entgegen, vermutet Werner Eckart: So blieb die Handbremse angezogen, während das Neubaugebiet Riem fertiggestellt werden konnte. Im Januar 2003 läuft der Vertrag mit Wolfgang Nöth aus. Ein neuer Betreiber musste her. Wir standen am Parkplatz und es ging um die Frage: Wer macht weiter? Der Steuerberater meines Vaters meinte: Ich kann s nicht machen, mein Vater: Ich kann s erst recht nicht. Dann sahen beide mich an: Dann machst du s!, erinnert sich Werner Eckart lachend. Was hätte ich denn machen sollen? Ich habe gewusst, das Gelände kostet Unmengen viel Geld im Jahr. Die Alternative wäre gewesen, zu verkaufen. Und das habe ich schon als Kind bei Monopoly gelernt: Du kannst eine Menge Hypotheken nehmen, aber du solltest niemals verkaufen! Das kam auch nicht infrage. Für mich ist das heiliges Land. Zunächst geht es nun darum aufzuräumen. Werner Eckarts ers ter Gang führt ihn zum Bezirksausschuss. Die Anwohner hatten sehr viele Probleme mit dem Betrieb Kunstpark Ost. Bei der Übernahme wollte er möglichst viele Reibungspunkte bereinigen. Da ging es zum einen um Lärmbelästigungen einige Clubs und Discos in Richtung Wohngebiete wurden daher geschlossen. Die Stadt München wollte dennoch keine weitere zeitlich befristete Sondernutzungsgenehmigung mit Bestandsschutz erteilen. Vielmehr mussten alle Gebäude von 1950 auf heutigen Stand gebracht werden: Rauch-Wärme-Abzüge, Treppenaufgänge, Brand- und Blitzschutz, eine neue Kanalisation. Kosten: über acht Millionen Euro. Kaum einer rechnet offenbar damit, dass die Familie dies für eine so befris - tete Planungssicherheit auf sich nehmen würde. Schließlich lagen die Jahrespachteinnahmen vorher nur bei einer halben Million Euro. Doch nach diesen Instandsetzungen erhielten wir unsere befristete Genehmigung. Im April 2003 startet Eckart das Projekt unter dem neuem Namen Kultfabrik. Mit einem aufwendigen Sicherheitskonzept steuert er gegen den Ruf an, hier werde exzessiv unter massivem Drogeneinsatz gefeiert. Ein Reinigungskonzept wird umgesetzt, schönere Fassaden und neue Beleuchtung kommen dazu. Insgesamt sollen das Alter der Zielgruppe und das gesamte Niveau des Geländes angehoben werden. Das künstlerische Metier wird gefördert eröffnet die Kunsthalle whitebox. Im ehemaligen Kartoffellager entsteht die > Engagement die Stiftung Otto Eckart. Zu seinem 60. Geburtstag gründet Otto Eckart eine Stiftung, um seine vielfältigen sozial-karitativen, umweltbezogenen und kulturellen Aktivitäten zusammenzufassen. Mit einem Kapital von derzeit drei Millionen Euro ausgestattet, will sie Kinder- und Jugendhilfe fördern, Kultur und Brauchtum pflegen sowie Naturschutz betreiben. Aufgrund seiner persönlichen Beziehung zu Guatemala, das er seit 1974 als Honorarkonsul in Bayern vertritt, liegt ein regionaler Schwerpunkt der Stiftungsarbeit in Mittelamerika. Hier werden Schulen gebaut oder gerodete Wälder aufgeforstet. Ein weiterer Fokus liegt auf der Heimatpflege und Jugendförderung in Bayern. Seit 1999 vergibt die Stiftung jährlich den mit Euro dotierten Prix International pour les Enfants. Zu den prominenten Preisträgern zählen Jutta Speidel und ihr Verein HORIZONT, Karl-Heinz Böhm mit Menschen für Menschen und verschiedene SOS-Kinderdörfer. Außerdem betreibt die Stiftung in den Räumen der OTEC das Münchner Kartoffelmuseum, das auf einzigartige Weise der Bedeutung dieser Knolle huldigt pw 19

20 Vision erfüllt. Die neue S-Klasse. Eine Marke der Daimler AG Kraftstoffverbrauch innerorts/außerorts/kombiniert: 17,1 6,6/8,6 4,7/11,9 5,5 l/100 km; CO₂-Emissionen kombiniert: g/km; Die Angaben beziehen sich nicht auf ein einzelnes Fahrzeug und sind nicht Bestandteil des Angebots, sondern dienen allein Vergleichszwecken zwischen verschiedenen Fahrzeug Anbieter: Daimler AG, Mercedesstraße 137, Stuttgart

21 Effizienzklasse: F A. typen. Das abgebildete Fahrzeug enthält Sonderausstattungen.

22 PFANNI how to earn it Die Geschichte der Knödel. Johannes Eckart ( ) gründet 1868 die ers te Konservenfabrik Süddeutschlands. Sohn Otto Eckart ( ) knüpft nach dem Ers - ten Weltkrieg an die Historie an und baut 1932 seine Firma Otto Eckart für Lebensmittelherstellung und Großhandel in München auf. Fruchtsäfte, Konserven und Trockenkartoffeln sind der Grundstock zieht der Betrieb an den Ostbahnhof. Werner Eckart ( ) übernimmt 1942 die Firma und präsentiert 1949 das Pfanni Kartoffelpulver. Reibekuchen oder Knödel entstehen im Handumdrehen. Der Knödel kommt ins Rollen. Bald folgen Püree und Chips. Den Ausbau der Marke Pfanni führt seit 1966 Otto Eckart (*1936) an. Die Erfolgsstory des Familienbetriebs endet 1993 mit dem Verkauf an die Knorr-Maizena Holding, die später in den Konzern Unilever integriert wird. Das neun Hektar große Werk in München bleibt im Besitz der OTEC, deren geschäftsführender Gesellschafter seit 2011 Werner Eckart (*1968) ist. Ihre Aufgabe: die Entwicklung des Geländes. TonHalle für Events, Messen und Konzerte. Was ist mit einem alten Heizkraftwerk anzufangen? Viel Höhe und wenig Fläche: Ein Kinderland, der gemeinnützige Verein, die Kulti- Kids, ist geboren. Was passiert mit dem alten Silo? Stahlbeton, 30 Meter hohe Räume: ideal für Kletterer! Was tun mit einem leeren Werksgebäude? Das Gründerzentrum b-neun Media & Technology Centers aus Unterföhring sucht eine Dependence. Kaum vier Monate später ist dort Platz für Bayerns Start-ups. Inspirationen und Ideen findet Werner Eckart überall. Oft sind es kleine Details wie die Hau s weg! -Aufkleber für die Papierkörbe auf dem Gelände, gesehen in Hamburg. Vieles ergibt sich auch aus Kontakten und Begegnungen. Eine Stadt - rätin aus dem Planungsausschuss sagte mir einmal gerade - heraus: Jeden mit einer verrückten Idee, der bei mir aufschlägt, den schicke ich zu dir. Wenn sie wo eine Chance haben, dann bei euch! Ich höre mir auch alle an. Und oft machen wir es. So wird die Kultfabrik über Jahre kultiviert. Ich bin immer mehr reingekommen. Und mein Vater hat gesehen, dass es funktioniert. Dass sich der Charakter des Geländes verbessert hatte. Es machte ihn zunehmend stolz, so ein einzigartiges Gelände zu haben, auf dem so viele Menschen gern arbeiten und ihre Freizeit verbringen. Als auch noch der Betrieb aus den roten Zahlen kommt, übergibt Otto Eckart mehr und mehr Anteile der Kultfabrik Vermietungs KG und der OTEC KG und damit die Verantwortung für das Gelände in die Hände seines Sohnes. Mittlerweile ist Werner Eckart angekommen in der sechsten Etage des OTEC-Hauses. Durch die Entwicklung der Kultfabrik wurde mir erst klar, dass ich das, was gewachsen war Pfanni und die Kultfabrik, bewahren wollte. Nach den bisherigen Plänen sollte ja irgendwann alles auf dem Grundstück abgerissen werden. Ich aber wollte ein Gebiet schaffen, das auch noch in 20 oder 40 Jahren attraktiv sein würde. Der Altbestand spielt dabei eine ganz zentrale Rolle. Um das zu erreichen, sollen nun alle beteiligten Nachbarn an einen Tisch: OTEC, Optimol, Telekom, IVG, Rhode & Schwarz, Hamberger, Stadtwerke München, Münchner Gesellschaft für Stadterneuerung sowie die Landeshauptstadt München. Werner Eckart ergreift die Initiative. Am Anfang waren viele skep pw

23 Fürstenspeise und Arme-Leute-Essen: Das weltweit einzigartige Kartoffelmuseum zeigt die spannende Geschichte der Kartoffel. tisch. Die Gespräche verliefen verkniffen, man traute sich zunächst nur nach Absicherung durch den Anwalt, etwas zu sagen. Erst durch die überzeugenden und sympathischen Pläne von unserem Architekten Johannes Ernst von Steidle Architekten wurde das Klima sehr offen, es wird auch viel gelacht und man ist kompromissbereit. Denn es wurde allen klar, dass sie von unseren Plänen profitieren. Eine Londoner Agentur beispielsweise habe sich den Standort München-Medienbrücke auf dem Gelände der IVG explizit wegen der kreativen Vielfalt der Kultfabrik ausgesucht und sich deren Erhalt in einer Präambel zusichern lassen. Ein enormer Schub für unser Selbstbewusstsein und auch Auslöser für einen Umdenkungsprozess in der Planungsrunde. Im Jahr 2009 geht es dann darum, auch die neue Stadtbaurätin Elisabeth Merk sowie die Mitarbeiter des Baureferats für die grundlegende Umgestaltung des Areals zu gewinnen. Es dauerte nicht lang, bis auch sie sich begeisterten. Ein einmaliger Erfolg. Seitdem geht alles recht schnell, erinnert sich Werner Eckart an den Wendepunkt. Im Oktober 2011 genehmigt der Münchner Stadtrat den Aufstellungsbeschluss für das Gelände, im Januar 2013 wird der Bebauungsplan der Öffentlichkeit vorgestellt. Die Stadtbaurätin Merk lobt das Strukturkonzept bei dieser Gelegenheit als städtebauliches Vorzeigeprojekt. Geht doch. Auf 38 Hektar entstehen nun Quadratmeter Nutzfläche, davon sind Quadratmeter Neubau. Jeweils ein Drittel fällt den Bereichen Wohnen, Arbeiten und Leben zu Leben bedeutet Freizeit, Handel und Hotels. Rund Arbeitsplätze werden geschaffen, über 1000 Wohnungen für mindestens 2500 neue Einwohner gebaut. Allein 600 Wohnungen davon liegen auf Pfanni-Grund. Das vorgeschriebene Drittel an gefördertem Wohnbau will Werner Eckart möglichst über die Wohngebäude verteilen. Jeder der neun beteiligten Grundstückseigentümer baut in Eigenregie, sobald die Baurechtbeschaffung geklärt ist. In diesem Prozess konnten die alten Flurstückgrenzen überwiegend erhalten bleiben. Wir verfügen sogar ziemlich genau über unser altes Gelände, weil wir nicht so viel Baumasse auf den Grund packen und die meisten Freiräume bei uns sein werden. Innerhalb der Grenzen und Vorgaben des Bebauungsplans kann jeder der Beteiligten künftig seinem Baurecht entsprechend bauen, wann er will oder eben auch verkaufen. Kurz dachten wir auch einmal über eine gemeinsame Eigen - tümergesellschaft nach. Aber es ging ja bisher auch immer gut. Eine gemeinsame Firma würde die Sache nur verkomplizieren, erklärt Werner Eckart das Vorgehen. Insgesamt steht der Bauherr Eckart nun vor der Umsetzung von zwölf sogenannten Werken. Zwölf Großprojekte, > pw 23

24 PFANNI how to earn it verteilt über die nächsten zehn bis 15 Jahre. Es ist von einer Bausumme von insgesamt rund einer Milliarde Euro die Rede. Für das Pfanni-Gelände allein rechnet Werner Eckart mit 500 Millionen Euro für Planung und Bau. Mit verschiedenen Banken will er nun einen Generalkreditrahmen vereinbaren, den er scheibchenweise in den kommenden Jahren abrufen kann. Unter Umständen könnten auch private Investoren beteiligt werden. Der Plan, die Bestandsgebäude zu erhalten, ist auch aufgrund der finanziellen Sicherheiten entstanden. Ich wusste, eine komplette Neubauanlage kann ich mir nicht leisten. Der Liquiditätsfluss durch die Bestandsmieten hilft, die Kreditzinsen zu bedienen und die Baukosten zu tragen. Mit jedem neuen Projekt bekommen wird dann wieder mehr Liquidität und haben mehr Sicherheiten. Verdienen kommt von dienen. Als Familienvater von fünf Kindern gilt für Werner Eckart (im Bild unten mit seinem Vater und Großvater) vor allem: Werte kann man nicht predigen, die muss man vorleben. Allen voran verfolgt er das Motto seines Großvaters: Verdienen kommt von dienen! Soll heißen, es bereitet erst richtig Freude, Geld zu verdienen, wenn es jemand anderem Vergnügen oder Nutzen bringt. Meine Kinder erleben, dass ich viel arbeite und dass es mir Spaß macht. Ich mache ihnen aber auch klar, wie viel man für 20 Euro arbeiten muss. Leisten wir uns einmal etwas Besonderes, freuen wir uns entsprechend. Auch an einer weiteren Familientradition will er festhalten: Lieber dem Falschen vererbt als zweien! So wurden das Unternehmen und Firmenkapital in der Eckart-Familie bislang immer an einen einzigen Spross weitergegeben. Was ich aber nicht mache, ist, meine Kinder in gewisse Rollen zu pressen. Sie sollen ihre Lebens- und Berufswünsche selbst herausfinden und sich dann vielleicht in einer der vielen Aufgaben auf unserem Gelände wiederfinden. Konkret wird er für jeden Bauabschnitt eine eigene Gesellschaft gründen. Jedes Werk bekommt eine eigene Flurnummer, damit jedes Objekt für sich autark ist. Wichtig für ein klares Projektmanagement, bei der Finanzierung und auch zur Risikoabschottung. Dann haftet jedes Projekt mit dem eigenen Grund. Die Werk 11 Entwicklungs GmbH beispielsweise kauft Grund mit Baurecht von der OTEC, baut und gibt das Objekt dann entweder über OTEC oder direkt an die Werksviertel Vermietungs GmbH weiter. So bleibe ich flexibel und kann immer entscheiden, ob und wann weitergebaut wird. Wenn in vielleicht 30 Jahren alle Kredite abbezahlt sind, wird das OTEC-Gelände als Teil des Werkviertels zu einem der größten Areale Deutschlands in privater Hand mit beträchtlichen monatlichen Mieteinnahmen zählen. Auf dem Weg dahin scheinen Werner Eckarts Risiken überschaubar: Die Auslastung der neuen Flächen? Die Nachfrage ist jetzt schon gewaltig. Der Ausfall von bestehenden Mietern? Das Liquiditätsrisiko dadurch ist recht gering, weil wir keine Großmieter mehr haben, sondern 130 Mieter unterschiedlichster Art. Das Altlastrisiko? Wir haben alles untersucht. Das macht mir wenig Angst, aber Überraschungen wie Fliegerbomben können immer kommen. Das Zinssteigerungsrisiko? Das ist natürlich elementar, aber wir haben nur das halbe Problem, da wir auf eigenem Grund bauen. Es bleibt das allgemeine Herzinfarktrisiko. Ich hafte schließlich persönlich mit allem, was ich habe. Und das sind seit dem 18. August 2011 immerhin 94 Prozent der Gesellschafteranteile. So steht es eingraviert im silbernen Familienzepter, das ihm sein Vater, nachdem er sich die letzten Jahre mehr und mehr aus dem Operativen zurückzog, feierlich überreichte. Werner Eckart ist angekommen: Meine absolute Lieblingsrolle. Eine kleine Stadt zu bauen und zu verwalten. Text: Antje Annika Singer Fotos: Stefan Nimmesgern, Pfanni pw

25 Elite Report Bester Vermögensverwalter /'$#/'"& $/,$/ '/+$,%/9,#$/ #$/ > '(-2 /'%'11$ +-#'0"&$ ""$00-'/$0 = Ausgezeichnet durch das Handelsblatt bzw. DIE WELT > *7,6$,#$ $/+8%$,03$/4 *12,% )-++1,'$ 20 #$/ -#$ = 0 0. /'3 1$,)',% 62+ * ', -*%$ *0 > $01$/ $/+8%$,03$/4 *1$/= 20%$6$'"&,$1 $',$,) &$':1 0../'3 1$!,)',% & 0. #$ 8/% ',") $'1$/ /'3 1$,)',%

26 MITTELSTAND IN FRANKREICH how to earn it Savoir-faire. Frankreich entdeckt seinen Mittelstand. Seit dem Jahr 2006 werden traditionelle Betriebe mit einzigartigem Know-how vom Staat ausgezeichnet. Das damit verbundene Güte siegel bringt Unternehmern eine Fülle von Vergünstigungen und Vorteilen. Entstehen dort jetzt mit Unterstützung der französischen Regierung die Hidden Champions von morgen? Es klingt nach einer Zusammenkunft der Vergessenen: Mitten im New Yorker Bryant Park trafen sich Ende September 2013 Messerschmiede aus der Au verg ne, Schnitzer von Figuren für Weihnachtskrippen aus der Provence, Seifensieder aus Marseille, Keramik- Spezialisten und Handwerker einer Fab - rik für Holzspielzeug aus der Region Jura. Einen kleinen Triumphbogen hatten sie mitgebracht, ein Ballon erinnerte daran, dass auch die Montgolfière aus Frankreich kam. Von wegen Abgesang. Seht her, was wir können! Mit großem Selbstbewusstsein präsentieren sich Tradition und Handwerk. Eingeladen hatte der französische Staat um besonderen Unternehmen Exportmärkte zu öffnen. Die Teilnehmer Firmen wie die Messerschmiede Claude Dozorme oder die Schnitzer von Campana sind allesamt staatlich anerkannt als EPV, die Abkürzung für Entreprise de Patrimoine Vivant. Sinngemäß übersetzt handelt es sich also um Unternehmen, die zum französischen Kulturgut gehören und damit förderungswürdig sind. In Frankreich gibt es seit Jahren eine Diskussion um den Begriff,made in France, erklärt Alexis Govciyan, der als Directeur de l Institut Supérieur des Métiers das Label verwaltet. Was wird noch in Frankreich hergestellt? Ist es bezahlbar? Ist es konkurrenzfähig? Die Antwort kommt seit 2006 teilweise von Govciyans Behörde. Mehr als 1100 Betriebe erhielten mittlerweile die Auszeichnung, die für besonderes Savoirfaire steht. Oder im Amtsfranzösisch: Das Label EPV kann an jedes Unternehmen vergeben werden, das über ein wirtschaftliches Kulturerbe (patrimoine économique) verfügt, bestehend insbe- 26 pw 04.13

27 how to earn it MITTELSTAND IN FRANKREICH Alexis Govciyan hat nicht nur die Aufgabe, das Label EPV zu promoten. Er hilft den Unternehmern auch bei der Suche nach Exportmärkten. Steinmetze, Vergolder, Kunstschreiner sowie Feinkostgeschäfte, Champagnerhäuser und Juweliere gehören zu den Entreprise du Patrimoine Vivant. sondere aus seltenem, renommiertem oder altem Savoir-faire, beruhend auf der Beherrschung traditioneller Techniken oder auf Hochtechnologie und beschränkt auf ein Gebiet. Ein langer Satz, dem ein nicht minder komplizierter Auswahlprozess folgt. Die Dossiers der Kandidaten werden von einer Kommission aus Experten des jeweiligen Fachgebiets und des Kultusministeriums bewertet, erklärt Govci - yan. Auch ein Ministerium mit dem gewöhnungsbedürftigen Namen redressement productif (etwa produktiver Wiederaufbau ) gibt sein Urteil ab. Die Experten beurteilen, ob es in dem Betrieb etwas gibt, das ihn einzigartig macht: Geschichte, Wissen, Handwerkstechniken vieles kommt infrage. Deshalb hat das Label auch nichts mit Artenschutz zu tun: In unserer Auswahl befinden sich natürlich Unternehmen, die 250, 400 oder gar 600 Jahre alt sind. Bei einer derart langen Lebensdauer kann sich aber kein Unternehmer allein auf tradierte Fertigkeiten verlassen. Er braucht Innovation, muss sich auf neue Märkte und veränderte Ansprüche der Verbraucher einstellen. Tatsächlich reiht sich im Register der EPVs Perle an Perle: Fossier in Reims wurde 1756 gegründet und stellt rosa Biskuits her, die früher zum Champagner gereicht wurden. Für das Rezept auf Basis von Eiern, Zucker, Mehl und Vanille wurde in der Vergangenheit die Restwärme der Brotöfen genutzt. Bis - kuits werden zwei Mal gebacken und weichen daher beim Einstippen in den Schampus nicht sofort auf. Fossier vertreibt seine Biskuits mittlerweile in eigenen Läden und in gemieteten Cornern in großen Warenhäusern in den USA und Japan. Dalloyau fabrizierte bereits für die Festmähler von Sonnenkönig Louis XIV Kuchen und Feingebäck, Schokoladen und kleine Gerichte. Noch heute wird im Hause viel Handarbeit geleistet. Verkauft werden die Leckereien des Traditionshauses seit 1682 mittlerweile auch in Japan, Korea, Dubai und Katar. Mellerio dits Meller (Mellerio genannt Meller) heißt ein Pariser Juwelier und Goldschmied, der sich seit nicht weniger als 14 Generationen in Familienbesitz befindet. Der erste Mellerio eröffnete seinen Laden 1613, seine > pw 27

28 MITTELSTAND IN FRANKREICH how to earn it Nachfahren zählten Königin Marie-Antoinette zu ihren Kunden. Die Säbel der Mitglieder der Académie française werden hier ebenso gestaltet wie Schmuckstücke für finanzkräftige Kunden in den Golfstaaten, Japan und den USA. Dabei erweisen sich die Archive des Hauses als unschätzbarer Vorteil: Zeichnungen, Entwürfe, Bestellungen und Briefwechsel bewahrte das Haus stets auf. Sie dienen als Vorlage für Reproduktionen oder als Inspiration für neue Designs. Gosset ist der erste noch existierende Winzerbetrieb in der Champagne. Im Jahr 1584 wurde er von Jean Gosset in Ay gegründet. Damals gab es in der Region schon Wein, aber noch keinen Champagner, der entgegen anders lautender Meldungen wohl auch nicht vom Mönch Dom Pérignon erfunden wurde. Zu Pérignons Zeiten waren Flaschen eigentlich nicht kräftig genug, um den Druck der Kohlensäure aus - halten zu können. Bei Gosset erklärt man, der Champagner würde seit dem 18. Jahrhundert produziert, zuerst für den lokalen Markt. Heute ist der Betrieb in Händen der Familie Cointreau, die mit Frapin auch einen erstklassigen Cognac besitzt. Neben kulinarischen Handwerkern und Grand-Hôtels wie dem Meurice und dem Plaza-Athénée gehören auch Unternehmen wie Tolix, Hersteller unverwüstlicher Metallstühle (vgl. private wealth 01/13), zu den EPVs. Oder Aléonard, ein Fabrikant von Dachziegeln, der heute zur Wie - nerberger-gruppe gehört, drei Werften in Marseille und Cassis sowie ein Klempner, Schlosser und Elektriker namens Balas. Das Erfolgsgeheimnis des Klempners ist relativ einfach nur die Handwerker von Balas beherrschen noch die alten Techniken ihrer Vorfahren. Sie reparieren zum Beispiel Installationen in der Comédie Française und im Schloss von Versailles. Außerdem verstehen sie sich darauf, historische Bauten zu elektrifizieren, einen historischen Kronleuchter fast unsichtbar mit elektrischem Licht nachzurüsten. In Frankreich mit seinen vielen Schlössern und Landsitzen ist auch dies ein lukrativer Markt. Balas machte ,6 Millionen Euro Umsatz und 2,3 Millionen Gewinn. Mitten in Krisenzeiten wies das Unternehmen damit ein Umsatzplus von fast 28 Prozent aus. Pépites d or Goldstückchen nennt Alexis Govciyan seine EPVs dann auch fast zärtlich. In Frankreich gibt es heute etwa 3,5 Millionen kleine und mittelständische Betriebe, erläutert er. Unsere 1130 sind sozusagen die Elite. Vielleicht werden es eines Tages 2000 sein, aber wesentlich mehr finden wir wohl nicht. Überhaupt: das Finden. Wenige Unternehmer kannten zu Beginn das Label, viel zu selten wurden deshalb Anträge gestellt. Govciyan spannte dann die Handelskammern, Buchhalter und Steuerberater in seine Suche mit ein. Die Antragsformulare wurden so vereinfacht,

29 how to earn it MITTELSTAND IN FRANKREICH Fotos: Entreprise du Patrimoine Vivant dass sie jeder Unternehmer in ein bis drei Stunden ausfüllen lassen kann. Das führte dann tatsächlich zu mehr Resonanz. Und die ist auch nötig. Schließlich fielen in der Vergangenheit 59 Prozent der Antragsteller bei den Experten durch zum Beispiel, weil sie eben keine einzigartigen Produkte anbieten. Umso mehr werden diejenigen jetzt gepflegt, die Govcivan gefunden hat. Das ist neu in Frankreich. Bisher verfolgten die Regierungen in Paris eine Strategie der nationalen Champions. Transportunternehmer wie Alstom oder der Atomkraftwerksbetreiber Areva waren und sind sich offener Ohren im Elysée- Palast sicher. So ein nationaler Champion wird vom Staat ausgewählt, um zum führenden Anbieter Frankreichs zu werden gleichzeitig werden damit Konkurrenten aus anderen Ländern vom französischen Markt weitgehend ausgeschlossen. Wirtschaftspatriotismus in Reinform, der in Frankreich kaum infrage gestellt wird. Das neu entdeckte Interesse an Kleinunternehmen und Mittelständlern hat zwei Gründe: Zum einen soll es Arbeitsplätze und Know-how im Land halten. Schließlich arbeiten nicht weniger als Menschen bei den EPVs und erwirtschaften einen Gesamtumsatz von 10,8 Milliarden Euro. Zum anderen hilft es, Frankreichs Identität zu bewahren. Die Exception culturelle française, die kulturelle französische Ausnahme, ist noch sakrosankter als die nationalen Champions, handelt es sich doch um Eigenarten französischer Lebensart, die das Land von seinen Nachbarn unterscheiden. Auch im lukrativen Tourismussektor ist es wichtig, wenn ein Land eine eigene Identität vorweisen kann. Bald soll sogar eine Route des EPV die Touris - ten zu interessanten Betrieben führen. EPV zu werden, ist für einen Unternehmer kostenlos. Und das Siegel kann sich lohnen. Der Staat begleitet die EPVs nicht nur nach London oder New York, um Exportchancen auszuloten. Er räumt auch steuerliche Vergünstigungen ein. Bis zu Euro Steuergutschrift (crédit d impôt) erhalten Handwerker, wenn sie ein einmaliges Werk oder eine Kleinserie herstellen. Eine Maßnahme zur Förderung der Kreativität, erklärt Govciyan. Weitere 15 Prozent Steuergutschrift winken für die Konzeption neuer Produkte. Und die Banque publique d investissement bietet den EPVs Kredite zu interessanten Bedingungen. Fast noch wichtiger sind die Steuervergünstigungen für die Lehrlingsausbildung. Wir wollen so die Vermittlung an Wissen an die junge Generation stärken. Auf das Jahr umgesetzt, lassen sich pro Lehrling gut 2200 Euro sparen. Wer die Maßnahmen zur Förderung der EPVs geschickt kombiniert und die Maßnahmen zur Exportbegleitung zu nutzen versteht, kann also tatsächlich Ersparnisse realisieren und eventuell Kontakte zu neuen Märkten knüpfen. Govciyan jedenfalls hat mit seinen EPVs noch einiges vor: Unser nächstes Ziel sind die Märkte Asiens. Er ist überzeugt, dass aus den kleinen, mittelständischen Betrieben Frankreichs echte Hidden Champions werden können. Text: Jörg Zipprick

30 ADVERTORIAL how to earn it Familien-Angelegenheiten. Seit der Jahresmitte 2013 arbeiten PwC und INTES eng zusammen. Das Ziel der Kooperation ist es, das führende Unternehmen für die integrierte Beratung und Qualifizierung von Familienunternehmen und Unternehmerfamilien zu entwickeln. INTES-Gründer Peter May (links) und Peter Bartels, PwC: Gemeinsam stärker. Familienunternehmen sind anders, ist oder streitlustig sie auch sind: Gefühle das erste Kapitel in Peter Mays Strategiebuch Erfolgsmodell Familienunter- manchmal die Sachfragen. Mit seinem sind immer mit im Spiel und überlagern nehmen überschrieben. Warum sie anders sind? Der Autor nennt gleich meh- INTES vor 15 Jahren in Bonn-Bad Go- Beratungsansatz will Peter May, der rere Gründe: Sie agieren generationenübergreifend. Sie sind verwandtschaft- die Emotionalität im Umgang mit dem desberg gegründet hat, deshalb vor allem lich geprägt. Vor allem aber: Sie haben eigenen Unternehmen beherrschbar machen zum Wohl der Inhaberfamilie und einen dominanten Inhaber, und der heißt Familie. zum Wohl des Unternehmens. Und Familien daran lässt May keinen Damit verfolgt INTES dasselbe Ziel wie Zweifel bedeuten immer auch Emotion. die Mittelstandspraxis von PwC. Seit Egal, wie groß oder klein, wie friedlich vielen Jahren betreut PwC Familienunternehmen mit einem eigenen Beratungsansatz. Mittlerweile trägt dieser Bereich schon rund ein Drittel zum Umsatz des Beraters bei. Bei dieser Kundengruppe reicht es nicht, allein fachliche Kompetenz bei rechtlichen, steuerlichen oder betriebswirtschaftlichen Themen zu zeigen. Sie erwartet Leidenschaft und Verständnis für ihr Unternehmen, ihre Branche, ihre unternehmerischen Ideen. Sie suchen keine Experten, sondern vertraute Beratungspartner. Um das werden zu können, ist es wichtig, das Zusammenspiel von Unternehmen, Eigentümern und Familie in ihren unterschiedlichen Rollen und Erwartungshaltungen zu kennen, erklärt Peter Bartels, Vorstandsmitglied bei PwC. Nur dann könne dabei geholfen werden, dieses Zusammenspiel konfliktfrei zu gestalten. Damit am Ende eine professional ownership steht. Eine wichtige Voraussetzung für eine solch professionelle Unternehmensführung ist es, sich intensiv mit Governance und Struktur, Familienverfassung und der Etablierung von Beiräten als beratende und vermittelnde Gremien in Familienunternehmen zu beschäftigen. Denn wenn es keine klaren Spielregeln gibt, rutscht ein Unternehmen womöglich schnell in eine existenzielle Krise und es tauchen die Probleme auf, die für Familienunternehmen fast schon typisch sind: ungeklärte Nachfolgeregelungen 30 pw 04.13

31 how to earn it ADVERTORIAL Eins plus eins gibt drei. INTES ist in Deutschland Marktführer für die Qualifizierung, Vernetzung und Beratung von Familienunternehmen und Unternehmerfamilien. Getreu dem Gründungsmotto Unternehmer unter sich richtet sich das Angebot exklusiv an Inhaber und ihre Familien, Nachfolger und Beiräte in Familienunternehmen. Unternehmenssitz von INTES ist Bonn-Bad Godesberg. PwC ist in Deutschland der Branchenprimus in den Bereichen Wirtschaftsprüfung, Steuer- und Unternehmensberatung. Dem Segment Familienunternehmen und Unternehmerfamilien, welches bei PwC mehr als 30 Prozent des Geschäfts ausmacht, wird mit speziell ausgebildeten Kunden- und Expertenteams Rechnung getragen. Um nah am Familienunternehmer zu sein, ist PwC in Deutschland an 28 Standorten vertreten und arbeitet für die Kunden in einem weltweiten Netzwerk von 157 Ländern. und fehlende Gesellschafterkompetenzen, weiß Peter May. Peter Bartels kann dies aus seinen Erfahrungen und etlichen Studien, die PwC zu diesem Themenkreis veröffentlicht hat, nur bestätigen: Die systematische Förderung des Gesellschafternachwuchses kommt immer noch zu kurz. Gemeinsam haben PwC und INTES deshalb in diesem Jahr schon zum zweiten Mal zu einem Nachfolger-Netzwerk geladen. Dort werden mit der Next Generation junger Familienunternehmer wichtige Fragen diskutiert: Wie können schlüssige Inhaberstrategien entwickelt werden, die sämtliche Interessen aller Stakeholder angemessen berücksichtigen? Wie können nachhaltige Unternehmensstrategien in einem zunehmend unberechenbaren wirtschaftlichen, politischen, steuerlichen und technologischen Umfeld aussehen? Antworten darauf helfen Familienunternehmen genauso wie die Beiratsinitiative ein weiterer Schwerpunkt, den sich PwC und INTES in den ersten Monaten ihrer Zusammenarbeit gesetzt haben. Rolle und Funktion eines Beirats werden häufig unterschätzt. Das ist ein Fehler, erläutert Peter Bartels. Denn als Sparringspartner für die Unternehmensführung, als Mittler zwischen Inhaber und Unternehmensführung oder auch als Begleiter eines Generationenwechsels kann er sehr viel zum Erfolg eines Unternehmens beitragen. Mit fünf Modulen helfen PwC und INTES Familienunternehmen, sich mit allen Fragen rund um Beiräte ausei - nanderzusetzen. Sie reichen von der Beratung bei der Einrichtung eines Beirats bis zur professionellen Qualifizierung der jeweiligen Personen in allen wichtigen Kompetenzfeldern egal, ob es nun um die Auswahl der richtigen Finanzierungsinstrumente oder die Beurteilung der internen Kontrollsysteme geht. Insgesamt decken INTES und PwC so gemeinsam alle Dienstleistungen ab, die Familienunternehmen benötigen. In ihrem Netzwerk finden sich Experten zu Themen wie Inhaberstrategien, Stiftungsgründungen, Strategien zur Absicherung des Vermögens, Finanzierung, Nachfolgeregelung, Steuer- und Compliance-Beratung. Im deutschsprachigen Raum kenne ich keinen Anbieter, der Familienunternehmen ein so umfangreiches Angebot machen kann, wie wir es jetzt zusammen tun können, ist May überzeugt. Dem steigenden Beratungsbedarf von Familien kommt das entgegen. Geschuldet ist dieser zwei Umständen: erstens den Veränderungen des technologischen und wirtschaftlichen Umfelds und zweitens den Generationswechseln, die in vielen Unternehmen anstehen. Der natürliche Feind des Familienunternehmens ist die Sterblichkeit, sagt Peter May und zitiert augenzwinkernd einen Satz, den er unlängst gelesen hat: No one, not even Warren Buffett, can win the battle for eternity. Nach Darwin können natürliche Feinde nur durch ein Survival of the Fittest besiegt werden, und fit ist, wer anpassungsfähig, flexibel und stark ist. In Deutschland gibt es etliche großartige Familienunternehmen, die diese Fähigkeiten mit sich bringen, weiß May. Aber in Form bleiben auch diese nicht von allein, sondern nur mit dem richtigen Fitnessprogramm und einem guten Personal Trainer. Sonderveröffentlichung: Dr. Peter Bartels Mitglied des Vorstands Leiter des Geschäftsbereichs Familienunternehmen und Mittelstand PricewaterhouseCoopers AG Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Moskauer Straße 19; Düsseldorf Tel.: + 49.(0) mail: peter.bartels@de.pwc.com pw 31

32 SCAROSSO how to earn it It s shoe time. In Berlin, der Gründer-Hauptstadt Deutschlands, versuchen sich zwei junge Männer mit dem Verkauf hochwertiger italienischer Schuhe als Goldgräber im Internet. Der Umsatz ihrer Marke Scarosso steigt rasant. Im nächsten Jahr wollen sie profitabel sein. Die Idee lag ihnen sozusagen zu Füßen: Der Hannoveraner Moritz Offeney, 33, und der Österreicher Marco Reiter, 29, studierten an der privaten Wirtschaftsuniversität Luigi Bocconi in Mailand und bekamen jeden Tag vor Augen geführt, dass Studenten nicht zwangsläufig in billigem Schuhzeug über den Campus schlendern. Ihre modebewussten Kommilitonen trugen an den Füßen feinstes italienisches Leder und mussten dafür nicht einmal einen Kredit aufnehmen. Denn die edlen Schuhe kosteten in Mailand deutlich weniger als in der deutschen Heimat oder in anderen Ländern nördlich der Alpen. Offeney und Reiter fragten sich, warum das so ist. Und erkannten: Einige der Hersteller unterhalten in Mailand Eigen- Marken-Shops, in denen sie auch luxuriöse Schuhe zu zivilen Preisen anbieten, weil nicht auch noch der Fachhandel als Margenkiller mitverdient. Einmal saßen wir einen ganzen Vormittag vor einem dieser Läden in der Via Belfiore in Mailand, erzählt Offeney. Wir zählten die Kunden und die Anzahl an verkauften Schuhen. Das Geschäft platzte mittags förmlich aus allen Nähten. Schnell ist den beiden MBA-Studenten klar, dass sie etwas Ähnliches nördlich Moritz Offeney (links) und Marco Reiter (Mitte) mit Model Johannes Hübl. der Alpen, in Berlin, der neuen Hauptstadt der Gründerszene, aufziehen wollen. Es gibt da nur ein klitzekleines Problem: Sie haben nicht den Hauch einer Ahnung, wie das Geschäft mit Schuhen funktioniert. Sie wissen nur, dass dort sehr hohe Margen erwirtschaftet werden. Wenn sie nun bereit wären, auf einen Teil dieser Marge zu verzichten und darüber hinaus moderne Vertriebskanäle wie das Internet zu nutzen könnten sie dann nicht im Wettbewerb bestehen Die beiden knien sich nun so richtig rein in die Welt der Luxusschuhe. Offeneys Mentor, der Präsident der Universität, kommt zufällig aus der Region Marken Marche im östlichen Mittelitalien, dem Gebiet zwischen Adriaküste und Apennin, in dem es sehr viele Schuh - fabriken gibt. Er vermittelt den beiden Studenten wichtige Kontakte. Schon bald beginnen die beiden, in den Marken zu kaufen und die Schuhe an Kommilitonen zu verkaufen. Das Geld dafür, Euro, leihen sich Offeney und und schnell profitabel werden? Reiter von der Familie. > 32 pw 04.13

33 how to earn it SCAROSSO xxxxxxxxxxxxxx pw 29

34 SCAROSSO how to earn it Zu Beginn ist das Geschäft nicht mehr das Ganze zu Verkaufspreisen von 150 als ein Nebenverdienst. Doch die beiden bis 200 Euro und damit deutlich günstiger als die Konkurrenz in Europa, was spüren, dass sie da eine Marktlücke entdeckt haben. Im Dezember 2010 gründen sie gemeinsam das Label Scarosso, gehen darf. jedoch nie auf Kosten der 1a-Qualität eine Wortschöpfung aus Scarpe, dem Damit ist klar: Die beiden wollen nicht italienischen Wort für Schuhe und rosso, was übersetzt rot heißt. Rote re an die breite Masse verkaufen. Sie etwa Zalando kopieren, keine Billigwa- Schuhe? Nein, nein, lacht Offeney. möchten von der Pionierarbeit des Labels profitieren. Zalando stellt schließ- Wir wollten eigentlich zunächst mit rotem Innenfutter in den Schuhen einen lich selbst keine Schuhe her, ist bislang hohen Wiedererkennungswert schaffen. ausschließlich Händler. Und noch nicht Aber wir erkannten recht schnell, dass profitabel, obwohl Investoren bislang das nicht zielführend war. Der Name rund 650 Millionen Euro in Zalando gesteckt haben. Viele der Kunden, vor al- Scarosso gefiel ihnen trotzdem. Nun braucht Scarosso natürlich eine lem Frauen, bestellen zehn Paar Schuhe größere Summe Geld. Die erste sechsstellige Kapitalspritze kommt von Busi- auf Kosten des Hauses. Nur die Wer- und schicken neun Paar wieder zurück ness Angels wie Berlin Ventures, Idealo- bung ( Schrei vor Glück! ), die kennt Gründer Martin Sinner und dem Internetunternehmer Michael Brehm, Erfin- Moritz Offeney sagt: Wir sind Zalando jeder. der des Netzwerks StudiVZ. unendlich dankbar. Sie haben die Kundschaft dazu erzogen, Schuhe online zu Offeney und Reiter überzeugen die Wagniskapitalgeber mit einem klar definierten Geschäftsplan: exquisite, auf effizienter online akquirieren. kaufen. Wir können somit Neukunden Wunsch individuell gefertigte Schuhe Ausgestattet mit dem Geld der Business der Eigenmarke Scarosso aus original Angels machen sich Offeney und Reiter, italienischer Herstellung; Multi-Channel-Vertrieb via Online-Shop und eigene Weg in die Marken. Sie treffen dort auf der als CFO fungiert, wieder auf den Geschäfte in ausgewählten Großstädten; Männer wie Manrico Petrini, dessen Fa- Scarosso Hamburg: Offline unterstützt online. milie seit Generationen Schuhe fertigt. In seiner kleinen Fabrik mit vier Mitarbeitern empfängt Petrini den Besuch aus Deutschland. Der Anfang ist schwierig, gilt es doch, Geschäftsmodell, Qualitätsvorgaben und Preispolitik zu erklären. Allmählich werden die Jungunternehmer zu Experten. Offeney kennt sich mit verschiedenen Lederqualitäten aus, kann stundenlang über verschiedene Sohlen fachsimpeln. Fünf Tage verbringt er nun pro Monat in der Region. Das Geschäftsmodell spricht sich in den Marken herum, wo 40 Prozent aller italienischen Schuhe hergestellt werden. In fast jedem Dorf gibt es eine Schuhfab - rik, trotz krisenbedingter Insolvenzen waren auf der jüngsten Mailänder Schuhmesse Micam rund 300 Unternehmen aus den Marken als Aussteller vertreten, erklärt Offeney. Die meisten Hersteller seien Familienunternehmen, einige große Unternehmen produzierten jedoch auch für Tod s und andere Branchengrößen. Acht Manufakturen lassen sich überzeugen. In der italienischen Rezession sind die mittlerweile durchaus dankbar für die Aufträge des Berliner Start-ups. Offeney und Reiter können damit punkten, dass sie jeden Monat Waren abnehmen (und bezahlen), wohingegen die großen Händler jeweils nur einmal für den Sommer und Winter bestellen, wenn die Kollektion wechselt. Inzwischen ist das Städtchen Montegranaro der Heimathafen für die Scarosso-Schuhmanufaktur. Offeney gibt unumwunden zu: Wir sind ein anstrengender Geschäftspartner. Manche Modelle müssen wir zum Beispiel zuerst ausgiebig testen. Wir beobachten in dieser Phase, wie sie sich verkaufen. Dadurch variieren die Orders zum Teil stark. Unsere Partner müssen sich darauf einstellen. Die traditionell denkenden und arbeitenden Manufakturen werden so regel- 34 pw 04.13

35 how to earn it SCAROSSO recht ins Zeitalter des Onlinevertriebs katapultiert. Und sie müssen sich damit abfinden, dass Offeney und Reiter einige Dinge selbst in die Hand nehmen und für alle Lieferanten zentralisieren, um Kosten zu senken zum Beispiel den Ledereinkauf. Am Leder haben die Hersteller früher gut verdient, erläutert Offeney. Wenn wir aber die Materialkosten in der Beschaffung selbst kont - rollieren, können wir die Margen deutlich steigern und dem Kunden den Mehrwert wiedergeben. Auch die Anfertigung von Einzelstücken ist für die Manufakturen anfänglich gewöhnungsbedürftig. Der Schuh-Konfigurator, mit dem Kunden neben den Standardmodellen ihre Schuhe kreieren und nach eigenem Geschmack gestalten können, ist weltweit einzigartig. Gerade dieser Mix aus Sondermodellen (allerdings mit Standardmaßen) und Ware von der Stange, erklärt Offeney seinen Partnern, sei Herzstück des Geschäftsmodells. Mittlerweile wächst Scarosso mit beachtlicher Geschwindigkeit werde der Umsatz im hohen einstelligen Millionen-Euro-Bereich liegen soll die Zehn-Millionen-Hürde genommen werden. Im dritten Quartal 2014 will Scarosso erstmals schwarze Zahlen schreiben. Es kann nicht sein, dass man zuerst eine Milliarde Euro umsetzen muss, um profitabel zu sein, sagt Offeney und meint damit natürlich Zalando. Für die weitere Expansion hat sich das Duo bereits frisches Kapital vom britischen Investor DN Capital, der IBB Beteiligungsgesellschaft (Landesinvesti- tions bank Berlin), Perikles Ventures und einigen Business Angels gesichert. Zwei Millionen Euro steckten diese im ersten Halbjahr 2013 in das Start-up. Inzwischen sind 3,2 Millionen Euro Fremdkapital in Scarosso investiert. Der Schuh-Konfigurator Modelle mit Standardmaßen individuell kreieren. Mit neuen Mitteln wollen sich die beiden Gründer vor allem auf vier Baustellen konzentrieren: Internationalisierung des Onlinegeschäfts, Ausbau der Off - line-läden (mit neuen eigenen Geschäften und Franchise-Partnern), Optimierung des Markenauftritts und Weiterentwicklung der Damen-Kollektion. Mit Marco Censi und Guillaume Hinfray haben wir erstklassige Designer für unsere Damenkollektion gefunden, die seit dem Frühjahr 2012 am Start ist, informiert Offeney, und wir haben in den Marken nun die ideale Manufaktur für High Heels als Partner. Wir mussten zwei Jahre intensiv um diesen Hersteller werben, bis er zusagte. Außerdem soll die Marke noch mehr mit Emotionen aufgeladen werden. Wofür steht sie? Was verbinden die Käufer damit? Um darauf Antworten zu finden, hat Offeney einen Markenberater engagiert. Aber eigentlich weiß er genau, wie Scarosso wahrgenommen werden soll. Er braucht dazu nur seine eigene Gefühlswelt zu rekapitulieren: die Liebe zum italienischen Lifestyle, die Erfahrung eines stilsicheren Auftritts, Leichtigkeit und ungezwungene Eleganz. Die derzeit wohl wichtigste Baustelle ist aber der Vertrieb: Das Start-up will sein Multi-Channel-Konzept ausbauen. Längst verkauft Scarosso seine Schuhe nicht mehr nur online, sondern auch stationär in drei Geschäften in Hamburg, Berlin und seit November auch in Wien. Darum kümmert sich vor allem CFO Reiter, der das sogenannte Off - line-geschäft verantwortet. Die drei Läden sind relativ klein und zeigen nur > pw 35

36 SCAROSSO how to earn it Die Unternehmer und der Schuhmacher Moritz Offeney und Marco Reiter in der Werkstatt des Lieferanten Alberto. einen geringen Teil des gesamten Sortiments. Es gibt somit kaum Lagerflächen, was eine hohe Produktivität gewährleistet. Kunden werden gezielt auf das Online-Angebot aufmerksam gemacht. Ist der gewünschte Schuh nicht vorrätig, wird er bestellt und zum Käufer nach Hause geschickt natürlich kos tenlos. Unsere Läden waren vom ersten Tag an profitabel. Sie stellen den optimalen Weg dar, Neukunden und Wiederkäufer für den Onlinevertrieb zu generieren, erklärt Reiter. Die Kunden jedenfalls scheinen mit Scarosso zufrieden zu sein. Beschwerden auf der Facebook-Seite der Firma halten sich in Grenzen, was in der Modebranche keineswegs eine Selbstverständlichkeit ist. Unsere Rückgabequote liegt bei nur 14 Prozent, verrät Offeney. Werte um die 40 Prozent seien in der Branche Standard. Scarosso habe hier natürlich den Vorteil, mit edlen Materialien und hoher Qualität punkten zu können. Ich trage heute zum Beispiel einen Mokassin, der bei uns 139 Euro kostet. In einem Fachgeschäft in der Münchner Innenstadt bezahlen Sie dafür bis zu 380 Euro. Diesen Preisvorteil mögen die Kunden. Er sorgt für hohe Zufriedenheit. Und was bringt die Zukunft, jenseits der Break-even-Schwelle? Zunächst einmal will das Duo das Produktsortiment weiter ausbauen: Zu den Schuhen für jeden Anlass, von klassischen Business-Schuhen über leichte Lederstiefel bis hin zu farbenfrohen Sommermodellen, sollen weitere Modeartikel kommen: Accessoires wie Gürtel, Schnürsenkel oder Socken. Wachsen will die Firma, die derzeit 44 Mitarbeiter aus 17 Nationen beschäftigt, unter anderem durch die Zusammenarbeit mit stationären Händlern in Deutschland. So fertigt Scarosso beispielsweise für den Männermode-Filialisten Eckerle bereits einige Exklusivmodelle. Weitere Vertriebspartner auf dem deutschen Markt werden gesucht, ebenso wie neue Lieferanten in den Marken, um Produktionskapazitäten für die geplanten Absatzsprünge aufzubauen. Die Geschwindigkeit bei der Internationalisierung hängt vor allem davon ab, wie viel Geld den beiden Gründern zur Verfügung stehen wird. Wir benötigen in den nächsten Jahren zwölf bis 15 Millionen Euro, schätzt Offeney. Mit diesem Kapital könnten wir unser rasantes Wachstum von mehr als 450 Prozent jährlich aufrechterhalten. Derzeit werden 80 Prozent des Umsatzes in der DACH-Region (Deutschland, Österreich, Schweiz) erwirtschaftet. Der Rest entfällt primär auf Frankreich, Großbritannien und Schweden. An einen Börsengang zur Finanzierung will Offeney noch nicht denken. Ich bin kein Freund langfristiger Prognosen. Wir müssen uns jetzt primär auf unsere eigenen Baustellen konzentrieren und dazu gehört der IPO nicht. Es kommt, wie es kommt. Aber spannend wäre das natürlich schon. Ein IPO ist schließlich definitiv die Königsdisziplin für einen jungen Unternehmer. Text: Günter Kast Fotos: Scarosso 36 pw 04.13

37 how to earn it LOBBYISMUS Unser Mann in Brüssel. Im Bürokratiedschungel der Europäischen Union können mittelständische Unternehmen sehr viel verlieren. Oder aber auch eine ganze Menge gewinnen. Die Regeln des Spiels kennt Ludger Fischer Berufsbezeichnung: Lobbyist. Behörden, auch deutsche Behörden, hatten lange eine sagen wir großzügige Zahlungsmoral, lacht Ludger Fischer, doch damit haben wir im Inte - resse aller Selbstständiger aufgeräumt. Öffentliche Auftraggeber sind nun verpflichtet, Forderungen binnen 30 Tagen zu begleichen. Zahlen sie nicht, werden ab dem ersten Tag des Verzugs fünf Prozent Zinsen fällig. Kämmerer können jetzt kalkulieren, ob sich die Finanzierung ihres Budgets durch verspätete Zahlungen an private Auftragnehmer wirklich lohnt. Illegal war sie ohnehin, aber die Sprache des Geldes werden sie wohl besser verstehen. Willkommen in Brüssel. Da, wo über das Wohl und Wehe europäischer Unternehmer entschieden wird. Wo Finanzhilfen gewährt werden oder nicht. Wo Regelungslücken gefüllt werden. Wo Wirtschaft auf Bürokratie trifft. Jedes Jahr gehen etwa Anliegen aus der Wirtschaft in Europas heimlicher Hauptstadt ein. Dazu 2000 Petitionen, die allesamt von den rund Mitarbeitern diverser EU-Insti - tutionen beantwortet werden müssen. Doch die meisten Wünsche und Anliegen sind zu allgemein formuliert, so Fischer. Zu schreiben:,geld wäre bei mir gut angelegt, das reicht halt nicht. Genauso wenig reicht ein pauschales,dieses Gesetz ist ungerecht. Unternehmer, die in Brüssel Erfolg haben wollen, müssen die Spielregeln genau kennen. Und sie richtig umsetzen. Egal, um was es geht: Es kommt darauf an, die richtigen Formulare, korrekt ausgefüllt, mit der angemessen formulierten Antragsprosa in die Hände des zuständigen Kommissionsbeamten zu bekommen. So einfach ist das und doch so schwer. Fischer, Jahrgang 1957, hat die Regeln in mehr als einem Jahrzehnt als Lobbyist und Politikberater sehr genau kennengelernt. Zur Lobbyarbeit kam der studierte Kunsthistoriker, Politikwissenschaftler und Philosoph ganz konventionell: durch eine simple Bewerbung. Wohl aufgrund meiner Ausbildung arbeitete ich dann zuerst im Lebensmittelbereich, als Mitglied der Beratenden Gruppe für die Nahrungsmittelkette > pw 37

38 LOBBYISMUS how to earn it sowie für Tier- und Pflanzengesundheit der EU-Kommission, scherzt er. In dieser Funktion war er Ansprechpartner für die Bedürfnisse von 2,5 Millionen kleiner und mittelständischer Betriebe der Lebensmittelbranche. Fischer paukte zum Beispiel gegenüber gesättigten Fettsäuren, Zucker und Salz jeweils mit einer Ampelfarbe ausgewiesen werden. Enthalten 100 Gramm eines Lebensmittels mehr als 1,5 Gramm Salz, steht die Ampel auf Rot, sind es weniger als 0,3 Gramm, bleibt sie grün. Dazwischen steht sie auf gelb der EU-Kommission durch, dass unverpackte Vertreter der Lebensmittelindustrie Lebensmittel kein Nährwertprofil tragen müssen. Eine Verpflichtung wäre für sämtliche Anbieter fatal gewesen. Niemand hätte die unverpackte Ware, die im Supermarkt individuell abgewogen wird, korrekt etikettieren können. Er half, die Gefahrenanalyse kritischer Kontrollpunkte bei der Lebensmittelherstellung für Kleinunternehmer zu vereinfachen. Diese Dokumentationspflichten hätten in den Betrieben erheblichen Mehraufwand verursacht, der bei kleinen Unternehmen durchaus an die Substanz gegangen wäre. Und er wirkte mit, die in Deutschland beliebte Lebensmittelampel zu Fall zu bringen. Dabei sollte der Gehalt an Fett, wehrten sich mit dem Argument, solche Grenzen seien wissenschaftlich nicht nachvollziehbar. Zudem wäre der Bedarf an Nährstoffen je nach Alter oder Tätigkeit unterschiedlich. Fischer meint, die Ampel sende ein falsches Signal an den Verbraucher. Wenn jemand ab und an ein Stück Schokolade oder ein paar Chips verzehrt, wird ihm das keine gesundheitlichen Nachteile bringen. Anders sieht es natürlich aus, wenn jemand sich von Chips und Schokolade ernährt. Gesunde oder ungesunde Ernährung ließe sich eben nur feststellen, wenn das Essverhalten eines Verbrauchers täglich gemessen würde. Lobbyisten, das wird schnell klar, sind integraler Bestandteil der europäischen Maschinerie. Nur in Deutschland ist der Beruf des Lobbyisten negativ besetzt, meint Fischer. Schließlich betreibe doch jede Interessengruppe auf ihre Art Lobbyarbeit. Gewerkschaften, Umweltschützer oder Verbraucherver- Keine Ampel, sagt Brüssel und die Hersteller atmen auf. bände leisten sogar erstklassige Lobbyarbeit. Aber: Es ist das Recht der Unternehmer, darauf zu antworten. Von oben gedeckt sei der Lobbyismus außerdem: Es ist der offizielle Wunsch der EU, dass alle Seiten Lobbyarbeit betreiben. So erhalten Entscheidungsträger wichtige Informationen. Kostenlos. Dass bei diesem Austausch von Argumenten zwecks Meinungsbildung die Waffen nicht immer gleich verteilt sind, verschweigt er nicht: Verbraucherschutz ist natürlich eine gute Sache. Doch es gibt viele Verbraucherschützer, die sich zunächst einmal nur selbst schützen. Was Fischer damit meint: Verbraucherschutzorganisationen wie das Beuc (Bureau Européen des Unions de Consommateurs) werden teilweise von der EU finanziert. Laut Ansicht der Kommission braucht es zur Entscheidungsfindung verlässliche Daten über Verbraucherwünsche und Verbraucherverhalten. Das Beuc soll diese liefern. Die mittelständischen Betriebe dagegen finanzieren ihre Lobbyarbeit selbst, durch nationale Organisationen, horizontale Mittelstandsverbände wie den Zentralverband des deutschen Handwerks oder die Wirtschaftskammer Österreich. Oftmals würden deren Mitglieder gar nicht ahnen, wie wichtig diese Arbeit ist. Vor allem geht es in Brüssel schließlich darum, Regelungslücken zu füllen oder dabei zu helfen, den gesetzlichen Rahmen zu beeinflussen. Das ist mittelfristig wirtschaftlich sehr viel interessanter, als es eine finanzielle Förderung aus Brüssel jemals sein kann. Hätte er nicht geholfen, die Dokumentationspflichten für Kleinbetriebe zu vereinfachen, wäre dort jeweils ein Mitarbeiter den Tag über nur mit Protokollieren beschäftigt. Die Kosten wären beträchtlich. Ein Nährwertprofil für unverpackte Ware hätte dazu geführt, dass ein solches am Point of Sale quasi 38 pw 04.13

39 how to earn it LOBBYISMUS Fotos: picture alliance RM // fotolia nach Gewicht ausgedruckt werden müsste. Erheblicher Mehraufwand und ein permanenter, personalintensiver Datenverkehr zwischen Hersteller und Verkaufspunkt wären die Folgen gewesen. Das Grundproblem ist, dass der Mittelstand sich viel zu häufig fügt und die Möglichkeiten nicht ausreichend nutzt, um die Gesetzgebung zu beeinflussen, meint Fischer, große Betriebe sind dort sehr viel aktiver. Ihnen gelingt es zum Beispiel immer wieder, eingeführte Produkte zu ihren Gunsten umzudeuten. Manchmal führt diese Beeinflussung der Gesetzeslage sogar zur Neudefinition eines altbekannten Produkts. Und damit auch zu Neuverteilung der damit erzielbaren Gewinne. Schokolade, zum Beispiel, bestand früher vollständig aus kostspieliger Kakaobutter. Inzwischen sind fünf Prozent Fremdfette erlaubt. In diesen stecken Illipé, Palmöl, Sal-Butter, Shea, Kokum gurgi und Mangokern. Diese Stoffe sind natürlich im Vergleich zu Kakao sehr günstig. Den großen Süßwarenherstellern spart dies erhebliche Summen. Doch meiner Klientel der Kleinbetriebe bringt diese Regelung nichts, kritisiert Fischer. Wer nach alten Verfahren produziere, könne und wolle diese Fremdfette nicht nutzen und bekomme nun zusätzlichen Preisdruck. Ähnliche Eingriffe gibt es überall: Auch Reinigungsmittel bedürfen einer gesetzlichen Definition. Jeder Hersteller werde zudem mit Sicherheits- und Umweltschutzvorschriften konfrontiert, die mittlerweile ausschließlich in Brüssel beschlossen werden. Nicht alle können kos tenneutral realisiert werden. Ein Mittelständler, der sich berufen fühlt, selbst etwas zu ändern, wendet sich am besten zunächst an seinen Mittelstandsverband. Eventuell wird danach eine Anfrage gestellt, um Gehör bei der gesetzgebenden Kommission zu finden. Oder er leistet sich die Beratungstätigkeit eines Lobbyisten. Dessen Stundenlohn liegt bei etwa 150 Euro. Eine Erfolgsgarantie gibt es dafür allerdings nicht. Die Arbeit in Brüssel ist eine permanente Interessenabwägung, erklärt der Lobbyist. Viele Forderungen sind wünschenswert und plausibel. Doch nicht jede plausible Forderung benötigt sofort ein eigenes Gesetz. Fördergeld von der EU. Neben der Beeinflussung von Gesetzesarbeit kümmern sich Lobbyisten in Brüssel auch noch um finanzielle Beihilfen und Förderungen. Geld vom Staat. Für lau. Das klingt gut. Doch Fischer warnt vor falschen Vorstellungen: Es handelt sich immer um eine Förderung, die der ideologischen Ausrichtung der EU-Kommission folgt. Es ist eine Förderung nach Prinzipien der,political correctness. Deshalb müssen unbedingt auch die politisch korrekten Modeworte in den Anträgen verwendet werden. Das sind derzeit Nachhaltigkeit, CO 2 -schonende Produktion oder CSR, also Corporate Social Responsibility, erklärt Fischer. Letzteres meint zum Beispiel, dass sich der Unternehmer auch um das Wohlbefinden der Mitarbeiter sorgen sollte was früher eigentlich selbstverständlich war. Fischer: Die goldene Uhr, die es in der Vergangenheit als,treueprämie nach 30 Jahren im Betrieb gab, ist heute eine von der öffentlichen Hand bezuschusste Maßnahme. Kann der Austausch von Maschinen in einem produzierenden Betrieb, der CO 2 -Einsparungen oder geringere Lärmbelästigung der Mitarbeiter bringt, wirklich gefördert werden? Die Kunst der Fördermittelbeantragung besteht darin, den Antrag in Worte zu kleiden, die mit der Intention der EU-Kommission übereinstimmen, antwortet Fischer. Und konkret? Nehmen wir mal an, wir wären Eigner Zumindest beim zögerlichen Griff der öffentlichen Hand zur Geldbörse konnte Brüssel helfen. Fischer: Stellen Sie sich vor: Städte und Kreise zahlen ihre Handwerkerrechnungen jetzt pünktlich. Auch in Italien. Auch in Deutschland. Das hätten die jeweiligen nationalen Regierungen nie hinbekommen. Text: Jörg Zipprick eines Fischtrawlers. Dann hätten wir Aussicht auf beträchtliche Fördermittel, wenn wir einen kleineren, moderneren anschaffen wollten. Beim Fischfang ist die Absicht der Kommission schließlich die freiwillige Senkung von Produktionskapazitäten. Geld freilich bekommt nur derjenige, der schon über Kapital verfügt. Die finanzielle Förderung kann 50 bis 75 Prozent der Gesamtsumme betragen, doch niemals 100 Prozent erreichen. Kleine oder mittelständische Unternehmen, die sich für Finanzierungen interessieren, können sich an spezialisierte Consulting-Unternehmen wenden. Hochschulen oder größere Unternehmen mit mehr als 500 Mitarbeitern beschäftigen zuweilen eigene Spezialisten, die ideale Fördertöpfe auskundschaften. Ein Hinweis auf deren Seriosität gibt die Art ihrer Honorarabrechnung. Bezahlt werden sollte nie im Voraus, sondern immer erst im Erfolgsfall. Die sprichwörtliche gute Geschäftsidee reicht für eine Förderung seitens der EU übrigens nicht. Erfinder werden nicht unterstützt. Gefördert wird, wer Ideen der EU-Kommission umsetzt, sagt Fischer. Und ergänzt: Diese Haltung stößt vielen Unternehmern natürlich sauer auf. Sie möchten aus verständlichen Gründen frei entscheiden, was sie tun. Aber so ist das nun einmal auch in Brüssel: Wer zahlt, schafft an pw 39

40 BIG DATA how to earn it Ein ganz neuer Blick auf Daten. Robert Kosara ist zu einer Leitfigur eines Trends geworden, mit dem sich bis vor Kurzem nur wenige Experten befasst haben: der Datenvisualisierung. Unternehmern kann dies den entscheidenden Wettbewerbsvorsprung verschaffen. Denn in der Visualisierung liegt der Schlüssel zum effektiven Umgang mit den unglaublichen Datenmengen, die auf den Computern diese Welt gespeichert sind. Die Universität Hawaii schätzt, dass mehr Daten in Computerspeichern liegen als Sandkörner an allen Stränden der Welt. Und diese Datenmengen verdoppeln sich auch noch alle zwei Jahre. Unter dem Schlagwort Big Data wurde deshalb immer wieder das Versprechen abgegeben, dieser Sand lasse sich in Gold verwandeln. Doch bisher rieselt der Sand den meisten Unternehmern, bildlich gesprochen, durch die Finger. Hinter dem ganzen Hype um Big Data steht schlicht die Tatsache, dass es heute extrem einfach und billig geworden ist, jede Menge Daten zu sammeln und zu speichern und zwar für lange Zeit, sagt Robert Kosara. Doch die Datenmenge an sich sei gar nicht interessant. Die wichtigere Frage sei, was diese Daten für den Unternehmer tun können. Robert Kosara Daten sichtbar machen. Antworten darauf sehen die meisten aber noch gar nicht. Robert Kosara redet mit leiser Stimme. Freundlich, eher zurückhaltend. Vielleicht, weil er die letzten 14 Jahre kaum noch in seiner Muttersprache spricht. Seither forscht und arbeitet der Österreicher in den USA. Erst an seiner Professur am Visualization Center der UNC Charlotte, einem der größten interdisziplinären Forschungsinstitute in Sachen Datenvisualisierung. Jetzt in der Forschungs- und Entwicklungsabteilung der laut Gartner Institut am schnellsten wachsenden Firma für Business Intelligence der Welt. Sie heißt Tableau Software und ist im eher weniger bekannten amerikanischen Technologie-Hotspot Seattle beheimatet. Woran es liegt, dass die Versprechungen sich bisher nicht bewahrheitet haben? Die wirklich interessanten Informationen, erklärt Kosara, sind ausgerechnet in Datensätzen zu finden, die bunt > 40 pw 04.13

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42 BIG DATA how to earn it durcheinander irgendwann auf unterschiedlichen Plattformen abgelegt wurden und auf den ersten Blick nichts miteinander zu tun haben. Da geht es um Produktions-, Logistik-, Kunden-, Einkaufs- und Verkaufsdaten. Wer kauft was, wann, wo und wie oft in welchen Abständen? Hängt das vielleicht mit dem Wetter oder der Jahreszeit zusammen? Was machen meine Mitarbeiter, wie läuft die Produktion, der Vertrieb, die Logistik und zwar über lange Zeit - räume und in jedem Detailgrad. Die Informationen, so Kosara, gebe es meist oder sie ließen sich leicht beschaffen. Doch kaum ein Unternehmer nutze sie. Weil sich im Ergebnis niemand elend lange und komplizierte Tabellen anschauen will und sie meistens auch nicht versteht. Denn, erklärt Kosara: Daten und Tabellen entsprechen einfach nicht unserer Wahrnehmungsfähigkeit: Tabellen sind langsam, weil der Nutzer die Zahlen lesen und vergleichen muss. Und das wird ab einer bestimmten Datenmenge und Struktur einfach unmöglich. Die Zusammenhänge und Querverbindungen, die Größenverhältnisse und Unterschiede, die in den Werten stecken ausgerechnet das, was Daten überhaupt erst wertvoll macht, fallen einfach nicht ins Auge. Dagegen habe der Mensch in seiner Evolutionsgeschichte unglaubliche Fähigkeiten bei der Wahrnehmung von Mustern und Zusammenhängen entwi - ckelt. Der Schlüssel für ein neues und einfaches Verständnis von Daten liege deshalb in ihrer Visualisierung. Wenn es gelingt, sie richtig darzustellen, erläutert Kosara, dann werden ihre Mus - ter für uns auf einmal offensichtlich. Wir können intuitiv erkennen, ob zwei Linien parallel sind. Oder dass die Anordnung einiger Punkte einen Trend entlang einer Diagonalen zeichnet. Damit können wir Unmengen von Daten und Informationen in ihrer Bedeutung, ihren Zusammenhängen, Relationen und Entwicklungen einfach und sehr schnell wahrnehmen. Und so den Sand in den Datenbanken dieser Welt in einen Wissensschatz verwandeln. Bei Tableau wurde der Bedarf für Visualisierungen im Business-Kontext frühzeitig erkannt. Die Unternehmensentwicklung zeigt, dass die Amerikaner damit offenbar auf eine Goldader gestoßen sind. Seit 2010 verdoppelt sich der Jahresumsatz jährlich von 32,2 über 62,4 auf 127,7 Millionen US-Dollar im Jahr Der Börsengang im Mai 2013 wurde dann auch ein voller Erfolg. Heute beträgt die Marktkapitalisierung stolze 600 Millionen Dollar. Gegründet wurde Tableau 2000 von den Stanford-Professoren Chris Stolte und Pat Hanrahan. Stolte brachte ein Projekt des US-Verteidigungsministeriums, in dem es um die Verbesserung der Möglichkeiten ging, wie Menschen komplexe Informationen analysieren können, mit an die Universität und traf dort auf seinen späteren Doktorvater Pat Hanrahan, Mitbegründer und Mastermind von Pixar, dem Star des Animationsfilms. Gemeinsam sahen sie die Chance, die Welt noch einmal in sichtbare Bewegung zu bringen. Tableau unterwandert die herkömmlichen IT-Strukturen in Firmen ein Stück weit, erklärt Kosara. Jeder kann die Fragen, die er hat, nun selbst an die Daten stellen. Ohne irgendeinen Expertenapparat dahinter, der das für ihn macht. Und in Form von Visualisierungen bekommt er schnell Antworten. Egal woher die Daten kommen und egal wie viele Daten das sind. Und das für alle Nutzer auch ohne IT- Affinität. Einer der Testdatensätze von Tableau er nennt sich Superstore macht das anschaulich. In dieser Datenbank gibt es Informationen über alle Produkte, was wann bestellt, geliefert, verkauft oder auch verschickt wurde. Nutzer können nun zum Beispiel fragen, welche Produkte im Sommer mehr verkauft werden als im Winter. Die Visualisierung 42 pw 04.13

43 how to earn it BIG DATA zeigt die Verkäufe im Zeitverlauf. Oder Umsätze. Oder Gewinne. Für alle möglichen Produktgruppen, jedes der unzähligen Geschäfte, in verschiedenen Regionen des Landes. Das System basiert auf der Software VizQL Visual Query Language. Durch sie wird es möglich, multidimensionale Datensätze zusammenzufügen egal aus welcher Datenbank sie stammen oder in welchem Format sie vorliegen. Die Nutzer können daraus entstehende Visualisierungen individualisieren, anpassen, optimieren, neu anordnen oder konfigurieren und mit anderen teilen. Erlernbar sei das Ganze in einer halben Stunde. Nicht zuletzt wurde Tableau in der Kommunikation rund um den Börsengang als Excel Killer bezeichnet. Später ist dann der Bereich der Interaktion hinzugekommen, erzählt Kosara weiter. Sie können nun um allein beim Beispiel eines simplen Balkendiagramms zu bleiben einfach auf einen Balken klicken, der Ihnen interessant erscheint, und sehen, welche Einsichten sich hinter diesem Balken verbergen. Und das gelte für Visualisierungen aller Art Kartenansichten, Graphen, Diagramme, Scatterplots. Die Welt der Informationen wird so immer vielschichtiger. Sie können so auf mehreren Ebenen hintereinander in jedes Detail gehen, selbst wenn eine halbe Million Datenwerte dahinterstehen einfach, um einmal zu sehen, ob Ihnen dabei etwas auffällt. Es geht darum, Muster zu erkennen. Wo gibt es Auffälligkeiten, Abweichungen, Brüche? Welche überraschenden Zusammenhänge und Entwicklungen zeigen sich im Zeitverlauf? Bis zu dem Punkt, wo Sie dann genau wissen, dass es sich lohnt, nicht nur die Daten anzuschauen, sondern an den Ort zu gehen, wo sie erhoben werden, um direkt nachzufragen und etwas zu unternehmen. Mehr als Kunden nutzen bereits die Visualisierungslösungen von Tab - leau. Unter ihnen die ganz Großen wie Facebook, Google, Ebay und Yahoo, deren Geschäftsmodelle fundamental auf ungeheuren Datenmengen basieren. Auch Unternehmensberatungen nutzen Tableau, um ihren Klienten ihre Analysen in ganz neuer Form zu präsentieren. Zahlreiche der führenden Datendienstleister wie der CRM-Anbieter Salesforce kooperieren, um den Kunden ihre Services auch gleich in visueller Form zu liefern. Und mittlere und kleine Big Data = Big Danger? In vielen Unternehmen herrscht Verunsicherung. Die NSA-Enthüllungen durch den ehemaligen US-Geheimdienstmitarbeiter Edward Snowden haben den Hype um Big Data zumindest gestört, wenn nicht unterbrochen. Wenn Daten nicht so sicher sind wie gedacht, könnten dann nicht auch sensible Firmendaten auf externen Servern und in den Speichern von Datendienstleistern leichte Beute für kriminelle Hacker werden? Ich glaube, dass es einen sehr großen Unterschied gibt zwischen dem, was die NSA einsehen kann und was irgendwelche anders motivierten Hacker tun können, schätzt Robert Kosara die Situation ein. Noch hält der Experte den Trend, Unternehmensdaten in externe Server auszulagern, für sicher. Was sich aber ändern kann. Ich gebe Ihnen ein Beispiel: Die Firma Salesforce macht Customer Relationship Management und wird von unzähligen Firmen genutzt. Seit 2004 läuft dort alles in der Cloud. Wir von Tableau nutzen das auch. Theoretisch müss - te Salesforce ein bevorzugtes, weil lukratives Ziel für Hackerangriffe sein. Aber das scheint nicht der Fall zu sein. Ich weiß nicht, wie sie das abwehren aber es scheint zu funk - Unternehmen wenden die Software für die Visualisierung ihrer mehr oder weniger komplexen oder datenintensiven Busi nessmodelle an. Die Nutzung von Daten wird so hochgradig individuell. Jedes Unternehmen hat andere Geschäftsprozesse und jeder Mitarbeiter ganz eigene Fragen, erläutert Kosara. Die Visualisierung überlässt die Datenverarbeitung dem Computer, wo sie auch gut aufgehoben ist. Die Wahrnehmung, die Muster - erkennung und das Fragenstellen also die ganze Intelligenz wird dagegen > tionieren. Vertrauen sei in diesem Bereich der Schlüssel. Ohne Vertrauen, dass Daten sicher sind, gebe es solche Geschäftsmo - delle wie das von Salesforce einfach nicht. Allen ist bewusst, dass allein der Verdacht auf Sicherheitslücken diese Geschäftsmodelle in sich zusammenfallen lassen würde. Das ist ziemlich viel Motivation zum Selbstschutz. Nutzer, hat Kosara festgestellt, hätten das Problem heute auf der Agenda. Es könnte sehr schnell passieren, dass sich Unternehmen entscheiden, alles wieder inhouse zu machen und ihre eigenen CRM-Systeme und Kommunikationsserver zu betreiben. Für Tableau wäre das kein Problem. Die meisten unserer Kunden nutzen unsere Lösungen ohnehin bisher auf ihren eigenen Sys temen. Entscheidend sei, dass Unternehmen überhaupt damit beginnen, die Daten, die sie generieren, für sich anders zu nutzen und damit zu experimentieren. Mit Big Data müsse das gar nichts zu tun haben. Vielmehr geht es um Small Data. Schon in sehr wenigen Daten können große Überraschungen stecken. Sie müssen sie nur anders anschauen! pw 43

44 BIG DATA how to earn it Schau mal genauer hin. Die Visualisierung von Daten ist an sich nichts Neues. Einer der Pioniere, der Neuland jenseits von tabellarischen Reihen und Spalten betrat, war der französische Ingenieur Charles Joseph Minard. Berühmt wurde er durch die Darstellung des fatalen Russlandfeldzugs Napoleons 1812 bis Seine Visualisierung zeigt sechs Typen von Informationen: Geografie, Zeit, Temperatur, die Route und Richtung der Armeebewegung sowie die Truppenstärke im Verlauf. Die rapide sinkenden Temperaturen während des Rück - zugs werden unter dem Chart gezeigt. Während Tolstoi Hunderte von Seiten brauchte, um den Feldzug zu beschreiben, benötigte Minard nur eine, um eine Armee zu zeigen, die mit Soldaten loszog und mit zurückkehrte. Die modernen, enorm vielschichtigen Visualisierungen mit ihren unzähligen Ebenen lassen sich in einem Print-Magazin gar nicht mehr angemessen darstellen. Um einen Einblick zu bekommen, ist ein Besuch auf der Tableau-Homepage hilfreich. Unter business-dashboards finden Sie ein aus - sagekräftiges Beispiel für ein interaktives Dashboard (unten). Durch Klicken auf eine der Untermenüpunkte oder durch das Aktivieren einzelner Datenpunkte können Sie immer tiefer in die aufregende Welt der Informationen eintauchen. für den Menschen geöffnet. Das ist die intelligenteste Art und Weise, mit Daten umzugehen. Diese Datenanalyse, gepaart mit neuen Formen der interaktiven Datenvisualisierung, eröffnet noch eine weitere Dimension, das eigene Geschäft und die eigenen Geschäftsprozesse effektiver zu machen. Wenn dieses neue visuelle Erkenntnismedium nicht nur der Unternehmer allein oder seine Führungskräfte nutzen. Ob Sie neue Einsichten für alle Mitarbeiter öffnen, überlegt Kosara, ist letztlich eine Frage der Unternehmenskultur. Neu ist, dass Sie jedem Mitarbeiter quasi Live-Daten über die Prozesse und Entwicklungen Ihres Unternehmens zugänglich machen können, wenn Sie wollen. Dann können alle einfach sehen und verstehen, wie es dem Unternehmen geht, wie es bei den anderen Mitarbeitern läuft, wie alles zusammenspielt, wo es Probleme gibt, wie sie sich gegenseitig unterstützen können, und welche Wirkung sie dadurch erzielen. Je mehr Informationen Menschen haben, ist Kosara überzeugt, desto besser können sie sich mit dem größeren Zusammenhang und dem Ziel des Ganzen identifizieren. Und desto mehr können sie selbst unternehmen und verbessern. Oder aus ihrer jeweiligen Perspektive Zusammenhänge entdecken, die die Geschäftsführung vielleicht gar nicht gesehen hatte. Dass etwas drängt, dass etwas Probleme macht oder dass man etwas ganz anders machen könnte. Denn Sand an sich, um bei dem Vergleich der Universität Hawaii zu bleiben, lässt sich nun einmal nicht in Gold verwandeln. Der Wert entsteht erst, wenn es den Menschen möglich wird, die Muster und Zusammenhänge zu entdecken, die sich darin verbergen. Text: Johannes Wiek Illustrationen: Rüdiger Trebels 44 pw 04.13

45 02 how to invest it Managed Futures // Strategie // Lachse // Fusionsfieber 50 Unabhängig vom Markt Hedgefonds-Manager versuchen, auch dann Rendite zu erzielen, wenn die Kurse fallen. Einige vertrauen dabei auf ihr Wissen und ihre Intuition. Andere auf den Computer. Sushil Wadh wani vereint beide Ansätze. 60 Vorsichtiger Diesmal ist alles anders, lautet der teuerste Satz an der Börse. Denn es war noch nie anders. Wenn sich die Geschichte auch 2014 wiederholt, müssen Anleger irgendwann im nächsten Jahr höllisch aufpassen. 66 Abgedreht Dreisatz: Wie viele Ruten sind erlaubt? Wie lange dauert die Saison? Wie viel kann ich pro Rute verlangen? So einfach kalkulieren Investoren, wenn es um den Kauf eines Lachsflusses in Island geht. 82 Bevor die anderen kaufen Dass die meisten großen Fusionen am Ende nicht viel Nutzen stiften, kann uns eigentlich egal sein. Es gibt schließlich unendlich viele Möglichkeiten zu verdienen, bevor der Deal unter Dach und Fach ist. Wer sich nach den Tipps von Brokern richtet, kann auch einen Friseur fragen, ob er einen neuen Haarschnitt empfiehlt. Warren Edward Buffett (*1930), amerikanischer Investor.

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47 how to invest it OPINIONLEADER Am Anfang der Zukunft. Die meisten Menschen unterschätzen das Potenzial vieler Internetfirmen, meint Sebastian Thomas von Allianz Global Investors. Wer die schöne neue Tech-Welt versteht, erkennt, wo sich Investitionen lohnen. Foto: Viele Beobachter sprechen derzeit von einer Blase bei Internetaktien und verweisen auf das Missverhältnis zwischen Marktkapitalisierung auf der einen und aktuellem Umsatz und Ertrag auf der anderen Seite. Wenn ich so etwas lese, frage ich mich immer, ob sie deren Geschäftsmodelle wirklich analysiert und verstanden haben. Lassen Sie mich das am Beispiel von Google und Facebook erklären. Google machte 2012 über 50 Milliarden Dollar Umsatz und über 10,7 Milliarden Dollar Gewinn. An der Börse ist das Unternehmen mit rund 344 Milliarden Dollar bewertet. Facebook setzte fünf Milliarden Dollar um, machte 1,3 Milliarden Dollar Gewinn und kostet 112 Milliarden Dollar. Das schnelle Urteil der Pessimisten: Kurs-Gewinn- Verhältnisse über 40 sind Wahnsinn. Die Facebook-Aktie ist viel zu teuer. Mal sehen. Beide Unternehmen wissen mehr über ihre Nutzer und damit über die Kunden anderer Unternehmen als jemals eine Firma zuvor. Und beide Konzerne verdienen ihr Geld mit der rund um ihre Dienstleistungen platzierten und stark individualisierten Werbung. Erstmals bringen diese Firmen Twitter oder LinkedIn gehören auch dazu die Identität von Menschen in das World Wide Web. Das eröffnet ungeahnte Möglichkeiten. Das beginnt mit politisch motivierten Bewegungen von Menschen aus Staaten mit autoritären Regimen. Und geht bis zu Verbrauchern, die via Internet ihre Meinung äußern und so darauf hinwirken, dass Unternehmen qualitativ bessere Produkte und Dienstleistungen bereitstellen. Ich bin mir ziemlich sicher, dass wir künftig in diesem Bereich eine Menge hochwertiger Innovationen sehen werden. Wir haben doch die Geschäftsmöglichkeiten noch nicht einmal annähernd ausgelotet. Mein erstes Fazit wäre: Es gibt überhaupt keinen Grund zu vermuten, dass Umsätze und Erträge dort nicht weiter dynamisch wachsen werden. Mein zweites Argument findet sich tief in den Bilanzen. Google setzt jedes Jahr mit jedem Nutzer 50 Dollar um. Bei Facebook sind es aber aktuell nur sechs Dollar. Wird das so bleiben? Erstens weiß Facebook noch sehr viel mehr über seine Nutzer als Google. Und zweitens verbringen die Menschen immer mehr Zeit auf der Website des sozialen Netzwerks. Mit der Nutzung des Internets über mobile Endgeräte wird sich dieser Trend noch weiter akzentuieren. Mein zweites Fazit lautet darum: Gelingt es Facebook im Lauf der Zeit, mit jedem Nutzer so viel Umsatz zu machen wie Google, könnten sich Umsatz und Ertrag damit verzehnfachen. Gleichen sich auch die Marktbewertungen an, könnte die Facebook-Aktie sich leicht verdreifachen. Gleichzeitig wird Google ebenfalls nicht stehen bleiben, sondern weiteres Entwicklungspotenzial ausschöpfen wollen. Trotzdem tauchen immer wieder die Parallelen zur Dotcom- Blase der Jahrtausendwende auf. Nur: Heute haben immer mehr Unternehmen Geschäftsmodelle, die funktionieren und die sie immer weiter verbessern. Und noch ein Unterschied ist augenfällig. Während der Dotcom-Ära haben selbst Firmen der Old Economy Technologieprojekte oft nur angestoßen, um den Firmenwert in die Höhe zu treiben. Ob sich die Investitionen auszahlten, war zweitrangig. Heute steht hinter der Investition im Internetbereich viel häufiger die Absicht, die Erträge zu erhöhen. Das ist keine Blase, keine Spekulation, sondern ein sehr ermutigender Ansatz. Die Bewertungen sind zwar anspruchsvoll, jedoch keineswegs hoffnungslos überzogen. Vergessen Sie nicht: Wir stehen noch immer ganz am Anfang einer revolutionären Entwicklung. Die Auswirkungen, die das World Wide Web auf die technologische Entwick - lung, vor allem aber auf die Gesellschaft haben wird, können wir derzeit nur erahnen. Wir sehen gerade erst, was mit Geräten und Diensten, die mit dem Internet verbunden sind, alles möglich ist. Natürlich werden nicht alle Internetfirmen Erfolg haben. Aber viele von ihnen werden in ein paar Jahren eine noch sehr viel höhere Marktbewertung haben als heute. Noch eine Anmerkung: Facebook ist derzeit nicht höher bewertet als Google nach dem Börsengang. Seitdem ist die Google- Aktie um das Neunfache gestiegen. Es lohnt sich, wachsam zu sein und den Beginn der Zukunft nicht zu verschlafen pw 47

48 HALB LEER

49 how to invest it OPINIONLEADER Die Internet-Blase wird platzen. Der Technologiesektor bietet Investoren derzeit zwar überdurchschnittlich gute Anlagechancen, beobachtet Brad Slingerlend von Janus Capital. Doch in einigen Teilbereichen droht eine Blasenbildung. Foto: Erste Alarmzeichen im Technologiebereich sind unverkennbar. Wenn eine Aktie beim Börsengang um 75 Prozent in die Höhe schießt und dem Unternehmen damit ein Marktwert von 25 Milliarden Dollar zugestanden wird, obwohl dieses bislang nur Verluste macht und es im laufenden Jahr wohl auf einen Umsatz von gerade mal einer halben Milliarde Dollar bringen wird, dann hat dies mit Investieren nicht mehr viel zu tun. Jetzt werden Sie sagen klar, das ist ein Einzelfall. Ist es aber nicht. Die Bewertungen im Internetsektor sind stark angestiegen. Verstehen Sie mich nicht falsch. Es gibt durchaus Technologiebereiche, die günstig bewertet sind, die bes te Zukunftsaussichten haben, und wo es sich lohnt, jetzt zu investieren. Wenn es aber speziell um die derzeit angesagten Internetfirmen geht, dann argumentieren die Analysten wieder wie während der Dotcom-Blase zu Beginn des vergangenen Jahrzehnts. Auch damals kamen Unternehmen viel zu hoch bewertet an die Börse, stets mit dem Argument, dass sie in diese Bewertung hineinwachsen würden. Dass die Umsätze rasant steigen würden und dass sie in absehbarer Zeit schwarze Zahlen schreiben werde. Wir alle wissen, wie es ausging. Natürlich gab es auch damals Gewinner Unternehmen, die heute noch am Markt sind und dabei sogar äußerst erfolgreich agieren. Mehr denn je ist daher auch jetzt wieder eine sorgfältige Aktienauswahl notwendig. Interessant sind Unternehmen, die mit ihrer Innovationskraft Technologien vorantreiben und zu marktfähigen Anwendungen für andere Bereiche weiterentwickeln nicht nur für den Technologiesektor selbst, sondern auch für traditionelle Industriebranchen, den Finanz- oder den Gesundheitssektor. Bei einigen trendigen Internetfirmen sieht das allerdings anders aus. Schauen Sie sich nur einmal an, wie viele dieser Unternehmen derzeit mit dem Zehnfachen ihres Umsatzes oder mehr bewertet werden. Bald wird sich herausstellen, dass viele davon nur ein Produkt haben und entsprechend anfällig für Konkurrenz sind. Sie werden trotzdem von Investoren geliebt. Ich frage mich natürlich, wo die Gründe für diesen Irrtum liegen. Eine mögliche Erklärung ist: Die Investoren leiden unter der extremen Niedrigzinsphase und dem geringen Wirtschaftswachstum in den alten Industrien. Sie suchen deshalb verzweifelt nach Unternehmen, die dynamisches Umsatzwachstum generieren. Genau das treibt immer mehr Anleger in trendige Internetfirmen, die sich in rasant wachsenden Branchen bewegen. Am deutlichsten wird dies vielleicht bei einem Blick auf den Smartphone-Markt. Die Zahl der Nutzer nimmt zu, ebenso wie die Zeit, die sie mobil im Internet verbringen. Und die Firmen, die von diesem Trend profitieren könnten, ziehen deshalb sehr viele Investorengelder an. Ob sie dann aber aus der Idee Umsätze und aus den Umsätzen Gewinn machen werden, ist schon fraglich. Noch fraglicher ist, ob sie genug Gewinn machen können, um die aktuelle Bewertung zu rechtfertigen. Besonders fatal: Es gibt nur eine begrenzte Anzahl von Unternehmen, die genau in dieses Beuteschema passen. Und deren Bewertungen werden deshalb besonders stark in die Höhe getrieben. Das sind reine Knappheitspreise. Fakten wie Umsätze oder Gewinne spielen keine Rolle. Stattdessen geht es wie in den besten Zeiten der New- Economy um Hoffnung. Natürlich kann eine Firma den Umsatz um 150 Prozent stark steigern aber wird sie dieses Wachstumstempo tatsächlich fünf Jahre durchhalten können? Enttäuscht das Unternehmen nur einmal die Wachstumsvorstellungen des Markts, dann das lehrt die Erfahrung geht es sehr schnell und steil abwärts. In den USA gibt es den Satz, Firmen sind priced to perfection. Läuft es nicht so perfekt wie erhofft, haben die Anleger in diesen Titeln ein Problem. Die Spekulationsblase bei trendigen Internetaktien wird platzen. Ich kann nicht sagen, wann nächste Woche oder erst in drei Jahren. Aber was ich weiß, ist, dass die Risiken täglich zunehmen. Und irgendwann wird es passieren. Es ist deshalb gesünder, nicht mit der Herde zu laufen und sich von diesen irrational hoch bewerteten Trend-Titeln fernzuhalten pw 49

50 2014 wird ein ziemlich turbulentes Jahr werden. Sushil Wadhwani hat sich aus vielen Richtungen dem Kapitalmarkt genähert. Als Wissenschaftler. Als Aktienstratege bei Goldman Sachs. Als Modellbauer bei einem legendären Hedgefonds-Manager. Und als Geldpolitiker bei der Bank von England. Seit 2002 fließt dieses Wissen aus Jahrzehnten in seinen eigenen Hedgefonds ein. Das Ziel: Selbst dann Erträge zu generieren, wenn herkömmliche Anlageklassen Aktien, Anleihen an Wert verlieren. Gut möglich, dass wir sein Kow-how im nächsten Jahr gebrauchen können.

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52 SUSHIL WADHWANI how to invest it D as war wirklich extrem verblüffend, lächelt Su - shil Wadhwani. Von der Spitze bis zum Tiefpunkt war der Hang Seng Index, Hongkongs Aktienbarometer, um 80 Prozent gefallen. Und ich konnte keinerlei ernsthafte Veränderungen in meiner Umgebung wahrnehmen. Von wegen effiziente Märkte, die alle Informationen perfekt verarbeiten. Es gab keine Informationen, die diesen Kurssturz erklären konnten. Der 14-jährige Wadhwani lebt im diesem Jahr 1973 mit seinen Eltern in Hongkong. Und stellt nun eine Menge Fragen. Sie alle kreisen um das Warum. Doch obwohl ich einige Erklärungen bekommen habe, gab es nichts, das mich völlig befriedigt hätte. Ich kann zwar nicht sagen, dass ich in dieser Mikrosekunde beschlossen hätte, Ökonom zu werden. Aber es stimmt schon: Mein Interesse zu lernen, wie Geld, Kapitalmärkte und Wirtschaft verbunden sind, war geweckt. Die darauffolgenden 40 Jahre verbringt Sushil Wadhwani damit, zwischen Theorie und Praxis hin- und herzupendeln. Sein Ziel ist es, alles zu lernen, was es über den Kapitalmarkt zu lernen gibt. Nach dem Studium arbeitet er zunächst als Dozent an der London School of Economics. Merkt aber schnell, dass es schwierig ist, dieses Fach angemessen zu beherrschen, wenn du nicht ein paar eigene Markterfah rungen hast. Also lässt er sich beurlauben und geht zu Goldman Sachs. Dort soll er Preise von Vermögenswerten modellieren. Ich machte das aus der fundamentalen Sicht eines Wirtschaftswissenschaftlers und untersuchte, welche ökonomischen Faktoren die Trends an den Märkten bestimmen. Bald hat Wadhwani bei Goldman einen illustren Kunden, der sich brennend für diese Arbeit interessiert. Paul Tudor Jones, laut Forbes heute mit einem Nettovermögen von 3,6 Milliarden Dollar die Nummer 376 auf der Liste der reichsten Menschen, ist zu dieser Zeit eine der schillerndsten Figuren im Hedgefonds-Geschäft. Er wollte, dass ich ihm half, ein techno-fundamentales System zu bauen. Ein Modell, in dem ökonomische Fundamentaldaten und Markttechnik miteinander kommunizieren das war eine Herausforderung. Wadhwani wechselt die Seiten. Baut das Modell. Setzt es um. Macht auch Geld damit: Die Performance war passabel. Dann bekommt sein Sekretariat an einem Dienstagmorgen im Jahr 1999 einen merkwürdigen Anruf. Es war das Büro des britischen Schatzkanzlers. Gordon Brown wolle mich um vier Uhr treffen. Diesen Abend. In der Bank of England warten aber nur zwei Mitarbeiter Browns. Sie boten mir einen Job im geldpolitischen Ausschuss der Notenbank an. Der Schatzkanzler selbst würde mich nur treffen, wenn ich bis Freitagmittag Ja sagen würde. Ich hatte drei Tage Bedenkzeit. Gordon Brown hatte im Mai 1997 das Amt als Schatzkanzler angetreten und der Bank of England uneingeschränkte Freiheit in der Geldpolitik gewährt. Sie erklärten mir, dass sie noch dabei wären, die praktischen Regeln für die Festlegung der Zinssätze auszuarbeiten. Das war natürlich wieder eine tolle Chance für mich, Neues zu gestalten. Wadhwani sagt Ja, macht aber klar, dass er nur drei Jahre bleiben werde. Nach dieser Zeit weiß er nicht nur eine Menge über Wirtschaft und Kapitalmärkte, über Hedgefonds und Modelle. Sondern eben auch über die Art und Weise, wie Notenbanker ticken. Genug, um meine eigene Firma zu gründen. Mit Wadhwani Asset Management initiiert er 2002 eine Hedge fonds-boutique, die er im Bereich Managed Futures ansiedelt (siehe Seite 56). An allen Märkten dieser Welt kann er nun über Termingeschäfte auf steigende oder fallende Kurse setzen. Die einzige Vorgabe: Rendite machen unabhängig von den Börsentrends. Paul Tudor Jones unterstützte mich damals sehr er war auch mein größter Investor. Einen Monat nach Start der Firma, erzählt Wadhwani, habe er schon 400 Millionen Pfund unter Management gehabt dann ging es relativ schnell auf zwei Milliarden hoch. Am Anfang verlässt sich Wadhwani beim Handel noch allein auf seine Erfahrung, sein Wissen. Bald ändert er dies aber und konzipiert daraus ein computerbasiertes System, das auf acht selbst entwickelten, unabhängigen quantitativen Modellen basiert. Ich mag einfach die Disziplin eines Modell-basierten Ansatzes. Im Jahr 2005 lanciert er auf dieser Basis seinen Offshore-Fonds. Mit großem Erfolg. Bis Ende 2008 macht er kumuliert über 80 Prozent Plus. Vor allem die 50,7 Prozent Gewinn im Krisenjahr 2008 überzeugen auch den Schweizer 52 pw 04.13

53 how to invest it SUSHIL WADHWANI Vermögensverwalter GAM. Anfang 2010 legt GAM mit Wadhwani einen für deutsche Anleger investierbaren UCITS III Fonds auf. Der, so die Werbebotschaft, strebe Gewinne von zwölf bis 15 Prozent pro Jahr an. Die Zusammenarbeit gründet auf dem langjährigen, überzeugenden Track-Record seiner Offshore-Strategie, die unserem Multi-Manager-Team bestens vertraut war, erläutern die Verantwortlichen bei GAM. Doch der Fonds enttäuscht. Seit Auflage im April 2010 liegt die Performance bei 0,25 Prozent. Insgesamt. Es gab in der Vergangenheit öfter Phasen von zwei bis drei Jahren, in denen unsere Strategien schlecht abschnitten, erklärt der Wissenschaftler. Aber spätestens, wenn es an den Märkten wieder turbulenter wird, ist unsere Zeit gekommen. Turbulenzen? Gerade jetzt, wo sich viele entschließen, die Aktienquote zu erhöhen? 2014, nickt Wadhwani, wird ein schwieriges Jahr. Märkte sind nicht effizient. Angst und Gier geben uns die Chance, viel Geld zu verdienen. pw Herr Dr. Wadhwani, auf welchen theoretische Grundpfeilern basiert Ihre praktische Arbeit im Asset-Management? Sushil Wadhwani Es gibt eine Menge Ansätze in der General Theory von John Maynard Keynes aus dem Jahr Zum Beispiel, dass wir Menschen annehmen, die Zukunft könne aus der Vergangenheit abgeleitet werden oder die herrschende Meinung spiegle Zukunftsaussichten richtig wider. Dass wir dazu neigen, zu kopieren, was andere tun. Keynes hat vorgedacht, was heute unter der Überschrift Behavioral Finance steht. Dass vor allem Emotionen, Ängste und Hoffnungen die Kurse beeinflussen. Und dass sich diese Stimmungen sehr schnell ändern können. Märkte sind einfach nicht effizient. Es gibt Herdenverhalten. Wer dieses identifizieren kann, hat vor allem als Hedgefonds unendlich viele Möglichkeiten, um Geld zu verdienen. pw Indem er mit oder indem er gegen die Herde geht? SW Keynes sagte, es sei wichtig, zeitweise mit der Herde zu gehen, weil Märkte länger irrational sein können, als du zahlungsfähig bleiben kannst (falls du gegen den Trend gewettet hast, Anmerkung der Redaktion). Doch irgendwann wird die Herde immer in Panik geraten. Die große Kunst ist es, dies vorherzusagen. Denn wenn du in diesem Moment falsch positioniert bist, hast du ein riesiges Problem. pw Wie versuchen Sie, dieses Kunststück zu schaffen? SW Wir nutzen wie viele Anbieter von Managed Futures zunächst sogenannte Momentum-Strategien, um einen Trend zu erkennen und diesen zu reiten. In diesen Zeiten gehen wir mit der Herde. Anders als die meisten Konkurrenten ergänzen wir dies aber durch Modelle, die wirtschaftliche Fundamentaldaten, Stimmungsindikatoren oder auch die Bewertung von Märkten analysieren. Mit ihnen versuchen wir, die künftige Richtung der Märkte zu antizipieren. pw Wie greifen diese beiden Systeme ineinander? SW Wenn alle fundamentalen Faktoren mit den Momentum-Signalen übereinstimmen, sind wir voll in einer Richtung engagiert. Geben sie gegenläufige Signale, reduzieren wir unsere Position deutlich. Wird dann der Trend, das Momentum, schwächer es muss nicht einmal seine Richtung ändern, dann ist das für uns ein Signal, uns auf die andere Seite zu schlagen. pw Hat sich das gelohnt? SW Wir haben so in der Vergangenheit sehr viel besser abgeschnitten als das Universum der reinen Momentum-Anleger. // Tatsächlich verlor der gesamte Sektor bis zum Sommer auf Drei-Jahres-Sicht deutlich. Seither haben sich einige reine Trendfolger aber erholt. Sushil Wadhwani hat keine Rendite gemacht zu wenig für einen, der zwölf bis 15 Prozent Ertrag unabhängig von den Märkten anstrebt. Wir müssen nachbohren. // > pw 53

54 SUSHIL WADHWANI how to invest it Investieren in Keynes. Das Studium des großen Ökonomen John Maynard Keynes ist heute immer noch sehr hilfreich, wenn es um Anlageentscheidungen geht. Doch auch eine direkte Anlage in Keynes kann enorme Renditen bringen. So verlangen Londoner Antiquare heute für eine Erstausgabe der General Theory of Employment, Interest and Money die stolze Summe von 6000 Pfund mehr als 7000 Euro. Vor zehn Jahren, erzählen Händler, hätte dieses Exemplar noch 1000 Pfund gekostet. Und vor 20 Jahren sei die General Theory für 100 Pfund über den Tresen gegangen. Guter Rat wird offenbar immer teurer. pw Trotzdem ist Ihre Performance seit 2010 nicht zufriedenstellend. Was hat konkret nicht funktioniert? SW Es hat lange Zeit keine echten, größeren Trends gegeben. Die Märkte gingen immer im Modus Risiko an Risiko aus hin und her. Immer dann, wenn sie begannen, sich in eine Richtung zu bewegen, brachte die Politik sie zurück. In einem solchen Regime funktionieren Trendfolgesysteme nicht. Unser Momentum-Tool hat auch Geld verloren. Aber immerhin haben die anderen Modelle Geld verdient. So konnten wir zumindest leicht in den positiven Bereich kommen. pw Die schlechte Performance der Branche könnte auch darauf hindeuten, dass die Modelle nicht mehr funktionieren vielleicht, weil es inzwischen viel zu viele Managed Futures gibt? SW Das glaube ich nicht. Längere Phasen, in denen Managed Futures schlecht abschneiden, sind nicht ungewöhnlich. Das gab es Anfang der 80er-Jahre. Oder in der zweiten Hälfte der 1990er. Oder von 2004 bis 2007 eben immer dann, wenn die Aktienmärkte sehr gut liefen. Das ist eine Art Zyklus. Aber wenn es an den Märkten schwieriger wird, wenn die Kurse fallen, dann gleichen wir das mehr als aus. // Um dies zu untermauern, zeigt Wadhwani eine interessante Studie seines Hauses, in der er die Aktien- und Anleihemärkte in den vergangenen 40 Jahren unter die Lupe genommen hat. In 27 Zeiträumen, die zwischen einem und vier Monaten betrugen, hatten US-Aktien mehr als sieben Prozent verloren. Managed Futures machten in 25 dieser Zeiträume oftmals zweistellige Gewinne. Und sie haben offenbar auch gute Ergebnisse erzielt, wenn die Kurse an den Anleihemärkten fielen, die Zinsen also stiegen. In 16 der 26 Phasen, in denen US-Staatsanleihen mehr als zwei Prozentpunkte an Wert verloren, lieferten diese Fonds positive Resultate. Kein Wunder, dass Wadhwani sagt, diese Strategien würden einen gewissen Schutz gegen fallende Aktien- und Bondmärkte geben. Schade nur, dass der jüngste Test, als die ersten Signale einer Verschärfung der US-Geldpolitik im Sommer Schockwellen durch die Märkte schickten, nicht überzeugend ausfiel. // pw Im Juni und Juli dieses Jahres hat der Schutz nicht funktioniert. Da haben Sie auch vier Prozentpunkte verloren. SW Diese Betrachtung gilt im Durchschnitt. Sie schaffen das nicht immer. Damals signalisierte das Momentum-Modell steigende Anleihekurse. Das Bewertungsmodell dagegen sagte uns, dass Bonds sehr, sehr stark überbewertet sind. Wir hatten also zwei widerstrebende Signale. Der Schiedsrichter war unser Wirtschaftsausblick. Wir erwarteten eine negative Überraschung. Das gab den Ausschlag für unsere Positionierung auf steigende Kurse. Dann kam Ben Bernanke und sprach über starkes Wachstum und die Notwendigkeit des Tapering, des Reduzierens der Anleihekäufe. Später hat sich dann gezeigt, dass wir recht hatten. Als im September die Entscheidung kam, die Anleihekäufe nicht zu reduzieren, haben unsere Modelle richtiggehend darauf gewartet. Und die Verluste auch wieder ausgebügelt. Aber klar dass wir in dieser Phase insgesamt kein Geld gemacht haben, war schon enttäuschend. pw Welche Lehren haben Sie daraus gezogen? SW Wir haben 2011 viel Zeit investiert, um die Strategie besser auf ein Umfeld des Risiko an Risiko aus einzustellen. Unser Konjunkturzyklus- und Stimmungsmodell reagiert jetzt schneller und sensibler. Das hat sich 2012 ausgezahlt. pw Und in diesem Jahr? SW Die Lektion dieses Jahres war, dass wir ebenfalls schneller auf die Signale der Zentralbanken reagieren müssen. Die machen heute nicht nur den Markt, sie ändern ihre Meinung auch öfter, weil sie eben selbst unsicher sind. Und wir achten mehr darauf, was die Geldpolitiker sagen Reden ist heute zu einem wichtigen Werkzeug der Geldpolitik geworden. pw Sind Sie als Ex-Geldpolitiker eigentlich damit zufrieden, wie die Notenbanken mit dieser Krise umgegangen sind? SW Das war in den letzten Jahren wirklich sehr herausfordernd. Anfang 2009 gab es tatsächlich eine Phase, in der ich dachte, das alles könne sehr unangenehm ausgehen. Die No- 54 pw 04.13

55 tenbanken haben eine weltweite Depression verhindert. Dafür sollten wir dankbar sein. pw In Deutschland herrscht Angst, die Geldflut würde unweigerlich zu Inflation führen. Oder zumindest die Gefahr einer großen Blase an den Finanzmärkten in sich tragen, die dann mit noch größerem Getöse als 2008 platzen wird. SW Ich höre diese Sorgen nicht nur aus Deutschland. Klar, die enorme Liquidität ist nicht wegzudiskutieren. Aber die Zent - ralbanker unter sich sind ziemlich sicher zu wissen, wie sie das wieder zurückführen und wie sie mit Inflationsrisiken umgehen können. Sie sind sich auch der Risiken neuerlicher Blasen an den Finanzmärkten bewusst. Solange wir glauben dürfen, dass die Notenbanken unabhängig bleiben und nicht unter derart starken politischen Druck geraten, dass sie die Zinsen nicht mehr erhöhen können, so lange ist das keine echte Gefahr. Bis Frühjahr 2014 dürften die Märkte noch freundlich sein. Dann wird es kritisch. pw Können wir da tatsächlich sicher sein? SW Wenn es um die Unabhängigkeit geht? Ja, ich glaube schon. pw Und wenn es darum geht, die Risiken zu beherrschen? SW Wie immer im Leben werden die Notenbanken auch Glück brauchen. Aber es wird eine schwierige Zeit werden. Auch für uns wird es noch komplizierter werden, die Geldpolitik zu analysieren und die richtigen Schlüsse daraus zu ziehen. pw Wie sieht Ihre Wirtschafts- und Marktprognose aus? SW Das ist derzeit etwas kompliziert. Sie ist je nach Zeithorizont völlig unterschiedlich. Möchten Sie auf sechs Monate oder auf zwei bis drei Jahre schauen? pw Beginnen wir doch mit sechs Monaten. SW Auf Sicht von sechs Monaten werden die Anleihezinsen fallen, nicht steigen. Weil das Wirtschaftswachstum weltweit im nächsten halben Jahr noch enttäuschen wird. pw Die überwältigende Mehrzahl der Ökonomen setzt auf mehr Wachstum in den kommenden Quartalen. SW Ich sehe nicht, woher das kommen soll. Der Konsens hat auch gedacht, dass wir in diesem Jahr einen Aufschwung sehen werden. Diese Leute dürften wieder enttäuscht werden. pw Warum? SW Die Konjunktur in den USA verhält sich heute ganz anders als in vergangenen Zyklen. Erstens haben wir das übliche Prob lem nach einer Finanzkrise. Da geht es um Schuldenreduzierung. Das dämpft die Nachfrage. Zweitens ist die Spar - quote der Konsumenten schon ziemlich niedrig. Und das Wachstum der verfügbaren Einkommen ist gering. Da können in den USA keine großen Impulse vom privaten Verbrauch kommen. Europa hat sich zwar aus der Rezession befreit, entwickelt aber noch keine Dynamik. Und die Schwellenländer kämpfen mit ernsten strukturellen Problemen. Der erste Teil der Geschichte ist also ein Abschwächungsprozess. pw Auf den die Notenbanken wie reagieren werden? SW Die FED wird weiter sehr vorsichtig sein. Sie dürfte zwar zwischen Dezember 2013 und März 2014 mit dem Tapering beginnen also etwas weniger Anleihen kaufen. Sie wird das aber mit dem Versprechen kombinieren, die Leitzinsen noch länger niedrig zu halten, als bisher kommuniziert. Es wird also lange keine echte Verschärfung der Geldpolitik geben. pw Und die EZB? SW Angesichts des Rückgangs der Inflationsrate in Europa auf nur noch 0,7 Prozent sollten auch nach der Zinssenkung vom November weitere expansive Schritte auf der Agenda bleiben. Ich bin gespannt, ob wir einen negativen Einlagensatz bekommen. Ich glaube noch nicht daran. Aber es ist möglich. pw Was bedeutet das für Anleger? SW Im Moment beflügelt jedes Anzeichen einer wirtschaftlichen Verlangsamung den Aktienmarkt solange es nicht > pw 55

56 SUSHIL WADHWANI how to invest it Die wilde Welt der Managed Futures. Die Strategie Managed Futures ist eine der zahlreichen Anlagemöglichkeiten aus dem riesigen Hedgefonds-Universum. Weil sie früher vor allem Rohstoffe handelten, werden die Manager heute auch noch oft als CTAs (Commodity Trading Advisors) bezeichnet. Managed-Future-Fonds investieren weltweit in Derivate (Futures oder Optionen). Derartige Kontrakte gibt es auf nahezu alle Aktienund Anleiheindizes sowie auf Rohstoffe oder Währungen. Weil sie von steigenden wie auch von fallenden Kursen profitieren können, eignen sie sich theoretisch sehr gut zur Diversifikation eines Depots. Und bieten so auch einen Schutz in Zeiten fallender Kurse. Dafür lassen sich die Manager fürstlich entlohnen in der Regel mit Managementgebühr plus 20-prozentiger Gewinnbeteiligung. Grundsätzlich werden zwei Strategien angewandt. In diskretionären Fonds verlassen sich die Manager auf die eigene Analyse fundamentaler Informationen und makroökonomischer Faktoren, um dann selbst Handelsentscheidungen zu treffen. Bei systematischen Fonds werden die Anlageentscheidungen nicht mehr vom Menschen getroffen. Vielmehr lösen Softwareprogramme Käufe und Verkäufe aus. Die meisten dieser Handelsstrategien basieren auf Trendfolgesystemen. Sie versuchen, Trends möglichst frühzeitig zu identifizieren, gehen dann Positionen ein und bleiben so lange investiert, bis der Trend abbricht. Da die dabei verwendeten Algorithmen nicht so unterschiedlich sind, stellt sich in Zeiten großer Konkurrenz durchaus die Frage, ob derartige Strategien Zukunft haben können. Sinnvoller scheint eine Kombination von Modellen zu sein, wie sie Sushil Wadhwani in seinem GAM Star Keynes Quantitative Strategies verfolgt (ISIN: IE00B62H4C06). pw Wo investieren Sie konkret? Sushil Wadhwani An den Terminbörsen für 55 verschiedene Märkte. Dabei handeln wir Aktien und Anleihen dazu noch 21 Währungspaare. Wir agieren ungefähr 120 Mal am Tag. pw Gibt es Unterschiede zwischen dem in Deutschland nicht zum Vertrieb zugelassenen Offshore-Fonds und dem UCITS-Fonds? SW Im Offshore-Fonds handeln wir zusätzlich noch Rohstoff-Futures. Und wir akzeptieren auch ein etwas höheres Level an Kursschwankung. Aber per saldo sind die Unterschiede gering. pw Wie steuern Sie das Verlustrisiko? SW Wir haben kein Limit, keinen maximum drawdown. Aber wir versuchen, das Risiko im Rahmen unseres Anlageprozesses zu reduzieren, zum Beispiel über strikte Verlustbegrenzung einzelner Positionen. Über eine sehr lange Zeit war das monatliche Verlustrisiko im Offshore-Fonds vergleichsweise gering. zu viel der Abschwächung ist. Weil dann die Notenbanken voll auf dem Gaspedal bleiben. In den nächsten Wochen sollten Aktienkurse und Anleihekurse gemeinsam steigen. Bis zum Frühjahr sieht es ganz positiv aus. pw Und dann? SW Dann wird es turbulenter. Denn auf Sicht von drei Jahren werden die Renditen für Anleihen mit langer Laufzeit ganz schön weit steigen. pw Obwohl die Notenbanken die Zinsen niedrig halten? SW Die Zinskurve wird aus zwei Gründen sehr viel steiler werden: mehr Wachstum und eine Veränderung der Zeitprämie. pw Der Aufschwung 2014 ist also nur etwas verschoben? SW Ja aber für mich ist es eben sehr wichtig, ob dieser Impuls jetzt kommt oder erst in sechs Monaten. Meine Annahme ist, dass in den USA das Tauziehen um die Schuldenobergrenze im ersten Quartal 2014 beendet wird. Ist das vom Tisch, dann fällt der wichtigste Unsicherheitsfaktor weg, der jetzt noch die Investitionen in den USA dämpft. Dann könnten wir dort einen richtigen Investitionszyklus bekommen. Das Wachstum 2014 und 2015 wird deshalb wohl sehr viel stärker sein, als es die FED derzeit erwartet. Mitte 2014 sollten sich dann auch die Schwellenländer stabilisiert haben. Und Europa wird ebenfalls wieder ein Stück besser aussehen. pw Als zweiten Faktor, der die Zinsen treibt, nannten Sie die Zeitprämie. Was ist darunter zu verstehen? SW Die Zeitprämie ist die Kompensation, die Investoren dafür verlangen, dass sie Anlagen mit langer Laufzeit halten. Im Schnitt waren das 1,5 Prozentpunkte, heute liegt sie nahe null. Wenn das Wachstum stärker wird und die Anleihekurse weiter fallen, werden die Leute realisieren, wie riskant Anleihen mit langer Laufzeit sind. Und dann überdurchschnittlich viel für das Halten dieser Papiere verlangen. In diesem Moment bewegt sich die Prämie nach oben. Sie wird aber nicht beim Durchschnitt stehen bleiben, sondern in Richtung 2,5 Prozentpunkte gehen. pw Wo werden wir dann bei den Anleiherenditen landen? SW Mein Ziel auf drei Jahre sind fünf bis sechs Prozent bei zehnjährigen US-Staatsanleihen das ist mehr als doppelt so viel wie heute. Irgendwann werden ja auch die Notenbanken handeln müssen haben wir in den USA Vollbeschäftigung und Inflation von deutlich mehr als zwei Prozent. Da können die Geldmarktsätze eigentlich nicht unter vier Prozent liegen. Der Weg dorthin wird ziemliche Turbulenzen auslösen. pw Viele Anleger denken, der Aktienmarkt sei dagegen immun. Ist das Wachstum schwach, treibt die Liquidität die Kurse. Ist es stark, zieht der Trumpf steigender Unternehmensgewinne? SW Ich glaube nicht daran. Es kommt natürlich darauf an, wie Sie schwach und stark definieren. Wenn das Wachstum nie- 56 pw 04.13

57 drig genug ist, um die Angst vor einer neuerlichen Rezession zu schüren, ist das schlecht für Aktien. Dann hilft auch die Liquidität nichts. Und wenn das Wachstum stark genug ist, um die Furcht vor einer Aufwärtsbewegung bei Zinsen und Inflation zu schüren, ist es ebenfalls problematisch für den Aktienmarkt. Der Aktienmarkt mag es am liebsten, wenn es nicht zu heiß und nicht zu kalt ist. Das ist heute aber nur auf einem sehr, sehr schmalen Grat möglich. pw Was raten Sie Aktienanlegern? SW Investiert zu bleiben, bis es erste klare Anzeichen gibt, dass die Lage am Bondmarkt ernst wird. Das ist der Punkt, an dem sie rausgehen sollten. Aktien sind zwar immer noch im Vergleich zu Anleihen unterbewertet. Aber Anleihen sind eben sehr stark überbewertet. Mein Bild für die nächsten drei Jahre sieht folgendermaßen: Anleihen mit langer Laufzeit werden Auf Sicht von drei Jahren steigen die Zinsen stark an das ist auch ein Problem für Aktien. sehr schlecht abschneiden. Aktien werden zunächst noch steigen, dann aber wieder fallen. In drei Jahren sind sie dann bes - tenfalls ein bisschen höher als heute. How to invest in Managed Futures. // Hat Sushil Wadhwani damit recht, könnte 2014 tatsächlich die Zeit der Managed-Future-Fonds gekommen sein. Als Renditebringer für alle, die sich dann aus dem Aktienmarkt verabschieden. Oder als Sicherungsinstrument für diejenigen, die eine bestimmte Aktienquote durchhalten wollen oder müssen. // Fotos: Chris Dawes Deutsche Anleger erhalten auf drei Arten Zugang: über CTAs, verpackt als Zertifikate, über steuertransparente Offshore-Fonds und UCITS-Fonds, von denen europaweit mehr als 50 aufgelegt sind. Die meisten davon besitzen auch eine deutsche Vertriebszulassung. Entscheidend für den Anlageerfolg ist die Managerselektion. Thomas Maier, Senior Investment Manager bei FERI-Trust, nutzt dabei folgende Kriterien: Wir mögen erfahrene Manager in reifen Organisationsstrukturen mit hoher Researchkapazität und der entsprechend hohen Finanzkraft. Wir fordern höchstmögliche Transparenz, ein vom Portfoliomanager unabhängiges Risikomanagement, ein striktes und formalisiertes Management des Verlustpotenzials und optimalerweise eine geringe Korrelation zu den Aktienmärkten. Wir meiden Start-ups und unerfahrene Manager, One-Man-Shows, intransparente Organisationen sowie aggressive Fonds mit einer Volatilität von mehr als 25 Prozent. pw Wenn ich dieses Bild vor Augen in den nächsten Monaten ein Portfolio aus Managed-Futures-Strategien aufbauen will, was muss ich dabei bedenken? SW Es ist wichtig, Diversität ins Portfolio zu bringen. Der Bereich Managed Futures ist je kein einheitlicher Sektor. Jeder Manager versucht, auf eine andere Art und Weise Ertrag zu generieren. Das müssen Sie sich anschauen. Und dann Ansätze kombinieren, die möglichst unterschiedlich sind. pw Wie viele Manager brauche ich? SW Ich habe da keine wissenschaftliche Untersuchung gemacht. Aber ich schätze, dass vier genügen. pw Wie hoch sollte der Depotanteil sein? SW Wenn Sie modellbasierte Ansätze und diskretionäre Strategien kombinieren, würde ich sagen ungefähr 15 bis 20 Prozent. Text: Klaus Meitinger pw 57

58 ADVERTORIAL how to invest it Reise in die Zukunft. Die Erde. Unendliche Möglichkeiten. Wir schreiben das Jahr Dies sind die Abenteuer der Zürcher Kantonalbank, die mit ihrem knapp 20 Mann starken Analystenteam unterwegs ist, um neue Trends und neue Anlagechancen zu erforschen. Fünf Milliarden Menschen leben in Großstädten. Die Hälfte aller Chinesen gehört zu einer informierten, konsumkräftigen Mittelschicht. 30 Prozent des weltweiten Bedarfs wird mit erneuerbaren Energien erzeugt. Die Bedrohung durch Umweltverschmutzung und Klimawandel ist abgewendet. Und die Feuilletons nennen die Neugeborenen aufgrund ihrer zu erwartenden Langlebigkeit süffisant Generation 100 plus. Willkommen im Jahr Wir sind der Überzeugung, dass es langfristige Themen gibt, die losgelöst von der konjunkturellen Entwicklung Wirtschaft, Gesellschaft und Politik in den nächsten Jahrzehnten maßgeblich beeinflussen werden, erläutert Herbert Lindner, Bereichsleiter Private Banking bei der Zürcher Kantonalbank Österreich: Für Anleger sind diese Megatrends besonders interessant, weil sich dahinter die zukünftigen Wachstumstreiber der Wirtschaft verbergen. Allein, dort zu investieren, ist bisher in konzentrierter Form nicht möglich. Die Anlageuniversen sind in der Regel ganz anders strukturiert. Es geht eigentlich immer um Branchen oder Regionen. Sie können in einzelne Länder und Ländergruppen investieren oder in einzelne Sektoren aber eben nie in spezifische Megatrends, erklärt Lindner. Wer Kapitalanlage neu denken wolle, habe deshalb zunächst einmal sehr viel Arbeit vor sich. Die Megatrends müssen sauber definiert, die Wachstumstreiber identifiziert und die einzelnen Unternehmen zugeordnet werden. Und dann gilt es auch noch, regelmäßig zu kont - rollieren, ob diese Einstufung über die Zeit Bestand hat. Das ist nicht weniger als ein ganz neuer Researchansatz. Die Zürcher Kantonalbank identifizierte fünf Megatrends und unterlegte sie mit eigenen Fondslösungen. Es geht dabei um die,neuen Konsumenten und deren Konsumverhalten, um das Thema Ressourcen, um Nachhaltigkeit, um Infrastruktur und um Gesundheit, erläutert René Nicolodi, Head Satellite Solutions im Asset-Management der Zürcher Kantonalbank. Treiber im Megatrend Konsum ist vor allem die Zunahme der kaufkräftigen Mittelklasse in den Schwellen- und Frontiermärkten. Die Konsumgewohnheiten in den Schwellenländern werden sich mit zunehmendem Bildungs- und Einkommensniveau ändern. Wir fragen uns zum Beispiel: Wie werden sich die Menschen künftig in ihrem urbanen Umfeld bewegen? Wie werden sie sich ernähren? Eine interessante Investmentgelegenheit, so die Profis, sei in diesem Zusammenhang zum Beispiel die Firma Mondelez - ein Kunstwort aus den Wörtern für Welt (mondo) und deliziös. Mondelez - ist ein internationaler Lebensmittelkonzern, der 1903 als Kraft Foods gegründet wurde und heute der drittgrößte Nahrungsmittelhersteller der Welt ist. Er wird vom steigenden Nahrungsmittelbedarf und den sich verändernden Ernährungsgewohnheiten profitieren, erklärt Nicolodi. Wenn es um Ressourcen geht, ist das übergeordnete Thema natürlich die Zunahme der Weltbevölkerung auf neun Milliarden Menschen und die fortschreitende Industrialisierung in den Schwellen- und Frontierländern. Mehr Menschen bedeutet mehr Produktion und dadurch zwingend zunehmende Energienachfrage. Das spielt Halliburton in die Karten. Der führende Anbieter von technischen Dienstleistungen, Wartungs- 58 pw 04.13

59 how to invest it ADVERTORIAL Fotos: shutterstock // colourbox RF/ssuaphoto und Entwicklungsservices ist auch Zulieferer verschiedener Produkte an Un - ternehmen aus der Erdöl- und Energieindustrie, analysiert Nicolodi. Um den Bereich Nachhaltigkeit zu erklären, muss der Experte ein wenig weiter ausholen. Natürlich kann dieser unter der Überschrift ESG Environment, Social, Governance betrachtet werden. Doch das betrifft eigentlich jede Firma. Uns interessiert in diesem Bereich in erster Linie, welche Nachhaltigkeitsthemen in den nächsten Jahrzehnten im Vordergrund stehen werden. Und das sind eindeutig Umweltverschmutzung und Klimawandel. Die ZKB-Analysten suchen deshalb nach Firmen, die dort Lösungen bereitstellen. Johnson Controls, ein weltweit operierender Mischkonzern mit den Hauptschwerpunkten Automobilzulieferung, Batterietechnik, Gebäudetechnik und Industriedienstleistungen, erfüllt diese Voraussetzung. Vor allem das Thema Energieeffizienz habe dort eine lange Tradition. Immerhin erhielt Warren Seymour Johnson schon im Jahr 1883 das Patent für den ersten elektrischen Raumthermostat. Das Megathema Infrastruktur betrifft Schwellen- und Industrieländer unterschiedlich. In den Industrienationen geht es vor allem um die Sanierung bestehender Infrastruktur. Straßen müssen instand gesetzt, Wasserleitungen repariert werden. In den Schwellenländern dagegen spielt der Aufbau der Infrastruktur die wichtigste Rolle. Große Treiber sind Mobilität, Kommunikation und Urbanisierung. In Asien und Afrika leben heute erst etwas mehr als 40 Prozent der Bevölkerung in Städten werden es 60 Prozent sein, erläutert Nicolodi, gleichzeitig wird die Zahl der Nutzer von mobilem Internet bis 2030 um 34 Prozent jährlich steigen und überproportional in diesen Regionen. Die Mobilfunkfirma Millicom bietet zum Beispiel heute schon mehr als 45 Millionen Kunden digitale Serviceleistungen unter der Marke,tigo in 15 Schwellenländern in Afrika und Lateinamerika an. Dort ist weiteres Wachstum programmiert. Ähnliches gilt für den fünften Megatrend: Gesundheit. In den Industrieländern dominiert vor allem die Suche nach Innovationen. Dabei verlagert sich die Nachfrage der Alterspyramide folgend auf Medikamente gegen mit dem Alter verbundene Leiden wie Demenz oder Herz-Kreislauf-Störungen. In den Schwellen- und Entwicklungsländern dagegen stehen Grundversorgung, Zugang zum Gesundheitssystem und Versicherungsleistungen auf der Agenda. Entscheidend ist, dass die Menschen dort Medikamente überhaupt zu erschwinglichen Preisen bekommen. Dafür sorgt zum Beispiel Hikma Pharmaceuticals, die sich auf sogenannte Generika spezialisiert haben, wirkstoffgleiche, günstigere Kopien eines bereits unter einem Markennamen im Umlauf befindlichen Medikaments. Dass es bei der Zuordnung von Firmen zu den einzelnen Megathemen zu Überlappungen und Überschneidungen kommen kann, macht das Research auch für die Analysten spannend. So könnte zum Beispiel Tesla, der Shooting Star im Bereich Elektroautos, in mehreren Portfolios vertreten sein. Als Konsumwert profitiert Tesla von der Zunahme der Mittelklasse in Entwicklungsländern und deren veränderten Mobilitätsbedürfnissen. In den Nachhaltigkeits- Fonds könnte Tesla gehören, weil die Firma eine Lösung für die Herausforderungen Umweltverschmutzung und Klimawandel bietet. Gleichzeitig hilft die Firma, fossile Ressourcen einzusparen. Das aber nur indirekt, überlegt Nicolodi, die entscheidende Frage für mich wäre: Konsum oder Nachhaltigkeit? Heute würde ich die Firma dem Thema Nachhaltigkeit zuordnen. Den Managern der jeweiligen Fonds werden so thematische Universen bereitgestellt. Pro Thema identifizieren wir weltweit zwischen 200 und 300 Titel, die zum jeweiligen Megatrend passen. Diese werden dann von den Analysten nach finanzmathematischen Kriterien durchleuchtet. Die aussichtsreichsten kommen schließlich in die Portfolios, die am Ende zwischen 30 und 60 Titel aufweisen, erklärt Herbert Lindner. Kapitalanlage, überlegt der Bankier, werde so nicht nur langfristig erfolgreicher, sondern auch nachvollziehbarer. Die Megatrends sind einleuchtend. Der Kunde kann nun erstmals konzentriert dort investieren, wo er seine eigene Meinung widergespiegelt findet. Sonderveröffentlichung: Zürcher Kantonalbank Österreich AG Getreidegasse 10 A-5020 Salzburg Herbert Lindner; Bereichsleiter Private Banking T.: pw 59

60 STRATEGIE how to invest it Showdown. Rekordkurse in Deutschland und in den USA schüren die Angst vor dem nächsten, großen Absturz. Müssen sich Anleger wirklich schon ernsthafte Sorgen machen? Ein Blick zurück in die Geschichte der Aktienmarktblasen und Kurszusammenbrüche gibt Aufschluss. Es wird spannend, verhieß der Schweizer Vermögensverwalter Alfons Cortés im März dieses Jahres (private wealth 01/2013). Löse sich die Angst vor einem Absturz der Weltwirtschaft langsam auf, könne der seit März 2009 anhaltende Bullenmarkt durchaus in einer richtigen Spekulationsblase enden: Niemand weiß, wie lange eine solche finale Phase dauert und wie weit sie die Aktienkurse nach oben treibt. Ich weiß nur: Sie sollten diese nicht verpassen. Tatsächlich ist die Stimmung unter den Konjunkturforschern seither besser geworden. Im Herbst 2013 zeichnet sich eine wirtschaftliche Erholung ab, analysiert der Sachverständigenrat: Der Anstieg der Weltproduktion dürfte sich nach 2,2 Prozent im Jahr 2013 auf 3,0 Prozent beschleunigen. Wie von Cortés erwartet, sind die Kurse an den Aktienmärkten seit dem Frühjahr gestiegen. Zwischen 15 und 25 Prozent Gewinn verbuchten Anleger in Deutschland, den USA, Großbritannien oder Japan. Ist das schon die Spekulationsblase? Vor genau vier Jahren der DAX stand damals noch bei etwa 5500 Punkten hatte Hans Peter Schupp, Vorstand der Fonds-Boutique Fidecum, in private wealth den typischen Ablauf eines Hausse-Zyklus skizziert. Nach einer Rezession treibt zunächst allein die Liquidität die Kurse. Daran schließt sich eine Phase des Nachdenkens an bekommen Wirtschaft und Unternehmen tatsächlich die Kurve? Weil die Firmen sich längst an das schwierigere Umfeld angepasst haben, klettern die Erträge wirklich die ertragsinduzierte Hause beginnt. Diese, argumentierte Schupp damals, könne leicht drei Jahre dauern und noch einmal bis zu 100 Prozent Gewinn bringen. Und erst danach käme manchmal die vierte, die Boom-Phase. In diesem Moment werfen Investoren alle Vorsicht über Bord. Und die Kurse steigen noch einmal kräftig an. Das ist die schönste, aber eben auch die riskanteste Zeit für Investoren, erklärt Schupp, weil es dann gelingen muss, sich rechtzeitig zu verabschieden. Um die Geschichte vom Aufstieg und Fall, vom Boom und Bust zu verstehen, ist ein Blick in die Börsen - geschichte hilfreich. Denn irgendwie scheint sich diese immer zu wiederholen. Die Spekulation, die dem Zusammenbruch vorausgeht, trägt den Keim dieses Zusammenbruchs bereits in sich. Mit diesem kühlen und nüchternen Fazit beendete der große Ökonom John Kenneth Galbraith seine Analyse des Aktien-Crashs von Am Schluss, analysierte der Brite, hätten die Kurssteigerungen nichts mehr mit den fundamentalen Daten Zinsen oder Erträgen von Unternehmen zu tun gehabt. Sie gründeten auf Vertrauen, Optimismus und der festen Überzeugung, dass nun auch die einfachen Leute die Chance haben, reich zu werden. Der große Crash von 1929 war weil ihm die Weltwirtschaftskrise folgte der spektakulärste Kurssturz der Börsen - 60 pw 04.13

61 how to invest it STRATEGIE geschichte. Vor ihm und nach ihm hatte es aber noch viele gegeben: die Tulpenmanie im Jahr 1637, den Aufstieg und Fall der Südseegesellschaft, die 1711 das Handelsmonopol mit Spanisch-Amerika besaß. Oder die Eisenbahnspekulation Auch unsere Zeit lieferte beinahe alle zehn Jahre einen Boom und den folgenden Einbruch: die Wirtschaftswunder-Hausse 1962, das Goldfieber 1979, die Japan-Spekulation in den 1990ern, die Tech-Blase zur Jahrtausendwende und natürlich die Immobilien-Bubble, die in die Finanzkrise des Jahres 2008 mündete. Was bläst Blasen auf? Und was bringt sie zum Platzen? Die große Investmentblase der 20er begann eigentlich im Jahr Rohstoffpreise und Aktienkurse waren gerade kollabiert, Zinsen und Inflationsraten fielen. Es war ein perfektes Klima entstanden, um in Aktien zu investieren. Jahr für Jahr stiegen dann auch die Kurse. Die Wirtschaft boomte. Die Produktivität der Firmen kletterte, die Unternehmenserträge stiegen rasant proklamierte der damalige Präsident Calvin Coolidge, Amerika trete in eine neue Ära des Wohlstandes und des Reichtums ein. Innovationen dominierten das Leben das Telefon, die Autoindustrie, Flugzeuge, das Radio. Die Intelligenz, in Gestalt des berühmten Yale-Professors Irving Fisher, analysierte noch 1929: Aktien sind auf einem Niveau, das nach einem permanent hohen Plateau aussieht. Mit anderen Worten: nur Chancen, keine Risiken. Jeder hatte das Gefühl, er müsse dabei sein. Und jeder konnte dabei sein: Aktien wurden von den Banken zu 90 Prozent beliehen. Mit Dollar Eigenkapital konnten Investoren für Dollar Aktien kaufen und alles verlieren, falls die Kurse nur um zehn Prozent nachgaben. Vier Jahre später war der Dow-Jones-Index um fast 90 Prozent gefallen auf das Niveau von Jahre vergingen, bis der US-Aktienmarkt das dauerhaft hohe Plateau wieder erreichte. Zu diesem Zeitpunkt begann schon eine ganz neue Anlegergruppe, die nächste Blase aufzupusten. Die Nachkriegsgeneration in den USA hatte Geld und sie hatte keine Schulden. Dieses Kapital lag bereit, um seinen Weg in den Aktienmarkt zu finden. Es brauchte nur einen Auslöser und fand ihn in der neuen Ära des Computerzeitalters. Wieder wollte jeder dabei sein. Und wieder konnte jeder dabei sein. Denn ein gewisser Edward Crosby Johnson II, Gründer der Fondsgesellschaft Fidelity, machte Aktienfonds populär. Es waren spekulative Fonds, deren Manager schnell kauften und verkauften. An der Wall Street wurden diese Jahre aufgrund ihrer Schnelllebigkeit Go-go-Years genannt. Und in Deutschland tauchte ein gewisser Bernie Cornfeld auf, der über seine Anlagegesellschaft IOS deutsche Anleger am Fonds-Boom teilhaben ließ. US-Privatanleger tummelten sich derweil in sogenannten Shooters Neuemissionen von kleinen Technologiefirmen, deren Namen immer auf -ionics endeten und deren Kurse sich aufgrund der hohen Nachfrage in den ersten Handelswochen oft vervielfachten. Dass diese Firmen meist nur eine Idee, eine Story, verkauften, störte niemanden. Von 1954 bis 1966 kletterte der Dow-Jones- Index um 300 Prozent und erreichte 1966 die Marke von 1000 Punkten. > Aktienmarktzyklus: In drei bis vier Schritten oben. DAX Die Phasen der Hausse: 01. Liquiditätsrally 08/92-12/93: + 47 % 03/03-01/04: + 85 % 02/09-03/11: + 71 % 02. Seitwärtstrend 12/93-03/95: 15 % 01/04-08/04: 7 % 03/10-09/11: 11 % 03. Ertragsorientierte Hausse 03/95-09/99: % 08/04-12/07: % 09/11-11/13: + 67 % * 04. Boom 09/99-03/00: + 60 % * die ertragsorientierte Hausse läuft derzeit noch pw 61

62 STRATEGIE how to invest it Das private-wealth-marktbewertungsmodell. Das private-wealth-marktbewertungsmodell setzt eine einfache Idee um: Engagements in Aktien sind besonders lukrativ, wenn der Aktienmarkt günstig bewertet ist und sich gleichzeitig die Konjunktur verbessert. Und sie sind unattraktiv, wenn Aktien teuer sind und sich die Konjunktur verschlechtert. Um die Bewertung des DAX ungefähr abschätzen zu können, werden aus einem breiten Querschnitt volkswirtschaftlicher Daten Sozialprodukt, Exporten, Preise und Margen Rückschlüsse auf das langfristige Trendwachstum von Umsätzen und Erträgen der Firmen in Deutschland gezogen. Notiert der DAX unter diesem Trend ( ), ist das grundsätzlich interessant. Lange war dies der Fall. Erstmals seit dem Jahr 2007 ist der Deutsche Aktienindex heute nach diesem Maßstab wieder klar überbewertet um knapp 20 Prozent. Sind Aktien derart teuer, ist dies grundsätzlich ein Anlass zu mehr Vorsicht. In vergangenen Börsenzyklen sind die Kurse allerdings sehr häufig noch viel weiter gestiegen. Als Signalgeber für das timing bei Kauf- und Verkaufsentscheidungen hat sich dabei der Index des ifo-geschäftserwartungen bewährt. Jeden Monat ermittelt ihn das Münchner ifo- Institut im Rahmen seiner Umfrage zum Geschäftsklima in Deutschland. Steigt dieser Index nach einem Rückgang drei Mal hintereinander an, verbessert sich die Konjunktur grünes Licht für Aktien. Fällt er drei Mal hintereinander, wechselt die Ampel auf Rot. Die Zeitpunkte, an denen ein ifo-signal mit einer Über- oder Unterbewertung des Markts einherging, sind in der Grafik unten mit Pfeilen angezeigt. Im November 2013 ist der ifo-indikator gestiegen. Die Ampel steht also noch auf Grün. So lange die Konjunkturerwartungen positiv sind, besteht die Möglichkeit, dass sich angesichts weiter niedriger Zinsen eine echte Aktienblase bildet. In diesem Fall hätte der DAX noch erhebliches Potenzial. Um 2014 ähnlich stark überbewertet zu sein wie im März des Boom-Jahres 2000, müsste er auf Punkte steigen. Würde die Überbewertung aus dem Jahr 2007 wieder erreicht, läge der DAX knapp über Punkten. Wir werden dies genau beobachten und monatlich auf unserer Homepage kommentieren (Benutzerkennung: privatewealth; Passwort: Vorsicht). Der DAX, sein Trend und der ifo-indikator? kam er noch einmal in die Nähe dieses Niveaus. Dann kamen die 70er. Die Kurse fielen. Und die Sterne mit -ionics im Namen verglühten. 20 Jahre später schoss der Nikkei-Index senkrecht nach oben. Die Bank von Japan druckte Geld wie verrückt, um die Aufwertung des Yen zu begrenzen. Die Welt starrte beeindruckt auf Japan, auf Kaizen, Lean Production und Quality Management. Japan überrolle den Westen, lautete das neue Paradigma. Überkreuzbeteiligungen japanischer Firmen verknappten das Aktienangebot, immer teurere Aktien dienten als Sicherheit für immer höhere Immobilienkredite. Am Ende so die Legende sei der japanische Kaiserpalast so viel wert gewesen wie ganz Kanada. Von seinem damaligen Hoch ist der Nikkei heute, 24 Jahre später, immer noch mehr als 60 Prozent entfernt. In den 1990ern wurde dann Buy and Hold zum Mantra einer neuen Anlegergeneration im Westen. An den Universitäten und in den Research-Abteilungen der Banken entstanden Analysen, die belegten, dass Anleger auf Sicht von zehn Jahren mit einem breiten Aktiendepot theoretisch gar keine Verluste machen könnten. Die Volksaktie Telekom mobilisierte nun die Massen. Das Internet sorgte für das Neue-Ära-Gefühl. 20 Prozent der über 14-Jährigen in Deutschland besaßen Aktien oder Aktienfonds. Auch aus den 1960ern bekannte Muster tauchten jetzt wieder auf. Am Neuen Markt und an der Nasdaq vervielfachten sich die Kurse von Neuemissionen. Nur trugen sie nicht -ionics, sondern -tech im Namen. Dass diese Firmen oft ebenfalls nur eine Idee, eine Story verkauften, störte wieder niemanden. Und weil sich die abenteuerlichen Be- 62 pw 04.13

63 how to invest it STRATEGIE Fotos: westend61 wertungen sonst nicht mehr rechtfertigen ließen, erfanden Analysten sogar einen neuen Bewertungsmaßstab. Galt bislang das Verhältnis vom Kurs zu Gewinn als relevant, so orientierten sich nun alle an der PEG-Ratio dem Kurs- Gewinn-Verhältnis relativ zur Wachstumsrate der Gewinne. KGVs im dreistelligen Bereich schienen so plötzlich durchaus akzeptabel. Gleichzeitig versorgten die Notenbanken aus Angst vor Turbulenzen bei der Jahrtausendumstellung der Computer die Märkte mit Liquidität. Und Firmen nutzen ihre teuren Aktien als Akquisitionswährung, um andere, ebenso hoch bewertete Firmen zu übernehmen. Fusionsfieber. Als auch diese Blase platzte, senkten die Notenbanken die Leitzinsen zügig, um den Schaden für die Realwirtschaft in Grenzen zu halten. Überreichlich vorhandenes, billiges Geld suchte ein neues Ziel die Immobilien- und Kreditmärkte. Die Renditeaufschläge für schlechte Schuldner schmolzen wie Schnee in der Sonne. Für ein paar Zehntelprozentpunkte gingen Investoren enorme Risiken ein. Das war auch kein Problem, galt doch ein neues Paradigma: Der Konjunkturzyklus ist abgeschafft. Die Notenbanken haben alles im Griff. Hatten sie nicht. Wer sich mit den Blasen der Vergangenheit beschäftigt, erkennt schnell ein paar immer wiederkehrende Muster. Die Zinsen müssen niedrig, Liquidität muss reichlich vorhanden sein. Wachsende Zuversicht ist wichtig. Spekulation auf Kredit. Neuemissionen, deren Kurse sich aus dem Stand verdoppeln, sind ebenso Indizien wie das Fusionsfieber oder das Auftauchen neuer Käufergruppen. Vor allem aber ist entscheidend: Eine neue Ära muss sich herausbilden, ein Paradigmenwechsel entstehen, der alle bisher geltenden Regeln außer Kraft setzt. Es muss, wie es Arnold van den Berg, Chef des US-Vermögensverwalters Century Asset Management, einmal sagte, die ganze Gesellschaft involviert sein: Blasen entstehen dann, wenn alle Sterne leuchten. Wenn die Öffentlichkeit, Finanzindustrie, institutionelle Anleger und die Medien sich auf das neue Paradigma eingeschworen haben. Wie nahe sind wir heute an diesem Punkt? Es gibt schon einige erste, unscharfe Anzeichen für eine Spekulationsblase vor allem in den USA und in Deutschland, aber eindeutig ist das Bild nicht, meint Hans-Peter Schupp. Klar sei nur das Thema niedrige Zinsen und Liquidität zu beurteilen. Die Geldschöpfung der Notenbanken ist beispiellos und trägt die Saat einer Finanzblase schon lange in sich. Viele andere Merkmale einer Blase seien aber noch nicht oder nur in Ansätzen erkennbar. Bisher sind die Kurse durchaus im Einklang mit den Unternehmensergebnissen gestiegen. Erst in den letzten Wochen haben sich die Kurs-Gewinn- Verhältnisse etwas ausgedehnt. Gleichzeitig würde in den Chefetagen noch kein Unsinn gemacht. Es geht dort weiter vor allem um Restrukturierung. Wir sehen keine Fremdfinanzierung von Erweiterungsinvestitionen. Keine teuren Akquisitionen. All diese Dinge, die typisch für eine Boom-Phase sind und den Firmen das Genick brechen, wenn die Nachfrage zurückgeht, fehlen noch, erklärt Schupp. Auch an den Märkten selbst ist trotz der Rekorde von Euphorie noch nicht viel zu sehen. Mit der Twitter- und der Zulily-Aktie gab es in den USA zwar die ersten Börsengänge mit wirklich spektakulären Zeichnungsgewinnen. In Europa fehlen diese aber noch ganz. Und auch neue Anlegergruppen sind nicht zu sehen. Die gebrannten Kinder scheuen offenbar das Feuer. Nur ein paar institutionelle Investoren haben in Deutschland zuletzt gekauft. Private Anleger dagegen gaben im September sogar Anteile an Aktienfonds zurück. So sieht keine Blase aus, folgert Schupp. Was nicht ist, könne aber noch werden. Vielleicht ist das ja ein Thema für 2014, überlegt Schupp, ein neues Paradigma hätte ich schon parat: Galten Aktien früher als riskante Anlagen, so sind sie heute,alternativlos! Setzt sich dieses Denken bei Versicherungen, Stiftungen und Privatinvestoren durch, sehen wir noch ganz andere Kurse. Diese Chance sollten Sie sich nicht entgehen lassen hatte Schupp noch vermutet, strategische Investoren müssten sich nicht vor 2013 mit dem Aktienverkauf be - fassen. Nun streckt der Mann aus Bad Homburg diese Perspektive um ein Jahr. Auf 2014: Aber Sie sollten jetzt definitiv wachsamer sein. Wachsam zu sein bedeutet in der Diktion des Markttechnikers Alfons Cortés, genau auf den Kursverlauf zu achten. Falls die Märkte deutlich korrigieren und dann keine neuen Höchststände mehr schaffen, wäre das ein Warn - signal. Für die Redaktion von private wealth gilt es, die Erwartungskomponente des ifo-geschäftsklimas genau zu beobachten ein dreimaliger Rückgang dieses Konjunkturindikators wäre ebenfalls ein Verkaufssignal (Kasten links). Bis dahin raten die Profis, sollten sich Anleger nicht nervös machen lassen. Es ist zwar durchaus möglich, dass wir schon am Anfang der finalen Phase sind, überlegt Alfons Cortés, aber diese hat in der Vergangenheit oft genug länger als ein Jahr gedauert. Es ist noch nicht an der Zeit auszusteigen. Text: Klaus Meitinger pw 63

64 ADVERTORIAL how to invest it Erfolg ist entschlüsselbar. Langfristig können Aktienfondsmanager nicht besser sein als der Markt. Das sagen zumindest die Verfechter passiver Anlagestrategien wie ETFs. Robeco Boston Partners beweist seit 1995 das Gegenteil. Statt sich mit Zukunftsprognosen zu befassen, konzentriert man sich bei Boston Partners darauf, Unternehmen zu analysieren, um den genetischen Code potenzieller Outperformer zu identifizieren. Investoren können heute auf eine rie - sige Fülle an Informationen zurück - greifen, erklärt Zachary Lauckhardt, Fonds-Spezialist bei Robeco Boston Partners, doch viele dieser Informationen sind nur Lärm und lenken vom Wesentlichen ab. Die Kunst der Kapitalanlage besteht darin, diejenigen Informationen herauszufiltern, die für die Anlageentscheidung wichtig sind. Das hört sich einfacher an, als es ist. Denn einen Prozess zu etablieren, der Informationen effizient filtert, ist kompliziert. Das Investmentteam von Robeco Boston Partners arbeitet bereits seit mehr als 25 Jahren daran. Seitdem folgt die Aktienauswahl immer dem gleichen Prinzip seit 1995 unter der Firmierung Boston Partners, seit 2002 als unab - hängige Investmentboutique unter dem Dach der Robeco Gruppe. Wir beschäftigen uns nicht damit zu prognostizieren, wie sich die Gewinne einer Firma in der Zukunft entwickeln könnten. Unternehmen sind so vielen Unwägbarkeiten ausgesetzt, dass es uns nicht sinnvoll erscheint, Firmengewinne in die Zukunft fortzuschreiben und auf dieser Basis einen fairen Firmenwert zu kalkulieren, erläutert Lauckhardt. Er präzisiert: Auch wir setzen für jede Aktie, in die wir investieren, natürlich Kursziele fest. Der Ausgangspunkt unserer Überlegungen sind aber immer die gleichen Fragestellungen: Ist der Preis der Aktie attraktiv? Weist das Unternehmen die Qualität auf, die wir uns von einem guten Investment versprechen? Welche tatsächlichen Anhaltspunkte haben wir dafür, dass der Markt erkennen wird, dass die Aktie, in die wir inves - tieren wollen, mehr wert ist als der Preis, zu dem sie gegenwärtig gehandelt wird? Die Anlageergebnisse unterstreichen den Erfolg dieser Methode. Nahezu alle Produkte der Bostoner Tochtergesellschaft liegen seit ihrer Auflegung viele Portfolios wurden bereits 1995 aufgelegt und auch über nahezu alle relevanten Zeiträume deutlich vor dem jeweiligen Vergleichsindex. Was macht Robeco Boston Partners anders? Wir vermeiden zunächst Fehler, erklärt Lauckhardt. Konkrete Prognosen bezüglich Umsätzen und Gewinnen spielen immer noch häufig eine sehr dominante Rolle bei der Analysearbeit anderer Häuser. Dabei werden Entwick - lungen weniger Jahre gern fortgeschrieben. Die Konsequenz sind möglicherweise drastische Fehlbewertungen, wie sie in der Tech-Bubble zu beobachten waren. Stattdessen konzentrieren sich die Experten von Robeco Boston Partners auf die langfristige Ertragskraft eines Unternehmens. Sie kann aus der Rendite auf das eingesetzte Kapital aus der Wirtschaftstätigkeit in einer bestimmten Periode und aus der Höhe der Gewinnmargen abgeleitet werden. Sortiert man die Firmen auf Basis dieser Kennzahlen, wird schnell klar, dass es gewaltige Unterschiede gibt: Die durchschnittliche Rendite auf das eingesetzte Kapital im S&P 500 liegt zum Beispiel bei 35 Prozent. Bei Cisco Sys - tems aber beträgt die Kennziffer 90 Prozent, informiert der Experte. Versorger 64 pw 04.13

65 how to invest it ADVERTORIAL Fotos: shutterstock dagegen, deren Geschäft sehr kapitalintensiv und stark reguliert ist, kommen nur auf Renditen von durchschnittlich neun Prozent. Nach Einschätzung von Lauck hardt ein schlechtes Geschäft. Auch bei den Gewinnmargen zeigt sich die Qualität eines Geschäftsmodells Microsoft zum Beispiel weist eine Marge von 50 Prozent auf, sagt der Experte. Das ist viel, und sie ist vor allem nachhaltig. Anders als bei Apple eine Aktie, die die Experten übrigens gemieden haben. Zwar weise das iphone, Apples Block - buster-produkt der vergangenen Jahre, eine Marge von 35 Prozent auf. Aber ist das nachhaltig? Schauen Sie sich Nokia oder Research in Motion an, da war es genauso, erklärt Lauckhardt. Anfangs warfen die innovativen Produkte dieser Unternehmen hohe Gewinnmargen ab, doch dann mussten sie unter immer höherem Aufwand neue Produkte bringen, Konkurrenten tauchten am Markt auf, und die Gewinnmargen gingen runter. Anlegen in Firmen mit dem Gewinner-Gen. Der Robeco BP Global Premium Equities (ISIN: LU ) investiert nach den drei bewähren Analyseprinzipien Bewertung, Fundamentaldaten und Momentum. Erstens: Notiert die Aktie zu einem günstige Preis, bezogen auf verschiedene Bewertungsfaktoren? Zweitens: Wächst das Geschäft? Sind die Margen attraktiv? Welche Wettbewerbsvorteile hat die Firma? Und drittens: Sind Auslöser erkennbar, die zu einer Neubewertung durch die Marktteilnehmer führen könnten? Diese Information stellt weder eine Verpflichtung noch ein Angebot noch eine Aufforderung seitens Robeco zum Kauf oder Verkauf von Investmentanteilen dar. Bei den fondsbezogenen Inhalten handelt es sich um eine reine Werbung, die Ihre persönlichen Umstände nicht berücksichtigt. Es stellt weder eine Anlageberatung noch eine Anlageempfehlung dar. Ein Angebot, ein Verkauf oder ein Kauf von Anteilen des in diesem Dokument genannten Fonds erfolgt ausschließlich auf der Grundlage des jeweils aktuellen Verkaufsprospekts. Die Wertentwicklung in der Vergangenheit ist kein zuverlässiger Indikator für die zukünftige Wertentwicklung. Mit ihnen sanken die Aktienkurse. Eine weitere Schlüsselgröße ist der freie Cashflow. Er komme Investoren direkt oder indirekt zugute. Direkt über Ausschüttungen oder Aktienrückkäufe oder indirekt, weil ein Unternehmen damit seine Schulden Zach Lauckhardt: delt werden, erläutert Zachary Lauckhardt. Dazu müsse dann noch ein Auslöser kommen, der dafür sorgt, dass dieser faire Wert in absehbarer Zeit auch erreicht werden kann. Ein solches Ereignis kann der Launch eines neuen Produkts sein, die Abspaltung abbauen kann. Dieser Indikator So finden Sie eines unprofitablen Gegefähiger sei deshalb viel aussa- attraktive Aktien. schäftsbereichs oder, bei als zum Beispiel Pharmaunternehmen, ein die Dividendenrendite: Denn die sagt nichts darüber aus, ob die Firma von der Substanz lebt und Löcher mit Fremdkapital stopfen muss. Die Qualität eines Unternehmens ist aber nur ein Aspekt im Anlageprozesses. Aus der Fundamentalanalyse leiten wir eine aus unserer Sicht faire Bewertung der Firma ab. Die vergleichen wir dann mit dem aktuellen Marktwert, um Unternehmen zu finden, die mit einem Abschlag auf ihren fairen Wert gehan- Medikament, das sich in Phase drei der klinischen Tests befindet. Firmen, die unsere Vorstellungen hinsichtlich dieser drei Parameter (Kasten unten) erfüllen, sind Kandidaten für unsere Port - folios, weil sie unserer Ansicht nach den genetischen Code erfolgreicher Unternehmen aufweisen, fasst Lauckhardt zusammen. Wer diesen Ansatz stringent verfolge, habe grundsätzlich die Möglichkeit, ein besseres Ergebnis als der Markt zu erzielen. Im Jahr 2011, keinem guten Aktienjahr, ist der US-Aktienindex S&P 500 zum Beispiel nur auf einen bescheidenen Zuwachs von 2,1 Prozent gekommen. 230 der 500 Unternehmen haben aber Der Fonds legt weltweit in Firmen aus unterschiedlichen Sektoren ab einer Marktkapitalisierung von 250 Millionen Dollar an. Seit Auflage im Januar 2005 legte der Fonds durchschnittlich um fünf Prozent pro Jahr nach Kosten zu. Seit Mitte 2008 waren es trotz Finanzkrise sogar 8,6 Prozent. Zum Vergleich: Der MSCI World kommt seit 2008 nur auf ein Plus von knapp 6,6 Prozent pro Jahr, seit Anfang 2005 konnten Anleger mit dem Index rund 4,4 Prozent verdienen. deutlich besser abschnitten als der Index. Im Durchschnitt hätten Anleger mit diesen 230 Firmen eine Rendite von 20,8 Prozent erwirtschaften können. Mit den Unternehmen aber, die schlechter liefen als der Index, hätten sie ein Minus von 17,7 Prozent im Schnitt eingefahren. Das beweist, dass sich Re - search lohnt. Es kommt nur darauf an, die richtige Auswahl zu treffen, die potenziellen Gewinner zu ermitteln und die Verlierer zu vermeiden. Sonderveröffentlichung: Robeco Deutschland Taunusanlage Frankfurt pw 65

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67 Wie aus Silberbarren Gold wird. Der Isländer Arni Baldursson lebt nicht nur dafür, Lachsen mit der Fliegenrute nachzustellen. Er hat aus seiner Passion auch ein lukratives Geschäftsmodell gemacht. Baldursson pachtet viele der berühmten Lachsflüsse seines Landes. Wer dort eine Woche lang fischen will, muss ihm den Preis eines Kleinwagens überweisen.

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69 how to invest it LACHSFLÜSSE Arni Baldursson mit seinem ganz persönlichen Altersvorsorge-Investment. F liegenfischer sprechen liebevoll von Silberbarren, wenn sie den begehrten Atlantischen Lachs meinen. Denn die frisch aus dem Meer in die Flüsse aufsteigenden Fische glitzern tatsächlich wie das Edelmetall. Spötter hingegen behaupten, der Spitzname für die Lachse rühre daher, dass Angler mitunter den Preis eines Silberbarrens bezahlen müssen, um den Flossenträgern nachstellen zu dürfen. Diese Geschichte handelt von einem, der die Lachse wie kein anderer liebt und obendrein die Silberbarren zu Gold gemacht hat. Arni Baldursson, Jahrgang 1963, wächst in einer eher schlechten Wohngegend von Islands Hauptstadt Reykjavik auf. Für Schule interessiert er sich mäßig. Die Lehrer stehlen ihm Zeit, die er lieber am Wasser mit einer Rute in der Hand verbringen will. Als er zehn ist, kauft der Vater einen Wohnwagen, in dem der Junior den gesamten Sommer am Fluss verbringt. Die Mutter sagt: Mit dem Kind stimmt etwas nicht. Arni zuckt mit den Schultern: Ich weiß nicht, von wem ich das geerbt habe, denn mein Vater interessierte sich selbst nie fürs Angeln. Mit 15 verlässt er die Schule, mit 16 pachtet er von einem Bauern seinen ersten kleinen Lachsfluss. Weil er kein Geld hat, stottert er seine Pachtschulden mit Straßenarbeiten ab. Einnahmen erzielt er mit den verkauften Angellizenzen und einer Art Guiding-Service, den er den wohlhabenden Lachsfischern anbietet. Die sind mit ihm mehr als zufrieden, denn Arni weiß besser als jeder andere, wie und wo sich Fische fangen lassen. Und mit der Fliegenrute weiß er so virtuos umzugehen wie andere mit einer Stradivari. Um zu verstehen, in welche Branche der junge Mann da einsteigt, sind ein paar Informationen auch historische über die Bedeutung des Lachsfangs in Island nötig. Jedes Jahr am 20. Juni eröffnet der Präsident persönlich am Ellidaar, der mitten durch Reykjavik fließt, mit einem großen Volksfest die Lachssaison. Ganze Familien stellen dann dem Salmo salar nach. Das geht so seit dem 9. Jahrhundert, als die ersten Siedler mit Netzen an den Flussmündungen gefischt haben. Nach 1860 sind es englische und schottische Gentlemen, die mit Fliegenrute und Knickerbocker nach Island reisen und die Fischrechte an berühmten Flüssen wie Grimsa und Langa pachten oder kaufen. Der Lachsfang wird nun ein exklusives Hobby der Oberschicht. Erst als die Briten nach dem Ersten Weltkrieg ausbleiben, haben die Isländer ihre Flüsse wieder mehr für sich bis Ende der 1960er-Jahre die Amerikaner die Lachse Islands entdecken und mit ihrem starken Dollar die Preise nach oben treiben. Sie sind begeistert von der unberührten Natur, in der die Flüsse noch so fließen, wie es die Topografie zulässt. Es gibt keine Industrie und kaum Staudämme. Die Isländer haben schließlich genug Thermalenergie und sind nicht auf Wasserkraftwerke zur Stromerzeugung angewiesen. Ein weiterer Vorteil: Das Wetter an der Küste ist zu rau und zu windig, um in den Fjorden Lachsfarmen wie in Norwegen betreiben zu können. Krankheiten und Parasiten aus den Farmen, die die norwegischen Wildlachsbestände dezimieren, gibt es deshalb in Island nicht. Das Lachsfischen wird so zum Big Business. Die Eigentümer der Fischereirechte an einem Fluss, meist Bauern, schließen sich zu Vereinigungen (isländisch: Veidivelags) zusammen und bewirtschaften das Gewässer. Für jeden der gut 100 Lachsflüsse wird die maximale Zahl der Ruten vorab festgelegt. > pw 69

70 RESYSTE how to invest it Coole Jungs nach einem coolen Fang. Sie reicht von zwei Ruten für kleine Flüsse bis zu 20 Ruten für die großen Ströme. Dieses System limitiert natürlich die Umsätze der Pächter. Es hat andererseits für diese aber auch einen großen Vorteil ein knappes Angebot sorgt für stabile Nachfrage und hohe Preise. Ein Rechenbeispiel zeigt, wie das Geschäft funktioniert: An der Vididalsa im Nordwesten des Landes sind acht Ruten zulässig. Die Saison dauert 93 Tage (vom 24. Juni bis zum 24. September). Nimmt der Pächter von seinen Gästen pro Tag und Rute 1000 Euro und ist zu 90 Prozent ausgebucht, kommt er auf einen Umsatz von Euro. Er muss sich also überlegen, welchen Betrag er bereit ist, dem Bauern zu zahlen, um seine Kosten zu decken und eine erwünschte Rendite zu erwirtschaften. Über derartige Rechenspiele denkt Arni Baldursson zu dieser Zeit allerdings nicht nach. Er schlägt sich als Guide und Gelegenheits-Pächter so einigermaßen durch. Seine Schwiegermutter Baldursson hat inzwischen eine Tochter aus gutem Haus geheiratet rümpft die Nase: Er fischt viel und arbeitet wenig. Ihr harsches Urteil hängt vielleicht auch mit der etwas unglücklich verlaufenen ersten Begegnung der beiden zusammen: Arni war wieder wochenlang auf Fischpirsch gewesen und hatte nicht mitbekommen, dass im Haus der Angebeteten ein größerer Zimmertausch stattgefunden hatte. Des Nachts war er dann in das falsche Zimmer eingestiegen und hatte sich nackt neben die Schwiegermutter unter die Decke gelegt: Durch Reykjavik hallte ein Schrei, den ich mein Leben lang nicht vergessen werde. Arni überlegt nun, wie er den Vorwurf seiner Schwiegermutter zu seinen Gunsten umdrehen kann, etwa in der Art: Ich arbeite, indem ich fische geht er in dann die Offensive: Die Laxa i Kjos, einer der besten Lachsflüsse Islands, wird frei, und Arni gibt ein Gebot ab. Sechsstellig sei dies in heutigen Europreisen für die Sechs-Jahres-Pacht gewesen. Als die Landeigentümer anrufen, gratulieren und ihn zur Vertragsunterzeichnung für den nächsten Tag einladen, rutscht ihm das Herz in die Hose. Baldursson hat keine Krone auf dem Konto. Und weniger als 24 Stunden Zeit. Zusammen mit seiner Frau Vala durchwühlt er das Telefonbuch von Reykjavik. Wir riefen Hunderte von Geschäftsleuten an und fragten, ob sie nicht an einem kleinen Investment-Abenteuer mit einem jungen, vielversprechenden Paar interessiert sind. Tatsächlich finden sich mit Asgeir Bolli Kristinsson und Skuli Johannesson zwei gut situierte Unterstützer. Johannesson handelt mit Haushaltswaren. Kristinsson hat zusammen mit seiner Frau ein Modelabel. Gemeinsam gründen sie das Unternehmen Lax-a obwohl das Timing schlecht zu sein scheint. In den Sommermonaten der Vorjahre hat es wenig geregnet, und bei Niedrigwasser waren nur wenige Lachse in die Flüsse aufgestiegen. Arnis Mitbewerber sagen ihm schon eine formidable Pleite voraus, in der Szene herrscht Weltuntergangsstimmung. Wir hatten Glück, erinnert er sich, gleich die erste 70 pw 04.13

71 how to invest it LACHSFLÜSSE Heute ist ein guter Tag zum Fischen Arni Baldursson mit der schwedischen Fliegenfischer-Legende Mikael Frödin. Saison lief hervorragend: hoher Wasserstand, viele Lachse im Fluss, alle Lizenzen verkauft. Arni beginnt nun, Schritt für Schritt ein Lachs-Imperium aufzubauen. Nach und nach pachtet er weitere Lachsflüsse und auch die weniger teuren Forellenflüsse. In der Regel hat er dabei ein glückliches Händchen. Weil er bis heute schon mehr als Atlantische Lachse mit der Fliegenrute gefangen (und die meisten davon wieder frei gelassen) hat, darunter viele kapitale Fische jenseits der 30-Pfund-Mark, kennt er die Flüsse wie seine Westentasche. Dadurch kann er die Pachtpreise besser als jeder andere einschätzen und erfolgreiche Gebote abgeben. Außerdem spricht er die Sprache der Flusseigner, der Bauern er kommt aus einfachen Verhältnissen und tritt nie als der arrogante Städter aus Reykjavik auf. Wenn er zu Verhandlungen in der Wathose erscheint, macht das die Gespräche meist einfacher. Nach einigen Jahren steigen seine Partner aus: für den symbolischen Preis von zwei Island-Kronen. Sie sagen, sie hätten in Arni einen Freund fürs Leben gefunden. Und Arni sagt: Ich bin den beiden auf ewig zu Dank verpflichtet. Die zwei Gönner dürfen natürlich, wann immer sie wollen, gratis bei Arni fischen. Heute hat Arni zwischen 15 und 30 der besten Lachsflüsse des Landes gepachtet und damit weit mehr als andere Größen der Zunft, wie Angling Service Strengir oder der Reykjavik Angling Club. Zu seinen Pretiosen gehören die beiden Rangas (Ost und West), zwei der besten Lachsflüsse der Welt. Eine Tageslizenz kostet in der Hochsaison dort bis zu 1700 Euro. Arni geht hier mit VIPs wie Eric Clapton oder dem Gründer der Outdoor-Marke Patagonia, Yvon Chouinard, zum Fischen. Etwa 500 bis 1000 ausländische Angler buchen jedes Jahr bei ihm, dazu kommen rund 2000 Isländer. Weil ich die Kosten für die Pacht jedes Jahr vorstrecken muss, sind loyale Kunden meine wichtigste Währung. Ich habe zum Beispiel eine Gruppe aus Frankreich, die jeden Sommer kommt. Für eine Woche an einem Top-Fluss geben sie bis zu einer Viertelmillion Euro aus. Etwa 80 Prozent des Jahresumsatzes von fünf bis sechs Millionen Euro macht er mit Islands Flüssen. Allein die beiden Rangas ( Ruten) spielen drei Millionen Euro pro Jahr ein. Inzwischen hat Baldursson auch Flüsse im Ausland gepachtet und organisiert komplette Fliegenfischerreisen. In den 1990er- Jahren fing er mit Argentinien an, später kamen Schottland, Kanada und Norwegen dazu. Inzwischen bietet er Destinationen für Fliegenfischer rund um den Globus an, von der Mongolei bis zu Salzwasserzielen in der Karibik. In Grönland hat er eine eigene Lodge gebaut, und auf die russische Kola-Halbinsel kommen jeden Sommer rund 400 Gäste an die von ihm gemanagten Großlachsflüsse. Die so gewonnene Flexibilität hilft vor allem in schwierigen Zeiten. Als die Amerikaner wegbleiben, weil der US-Dollar immer schwächer und die Isländische Krone immer stärker wird, setzt er vermehrt auf Briten und Festlandeuropäer. > pw 71

72 LACHSFLÜSSE how to invest it Lachsfischen in Island. // Beratung und Buchung Angling Club Lax-a, Inhaber: Arni Baldursson, Akurhvarf 16, 203 Kopavogur, Island, T: // An- und Einreise Flug zum Beispiel mit Iceland Air ( von deutschen Flughäfen nach Reykjavik, weiter mit dem Mietwagen (Allradfahrzeug bestellen!). Für die Einreise genügt ein Personalausweis (Island ist Schengen-Land). // Allgemeine Informationen // Medien 01. Hartmut Kloss: Island Fliegenfischen auf Lachs & Co: Lachs, Meerforelle, Bachforelle & Saibling. Die besten 100 Flüsse, Seen und Küstenplätze, Bezug über Übersicht der Lachsflüsse in Island: Landkarte: Island, Maßstab 1:425000, Verlag Reise Knowhow, Bielefeld. Langjährige Kunden, denen die Preise in Island zu hoch werden, schickt er zu Kooperationspartnern nach Lateinamerika oder Afrika. Oder bietet ihnen in Island günstigere Flüsse ohne Guiding und ohne Lodges mit Vollverpflegung an. Selbst die Bankenkrise in Island hat Arni ganz gut überstanden. Ich glaubte fest daran, dass die Krise schnell vorbei sein würde, und pachtete weiter. Hätte ich damit aufgehört, hätte ich doch meine ausländischen Gäste, die wir in so vielen Jahren mühsam gewonnen haben, wieder verloren. Flüsse, die zur Neuverpachtung anstehen, bekommt er nun günstiger. Dafür muss er aber auch die Preise für die Rutenlizenzen senken, um genügend Kunden aus jenen Ländern anzulocken, die selbst von der Finanzkrise betroffen und deshalb nicht mehr so reise- und konsumfreudig waren. An andere Flüsse, wo Arni alte und damit teure Pachtverträge besitzt, kommen zum Glück mehr Gäste aus jenen Staaten, die weniger von der Krise betroffen sind und nun von der Abwertung der Isländischen Krone profitieren. Ein Angelurlaub auf Lachse in Island wurde für sie überhaupt erst erschwinglich, weil die Preise für Lachslizenzen im Jahr 2009 auf Eurooder Dollar-Basis zwischenzeitlich um zehn bis 40 Prozent gefallen waren. Heute, erklärt Baldursson weiter, hätten sich die Preise aber wieder an das Vorkrisenniveau herangepirscht. Erstmals hat Arni nun einen Flussabschnitt nicht nur gepachtet, sondern ganz gekauft. Für 5,8 Kilometer der linken Uferseite des Sog im Süden des Landes und die dazugehörige neue Lodge bezahlte er umgerechnet 1,3 Millionen Euro. Etwa die Hälfte des Kaufpreises ist zu rund sieben Prozent Zinsen fremdfinanziert. Da der Sog nur eine einzige Rute zulässt, wird es selbst bei Rutenpreisen von mehr als 1000 Euro pro Tag noch viele Jahre dauern, bis der Kredit abbezahlt ist. Arni ist trotzdem glücklich über seinen Deal: Ich habe hier zuletzt vor 30 Jahren als Teenager auf Lachse gefischt. Es ist also eine Herzensangelegenheit und meine Altersvorsorge. Text: Günter Kast Fotos: Lax-a ehf 72 pw 04.13

73 Nur ein Abonnement sichert Ihnen private wealth. Ausschließlich Abonnenten erhalten Zugang zum exklusiven Mitgliederbereich unseres Internetauftritts. Unter finden Sie den private-wealth-börsenindikator: Warum der DAX heute ziemlich hoch bewertet ist. Plus: Kauf- und Verkaufsignale für den deutschen Aktienmarkt. den Kapitalmarktseismografen der Technischen Universität München: Wann droht Gefahr an den Kapitalmärkten? das private-wealth-archiv. In den kommenden drei Monaten gilt für Ihren Zugang Benutzerkennung: privatewealth Passwort: Vorsicht Sie möchten Abonnent werden? T. +49.(0) F. +49.(0) Das Magazin private wealth orientiert sich konsequent an den Bedürfnissen unternehmerisch denkender, vermögender Privatpersonen. Deshalb wird private wealth nur in limitierter Auflage produziert und ist auch nicht am Kiosk, sondern ausschließlich im Abonnement erhältlich (Preis: 60 Euro/Jahr). Bei Interesse erreichen Sie uns unter: T. +49.(0) ; F. +49.(0)

74 ADVERTORIAL how to invest it Von A nach B. Die Immobilienpreise in den deutschen Metropolen brechen alle Rekorde. Dass die Mieten diesem Anstieg bei Weitem nicht folgen konnten, mindert die Rendite von Investoren bei Neuengagements in den Top-Standorten erheblich. Ausgesuchte B-Lagen rücken nun in den Fokus. Typische B-Lage mit Potenzial: die Gottfried-Keller Straße in München-Pasing. München-Haidhausen galt bis in die 1980er-Jahre aufgrund seiner ärmlichen Verhältnisse als Glasscherbenviertel. Damals dachte niemand daran, dass dort, wo Industrieareale das Stadtbild prägen, wenige Jahre später begehrte Wohnlagen entstehen würden. Dann kamen die Bagger und Abrissbirnen. Sie stampften die alten Anlagen ein. mittelt hat, ist Haidhausen damit gegenwärtiger Spitzenreiter bei den Quadratmeterpreisen von Münchner Eigentumswohnungen. Der Wandel von Haidhausen steht beispielhaft für die Aufwertung eines Stadtteils durch gezielte Entwicklung. Was heute noch schwer verkäuflich scheint, kann unter günstigen Verhältnissen in Ein Kulturzentrum wurde gebaut, wenigen Jahren prosperieren. Die Momentaufnahme Wohngebäude saniert. Aus maroden Altbauwohnungen wurden moderne, attraktive Lebensräume. Heute gehört der im Herzen Münchens gelegene Stadtteil zu den gefragtesten und teuersten Pflastern an der Isar. Das macht sich an den Quadratmeterpreisen deutlich bemerkbar. Die liegen mittlerweile bei bis zu 8568 Euro. Wie das Research-Unternehmen PWIB unlängst er- eines Viertels sagt eben nicht alles über seine künftige Entwick - lung. Vielmehr wirken Faktoren wie die Wirtschaftskraft, die Infrastruktur und die Zukunftsprognose unter Berücksichtigung demografischer Entwicklungen einer Region als maßgebliche Kriterien, nach denen Investitionen in Immobilien geprüft werden sollten. Bislang standen sogenannte Core -Immobilien im Anlegerfokus, weil sie als besonders sicher gelten. Core-Objekte befinden sich hauptsächlich an hoch attraktiven Standorten innerhalb der Innenstadt - lagen oder zentraler Hauptlagen der bedeutenden Großstädte. Diese erstklassigen Standorte, sogenannte A-Lagen, sind einmalig und entsprechend begehrt. Denn dort kann immer mit einer Vermietung oder einem hohen Wiederverkaufswert gerechnet werden. Meist handelt es sich dabei um hochwertige Bestandsgebäude, die langfristig an bonitätsstarke und namhafte Mieter vermietet sind und laufend Überschüsse erwirtschaften. Die Ertragssicherheit geht mittlerweile allerdings mit hohen Kaufpreisen einher. Dadurch sinken die erzielbaren Anfangsrenditen. Im Schnitt liegen sie heute nur noch zwischen vier und 5,5 Prozent pro Jahr vor Kosten, im reinen Wohnbereich inzwischen sogar deutlich darunter. Nach Kosten wird es dadurch schwierig, mit den laufenden Erträgen zumindest die Inflationsrate zu erwirtschaften. Damit stehen Investoren am Immobilienmarkt heute grundsätzlich vor einem ähnlichen Problem wie Anleger in Anleihen. Erstklassige Qualität bringt keine auskömmliche Rendite mehr. Und auch die Chancen auf Wertsteigerungen scheinen mittlerweile begrenzt. Schon jetzt sieht die Bundesbank in einer aktuellen Studie Anzeichen für eine 74 pw 04.13

75 how to invest it ADVERTORIAL Foto: PB PROJECT Beteiligungen GmbH mögliche Überbewertung von Wohnimmobilien. Gerade in Ballungsräumen sei Chance und Risiko besteht aber nicht Eine Strategie der Optimierung von es zu Preissteigerungen gekommen, die nur in der Diversifizierung der Immobilienanlage auf Objekte in verschiedenen sich fundamental nur noch schwer rechtfertigen lassen. In den attraktiven Regionen. Auch eine Mischung von Bestandsimmobilien und Immobilienent- Großstädten Berlin, Hamburg, München, Köln, Frankfurt am Main, Stuttgart und Düsseldorf würden die Preise Im Gegensatz zur Investition in ein Bewicklung hilft weiter. um bis zu 20 Prozent über dem mit demografischen und ökonomischen Fakto- Engagement in der Immobilienentwick - standsobjekt setzt der Anleger bei einem ren erklärbaren Niveau liegen. lung an der Quelle der Wertschöpfung Die als Mantra gepriesene Definition an bei Planung und Bau oder im Bereich der Kernsanierung einer Immobi- der drei wichtigsten Kriterien für die Attraktivität einer Immobilie Lage, Lage, lie. Angesichts der weiter wachsenden Lage sollte deshalb um zwei Adjektive Nachfrage nach bezahlbarem, attraktivem Wohnraum ist das ein interessantes erweitert werden: bezahlbar und entwicklungsfähig. Nur wenn der Wohnraum bezahlbar bleibt, werden Investo- steigende Zahl von Privathaushalten in Geschäft. Dafür sorgt allein schon die ren eine vernünftige Rendite erzielen Deutschland bis 2025 soll nach Erhebungen des Statistischen Bundesamts ein können. Und hat der Stadtteil Potenzial, ist das die beste Voraussetzung für künftige Wertsteigerungen. nen erfolgen. Zuwachs um auf 41,1 Millio- Entsprechend ziehen sich Investoren Weil diese neuen Eigennutzer sich angesichts der hohen Preise in den Top- nun vorsichtig aus diesen Top-Lagen zurück. Für sie gilt, ähnlich wie bei Wertpapieranlagen: Wer Rendite sucht, muss verstärkt auf gute B-Lagen konzentrie- Standorten künftig vermutlich ebenfalls höhere Risiken in Kauf nehmen. Dies ren werden, entsteht dort ein besonders finden sie zunehmend in guten B-Lagen. attraktives Umfeld für Immobilienent- Immobilien im internationalen Vergleich günstig. Einer aktuellen Marktanalyse des Maklerhauses Engel & Völkers zufolge pendeln sich die New York werden Quadratmeterpreise zwi- zwischen und Euro. Und in Immobilienpreise in Deutschland aktuell auf schen und Euro aufgerufen. einem hohen Niveau ein. Selbst im Münchner Nobelviertel Nymphenburg erreichen die aktuellen Spitzenpreise Das muss nicht bedeuten, dass der Immobilienboom in Deutschland schon vorbei ist. nur rund ein Drittel der Londoner Marke und Immobilien sind zwar im Vergleich zu den liegen bei bis zu Euro im Bereich von Preisniveaus von vor fünf Jahren teuer geworden. Doch im internationalen Vergleich Dagegen scheint Wohnen in den A-Lagen Einfamilienhäusern. scheint noch einiges an Luft nach oben zu Berlins noch vergleichsweise günstig. In Grunewald kostet der Quadratmeter bis zu 5696 sein: In London kostet der Quadratmeter gemäß Knight Frank Research zum Beispiel Euro, also rund 45 Prozent weniger als in zwischen und Euro, in Paris München. wickler. Ausgesuchte B-Lagen bieten nach erfolgreicher Entwicklung heute sehr gute Verkaufsaussichten mit dem Unterschied, dass die Anfangsinvestition um bis zu 50 Prozent geringer als in A- Lagen ausfällt. Das ist nicht nur für Käufer positiv. Auch Investoren profitieren. Denn diese Preisabschläge können unmittelbar an die Anleger weitergegeben werden, die damit in den B-Entwicklungen eine deutlich höhere Rendite realisieren. Sogar unter dem Aspekt der Wertsteigerung rücken diese Lagen immer stärker in den Vordergrund. Es gebe, schreiben die Experten der Deutschen Bundesbank, mittlerweile klare Hinweise für eine Ausbreitung des Preisanstiegs von den Städten ins Umland. Und wer weiß: Eine gute B-Lage kann sich innerhalb weniger Jahre auch zu einer A-Lage entwickeln, wenn die regionalen Faktoren passen. Wie das Beispiel Haidhausen zeigt, kann dieser Wandel sogar dramatisch verlaufen. Auch in Zukunft ist zu erwarten, dass heute noch völlig unattraktive Stadtteile bei hohem Nachfrageüberhang mittelfristig zu B- oder gar zu A- Lagen werden. Eine Streuung des Kapitals auf viele Objekte in unterschiedlichen Lagen und unterschiedlichen Metropolen sowie auf Anlagen in verschiedenen Lebens - zyk len der Immobilie reduziert nicht nur das Risiko im Portfolio. Die Diversifizierung sorgt auch dafür, dass Immobilien weiter unter Renditegesichtspunkten interessant bleiben. Sonderveröffentlichung: Christian Blank; Pressesprecher / Leiter Marketing PB PROJECT Beteiligungen GmbH Kirschäckerstraße 25; Bamberg; c.blank@project-investment.de pw 75

76 AKTIENRÜCKKAUF how to invest it Besser als Dividenden. Aktiengesellschaften können ihre Anleger direkt über Ausschüttungen am Erfolg beteiligen. Oder indirekt über Aktienrückkäufe. Anleger honorieren diesen Umweg oft mit höheren Kursen. Doch nur unter bestimmten Voraussetzungen ist er für Investoren die bessere Variante. Der listenreiche Warren Buffett hatte eine einfache Begründung, als er im Jahr ,9 Millionen Aktien von IBM im Wert von mehr als zehn Milliarden Dollar erworben hatte. IBM erwirtschaftet einen stabilen Jahresüberschuss und kauft laufend Aktien zurück. So werden mein Anteile am Gewinn Jahr für Jahr immer größer. Tatsächlich hat Big Blue, wie IBM auch liebevoll genannt wird, seit dem Jahr 2009 schon über 30 Milliarden Dollar für Aktienkäufe ausgegeben. In den kommenden beiden Jahren sollen mehr als 20 Milliarden Dollar folgen. Dadurch reduziert sich die Aktienzahl deutlich. Gab es im Jahr 2004 noch 1,7 Milliarden IBM-Aktien, so sind es heute nur noch 1,1 Milliarden. Der Anteil der verbliebenen Aktionäre an den künftigen Einnahmen nimmt entsprechend zu. Seit einigen Monaten investieren viele Anleger mit Vorliebe in Firmen, die kontinuierlich einen bestimmten Teil des Gewinns ausschütten. Weil sie so laufende Renditen erzielen, die über denen von Anleihen liegen. Dabei wäre es für langfristig orientierte Anleger unter Umständen sinnvoller, Titel von Firmen zu kaufen, die kontinuierlich ihre eigenen Aktien zurückkaufen und diese dann einziehen. Das ist reine Mathematik, erklärt Martin Wirth, Fondsmanager bei FPM in Frankfurt, der Marktwert der Firma bleibt ja gleich. Werden Aktien anstelle von Dividendenzahlungen zurückgekauft, verteilt sich der künftige Ertrag auf weniger Titel Bewertungsrelationen wie der Gewinn pro Aktie nehmen zu. Und die Kurse müssten analog zur Höhe der Dividende steigen. Für den Anleger ist dies günstiger. Denn auf die Dividende muss er Steuern bezahlen. Die implizite Kurssteigerung bleibt steuerfrei, bis er die Titel verkauft. So kann sich über die Jahre ein erheblicher Steuerstundungseffekt er - geben, erklärt Wirth. Besonders interessant ist dies in Ländern, in denen Dividende und Kursgewinne unterschiedlich besteuert werden. In den USA gelten zum Beispiel 20 Prozent Steuern auf Dividenden und nur 15 Prozent auf Kursgewinne, erklärt Kapitalmarktexperte Heino Ruland von Ruland Research in Eppstein bei Frankfurt. In der Schweiz sind Kursgewinne gänzlich steuerfrei. In den USA erleben Aktienrückkäufe gerade deshalb eine Hochkonjunktur. Laut Berechnungen von Rosenblatt Securities hatten US-Firmen seit dem Markttief im Jahr 2009 Aktien im Gegenwert von mehr als 1000 Milliarden Dollar zurückgekauft. Dort ist die Ankündigung eines Aktienrückkaufs mittlerweile auch zu einem echten Kurstreiber geworden. Seit dem Jahr 2010 legte der von Goldman Sachs aufgelegte Buyback-Basket, in dem die 50 Firmen mit den höchsten Rück - kaufrenditen aus dem S& P 500 enthalten sind, um insgesamt 81 Prozent zu. Der breite Aktienindex S&P 500, in dem Dividendenzahlungen nicht berück - sichtigt werden, brachte es dagegen nur auf einen Ertrag von 59 Prozent. Die Differenz 22 Prozentpunkte übersteigt den Wert der in diesem Zeitraum gezahlten Dividenden deutlich. Hierzulande sind Aktienrückkäufe erst seit 1998 erlaubt. Firmen benötigen dafür einen Hauptversammlungsbeschluss und dürfen auch nur zehn Prozent des Kapitals für einen Rückkauf genehmigen lassen. Und selbst wenn diese Transaktionen zunehmen, werden sie in Deutschland noch immer kritisch betrachtet. Die Rückzahlung von Kapital, so das gängige Argument, verhindere Investitionen und damit die Schaffung von Arbeitsplätzen. Letzten Endes ist es aber eine rein rationale Überlegung des Managements, überlegt Martin Wirth. Damit der Nutzen des Aktienrückkaufs den einer Dividendenzahlung übersteigt, sollte dieser eher als eine Investition denn als Ausschüttung betrachtet werden. Schließlich gilt für das Unternehmen das gleiche wie für jeden anderen Aktionär: Es erwirbt einen Vermögensgegenstand, dessen Rendite sich nach dem Gewinn in Rela- 76 pw 04.13

77 how to invest it AKTIENRÜCKKAUF tion zum Kurs bemisst. Diese Investition ist dann sinnvoll, wenn sie eine höhere Rendite bringt als alternative Investi - tionen und gleichzeitig die generellen Anforderungen an Investitionen erfüllt, nämlich mindestens die Kapitalkosten zu verdienen. Hört sich trivial an, wird aber meistens nicht verstanden. Dass durch derartige Operationen oft der Gewinn je Aktie steige, sei eine Folge, könne aber nicht das Ziel allein sein, meint Wirth: Optimal ist es, wenn ein Aktienrückkauf unter diesen Bedingungen kontinuierlich stattfindet und die Zahl der Aktien auch entsprechend reduziert wird. Genau das ist aber nicht immer der Fall. Oftmals erfolgt der Rückkauf diskontinuierlich. Dann besteht immer die Gefahr, dass das Management in guten Zeiten zu höheren Kursen kauft und entsprechend viel bezahlt. Außerdem erhalten viele Manager in den USA, aber zunehmend auch in Europa, als Teil ihrer Entlohnung Aktienoptionen. Sie können also Aktien zu einem vorher festgelegten oft vergleichsweise niedrigen Kurs erwerben. Diese Aktien erwirbt das Management oft über Aktienrückkaufprogramme. Im Endeffekt fließt dann Aktionärsvermögen in die Taschen des Management, da sich an der Zahl ausstehender Aktien ja nichts ändert. Der gleiche Effekt > pw 77

78 AKTIENRÜCKKAUF how to invest it Aktienrückkauf de luxe der Fall L Oréal. Eine besonders interessante Konstellation lenden Mittel in Höhe von elf Milliarden Euro bietet sich Anlegern derzeit beim französischen Kosmetikkonzern L Oréal. Der Schwei- Diesen Kredit könnte zum Beispiel Nestlé müssten über Kredite finanziert werden. zer Nahrungsmittelkonzern Nestlé ist dort selbst geben. Auch die Ausgabe einer Unternehmensanleihe wäre möglich. Angesichts seit 1974 beteiligt. Im April kommenden Jahres läuft nun die Aktionärsvereinbarung des Renditehungers von Investoren sollte eine derartige Emission für deutlich weniger Nestlés mit der Gründerfamilie Bettencourt aus. Nestlé hat dann das Recht, seinen 29- als fünf Prozent Zins durchgeführt werden prozentigen Anteil an L Oréal aufzustocken. können. Oder aber seine Aktien alternativ auch zu In diesem Fall müsste L Oréal pro Jahr 550 verkaufen. Millionen Euro Zins bezahlen. Das für 2014 Es zeichnet sich ab, dass die Schweizer das bislang erwartete Betriebsergebnis des rund 22 Milliarden Euro schwere Paket eher Unternehmens würde sich um diese 550 veräußern möchten, um damit einen etwaigen Kauf von Ferrero zu finanzieren. Ein logi- damit um etwa 15 Prozent reduzieren. Weil Millionen auf etwa 3,5 Milliarden Euro und scher Käufer der Aktien wäre L Oréal selbst. die Zinskosten steuerlich abzugsfähig sind, Würden die Franzosen das gesamte Paket fällt das Nettoergebnis weniger stark aber danach einziehen, hielte die Gründerfamilie immer noch um rund 13 Prozent von 3,22 auf Bettencourt erstmals seit langer Zeit wieder 2,85 Milliarden Euro. über 40 Prozent der Firma. Sie würde so ihren Gleichzeitig wird allerdings auch die Anzahl Einfluss ausbauen und müsste sich nicht der gewinnberechtigten Aktien reduziert mit neuen Aktionären auseinandersetzen. Sicherlich ein starker Anreiz. Transaktion läge der Gewinn pro Aktie bei von aktuell 606 auf 430 Millionen. Ohne die Die große Frage ist allerdings, wie eine derartige Transaktion durchgeführt werden nen Aktien). Durch die Transaktion stiege er 5,30 Euro (3,22 Milliarden Euro/606 Millio- könnte und vor allem, ob sie sich auch für auf 6,63 Euro (2,85 Milliarden Euro/430 die freien Aktionäre rechnen würde. Millionen Aktien). Per saldo würde der Gewinn pro Aktie allein aufgrund dieser Trans- L Oréal verfügt heute über ein Barvermögen von rund zwei Milliarden Euro. Zudem besitzt aktion also um etwa 25 Prozent ansteigen. das Unternehmen ein Aktienpaket am Pharmakonzern Sanofi, das ebenfalls rund neun strom verfügt, können die Schulden wohl Und weil L Oréal über einen starken Ertrags- Milliarden Euro wert ist. Damit wäre schon auch relativ schnell zurückgezahlt werden. die Hälfte des Kaufpreises gedeckt. Die feh- Alles in allem also ein cleverer Deal. entsteht, wenn die Tantiemen der Manager an den Gewinn pro Aktie gekop- den künftigen Ertrag. Vergütung drückt als Kostenbestandteil pelt sind. Geht die Zahl der Aktien zurück, steigt der Gewinn pro Aktie an. Zinsen werden derzeit immer öfter auch Angesichts der aktuell extrem niedrigen Im Ergebnis erhält das Management Aktienrückkaufprogramme fremdfinanziert. So drängte der legendäre US-Inves - dann eine höhere Vergütung, obwohl es operativ den Ertrag der Firma nicht gesteigert hat. Im Gegenteil: Die höhere mit anderen Investoren den tor Carl Icahn beispielsweise gemeinsam Apple-Konzern, mehr für seine Aktionäre zu tun. Apple hatte in den vergangenen Erfolgsjahren eine riesige Menge Bargeld angehäuft. Mehr als 120 Milliarden Dollar etwa 150 Dollar pro Aktie sind auf den Festgeldkonten. Das Problem: Der größte Teil dieses Kapitals liegt im Ausland. Würde es in den USA ausgeschüttet werden, müsste Apple rund 25 Prozent Steuern zahlen. Nun hat sich der Konzern verschuldet, um einen Aktienrückkauf im Volumen von mehr als zehn Milliarden Dollar durchzuführen. Weitere Transaktionen dieser Art werden folgen. Der Sinn derartiger Operationen ist umstritten. Grundsätzlich gilt: Jede deutliche Erhöhung der Verschuldung macht das Unternehmen verletzlich, sollten die Geschäfte irgendwann in der Zukunft wieder schlechter laufen. Im Fall Apple kann durchaus die Frage gestellt werden, ob sich deren Geräte auch noch in fünf oder zehn Jahren erfolgreich verkaufen werden. Die Anleihen sind dann in jedem Fall zurückzuzahlen. Andererseits können fremdfinanzierte Aktienrückkäufe in speziellen Konstellationen durchaus interessant sein. Liegen die Schuldzinsen, die noch dazu im Unternehmen abzugsfähig sind, zum Beispiel unter der Dividendenrendite, generiert das Unternehmen echte Zusatzerträge. Es kommt also immer auf den Einzelfall an. Warren Buffett zumindest glaubt, mit IBM einen Kandidaten gefunden zu haben, bei dem es sich lohnt, gelassen die Fortsetzung des Aktienrückkaufprogramms zu beobachten. Sollten die Rückkäufe die Zahl der im Umlauf befindlichen Aktien auf 63,9 Millionen Aktien drücken, gebe ich meine Sparsamkeit auf und bezahle allen unseren Mitarbeiter einen Urlaub, scherzte Buffett. Text: Klaus Peter Fuchs Illustration: Rüdiger Trebels 78 pw 04.13

79 how to invest it ADVERTORIAL Wertvolle Tropfen. Wasser ist die Quelle allen Lebens. Und eine der wenigen Investmentideen, die Wachstum, Ethik und Ökologie vereinen. In Technologien rund um das Wassermanagement anzulegen, kann Gewinn bringen und hilft mit, dass jeder Mensch in Zukunft ausreichend Zugang zu bezahlbarem Wasser hat. Nachhaltiges Investieren bedeutet auch, Aktien von Firmen zu kaufen, die wirtschaftlichen, sozialen und ökologischen Nutzen stiften, erklärt Barbara Brosius, Vice Chairman der UBS Deutschland AG. Ein gutes Beispiel dafür ist das Anlagethema Wasser. Dass jeder Mensch Zugang zu Trinkwasser hat, ist ein ethisches Anliegen. Die Verschmutzung von Wasser einzudämmen, ein ökologisches. Erreicht werden kann dies durch eine Vielfalt neuer Geschäftsideen, die nicht nur Ethik und Ökologie gerecht werden, sondern auch für Investoren attraktiv sind, folgert Barbara Brosius. Die Ausgangslage: Wasser ist weltweit zwar nicht knapp. Es ist aber unfair verteilt. Sechs Länder Kanada, die USA, China, Kolumbien, Brasilien und Russland verfügen über 50 Prozent der globalen Süßwasserreserven. 40 prozent der Welt haben dagegen nur Zugriff auf zwei Prozent des Wassers. In diesen Regionen Spanien gehört ebenso dazu wie der Mittlere Osten, Zentralasien, Pakistan, Südindien oder Ost-Australien kommt es deshalb schon heute immer wieder zu Spannungen, sozialen Konflikten und zu Wachstumsverlusten. Und diese, analysiert Brosius, werden in Zukunft noch zunehmen. Denn die Wassernachfrage wird in diesen Gebieten weiter steigen. Jedes Jahr versorgt der natürliche Wasserkreislauf die Menschheit laut dem Jahresbericht der Eidgenössischen Anstalt für Wasserversorgung, Abwasserreinigung und Gewässerschutz aus dem Jahr 1997 mit 9000 bis Kubikkilometer Wasser für die Trinkwasserversorgung, die Landwirtschaft und die industrielle Nutzung. Liegt der Wasserverbrauch als Prozentsatz der jährlich erneuerbaren Wasserreserve bei 40 Prozent, so die Faustformel, wird von Wasserknappheit gesprochen. Im Jahr 2000 verbrauchte die > pw 79

80 ADVERTORIAL how to invest it Welt nach Angaben der OECD ungefähr 3600 Kubikkilometer Wasser. len- und Entwicklungsländern zu. Und schen nimmt vor allem in den Schwel sollen es 5500 werden. Dann wäre weltweit im Durchschnitt die Marke Wasser, erklärt Alexander Stiehler, mehr Menschen brauchen eben mehr von 40 Prozent überschritten. Mit dramatischen Konsequenzen für nieder- komme mit steigendem Lebensstandard Aktienanalyst der UBS in Zürich. Dazu schlagsarme Gebiete, macht Brosius eine Änderung der Ernährungsgewohnheiten. Um ein Kilo Mais zu produzie- klar. 3,9 Milliarden Menschen oder über 40 Prozent der Weltbevölkerung ren, brauchen wir 1400 Liter Wasser für würden laut OECD dann mit hohem ein Kilo Rindfleisch aber Liter. Wasserstress leben müssen. Der zweite große Wasserkonsument ist Der größte Treiber der Wassernachfrage die Industrie. Mehr Produktion, mehr ist die Demografie. Die Zahl der Men- Energieverbrauch, mehr Wasser, lautet Die Sache mit dem Ballastwasser. Kleintierchen von einem Ende der Welt zum anderen transportiert und bedrohen dort das lokale Umfeld. In Zukunft soll Ballastwasser deshalb durch ultraviolettes Licht geklärt werden. Noch fehlen die politischen Vorgaben. Doch es gibt einen Regulierungsvorschlag, der in Kraft tritt, wenn 35 Prozent der weltweiten Schiffstonnage unterschrieben hat, informiert Alexander Stiehler. Aktuell sind wir bei 29,07 Ein Tanker muss immer im Gleichgewicht sein, egal wie stark er beladen ist. Deshalb Prozent. Wird der Vorschlag irgendwann in nimmt er Meerwasser in seine Ballasttanks den kommenden beiden Jahren umgesetzt, auf und pumpt dieses im Endhafen wieder profitieren Firmen, die entsprechende Analysegeräte ab. Dadurch werden allerdings Bakterien und herstellen. dort die einfache Formel. Besonders der Zusammenhang zwischen Energie und Wasser ist interessant. Zur Gewinnung, Behandlung und Verteilung von Wasser ist Energie nötig, zur Produktion von Energie aber wiederum auch Wasser. Auf die Energiegewinnung entfallen heute schon rund 39 Prozent aller Wasserentnahmen in den USA, informiert Stiehler, vor allem der Boom bei der Gewinnung von Schiefergas sorgt dafür, dass dieser Anteil weiter steigt. Beim Fracking wird eine mit Chemikalien angereicherte Wasser-Sand-Mischung ins Gestein gepresst, Gesteinsschichten aufgebrochen und so Gas gefördert. Insgesamt werden für ein Bohrloch 7,5 bis 19 Millionen Liter Wasser benötigt. Zehn bis 40 Prozent davon kommen wieder zurück und müssen aufwendig gereinigt werden, so Stiehler: Aufgrund der hohen Chemikalienkonzentration in diesen Abwässern ist dies ebenfalls eine große Herausforderung. Während der Trend zu mehr Wasserverbrauch also klar vorgezeichnet ist, bleibt das Angebot begrenzt. Es gibt darum nur zwei Lösungswege, erläutert Barbara Brosius, Wasser einsparen und besser nutzen. Oder Möglichkeiten finden, um neues Trinkwasser zu gewinnen. Das größte Potenzial für Einsparungen in den Industrienationen liegt im Bereich 80 pw 04.13

81 how to invest it ADVERTORIAL Foto: Veer Marketplace // STOCK4B/Tobias Sutter der Infrastruktur. In vielen Ländern ist diese total veraltet. Durch schlechte Wasserleitungen gehen jeden Tag 50 Millionen Kubikmeter verloren, informiert Stiehler. In der bulgarischen Hauptstadt Sofia liege der Verlust zum Beispiel bei 60 Prozent. In der modernen Großstadt Montreal bei 40 Prozent. Was möglich ist, zeigt im Vergleich dazu Spitzenreiter Deutschland mit Leitungsverlusten von nur 6,5 Prozent. Mehr Effizienz ist auch in der Landwirtschaft möglich durch neuere Bewässerungsmethoden wie Hochdrucksprinkler, Mikro- oder Tropfbewässerung und effizienteren Anbau. Und in der Indus - trie helfen fortschrittliche Filtrations - systeme sowie intelligentere Aufbereitungslösungen, Wasser zu sparen. Neues Trinkwasser kommt vor allem aus dem Meer. Derzeit werden weltweit 76 Millionen Kubikmeter Wasser täglich durch Entsalzung destilliert. Bis 2016 soll diese Menge auf 126 Millionen Kubikmeter am Tag gesteigert werden. Besonders China interessiert sich sehr für derartige Anlagen. Damit dürften die Investitionen in Entsalzungsanlagen von derzeit jährlich sechs auf 25 Milliarden Dollar bis 2025 zunehmen. Allein das deutet schon an, welch ein gewaltiges Geschäft die Lösung der weltweiten Wasserprobleme werden wird. Der Umgang mit der Ressource Wasser ist eine Herausforderung und eine Chance, macht Brosius klar. Die Technologien sind vorhanden. Die Informationsbarrieren, die eine Umsetzung verhindern, schwinden. Und die Anreize in Form höherer Preise und politischer Maßnahmen nehmen ebenfalls ständig zu: Insgesamt sprechen wir von einem Markt, der heute schon 450 bis 500 Milliarden Dollar jährlich umfasst. Und langfristig weltweit mit Raten um sechs Prozent pro Jahr wachsen wird. Genügend Raum also für viele lukrative Investments. Besonders interessant für Anleger ist auch, dass dieses Thema je nach Risikobereitschaft unterschiedliche Möglichkeiten bietet. Rund 40 Prozent der im S&P Global Water Index enthaltenen Firmen sind zum Beispiel klassische Wasserversorger. Das sind meist lokale Monopole mit starken Markteintrittsbarrieren, analysiert Stiehler: Sie versprechen Investoren eine defensive, vergleichsweise konjunkturunabhängige Anlage. Die andere Hälfte sind zyklische Indus - triefirmen. Dort entstehen die innovativen Dinge, erklärt Stiehler. Entsprechend größer seien Chancen, aber auch Risiken: Wir raten deshalb grundsätzlich dazu, über die gesamte Wertschöpfungskette zu investieren. Barbara Brosius, Vice Chairman UBS Deutschland AG, und Alexander Stiehler, Aktienanalyst UBS AG Zürich. Doch auch, wer in einzelne Firmen inves tieren möchte, wird fündig. Unsere Analysten empfehlen derzeit rund ein Dutzend Firmen, informiert Barbara Brosius, dadurch ist es für Anleger möglich, ihre persönlichen Werte in Einklang mit der Investition zu bringen. Und eine positive Wirkung zu erzielen für ihr Depot und die Welt. Sonderveröffentlichung zu Marketingzwecken: UBS Deutschland AG, eine Tochter der UBS AG, Zürich. Barbara Brosius, Vice Chairman UBS Deutschland AG Tel. +49 (0) Bockenheimer Landstraße 2 4 D Frankfurt am Main pw 81

82 ÜBERNAHMEN how to invest it Ich schnapp dich. Der Markt für Übernahmen und Fusionen nimmt an Fahrt auf. Investoren sollten frühzeitig auf mögliche Übernahmekandidaten setzen. Oder sich bei Firmen positionieren, für die ein Kaufangebot vorliegt. Denn dann gibt es oft noch einen kräftigen Nachschlag. Am Vorabend des 8. Oktober 2013 interessierten sich nur wenige Anleger für die Aktien des Pharmahändlers Celesio. Keine spektakulären Nachrichten, alles ruhig. Am Tag danach änderte sich das schlagartig. Der US-Pharmakonzern McKesson lancierte ein Übernahmeangebot. Und bot einen Kaufpreis von rund 22 Euro je Aktie 30 Prozent mehr als die Notiz vom Vorabend. Das Übernahmefieber grassiert. Microsoft kauft die Handysparte von Nokia, die Pekinger Firma AVIC International Engineering Holdings Ltd bietet für den Maschinenbauer KHD Humboldt Wedag. Vodafone schnappt sich Kabel Deutschland. Investorenlegende Warren Buffett holt sich Heinz Ketchup. Die Schweizer Firma Bucher greift nach dem Autozulieferer Jetter. Der Biotechkonzern Amgen kauft Konkurrenten Onyx. Und sie alle zahlen hohe Aufschläge auf die aktuellen Aktienkurse. Im dritten Quartal wurden laut der Beratungsfirma Allan Overy weltweit Fusionen und Übernahmen im Wert von 529 Milliarden Dollar durchgeführt. Ein Plus von 13 Prozent gegenüber der gleichen Vorjahresperiode. Dieser Trend zu wieder mehr Mergers und Acquisi- 82 pw 04.13

83 how to invest it ÜBERNAHMEN tions wird sich auch in den kommenden Quartalen fortsetzen, meint Alexander Gehrt aus dem M&A-Team der UBS. Das Kapital dafür ist zweifellos vorhanden. Viele Unternehmen stehen finanziell so gut da wie selten zuvor, stellt Gehrt fest. Zwischen Dezember 2007 und Ende 2012 sind nach Berechnungen der US-Investmentbank Goldman Sachs zum Beispiel die Cashpositionen in den Bilanzen der US-Unternehmen außerhalb des Finanzsektors um 65 Prozent gestiegen. Die Barreserven befinden sich damit auf einem Rekordniveau. Je mehr sich die Konjunktur nun weltweit stabilisiere, desto eher werde dieses Kapital auch eingesetzt. Unserer Einschätzung nach hat sich in den vergangenen Jahren ein gewaltiger Nachholbedarf bei den Unternehmen aufgestaut, erklärt Volker Schilling von Greiff Capital Management. Sie haben zum Teil viel Geld gehortet und stehen jetzt unter dem Druck, damit etwas Vernünftiges anfangen zu müssen. Wollen sie es nicht an die Aktionäre ausschütten, müssen sie in künftiges Wachstum inves tieren durch Investitionen, oder eben durch Übernahmen. Und da die Produktionskapazitäten weltweit ohnehin nicht ausgelastet sind, ist es oft der bessere Weg, bereits bestehende Kapazitäten zu übernehmen. Besonders viele Argumente für Übernahmen findet Schilling derzeit in den Sektoren Biotechnologie, Telekommunikation sowie Medien und Technologie. So bringen die Pharmariesen selbst immer weniger neue Produkte auf den Markt. Dagegen steigen die Zulassungszahlen der Biotechfirmen. Durch Übernahmen kann sich Big Pharma diese Medikamente sichern und gleichzeitig die internen Forschungs- und Entwick - lungskapazitäten ausbauen. Ähnlich ist die Situation im Technologiebereich. Dort sitzen Branchenriesen wie Microsoft, Apple oder Google auf prall gefüllten Kassen. Gleichzeitig fordert der Markt von diesen Konzernen Innovationen. Erfolgreiche Start-ups mit innovativen Ideen oder Firmen mit interessanten Patenten, die sich ein Käufer durch eine Übernahme einverleiben kann, sind deshalb beliebte Übernahmeziele, folgert Schilling. Im Telekommunikationsmarkt zwingt hirsche zu Zukäufen. Um neue Kunden zu gewinnen und Erträge zu steigern, sind oftmals spezielle Angebote notwendig, erläutert Schilling, über die verfügen aber zumeist kleinere Anbieter. Für die großen Konzerne in diesem Bereich ist es lukrativer, sich diese Angebote durch Übernahmen ins Haus zu holen, anstatt sie selbst aufzubauen. Oftmals gehe es auch um den Zugang der extrem harte Wettbewerb die Platz- zur Infrastruktur. Wer in einen > So profitieren Sie im Übernahmepoker. Um an Übernahmen mitzuverdienen, stehen // 02. Fonds Anlegern neben der Suche nach einzelnen Bei den auf das Thema Übernahmen und Fusionen ausgerichteten Fonds geht es in der Übernahmekandidaten folgende Wege offen: Regel nicht darum, künftige Übernahmekandidaten zu finden, sondern im laufenden Über- // 01. Zertifikate Zertifikate bilden Indizes ab. Diese werden von nahmeprozess Geld zu verdienen. Recht gut Experten zusammengestellt, die nach bestimmten Kriterien potenzielle Übernahme- Special Situations (ISIN: LU ), der gelang dies in der Vergangenheit dem Greiff kandidaten auswählen. 3,7 Prozent pro Jahr erwirtschaftete. Die Kursentwicklung dieser Zertifikate war in // 03. Hedgefonds der Vergangenheit überzeugend. Kurstreiber Die nach UCITS IV aufgelegten Hedgefonds war allerdings weniger die Treffsicherheit der aus diesem Bereich gehen zwar grundsätzlich ähnlich vor wie der Greiff Special Situa- Experten bei der Suche nach Übernahmekandidaten, sondern der allgemeine Aufschwung tions. Sie können zusätzlich aber noch eine am Aktienmarkt. So legte das Indexzertifikat Verkaufsposition auf die Aktien des übernehmenden Unternehmens eingehen. Die meis - auf den SG M&A TR (ISIN: DE000SG63FU9), das 50 gleichgewichtete europäische Übernahmekandidaten enthält, seit Emission im zer Zeit auf dem Markt, was den Analysepro- ten dieser Fonds sind allerdings erst seit kur- November 2005 um knapp 65 Prozent zu. Das zess erschwert. Auf Sicht von einem Jahr Open-End-Indexzertifikat der Unicredit auf überzeugten der Barclays Quant Merger Arbitrage (ISIN: IE00B63C7F82) mit einem Zu- den Solactive German Mergers & Acquisitions (DE000HV7TPD2) gewann seit der Auflage im wachs von 6,9 Prozent sowie der Westchester September 2012 knapp 42 Prozent. Merger Arbitrage (ISIN: LU ) von Weitere Zertifikate sind das endlos laufende Merrill Lynch und der JPM Global Merger Arbitrage (ISIN: LU ). Indexzertifikat auf UBS Mergers & Acquisitions (ISIN: DE000UB8MAE2), das auf Jahressicht // Indextracker auf ein Plus von 27 Prozent kommt, und das Die Firma Lyxor bietet auch einen Indextra - Zertifikat RBS M&A Europe TR Index Open End cker an, der verschiedene Hedgefonds be - (NL ), das im gleichen Zeitraum inhaltet, die eine Merger-Arbitrage-Strategie um rund 45 Prozent zulegte. verfolgen (JE00B2Q2WB81) pw 83

84 ÜBERNAHMEN how to invest it Markt eintreten will, muss, um dort dem jeweiligen Monopolisten die Stirn bieten zu können, idealerweise über eigene Netze verfügen, erläutert Volker Schilling. Kein Wunder, dass Vodafone bereit war, einen sehr hohen Preis für Kabel Deutschland zu zahlen. Für Anleger ist es deshalb natürlich luk - rativ, in Übernahmekandidaten zu inves - tieren. Doch ist es wirklich möglich, solche vorab zu identifizieren? Anleger müssen sich in die Gedanken potenzieller Käufer versetzen, erklärt Jörg Lang, der im Auftrag des Finanzen Verlags die Titelauswahl für den Solactive German Mergers & Acquisitions Index trifft. Ein strategischer Käufer würde sich zum Beispiel folgende Fragen stellen: Besetzt das Unternehmen eine Nische oder einen Wirtschaftsbereich, der für mein bestehendes Geschäft eine Ergänzung oder Unbequem, aber erfolgreich. Wo Hedgefonds-Manager wie Carl Icahn, Paul E. Singer oder David Eichhorn auftauchen, schüren sie vielfältige Emotionen. Angst und Schrecken bei den Vorständen der Firmen. Und Freude bei den Investoren. Denn diese Investoren haben ein klares Ziel. Sie wollen Umsätze und Gewinne steigern. Und üben deshalb Druck auf das Management aus, oftmals auch öffentlich. Genau das war auch der Plan, als Paul E. Singer mit seiner Firma Elliott Management Anfang dieses Jahres bei der Hess Corporation einstieg. Singer war davon überzeugt, dass die Aktien des weltweit tätigen Öl- und Gasproduzenten wenigstens 126 Dollar wert sein könnten. Damals notierten sie bei 55 Dollar. In einem Brief teilte der Hedgefonds-Manager dem Vorstand mit, was zu tun sei. Das Unternehmen müsse schlanker werden, unprofitab - le Unternehmensteile stoßen. Hess solle sich zum Beispiel von seinem Tankstellennetz in den USA sowie von internationalen Tätigkeiten trennen. Und sich fortan allein auf die Förderung und die Produktion von Öl und Gas konzentrieren. Das Management wehrte sich, doch andere Anleger begrüßten Singers Forderungen. Und so konnte sich Singer schließlich durchsetzen. Er und sein Hedgefonds bekamen Sitze im Aufsichtsrat. Und zwangen das Management an die Arbeit. Mittlerweile notiert die Aktie bei rund 80 Dollar. Diese Form des Eingriffs großer Investoren in die Geschicke einer Firma, auch Hedge Fund Activism genannt, ist im angelsächsischen Raum verbreitet. Kritiker werfen diesen Inves - toren allerdings vor, nur auf den kurzfristigen Erfolg aus zu sein. Sie würden sich auf die vorhandenen Barmittel stürzen und am Ende einen Schuldenberg hinterlassen. Und dies würde das operative Geschäft der jeweiligen Firma nachhaltig schädigen. Ob das stimmt, haben drei Wissenschaftler in der Studie The Long-Term Effects of Hedge Fund Activism untersucht. Sie untersuchten über 2000 Fälle und kamen zu einem eindeutigen Ergebnis: Finanzinvestoren sind die guten Jungs. Über einen Zeitraum von drei und fünf Jahren haben nicht nur die analysierten Aktien besser abgeschnitten als der Markt. Auch operativ entwickelten sich die jeweiligen Firmen in der Folge nachhaltig günstiger als der Branchendurchschnitt. Es kann sich für Anleger also lohnen, in Firmen zu investieren, in denen sich diese Hedge fonds-aktivisten engagieren. Wo die Icahns oder Singers dieser Welt kaufen, wird auf publiziert. Einer, der ähnliche Ergebnisse auf eine etwas andere Art und Weise hierzulande anstrebt, ist Hans Liebler von der Lenbach Capital GmbH. Wir gründen Kommanditgesellschaften, sammeln dort das Geld von Investoren und suchen dann nach geeigneten Unternehmen, in die wir investieren, erläutert er. Im Unterschied zu seinen angelsächsischen Kollegen verfolgt er einen Friendly Activism. Wir sprechen zunächst mit dem Vorstand über eine Beteiligung unsererseits und inves - tieren nur, wenn dieser einverstanden ist, mit uns zusammenzuarbeiten. Das Ziel aber ist dasselbe. Auch Liebler muss ein signifikantes Wertsteigerungspotenzial erkennen können. Der Wert unserer Beteiligung soll sich nach zwei bis drei Jahren verdoppeln. Um das zu erreichen, hat Liebler, der grundsätzlich im jeweiligen Unternehmen als externer Berater arbeitet, vier Ansätze. Erstens will er für Wachstum sorgen. Dabei geht es beispielsweise um den Eintritt in neue Märkte oder die Entwicklung neuer Produkte. Die zweite Stellschraube ist die operative Exzellenz Abläufe effizienter zu machen und so die Gewinnmarge zu steigern. Dazu kommt drittens die Optimierung der Finanzstruktur. Je nach Firma kann es besser sein, mehr Fremdkapital zu haben oder weniger oder sich nach alternativen Finanzierungsformen wie einer Mittelstandsanleihe umzusehen. Und schließlich sei es wichtig, das Portfolio des Unternehmens zu bereinigen und zu ergänzen. Also Unternehmensteile zu verkaufen oder auch dazuzukaufen. Sinn macht diese Vorgehensweise allerdings nur, wenn wir langfristig im Unternehmen bleiben, macht Liebler klar. Deshalb hat er die Form der Kommanditgesellschaft gewählt. Für seine Co-Investoren bedeutet dies allerdings, dass sie ihr Kapital langfristig einbringen müssen. Seit 2002 hat Liebler nach eigener Aussage so eine Rendite von 17 Prozent pro Jahr erzielt unter anderem in börsennotierten Firmen wie Augusta und Washtec. 84 pw 04.13

85 how to invest it ÜBERNAHMEN Fotos: Corbis RM / G. Baden Erweiterung darstellt? Was würde es kos ten, diesen selbst aufzubauen? Und könnte ich das angesichts der Patentsituation überhaupt tun? Wer einen Markteintritt in den Generikabereich Europas sucht, wird nach diesem Muster zwangsläufig auf Stada stoßen. Wer nach Osteuropa in den IT- Bereich will, wird sich die Firma S&T ansehen, vermutet Lang, und Hersteller von Motoren werden vielleicht Deutz näher analysieren, den letzten unabhängige Motorenbauer. Neben den strategischen Käufern könnten auch Finanzinvestoren bald wieder eine größere Rolle im Übernahmefieber spielen. Die werden meist erst aktiv, wenn das Vertrauen in die Aktienmärkte zunimmt, erklärt Schilling, denn sie brauchen ja die Möglichkeit, nach drei bis fünf Jahren wieder gewinnbringend auszusteigen. Jetzt da die großen Aktienindizes von Rekord zu Rekord jagen scheint die Zuversicht, dass dies gelingt, wieder zurückzukommen. Für Finanzinvestoren ist vor allem die Substanz einer Firma wichtig. Ihr Ziel ist es, diese neu zu strukturieren, Teile zu verkaufen oder das Ganze einfach besser zu managen. Ein potenzieller Kandidat für Finanzinvestoren scheint in Deutschland der Stahlkonzern ThyssenKrupp zu sein. Dort erhöhte im September der schwedische Finanzinvestor Cevian seinen Anteil auf über fünf Prozent. Bis Jahresende will er diesen auf zehn Prozent aufstocken. Für Anleger ist einfacher, diesen aktiven Finanzinvestoren nachzueifern (Kasten links). Schließlich müssen diese das Überschreiten bestimmter Beteiligungsgrenzen melden. Dann hat der Investor auch spezielle Rechte und Pflichten. So kann er zum Beispiel mit mehr als fünf Prozent der Aktien eine außerordentliche Hauptversammlung einberufen. Ab der Grenze von 30 Prozent muss ein Unternehmen zumindest nach deutschem Recht ein Übernahmeangebot an den Rest der Aktionäre machen. Das Management des Fonds Greiff Special Situations geht einen dritten Weg. Wir investieren nur in Firmen, bei denen bereits ein Übernahmeangebot vorliegt, erklärt Volker Schilling. Dann analysieren wir das Angebot und entscheiden in kürzester Zeit, ob wir noch Chancen auf einen zusätzlichen Ertrag sehen. Bleibt der Kurse nach dem Angebot deutlich unter dem Übernahmepreis, ist dies für die Profis interessant. Gelingt die Übernahme, werden sie diese Differenz verdienen. Springt der Kurs darüber, versuchen wir einzuschätzen, ob die bereits inves tierten Aktionäre mit dem Angebot einverstanden sind, so Schilling. Beim Kauf von Onyx durch Amgen war das zum Beispiel nicht der Fall. Hier lehnte das Firmenmanagement ein erstes Angebot als zu niedrig ab. Ebenfalls interessant, so Schilling, seien Fälle, in denen ein sogenannter weißer Ritter auftaucht, der die Firma vor der Übernahme schützen will und deshalb Aktien kauft. Dann könne es zu wahren Bietergefechten kommen. Ein solches tobte unlängst um Kabel Deutschland. Vodafone hatte Medienberichten zufolge zunächst zwischen 82 und 84 Euro pro Aktie geboten. Im Juni dieses Jahres lag dann offenbar eine weitere Übernahmeofferte von 85 Euro je Aktie durch den US-Konzern Liberty Global vor. Vodafone bot daraufhin 87 Euro je Aktie. Ebenfalls attraktiv sind Fälle, in denen das Zielunternehmen am Ende des Prozesses von der Börse genommen werden soll. Ist es das Ziel des Käufers, 100 Prozent der Anteile zu erwerben, gibt es die Chance auf einen sogenannten Squeeze-out, erklärt Schilling. Der Übernehmer muss die verbleibenden Aktionäre dann aus dem Unternehmen drängen. Dies kann zwar einige Zeit in Anspruch nehmen. Oft lohnt es sich aber, geduldig zu sein. Beim Baustoffkonzern Dyckerhoff hatte der italienische Zementhersteller Buzzi Unicem zum Beispiel schon im Jahr 2006 ein Übernahmeangebot abgegeben. Die Italiener boten damals 40 Euro für die Stamm- und 37,50 Euro für die Vorzugsaktie. Im Mai 2013 wurde der Deal dann mit 47,16 Euro für Stamm- und Vorzugsaktie abgeschlossen ein Plus von 25 und 18 Prozent. Deshalb beobachten die Experten auch genau, wie viele Anteile dem Käufer bereits angedient worden sind. Wird die Grenze von 75 Prozent überschritten, kann der Übernehmer auch einen Gewinnabführungs- und Beherrschungsvertrag durchsetzen, sagt Schilling, das ist für die verbleibenden Aktionäre oft vorteilhaft. In einem Gewinnabführungsvertrag wird schließlich eine jährliche Ausgleichszahlung, eine Garantiedividende, festgelegt. Zudem muss dort ein neues Angebot für die verbliebenen Aktien abgegeben werden. Das Risiko von Kursverlusten ist dann begrenzt. Bei Celesio ist mittlerweile auch ein Übernahmekampf entbrannt. Der US-Finanzinvestor und Hedgefonds-Manager Paul E. Singer sicherte sich Anfang November zwölf Prozent der Anteile an dem Pharmagroßhändler. Vielleicht spekuliert er ja auf eine Nachbesserung des Angebots von McKesson. Der Ausgang ist offen. Klar ist nur, das Spiel am M&A-Markt ist in vollem Gange ist. 2014, meint Schilling, wird das Jahr der Übernahmen. Text: Gerd Hübner pw 85

86 ADVERTORIAL how to invest it Spenden statt wegwerfen. Neuwertige Waren im Wert von sieben Milliarden Euro werden jedes Jahr in Deutschland vernichtet. Das wollte die ehemalige Unternehmensberaterin Juliane Kronen nicht mehr hinnehmen. Sie gründete die Firma Innatura, die diese Waren sammelt und an gemeinnützige Organisationen verteilt. Dabei kann sie auf die Unterstützung von Partnern wie der Bethmann Bank zählen. Juliane Kronen, Sozialunternehmerin. Reiches Land, armes Land. Laut dem aktuellen Armutsbericht der Bundesregierung sind in Deutschland über elf Millionen Menschen von Armut bedroht. Eine Million davon sind Kinder. Außerdem gibt es 2,8 Millionen Arbeitslose und etwa Obdachlose, informiert Juliane Kronen: Gleichzeitig werden jedes Jahr neuwertige Waren im Wert von mindestens sieben Milliarden Euro einfach vernichtet weil Produkte falsch etikettiert wurden, aus dem Sortiment genommen werden oder weil zu viel produziert wurde. Warum, überlegt die Unternehmensberaterin, bringen wir nicht diejenigen, die nicht wissen, wohin mit ihren Waren, mit denen zusammen, die nicht wissen, woher sie die Güter für ihr tägliches Leben nehmen sollen? Angefangen habe die Geschichte ihrer Plattform Innatura mit dem Anruf eines ehemaligen Kollegen. Bei ihm standen 80 Tonnen Marken-Shampoo im Hof. Die Flaschen waren falsch etikettiert worden. Nun musste er sie loswerden. Sondermüll zu entsorgen ist in Deutschland zwar sehr günstig, pro Tonne kos - tet dies gerade einmal höchstens 40 Euro. Doch das wollte mein ehemaliger Kollege nicht, erklärt Kronen, die damals noch Partnerin bei der Unternehmensberatung Boston Consulting war, und ich wollte das auch nicht. 86 pw 04.13

87 how to invest it ADVERTORIAL Also bot sie das Shampoo verschiedenen gemeinnützigen Organisationen an. Doch obwohl sie über ein weitreichendes Netzwerk verfügt, fand sie keinen Abnehmer für eine derart große Menge. Letzten Endes landete die gesamte Ladung dann doch auf dem Müll. Hätte es wirklich keinen anderen Weg gegeben? Die 50-Jährige, die sich immer schon auf vielfältige Art und Weise so - zial und gesellschaftlich engagierte, beginnt mit Unterstützung durch ihren damaligen Arbeitgeber BCG zu recherchieren. Und stößt dabei auf das englische Unternehmen InKindDirect. Die Firma, deren Schirmherr Prinz Charles ist, wurde 1996 gegründet und setzt seither eine faszinierende Idee erfolgreich um: Sie bezieht neuwertige Waren als Sachspende und verteilt diese gegen eine kleine Vermittlungsgebühr an gemeinnützige Organisationen. Seit der Gründung hat InKindDirect so Waren im Wert von 120 Millionen Pfund umverteilt. Und die Not vieler Menschen auf der Insel zumindest gelindert. Was in England funktioniert, sollte doch auch in Deutschland klappen, denkt sich Juliane Kronen. Und gründet Ende 2011 mit zwei ehemaligen BCG- Kollegen Innatura eine Plattform, die wie InKindDirect als Vermittler zwischen Unternehmen und bedürftigen Organi - sationen fungieren sollte. Einer der ersten Unterstützer ist die Bethmann Bank. Dort stieß diese Idee der langjährigen Bankkundin Kronen auf großes Interesse. Innatura hat uns als Start-up der besonderen Art sofort begeistert, erzählt Stephan Isenberg aus dem Vorstand der Bethmann Bank in Frankfurt. Die Idee, zu spenden statt wegzuwerfen, ist innovativ. Denn sie verbindet den guten Zweck mit einem nachhaltigen wirtschaftlichen Modell. Gesellschaftliches Engagement hat bei der Bethmann Bank eine lange Tradition. Schon die Gründer aus der Familie Bethmann haben eine Verantwortung für die Gesellschaft gefühlt und sich sozial engagiert, erzählt Isenberg. Und auch heute gibt es an allen zehn Standorten in Deutschland Aktivitäten, etwa die Mithilfe der Bankmitarbeiter am Aufbau eines Kindergartens. Diese regionalen Initiativen sind uns wichtig. Wer selbst an einem Sozialprojekt mitarbeitet, der erlebt auch, dass persönlicher Einsatz den entscheidenden Unterschied machen kann. Jetzt eröffnet sich die Möglichkeit, überregional bei einer wirklich nachhaltig handelnden Firma unterstützend zu wirken. Zu Beginn haben wir Innatura vor allem dabei geholfen, die Idee des Projekts in die Öffentlichkeit zu tragen und es bekannt zu machen, sagt Isenberg. Schnell wird Juliane Kronen allerdings klar, dass es bei der Durchführung ihrer Idee doch einige Hindernisse gibt. Da sind zunächst einmal die Bedenken der Unternehmen, die Sachspenden liefern könnten. Sie hatten die Sorge, dass ihre Produkte so in den Schwarzmarkt gelangen könnten. Das würde sich dann vielleicht negativ auf das Image der eigenen Marke auswirken. Dazu kommt, dass die Vernichtung der Waren in Deutschland unter Umständen sehr viel billiger ist als eine Sachspende. Denn wenn eine Firma ein Produkt aus dem Regal holt und es spendet, fällt da - rauf Umsatzsteuer an. Und die dabei maßgebliche Bezugsgröße ist eben nicht der Buch- oder Restwert, sondern der Einkaufspreis oder, wenn das Unternehmen die Ware selbst hergestellt hat, die Herstellkosten. Das macht Sachspenden richtig teuer. Zumindest die Bedenken bezüglich des Produktmissbrauchs kann sie schnell zerstreuen. Wir können durch ein ausgefeiltes Logistiksystem, bei dem wir den Fluss der Waren laufend kontrollieren, dafür sorgen, dass die gespendeten Waren nicht anderweitig verkauft werden oder auf den Schwarzmarkt gelangen. Das Umsatzsteuerproblem kann sie zwar nicht lösen. Aber sie kann potenziellen Spenderfirmen zusätzliche Vorteile aufzeigen. Diese können ihre Abfallmengen reduzieren und dadurch ihre Umweltziele schneller erreichen. Und ihr Engagement kann eine wertvolle Aktivität im Hinblick auf eine nachhaltige, soziale und umweltfreundliche Unternehmenspolitik sein. Die Vermittlung der Waren dagegen ist Stephan Isenberg, Bethmann Bank denkbar einfach. Die spendenwilligen Unternehmen sprechen den Prozess mit Innatura ab. Juliane Kronen und ihre Mitarbeiter entscheiden dann, ob die jeweilige Sachspende zum Bedarf passt. Nach dem Eingang werden die Waren gelagert und können nun von gemeinnützigen Einrichtungen, die sich dort registrieren müssen, je nach Bedarf bestellt werden. Der Empfänger zahlt nur eine Vermittlungsgebühr, die zwischen fünf und 20 Prozent des Warenwerts liegt, so Kronen. Also deutlich weniger, als wenn die Organisation vergleichbare Produkte im Supermarkt kaufen müsste. Innatura liefert die Ware dann direkt an die gemeinnützige Organisation. Seit dem Start im August 2013 hat Innatura so schon Waren im Wert von Euro über die Plattform vertrieben. Ein großartiger Erfolg. Aber natürlich erst ein Anfang. Jetzt gilt es, die > pw 87

88 ADVERTORIAL how to invest it Plattform auszubauen, an der Bekanntheit zu arbeiten und weitere potenzielle klärt Kronen. Um unsere laufenden mit enormen Kosten verbunden, er- Spender zu finden. Natürlich unterstützt Kosten für die Lagerhaltung, für das mich dabei mein Netzwerk, das ich bei Personal, für die IT-Infrastruktur und meiner Tätigkeit als Unternehmensbe - das Marketing zu decken, brauchen wir raterin aufgebaut habe, sagt Kronen. einen jährlichen Umsatz von rund zwei Auch die Verantwortlichen der Bethmann Bank geben Hilfestellung. Wir für das dritte Jahr angepeilt. Millionen Euro. Dieser Break-even ist haben sehr viele Kunden aus dem unternehmerischen Bereich, erläutert Stephan bringung eigener Mittel sowie eine An- Bislang halfen Geldspenden, die Ein- Isenberg. Denen bringen wir diese Idee schubfinanzierung durch die auf die nahe und können so dazu beizutragen, Unterstützung von Sozialunternehmen dass Innatura Sachspenden zufließen. spezialisierte Firma Bonventure der Bleibt noch ein finanzielles Problem. Unternehmerin. Jetzt ist sie auf zusätzliche Mittel angewiesen. Die Errichtung einer solchen Plattform, die Anmietung einer Lagerhalle für die Sich darüber Gedanken zu machen, fällt Waren, die Beschäftigung von Mitarbeitern sowie die Öffentlichkeitsarbeit sind Bereich der Bethmann Bank. Ein natürlich in den klassischen Know-how- Sozi- So unterstützen Investoren Sozialunternehmer. Für Stiftungen wie auch für private Investoren gibt es neben Spenden weitere Möglich- Betrag ein größerer finanziert werden. tert Isenberg. So könne mit einem kleineren keiten, um sich bei sozialen Unternehmen zu // 03. Umsatzbeteiligung engagieren. Stephan Isenberg aus dem Vorstand der Bethmann Bank nennt Beispiele. modell speziell für Sozialunternehmen wur- Ein in Deutschland neues Finanzierungs - de von der Finanzierungsagentur für Social // 01. Mission Investing Entrepreneurship (FASE) entwickelt. Direkte unternehmerische Beteiligung, die Beim sogenannten Umsatzbeteiligungsmodell teilen sich der soziale Investor und das gleichberechtigt neben einem finanziellen Ertrag einen gesellschaftlichen Impact erzielen soll. Für Stiftungen kann dieser Weg Risiko und auch die Chance auf Rendite. Sozialunternehmen das unternehmerische interessant sein, da diese direkt in Firmen Denn die Zahlungsströme hängen von der investieren können, die dem Stiftungszweck Umsatzhöhe ab. Damit wird die Rückzahlung entsprechen, erklärt Isenberg. für den Sozialunternehmer deutlich flexibler. // 02. Hebelspende Dies ist insbesondere dann interessant, Sozialunternehmen finanzieren sich oft durch wenn das Sozialunternehmen aus strukturellen Gründen begrenztes Gewinnpotenzial hat, hybride Finanzierungsformen, also eine Kombination von philanthropischem und wirtschaftlich orientiertem Kapital. Um eine gezahlt werden soll. aber dennoch eine erfolgsabhängige Rendite Spende nachhaltiger zu gestalten, kann diese als Hebel eingesetzt werden. Das heißt, Ferner können sich Investoren auch als Mit- // 04. Gesellschafterdarlehen die Spende wird zur Finanzierung eines Kredits als Eigenkapital herangezogen, erläusen ein Gesellschafterdarlehen gesellschafter engagieren und im Zuge des- vergeben. alunternehmen, erläutert Isenberg, könnte über Impact Investing finanziert werden. Bei dieser Anlageform stiftet ein Investor nicht nur einen positiven Nutzen für die Gesellschaft oder die Umwelt, sondern erhält auch die Chance auf eine gute Rendite. Da Innatura aber eine gemeinnützige GmbH ist, scheidet dieser Weg aus. Wir werden alternative Konzepte entwickeln, über die sich Spender und Anleger finanziell engagieren können, erläutert Isenberg, dazu zählt zum Beispiel die sogenannte Hebelspende (siehe Kasten links). Finanzierungsformen, die auch für Juliane Kronen interessant sind. Schließlich ist es mein Ziel, in fünf Jahren Waren im Wert von etwa 50 Millionen Euro umzusetzen. Dann sollen etwa 20 Mitarbeiter für Innatura arbeiten. Und wir wollen als Drehscheibe zwischen Unternehmen und gemeinnützigen Organisationen bekannt sein, als Problemlöser, der zudem das Müllaufkommen reduziert. Und noch etwas wünscht sie sich für die Zukunft: eine spendenfreundlichere Gesetzgebung. Ich denke, dass der Gesetzgeber eine Lösung finden muss, damit auch Sachspenden wie Lebensmittelspenden von der Umsatzsteuer befreit werden können, fordert Kronen. Wenn Unternehmer und Unternehmerinnen wie Juliane Kronen gemeinsam mit so - zial engagierten Investoren antreten, etwas zur Linderung der Not in diesem Land beizutragen, sollte der Staat ihnen zumindest keine Knüppel zwischen die Beine werfen. Sonderveröffentlichung: Bethmann Bank AG Bethmannstraße Frankfurt am Main Jens Heinen T.: Jens.Heinen@Bethmannbank.de Fotos: Bethmann Bank // innatura 88 pw 04.13

89 03 how to live it Flügel // Uhren // Schrankkoffer // Safran 92 Nuanciert Jetzt kommt der ultimative Test für Ihr absolutes Gehör. Spielen Sie bitte zunächst einen Steinway, danach einen Bösendorfer und zum Schluss einen Fazioli. Gibt es einen signifikanten Unterschied? 102 Fanatisch Was sind das nur für Menschen, deren Herz von einem kleinen Wirbelwind erfasst wird? Und die nicht ruhen, bis das Tourbillon und die 200 möglichen Hemmungsarten in die Sammlung integriert sind? 106 Verstaut Ganz ehrlich wir kannten Schrankkoffer bislang nur aus alten Krimis. Weil da die Leichen versteckt waren. Bei Pinel & Pinel aus Paris finden sich darin Hi- Fi-Anlagen, Bonsais, Klapp - räder oder ein Spielcenter. 114 Gewürzt Ein bisschen ist das wie die Geschichte von Indiana Jones. Schließlich jagte Bernhard Kaar auch einen lange Zeit verloren geglaub - ten Schatz. Jetzt hat er das Geheimnis um den Safran aus der Wachau gelüftet. Unsere Träume können wir erst dann verwirklichen, wenn wir uns entschieden haben, daraus zu erwachen. Josephine Baker (eigentlich Freda Josephine McDonald; ), amerikanisch-französische Tänzerin, Sängerin, Schauspielerin.

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91 how to live it STIL Auf Tour. Hans Kammerlander ist eine der großen Legenden des Bergsports. Es gibt kaum ein alpines Abenteuer, das der Südtiroler nicht gemeistert hätte. Er erzählt, warum er vom Skitouren-Gehen nicht lassen kann. Foto: ATOMIC Austria GmbH/Christian Pondella Es gibt heutzutage nur mehr wenige Dinge, die mein Herz höher schlagen lassen. Das liegt nicht etwa daran, dass mein Leben langweilig geworden ist. Es liegt schlicht und ergreifend an meinem Körper. Nachdem ich die größten und teilweise auch qualvollsten Anstrengungen unternommen habe, um die höchsten, die steilsten und die schwers - ten Berge dieser Welt zu bezwingen, habe ich einen Puls, der seit Jahren konstant wie ein Uhrwerk schlägt. Dennoch, wenn im späten Herbst die ersten Schneeflocken durch den grauen Himmel zu segeln beginnen, ist das jedes Jahr von Neuem einer dieser magischen Momente, wo mein Herz, und sei es auch nur kurz, einen Hüpfer macht. Schnee. Dieses einzigartige Element aus Wasser und Kris - tallen, was habe ich damit gerungen. Doch die Freude, wenn ich das erste Mal im Winter die Felle auf meine Tourenski aufziehe, der Genuss, wenn ich das erste Mal eine Spur, meine Spur, in den makellosen Schneehang ziehe, ist unbeschreiblich. So oft schon bin ich gegangen, die Ski an den Füßen, und doch bekomme ich davon nie genug. Auf Skitour zu gehen ist ein Sport, der so vieles in sich vereint. Der Aufstieg ist anstrengend, keine Frage, aber er hat auch etwas Meditatives und Kontemplatives. Einen Schritt vor den nächsten zu setzen, im Rhythmus des eigenen Atmens, rundum nichts als weiße Weite, und langsam, aber kontinuierlich einen Steilhang zu erklimmen das ist für mich wie eine Metapher des Lebens. Es durch eigene Anstrengung und eigene Leistung zu schaffen, oben zu stehen. Und dann den Blick in die Ferne schweifen zu lassen. Wer das einmal erlebt hat, wird mich verstehen. Die Weite verändert einen. Sie redimensioniert den Menschen auf das Maß, das ihm zukommt. Wenn ich da oben stehe, auf einem Gipfel der Alpen oder im Karakorum, verstehe ich, wie klein ich bin und wie winzig meine Alltagssorgen sind. Ein riesiges Gefühl der Erleichterung und der Befreiung durchflutet mich. In regelmäßigen Abständen da oben zu stehen, ist die beste Medizin gegen den Alltag. Doch das ist erst die eine Hälfte des Vergnügens. War der Aufstieg anstrengend, so ist die Abfahrt die reinste Belohnung. Unberührte Hänge, weicher Pulverschnee und das nahezu kindliche Vergnügen, darin ein halbzopfförmiges Muster zu zeichnen. Ich hocke mich in den wadentiefen Schnee und schwinge und schwinge und schwinge. Es fühlt sich an, als würde ich mich ständig fallen lassen und als würde der Tiefschneehang mich ständig wieder auffangen. Irgendwann weiß ich nicht mehr, ob ich schwebe oder tanze. Vielleicht beides. Sicher ist: Tiefschneefahren setzt Glückshormone frei. Meine größte Skitour war wenn man so sagen will der Mount Everest. Ich schaffte den Aufstieg in 16 Stunden und 40 Minuten solo. Das ist bis heute die schnellste Besteigung der Nordwand des höchsten Bergs der Welt. Und dann tat ich, wovon ich seit Monaten, ja Jahren geträumt hatte: Ich fuhr die Nordflanke des Everest auf Ski ab. Eigens für diese Expedition war für mich ein ultraleichter, aber sehr widerstandsfähiger Ski konstruiert worden. Doch als ich am Gipfel die Ski vorsichtig vom Karabiner an meinem Gurt löste, durchfuhr mich ein mächtiger Schreck. Die Bretter waren vor ihrer Auslieferung frisch gewachst worden mit wunderbarem Rennwachs. Doch was ich jetzt am wenigsten brauchen konnte, war ein schneller und rasanter Ski. Dennoch hielt ich daran fest, die Nordwand des Everest abzufahren. Was ich da machte, war natürlich kein Skifahren im eigentlichen Sinn. Das war vielmehr ein extremes Abrutschen, ein Kratzen mit den messerscharfen Stahlkanten in einem sehr steilen Gelände, und ein gefährliches Umspringen. Sieben Stunden und 2500 Höhenmeter später erreichte ich wohlbehalten das Basislager. Ich habe mich nun nach ungezählten Abenteuern im Schnee und im Fels entschlossen, es in Zukunft etwas ruhiger angehen zu lassen. Die Jagd nach immer neuen und extremeren Rekorden ist für mich nicht mehr entscheidend. Nun habe ich den Kopf frei, die Berge in all ihrer Schönheit zu sehen und nicht als Trophäe. Und die Zeit, auf Skitour zu geben mit vollem Genuss. Machen Sie das lieber nicht nach. Ich warne Sie: Auf Skitour zu gehen ist eine Sucht pw 91

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93 Beflügelt. Im traditionsreichen Metier des Klavierflügelbaus widerspricht eine Neugründung eigentlich jeder wirtschaftlichen Logik. Paolo Fazioli wagte es trotzdem. Und gewann. Seine Flügel spielen heute in derselben Liga wie diejenigen des Marktführers Steinway.

94 FAZIOLI how to live it A m Anfang war es nur ein Gefühl. Ein sehr starkes Gefühl, sagt Paolo Fazioli mit seiner rauen, fast heiseren Stimme, die beim Lachen um eine Oktave nach unten rutscht. Als ich die Reaktionen auf meine Arbeit sah, hatte ich zum ersten Mal das Gefühl, dass mir Großes gelingen könnte. Die Sache mit dem Gefühl ereignete sich auf der Frankfurter Musikmesse, die international als bedeutendste Fachveranstaltung für die Musikwelt gilt. Dort präsentierte der heute 69- jährige Italiener im Jahr 1981 erstmals einen Flügel seiner Klaviermanufaktur. Und die Fachwelt staunte. Nicht nur darüber, dass der Newcomer aus Italien kam. Wo zwar der Instrumentenbauer Bartolomeo Cristofori gegen Ende des 17. Jahrhunderts das Klavier erfunden hatte, der Klavierbau jedoch nie Fuß fassen konnte. Sondern auch, dass sich der Italiener in ein Segment wagte, das exklusiv und elitär ist. In den hochpreisigen Nischenmarkt, zu dem zu dieser Zeit nach Ansicht des Klavierexperten George Kolasis nur drei Marken zählten: das kürzlich für 512 Millionen US-Dollar vom US-Hedgefonds- Manager John Paulson gekaufte Unternehmen Steinway, die 1828 gegründete österreichische Marke Bösendorfer und die seit 1927 existierende japanische Firma Kawai mit den seit 2001 hergestellten Shigeru Kawai-Flügeln. Ich habe nicht nur auf dem Flügel gespielt, ich bin unter dem Flügel herumgekrochen und war geplättet. Diese Qualität. Dieses hohe handwerkliche Können. Eine Sensation, schildert Dieter Fischer, Seniorchef des Klavierhauses Piano Fischer aus München, seine erste Begegnung mit einem Fazioli-Flügel auf dieser Messe. Kurze Zeit später wurde der Deutsche erster internationaler Händler der im friaulischen Sacile beheimateten Piano-Manufaktur. Das Renaissancestädtchen Sacile liegt eine gute Autostunde nordöstlich von Venedig. Aus dem tristen Einerlei des örtlichen Industriegebiets sticht die imposante Glas-Beton-Fassade des 2001 eingeweihten Fazioli-Baus deutlich heraus. Im linken Teil des Gebäudes befinden sich Produktionshallen und Verwaltungsräume, im rechten ein mit allen technischen Schikanen ausgestatteter Konzertsaal. Dass der aus einer Büromöbel-Dynastie stammende Paolo Fazioli einmal Flügelbauer werden würde, war ihm nicht unbedingt in die Wiege gelegt. Wohl aber der Mut, Neues zu wagen. Ich wuchs in einem sehr dynamischen Ambiente auf, es wurde experimentiert und Neues aufgesogen, jeder Tag schien wie ein Pulsieren. Die Eltern hätten es zwar lieber gesehen, wenn er nach dem Ingenieurstudium in einem Küchenstudio angefangen hätte. Doch schon als Jugendlicher liebte Paolo es Klavier zu spielen und setzte darum nach dem ersten Abschluss noch eine Ausbildung am Konservatorium drauf. In dieser Zeit ist es Common Sense, dass der Flügel so, wie er ist, perfekt ist. Der Pianist Fazioli erkennt allerdings schon damals, dass es auch bei diesem Instrument Raum für Verbesserungen und Veränderungen gibt. Zunächst beginnt der 27-Jährige statt im Küchenstudio in der väterlichen Möbelfabrik zu arbeiten und lernt, wie man ein Unternehmen führt. Doch der Traum vom perfekten Piano lässt ihn nicht los. Er liest Fachliteratur, besucht Klavierwerkstätten, nimmt einen Flügel komplett auseinander, untersucht jedes Detail, hinterfragt jede Facette. Die intensive Recherche wird durch den interdisziplinären Dialog mit Mathematikern, Akustik-Physikern, Holztechnologen, Klavierbauern und Pianisten gefördert. Von Vorteil ist auch, dass Fazioli auf die Infrastruktur des exklusiven väterlichen Geschäfts zurückgreifen kann Gießmaschinen, Spritzmaschinen, das Wissen um den Umgang mit Holz. Im Jahr > Modell 183 der erste Prototyp aus dem Hause Fazioli. 94 pw 04.13

95 Ich bin sicher, dass der Flügel auch heute noch verbessert werden kann, meint Paolo Fazioli.

96 Ein magischer Moment Paolo Fazoli spielt im eigenen Konzertsaal auf seinem eigenen Flügel. etabliert Fazioli dann seine Fabbricia di Pianoforti Fazioli. Ein großes Wort für ein winziges Unternehmen: Wir starteten zu dritt, in einer Ecke der Möbelfabrik, mit sehr wenig Geld, von meiner Familie finanziell unterstützt. Zwei Jahre später ist mit dem Modell 183 der erste Prototyp fertig, der auch auf der Frankfurter Musikmesse gezeigt wird. Trotz des Widerhalls in der Musikwelt wächst die Firma sehr langsam. Wie in einer geraden Linie, sagt der Klavierbauer. Im ersten Jahr haben wir vier Flügel hergestellt, im zweiten acht, dann zwölf, 16, ein langsamer Weg, aber ein sehr stabiler. Die Entwicklung wird zwar durch das wachsende Interesse internationaler Konzertpianisten wie Alfred Brendel oder Martha Argerich gefördert, doch die Branche bleibt schwierig. Der Markt ist nicht leicht zu überzeugen. Zwischen der Präsentation des ersten Flügels und dem Break-even des Unternehmens liegen lange 15 Jahre. Unermüdlich feilt der von seiner Mission überzeugte Italiener an der Qualität seiner Flügel und treibt die Bekanntheit der Marke voran. Faziolis werden nicht nur in Europa, sondern auch auf den wichtigsten Musikmessen in den USA und China ausgestellt. Konzerthäuser wie die Town Hall im australischen Sydney kaufen die italienischen Meisterstücke. Mit dem Modell 308, dem längsten Konzertflügel der Welt, meldet die Manufaktur dann ihren Anspruch auf einen Platz in der ersten Reihe an. Obwohl heute immer noch 98,9 Prozent aller Konzertpianisten weltweit Steinways wählen, wie das New Yorker Unternehmen stolz auf seiner Homepage verkündet. Dass dahinter oft auch mehr als eine überragende Qualität steht, ist allgemein bekannt. Lockt die italienische Manufaktur auch mit Künstler-Sponsoring wie beim Platzhirschen Steinway üblich? Wenn ich einem Pianisten Geld anbieten müsste, damit er auf meinem Instrument spielt, dann wäre es für mich vorbei, empört sich der Klavierbauer. Als überraschendsten Moment seiner Karriere bezeichnet Fazioli den Ankauf eines Flügels durch die New Yorker Juilliard School. Dieses weltweit renommierte Konservatorium besaß bislang ausschließlich Steinway-Instrumente entschloss sich das Konservatorium, neben die 260 Steinways auch einen Fazioli zu stellen. Ich habe erwartet, dass wir über kurz oder lang zu so einem Erfolg kommen würden, gibt sich Fazioli bescheiden. Doch ich war überrascht, dass es doch vergleichsweise schnell ging. Tatsächlich ist es eine Art Ritterschlag. Wäre Fazioli nicht besser als Steinway, hätte er auf diesem engen Markt nie eine Chance gehabt, meint Fischer. Beim Gang durch die Werkstätten der Piano-Manufaktur wird die Komplexität des Instruments deutlich. Die hohen Hallen sind lichtdurchflutet, halbfertige Klangkörper in der einen Ecke, in der anderen Resonanzböden, aufgereiht wie überdimensionierte Oblaten, es wird geschliffen, gehobelt, geklebt, lackiert, Holzstaub tanzt in den letzten Sonnenstrahlen. Es duftet nach trockenem Holz. Fazioli rekrutiert das 45 Mann starke Personal in der nächsten Umgebung, sorgt mit einer Ausbildung im eigenen Haus für das nötige handwerkliche Know-how. Für den Inhaber ist es wichtig, dass sich seine Angestellten als Teil der Gesamtaufgabe fühlen. Die Bezahlung dafür sei nicht nur das Geld, sondern in erster Linie das Bewusstsein, einen wichtigen Beitrag zu diesem Gesamtergebnis geleistet zu haben. Paolo treibt uns an, jeden Tag Neues auszuprobieren, erzählt Produktmanager Allesandro Lendaro. Wie macht er das denn? 96 pw 04.13

97 how to live it FAZIOLI Fotos: Fazioli Pianoforti srl Lendaro holt lachend mit dem Arm aus, als würde er eine Peitsche schwingen. No, no, no, entgegnet der Chef, aber nur in der permanenten Weiterentwicklung sind wir für die Zukunft gerüstet. Ein Flügel ist ein Kunstwerk, dessen Charakter von unzähligen Details abhängt. Jeder Eingriff schafft neue Voraussetzungen, die Entwicklung ist nie abgeschlossen. Auf der Suche nach dem perfekten Holz für den Resonanzboden wurde Fazioli beispielsweise vor 30 Jahren im Val di Fiemme fündig. In dem Tal, das sich von Bozen Richtung Dolomiten zieht, holte bereits im 17. Jahrhundert Antonio Stradivari klingendes Holz für seine weltberühmten Geigen. Doch erst Fazioli hatte die Idee, das Holz der Rotfichte auch für den Resonanzboden des Flügels zu verwenden. Das funktioniert wunderbar aber ist es wirklich die beste Möglichkeit? Fazioli macht weiter. Kein Material ist vor seinem Forscherdrang sicher. Kurz experimentiert das Unternehmen mit einem Resonanzboden aus Kohlefaser. Das Fazit: Sieht nicht gut aus und klingt auch nicht gut. Die Umsetzung weiterer Ideen ist schon in der Planung, wenn auch noch geheim. Aus Konkurrenzgründen. Heute produziert die Manufaktur rund 120 Flügel pro Jahr, die in der Regel zwischen und Euro kos - ten. Manchmal allerdings auch Euro, wie die mit 24 Karat Gold verzierte Luxusvariante, die ein Eigenheim in Vancouver ziert. Mehr als maximal 150 Stück sollen es auch in Zukunft nicht werden. Zum Vergleich: Rivale Steinway stellt pro Jahr rund 3000 Konzertflügel her. Bei einer größeren Stückzahl lasse sich die Qualität einfach nicht mehr halten, ist Fazioli sicher, der persönlich die Schlussintonation jedes Instrument vornimmt, bevor es das Haus verlässt. Verkauft werden die exklusiven Instrumente in alle Welt. 50 Prozent in Europa, die andere Hälfte geht nach China, Japan und in die USA. In Europa sind Deutschland mit 25 Flügeln, gefolgt von Österreich mit zehn Instrumenten die stärksten Märkte. Niemand dachte, dass es möglich sei, handwerklich noch einmal so zuzulegen, wie es Fazioli gezeigt hat, unterstreicht der Wiener Fazioli-Händler Gus - tav Stingl. Deshalb werde auch die Liste derer, die sich als Faziolinisten outen, immer länger. Dazu zählen der Jazzpianist Herbie Hancock, die Bach- Interpretin Angela Hewitt, der österreichische Pianist Markus Schirmer oder auch der Russe Nikolai Demidenko. Angela Hewitt ließ sich zu der geradezu hymnischen Beschreibung hinreißen: Das wunderbarste Klavier, auf dem ich jemals gespielt habe dieser enorme Farbenreichtum, diese Fülle an Klangfarben. Demidenko sagte in einem Interview: Man kann aus einem Fazioli-Klavier einen Klang herausholen, den man nirgendwo anders findet. Wie klingt denn nun ein Fazioli? Sehr hell, elegant, sonnig, brillant, nahe unserem Ursprung, unserer Kultur, versucht Paolo Fazioli zu erklären. Doch es gibt auch andere Stimmen. Solche, die behaupten, dass der Ton eines Fazioli weniger ausgereift sei als der eines Steinways. Wer sagt das?, fragt Fazioli ungläubig. 30 Jahre Fazioli, 100 Jahre Steinway, murmelt er vor sich hin. Ich bin mit so viel Skeptizismus konfrontiert worden. Er öffnet mit der Hand eine imaginäre Schublade und schließt diese. Das ist meine Art, damit umzugehen. Dann setzt sich der italienische Klavierbauer an seinen eigenen Flügel, in seinem eigenen Konzertsaal und spielt. Ein magischer Moment. Nach dem Schlussakkord, noch mit den Händen auf den Tasten, dreht er sich um und sagt: Und das soll nicht ausgereift klingen? Er lacht. Fast noch eine Oktave tiefer. Ich weiß es ohnehin besser, scheint dieses Lachen zu sagen. Text: Mariella Bauer-Hallberg Modell 308, der längste Konzertflügel der Welt pw 97

98 WOHNTRENDS how to live it So will ich leben. Auf den ersten Blick hat modernes Bauen im Luxussegment heute vor allem viel mit großen Glasfronten, klaren Linien und der Farbe Weiß zu tun. Auf den zweiten Blick ist die Herausforderung an urbanes Wohnen diffiziler entsprechend individuell sind die Lösungen. Ja, das möchste: eine Villa im Grünen mit großer Terrasse, vorn die Ostsee, hinten die Friedrichstraße; mit schöner Aussicht, ländlich-mondän, vom Badezimmer ist die Zugspitze zu sehn aber abends zum Kino hast du s nicht weit. Das Ganze schlicht, voller Bescheidenheit: neun Zimmer nein, doch lieber zehn! Ein Dachgarten, wo Eichen drauf stehn. Acht Autos, Motorrad, das wär ja gelacht! Und zwischendurch gehst du auf Hochwildjagd Die Wohnträume des Kurt Tucholsky sind zwar wunderbar künstlerisch erhöht treffen aber durchaus die Ansprüche, die Architekten und Städtebauer an sich selbst stellen: Der Architekt muss der Erfinder und Ideengeber sein, schon bei der Grundstückswahl, findet etwa Hadi Teherani, Hamburger Star- Architekt und Designer, der für viele kühne Bauten steht und der nicht nur für seine Pläne einer Living Bridge, dem Wohnen auf Brücken nach dem Vorbild des Ponte Vecchio in Florenz, in der Hansestadt und auch international verehrt wird. Der Architekt muss für eine Sache brennen, große Themen verfolgen und diese bis zum kleinsten De- Hadi Teherani: Der Architekt muss für eine Sache brennen. tail für die Menschen als emotionales Erlebnis spürbar machen. Teherani erwartet vom Gestalter Poesie, nicht nur Funktionalität: Gesicht und Charakter nicht nur im Großen, sondern erst recht im Kleinen. Luxus ist in meinen Augen dann erreicht, wenn dieser Anspruch über alle Ebenen hinweg Stadt. Deswegen halte ich die Verbindung von Design, Architektur und Städtebau für sehr entscheidend und möchte am liebsten alle Gestaltungsebenen in der eigenen Hand behalten. Was dieser Anspruch in Zeiten immer engerer Bebauung in den Ballungszent - ren bedeutet, interpretiert jeder Architekt durchgehalten werden kann: vom anders. Für Hadi Teherani ist die kleins ten Objekt über das Möbel bis zur Herausforderung, die Idee des histori- 98 pw 04.13

99 how to live it WOHNTRENDS Die Alstervillen, gebaut von Hadi Teherani und seinen Partnern: große Fensterfronten als Antwort auf die Enge in der Stadt. schen Bürgerhauses in das komplexe Stadtgewebe zu integrieren und damit die Begeisterung für das Wohnen in der Stadt auf bisher ungeahnte Weise mit dem traditionellen Wohnwunsch Nummer eins, dem,einfamilienhaus, zu verbinden. Die Architektenleistung sei es, in einem individuellen Zuschnitt die eigene Wohneinheit ins Stadtpanorama einzupassen. Es geht darum, Wohnen auf mehreren Ebenen, großzügige Freibereiche, weite Ausblicke in die Stadt und Landschaft zu schaffen bei kurzen Wegen zu allen Attraktionen der Stadt. Äußerlich sichtbare Antwort auf die Enge in der Stadt sind die großen Fensterfronten, die sich in allen Metropolen dieses Landes ausbreiten. Es geht darum, eine Verbindung zwischen dem Innen und dem Außen zu ermöglichen und so den Horizont über die eigenen Wände hinaus zu erweitern. Klare, funktionale Raumkonzepte und hohe Türen, Fenster oder Decken sollen für Individualität sorgen. Für Christoph Lemp, Geschäftsführer der Bauwerk Capital, München, entspricht dieser Baustil dem Lebensgefühl der Generation 40+. Mehr Licht, mehr Ausblick, mehr Hereinholen dessen, > pw 99

100 Projekt Hofstatt der Bauwerk Capital in München offene Gesellschaftsräume, abgetrennter Privatbereich. was draußen ist, das gefällt dieser Generation, erzählt er. Oft gehe es den Käufern dieser Objekte auch darum, progressive, moderne, zeitgemäße Architektur zu erwerben. Bauwerk ist deutschlandweit das einzige Unternehmen, das im Auftrag von Banken, Unternehmen oder Privatpersonen die Gesamtbetreuung einer Immobilie übernimmt von der Grundstückssuche über die Projektierung und Bauerstellung bis hin zu Marketing und Vermietung oder Verkauf. Dabei planen und bauen wir nicht selbst, sondern sind in der Rolle desjenigen, der sich für die einzelnen Bereiche die Besten ihres Fachs zusammensucht und diese steuert, so Lemp. Zunehmend erscheinen im Stadtbild neben den Glasfassaden aber auch andere innovative Bauelemente: Fenster werden verschoben, ein Stück Bauhausstil integriert. Um dem Wunsch nach Individualität nachkommen zu können, lösen wir die statischen Elemente auf, verschieben Fluchtpunkte übereinander oder verziehen Fassadenteile nach hinten oder vorn, erklärt Jürgen Seeberger, Gründer und Vorstand der Projekt Immobilien Gruppe in Nürnberg. Auch im Inneren der Wohnungen vollziehen sich verschiedene Wandlungen: Aufgrund der enormen Kosten sind Luxuswohnungen heute oft kleiner als noch vor 15 Jahren, sagt Seeberger. Wer sich eine 150-Quadratmeter-Architektenwohnung in München kauft, investiert in einigen Lagen Euro damals hätte echter Luxus wohl erst bei 250 Quadratmeter angefangen, bei nahezu gleichen Kosten. Doch es ist offenbar nicht nur der Druck der Preise, der wirkt. Die Bereitschaft, kleiner zu wohnen, hat auch etwas mit einer veränderten Bedeutung des Wohnens zu tun. Wer beruflich ständig unterwegs ist, benötigt tatsächlich weniger Fläche. Aber und auch das ist ein echter Trend er will diese heute viel individueller gestaltet wissen als noch vor wenigen Jahren. Wohnen hat ja auch etwas mit Selbstverwirklichung zu tun, überlegt Lemp. Angesichts dieser Entwicklung sei es heute selbstverständlich, dass auch für kleinere Wohnungen ein Innenarchitekt und ein Lichtdesigner bezahlt werde, damit die wenige Zeit zu Hause in genau dem Ambiente verbracht werden könne, das sich der Käufer wünsche. Einen Anteil an dieser Entwicklung haben auch die Design-Hotels, die es heute überall auf der Welt gibt. Wer viel Zeit in solchen Unterkünften verbringt, möchte zu Hause nicht weniger stilvoll wohnen, erläutert Lemp. Der große Wunsch nach Individualität ist fast ein Widerspruch zum Wesen der Immobilie, die für die Ewigkeit gedacht ist und von verschiedenen Generationen genutzt werden wird. Hadi Teherani sieht die Lösung in weiten, lichten Räumen, in Transparenz, anschaulicher Struktur, in der Wechselbeziehung von Innenraum und Außenraum, wie sie schon immer ein Traum der Menschheit war, vom antiken Rom über Mies van der Rohe bis zu den kühnen Glasfronten heute. Da der architektonische Raum allen Bewohnern die Möglichkeit geben müsse, sich darin wohlzufühlen, sei schlichte Eleganz und Wertigkeit in der Architektur geboten. Design ist insofern ein weiteres Instrument der Architektur. Um sich in seiner Wohnung frei entfalten zu können, sollten Architekt und Designer den Spielraum nicht durch unnötige Zwänge eingrenzen. Auch der Designer muss den langfristigen Gebrauchswert eines Raums im Blick behalten. Jürgen Seeberger geht das Problem vom Nutzer an: Wir ordnen unsere Projekte von innen nach außen. Wir achten 100 pw 04.13

101 how to live it WOHNTRENDS Fotos: Roger Mandt, Hamburg // Jörg Hempel // Sorin Morar, Bauwerk Capital // PROJECT Immobilien primär auf ausreichende Schrankfläche, eine große Küche ist Standard, eine Garderobe, ein Ankleidezimmer, Platz für ein 2x2-Meter-Bett und Balkone mit einer Tiefe von mindestens 3,50 Meter sind gefragt. Hilfreich sei es, schon bei der Planung zu wissen, wer später einmal in dem Objekt wohnen werde: Ein Best Ager, der sein Haus aufgibt, möchte oftmals keine zwei Ebenen haben und macht andere Kompromisse als ein berufstätiges Paar, sagt auch Christoph Lemp. Wir sehen einen Trend hin zur Offenheit bei den Gesellschaftsräumen und zum Rück zug bei den Schlafräumen. Im Idealfall öffnen sich Esszimmer, Küche und Wohnzimmer als ein einziger, großer Raum den Besuchern. Der Privatbereich lässt sich dann optisch schön durch Stufen abgrenzen, die eine natürliche Barriere darstellen, erklärt Lemp. Modern, flexibel, lichtdurchflutet soll urbanes Wohnen heute sein. Meis- tens, schränkt Jürgen Seeberger ein. Es gebe nach wie vor jene Käufer, die dem Charme der Altbauten erliegen und die Historie eines Gebäudes wertschätzen und nur in so einem Umfeld wohnen mögen. Oft folgt auf einen solchen Kauf ein Umgestaltungsauftrag für Hadi Teherani ein kniffeliges Thema: Historische Bauten müssen in ihrem Charakter trotz notwendiger Umnutzungen unbedingt erhalten werden. Direkte Erweiterungen von denkmalwürdigen Bauten wie auch eigenständige Neubauten dürfen diese historischen Vorgaben aber nicht als Vorgaben für banale Nachschöpfungen missbrauchen, die so tun, als seien sie alt und authentisch. Das ist Geschichtsklitterung, warnt er. Der Wert eines historischen Gebäudes werde im Kontrast zur Moderne sichtbar und anschaulich, nicht durch schlecht gemachte Kopien. Und der Blick in die Zukunft? Wie werden die Wohntrends in den kommenden 15 Jahren aussehen? Christoph Lemp glaubt an keine wesentliche Änderung im Baustil. Aber wir sind überzeugt, dass Elektromobilität und hoffentlich ökologische Aspekte bedeutsamer werden. Deshalb bauen wir bereits heute an jeden Tiefgaragenstellplatz eine ladefähige Steckdose. Jürgen Seeberger sieht eine weitere Verbreitung der BUS-Systeme, mit denen vom Kühlschrank bis zur Sauna alles aus der Ferne steuerbar ist. Das gibt es heute bereits, aber die Komplexität der Produkte lässt viele noch zögern. Hadi Teheranis Vision ist einerseits städtebaulicher Art: Die urbane Verdichtung wird zunehmen, wir werden die innovative Besiedlung von Brücken und Uferlagen sehen gerade in Hamburg mit seinem ungeheuren Erweiterungspotenzial in der City ist das ein brisantes und spannendes Thema. Im individuellen Wohnungsbau glaubt er an einfamilienhausähnliche Lösungen, die der Landschaft ihren Charakter Bauvorhaben der Project Immobilien Gruppe am Goslarer Ufer in Berlin Verbindung von Wasser und Wohnen. und Freiraum lassen. Wir brauchen klare Ortsbilder in Abgrenzung zur Landschaft, gerade in den bevorzugten Uferlagen. Ökologisch und energetisch wird der bauliche und technische Fortschritt sicher besonders groß ausfallen. Architektonisch nur dann, wenn Bauherren, Investoren, Städte und Gemeinden diesen ästhetischen und atmosphärischen Wert hartnäckig einfordern. Text: Yvonne Döbler pw 101

102 Quadruple Tourbillon à Differentiell Sphèrique von Greubel Forsey: Bahnbrechende Technik mit vier unabhängig voneinander arbeitenden Tourbillons. Modell mit Handaufzug in Platin. Preis: Euro. Mich fasziniert die Perfektion im Detail. Er lernte F. P. Journe im Atelier von dessen Onkel in Paris kennen, beobachtete Philippe Stern beim Bieten, fachsimpelt mit Michel Parmigiani und diskutiert gern mit Walter Lange. Unser Uhrensammler ist ein eloquenter Mensch und dennoch verschwiegen, was seine Person betrifft. Wie die meisten, die seine Leidenschaft teilen. Was treibt sie an, so viel Geld und Zeit in Uhren zu investieren? Eine Annäherung an den homo horologium. 102 pw 04.13

103 how to live it UHRENSAMMLER Fotos: Greubel Forsey // Montres Breguet S.A. // Vacheron Constantin // Rolex S.A. // A. Lange & Söhne // MB&F // Richard Mille // Montres Journe SA Als ich acht Jahre alt wurde, schenkte mir mein Onkel eine Uhr sie war von Felsa, einem bekannten Hersteller von Uhrenwerken aus der Stadt Grenchen im Zentrum der Schweizer Uhrenin - dustrie. Mein Onkel war ein Sammler schöner Dinge, unter anderem auch von Uhren, und weckte in mir den gleichen Instinkt, erzählt der 81-jährige Dip - lom-ingenieur, der auf die Frage nach seinem Besitz genauso ausweichend antwortet wie auf die Frage nach seinem Namen: Sagen wir: mehr als 100 Stück und weniger als Schon als Kind habe er begeistert in Prospekten mit Uhrenmodellen von Patek Philippe und Vacheron Constantin geblättert: Vor allem den Zahnrädern gehörte stets meine Leidenschaft im kleinen mechanischen Wunderwerk einer Armbanduhr und auch in meinem Beruf als Maschinenbauingenieur. Sobald ich mir das leisten konnte, begann ich zu sammeln, das war etwa Ende der 1970er Jahre. Eine typische Sammlerkarriere, wie Christian Pfeiffer-Belli, Chefredakteur der Zeitschrift Klassik Uhren, erklärt: Wer Uhren sammeln will, sollte sich frühzeitig spezialisieren. Sich bei einem Uhrmacher über die wichtigsten Details informieren, so viel Literatur wie möglich lesen, Uhrenbörsen besuchen, sich nach und nach an das Thema heran - tasten. Nur wer weiß, wo er hinwill, kann auch richtig sammeln. Mich interessiert insbesondere die Tourbillon-Technik, auch wenn der praktische Wert bekanntlich fraglich ist, informiert der Ingenieur. Beeindruckend sei zum Beispiel der Quad- rup le Tourbillon von Greubel Forsey mit vier unabhängig voneinander arbeitenden Tourbillons. In der Werkstatt dieser beiden genialen Uhrmacher habe ich Handwerkskunst in Vollendung kennengelernt. Mich fasziniert generell eine solche Perfektion in den Dingen. Zum Beispiel muss die Krone einer feinen Uhr beim Aufziehen so weich laufen wie Butter, jede Funktion sollte in sich stimmen bis ins kleinste Detail und vollendet inei - nandergreifen. Das ist wie bei einem Porsche: Da stimmt einfach alles bis hin zum satten Geräusch beim Schließen der Tür. Die Uhrensammler auf der ganzen Welt sind auf ihrem Fachgebiet perfekt informiert, bestätigt Geoffrey Ader, Director European Head of Watches bei Sotheby s in Genf, sie kennen die Daten und Fakten auswendig. Was sie antreibt, sei vor allem Leidenschaft, ein absolutes Key Element beim Sammeln: Wie alle Liebhaber schöner Dinge streben sie ständig nach immer noch besseren Stücken von noch höherer Qualität ungeachtet des Preises, den sie dafür bezahlen müssen. Dabei seien sie doch grundverschieden, wie Stefan Muser vom Auktionshaus Dr. Crott in Mannheim meint, seit fast 40 Jahren eine erste Adresse für Uhrenauktionen. Wer eine Typisierung versucht, landet schnell bei zwei Grundausprägungen dem Markensammler und demjenigen, der sich vor allem für die Technik inte - ressiert. Der Markensammler schätzt das Image des Labels, die Ästhetik der Produkte und deren absoluten Qualitätsanspruch der dem seinen nahekommt. Nicht selten ein Unternehmer, ein Familienmensch, eine kultivierte Persönlichkeit, die ihre Schätze ganz im Privaten genießt. Und auch ein wohlhabender Mann, der, mit etwas Glück, sein Vermögen durch die Sammlung vergrößert, was ihm durchaus angenehm, aber nicht das Ziel Nr. 1 ist. Die Namen der begehrtesten Marken? Patek Philippe und Rolex führen die Liste an. Der Reiz älterer Patek-Philippe-Uhren liegt unter anderem in kleinen Serien, Qualität, Innovation, Geschichte, Tradition und Unabhängigkeit der Firma, erklärt Sabine Kegel vom Auktionshaus Christie s: Uhren von Rolex dagegen sind wegen ihrer Sportlichkeit beliebt und werden oft mit Berühmtheiten in Verbindung gebracht. Ein Beispiel ist der Cosmograph Day - tona, der dieses Jahr seinen 50. Geburtstag feiert. Bei Sammlern ganz besonders beliebt ist das,paul Newman - Modell, eine vom Schauspieler 1969 in,indianapolis Wagnis auf Leben und Tod (,Winning ) getragene Variante. Zu den begehrtesten Objekten der klassischen Sammler zählen außerdem Modelle von Audemars Piguet, Vacheron Constantin, Breguet (insbesondere bei Taschenuhren). Wer weniger konservativ, aber äußerst liquide ist, kümmert sich auch um Newcomer wie Greubel-Forsey, François-Paul Journe, MB& F oder Richard Mille. Uhrmacher wie diese konstruieren außergewöhnliche Zeitmaschinen in geringster Stück - zahl Leckerbissen für Markensammler mit Lust auf Neues. Wer sich für die Technik begeistert, sammelt oft markenübergreifend. Diese Liebhaber feinster Mechanik achten vor allem auf die Zusatzfunktionen des mechanischen Uhrwerks Mondphasenanzeige, Minutenrepetition, Jahreskalender, Ewiger Kalender, Chronograph, Wecker und andere mehr. Viele verlieben sich auch unsterblich in die Königs- > pw 103

104 UHREN how to live it Markenklassiker. // Tradition Breguet 7047 Tourbillon Fusée: Inspiriert von den legendären, von A.-L. Breguet entwickelten Subskriptionsuhren edler Zeitmesser mit Handaufzug und Tourbillon im Rotgoldgehäuse. Preis: Euro // Vacheron Constantin: Patrimony: Elegant und puristisch mit außergewöhnlichem Tourbillon und 14-Tage-Gangreserve, limitiert auf 50 Stück. Preis: Euro // Rolex Oyster Perpetual Cosmograph Daytona: Platingehäuse mit kas tanienbraun la - ckierten Totalisatoren und eisblauem Zifferblatt. Preis: Euro // A. Lange & Söhne Tourbograph Pour le Mérite : Ausnahmeuhr mit aufwendigster Mechanik in einem Gehäuse aus spezieller Honey -Goldlegierung, limitiert auf 50 Stück. Preis: Euro klasse unter den Komplikationen: das Tourbillon. Mit dem mechanischen Wirbelwind wurden früher durch die Schwerkraft verursachte Fehler der Ganggenauigkeit ausgeglichen, was vor allem bei Taschenuhren Sinn hatte. Heute ist es eine eher überflüssige, aber ebenso hübsche wie technisch anspruchsvolle Spielerei. Ob Tourbillon oder Zeitzonenfunktion: Hat der Sammler seine Komplikation gefunden, ist ihm (fast) kein Preis zu hoch. Er möchte alles in persönlichen Besitz bringen, was er zu seinem Thema entdecken kann. Trotz aller Technikbegeisterung ist er ein sinnlich orientierter Sammler, der seine Schätze anfassen, anschauen und manchmal auch tragen möchte. Der reine Techniksammler konzent - riert sich dagegen meist auf ein einziges Detail des Uhrwerks. Oftmals ein älteres Semester, ein Mann mit technischem Studium oder aus einem technischen Beruf, der fast schon fanatisch hinter den Objekten seiner Begierde herjagt, berichtet Oliver Hoffmann, Director Watch Department beim Auktionshaus Auctionata in Berlin: Es gibt zum Beispiel über 200 verschiedene Hemmungsarten. Sammler versuchen, möglichst jede Variante in ihren Besitz zu bekommen. Ein anspruchsvolles und zeitraubendes Unterfangen, dessen Ziel Akribie und Ausdauer bei der Suche bedingt. Gekauft wird dann bevorzugt auf Auktionen. Früher war ich Stammgast in Genf, bei Sotheby s, Christie s und Antiquorum. Auch in London und Paris und natürlich Zürich. Heute bin ich nicht mehr ganz so häufig vor Ort, lasse mir die Kataloge kommen und biete auch telefonisch mit. Bei Sotheby s, Christie s, Cortrie, wie sich das gerade ergibt, erzählt der 81-jährige Diplom-Ingenieur, der seinen Namen nicht verraten möchte. Im Lauf der Jahre habe er so viel Erfahrung gesammelt und interessante Leute kennengelernt. Den besten Gehäusebauer Jean-Pierre Hagmann zum Beispiel oder den Meis - teruhrmacher François-Paul Journe als er noch bei seinem Onkel in dessen Werkstatt in einem Hinterhof in Paris gearbeitet hat. Walter Lange von A. Lange und Söhne fragte mich einmal:,na, wie geht Ihre Pour le Mérite? (Anm. d. Red.: Richard Lange Pour le Mérite mit einem der aufwendigsten und präzisesten Uhrwerke der Manu- Der Investor: Bringen Dem Investor geht vor allem darum, seinen Geldeinsatz zu vermehren. Mit welchen Uhrenmodellen der Gewinn gemacht wird, ist nicht so wichtig. Er freut sich an einem Schnäppchen auch dann, wenn das Modell keinesfalls seinem persönlichen Geschmack entspricht. Natürlich erkennen wir auch bei diesem Sammlertypus verschiedene Charaktere, betont Stefan Muser vom Auktionshaus Dr. Crott. Es gibt den eher konservativen Wertesammler oder den unkonventionellen, schnell entschlossenen Typen. Manchen davon gelingt es tatsächlich, durch Uhrensammeln wohlhabend zu werden. Durch gezieltes Kaufen und Verkaufen, mit Geduld und Glück ist das möglich, meint Sabine Kegel von Christie s. Voraussetzung dafür ist vor allem die Einzigartigkeit in Art und Konstruktion die macht eine echte Sammleruhr aus, erklärt Christian Pfeiffer-Belli, Chefredakteur der Zeitschrift Klassik Uhren. Das schränkt den Kreis der aussichtsreichen Investments schon ziemlich ein. Dass Experten insgesamt zu dem Urteil kommen, 80 Prozent aller heute verkauften Luxusuhren

105 how to live it UHREN Uhren Gewinn? taugten nicht als Wertanlage, hat aber noch einen anderen Grund: Die meisten Marken beschäftigen sich heute nicht mehr mit Einzelanfertigungen, sondern sind Großserienhersteller. Patek Philippe produziert zum Beispiel mittlerweile jedes Jahr Uhren mit mechanischem Werk. In den 50er-Jahren waren das in der Regel nur 2000 bis Und auch die Auktionsrekorde sind mit einer Prise Vorsicht zu betrachten. Um den Mythos am Leben zu halten, dass Luxusuhren ihren Wert dramatisch steigern können, treten die Hersteller regelmäßig bei den interessantes - ten Auktionen selbst als Käufer auf. Selbst wenn alle Voraussetzungen stimmen, braucht der Investor Zeit. Sie dürfen sich nicht einbilden, eine Uhr nach zwei Jahren für das Doppelte verkaufen zu können!, macht Stefan Muser klar. Sein Tipp: Beim Sammeln antizyklisch zu agieren und zum Beispiel kleine Uhren sammeln, wenn gerade große in Mode sind. Danach müssen Sie eben warten können, bis der Zeitgeist und die Mode sich ändern denn auch diese beeinflussen die Begehrlichkeit von Sammelobjekten. faktur, bestehend aus 915 Einzelteilen.) Da konnte ich antworten:,ich habe eine Bessere, Herr Lange, die hat weniger Teile und geht genauer, nämlich meine Lange Fliegeruhr Heute nimmt auch die Spezies der On - line-sammler immer mehr zu. Es sind meist jüngere, moderne Typen, die mit dem Internet aufgewachsen und sowieso häufig online sind. Man findet gleichermaßen Marken- und Komplikationensammler, die es beide schätzen, sich sehr schnell umfassend informieren zu können, berichtet Oliver Hoffmann von Auctionata, einem klassischen Auktionshaus, das Versteigerungen live im Internet überträgt und das Mitbieten online und in Echtzeit ermöglicht. Natürlich können die Uhren auch vorher besichtigt werden nur eine Befriedigung fehlt dem erfolgreichen Sammler: Er kann seine Beute nicht gleich mit Händen fassen. Und wenn dann das begehrte Stück endlich zu Hause ist? Irgendwann habe ich angefangen, sie aus Platzgründen in kleine,sackerl zu packen mit etwas Salz gegen die Oxidation als Beigabe, erzählt der Sammler. Ich habe auch Uhrenbeweger. Aber ich muss zugeben, da bin ich etwas kleinlich: Die Uhrenbeweger ziehen eine Uhr anders auf, als wenn man sie trägt. Das mag ich nicht. Jede Woche nimmt er zehn Uhren he - raus, überprüft sie und betrachtet sie mit Genuss. Nach einer Woche kommen die nächsten zehn an die Reihe. Übrigens werden alle Uhren, die ich kaufe, zuerst von einem Uhrmacher meines Vertrauens gesichtet und gereinigt. Und was wird später einmal aus der Sammlung werden? Nun, ich habe zwei Söhne, auf die ich stolz bin und denen ich natürlich schöne Uhren geschenkt habe. Auch meinen Schwiegertöchtern: Zum Beispiel eine Damenuhr von Patek Philippe, die einmal der Großmutter gehört hat, oder eine Tank von Cartier, mit Quarzwerk. Doch Sammelleidenschaft hat sich in der Familie keine entwickelt. Ist auch nicht so wichtig. Meine Einstellung ist: Leben und leben lassen. Ich will mich jetzt und heute an meiner Uhrensammlung erfreuen, genauso wie an meinen Hunderten von Büchern und an meinen Autos. Après moi, le déluge. Text: Petra Bäuerle Newcomer. // MB&F Die Horological Machine (HM3 Megawind) ist ein Meisterstück von Max Büsser & Friends, das Zeit und Kraft vereint. Markant: der riesige Aufzugsrotor und die skulpturalen Kegel zum Ablesen der Stunden (links) und Minuten (rechts); Preis: Euro // Richard Mille Entstanden in Zusammenarbeit mit dem Juwelier Richard Doux: RM 007 Nuit Blanche Doux Joaillier Limited Edition mit weißem Kautschukband und weißen Designelementen. Preis: Euro // F. P. Journe Das erste Werk des Schweizer Meisters war eine Taschenuhr. Der von François-Paul Journe 1983 vollen - dete Chronometer Tourbillon ist Vorbild für die neue Edition der Historical- Anniversary-Tourbillon- Armbanduhr. Sie ist auf 99 Exemplare limitiert und kostet knapp Euro.

106 Leben aus dem Koffer. Schrankkoffer waren einst unverzichtbare Reise-Accessoires. Dann begann die hohe Zeit des leichten Gepäcks. Das Pariser Unternehmen Pinel & Pinel hat die Prestigeobjekte der guten alten Zeit nun neu definiert: als luxuriöse Multifunktionsmöbel.

107 Als Cognac Martell 2010 einen riesigen blauen Cognac- Degustationskoffer durch die Welt schickte, gefertigt aus Eiche, Leder, Kupfer, Silber, Kristall und Leinen, fragten viele Kunden: Welcher Handwerker hat den denn gefertigt? Fred Pinel konnte das nur recht sein.

108 SCHRANKKOFFER how to live it Fred Pinel, Jahrgang 1969, fand vor gut zehn Jahren seine Nische im Luxussegment. W enn Monsieur oder Madame vor 150 Jahren einige Wochen auf Kreuzfahrt verbrachten, hatten sie eigentlich nur einen wirklich wichtigen Begleiter den Schrankkoffer, groß genug für Kleider, Kostüme, Schuhe. Ein kleines Zuhause, dessen wich - tigstes Accessoire wiederum kräftige Kofferträger gewesen sein müssen. Schließlich maßen diese Gepäckstücke oft 60x60x100 Zentimeter und brachten mit ihrer ausgefeilten Holz- und Metallkonstruktion ein ordentliches Nettogewicht auf die Waage. Schrankkoffer herzustellen war in der guten alten Zeit auch ein gutes Geschäft. Der Pariser François Goyard begann damit schon Ein Jahr später eröffnete ein gewisser Louis Vuitton einen Laden mit ähnlichen Waren. Beide waren auch sehr darauf bedacht, sich von der Konkurrenz abzuheben. Goyard überzog deshalb all seine Koffer seit 1892 mit einer Mischung aus Baumwolle und Leinen, auf der Muster in Form eines gedehnten V prangten. Und Georges Vuitton, der Sohn von Louis Vuitton, kreierte 1896 das heute weltbekannte LV für sein Reisegepäck. Fred Pinel verzichtet auf derlei Schnickschnack, schließlich tritt er erst über 100 Jahre später an, um mit seiner Marke Pinel & Pinel den Markt für Schrankkoffer neu zu erobern. Wobei seine Koffer eigentlich edle Mogelpackungen sind. Der Kunde öffnet sie und staunt: Der Schrankkoffer Soprano etwa birgt ein Bang-und-Olufsen-Soundsystem und hat Platz für Wohnzimmer in the box mit Bibliothek, Musik und Lampe. 108 pw 04.13

109 how to live it SCHRANKKOFFER Pinels Boutique in Montmartre lockt mit knalligen Farben. Unten: Das Klappfahrrad stammt vom britischen Hersteller Brompton. Der richtet auch das weltgrößte Rennen für Faltfahrräder aus. 480 CDs. Der Movie Trunk beherbergt ein Home-Cinema, Filme werden mit 1300 Watt untermalt. Boudoir beinhaltet Sessel, Hocker, Weinschrank, Lampe und Buchregal. Schon das hört sich außergewöhnlich an. Ist aber trotzdem noch Standardware im Vergleich zu Pinels ausgefallenen Ideen wie dem Arcade PS Trunk. Der erlaubt es, im Rennsessel mit 3-D-Brille über den Augen mit der PlayStation zu spielen und dabei den Sound von 1800 Watt zu genießen. Im Kibako Green Trunk verstecken sich zwei Bonsais, die von einer speziellen Osram-Lampe mit Licht versorgt werden. Und im Bike Trunk verbirgt sich ein faltbares Fahrrad von Brompton. Wir fertigen Einzelstücke und Kleinserien, mitten in Paris, in Montmartre, erzählt Frédéric Pinel, Jahrgang Auf einen Koffer wartet der Kunde drei bis acht Monate. Dafür jedoch bieten wir maximale Individualisierung: 51 Farbtöne, Leder von Krokodil bis Strauß, Metalle von Chrom, Palladium und Kupfer bis zu Ruthenium. Natürlich führen wir auch Karbon. Zum Schrankkoffermacher wurde Pinel, glatzköpfig mit sanften Gesichtszügen, nicht über Nacht. Erste Karriereschritte unternahm er in der eigenen Werbeagentur. Irgendwann habe ich aber erkannt, dass es nicht mein Leben war, Objekte zu bewerben. Mein Leben ist es, Objekte zu kreieren. Seit 1998 setzt er diesen Plan um. Zunächst sind es Zigarrenboxen sowie Etuis für Feuerzeuge und Zigaretten. Doch den großen Durchbruch bringen sie ebenso wenig wie die Lederwaren, die er 2003 lanciert. Erst als er ein Jahr später einen heruntergekommenen Schrankkoffer auf Großmutters Dachboden findet, hat er die zündende Idee. Als ich dieses Stück sah, wurde mir klar, dass mit diesen Koffern auch viele Emotionen verloren gegangen waren. Lohnte es sich vielleicht, diese zurückzuholen? Mit Holz aus dem Baumarkt habe ich ihn wieder hergerichtet. Das Resultat war gar nicht schlecht. Nun reisen die Menschen von heute allerdings nicht mehr wie ihre Großeltern. Und auch an kräftigen Kofferträgern herrscht ein gewisser Mangel. Andererseits erkennt Pinel, dass schon früher Koffer ein Muster an Funktionalität waren: Da gibt es ausfahrbare Gestänge, um Kleiderbügel aufzuhängen. Spezialfächer für Hausschuhe, Geheimfächer für Papiere. Was liegt da näher, als das Konzept auszubauen und noch ganz andere Dinge in einem Koffer zu verstauen? In Paris gab es immer schon einen Markt für gebrauchte Schrankkoffer. Der Grund dafür ist aber nicht nur Nostalgie: Pariser Wohnungen sind klein, ein Schrankkoffer lässt sich wegrollen, zum Beispiel wenn Gäste kommen. Oder er kann gedreht werden und verwandelt sich in einen Tisch, auf dem > pw 109

110 SCHRANKKOFFER how to live it Safes im Safe: Vacherin-Constantin war dieses Kunstwerk fast eine halbe Million Euro wert. ein paar Drinks serviert werden können. In den 1990er-Jahren avancierte dieses ungewöhnliche Möbel sogar zum Sammlerstück. Bis zum Jahr 2004 hatte sich der Preis für historische Originale verfünffacht, für Vuitton-Ware sogar verzehnfacht. Pinels Produkte wirkten deshalb gleichzeitig vertraut und doch kompromisslos originell. Erste Modelle wurden zügig in Trendkaufhäusern wie Colette oder Luxustempeln wie Harrod s ausgestellt und dort von der Presse entdeckt. Als Ex- Basketball-Profi Michael Jordan 2006 einen Koffer für 23 Paar Sportschuhe bei Pinel bestellte, holte dieser zunächst mal tief Luft. Etwas über eine Million Euro Umsatz erwirtschaftet Fred Pinel 2011 mit seinen Kreationen. Allerdings hatte er vor dem Beginn der Finanzkrise 2008 schon an der 1,4-Millionen-Euro-Marke gekratzt. Das Nischengeschäft Schrankkoffer ist eben direkt an die Geldbörse potenzieller Kunden gebunden. Mal geht es radikal aufwärts 62 Prozent Umsatzsteigerung sowie Verdoppelung des Exports im Jahr Dann wieder abwärts minus 40 Prozent im Jahr Gegenwärtig herrscht wieder Aufwärtstrend. Das eigentlich Erstaunliche an der Geschichte rund um die Pinel-Koffer ist, wie ein Fast-Einzelkämpfer mit millionenschweren Luxuskonglomeraten konkurrieren kann. Man muss Aufmerksamkeit erregen, Geschichten erzählen, Humor einsetzen, erklärt Pinel, dem nun seine ungeliebte Vergangenheit zum Vorteil gereicht. Zu Werbezwecken mietet er ei- Ob Musik oder Bonsais alles passt in Pinels Koffer. 110 pw 04.13

111 how to live it SCHRANKKOFFER Stillvoller konnte Michael Jordan seine Sportschuhe kaum unter bringen. Pinels Arbeit soll er mit den Worten good job kommentiert haben. Fotos: Pinel & Pinel nen englischen Doppeldecker-Bus, den er kurzerhand mit sich selbst als Model beklebt. Der Pariser hat zwar nicht gerade Modelmaße, dafür aber einen Charakterkopf. Der Bus wiederum befährt die wichtigsten Straßen der Stadt. Von Wer ist denn das? zu Was macht denn der? ist es kein weiter Weg. Noch erfolgreicher wird das sogenannte Co-Branding. Dabei paart Pinel seinen Markennamen mit dem eines bekannten Unternehmens. Die Uhrenmarke Vacherin-Constantin ordert zum Beispiel einen Safe-Schrank für kostbare Uhren. Pinel liefert einen Safe, der 18 Mini-Safes enthält. Ein Monumentalkoffer, 2,1 Meter hoch und drei Meter lang, kreiert in 2000 Arbeitsstunden, verkauft zum Preis von Euro. Einer unserer größten und verrücktesten Aufträge. Piaget verlangt nach einem Ausstellungs-Schrankkoffer für Uhrensammler. Der Parfumeur Francis Kurkdjian lässt sich ein Duftlabor zum Mischen von Parfums in einen Koffer pa - cken. Krug, die Champagnermarke, will einen schwarz-roten Picknickkoffer de Luxe. All diese Objekte generieren reichlich Schlagzeilen für Pinels junges Unternehmen. Als Cognac Martell 2010 einen riesigen blauen Cognac-Degustationskoffer durch die Welt schickt, gefertigt aus Eiche, Leder, Kupfer, Silber, Kristall und Leinen, fragen Kunden dort, wo er ausge - laden wird: Welcher Handwerker hat den denn gefertigt? Seinen Stil beschreibt Pinel selbst als farbig, wagemutig, spiele- Zum Arcade PS Trunk gehören auch 3-D-Brillen, Pistolen, Lenkräder und Sportsitze. Nicht-Gamer können den Koffer als Home-Cinema nutzen. risch, inspiriert von den Objekten seiner Generation von alten Comics bis zu Haribo-Bonbons. Und, ganz wichtig: Was ich fertige, muss mir auch selbst Spaß machen. Accessoires und Lederwaren fabriziert er deshalb immer noch. Wer sich keinen Koffer leisten möchte, geht vielleicht mit einem Paar Flipflops für 450 Euro nach Hause. Oder einer bunten Feuerzeughülle für 69 Euro. Ein kleines Köfferchen für Schmuck kostet rund 3000 Euro, für eine Arcade-Box mit Videospiel aus den 1980er-Jahren zahlen Kunden Euro. Die Bonsais werden für Euro verstaut, jeder der 15 Arcade PS Trunks schlägt mit Euro, also dem Preis eines durchaus repräsentativen Automobils, zu Buche. Ein Schrankkoffer von Pinel ist eben ein Spielzeug ohne Grenzen für Menschen, die schon fast alles haben. Nur einmal hat auch Meister Pinel Skrupel. Als ich einen Koffer zum Thema,Die sieben Todsünden designte, spielte ich mit dem Gedanken, Rauschmittel in eines der Fächer zu legen. Das ließ ich dann bleiben. Der Gesetzgeber hätte es wohl kaum toleriert. Text: Jörg Zipprick pw 111

112 FAMILIENFORSCHUNG how to live it Aus der Forscherwerkstatt: Postpatriarchale Phase. In unserer Forschung zu Mehr-Generationen-Unternehmerfamilien wird deutlich, dass sich in vielen Familien derzeit ein grundlegender Umbruch vollzieht. Oftmals wurden diese Familien von Pat - riarchen geführt, selbst wenn die Familie über Generationen schon stark gewachsen war. Nun wird diese Form von Führung im Gefolge gesellschaftlicher Veränderungen zunehmend infrage gestellt. Die Familien steht vor der He - rausforderung, neue Formen gemeinschaftlicher Familienführung zu finden. Wie können diese neuen, postpatriarchalen Führungsstrukturen aussehen? Die Führungsform des Patriarchen kann als ein soziales Muster angesehen werden. Eine patriarchale Führung stellt, so gesehen, ein mentales Modell dar (private wealth 01/2012), das von allen Beteiligten geteilt wird. Eine Familie, die nach Führung und Fremdbestimmung sucht, weist einer Person bestimmte Charaktereigenschaften zu, diese nimmt die Zuschreibung an in einem wechselseitigen Prozess verstärken sich dann Führung und Geführtwerden, bis alle Beteiligten überzeugt sind, dass es ohne die Figur an der Spitze nicht geht. Stichwortartig sind als Besonderheit dieses Musters hervorzuheben: Die Entscheidungslast wird auf eine Person übertragen, mit der Folge, dass relevante Wahrnehmungen und Auswahlfragen nur noch sehr bedingt in die Kommunikation des weiteren Gesellschafterkreises kommen. Die Unsicherheit, die automatisch mit weit reichenden Entscheidungen verbunden ist, wird durch eine Person aufgenommen und ertragen zur Erleichterung der anderen. Diese Übernahme von Unsicherheit funktioniert, solange dieser Person die Autorität zugeschrieben wird, für alle entscheiden zu können und zu dürfen. Im Endergebnis kommt der Gesellschafterkreis also nicht mehr in die Situation, zwischen schwer entscheidbaren Alternativen wählen zu müssen. Er wird nur noch mit dem Ergebnis des patriarchalen Sondierungsprozesses konfrontiert. Und selbst falls das Ergebnis kritisiert wird, das Prinzip der Unsicherheitsabsorption durch den Patriarchen bleibt unhinterfragt. Dieser Entlastungsaspekt ist der große Vorteil der patriarchalen Führung. Auch wenn die anderen Miteigentümer nicht immer mit allem zufrieden sind, was entschieden wird, so bleibt die Verantwortung doch bei der einen Person. In vielen Familien, die wir untersucht haben, kommt es aufgrund dieses Prinzips zu einer Verschiebung des Aufmerksamkeitsfokus. Die Frage ist nicht mehr primär: Was wollen wir als Familie?, sondern eher: Können wir dem Patriarchen vertrauen beziehungsweise denken wir, dass er auch weiterhin in unserem Sinne entscheiden kann? Solange eine Familie dieses Vertrauen in die Einzelperson hat, funktioniert diese Form des Managements von Firma und Familie über viele Jahre sehr stabil. Die besondere Verwundbarkeit dieses Führungsmusters zeigt sich jedoch in der Nachfolge. Da alles auf eine Person fokussiert war, geht ein Übergang in eine andere Form fast zwangsläufig mit starken persönlichen Kämpfen einher. Zuweilen sieht eine Unternehmerfamilie gar nur den Ausweg, den Patriarchen, der sie über Jahre geführt (und vielleicht auch reich gemacht) hat, als ganze Person zu diskreditieren, ansonsten bleibt es im Doppelsinn beim Alten. Diese oft auch verletzenden Kämpfe gibt es eher nicht, wenn der Patriarch 112 pw 04.13

113 how to live it FAMILIENFORSCHUNG Illustration: Rüdiger Trebels weise genug ist, sich in einem oft über Jahre hinweg dauernden Prozess selbst abzuschaffen mit der paradox anmutenden, aber intelligenten Wirkung, dass alle anderen Gesellschafter sich ein letztes Mal auf den Patriarchen berufen können, um das Patriarchensystem zu wandeln. Gelingt eine solche Selbstabschaffung nicht, zahlt die Familie in der postpatriarchalen Phase einen hohen Preis für die frühere Entlastung von Entscheidungen. Die Verantwortungsverschiebung auf den Patriarchen ging schließlich einher mit einer Kommunikationsverknappung und letztlich auch mit einem Prozess des Entlernens, wie mit schwierigen Entscheidungslagen umgegangen werden kann. Im Umbruch fällt es dann entsprechend schwer, die Leerstelle des Patriarchen, die irgendwann nicht mehr zu vermeiden ist, zu füllen und die notwendigen Entscheidungen zu treffen. Wenn ein solcher Prozessmusterwechsel nicht vollzogen wird (und nicht zufällig ein neuer Patriarch bereitsteht, der diesen Wandel noch für eine Generation aufschiebt), sitzt die Familie in der Falle. Die Versuche von Einzelnen, die Spit- zenposi- tion für sich zu reklamieren, bleiben ohne Erfolg. In dieser Situation haben Unternehmerfamilien nur wenig Spielräume. Die Paradoxie der Patriarchennachfolge liegt darin, dass es kaum einen guten, leichten Anschluss gibt. Es bleibt nur die Hoffnung, dass Probleme, die von der nächs - ten Generation gemeinschaftlich gelöst werden müssen, eine Kooperation erzwingen. Mit der Zeit findet die Familie dann zu einer neuen Routine von Gemeinschaftsentscheidungen und geteilter Unsicherheitsabsorption: Ein neues mentales Modell trägt das Unternehmen. In diesem Modell geht es familienstrategisch vor allem darum, kollektive Entscheidungsfähigkeit zu erlernen. An die Stelle von personalen, familiär geprägten Entscheidungsformen müssen Verfahren treten, die es allen Gesellschaftern ermöglichen, ihr Wissen in einen Entscheidungsprozess einzubringen. Doch die Entwicklung solcher post - patriarchaler Muster ist alles andere als einfach. Bis sich tragfähige Verfahren herausgebildet haben, besteht in der Familie ein erhebliches Konfliktpotenzial, das den Kreis der Folgegeneration nach dem Patriarchen erheblich belasten kann. Nicht zuletzt, weil die Konfliktfähigkeit erst mühsam gelernt werden muss. Es ist tatsächlich manchmal eine Frage von Leben und Tod des Unternehmens. Ist diese Phase aber gut überwunden, hat die Familie es geschafft, von der Zurechnung von Konfliktursachen auf Personen ( Alles nur Bernds Schuld! ) zu einer gemeinsam geteilten Verantwortung zu kommen, dann können robuste Regelungen entstehen, die die Konflikte dämpfen. Langsam verschiebt sich nun das Gerechtigkeitsempfinden, das lange an Personen und ihre Entscheidungen geknüpft war, in Richtung stärkerer Verfahrensgerechtigkeit. Im Idealfall werden dann intelligentere Entscheidungen zum Wohl des Unternehmens und damit langfristig auch zum Wohl der Unternehmerfamilie getroffen. Text: Torsten Groth, Dr. Tom Rüsen, Professor Dr. Arist von Schlippe, Wittener Institut für Familienunternehmen (WIFU@Uni Witten-Herdecke) pw 113

114 SAFRAN how to live it Die Jagd nach dem violetten Schatz. Legenden erzählen, Niederösterreich sei einst das zentrale Anbaugebiet für Safran gewesen. Kann das stimmen? Der Biologe Bernhard Kaar machte sich auf Spurensuche. Und sorgt dafür, dass das teuerste Gewürz der Welt eine Renaissance auf altem Heimatboden erlebt. Mitten im Donautal zwischen Melk und Krems liegt die Perle der Wachau, das romantische Dürnstein. Die goldene Wieselbahn, die Touristen während der Saison durch die Weinterrassenlandschaft befördert, hält während der Saison dreimal täglich am Dürnsteiner Bahnhof. Ausgangspunkt für eine Reise in die Vergangenheit. In die Zeit, als Safran aus der Wachau kam. Es war ein absoluter Glücksfall, dass wir vergangenen Herbst den Bahnhof kaufen konnten, strahlt Bernhard Kaar. Im ehemaligen Maschinenraum betreibt er gemeinsam mit seiner Lebensgefährtin Alexandra Gschwandtner die Wachauer Safran Manufaktur. Großformatige Bilder vom Crocus austriacus zieren die Bretterwände. Alexandra steht hinter der Theke und erklärt die Leckereien: Schokolade mit Safranfüllung aus einer Kremser Konditorei, Safranbier, Marillenmarmelade, mit Safran verfeinert, von der Chefin persönlich kreiert und eingekocht, und natürlich gibt es das für Österreich typische Guglhupf-Rezept, verpackt in einer Schatzkiste mit 0,05 Gramm echtem Wachauer Safran. Safran war früher in jedem Gugl, wegen der Farbe, klar, aber auch für den typischen Geschmack. Seit 2009 sind die beiden hauptberuflich Safranbauern. Die einzigen in Österreich und wahrscheinlich die einzigen nördlich der Alpen. Deshalb ist der Dedail- Verkauf, wie Kaar im typisch österreichischen Dialekt erzählt, auch nur ein Standbein. Das zweite sind Genuss-Se- 114 pw 04.13

115 how to live it SAFRAN minare. Die bringen im Moment auch am meisten und zahlen praktisch die Hypothek auf den Bahnhof, erklärt Kaar. Touristikschüler, Gourmeturlauber oder Apotheker auf Betriebsausflug sitzen in der renovierten ehemaligen Wartehalle des Bahnhofs. Dort erzählt Kaar die Geschichte seiner ganz persönlichen Schatzsuche. Die Jagd nach dem Safran beginnt mit einem Kinderlied Backe, backe Kuchen. Der Text stammt wahrscheinlich aus Thüringen und Sachsen und wurde schon vor 1840 mündlich überliefert. Darin macht Safran den Kuchen gel, also gelb-goldglänzend, erzählt Kaar, doch niemand hinterfragte, wie ein derart edles und auch damals sündhaft teures Gewürz in den mitteleuropäischen Kuchen kommen konnte. Der Biologe besorgt sich ein Kochbuch aus dem Mittelalter. Wissen Sie was? In jedem zweiten Gericht ist Safran drin. Das teuerste Gewürz der Welt in der Erbsensuppe von Bauern? Kaars Interesse ist geweckt. Während der ersten Recherchen stößt er in einem alten Buch auf einen kurzen Nebensatz, seine erste Spur. Da stand etwas über den Safrananbau in der Wachau. Das hat mich fasziniert und nicht mehr losgelassen, erzählt Kaar. Ich habe dann die Leute hier überall gefragt, aber keiner wusste etwas Konkretes. Ein paar hielten mich auch für verrückt. Dabei kennt jeder in der Region zwei überlieferte Sagen. Die eine handelt von Walter von Merckenstein, einem Kreuzritter, der 1187 zurückkommt und der Frau, die er heiraten will, Hulda von Rauenstein, das Kostbarste aus dem Morgenland mitbringt Safranknollen. Die andere Legende erzählt eine ähnliche Geschichte. Nur schenkt da ein anderer Kreuzritter der Gräfin von Meissau die Knollen. Beide Sagen sind natürlich bei den Leuten in der Region und in ganz Österreich bekannt. Aber niemand hat geglaubt, dass da etwas Wahrer dran ist. > pw 115

116 SAFRAN how to live it Safrangärten wurden früher wie Gold vererbt. Niemand außer Kaar. Der wühlt sich in den nächsten zehn Jahren durch unzählige alte Schriften quer durch die Jahrhunderte. In der Bibliothek des Benediktinerklosters Stift Melk an der Donau stieß ich auf das Vermächtnis des Mönchs Ulrich Petrak, der im 18. Jahrhundert in der Wachau lebte und sich mit Landwirtschaft beschäftigt hatte. Es ist ein kleines Buch mit dem langen entstanden. Bis Mitte des 19. Jahrhunderts war Niederösterreich sogar das zentrale Anbaugebiet für Safran. In der Hochzeit wurden auf dem Markt in Krems 4480 Kilogramm Safran besteuert und auf den Nürnberger Gewürzmarkt exportiert. Bei einem Marktwert von 14 Euro für das Gramm wäre das heute ein Umsatz von 62 Millionen Euro. Safran war damals genauso teuer Titel: Praktischer Unterricht den wie heute. Safrangärten wurden wie Niederösterreicher Safran zu bauen. Allen Gold vererbt, erklärt Kaar. Güterbesitzern und Ökonomen vor- Für ein Kilo Safranfäden müssen züglich jenen, welche aus seiner geringen Anzahl Grundstücke großen Nutzen ziehen wollen. Als ich den Titel gelesen habe, dachte ich, das bin ja ich!, lacht Kaar heute schließlich Blüten geerntet werden. Um die Menge, die in Krems umgeschlagen wurde, anzubauen, war eine Fläche von 800 bis 900 Hektar nötig. Zu jener Zeit waren die Terrassen und noch: Ich wusste sofort, dank dieses Wissens kann ich anfangen, vom Safran zu leben. Es gibt in diesem Buch ja auch ein ökonomisches Kapitel, da wird der zu erwartende Aufwand dem zu erwartenden Ertrag gegenübergestellt. Da steht alles, was ich den Mönch gern gefragt hätte, wenn er noch leben würde. Schon im 12. Jahrhundert sind offenbar die ersten Safrangärten in der Wachau Hänge des Donautals, an denen heute im Oktober die Weintrauben geerntet werden, wahrscheinlich in ein blaues Blütenmeer des herbstblühenden Crocus sativus getaucht. Über sechs Jahrhunderte brachte der Anbau wirtschaftlichen Wohlstand in die Region, wenn auch mehr für den Adel als für die Bauern. Dann der Niedergang. Bereits 1816 wurden nur noch 2,5 Tonnen und 50 Jahre später nur noch 35 Kilogramm Safran auf dem Kremser Markt gewogen und versteuert. Der Anbau war praktisch innerhalb einer Generation aufgegeben worden und Anfang des 21. Jahrhunderts in vollkommene Vergessenheit geraten. Was mich so überraschte, war, wie schnell das Wissen verloren ging. Keiner hat mir geglaubt, und dabei waren es doch die eigenen Ururgroßeltern, die Safran angebaut hatten. Beweise hat er noch nicht gefunden, doch Kaar vermutet, das billige Importe aus Spanien und Frankreich, die unversteuert ins Land kamen, den österreichischen Bauern die Existenzgrundlage nahmen. Es rechnete sich nicht mehr, die Bauern fokussierten sich auf den Anbau von Wein. Und heute? Safran anzubauen ist in unserer Zeit so mühsam wie damals. Pflanzen, ernten, hegen und pflegen geht nur in Handarbeit. Aufgrund der niedrigen Lohnkosten ist der Iran deshalb mit 200 Tonnen pro Jahr aktuell der größte Safranproduzent, gefolgt von Spanien mit rund einer Tonne pro Jahr. Dass die Iberer trotzdem rund 100 Tonnen im Jahr exportieren, ist auch so ein Rätsel, das Bernhard Kaar bei seinen Recherchen gelöst hat. In Südspanien leben iranische Händler, die importieren aus dem Iran, packen den Safran ab und verkaufen ihn als,product of Spain, das ist alles legal, aber nicht in Ordnung. Wo Spanien draufsteht, ist oft Iran drinnen. Der Kunde zahlt auf jeden Fall drauf. 116 pw 04.13

117 how to live it SAFRAN Denn die iranische Qualität ist oft nicht sehr gut. Aber weil hierzulande eigentlich niemand wirklich über das edle Gewürz Bescheid weiß, fällt das nicht so sehr auf. Die Erosion an Kulturwissen ist schlimm. Viele Menschen können die Qualität eines Lebensmittels gar nicht mehr beurteilen. Beim Safran tue ich mein Bestes. Die Leute sollen wieder wissen, wie er schmeckt und wo er herkommt. Bernhard Kaar will seinen Schatz teilen. Deshalb sind ihm seine Seminare auch so wichtig. Die Glasschalen mit Safranfäden aus unterschiedlichen Ländern gehen von Teilnehmer zu Teilnehmer. Kaar doziert, das Terroir, also der Boden, das Klima und die Anbautechnik, spiele die zentrale Rolle für die Qualität des Edelgewürzes. Die iranischen Fäden sind kurz und dünn und sehen ziemlich mitgenommen und zerfranst aus. Man sieht, den Pflanzen geht es nicht gut. Im Iran wird bewässert und gedüngt. Die Anbaubedingungen waren nie ideal. Der spanische Safran kommt in der Beurteilung schon besser weg, kann aber mit dem Wonneproppen aus der Wachau nicht mithalten. Den baut Kaar selbst seit 2006 an. Seine ersten 100 Safranknollen bezog er aus Mund in der Schweiz. Das Dorf betreibt den Safrananbau als Tourismusmagnet bis heute. Aber wir wollen hier in der Wachau kein Freiluftmuseum, wir machen das hauptberuflich. Bernhard Kaars Terrassen liegen hoch oben in den Steillagen. Sie sind meist nur zu Fuß zu erreichen. Das ist mühsam. Und Kaar baut in Bio-Qualität an. Dass Maschinen, Unkrautvernichtungsmittel oder mineralischer Dünger tabu sind, ist aber auch zu erkennen. Die getrockneten Fäden sind lang, stark und knallrot. Safran ist niemals gelb, er färbt nur gelb, in jeder Qualität, aber es kommt ohnehin nicht auf die Farbe an, sondern auf den Geschmack. Der Experte warnt eindringlich davor, auf den Touristenmärkten in den üblichen Ländern Safranpulver zu erwerben. Je weiter südostwärts Sie kommen, desto mehr Fälschungen gibt es. Die Geschichte des Safrans. Die Griechen, genauer die Minoer auf Kreta, hatten offenbar als Erste den herbstblühenden Krokus zum Safrankrokus veredelt. Das lassen zumindest 3500 Jahre alte Fres - ken vermuten, die griechische Priesterinnen beim Safrananbau abbilden. Entgegen der gängigen Meinung ist die Verwendung des Safrans als Gewürz deshalb eine europäische Erfindung. Von den Minoern kam sie zu den Römern. Und von dort nach Asien. Erst die Mauren und die Kreuzfahrer brachten den Safran Anfang des 12. Jahrhunderts wieder nach Europa zurück. Bis weit ins 19. Jahrhundert beherbergten Weinberge dann den Safran. Zwischen den Rebstöcken wuchsen auch Obstbäume, Mandelbäume oder der Weinbergpfirsich. Die Pflanze selbst, die ein wenig wie Knoblauch aussieht, ist unfruchtbar, Schlimmstenfalls bekommen Sie Ziegelstaub. Im besten Fall ist es die Blüte der Färberdistel. Die kostet in der Herstellung 120 Euro das Kilo, der Verkaufswert als Safran läge bei rund Euro. Dafür lohnt ein hoher Aufwand, der sprichwörtlich viele Blüten trägt. > ein natürlicher Hybrid. Der normale herbstblühende Krokus kann sowohl Samen als auch Tochterknollen bilden und sich so ausbreiten. Danach braucht der Safrankrokus den Menschen. Er wächst nur dort, wo der Mensch die Tochterknollen pflanzt. Auch die heutigen Safrankrokusse, das beweisen botanische Gentests, stammen von der ursprünglichen griechischen Züchtung ab. Den gesamten Sommer über schläft der Krokus. Erst im Herbst bildet sich die Blüte mit dem begehrten roten Griffel. Um ein Kilogramm Safran zu gewinnen, braucht es etwa Blüten und fleißige Hände, die jeden Griffel einzeln aus der Blüte zupfen. Ab dem späten Frühjahr schläft der Krokus wieder und braucht in dieser Zeit weder Nährstoffe noch Feuchtigkeit pw 117

118 SAFRAN how to live it Bahnhof Dürnstein die Safran-Schatzkammer Niederösterreichs. Der sogenannte Iran Holy Safran ist eine besonders interessante Fälschung. Narben einer anderen Pflanze, die leicht zu kultivieren ist, werden einfach eingefärbt. Die Form scheint perfekt, aber wer die Fäden in ein Glas Wasser gibt, hat danach grüne Fäden, gefärbtes Wasser und null Geschmack. Damit seine Gäste wissen, wie Safran schmeckt, wird im Seminar gekostet, ein Gläschen Holunderblütenlimonade mit und eins ohne Safran. In einen Liter Limonade gibt Kaar neun Fäden, das sind 0,02 Gramm Safran. Der Geschmack ist subtil. Herb, nach Mandel, erdig, pri - ckelnd, würzig. Das lässt sich kaum beschreiben. Safran schmeckt eben wie Safran. Sie müssen diesen Geschmack den mit, Sie arbeiten stattdessen mit dieser Infusion. Und mit Geduld. Denn Safran braucht Zeit, bis er sein Aroma abgibt, erklärt Kaar. Auch wenn es viele Anfragen aus der Gastronomie nach dem puren Safran gibt, bis jetzt verkauft die Safran Manufaktur nur gebrauchsfertige Produkte. Das hat mit der Wertschöpfung zu tun. Winzer, die eine Flasche Riesling Smaragd für 50 Euro die Flasche verkaufen können, werden auch nicht auf die Idee kommen, die Trauben zu verkaufen. Eine Ausnahme gibt es doch. Über Manufactum, das Warenhaus, das behauptet, es gebe sie noch, die guten Dinge, kann der Wachauer Safran, mit seinem honigartig-blumigen Aroma geordert für sich selbst entdecken. Deshalb verkauft Alexandra ihn auch gut verpackt in hausgemachter Marillenmarmelade, einem Chardonnay- Weißweinessig oder Safranhonig. Oder luftdicht in passender Menge für einen traditionellen Guglhupf mit einer Schritt-für-Schritt-Anleitung. Schließlich bestehen auch bei der Verwendung des Gewürzes noch erhebliche Wissenslükken. Die Safranfäden werden in einem Mörser zerrieben und mit einer handwarmen Flüssigkeit, Wasser oder Milch, gemischt. Sie kochen also nicht die Fä- werden. 18 Fäden, 0,05 Gramm für 9,40 Euro. Im Moment kauft Bernhard Kaar alle Terrassen auf, die er bekommen kann, und erweitert seine Anbaufläche. Vor allem sind das die kleinen unwegsamen Steillagen ganz oben am Berg, die Weinbauern nicht mehr bewirtschaften wollen, weil es zu anstrengend ist. Diese Lagen brauchen wir. Der Safran mag es trocken und warm, der österreichische Winter stört ihn nicht. Safran verträgt Minustemperaturen von bis zu 20 Grad. Über den Sommer werden die Felder mit Klee bepflanzt, ein natürlicher Schutz für die Erde und ein guter Dünger. Geerntet wird ab Oktober bis Ende November. Dann steigen die beiden Tag für Tag die Hänge hinauf und pflücken jeden Griffel der blühenden Krokusse. Im Bahnhof wird der Safran getrocknet, dabei spaltet sich der Inhaltsstoff Picrocrocin in Glucose und Safranal. Gefragt nach der Trocknungsmethode, antwortet Kaar: Das ist ein Geheimnis, das wird Ihnen kein Safranbauer verraten. Beim Anbau dagegen ist Kaar seiner Mission wieder treu: Safran für alle. Wir haben eine kleine Box mit zwölf Knollen und einer detaillierten Anbauanleitung inklusive Trocknungsmethode für den eigenen Safrangarten entwi - ckelt. Der Pflanzenverkauf ist das dritte Standbein des Safranbauernpaars. Tochterknollen des Safrankrokus werden vereinzelt und Ende August nach Österreich, Deutschland und Norditalien versandt. Damit wollen wir an zwei Traditionen anschließen: den mittelalterlichen Export und die Tradition des Eigenanbaus, des Safrangartens vor dem eigenen Haus. Der war früher üblich, erzählt Kaar und lüftet so am Schluss sein letztes Geheimnis: Wie der Safran in die Erbsensuppe der Bauern kam. Text: Petra Bernadette Maier Fotos: Wachauer Safran/Kaar 118 pw 04.13

119 private wealth CONTRIBUTORS & IMPRESSUM Autoren und Illustrator dieser Ausgabe. Forschungen rund um das Thema Wachstum sind ein Hauptanliegen von Professor Norbert Wieselhuber. Besonders heute, da die Wachstumsraten in den Industrienationen offenbar dauerhaft niedrig bleiben, bräuchten mittelständische Unternehmen neue Strategien. Wieselhuber, Gründer und Managing Partner der Dr. Wieselhuber & Partner GmbH sowie Honorarprofessor der Hochschule München, hat uns darum einen Brief geschrieben. Dr. Daniel Stelter ist Gründer des auf Strategie und Makroökonomie spezialisierten Think Tanks Beyond the Obvious. Dabei beschäftigt er sich intensiv mit der Schulden- und Finanzkrise und berät in diesem Zusammenhang seit 2007 internationale Unternehmen. Wer über das Offensichtliche hinausdenke, meint der Autor von Die Billionen Schuldenbombe, müsse doch sehen, dass die Krise noch längst nicht vorbei ist. Dieser Mann ist ein echter Held. 13 der 14 Achttausender hat er bestiegen. Als erster Mensch ist er vom Mount Everest über die Nordwand mit Skiern bis ins Basislager abgefahren Klettertouren hat Hans Kammerlander bisher auf der ganzen Welt gemacht, darunter waren 50 Erstbegehungen. Auf Seite 90 zeigt er, dass sein Leben nicht immer extrem sein muss, und bringt uns die Faszination des Skitouren-Gehens nahe. Illustrator Rüdiger Trebels hatte diesmal eine wirklich harte Nuss zu knacken. Wie lässt sich denn das Thema Daten visualisieren grafisch darstellen? Wer, wenn nicht der 51-jährige Niederrheiner, könnte das hinbekommen? Schließlich hat Trebels visuelle Kommunikation an der FH Hannover und Düsseldorf studiert. Schauen Sie mal auf den Seiten 41 und 42 nach. Und urteilen Sie selbst. Die erste Aktie, in die Sebastian Thomas je investierte, war Apple. Heute analysiert er für Allianz Global Investors (AGI) Hightech-Aktien und managt den Fonds Allianz Informationstechnologie. Technik und Technik-Aktien sind das Leben des Ökonomen, der am Pomona College studierte und seinen MBA in Finance and Strategy an der Universität von Chicago absolvierte. Geht es um Technik-Aktien, ist sein Glas halb voll mindestens. Brad Slingerlend verfügt über 15 Jahre Erfahrung in der Finanzindustrie. Was heute bei Tech-Aktien abgeht, erinnert ihn an die Tech-Blase der Jahrtausendwende. Slingerlend hat einen Abschluss in Ökonomie und ist Chartered Financial Analyst. Sein Herz schlägt aber auch für die Astrophysik. In diesem Fach beschäftigt er sich mit schwarzen Löchern. In ein solches, warnt er, könnten die Kurse der Tech-Aktien fallen: halb leer. Impressum. HERAUSGEBER Moritz Eckes REDAKTION Anschrift // Südliche Auffahrtsallee 29, D München, T. +49.(0) , F. +49.(0) Chefredakteur // Klaus Meitinger Kreativ Direktor // Iris Deuber Redaktion // Petra Bäuerle, Mariella Bauer-Hallberg, Jennifer Bligh, Yvonne Döbler, Klaus Peter Fuchs, Gerd Hübner, Dr. Günter Kast, Petra B. Maier, Antje Annika Singer, Jörg Zipprick Contributors // Torsten Groth, Hans Kammerlander, Dr. Tom Rüsen, Prof. Dr. Arist von Schlippe, Dr. Daniel Stelter, Brad Slingerlend, Sebastian Thomas, Prof. Dr. Norbert Wieselhuber Schlussredaktion // Natalie Rebele, Dr. Gabriele Rupp Bildredaktion // Iris Deuber, Silke Lauenstein Fotografen und Illustratoren // Chris Dawes, Jörg Hempel, Tom Kleineberg, Roger Mandt, Sorin Morar, Stefan Nimmesgern, Christian Pondella, Rüdiger Trebels Redaktionsbeirat // Dr. Markus Escher, Prof. Dr. Peter Schaubach PRODUKTION UND DRUCK Druck // Kessler Druck+Medien GmbH & Co. KG, Michael-Schäffler-Straße 1, D Bobingen, Litho // Media-Nord-Print, Tarpenring 13, Hamburg VERLAG Anschrift // Private Wealth GmbH & Co. KG, Sitz: München, HRA Südliche Auffahrtsallee 29, D München ANZEIGEN Rainer Lapp, Lapp media sales, Gruber Straße 10, D Kirchheim T. +49.(0) , F. +49.(0) , m. +49.(0) HEFTPREIS 15 Euro (Schweiz: sfr 24) Copyright für alle Beiträge bei Private Wealth GmbH & Co. KG. Alle Rechte vorbehalten. Nachdruck (auch auszugsweise) nur mit schriftlicher Genehmigung des Verlages. Hinweis: Trotz sorgfältiger Auswahl der Quellen kann für die Richtigkeit des Inhalts keine Haftung übernommen werden. Die in private wealth gemachten Angaben dienen der Unterrichtung und sind keine Aufforderung zum Kauf oder Verkauf von Wertpapieren pw 119

120 RÜCKBLICK private wealth Fortschritt. How to earn it! Rückblick Für uns ist das ein guter nächster Schritt, eine Ehre und eine Bestätigung für den Wert unserer Technologie, kommentiert Harpreet Singh, Gründer und Chief Scientific Officer der Tübinger Biotechfirma Immatics, den Abschluss einer weitläufigen Kooperation mit dem Pharmakonzern Roche. Vor drei Jahren hatte private wealth in der Titelgeschichte Harpreet Sing porträtiert. Seinen Traum vorgestellt, Impfstoffe gegen Krebs zu entwick eln. Und den harten Weg beschrieben, den er gehen musste, um Investoren zu finden. Nun ist Singh seinem Traum ein großes Stück näher gekommen. Schließlich ist Roche Weltmarktführer im Bereich Onkologie und dafür bekannt, bei der Partnerwahl sehr selektiv vorzugehen. Wenn Roche an die Möglichkeiten dieser Technologie glaubt, ist das für Immatics eine Art Ritterschlag. Und erweitert die Optionen der Tübinger enorm. Roche besitzt zum Beispiel viele Stoffe, die Immunblockaden lösen und dafür sorgen, dass das menschliche Immunsystem den Krebs bekämpfen kann, falls es eine Immunantwort auf die Erkrankung gibt, erklärt Singh: Unsere Impfstoffe erzeugen diese Immunantwort. Gemeinsam ergeben sich so ganz andere Möglichkeiten für neue Anwendungen. Das Thema therapeutische Krebsimpfstoffe dürfte nun stärker vorangebracht werden, als es Immatics allein gekonnt hätte, sagt Rainer Strohmenger, der beim VC Wellington Partners den Biotech-Bereich betreut. Strohmenger gilt in der Finanz szene als Entdecker von Immatics und hält in den Wellington- Fonds knapp zehn Prozent der Firma. Für Immatics und seine Investoren wird sich die Kooperation auch finanziell lohnen: Wir erhalten 17 Millionen Dollar für unsere Unterschrift. Roche bezahlt darüber hinaus unsere Forschungsprogramme in drei Krebsindikationen. Bei Erfolgen bekommen wir Meilensteinzahlungen, die im positiven Extremfall über einer Milliarde Euro liegen können. Und dann noch prozentuale Anteile an den Verkäufen, die Roche mit etwaigen Mitteln erzielt, zählt Singh auf. Wow. Bisher haben Anleger bis zu 142 Millionen Euro für die Biotech-Firma bereitgestellt. Nun scheint Immatics durchfinanziert und in der Lage, auch die eigenen Produkte zur Zulassung zu bringen. Das Flaggschiff mit dem unspektakulären Namen IMA901 befindet sich in Phase drei der klinischen Tests der letzten Hürde. Finale Daten werden im ersten Halbjahr 2015 vorliegen. Sind diese überzeugend, haben wir 2016 die Zulassung, erläutert Singh. Es ist viel passiert... Die Markensammler. Vor drei Monaten stellte private wealth das Ehepaar Claudia und Siegmund Rudigier vor. Die beiden wollen ein kleines Modeimperium aufbauen und dazu fünf bis zehn Lifestyle- und Modemarken unter einem Dach vereinen. Fünf Unternehmen hatten sie zu diesem Zeitpunkt schon gekauft. Nun wird ein sechstes hinzukommen. Das Modelabel 120 pw 04.13

121 private wealth RÜCKBLICK Fotos: Stefan Nimmesgern // Rüdiger Trebels // PHINEO gemeinnützige AG // Callway-Verlag St. Emile soll die Traditionsmarke Rena Lange stärken. Gleichzeitig möchte Rudigier die Kollektion um Accessoires erweitern und mit einem Partner den Markteintritt in China suchen. Zur Finanzierung dieser Schritte begibt Rena Lange eine Unternehmensanleihe im Volumen von zehn Millionen Euro (Laufzeit vier Jahre, Kupon: acht Prozent). Bei Marion Scherzinger, Head of Capital Structure Research bei der IKB, ist Sigmund Rudigier damit gut angekommen: Das Konzept ist schlüssig. Dass die Mittel allein der Wachstumsfinanzierung dienen, überzeugt mich. How to invest it Stärkerer Impact. Als sich private wealth vor einem Jahr (04/2012) des Themas Impact Investing annahm, war das in Deutschland eine weitgehend unbekannte Idee. Nun wird der Gedanke immer populärer, sich an einer Firma zu beteiligen, deren Aktivität positive Wirkung auf Umwelt und Gesellschaft hat und zugleich eine konkurrenzfähige Rendite bringt. Um Spender, Stifter und Investoren zu verzahnen, hat zum Beispiel Ashoka die Finanzierungsagentur für Social Entrepreneurship gegründet. Die Idee: FASE hilft Sozialunternehmern, finanzierungsreif zu werden, und schafft so Anlagemöglichkeiten für Impact-Inves - toren. Mehr Informationen finden Sie un ter How to live it Autos und mehr. Casa Car hieß die Geschichte, in der Andreas K. Vetters Visionen von Traumautos in Traumhäusern beschrieben wurden (03/2012). Nun hat Vetter ein zweites Buch vorgelegt: Haus & Auto erschienen wieder im Callwey- Verlag und wie der erste Teil atemberaubend schön und inspirierend. Und falls Sie Ihren Liebling nach der Winterpause durchpusten möchten das Re - sort Bilster Berg (03/2010) wurde eben zur Rennstrecke des Jahres gewählt. Private wealth gegen rechts. Während dem NSU-Prozess die Schlagzeilen gehören, kämpfen zahlreiche Ini - tiativen gegen Rechts um ihr Fortbestehen. Gemeinsam mit der Amadeu Antonio Stiftung hat das Berliner Analyseund Beratungshaus Phineo (01/2010) das zivilgesellschaftliche Engagement gegen Rechts untersucht. Das Ergebnis: 17 Projekte wurden für ihre herausragende Arbeit mit dem Wirkt-Siegel ausgezeichnet. Trotzdem sind viele dieser Organisationen wie beispielsweise der RAA Sachsen e. V. chronisch unterfinanziert. Obwohl die Arbeit der Opferberatungen so unglaublich wichtig ist, um denen zu helfen, die akut unter Rechtsextremismus leiden, erläutert Phineo-Mitarbeiterin Franziska Silbermann. Phineo ist beeindruckt von den Initiativen und empfiehlt Spendern alle 17 Wirkt-Siegel-Projekte. Jetzt sind Sie am Zug. Informationen zum Förderbereich Engagements gegen Rechts mit Porträts der 17 Best-Practice-Projekten finden Sie im Themenreport Vielfalt wirkt! unter folgender Web-Adresse: pw 121

122 Wachsen. Professor Norbert Wieselhuber, Gründer und Managing Partner der Unternehmensberatung Dr. Wieselhuber und Partner, nimmt Wachstumsschwellen unter die Lupe. Denn sie zu überwinden schafft neue Chancen. Wir leben in einer Zeit niedrigen Wachstums. Waren früher reale Raten zwischen zwei und drei Prozent normal, so muss Europa jetzt schon froh über eine Eins vor dem Komma sein. Für Unternehmer ist das eine echte Herausforderung. Denn lediglich Wachstumsunternehmen überleben im Wettbewerb. Bei Stagnation heißt Wachstum Verdrängung im Markt durch Konzentrationsprozesse oder im Unternehmen durch Kosten- und Strukturanpassungen. Wachstum ist grundsätzlich Ziel und Ergebnis eines dynamischen Unternehmens. Wo, wie und mit welchem Tempo eine Firma wachsen soll, sind zentrale Aufgabenstellungen der Unternehmensführung. Doch was, wenn das Wachstum an (s)eine Schwelle stößt? Prinzipiell ist das Erreichen von Wachstumsschwellen etwas ganz Normales in einem Unternehmerleben. Jede Entwick - lung ist durch Wachstumsschübe, -pausen und -einbrüche gekennzeichnet. Diese können vielfältige Gründe haben: Die Märkte können sich verändern, nicht mehr linear, sondern diskontinuierlich verlaufen. Neue, branchenfremde Wettbewerber können in den Markt drängen. Aus nationalen, häufig regulierten Märkten können globale, freie Märkte werden. Aus uninformierten Nachfragern informierte Kunden. Manchmal generiert auch Wachstum selbst eine Wachstums - schwelle. Weil mehr Umsatz neue Anforderungen an Führung, Ressourcenausstattung oder Organisation stellt. Die Folge: Kein Unternehmen kann heute allein aufgrund seiner Größe, seines Standorts, seiner Kapitalverhältnisse, seines Know-hows sicher sein, langfristig erfolgreich zu wirtschaften. Was in der Vergangenheit förderlich war, muss es in der Zukunft nicht mehr sein. Die nächste Wachstumsschwelle könnte immer die erste sein, die nicht mehr überwunden werden kann. Wird diese Wachstumsschwelle zu spät oder nicht richtig erkannt, ergeben sich unkalkulierbare Risiken, die bis zur Insolvenz führen können. Wachstumsschwellen sind somit auch Vorboten möglicher Wachstumskrisen. Im Erkennen derselben und in der richtigen Reaktion liegen die Aufgaben der Unternehmensführung. Einzel-Therapien zur Überwindung von Wachstumsschwellen greifen dabei häufig nur kurzfristig. Mittel- und langfristig muss an die Bewältigung der Wachstumsschwelle aus einer Gesamtsicht des Unternehmens herangegangen werden. Beispielsweise durch die Entwicklung eines unternehmensweiten Früherkennungssys - tems, das den Entscheidungsträgern Informationen an die Hand gibt, damit die Wachstumsschwellen jeglichen Überraschungscharakter verlieren. Wird eine Wachstumsschwelle als ein Phänomen in der Unternehmensentwicklung verstanden, in der ein bisheriger Wachstumsverlauf unterbrochen wird und strukturelle Anpassungen notwendig werden, um das Unternehmen wieder auf den Wachstumspfad zu führen, dann liegt in diesem Prozess eine echte Chance. Die Möglichkeit, eine neue Dimension zu erschließen, die sich nach ihrer Überwindung für das Unternehmen eröffnet. Jede Wachstumsschwelle wird so zu einer potenziellen Wachstumsquelle: neue Märkte, eine veränderte Risikostruktur, die Nutzung moderner und leistungsfähigerer Technologien. Entscheidend ist, dass Mitarbeiter und Führungskräfte keine Angst vor diesen künftigen Herausforderungen und Veränderungen haben. Jede Wachstumsstrategie ist allerdings nur so gut wie ihre Umsetzung. Das Erkennen von Wachstumsschwellen und die Reaktion darauf können nur der erste Schritt sein. Konsequenz und Nachhaltigkeit in der Umsetzung sind die nächs - ten kritischen Erfolgsfaktoren. Wachstum ist schließlich immer noch Mittel zum Zweck. Es geht vor allem darum, ein überlebens- und zukunftsfähiges Unternehmen strategisch zu konzipieren und es operativ auf dem definierten Wachstumspfad umzusetzen. Wie das genau geht, hat der Wissenschaftler Peter Drucker schon vor Jahren formuliert: Was alle Erfolgreichen miteinander verbindet, ist die Fähigkeit, den Graben zwischen Entschluss und Ausführung äußerst schmal zu halten. Foto: www-747studios.de 122 pw 04.13

123 The Spirit of Nature. Eine Reise ist das Gefühl des Ankommens in uns selbst.

124 Breguet, créateur. Marine Tourbillon mit Chronograph 1815 wird Breguet von Ludwig XVIII. von Frankreich zum Uhrmacher der königlichen Marine ernannt. Dieser prestigereiche Titel, Synonym außergewöhnlicher wissenschaftlicher Fähigkeiten, lebt heute in der Kollektion Marine und im Chronographen Grande Complication 5837 mit seinem Tourbillon-Käfig aus Titan sowie Spiralfeder, Hemmungsrad und Anker aus Silizium weiter. Wir schreiben die Geschichte fort WEITERE INFORMATIONEN ERHALTEN SIE BEI BREGUET IN DEUTSCHLAND

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