Anwesenheit von Angehörigen bei der Reanimation. Stefan Köberich, Universitäts-Herzzentrum Freiburg Bad Krozingen
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- Reinhold Jaeger
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1 Anwesenheit von Angehörigen bei der Reanimation Stefan Köberich, Universitäts-Herzzentrum Freiburg Bad Krozingen
2 Übersicht Relevanz des Themas Einstellung & Erleben Fachpersonal Anwesenheit bei CPR aus Sicht der Angehörigen Organisation Problemfelder & Befürchtungen 2 Stefan Köberich
3 Anwesenheit bei CPR aus Sicht des Fachpersonals
4 Relevanz des Themas International: bis zu 70% der Ärzte/Pflegekräften haben CPR in Anwesenheit von Angehörigen durchgeführt Situation in Deutschland: Erfahrungen mit Angehörigenanwesenheit: 36,2% Traumatologen bis zu 44% der deutschen Intensivpflegekräfte Der ERC befürwortet, dass Angehörige die Möglichkeit angeboten wird, während eines Wiederbelebungsversuchs anwesend zu sein, wobei man über kulturelle und soziale Besonderheiten Bescheid wissen und mit diesen sensibel umgehen sollte (CPR-Leitlinie 2015). Kirchhoff et al. (2007) Resuscitation, 75, ; Köberich (2007) intensiv, 15, ; Köberich et al. (2010) Nurs Crit Care, 15, ; Fulbrook et al. (2007) Int J Nurs Stud, 44, ; Fulbrook et al. (2005) Int J Nurs Stud, 42, ; Badir & Sepit (2007) Int J Nurs Stud, 44, Stefan Köberich
5 Einstellung des Fachpersonals Kultur- und länderabhängig Innerhalb Europa Nord-Süd- Gefälle Unterschied Westen, Osten/Asien 5 Stefan Köberich
6 Einstellung des Fachpersonals Ablehnende Haltung: Zu belastend für Angehörige Angehörige stören Verstehen Maßnahmen nicht/interpretieren diese falsch -> Angst vor rechtlichen Konsequenzen Kein Platz Anwesenheit beeinflusst Entscheidung über Fortführung/Abbruch der CPR Anwesenheit erhöht Stress für Personal 6 Stefan Köberich
7 Beispiele negative Erfahrungen Alle CPR s mit Anwesenheit der Verwandten endeten im Chaos: von Ohnmacht bis Erbrechen, von böser Beschimpfung bis zu massivem Störung des Reanimationsteams. [Nr. 78] Wir wurden in unserem Reateam bereits zweimal von Angehörigen tätlich angegriffen. In beiden Fällen waren Angehörige unerwartet dazugekommen. [Nr. 68] Köberich et al. (2010) Nurs Crit Care, 15, Stefan Köberich
8 Einstellung des Fachpersonals Zustimmung Wunsch der Angehörigen respektieren Angehörige als Übersetzer Miteinbezug in Entscheidung Verändert Kommunikation im Team positiv 8 Stefan Köberich
9 Beispiele positive Erfahrungen CPR bei einem geistig körperlich erkrankten Kind es tat gut, dass die Mutter anwesend war und entschieden hat CPR zu beenden [Nr. 163] Reanimation eines 1jährigen Kindes. Eltern waren dabei. Nach 1 Stunde haben die Eltern des Kindes verlangt, dass die Reanimation abgebrochen wird gute Erfahrung. [Nr. 139] Köberich et al. (2010) Nurs Crit Care, 15, Stefan Köberich
10 Effekt auf Fachpersonal Angehörige anwesend (n=342) Angehörige NICHT anwesend (n=228) Notfallärzte 8,5 (0-20) 10 (0-20) 0,38 Pflegekräfte 5 (0-15) 5 (0-15) 0,74 Fahrer 0 (0-15) 0 (0-10) 0,71 Stressscore: VAS (Median; Interquartilrange) p Jabre et al. (2013) NEJM, 368, Stefan Köberich
11 Anwesenheit bei CPR aus Sicht der Angehörigen
12 Nutzen der Anwesenheit Nutzen für die Angehörige Können sehen, dass alles getan Können den Verlust besser verkraften Können sich verabschieden Vermindert Gefühl der Hilflosigkeit Zusammengehörigkeitsgefühl wird gesteigert Können den Ernst der Lage besser verstehen Belanger & Reed (1997) J Emerg Nurs, 23, ; Brown (2003) An Bord Atranais News,7; Doyle (1987) Ann Emerg Med 6, ; Meyers, et al. (2000) Am J Nurs, 2, 32-42; Robinson et al. (1998) Lancet, 352, ; Pasquale et al. (2010) J Trauma, 96, : De Stefano et al. (2016) PLOS, 11, Stefan Köberich
13 Nutzen der Anwesenheit Anwesenheit von Angehörigen scheint die Bedürfnisse Angehöriger kritisch Kranker zu befriedigen Vertrauen Nähe Information und Kommunikation Unterstützung Comfort Redley et al.(2001) J Adv Nurs, 43, Stefan Köberich
14 Auswirkungen der Anwesenheit HADA/HADD = Hospital anxiety and depression scale BAI = Beck anxiety inventory BDI = Beck depression inventory IESI/IESA = Impact of event scale TRIG = Texas inventory of grief Robinson et al. (1998) The Lancet, 352, Stefan Köberich
15 Auswirkungen der Anwesenheit Erhebung innerhalb 48 Std. nach Trauma n (present): 20 n (not present): 18 STAI: Spielberger State-Trait Anxiety Inventory (Angst) R-CCFNI: Revised-Critical Care Family Needs Inventory (Needs met) FMWB: Family Well-being Index Pasquale et al. (2010) J Trauma, 69, Stefan Köberich
16 Auswirkungen der Anwesenheit Angehörige anwesend (n=289) Angehörige NICHT anwesend (n=186) IES-Score (Median;IQR) 21 (11-32) 26 (15-36) 0,007 Zeichen PTSD vorhanden 78 (27%) 76 (41%) 0,01 HADS (Median;IQR) 9 (5-16) 12 (7-19) 0,02 Symptome Angst 46/287 (16%) 43/182 (24%) <0,001 Symptome Depression 42/287 (15%) 47/182 (26%) 0,009 Psychologe nach CPR aufgesucht IES (Impact of Event)-Scale: 0-75 HADS (Hospital Anxiety and Depression Scale): (9%) 13 (7%) 0,23 p Jabre et al. (2013) NEJM, 368, Stefan Köberich
17 Auswirkungen der Anwesenheit Auswirkungen erlebter CPR außerhalb Klinik (nach 1 Monat) Angehörige anwesend (n=34) Angehörige NICHT anwesend (n=37) PTSD 14,5 7,6 0,033 PTSD (Post-traumatic stress disorder) symptom score: je höher der Wert, desto stärker posttraumatisches Stresssymptome (0-51) p Weitere, wenige Hinweise auf Trauma vorhanden Compton et al. (2009) Acad Emerg Med, 16, Stefan Köberich
18 Organisation
19 Organisation Es kann keine allgemeine Aussage zu einer guten Organisation gemacht werden Das Konzept muss immer vor dem Hintergrund der institutionellen Gegebenheiten eingeführt werden Personelle Situation/Einstellung der Beteiligten Räumliche Situation 19 Stefan Köberich
20 Organisation Voraussetzungen sind: Ausreichend Personal vorhanden, damit eine Person für die Betreuung der Angehörigen abgestellt werden kann Die abgestellte Person sollte Kenntnisse/Fertigkeiten im Umgang mit schwierigen Situationen und im Ablauf der CPR haben Die Mitarbeiter des Reanimationsteam sind geschult/informiert und kennen die Erkenntnisse zur Angehörigenanwesenheit bei CPR aus der (inter)nationalen Literatur-> erhöht die Akzeptanz Mortelmans et al. (2009) Eur J Emerg Med, 16, 87-91; Bassler (1999) J Nurses Staff Dev, 15, ; Feagan & Fisher (2011) J Emerg Nurs, 37, ; James et al. (2011) Intensive Crit Care Nurs, 27, Stefan Köberich
21 Problemfelder & Befürchtungen
22 Problemfelder & Befürchtungen Rechtliche Auseinandersetzungen Schweigepflicht Einigkeit im Team Welcher Angehöriger ist geeignet, welcher nicht? Personalsituation 22 Stefan Köberich
23 Vielen Dank! 23 Stefan Köberich
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