Nationale Fachtagung des Verbundes «Support for Torture Victims», , Bern
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- Felix Günther
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1 Nationale Fachtagung des Verbundes «Support for Torture Victims», , Bern Versorgungsplanung, Spardruck und Tarifsituation in der Schweiz: Rahmenbedingungen der psychotherapeutischen Versorgung von traumatisierten Migrantinnen und Migranten Thomas Maier
2 Was/wer sind traumatisierte Migrantinnen und Migranten? Prävalenz von psychischen Krankheiten bei Flüchtlingen: % posttraumatische Belastungsstörung (PTSD) % Depression Resultate einer Meta-Analyse mit mehr als Flüchtlingen in 40 Ländern, Steel et al. (2009) JAMA HR Wicker schätzte 1993 den Anteil traumatisierter unter den Flüchtlingen auf rund 1/4.
3 Was/wer sind traumatisierte Migrantinnen und Migranten? In der Schweiz leben ca anerkannte Flüchtlinge Aslysuchende - eine unbekannte Anzahl weiterer potenziell traumatisierter Migranten (sans papiers; eingebürgerte ehemalige Flüchtlinge; Personen, die nicht als Flüchtlinge/über das Asylverfahren in die Schweiz gekommen sind) ca traumatisierte Migrantinnen und Migranten
4 Was brauchen traumatisierte Migrantinnen und Migranten? Sicherheit Perspektive Selbsthilfe, Resilienz soziale Unterstützung Information evtl. Therapie 4
5 Was sind die Folgen einer Traumatisierung? Angst, Anspannung, Reizbarkeit, Konzentrationsstörungen, Schlafstörungen. Niedergeschlagenheit, Hoffnungslosigkeit, Negativismus, sozialer Rückzug, Antrieblosigkeit, emotionale Schwankungen. Schmerzen und andere körperliche Beschwerden. Suchtmittelkonsum, Impulsivität, Gewalt. Schüchternheit, Scham, Schuldgefühle. Verbitterung, Wut, Pessimismus. 5
6 Therapie? Zugangshürden zur Psychotherapie: auf Seiten der Patienten: - fehlende Information, fehlendes Wissen - Vorurteile, Angst, Stigma - anderes Krankheitsmodell - setzen Priorität auf anderes - fühlen sich nicht sicher - fehlendes Vertrauen 6
7 Therapie? Zugangshürden zur Psychotherapie: organisatorisch : - sprachliche Verständigung nicht möglich - kein Therapeut in der Nähe, kein Transportmittel - keine Zeit 7
8 Therapie? Zugangshürden zur Psychotherapie: auf Seiten des Versorgungssystems: - keine Kostendeckung, kein Geld - wird nicht diagnostiziert, nicht informiert, nicht überwiesen - keine qualifizierten Therapeuten verfügbar, keine Kapazitäten 8
9 Versorgungsplanung, Spardruck, Tarifsituation Es gibt für die ambulante psychiatrischpsychotherapeutische Versorgung keine staatliche Planung. freier Markt Psychiatrisch-psychotherapeutische Dienstleistungen sind generell schlecht finanziert: stationäre Behandlungen rentieren knapp, ambulante kaum und tagesklinische Behandlungen sind stark defizitär. 9
10 Zahlen: 60 Psychiaterin = 215 Taxpunkte. 60 Psychologe = 147 Taxpunkte. 60 Sozialarbeiterin/Pflegefachfrau = 107 Taxpunkte. 1 Taxpunkt = CHF (Ø = 0.88 CHF) Kosten pro 60 Arzt/Psychologin in sozialpsychiatrischen Ambulatorien liegen deutlich über 200 CHF. 10
11 Dolmetscher: Dolmetscherkosten sind keine KVG-pflichtige Leistung = werden von der Krankenkasse nicht bezahlt. Ein professioneller, ausgebildeter Dolmetscher kostet CHF /60. Ad hoc-dolmetscher, Angehörige oder Freunde als Dolmetscher sind keine Alternative. 11
12 Ergebnis: Ambulante Psychotherapien von traumatisierten Migrantinnen und Migranten, sozialpsychiatrische Behandlungen sind derzeit mit etwa CHF/h unterfinanziert. Es gibt keine Anreize für private oder öffentliche Versorgungseinrichtungen, zusätzliche ambulante Behandlungskapazitäten für traumatisierte Migranten aufzubauen. Es gibt zu wenig Therapeutinnen und Therapeuten mit Erfahrungen und Kenntnissen zur Behandlung traumatisierter Migranten. 12
13 Anderseits: Viele Kantone subventionieren die ambulanten psychiatrischen Leistungen der öffentlichen Versorgungseinrichtungen. Viele traumatisierte Migranten werden in öffentlichen Versorgungsstrukturen behandelt. Es gibt private/halbprivate spezialisierte Versorgungseinrichtungen ( Support for Torture Victims). Das KVG erlaubt vergleichsweise ausgiebige psychotherapeutische Behandlungen. 13
14 Support for Torture Victims 14
15 Fazit und Schlussfolgerungen Es könnte viel mehr getan werden im Bereich der psychosozialen Integration (Sprachkurse, Arbeit, Bildung, kulturelle Integration, Partizipation). Dolmetscherkosten sollten als KVG-Leistung anerkannt werden. In der Ausbildung von Ärztinnen, Psychologinnen, Sozialarbeiterinnen, Pflegefachpersonen sollten Themen wie Trauma und Migration stärker berücksichtigt werden. 15
16 Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit. 16
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