3. Gesundheitsmarketing und Gesundheitskommunikation

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1 3. Gesundheitsmarketing und Gesundheitskommunikation Dr. Lars Kutschke Leiter Gesundheit & Diversity TUI AG FIT WITH TUI Zusammenfassung Im Rahmen des internen Marketings für die Betriebliche Gesundheitsfürsorge ist es notwendig, einen markanten Begriff für das Angebot zur Verhaltensprävention zu prägen. Dieser Begriff darf jedoch nicht starr sein, sondern sollte Raum für ständige Erweiterungen und Verbesserungen, gerade auch aus der Belegschaft heraus, lassen. Mit dem Titel FIT WITH TUI ist zum einen ein Wiedererkennungswert geschaffen, zum anderen bleibt das Konzept auch bei einer Vielzahl von Angeboten sichtbar und die Verhaltensprävention lässt sich gut und laienverständlich von unserer Verhältnisprävention abgrenzen, die mit den Bereichen Arbeitssicherheit, Psychisches Wohlbefinden und Unternehmenskultur zumeist eine andere Herangehensweise hinsichtlich Umsetzung und Kommunikation erfordert. TUI AG Die heutige TUI AG, Europas führender Touristikkonzern, ist hervorgegangen aus der ehemaligen Preussag AG, einem Industriekonglomerat mit historischen Wurzeln in der Preußischen Bergbauund Hüttenindustrie. Mittlerweile arbeiten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter rund um den Globus täglich daran, unvergessliche Urlaubserlebnisse für mehr als 30 Millionen Kunden im Jahr zu schaffen. In Deutschland hat TUI circa Beschäftigte. FIT WITH TUI Konzept und Marketing der Betrieblichen Gesundheitsfürsorge Ein erfolgreiches Gesundheitsmanagement lebt u.a. durch die Ideen der Belegschaft. Ständig werden neue Anregungen beziehungsweise Verbesserungsvorschläge eingereicht und nach Prüfung durch die zuständigen Gesundheitszirkel ggf. umgesetzt beziehungsweise modifiziert. Um bei dieser Lebendigkeit die Übersichtlichkeit und das Gesamtkonzept bei den einzelnen Maßnahmen klar strukturiert und sichtbar zu gestalten, ist es im internen Marketing und in der Kommunikation sinnvoll, die gesamten Maßnahmen einem eingängigen Programmnamen zuzuordnen.

2 Vor diesem Hintergrund wurde bei der TUI AG das Gesundheitsfürsorgeprogramm FIT WITH TUI ins Leben gerufen. Dieses deckt die Angebote zur Verhaltensprävention ab und gibt gleichzeitig positive Impulse für die Verhältnisse. Denn das Wahrnehmen von Gesundheitsrisiken im beruflichen Alltag (z.b. psychische Erkrankungen) und das Reagieren darauf ist dann ebenfalls Bestandteil der Verhältnisprävention, da die Bereiche Psychisches Wohlbefinden (Thematisierung, um das Stigma zu mindern) und Unternehmenskultur (Offenheit, Vertrauen) einen positiven Einfluss erfahren. Der Programmname FIT WITH TUI steht synonym für eine Vielzahl von Themengebieten in der Betrieblichen Gesundheitsfürsorge, wobei jeder einzelne Buchstabe ein Gebiet umfasst. Kapitel II Gesundheitsmanagement in der Praxis TUI AG GESUNDHEIT VERHALTENSPRÄVENTION Feedback Information Talks Wellness Integration Training Health Activities TUI Zielgruppen VERHALTENSPRÄVENTION VERHÄLTNISPRÄVENTION Unternehmenskultur Psychisches Wohlbefinden Arbeitssicherheit VERHÄLTNISPRÄVENTION Grundlagen Wissenschaftliche Erkenntnisse Gesetze Betriebsvereinbarungen Abbildung 1: FIT WITH TUI Konzept

3 3. Gesundheitsmarketing und Gesundheitskommunikation F für feedback Ideen und Verbesserungsvorschläge im engeren Sinne, zu Fragen der Gesundheit, im weiteren Sinne, allgemein zu Betriebsabläufen oder Produktideen sind erwünscht. Entsprechend gibt es standardisierte Prozesse für alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter (MA) diese Ideen einzureichen. Darüber hinaus können die im Gesundheitsmanagement aktiven Akteure jederzeit auch persönlich kontaktiert werden, da sie in den Konzernmedien (Intranet, MA-Zeitung) benannt sind. Gleichermaßen wichtig ist das Feedback der MA zu eingeleiteten Gesundheitsmaßnahmen. Dieses Feedback kann quantitativ erfolgen (z.b. Beteiligungsquote, Fragebogen mit Punktevergabe). Sinnvoll ist zusätzlich ein qualitatives Feedback durch persönliche Rückmeldungen von MA per und/ oder im direkten Kontakt. I für information In einem Konzern gibt es viele Neuigkeiten zur Geschäftspolitik, zum Geschäftsverlauf, zu den Produkten, zu Abteilungen, von MA und über MA beziehungsweise aus dem gesellschaftlichen und regionalen Umfeld. Von daher ist es notwendig in gewissen Zeitabständen immer wieder neu Gesundheitsthemen prominent zu platzieren und diese gesammelten Informationen sowie die entsprechenden Angebote an einem fest zugeordneten Platz wiederauffindbar zu machen (z.b. Rubrik Gesundheit im Intranet). Letztendlich ist die Information über ein Angebot der erste Schritt zur erfolgreichen Nutzung dieser Gesundheitsmaßnahme. T für talks Verschiedenste vertrauliche Gespräche finden in unserem Haus zum Themenkomplex Gesundheit zwischen MA und Experten statt. Dazu kommen die Experten regelmäßig zu festen Terminen ins Haus und können von den MA aufgesucht werden. Im Einzelnen sind dies die Fachkraft für Arbeitssicherheit, der Betriebsarzt, ein Chiropraktor (Studium der Chiropraktik in den USA), ein Rückentrainer, eine Ernährungsberaterin, eine Psychologin sowie das Kompetenzteam MitarbeiterInnen für MitarbeiterInnen (MfM). Die beiden letztgenannten Angebote wurden intensiv beworben, um allen MA und Führungskräften bekannt zu machen, wo sie innerhalb des Unternehmens Unterstützung zu psychischen Fragestellungen erhalten können. Auch psychische Erkrankungen wurden thematisiert, wie z.b. dass das Hirn ein Organ ist wie das Herz oder der Magen und entsprechend ebenso erkranken kann (ein ausführlicher Artikel dazu wurde in der MA-Zeitung veröffentlicht). Das Kompetenzteam MfM setzt sich aus geschulten MA zusammen, die Gespräche mit anderen MA führen, die sich gerade in einer Konfliktsituation befinden. Je nach Schwere des Konflikts kann das Kompetenzteam direkt unterstützen, um wieder Struktur in das eigene Lösungsverhalten zu bringen, oder aber das Kompetenzteam verweist an kooperierende Psychologen beziehungsweise Kliniken. Zunehmend führen Mitglieder des Kompetenzteams gemeinsam mit der Psychologin MA-Gespräche und durchlaufen so gleichzeitig einen steten Weiterbildungsprozess.

4 W für well-beeing Diverse Wohlfühlangebote werden angeboten: von Massagen am Arbeitsplatz, Wasserspendern, Obstlieferungen über bio-zertifizierte Speisen in den Betriebsrestaurants, Cafeteriabereiche für Zwischenpausen/ -gespräche sowie umfangreiche Entspannungsangebote (Entspannung durch Achtsamkeit, Entspannung für Eltern und Kind, Yoga, Qi Gong, Zumba). I für integration Gesundheit ist ein kostbares Gut und nicht für jeden jederzeit vorhanden. Um darauf hinzuweisen und gleichzeitig für die Belange und die Teilhabe von Menschen mit Behinderung zu sensibilisieren, werden jährlich Aktionen als TUI Initiative durchgeführt. Beispielhaft seien das Bewerbungstraining und der Seitenwechseltag angeführt. Zum Bewerbungstraining kommen einmal im Jahr junge Berufsschüler/innen mit Behinderung zu uns ins Haus. Sie stehen kurz vor dem Abschluss ihrer kaufmännischen Ausbildung. Allerdings konnte ihr dualer Ausbildungsweg nur dadurch eingehalten werden, dass die Berufsschule eine virtuelle Firma gegründet hat, um so den Berufsschülern Praxis zu vermitteln. Entsprechend aufgeregt und dankbar sind diese Schüler, wenn jeweils zwei Personalverantwortliche aus unserem Haus als Praxistest ein Simulations-Bewerbungsgespräch unter Echtbedingungen mit den Aspiranten durchführen. Beim Seitenwechseltag erhalten MA und Führungskräfte Gelegenheit für einen Tag den Arbeitsablauf in einer sozialen Einrichtung zu erleben. Dabei kann es sich z.b. um eine Behindertenwerkstatt, eine Schule für Sehgeschädigte, eine Kinderklinik oder eine anonyme medizinische Sprechstunde für Menschen ohne Aufenthaltsgenehmigung handeln. Kapitel II Gesundheitsmanagement in der Praxis TUI AG T für training Mit 20 Betriebssportgruppen (u.a. Ausgleichsgymnastik, Badminton, Bowling, Drachenboot, Fußball, Laufen, Nordic Walken, Radsport) wird den MA ein umfassendes Sportangebot bereitgestellt. Dabei organisieren die MA alle Betriebssportgruppen eigenverantwortlich und ehrenamtlich. Das Unternehmen unterstützt diese finanziell sowie organisatorisch. Des Weiteren wird für den Besuch von Rückenprogrammen geworben (Rückenschule im Haus, Rückentrainingsgeräte außer Haus) und die Dienstfahrräder am Hauptsitz laden die MA dazu ein, mit dem Fahrrad zu Außer-Haus- Terminen in Hannover zu fahren. H für health activities Klassische Gesundheitsaktionen werden unter dieser Rubrik zusammengefasst. Zu nennen sind die Grippeschutzimpfung, Check-up-Untersuchungen beim Betriebsarzt, Tag der Sinne (Augen- und Hörtests), Krebsvorsorgemaßnahmen (Hautkrebsscreening, Darmkrebsvorsorge, Brustkrebsvorsorge), Workshops zu Themen wie Ernährung, Psychische Gesundheit sowie Eltern und Kind.

5 3. Gesundheitsmarketing und Gesundheitskommunikation Zielgruppen Der Name TUI steht in dem Kontext FIT WITH TUI gleichbedeutend für alle MA, aber auch für die spezifischen Zielgruppen. Mit einem hohen Frauenanteil an der Gesamtbelegschaft sowie vielen jungen MA bieten wir insbesondere von Kolleginnen genutzte Ernährungs- und Beratungsangebote sowie das speziell für Frauen konzipierte Brustkrebs-Selbsterkennungsseminar Tastsinn an. Alle Auszubildenden werden im ersten Ausbildungsjahr zum Thema Gesundheit geschult: In diesem zweitägigen Seminar erfahren die Auszubildenden etwas über Betriebsmedizin, Arbeitssicherheit, Rückenbeschwerden, Psychisches Wohlbefinden und zur gesunden Ernährung. Darüber hinaus besuchen sie einen Erste-Hilfe-Grundkurs. Des Weiteren haben wir Zielgruppen ermittelt, die einen besonderen Bedarf an Gesundheitsleistungen haben. Hierbei sind die MA mit familiärer Doppelbelastung ebenso wie MA mit gesundheitlichen Einschränkungen zu nennen. Es gibt ein umfangreiches Angebotspaket zur Unterstützung bei der Vereinbarkeit von Familie und Beruf, u.a. zur Betreuung pflegebedürftiger Familienangehöriger, zur Elternzeit, Rückkehr von derselben sowie generell zu familienfreundlichen Arbeitszeit-Optionen und direkter und indirekter Unterstützung bei der Kinderbetreuung. MA mit gesundheitlichen Einschränkungen können je nach individuellem Befund und Befinden individuelle Pausenregelungen in Anspruch nehmen und erhalten bei Bedarf speziell angefertigtes Mobiliar bzw. anderes Equipment.

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