Gliederung. 1. Erläuterung und Ziele. 2. Feinfühliges elterliches Verhalten 3. Grundlagen. 4. Zielgruppen. 5. Schwierige Lebenssituation
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- Gitta Pfeiffer
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1 Wie können gelingende Interaktion in psychosozial belasteten Familien und in Familien mit entwicklungsbeeinträchtigten Kindern (0-3 Jahren) erkannt und unterstützt werden? Andreas Giersch
2 Gliederung 1. Erläuterung und Ziele 2. Feinfühliges elterliches Verhalten 3. Grundlagen 4. Zielgruppen 5. Schwierige Lebenssituation 6. Arbeitsweise 7. Vorgehen
3 Bedeutung von Familienbeziehungen für die Entwicklung besonders starken Einfluss auf die Entwicklungsphase des Kindesalters haben die Bezugspersonen des Kindes, die sein Erleben und Verhalten im täglichen Umgang prägen Kinder sind von der Stimulation und Versorgung durch ihre primären Bezugspersonen abhängig (Beardslee, Bemporad, Keller & Klerman, 1983) gelingende oder auch misslingende Passung zwischen dem Verhalten eines Erwachsenen und seinem Kind sind ausschlaggebend für eine normale oder abweichende Entwicklung sozialer und emotionaler Kompetenzen des Kindes (Sameroff, 1995) Andreas Giersch 3
4 1. Erläuterung und Ziele videogestütztes, lösungs- und ressourcenorientiertes Beratungskonzept Ziel: Förderung der elterlichen Feinfühligkeit in der frühen Kindheit. Aufbau Eltern-Kind-Beziehung sicheren emotionalen Bindung beim Kind Durch die EPB soll Entwicklungs-und Verhaltensproblemen insbesondere bei noch diskreten Warnzeichen in der Interaktion zwischen Eltern und Kind vorgebeugt werden
5 Für das Videointeraktionstraining ist ein Maßstab für gelungene Eltern-Kind-Interaktion unerlässlich. Feinfühligkeitsskala von Ainsworth Andreas Giersch 5
6 2. Feinfühliges elterliches Verhalten Kommunikationssignale und Mitteilungen des Kindes werden von den Eltern wahrgenommen Die Kommunikationssignale und Mitteilungen werden richtig interpretiert. (Weinen des Kindes als Hunger missverstanden, dabei ist es ein Kontakt- und Zuwendungssignal) Auf die Kommunikationssignale wird prompt, kontingent und angemessen reagiert Ainsworth / Bell / Stayton 1974
7 Feinfühliges elterliches Verhalten Feinfühligkeit kann nur gelingen, wenn man aus der Sicht des Kindes handelt (Grossmann, 2004, S. 30) Kind lernt durch feinfühlige Unterstützung die Bedeutung seiner [eigenen] Gefühle in bes9mmten Situa9on kennen, und was man tun kann, um die Umstände zu verbessern (Grossmann, 2004, S.31) ein Kind lernt über die externe Regula9on seiner Gefühle durch die Eltern mit der Zeit sich zunehmend selbst, also intern, zu regulieren Andreas Giersch 7
8 Elterliche Feinfühligkeit in Abhängigkeit von der kindlichen Entwicklung (nach Crittenden) Säuglingsalter Jedes Verhaltensmuster, das dem Säugling gefällt, sein Wohlbefinden und seine Aufmerksamkeit erhöht, und Belastetheit und Desinteresse verringert. Kleinkindalter Jedes Verhaltensmuster, das dem Kleinkind ermöglicht, aktiv zu erkunden, und zwar interessiert und spontan und ohne Hemmung oder übertrieben negativen Affekt Andreas Giersch 8
9 Skala elterlicher Feinfühligkeit (SeF) Andreas Giersch 9
10 Skala elterlicher Feinfühligkeit (SeF) Interpretationshinweise: Grün bis hellgrün: Aktuell kein Interventionsbedarf hinsichtlich der Eltern-Kind-Interaktion Gelb: Weitere Abklärung notwendig d.h. weiterführendes Elterngespräch, Elternberatung bei Bedarf Orange: Interventionsbedarf notwendig, d.h. weitere diagnostische Abklärung und weitere Hilfen für die Familie notwendig Rot: Rascher Interventionsbedarf angezeigt => zügige Einleitungvon Hilfen notwendig
11 Skala elterlicher Feinfühligkeit (SeF) Instrument zur Beobachtung der Eltern-Kind-Interaktion, das einem Screening von kritischen Eltern-Kind-Beziehungen dient. Von einer Diagnose abzugrenzen - mit der hier präsentierten Skala kann daher nicht beurteilt werden, ob eine Kindeswohlgefährdung vorliegt oder nicht. Hinweis auf die Qualität der Eltern-Kind-Beziehung, auf die Einleitung weiterer diagnostischer Schritte und/oder weiteren Interventionsbedarf
12 3. Grundlagen interdisziplinäre Säuglings-, Kleinkind- und Bindungsforschung neuesten entwicklungspsychologischen Erkenntnissen Erfahrungen bewährter Beratungskonzepte Beratung ist kurzfristig und niederschwellig durchführbar zeitlich begrenzt (ca. 3 Monate) als Baustein in unterschiedliche Praxisfelder integrierbar Andreas Giersch 12
13 4. Zielgruppen unsichere und belastete Eltern Eltern von Kindern mit Regulationsstörungen (Schreien, Schlafen, Füttern) Familien mit Säuglingen und Kleinkindern in besonderen Lebenssituationen (Frühgeborene, Säuglinge mit Behinderungen oder chronischen Erkrankungen oder von diesen bedroht, entwicklungsverzögerte Kinder, Kinder minderjähriger und jugendlicher oder psychisch kranker Eltern, allein erziehender Mütter oder Väter) Familien in besonderen Belastungssituationen Familien, mit denen die Jugendhilfe im Rahmen stationärer oder ambulanter Hilfen bereits Kontakt hat zu Diagnosezwecken bei möglicher Kindeswohlgefährdung i.s. des 8a SGBVIII Familien mit entwicklungspsychologischem Interesse.
14 5. Schwierige Lebenssituation Leben ist durch chronische Armut geprägt psychische Erkrankungen (z.b. Schizophrenie, Depressionen, Persönlichkeitsstörungen, Suchterkrankungen, Angst- und Zwangserkrankungen) vorliegen sehr frühzeitige Elternschaft Alleinerziehende Kind mit Behinderung Frühgeborene Kinder Das Vorliegen dieser Risikofaktoren kann von Geburt an zu einer Beeinträchtigung der seelischen Gesundheit und einer Gefährdung der Bindungs- und Beziehungsfähigkeiten des Kindes führen!
15 Bella Studie (Ravens - Sieberer 2006) und RKI Survey KIGGS (2006, 2007) bestätigen englische Befunde: doppeltes Risiko bei Alleinerziehenden aktuelle Familienkonflikte Konflikte in der Familie der Eltern Unzufriedenheit in der Partnerschaft Risiko für psychische Erkrankung steigt mit mehreren Belastungen: bei 3 Risiken: 30,7% bei 4 Risiken: 47,7% aller betroffenen Kinder
16 6. Arbeitsweise Wertschätzende Haltung gegenüber den Eltern (akute Belastungssituationen - Einschränkung von elterl. Kompetenzen und Feinfühligkeit und wenig emotionaler Kontakt) Andreas Giersch 16
17 Videoarbeit Perspektive des Kindes steht im Mittelpunkt Unterstützung der Eltern in der Beziehung zu Ihrem Kind Wissenserweiterung über allg. Entwicklung von Säuglingen und Kleinkindern Schulung der Beobachtung des Erkennens der Fähigkeiten und Stärken des Kindes Stärkung der Elternrolle und Respektierung der Wünsche Andreas Giersch 17
18 Die EPB bezieht die durch Gegenwart und Vergangenheit der Eltern determinierte Alltagsrealität mit ein (Gespenster der Vergangenheit) Eltern werden durch den gemeinsamen Blick auf ihr Kind gestärkt, die gegenwärtigen Belastungen schrittweise besser zu bewältigen und zu verändern Experten für ihr eigenes Leben und für ihr Kind Andreas Giersch 18
19 7. Vorgehen Erstgespräch (Auftragsklärung) lösungsorientiertes Anamnesegespräch kurze Videosequenz (alltägliche Interaktion im familiären Umfeld) Analyse durch die Beraterin Videofeedback einer gelungenen Interaktion gemeinsames Erarbeiten von Beobachtungs- und Handlungsaufgaben für den Alltag Gespräche über die Befindlichkeiten der Eltern und Alltagsstrukturierung weitere Beratungsgespräche, um Alltags-Transfer zu begleiten Wdhlg. von Videosequenzen bei Bedarf eventuell Rücksprache mit dem Jugendamt
20 Fazit Die Eltern, die die Entwicklungspsychologische Beratung erhielten, gingen zunehmend feinfühliger mit ihren Säuglingen um Andreas Giersch 20
21 Hoffnung ist eben nicht Optimismus. Es ist nicht die Überzeugung, dass etwas gut ausgeht, sondern die Gewissheit, dass etwas Sinn hat ohne Rücksicht darauf wie es ausgeht. (Vaslav Havel)
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