Zahlen Daten Fakten Junge Flüchtlinge in Nordrhein-Westfalen Herausforderungen für die Kinder- und Jugendhilfe
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1 Zahlen Daten Fakten Junge Flüchtlinge in Nordrhein-Westfalen Herausforderungen für die Kinder- und Jugendhilfe Input für die Fachtagung Ankommen, um zu bleiben?! in Münster (LWL-Landeshaus) Dr. Jens Pothmann, Technische Universität Dortmund (Arbeitsstelle Kinder- und Jugendhilfestatistik) Die Arbeitsstelle Kinder- und Jugendhilfestatistik ist ein vom BMFSFJ und dem MFKJKS NRW gefördertes Forschungsprojekt im Forschungsverbund DJI/TU Dortmund an der Technischen Universität Dortmund. Folie Nr. 1 Gliederung 1. Flüchtlingszahlen weltweit als Hintergrundfolie 2. Hinweise aus der Erstregistrierung Geflüchteter 3. Ableitungen aus ausgewählten Asylzahlen 4. Indikatoren aus KJH-Statistik und BVA-Daten zu unbegleiteten ausländischen Minderjährigen 5. Herausforderungen für die Kinder- und Jugendhilfe Folie Nr. 2 1
2 1. Flüchtlingszahlen weltweit als Hintergrundfolie Anzahl der Flüchtlinge weltweit (2005 bis 2016; Anzahl in Mio.) ,5 39,5 42, ,3 43,7 42,5 45,2 51,2 59,5 65,3 65, Flucht hat junges Gesicht, 51% < 18 J Quelle: UNHCR nach Bauer-Heiler/Wezel (2016); UNHCR (2016; 2017) 2
3 2. Hinweise aus der Erstregistrierung Geflüchteter (Easy-Verfahren und Asylgesuchsstatistik) Hinweise aus der Erstregistrierung (Easy-Verfahren) Bundesweit 2015: Registrierung von zunächst knapp 1,1 Mio. asylbegehrenden Personen im EASY-System; seit 2013 Verzehnfachung. Zwischenzeitig Korrektur des Ergebnisses auf aber: UMA werden hierüber nicht erfasst. Aktuell gehen die Zahlen zur Gesamtankunft (Flüchtlingszahlen) zurück (Bund): Januar bis Juni 2015 (also vor der Öffnung der Grenzen im Spätsommer): Januar bis Juni 2017: (Wechsel von Easy zur Asylgesuchsstatistik) Zum Vergleich: Januar bis Dezember 2016: Rückgang zeigt sich auch für Nordrhein-Westfalen innerhalb des Jahres Folie Nr. 6 3
4 9.752 Gesamtankunft (GA) (GA) Kalenderwoche Hinweise aus der Erstregistrierung Bundesweit 2015: Registrierung von zunächst knapp 1,1 Mio. asylbegehrenden Personen im EASY-System; seit 2013 Verzehnfachung. Zwischenzeitig Korrektur des Ergebnisses auf aber: UMA werden hierüber nicht erfasst. Aktuell gehen die Zahlen zur Gesamtankunft (Flüchtlingszahlen) zurück (Bund): Januar bis Juni 2015 (also vor der Öffnung der Grenzen im Spätsommer): Januar bis Juni 2017: (Wechsel von Easy zur Asylgesuchsstatistik) Zum Vergleich: Januar bis Dezember 2016: Rückgang zeigt sich auch für Nordrhein-Westfalen innerhalb des Jahres 2016 Hauptherkunftsländer der Geflüchteten 2017: Syrien, Irak, Afghanistan (Bund). Keine Angaben zum Alter über das Easy-Verfahren und über Asylgesuchsstatistik, aber Schätzungen auf Basis Asylstatistik (Erstanträge) zeigen: Ca. 45% Minderjährige der nach Deutschland Geflüchteten sind unter 18 Jahre alt; 19% zwischen 18 und 25 Jahre. D.h. geschätzt: ca. zwei Drittel der zwischen Januar und September 2017 angekommenen Schutzsuchenden waren nicht älter als 25 Jahre. Folie Nr. 8 4
5 3. Ableitungen aus ausgewählten Asyldaten Asylerstanträge Nordrhein-Westfalen; sowie Jan. bis Sep (Jan-Sep) Quelle: Bundeszentrale für politische Bildung ( Zugriff ) 5
6 Asylerstanträge nach Altersgruppen der betroffenen Personen (Deutschland; Januar bis September 2017; Anteile in %) Unter 18 J. 18 bis unter 25 J. 25 bis unter 30 J. 30 bis unter 35 J. 35 bis unter 39 J. Andere Altersgruppen Quelle: Quelle: Bundeszentrale für politische Bildung ( Zugriff ) Gesamtschutzquote im Rahmen von Asylentscheidungen bei unter 18-Jährigen nach Altersjahren (Deutschland; 2016; in %) Insgesamt 17 Jahre 16 Jahre 15 Jahre 14 Jahre 13 Jahre 12 Jahre 11 Jahre 10 Jahre 9 Jahre 8 Jahre 7 Jahre 6 Jahre 5 Jahre 4 Jahre 3 Jahre 2 Jahre 1 Jahr 0 Jahre 64,2% 0% 5% 10% 15% 20% 25% 30% 35% 40% 45% 50% 55% 60% 65% 70% 75% 80% 6
7 4. Indikatoren aus KJH-Statistik und BVA- Daten zu unbegleiteten ausländischen Minderjährigen Inobhutnahmen aufgrund der unbegleiteten Einreise ausländischer Minderjähriger (UMA) (Nordrhein-Westfalen; 2005 bis 2016; Angaben absolut und Anteile in %) Absolut ,0 1,3 1,7 2,2 Schwerpunkt im HzE Bericht 2017: Unbegleitete ausländische Minderjährige Siehe auch: 3,6 3,7 5,1 9,7 12, , , , ,0 50,0 40,0 30,0 20,0 10,0 0,0 Anteil an allen Inobhutnahmen in % Anzahl absolut Anteil in % an allen Inobhutnahmen Quelle: IT NRW: Statistiken der Kinder- und Jugendhilfe Vorläufige Schutzmaßnahmen; verschiedene Jahrgänge; Zusammenstellung und Berechnung AKJ Stat Folie Nr. 14 7
8 Summe der Tagesmeldungen zu (vorläufigen) Inobhutnahmen und Anschlussmaßnahmen für unbegleitete Minderjährige (um) sowie Hilfen für junge Volljährige (ehemalige um) in Zuständigkeit der Kinder- und Jugendhilfe jeweils zum Monatsende in Nordrhein-Westfalen (September 2016 bis Oktober 2017; Anzahl) Quelle: Servicestelle umf Beim ISM ggmbh Mainz auf der Basis von Angaben des Bundesverwaltungsamtes; eigene Zusammenstellung Folie Nr. 15 Versorgung, Betreuung und Unterstützung von unbegleiteten ausländischen Minderjährigen (UMA) nach Angaben des Bundesverwaltungsamtes im Rahmen von Inobhutnahmen und Hilfen zur Erziehung (Nordrhein-Westfalen; Oktober 2016 bis September 2017; Stichtagszahlen) Stichtag Insgesamt Altfälle* Hilfen zur Erziehung ( 27 ff. SGBVIII)* Vorläufige Inobhutnahme ( 42a SGBVIII) Inobhutnahme ( 42 SGBVIII) * Einschließlich der Hilfen für junge Volljährige Quelle: Servicestelle umf Beim ISM ggmbh Mainz auf der Basis von Angaben des Bundesverwaltungsamtes; eigene Zusammenstellung Folie Nr. 16 8
9 Ergebnisse aus den Analysen im HzE Bericht 2017 Erwartungsgemäß sind Fallzahlen bei Inobhutnahmen bundes- und landesweit aufgrund einer unbegleiteten Einreise eines jungen Menschen laut KJH-Statistik bis 2016 weiter gestiegen. Allerdings weisen die Angaben des BVA ab September 2016 auf aktuell rückläufige Fallzahlen bei den Inobhutnahmen hin. Nach Ergebnissen der Asylgeschäftsstatistik hat die Zahl der Asylerstanträge von unbegleiteten Minderjährigen deutlich zugenommen. Zuletzt sind Asylanträge stärker gestiegen als Inobhutnahmezahlen. Gründe sind: Nacharbeiten von Asylanträgen und höhere Quote von Asylanträgen bei uma. Die BVA-Daten geben Auskunft über Anschlusshilfen: Fallzahlen sind in den letzten Monaten gestiegen im Gegensatz zu den Inobhutnahmefällen. Das wirkt sich insbesondere auf die Fallzahlen bei den Heimunterbringungen aus. Somit ist auch für die kommenden Ergebnisse der KJH-Statistik mit weiter steigenden Fallzahlen zu rechnen. Bei den unbegleitet eingereisten Minderjährigen handelt es sich nach wie vor um vor allem männliche Jugendliche im Alter von 16 und 17 Jahren. Bei 1 von 4 unbegleiteten Minderjährigen ist der unmittelbare Aufenthaltsort vor der Inobhutnahme durch das Jugendamt eine (verwandte) Begleitperson respektive eine stationäre Einrichtung wie z.b. eine Flüchtlingsunterkunft. Hierunter befinden sich auch die so genannten begleiteten Unbegleiteten, die die Jugendämter vor gesonderte Herausforderungen stellen. Hauptherkunftsländer für uma sind mittlerweile nicht mehr nur Afghanistan, Syrien oder Irak, sondern auch afrikanische Länder wie Guinea, Eritrea und Somalia. Folie Nr Herausforderungen für die Kinder- und Jugendhilfe Folie Nr. 18 9
10 Ausgewählte Herausforderungen Jugendhilfeplanung auf unsicherer Datenbasis Zahlreiche Veränderungen der gesetzlichen Grundlagen in den letzten Jahren Belastende Situation und Lebenslagen in Gemeinschaftsunterkünften Junge geflüchtete Menschen als Opfer und Täter a. Geflüchtete als Opfer von Traumatisierungen b. Übergriffe auf Einrichtungen und Erfahrungen mit Alltagsrassismus c. Gewalt unter Geflüchteten in Einrichtungen d. Delinquenz von geflüchteten jungen Menschen Neue Kooperationspartner (Ausländerbehörden, Sicherheitsdienste, Freiwillige) Klärung und Herausarbeitung von individuellen Hilfe- und Unterstützungsbedarfen mit Beteiligung und Mitwirkung der Geflüchteten Stichwort: Hilfeplanung Schaffung von Rahmenbedingungen für gelingende Verselbstständigung bei jungen Erwachsenen (Arbeit und Wohnraum) (Weiter)Qualifizierung der Fachkräfte der Kinder- und Jugendhilfe Folie Nr. 19 Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit! Kontakt: Dr. phil. Jens Pothmann Arbeitsstelle Kinder- und Jugendhilfestatistik / Folie Nr
11 Literatur und Quellen Bauer-Heiler, U./Wezel, U. (2016): Weltweit höchste Flüchtlingszahlen seit dem Zweiten Weltkrieg, Statistische Monatshefte Baden- Württemberg, Heft 5, S [bpb] Bundeszentrale für politische Bildung (2017): Zahlen zu Asyl in Deutschland ( Zugriff: ) [BJK] Bundesjugendkuratorium (2016): Kinder und Jugendliche auf der Flucht: Junge Menschen mit einem Ziel. München. [BMI] Bundesministerium des Innern (2017): Asylsuchende im Mai Pressemitteilung vom URL: [ ] [RatSWD] Rat für Sozial- und Wirtschaftsdaten (2015): Herausforderungen der Flüchtlingszuwanderung nur auf Basis guter wissenschaftlicher Daten steuerbar. Pressemitteilung vom Berlin. Tabel, A./Pothmann, J./Fendrich, S. (2017): HzE Bericht Entwicklungen bei der Inanspruchnahme und den Ausgaben erzieherischer Hilfen in Nordrhein-Westfalen. Herausgegeben von den Landesjugendämtern Rheinland und Westfalen-Lippe, Köln u.a. [UNHCR] UNHCR The UN Refugee Agency (2016): GLOBAL TRENDS FORCED DISPLACEMENT IN 2015, Genf ( Zugriff: ) [UNHCR] UNHCR The UN Refugee Agency (2017): GLOBAL TRENDS FORCED DISPLACEMENT IN 2016, Genf ( Zugriff: ) 11
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