Lebensraumansprüche heimischer Fischarten
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- Markus Kraus
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1 Broschüren Lebensraumansprüche heimischer Fischarten Wie müssen die Gewässer aussehen, damit Fische sich wohlfühlen? Dr. Jörg Schneider BFS Frankfurt Strukturelle Verbesserungen von Fließgewässern für Fische, Folie: 1, 21. April 2006
2 Strukturelle Verbesserungen von Fließgewässern für Fische 1. Lebensweise und Lebensraumansprüche ausgewählter heimischer Fischarten 2. Gefährdungen für Fische 3. Maßnahmen zur Entwicklung von Lebensräumen Lebensraumansprüche heimischer Fische, Folie: 2, 29. März 2017
3 Lebensraumansprüche heimischer Fische, Folie: 3, 29. März 2017 Bachforelle (Salmo trutta): Rogner
4 Bachforelle (Salmo trutta): Lebenszyklus (Abb.: Rolf Bostelmann, 2004) Lebensraumansprüche heimischer Fische, Folie: 4, 29. März 2017
5 Bach- und Meerforelle (Salmo trutta): Allgemeine Charakteristik Vorkommen: Äschenregion bis obere Forellenregion, beide zählen zu gleichen Art, werden als weit wandernde und fast stationäre Variante unterschieden Größe: Bachforelle: cm Länge Meerforelle: cm Länge, selten 100 cm Forellen bevorzugen Uferbereiche mit Kolken und Wurzelunterständen als Deckungsstrukturen Je größer die Exemplare, desto größer der Raumbedarf Laichwanderung: Meerforelle wandert von den Küsten stromaufwärts, Bachforelle wandert innerhalb des Flussund Bachsystems zum Ablaichen. Durchgängigkeit in beide Richtungen extrem wichtig. Lebensraumansprüche heimischer Fische, Folie: 5, 29. März 2017
6 Äsche (Thymallus thymallus): Erwachsener Fisch Foto: Bernd Stemmer Strukturelle Verbesserungen von Fließgewässern für Fische, Folie: 6, 13. Januar 2006
7 Äsche (Thymallus thymallus): Lebenszyklus Strukturelle Verbesserungen von Fließgewässern für Fische, Folie: 7, 13. Januar 2006 (Abb.: Jungwirth et. al., 2003)
8 Meiden hohe stoffliche Belastungen (z. B. Ammonikkonzentrationen) Äsche (Thymallus thymallus): Lebensraumansprüche (Entwicklung) Feinsedimentbelastungen sind ebenfalls schädlich Prozesse der Umlagerung und Auflandung erhöhen die Zahl der Laichplätze Habitat der flach überströmten Rauschen in Äschen- und unteren Forellenregion Laichwanderung: Laichwanderung zu Heimatgewässer, Durchgängigkeit in beide Richtung wichtig, Jungfische ziehen in kleinere Gewässer mit Rauschen Durchgängigkeit in beide Richtungen extrem wichtig. Lebensraumansprüche heimischer Fische, Folie: 8, 29. März 2017
9 Foto: Frank Hecker Strukturelle Verbesserungen von Fließgewässern für Fische, Folie: 9, 13. Januar 2006 Barbe (Barbus barbus): Erwachsenes Tier
10 Barbe (Barbus barbus): Lebensraumansprüche In Bodennähe, gerne zwischen Steinen Je größer die Tiere desto größer die Deckungsstruktur Verteilen sich in kleinere Gewässer an Rauschenstrecken Ältere Tiere in Gewässerstrecken mit Sand- und Kiesgrund Dämmerungsaktiver Fisch während der Sommermonate, dann bevorzugt in stark strömenden Abschnitten Im Winter von Oktober bis März in strömungsberuhigten, tiefen Bereichen Mitteldistanzwanderer mit hohem Aktionsradius benötigt durchgängige Gewässer Lebensraumansprüche heimischer Fische, Folie: 10, 29. März 2017
11 Bachneunauge bei Laichakt Durchgängigkeit extrem wichtig! Strukturelle Verbesserungen von Fließgewässern für Fische, Folie: 11, 13. Januar 2006
12 Gefährdungen für Fische 1. Gestörte lineare Durchgängigkeit 2. Lebensraumveränderungen durch Aufstau 3. Wasserkraftnutzung 4. Ausleitung und Mindestwasserregelung an Wasserkraftanlagen, Wasserentnahme 5. Gewässerausbau und Gewässerunterhaltung 6. Gewässergüte 7. Abwasserbelastungen 8. Ablassen von Gewässern, Stauraumspülungen Lebensraumansprüche heimischer Fische, Folie: 12, 29. März 2017
13 Lineare Durchgängigkeit Für die Existenz natürlicher Fischbestände ist die Vernetzung des Lebensraums bzw. die uneingeschränkte Durchwanderbarkeit des Gewässers in beide Richtungen (Aufstieg und Abstieg) zwingend notwendig. Schwimmschwache Arten scheitern bereits an kleinen Querbauwerken. Verrohrung an einem Waldweg Wehr in der Forellenregion Wanderhindernisse: Wehre Staudämme Verrohrungen Schwellen Abstürze Lebensraumansprüche heimischer Fische, Folie: 13, 29. März 2017
14 Lebensraumveränderungen durch Aufstau Staubereiche in Fließgewässern wirken sich auf den standorttypischen Fischbestand negativ aus: herabgesetzte Fließgeschwindigkeit führt zu Lebensraumverlust für strömungsliebende Arten verringerte Transportkraft des Wassers führt zu Sedimentationsprozessen (Feinsedimente) Laichplatzverluste für Kieslaicher Veränderungen des Wasserchemismus (Temperaturerhöhung, Algenbildung und anschließende Sauerstoffzehrungsprozesse, ph-wert - Erhöhung) Starker Fraßdruck durch Vögel (u.a. Kormoran) und Raubfische, insbesondere auf abwandernde Fische (u.a. Smolts von Lachs und Meerforelle, Aal) Feinsedimentablagerung Strukturelle Verbesserungen von Fließgewässern für Fische, Folie: 14, 21. April 2006 Kormorane im Staubereich
15 Gewässerausbau und Gewässerunterhaltung Folgende Ausbauweisen führen zu besonders gravierenden Strukturdefiziten: Begradigung, Laufverkürzung, Abtrennung von Altarmen Uferbefestigung Sohlenbefestigung (Stickung) Verrohrung, Kanalisierung Querbauwerke Gewässerräumung Lebensraumansprüche heimischer Fische, Folie: 15, 29. März 2017
16 Strukturvielfalt erhöht die Artenvielfalt und Besiedlungsdichte von Kleinlebewesen und Fischen Das Bild kann zurzeit nicht angezeigt werden.
17 Gewässerausbau und Gewässerunterhaltung Häufige Gefährdungen für Fischlebensräume im Rahmen naturferner Unterhaltungsmaßnahmen sind: Erhalt oder Erneuerung von Ufersicherungen Räumung von Totholz Räumung der angelandeten Gewässersohle Lösungen In der freien Landschaft muss Gewässerunterhaltung auf das absolut Notwendige beschränkt werden. Die Eigendynamik des Gewässers ist konsequent zu fördern, Ufersicherung zu unterlassen. Ausweisung von Gewässerrandstreifen statt Nutzung bis an den Gewässerrand. Lebensraumansprüche heimischer Fische, Folie: 17, 29. März 2017
18 Gewässerausbau und Gewässerunterhaltung Naturnahe Gewässer, die über ausreichend Raum verfügen, benötigen keine Ufersicherung, denn die Ufer sind flach und kaum durch Erosion geprägt. Die Auenvegetation wirkt als Schutzstruktur für Fische und als hydraulische Bremse. Unlängst durchgeführte massive Ufersicherung in der freien Landschaft - eine völlig naturferne Maßnahme zum Schaden der ökologischen Funktionsfähigkeit. Lebensraumansprüche heimischer Fische, Folie: 18, 29. März 2017
19 Maßnahmen zur Gewässerentwicklung Maßnahmen zur Entwicklung von Laichplätzen und Lebensräumen 1. Wiederherstellung der linearen Durchgängigkeit 2. Strömungslenkung durch Totholz, Buhnen, Störsteine 3. Uferrenaturierung 4. Gehölze 5. Altarme, Altwässer und Flutmulden Lebensraumansprüche heimischer Fische, Folie: 19, 29. März 2017
20 Eckpunkte der Maßnahmen Maßnahmen zur Entwicklung von Laichplätzen und Lebensräumen: Die vier goldenen Regeln Raum zur Eigenentwicklung geben Ufersicherung entfernen Gewässerdynamik erhöhen Lebensräume vernetzen Lebensraumansprüche heimischer Fische, Folie: 20, 29. März 2017
21 Lineare Durchgängigkeit Verrohrungen ersetzen oder entschärfen Strukturelle Verbesserungen von Fließgewässern für Fische, Folie: 21, 21. April 2006 Furten und umgedrehte U-Profile ersetzen Rohre. Große absturzfreie Rohre mit Substratanbindung sind ebenfalls für alle Arten passierbar
22 Lineare Durchgängigkeit Rampen und Umgehungsbäche an Wehren mit Bestandsschutz Nister Ahr Strukturelle Verbesserungen von Fließgewässern für Fische, Folie: 22, 21. April 2006 Brexbach Umgehungsbäche sind nur bei ausreichender Wasserdotation funktionsfähig. Anbindung an Wehrfuß nötig! Teilanrampungen neigen zur Verlegung (Pfeile) - Vollanrampungen sind daher vorzuziehen.
23 Lineare Durchgängigkeit Wehre ohne Bestandsschutz sollten grundsätzlich entfernt werden Kompletter Rückbau eines Wehres an der Sieg - Schäden an der Vegetation sind gering und temporär Abtragen der Wehrkrone zur Beschleunigung des Verfalls eines schadhaften Wehres am Brölbach Rückbaumaßnahmen können unter anderem als Baumaßnahme (Komplettrückbau) oder als Initiierung eines beschleunigten Verfalls unter Ausnutzung der Gewässereigendynamik angelegt werden. Lebensraumansprüche heimischer Fische, Folie: 23, 29. März 2017
24 Strömungslenkung durch Totholz Die hydraulische Wirkung von Totholzelementen ist stark abhängig von ihrer Position und Ausrichtung im Gewässer. Je nach Lage wird die Strömung unterschiedlich abgelenkt und es werden unterschiedliche Erosionsprozesse an der Gewässersohle und/oder im Uferbereich eingeleitet. Strukturelle Verbesserungen von Fließgewässern für Fische, Folie: 24, 21. April 2006 Schema Totholzwirkung
25 Strömungslenkung durch Totholz Auf Strukturelle die Sohle Verbesserungen wirkende von Totholzelemente Fließgewässern für Fische, (Kinzig) Folie: 25, 21. April 2006
26 Strömungslenkung durch Störstein Strukturelle Verbesserungen von Fließgewässern für Fische, Folie: 26, 21. April 2006 Felsblock als natürlicher Störstein (Sieg)
27 Strömungslenkung Welches Strukturelement eignet sich zur Strömungslenkung? Totholz bietet bessere Unterstellmöglichkeiten für Fische als Störsteine Totholz wird durch spezialisierte wirbellose Tiere besiedelt Totholz ist meist leichter verfügbar als große Felsblöcke oder Steine Störsteine schwimmen nicht auf und eigenen sich besser für größere Gewässer Störsteine können auch als Totholzfänger eingesetzt werden Unterstützende Maßnahmen: Ufersicherungen aufbrechen, um dynamische Prozesse zu beschleunigen Lebensraumansprüche heimischer Fische, Folie: 27, 29. März 2017
28 Strömungslenkung Forelle Lachs Äsche Groppe Fischarten, die von der Einbringung von Totholz besonders profitieren: Bachneunauge Flußneunauge Meerneunauge Hecht Elritze Lebensraumansprüche heimischer Fische, Folie: 28, 29. März 2017
29 Kiesablagerungen (Laichplätze) Salmonidenstandorte an Unterständen Feinsedimentbank (Bachneunaugenhabitat) Strömungslenkung Totholzansammlung Strukturelle Verbesserungen in einem von Forellengewässer. Fließgewässern für Fische, Durch den Rückstaueffekt und den Einfluss der Folie: 29, 21. April 2006 Geschiebeführung konnten sich vorteilhafte Strukturen für Fische bilden.
30 Uferrenaturierung Naturnahe Ufer zeichnen sich durch einen Wechsel von Flachbereichen, Unterspülungen und wenigen Steilufern aus. Längsbänke aus Sohlsubstrat gehen lateral in Auen über. Die Breite der Gewässer variiert im Längsverlauf; es liegen Buchten, Taschen und - meist durch Bäume verursachte - Verengungen vor. Weiträumige steile Uferabbrüche durch Seitenerosion und eine uniforme Breite zeugen davon, dass dem Gewässer zu wenig Raum zur Verfügung steht. Lebensraumansprüche heimischer Fische, Folie: 30, 29. März 2017
31 Uferrenaturierung Flache Uferbereiche bilden einen idealen Lebensraum für viele Jungfische - unter anderem Barbe, Nase, Äsche, Forelle, Lachs und Elritze. Strukturelle Verbesserungen von Fließgewässern für Fische, Folie: 31, 21. April 2006
32 Uferrenaturierung Flache Uferzonen sind für die Fischfauna ein unverzichtbarer Strukturelle Verbesserungen von Fließgewässern für Fische, Bestandteil Folie: ihres 32, 21. April Lebensraums 2006
33 Uferrenaturierung Forelle Äsche Groppe Fischarten, die von Uferrenaturierungen besonders profitieren: Bachneunauge Nase Barbe Elritze Bitterling Hecht und viele andere mehr Lebensraumansprüche heimischer Fische, Folie: 33, 29. März 2017
34 Gehölze Erlen und Weiden bilden in Auen weit ausgedehnte Gehölze. So ist der Uferbereich normalerweise beschattet und von Ästen überragt. Die ins Wasser ragenden Wurzeln bilden eine wichtige Schutzstruktur und beherbergen zahlreiche wirbellose Tiere. Die Ufervegetation hat somit u.a. eine Funktion als: Lebensraum Nahrungsquelle Beschattung Lebensraumansprüche heimischer Fische, Folie: 34, 29. März 2017
35 Gehölze Schutzstruktur und Lebensraum für viele wirbellose Kleintiere Nasen in Deckung Das dichte Strukturelle Verbesserungen Wurzelgeflecht von Fließgewässern der für Schwarzerle Fische, bietet Fischen Schutz Folie: 35, 21. April 2006
36 Gehölze Erlen sind Strukturelle dank Verbesserungen ihrer weit von Fließgewässern reichenden für Fische, Wurzeln außerordentlich standfest Folie: 36, 21. April 2006
37 Altarme, Altwässer und Flutmulden Altarm mit Tendenz zur Verlandung und Abkoppelung vom Hauptstrom Strukturelle Verbesserungen von Fließgewässern für Fische, Folie: 37, 21. April 2006
38 Altarme, Altwässer und Flutmulden Erlen und/oder Weiden Danke für den Fisch Flachwasserzone anlegen Baum mit Krone einbringen Neuanlage eines Altarms. Untergetauchtes Totholz dient als Deckungsstruktur. Die Anbindung zum Hauptgewässer sollte unten erfolgen und die tiefste Stelle sein, um auch bei Niedrigwasser freie Strukturelle Verbesserungen von Fließgewässern für Fische, Folie: 38, 21. April 2006 Ortswechsel zu ermöglichen.
39 Herzlichen Dank für Ihre Aufmerksamkeit und vielen Dank für die neue Wohnung Strukturelle Verbesserungen von Fließgewässern für Fische, Folie: 39, 21. April 2006
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