1 Euro mehr für alle und ein Mindesteinkommen von 1800 Euro Erfahrungen aus dem Einzelhandel
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- Elisabeth Seidel
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1 1 Euro mehr für alle und ein Mindesteinkommen von 1800 Euro Erfahrungen aus dem Einzelhandel Die Branche Die Gewerkschaft Tarifverträge, Tarifpolitik Der Tarifkonflikt Ausblick 1
2 Die Branche Der Einzelhandel ist mit 3,3 Mio. Beschäftigten eine der größten und wichtigsten Branchen des Landes 2012 stieg der Gesamtumsatz der Branche um 1,9% bzw. 9,0 Mrd. auf insgesamt 480 Mrd. Die Unternehmen erzielten damit einen (Brutto- )Gewinn von 20,8 Mrd. (+ 1,9%) Die Unternehmensgewinne stiegen bei stagnierenden Umsätzen von um 76,3 % 2
3 WABE-Institut 2013 Beschäftigtenentwicklung im Einzelhandel Tsd. Personen Beschäftigtenentwicklung 2005=100 jährliche Veränderung in % 3 100,0 99,2 99,1 99,2 97,4 96,4 97, , ,2% 0,8% -0,7% -0,2% 0,0% -1,8% -1,0% * 2012* Quelle: Statistisches Bundesamt (DESTATIS), Jahresstatistik im Handel 2010, (Genesis-Statistik ); 2011 und 2012: Hochrechnung auf der Grundlage der Monatsstatistik Einzelhandel (Genesis-Statistik ), Abruf der GENESIS- Online Datenbank vom und eigene Berechnungen. * vorläufige Daten
4 WABE-Institut 2013 Beschäftigte im EH Vollzeit- und Teilzeit Tsd. Personen Beschäftigtenentwicklung 2005=100 jährliche Veränderung in % 4 100,0 100,3 100,7 101,1 100,0 99,4 101,0 102,0 98,1 97,2 96,7 Teilzeit Vollzeit 94,1 92,7 93,4 93,8 1,6 0,7 0,5 1,0-1,5-0, * 2012* Quelle: Statistisches Bundesamt (DESTATIS), Jahresstatistik im Handel 2010, (Genesis-Statistik ); 2011 und 2012: Hochrechnung auf der Grundlage der Monatsstatistik Einzelhandel (Genesis-Statistik ), Abruf der GENESIS- Online Datenbank vom und eigene Berechnungen. * vorläufige Daten
5 Struktur der Beschäftigten im Einzelhandel am Quelle: Statistisches Bundesamt (DESTATIS), Jahresstatistik im Handel 2010, (Genesis-Statistik ) Sonderauswertung der Bundesagentur für Arbeit für das WABE-Institut Berlin, sv-pflichtig Beschäftigte im Einzelhandel (ohne Kfz, ohne Tankstellen) (WZ08-47 ohne 47.3), eigene Berechnungen. * Sonst. Beschäftigungsverhältnisse entfallen auf Inhaber, mithelfende Familienangehörige. Die Differenz ( Personen) resultiert aus Abweichungen durch Unterschiede in der statistischen Erfassung (unternehmensbezogene Handelsdaten und betriebsbezogene Beschäftigtendaten der sv-pflichtigen und geringfügig entlohnt Beschäftigten. (B.W.) 5
6 WABE-Institut 2013 Struktur der Beschäftigungsverhältnisse der Arbeitnehmer im Einzelhandel , , , ,2 106,1 3,8% 665,5 23,6% 3.044,4 242,0 7,9% 692,2 22,7% Nebenjobber ausschl. geringf. entl. Bt , ,0 668,8 23,7% 815,2 26,8% sv-teilzeit 1.000,0 Vollzeit 500, ,8 48,9% 1.295,0 42,5% 0,0 Quelle: Sonderauswertung der Bundesagentur für Arbeit für das WABE-Institut Berlin, Geringfügig entlohnte Beschäftigte im Einzelhandel (ohne Kfz, ohne Tankstellen) 2003 (WZ03-52) und 2011 (WZ08-47 ohne 47.3), eigene Berechnungen.
7 WABE-Institut 2013 Kennzahlen zur Entwicklung im Einzelhandel 2000 bis 2012 im Überblick (2000 = 100) 7 Quellen: Umsatz: Statistisches Bundesamt (DESTATIS), Monatsstatistik Einzelhandel (GENESIS-Code ), GENESIS-Online, Abruf vom , Einzelhandelsflächen: HDE: Der deutsche Einzelhandel, Nov. 2012, S. 16 Verkaufsfläche in Deutschland, 2012: GfK Geomarketing, PM ; Unternehmensgewinne: Deutsche Bundesbank, Monatsberichte, Ertragslage und Finanzierungsverhältnisse deutscher Unternehmen, jährliche Erscheinungsweise, Tarifeinkommen: Statistisches Bundesamt (DESTATIS), Indizes der Tarifverdienste, GENESIS-Online, Statistik-Code ; Verbraucherpreisindex GENESIS-Online, Statistik-Code ; Lange Reihen und eigene Berechnungen. * vorläufige Daten.
8 Die Branche anhaltender starker Konzentrationsprozess Frauen-Branche (fast 70% weibl. Beschäftigte) wachsender Anteil von Teilzeit- und geringfügiger Beschäftigung Kleinbetriebliche Strukturen und Filialsysteme 8
9 Die Gewerkschaft Der gewerkschaftliche Organisationsgrad liegt unter 10% ver.di hat rund Mitglieder im Einzelhandel 9
10 Tarifverträge Regionale Tarifverträge Bundesweite Koordination der Eckpunkte 37,5-Stunden-Woche (im Osten 38) ca. 112,5 % Sonderzahlungen Zuschlagsregelungen: Spät-Arbeit 20% Nachtarbeit 50% 10
11 Tarifverträge Entgeltstruktur Löhne und Gehälter summarisches Eingruppierungssystem mit Richtbeispielen starke Betonung v. Ausbildung (Eingruppierungsvoraussetzung) und Hierarchie (Führungsfunktionen), aber Durchlässigkeit für Ungelernte ca. ¾ aller Beschäftigten in einer Gruppe 11
12 Tarifverträge Entgeltstruktur stammt im Kern aus den 50er und 60er Jahren starke Prägung durch Tätigkeiten in den früher großen Kauf- und Warenhäusern Tätigkeiten in neuen Vertriebsformen und technologische Entwicklung werden nicht abgebildet 12
13 Tarifverträge Vorteile Einfachheit (bzw. Gewohnheit) eingebauter Abgruppierungsschutz für viele Beschäftigte Entgelthöhe (BaWü) Niedrigstes Entgelt G1: 1509 ( 9,26 ) L1: 1654 (10,15 ) Ecklohn G II 6.Bj.: 2248 (13,79 ) 13
14 Tarifbindung bis 2000 allgemeinverbindliche Tarifverträge seitdem OT und Tarifflucht heute Tarifbindungsquote bundesweit deutlich unter 50% - im Osten weit weniger Verdrängungswettbewerb wird über Niedriglöhne, AZ-Verlängerung ausgetragen. 14
15 ver.di-tarifpolitik im Handel Keine Konzessionspolitik Basisnahe Tarifpolitik Bezirkliche Tarifkommissionen ermöglichen große Beteiligung Konfliktorientierung Arbeitskampferfahrungen Streikkultur 15
16 Arbeitgeber HDE allein verbliebener Tarif partner Dominanz der Konzerne (Metro, Rewe) Tarifflucht Karstadt, Globus Konfliktkurs nach dem Scheitern der Tarifreform Ausstieg aus tariflichem Mindestlohn Ausstieg aus Demografie-Projekt Kündigung der Tarifverträge 16
17 Tarifreform seit 2003 gemeinsames Projekt HDE, ver.di unter wissenschaftlicher Begleitung ein neues diskriminierungsfreies, anforderungsbezogenes, analytisches Entgeltsystem zu entwickeln ( Innovative Tarifpolitik Akzeptierte Prämisse Kostenneutralität Zentrale, gemeinsame Projektstrukturen 17
18 Scheitern der Tarifreform unzureichende Begleitung durch die regionalen Tarifkommissionen Versäumnis, wenigstens parallel einen gewerkschaftlichen Diskussions- und Entscheidungsprozess zu organisieren Unterbrechung d. Projekts in der Tarifrunde 2007/2008 wegen Arbeitgeberforderungen Diskreditierung des Projektes 18
19 Scheitern der Tarifreform 2011 ablehnende Beschlüsse in Baden- Württemberg, Rheinland-Pfalz, SAT ( Ergebnisse des Projekts sind keine geeignete Grundlage ) Scheitern der Erprobungsphase in 2012, die letztlich nicht mehr ausgewertet wurde 19
20 Scheitern der Tarifreform Gründe der Ablehnung durch die Basis Kompliziertheit d. Analytik strikter Anforderungsbezug Entwertung erworbener Qualifikationen Drohende Abgruppierung wesentlicher Beschäftigtengruppen (Kasse, einfacher Verkauf, Auffülltätigkeiten) infolge der alltäglich erlebten/gefühlten Dequalifizierung in modernen Vertriebsformen 20
21 Scheitern der Tarifreform Beschlusslage Breiter Diskussionsprozess in ver.di Handel, um eigene, mobilisierungsfähige, gewerkschaftliche Forderungen zur Entgeltreform zu entwickeln, soll nach der Tarifrunde 2013 organisiert werden 21
22 22
23 Tarifrunde 2013 von ver.di als reine Entgeltrunde angelegt Forderungen: 1 mehr pro Stunde, tarifliches Mindesteinkommen 1800 bzw. 6,5 % mehr Verzicht auf Mantel-Forderungen 23
24 24
25 Tarifrunde 2013 Arbeitgeber kündigen bundesweit Tarifverträge LuG und Mantel Ausnahme Hamburg AG-Forderungen (reg. teilw. unterschiedlich): Abgruppierung Kassiertätigkeiten neue Entgeltgruppe für Auffüll- und Hilfstätigkeiten (8,20 8,50 ), Streichung der Spät- u. Nachtzuschläge weitere AZ-Flexibilisierung etc. 25
26 26
27 ver.di-koordinierung Wir skandalisieren den Ausstieg der Arbeitgeber beim Mindestlohn (Verdrängungswettbewerb - Dumpinglöhne) Wir skandalisieren den Generalangriff der Arbeitgeber auf die Arbeits- und Lebensbedingungen der EH Beschäftigten Wir organisieren die Beschäftigten im Einzelhandel Wir geben den Beschäftigten ein Gesicht Wir mobilisieren die Beschäftigten in Streiks und Aktionen 27
28 ver.di-koordinierung Alle Kraft geht in die dringend notwendige Erhöhung der Entgelte für die Beschäftigten Alle Angriffe müssen abgewehrt werden Wir verhandeln ausnahmslos über Lohn- und Gehaltserhöhung und Ausbildungsvergütung Wir verhandeln nicht über den Mantel und stellen auch keine Forderungen (1 Ausnahme BB) Wir verhandeln keine Entgeltstrukturbestandteile, wir wollen keine Tarifreform light 28
29 ver.di-koordinierung OT-Unternehmen anpacken Karstadt Globus Amazon Privatisierung bei Edeka und Rewe Dehner Zara 29
30 Tarifrunde 2013 Generalangriff der Arbeitgeber führt zu massiven Mitgliederzuwächsen bei ver.di Eintritte Einzelhandel Jan. Aug. 2013: bundesweit fast Baden-Württemberg Netto-Zuwachs ca Außergewöhnlich hohe Streikbereitschaft 30
31 Tarifrunde 2013 Für Einzelhandelsverhältnisse massive Streiks seit Mai streikende Mitglieder in 700 Betrieben Mehr als Streiktage Allerdings regional sehr unterschiedlich: BaWü allein: streikende Mitglieder in 120 Betrieben mehr als Streiktage 31
32 Tarifrunde 2013 Bisher vier ergebnislose Verhandlungsrunden Arbeitgeberangebot 2,5% u. 1,5% - allerdings unter der Voraussetzung von Zugeständnissen bei ihren Forderungen Verbandsempfehlung: 2,5% ab Juli weitgehend umgesetzt jedoch ohne Auswirkungen auf Streikbereitschaft 32
33 33
34 Ausblicke bzw. Zukunftsfragen 1 Lohnsenkung gegen Tarifflucht? (Beispiel: Outsourcing als Tarifflucht Auffüllkräfte / Instore-Logistik ) Zukunft des Flächentarifvertrages im Einzelhandel? Häuserkampf um Tarifbindung? 34
35 Ausblicke bzw. Zukunftsfragen 2 Allgemeinverbindlichkeit vs. tariflicher Mindestlohn? tarifpolitische Folgen eines gesetzlichen Mindestlohnes? 35
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