Sprache (k)ein Hindernis Die Einbeziehung von Dolmetscher_innen in die interkulturelle psychosoziale Beratung

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Klara Berger
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1 Sprache (k)ein Hindernis Die Einbeziehung von Dolmetscher_innen in die interkulturelle psychosoziale Beratung Marie Rössel-Čunović Praxis für Gesundheitsförderung - Frankfurt

Ebenen in der interkulturellen Beziehung In der interkulturellen psychosozialen Beratung versuchen wir zu unterscheiden, was am Verhalten

wie sich dies in der Beziehung zur Beraterin oder zum Berater ausdrückt.

2 Ebenen in der interkulturellen Beziehung In der interkulturellen psychosozialen Beratung versuchen wir zu unterscheiden, was am Verhalten unseres Gegenübers mehr in der Persönlichkeit und in individuellen Erfahrungen, was in seinen kulturellen rientierungen begründet ist und wie sich dies in der Beziehung zur Beraterin oder zum Berater ausdrückt. Kulturelle Ebene: Wertesysteme Geschlechterrolle soziale Schicht Bildung Sprache Persönlichkeit: Individuelle Biographie Beziehungsebene: Auftauchende Gefühle, Art d. Kommunikation, Kontakt, Verhalten 2

3 Psychosoziale Beratung mit Geflüchteten und Zugewanderten braucht sprachliche Verständigung Es bedarf sowohl der rein sprachlichen Verständigung, so dass Worte und Aussagen in ihren jeweiligen Bedeutungen von beiden Seiten verstanden werden können. Darüber hinaus sind kulturelle und migrationsspezifische Hintergrundinformationen notwendig, damit Professionelle die Aussagen der Klienten in einen soziokulturellen Rahmen setzen können. (Thomas Hegemann und Melisa Budimlic, 2016) 3

4 Sprach- und Kulturmittler in der beratenden oder therapeutischen Beziehung Die Sprachmittlung erfolgt nicht in einer Zweiersituation mit Dolmetscher*in, sondern in einer Beziehungstriade mit drei Persönlichkeiten. Alle drei Personen bringen ihre Persönlichkeit, ihre Gefühle, Kultur und damit verbundene Wertesysteme in die Situation ein. 4

5 Das Beziehungsdreieck: Berater/in Dolmetscher/in Klient/in Klient/in Institutioneller Rahmen Dolmetscher/in Berater/in 5

6 Studie zum subjektiven Erleben von Dolmetschern im psychotherapeutischen Setting (Fessler und von der Lippe 2013) Rollenverständnis der Dolmetscher/innen als helfende Anwesende, die zwangsläufig mit Gefühlsregungen auf Menschen- schicksale reagieren, die sie hören Wunsch, die Ratsuchenden/ Klient/innen spüren zu lassen, dass sie ihre Situation verstehen, aber auch, sie nicht mit den eigenen Gefühlen zu belasten. Fühlen ist menschlich 6

7 Was nimmt Einfluss auf die psychosoziale Beratung mit Dolmetschenden als Dritte im Raum? Der kulturelle Hintergrund aller Beteiligten Zugehörigkeit zu politischen u. religiösen Gruppen Alter, Geschlecht und Bildungsstand Sympathie, Antipathie, Befindlichkeit Erwartungshaltungen an die Situation, und an die jeweils anderen Professionalität der Berater/in und der Dolmetscher/in Wissen über die Rahmenbedingungen des Beratungs- Angebotes 7

8 Wichtige Aspekte für das Gelingen von psychosozialer Beratung in der Triade Rollenkonflikte und Paradoxien in der Rolle Loyalitätskonflikte Schuldgefühle Schamgrenzen - Tabus Starke emotionale Belastungen während der Beratungssituation z.b. durch Erzählen traumatischer Erlebnisse / erlebter Gewalt Die eigene Migrationsgeschichte der Dolmetscher/in oder der Berater/in Vertrauensbarrieren - Vermeidungsverhalten 8

Beziehungsdynamiken in der Triade Häufige

Reinszenierung der traumatischen Situation

9 Beziehungsdynamiken in der Triade Häufige Beziehungskonstellation bei Klienteninnen, die unter den Folgen von Gewalt bzw. einer Traumatisierung leiden, kann die Reinszenierung der traumatischen Situation sein. Die Positionen können wechseln! pfer Täter Retter 9

10 Ablauf des Dolmetschens im Beratungskontext 1. Planung (5.) Auswertung 2. Vorgespräch 4. Nachgespräch 3. Übersetzung 10

11 Ablauf des Dolmetschens im Therapie- und Beratungskontext Planung: Welche Sprache wird benötigt? Welche Qualifikation ist erforderlich: Dolmetscher- Ausbildung; Beeidigung oder andere Qualifikationsnachweise Weiblicher oder männlicher Dolmetscher möglich? Höhe des Honorars oder Einsatz einer ehrenamtlich tätigen Dolmetscherin Vorgespräch: Persönliche Eignung der Dolmetscherin Passung zwischen Klientin und Dolmetscherin sowie zwischen Dolmetscherin und Beraterin Erläuterungen über die Zusammenarbeit Wichtige Vereinbarungen, z.b. Schweigepflicht, Möglichkeit zur Unterbrechung, keine privaten Kontakte Zeitrahmen und Honorar 11

12 Ablauf des Dolmetschens im Therapie- und Beratungsprozess Während des Dolmetschens Begrüßung und Vorstellung aller durch Beraterin Erläuterung der Schweigepflicht Hinweis dazu, dass alles Gesagte übersetzt wird Art des Dolmetschens und weitere Regeln Beraterin hält Blickkontakt mit Klientin und spricht direkt zur Klientin Verständliche kurze Sätze, nicht zu schnell Nachgespräch Klärung von Fragen Wichtige zusätzliche Informationen Emotionale Entlastung Gemeinsame Reflexion des Prozesses zu Dritt Wie war die Einhaltung von Regeln? Die Dolmetschende verlässt möglichst nicht gemeinsam mit der Klientin die Institution 12

13 Welche Kenntnisse von Dolmetschenden sind für Berater/innen hilfreich? Sprache und ihre Bedeutungen Kenntnisse über Bilder und Metaphern Höflichkeitsregeln Kulturelle Tabus Landeskenntnisse Geschichte, Politik, soziale Strukturen Loyalitäten in der Familie und Gemeinschaft Geschlechterrollen 13

14 Grundregeln des Dolmetschens in Beratung und Therapie Neutralität im Sinne einer möglichst genauen Wiedergabe von allem Gesprochenen / reflektierte Subjektivität Keine persönliche Beziehung Abstinenz Schweigepflicht Zeit: Pünktlichkeit, Zeit für Vor-und Nachgespräch Übersetzung in der Ich-Form (Ausnahmen) 14

15 Risiken beim Übersetzen Unvollständige Übersetzung Eigenmächtiges Hinzufügen Beschönigung Vollendung veränderter Sprachgebrauch Keine angemessene Wiedergabe der geäußerten Gefühle (erzeugt Irritationen) Keine korrekte Übersetzung von Bedeutungen 15

16 Was gehört zu den Aufgaben von Dolmetscheneden? Fachliche Kompetenzen und Kultursensibilität Verantwortung für den Transfer von Wörter und Bedeutungen Balance von Einfühlung und Beschränkung auf die Rolle Höfliche Zurückweisung von Zusatz-Aufträgen durch Klientinnen und Wünschen nach privater Kommunikation Klärung von : Rahmenbedingungen des Auftrages u.a.: Zeitaufwand, Dauer, Honorar Form des Dolmetschens Umgang mit Unklarheiten und Störungen 16

17 Was gehört zu den Aufgaben der Beraterin? Fachliche Kompetenzen und Kultursensibilität Verantwortung für den Beratungs- oder Behandlungsprozess Vorstellung aller und Schweigepflicht erläutern Klare Anweisungen und Zeitstruktur Hinweis auf Unterbrechungen Kurze Sätze u. nicht zu lange reden Klärung der Honorarfrage 17

19 Was brauchen Dolmetscher/innen, um gut arbeiten zu können? Klarheit Struktur ffenheit Angem. Honorar Feedback Wert- Schätz ung Zeit 19

20 Sprache ist die Verkörperung des Seelenlebens (Norbert Elias) Vielen Dank! 20

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