Anforderungen an eine elektronische Pflegedokumentation & Auswertungen. Klassifikationssysteme im deutschsprachigen Raum Wien 2014
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- Paul Biermann
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1 Anforderungen an eine elektronische Pflegedokumentation & Auswertungen Klassifikationssysteme im deutschsprachigen Raum Wien
2 Zu meiner Person Matthias Odenbreit MNS/EdN/RN Projektleitung Pflegediagnostik Solothurn Projektleitung elektronische Pflegedokumentation der soh AG Projektleitung Firma WigaSoft / WiCare Doc 2
3 allgemeine Anforderungen Lesbarkeit, Visum, Datum Multiuserfähig Verfügbarkeit zeitlich/ räumlich Behandlungs- und Medikamentenverlauf Überwachungen Kurvendarstellung Berichtswesen Wunddokumentation statist. Auswertbarkeit Kompatibilität rechtliche Sicherheit 3
4 professionelle Anforderungen der gesamte Pflegeprozess ist transparent und nachvollziehbar die individuellen Bedürfnisse & Kompetenzen der Patienten werden abgebildet alle Interventionen sind angepasst und mit den Patienten, ihren Bezugspersonen und den Mitarbeitern vereinbart beinhaltet Schritte einer systematisch geplanten, fachkompetenten, übergreifenden, von überprüfbaren Zielen und Ergebnissen geleiteten, qualitativ guten Pflege alle zugrunde liegenden Konzepte sind miteinander verknüpft & Experten validiert (Assessments, Pflegediagnosen, Ziele/ Ergebnisse, Interventionen) 4
5 professionelle Anforderungen Unterstützt die Anwenderin aktiv, d.h. sie wird durch Farbgebung oder Symbole in ihrer Eingabe unterstützt weist auf fehlende Eingaben (Werte) hin konvertiert Freitext Angaben in Standards und schlägt hypothetische Pflegediagnosen vor erfasst Abweichungen von Normwerten und weist auf Verordnungen hin (Reiter oder Farbgebung) erstellt keine redundanten Einträge vereinfacht & beschleunigt den Dokumentationsprozess 5
6 Anforderungen an verwendete Klassifikationen Die hinterlegten Klassifikationen/Konzepte genügen evidence basierten Standards ansonsten sind die zu erwartenden Ergebnisse willkürlich und einer qualitativen Pflege abträglich 6
7 Pflegeklassifikationen Hauptsache selber entwickelt? Wenn jedes Spital eine eigene Sprache nach eigenen Normen (nicht evidence basiert) entwickelt, wird diese Sprache ausserhalb des Spitals nicht verstanden Positiv: grosse Sprachen Vielfalt und viel Kreativität Negativ: Pflegende aus Spital A beschreiben die gleiche Patientensituation anders als Pflegende aus Spital B. Fazit, keine vergleichbare Pflege, Ergebnisse sind zufällig (von Spital zu Spital) und daher gibt es auch keinen Effekt der Pflege = heutiges Dilemma 7
8 Anforderungen Eine professionelle epd unterscheidet sich wesentlich von Papier Versionen oder epd, die Formulare elektronisch abbilden Sie ist ein mächtiges Instrument und Gütesiegel der beruflichen Professionalität, wenn die Anwenderinnen über das notwendige pflegefachliche Wissen (Klassifikationen/Konzepte) verfügen 8
9 Anforderungen an strukturelle Vorgaben Analyse der bestehenden Aufbau- und Ablauforganisation mit Nennung der Schwachstellen. Dazu gehören: organisatorische Grösse, Abhängigkeit zwischen den Systemen / Fachbereichen/ Regelungen / Abmachungen / Formalisierung von Prozessen / Wissensstand zur Dokumentation, bekannte Zielsetzungen der Bereiche In der Regel sind die internen Prozesse im Detail nicht bekannt. Es werden detaillierte Anforderungenslisten an die Software geschrieben Häufigster Fehler: Anstatt die Prozesse vorher zu klären wird versucht dies mit der Implementierung einer Software zu lösen. 9
10 Anforderungen an organisatorische Vorgaben! Entscheidender Punkt ist die Unterstützung durch das Management. Die vorhandene Arbeitsorganisation ist mit dem Konzept der epd identisch. Sollkonzept für die Entwicklung oder Parametrisierung des Pflegeinformationssystems, Projektdefinition, Projektausschuss, Projektleitung, Kerngruppe, interdisziplinäre Projektgruppen, Kommunikationsfluss, Schulungs- und Einführungskonzept, räumliche Möglichkeit zur Verrichtung administrativer Tätigkeiten (unvollständige Aufzählung) 10
11 Anforderungen an technische Vorgaben Die vorhandene IT-Infrastruktur ermöglicht die Implementierung und Realisierung des Projektes und wird durch IT hausintern gesteuert Die technische Umsetzung von Schnittstellen ist in der Regel nicht eine Frage der Machbarkeit sondern des Willens der beteiligten Firmen 11
12 Auswertungen Pflege & DRG Ab werden in der Schweiz Leistungen der Spitäler mittels DRG verrechnet! Laut SwissDRG sollte der Pflegeaufwand in der Fallpauschale abgebildet sein 12
13 Auswertungen Pflege & DRG verkürzte Aufenthaltsdauer, Patienten erhalten weniger Pflege Weglassen von Pflegehandlungen = Unterstützung Körperpflege um 21 % abgenommen! Unterstützung Essen um 24 % abgenommen! Patientenanleitung und beratung um 77 % abgenommen! Gesundheitsförderung und vorbeugung um 63 % abgenommen (Galatsch et al, 2007)! Direkte Pflegemassnahmen nahmen ab, Delegationsaufgaben nahmen zu gekürzt wird bei Zuwendung, Präsenz, Kommunikation Eigendynamik hierarchischer Prozesse: Beziehungsqualität nimmt ab, weniger kollegial, weniger Team (M. Müller-Staub, in Poser; S. Bartholomeyczik, in Mabuse 07) 13
14 Auswertungen Pflege & DRG! Resultate Projekt SwissDRG und Pflege Anteil der Pflege an den Gesamtkosten ca. 28.5% Problem: Variationen zwischen 8% - 56% Beispiel: Totale Kosten = 35'000.- Anteil Pflege = Variation CHF bis 19'600.- Homogenität zu 64% (2/3) unbefriedigend (Baumberger, D., Bossward, W., Portenier, L., Wittwer, M., Bürgin, R., Müller, M.) 14
15 Auswertungen Pflege & DRG Pflegeleistungen werden seit Einführung DRG reduziert, Pflegequalität nimmt ab 15
16 Fragestellung «Bestimmt die DRG alleine, ob ein Patient zum Langlieger (Outlier) wird oder sind pflegerische Indikatoren mitverantwortlich und wenn ja, welche?» «Ist der Pflegeaufwand = Pflegediagnosen als Indikator zur genaueren Bestimmung der Liegedauer von DRG (Outliern) verwendbar?» 16
17 Hypothese Es besteht eine positive Korrelation zwischen Pflegeaufwand / Pflegediagnosen & der Liegedauer / Kosten 17
18 Methodik: Daten aus elektr. Pflegedokumentation WiCare Doc vorhandene Assessmentdaten: pflegerischer Bedarf abgeleitet aus dem Assessment 0-4 (0 = kein Bedarf 4 = maximal Bedarf) inklusive hypothetische- + gestellte Pflegediagnosen Verläufe und Resümees Pflegeziele + Pflegeinterventionen Pflegebericht, inklusive hypothetische- und gesetzte Pflegediagnosen 18
19 Methodik: Daten aus anderen Quellen Standardpflegeplanung aus dem Archiv (handschriftlich geführte Pflegemassnahmen) LEP- Zeiten der Patienten mittels WigaGent 19
20 Resultate Ausgewählte Untersuchungsergebnisse: Hypothetische Pflegediagnosen bei den In- und Outlier (Total) Gestellte Pflegediagnosen bei den In- und Outlier (Total) 20
21 Hypothetische Pflegediagnosen = 328 Schmerzen Erschöpfung Flüssigkeitsdef. Gef. ein Hautschäd. Hautschädigung Sturzgef. Angst Diarröh Drangurin Ink Outlier Funkt. Urinink Inlier Prozent %
22 Gesetzte Pflegediagnosen = 146 Sturzgefahr Schmerzen Hautschädigung Gef. Hautschäd Beeintr. körp Mob eeintr. Gasaustausch Akute Verwirrt Gewebeschädigung Übelkeit Diarrhö Outlier Inlier Prozent %
23 LEP-Zeiten 0182 Oesophagitis (Total) je 10 Pat. Outlier - Inlier 70" 7 70" 7 60" 6 5.7" 60" 6 50" 5 50" 5 Werte%Median%in%Stunden% 40" 4 30" Oesophagitis (Outlier) Werte%Median%in%Stunden% 40" 4 30" 3 3.4" 20" " 2 10" 10" 1 0" 0" 23
24 Bestätigende Forschungsergebnisse Studie Welton & Halloran 2005 zum Zusammenhang zwischen DRG - PD Patienten Pflegediagnosen sind signifikant mit DRG verbunden (p ) Pflegediagnosen erhöhen Aussagekraft/ Genauigkeit von AP DRG um 30% - 146% 24
25 Welton & Halloran Med. Diagnose Myokardinfarkt COPD Angina Pektoris Pflegediagnosen Schmerz akut Angst Ungenügender Atemvorgang Eingeschränkte körperl. Mobilität Aktivitätsintoleranz Selbstversorgungsdefizit (Toilettengang) Risiko für Stressüberlastung Wissensdefizit (Patientenedukation) Risiko für gesundheitsgefährdendes Verhalten 25
26 Studie Welton & Halloran DRG bei Einschluss von Pflegediagnosen genauer bezüglich: Spitalaufenthalts-Dauer (29.3 %) Aufenthalt auf IPS (28.3 %) Sterbewahrscheinlichkeit (Mortalität) (146.4 %) Austritt in Pflegeheim/Langzeit (92.4 %) Kosten (27.5 %) (Welton & Halloran, 2005) 26
27 Fazit: Die Hypothese bestätigt sich Es besteht eine positive Korrelation zwischen Pflegeaufwand/ Pflegediagnosen und der Liegedauer = Anzahl PD sind doppelt so hoch bei den Outliern wie bei den Inliern Die LEP Zeiten sind nur unter Beachtung der Pflegediagnosen in Bezug auf die Pflegeleistung aussagekräftig Die Streuung der Leistungen ist mittels Assessment (Pflegebedürftigkeit) und Pflegediagnosen erklärbar Mit Pflegediagnosen kann prognostiziert werden, wie lange der Pat. hospitalisiert werden wird, bzw. wie viel Leistungen für diesen benötigt wird (Personalplanung) 27
28 Datenlage Daten sind vorhanden = sind sie valide? Experten sind vorhanden = sind sie einer Meinung? Auf Grundlage welcher Konzeptionen wird interpretiert? Keine Einigung! Literatur sagt eindeutig, welche Klassifikationen die Kriterien erfüllt. 28
29 If you understand everything, you must be misinformed Japanisches Zitat
30 Kontaktdaten wigasoft.ch Produkt: WiCare Doc integriert NANDA-I, NIC & NOC mit hypothetischer Pflegediagnosen Matthias Odenbreit 30
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