Fleisch: Label hier, Label da
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- Sarah Eberhardt
- vor 6 Jahren
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1 Fleisch: Label hier, Label da Verbraucher wollen beim Fleischeinkauf mehr verlässliche Informationen zur Tierhaltung. Doch statt eines verpflichtenden staatlichen Tierwohllabels gibt es einen Dschungel an freiwilligen Kennzeichnungen. Lidl hat nun einen neuen Haltungskompass eingeführt und die Verbraucherzentralen haben sich das Label genauer angeschaut. Karanov Images - Fotolia.com DAS WICHTIGSTE IN KÜRZE 1. Der Discounter Lidl kategorisiert mit einem neuen Label bei Frischfleisch die verschiedenen Haltungsstandards der geschlachteten Tiere in den Stufen 1 bis 4.
2 2. Eine Stichprobe in Hamburger Lidl-Filialen zeigt, dass über 95 Prozent der Fleischprodukte noch aus Massentierhaltung stammt. 3. Verbraucherzentralen fordern staatliches Tierwohllabel statt freiwilligen Labeldschungel. Stand: Immer mehr Verbraucher wollen, dass Tiere gut leben, bevor sie geschlachtet werden. Der Handel reagiert darauf mit neuen Marken und Labeln. Der Discounter Lidl kategorisiert mit seinem vierstufigen Haltungskompass und den Ziffern 1 bis 4 verschiedene Haltungsstandards bei Frischfleisch von der Einhaltung gesetzlicher Mindestanforderungen bis zum Öko-Standard. Wir meinen: Eine Kennzeichnung der Tierhaltung ist ein guter Ansatz, doch mit jedem weiteren freiwilligen Siegel wird es schwieriger, den Labeldschungel zu durchschauen. Um Verbrauchern Orientierung und Verlässlichkeit beim Einkauf zu geben, brauchen wir schnell ein einheitliches, mehrstufiges staatliches Tierwohllabel mit hohen Tierschutzstandards. Kritisch bewerten wir beim Lidl Haltungskompass die Stufe 2 Stallhaltung Plus. Sie orientiert sich an den Vorgaben der Initiative Tierwohl und bringt kaum Verbesserungen für die Tiere. Etwa 10 Prozent mehr Platz und minimales Beschäftigungsmaterial bringt das Tierwohl nicht wirklich voran. Aus unserer Sicht bleibt das Massentierhaltung und kann keine eigene Stufe darstellen. Hier muss dringend nachgebessert werden! Armin Valet von der Verbraucherzentrale Hamburg Überschaubares Angebot mit höherem Tierschutzstandard
3 Die Verbraucherzentralen haben in zehn Bundesländern und insgesamt 13 Filialen stichprobenartig überprüft, welche Kennzeichnungen beim Frischfleischangebot von Lidl zum Tragen kommen. In den Kühltheken fanden wir überwiegend Fleisch, das lediglich den gesetzlichen Mindeststandard einhielt. Den geringfügig höheren Tierschutzstandard der Stufe 2 Stallhaltung plus trug nur frisches ungewürztes Geflügelfleisch, das von Betrieben der Brancheninitiative Tierwohl stammte, bei der Tiere beispielsweise über zehn Prozent mehr Platz verfügen. Das Angebot an Frischfleisch mit höherem Tierschutzstandard der Stufe 3 Außenklima war sehr überschaubar und lediglich auf ganzen Hähnchen zu finden das jedoch nicht einmal in jeder Filiale. Das Siegel der Stufe 4 Bio fand sich im Prinzip nur auf wenigen Packungen mit Hackfleisch und Gulasch. Fleischprodukte von Schwein oder Rind stammen bei Lidl meist aus Massentierhaltung und sind daher nur mit der Haltungsstufe 1 Stallhaltung nach gesetzlichem Standard versehen.
4 Auch das meiste Hackfleisch ist bei Lidl lediglich mit einem Etikett der Stufe 1 gekennzeichnet. Ebenso tragen viele Packungen mit Hähnchenfleisch nur das Label der Haltungsstufe 1.
5 Die Haltungsstufe 2 Stallhaltung plus garantiert beim Putenfleisch, dass die Tiere unter ein wenig besseren Bedingungen gelebt haben und beispielsweise über 10 Prozent mehr Platz verfügen konnten. Die Haltungsstufe 4 bleibt bei Lidl leider die Ausnahme, zu finden war sie beispielsweise auf BioHackfleisch oder Bio-Rindersteaks. Über 95 Prozent der Fleischprodukte in Hamburger Lidl-Märkten aus Massentierhaltung In Hamburg waren nach unserer Stichprobe in drei Lidl-Filialen von insgesamt rund 250 Fleischprodukten über 80 Prozent der Haltungsstufe 1 Stallhaltung nach gesetzlichem Standard zugeordnet und damit alle konventionellen Fleischprodukte von Schwein und Rind sowie einige Hähnchenpackungen. Rund 15 Prozent des Lidl-Fleischs mit Kennzeichnung trug das Label der Haltungsstufe 2, insbesondere Produkte aus Putenfleisch sowie einige aus Hähnchenfleisch. Nur etwa 3 Prozent des Fleischangebots in Hamburger Lidl-Märkten war mit den strengeren Stufen 3 (ganzes Hähnchen) und 4 (Bio-Hackfleisch und Bio-Rindersteak) deklariert. Staatliches Siegel schafft Transparenz und besseres Angebot
6 Die Zahlen bei Lidl spiegeln den Fleischmarkt in Deutschland ganz gut wieder, meint Verbraucherschützer Valet. Praktisch alle Produkte kommen aus Massentierhaltung oder stammen von Tieren, die unter ein wenig besseren Bedingungen gelebt haben. Das muss sich ändern! Ein einheitliches staatliches Label, das hohe Standards für Tierschutz und Tiergesundheit garantiert, schafft Transparenz und Verlässlichkeit für Verbraucher, sodass diese auch durch ihr Einkaufsverhalten den Druck auf Handel und Hersteller erhöhen und bessere Haltungsbedingungen für Tiere durchsetzen können. Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner sollte das seit Jahren angekündigte staatliche Tierwohllabel zügig auf den Weg bringen. Verbraucherzentrale Hamburg e. V.
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