Epidemiologische Befunde zum pathologischen Spielen
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- Lars Baumgartner
- vor 6 Jahren
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Transkript
1 Diagnostische Konvergenz substanz und nichtsubstanzbezogener Abhängigkeitskriterien im DSM 5: Epidemiologische Befunde zum pathologischen Spielen Christian Meyer für die Projektgruppe PAGE Forschungsverbund EARLINT: Institut für Epidemiologie und Sozialmedizin Forschungsgruppe S:TEP Gefördert durch die Bundesländer im Rahmen des Glücksspielstaatsvertrages
2 C. Holden (2010, Behavioral addictions debut in proposed DSM V, Science: 327, p.935) Proposed revisions for the American Psychiatric Association's Diagnostic and Statistical Manual of Mental Disorders include for the first time "behavioral addictions" a change some say is long overdue and others say is still premature.
3 DSM 5 Proposed Revision Substance Use and Addictive Disorders (Addiction and Related Disorders) Substance Use Disorders Gambling Disorder DSM IV Kriterien Missbrauch & Abhängigkeit + Craving Probl. mit Gesetz 2 3 / 11 moderate 4 11/11 severe DSM IV Kriterien Pathologisches Spielen Illegale Handlungen 5 (4) / 11
4 Vorbefunde Denis et al. Drug Alc Dep in Press: 161 Spieler (33 Pathologisches Spielen) einer Drogenambulanz Klassifikation nach DSM IV PG / DSM 5 PG > 4/ DSM 5 PG > 3 / DSM IV Substanz. Abhängigkeit >3 Interne Konsistenz.92 /.92 /.89 ; einfaktoriell Klassifikationskonsistenz Kappa = Kriteriumsvalidität: SOGS, Einsatz, Spieltage
5 Fragestellung Empirische Begründung zur Revision der Kriterien Pathologisches Spielen? Übertragbarkeit der Kriterien für Substanzgebrauchsstörung auf Pathologisches Spielen? Epidemiologische Bedeutung der Kriterien und diagnostischen Schwellen?
6 Festnetztelefon Stichprobe: Stufe 1: Gemeindeauswahl Bundesweit 53 Samplingpoints PPS Sampling von Gemeinden Stratifiziert nach: Kreis * Einwohner * Spielautomatendichte Stufe 2: Haushaltsauswahl RLD Telefonnummernsample Gabler Häder Design Stufe 3: Personenauswahl Zielperson Last Birthday Methode N = telefonische Befragungen
7 Mobilfunk Stichprobe: RDD Mobilfunknummern Sample Screeningfrage nach Festnetz Zielpersonen Jahre Mobile Only N = 1001 telefonische Befragungen Allgemeinbevölkerungsstichprobe Gesamt: & Designgewichtung: Samplingframe, Auswahlwahrscheinlichkeit Redressment (Alter, Geschlecht, Bildung, Migration, Arbeitslosigkeit) N = telefonische Befragungen (Effektivität Gewichtung: 57%)
8 Erhebungsinstrument Dauer: Minuten Themenbereiche: Social Capital Internetnutzung Spielverhalten Spielbedingte Probleme Basis-Soziodemografie Kerninstrument: WMH CIDI 3.0 Gambling Section Adaptierte Symptomitems aus M- CIDI Tabak/Alkoholsektion
9 Gambling Disorder (16 Items) 1. Stark eingenommen 2. Toleranz (Dosissteigerung) 3. Erfolglose Kontrollversuche 4. Entzugssymptome 5. Dysph. Stimmung/ Problemen entfliehen 6. Verlust hinterherjagen 7. Lügen um Spielen zu verbergen 8. Gefährdung Bezieh./Arbeit/Ausbildung 9. Ausnutzen anderer
10 Diagnostische Kategorien: DSM IV Pathologisches Spielen 5 10 / Problematisches Spielen 3 10 Kriterien DSM 5 Spiel Störung 5 10 Kriterien / 4 10 Kriterien DSM 5 Substanzgebrauch moderat 3 4 Kriterien / schwer 5 10 Kriterien
11 Itemanalyse: DSM IV / DSM 5 Kriterien Pathologisches Spielen Schwierigkeit 1. Stark eingenommen 5.3% 2. Toleranz (Dosissteigerung) 4.4% 3. Erfolglose Kontrollversuche 7.4% 4. Entzugssymptome 1.1% 5. Dysph. Stimmung/ Problemen entfliehen 5.3% 6. Verlust hinterherjagen 3.6% 7. Lügen um Spielen zu verbergen 6.9% 8. Illegale Handlungen 0.2% 9. Gefährdung Bezieh./Arbeit/Ausbildung 2.7% 10. Ausnutzen anderer 0.8% Gesamte Skala
12 Itemanalyse: DSM IV / DSM 5 Kriterien Pathologisches Spielen Schwierigkeit Trennschärfe 1. Stark eingenommen 5.3% Toleranz (Dosissteigerung) 4.4% Erfolglose Kontrollversuche 7.4% Entzugssymptome 1.1% Dysph. Stimmung/ Problemen entfliehen 5.3% Verlust hinterherjagen 3.6% Lügen um Spielen zu verbergen 6.9% Illegale Handlungen 0.2% Gefährdung Bezieh./Arbeit/Ausbildung 2.7% Ausnutzen anderer 0.8% 0.39 Gesamte Skala
13 Itemanalyse: DSM IV / DSM 5 Kriterien Pathologisches Spielen Schwierigkeit Trennschärfe Faktor 1 (EW = 2.83) Faktor 2 (EW= 0.21) 1. Stark eingenommen 5.3% Toleranz (Dosissteigerung) 4.4% Erfolglose Kontrollversuche 7.4% Entzugssymptome 1.1% Dysph. Stimmung/ Problemen entfliehen 5.3% Verlust hinterherjagen 3.6% Lügen um Spielen zu verbergen 6.9% Illegale Handlungen 0.2% Gefährdung Bezieh./Arbeit/Ausbildung 2.7% Ausnutzen anderer 0.8% Gesamte Skala
14 Itemanalyse: DSM IV / DSM 5 Kriterien Pathologisches Spielen Schwierigkeit Trennschärfe Faktor 1 (EW = 2.83) Faktor 2 Cronbachsα (EW= 0.21) 1. Stark eingenommen 5.3% Toleranz (Dosissteigerung) 4.4% Erfolglose Kontrollversuche 7.4% Entzugssymptome 1.1% Dysph. Stimmung/ Problemen entfliehen 5.3% Verlust hinterherjagen 3.6% Lügen um Spielen zu verbergen 6.9% Illegale Handlungen 0.2% Gefährdung Bezieh./Arbeit/Ausbildung 2.7% Ausnutzen anderer 0.8% Gesamte Skala 0.78 (0.79)
15 Itemanalyse: DSM 5 Kriterien Substanzgebrauchsstörung Schwierigkeit 1. Vernachlässigung von Pflichten 1.5% 3. Soziale und zwischenmenschliche Probleme 4.1% 4. Toleranz 6.5% 5. Entzug 1.7% 6. Konsum mehr und länger als intendiert 4.5% 7. Erfolglose Kontrollversuche 4.9% 8. Viel Zeit für Beschaffung/Konsum/Erholung 5.3% 9. Aufgabe wichtiger Aktivitäten 1.8% 10. Konsum trotz psych./körperl. Probleme 0.5% 11. Starkes Verlangen 1.6% Gesamte Skala
16 Itemanalyse: DSM 5 Kriterien Substanzgebrauchsstörung Schwierigkeit Trennschärfe 1. Vernachlässigung von Pflichten 1.5% Soziale und zwischenmenschliche Probleme 4.1% Toleranz 6.5% Entzug 1.7% Konsum mehr und länger als intendiert 4.5% Erfolglose Kontrollversuche 4.9% Viel Zeit für Beschaffung/Konsum/Erholung 5.3% Aufgabe wichtiger Aktivitäten 1.8% Konsum trotz psych./körperl. Probleme 0.5% Starkes Verlangen 1.6% 0.48 Gesamte Skala
17 Itemanalyse: DSM 5 Kriterien Substanzgebrauchsstörung Schwierigkeit Trennschärfe Faktor 1 (EW = 3.2) Faktor 2 (EW= 0.3) 1. Vernachlässigung von Pflichten 1.5% Soziale und zwischenmenschliche Probleme 4.1% Toleranz 6.5% Entzug 1.7% Konsum mehr und länger als intendiert 4.5% Erfolglose Kontrollversuche 4.9% Viel Zeit für Beschaffung/Konsum/Erholung 5.3% Aufgabe wichtiger Aktivitäten 1.8% Konsum trotz psych./körperl. Probleme 0.5% Starkes Verlangen 1.6% Gesamte Skala
18 Itemanalyse: DSM 5 Kriterien Substanzgebrauchsstörung Schwierigkeit Trennschärfe Faktor 1 (EW = 3.2) Faktor 2 (EW= 0.3) Cronbachs α 1. Vernachlässigung von Pflichten 1.5% Soziale und zwischenmenschliche Probleme 4.1% Toleranz 6.5% Entzug 1.7% Konsum mehr und länger als intendiert 4.5% Erfolglose Kontrollversuche 4.9% Viel Zeit für Beschaffung/Konsum/Erholung 5.3% Aufgabe wichtiger Aktivitäten 1.8% Konsum trotz psych./körperl. Probleme 0.5% Starkes Verlangen 1.6% Gesamte Skala 0.80
19 ICC=.94 (CI 95%: ) Anzahl DSM 5 Substance Use Kriterien Anzahl DSM 5 Gambling Kriterien
20 Sensitivity Specificity Referenz Diag. DSM IV PG DSM 5 PG > 3 DSM IV PG > 2 Testscore DSM 5 SUD DSM 5 SUD DSM 5 SUD ROC Area % CI
21 Kappa (95% CI) excellent good fair poor Referenz Pathologisches Spielen DSM IV (* Problematisches Spielen)
22 OR Alter bei Beginn des Glückspielens
23 OR Größter Jahresverlust (log transformiert)
24 OR > 500 Spieltage
25 Lebenszeitprävalenz Gesamtbevölkerung Jahre Betroffene *
26 Zusammenfassung Die Evidenz zur Revision der Kriterien Pathologisches Spielen ist replizierbar Hohe Assoziationen zwischen Spiel und Substanzkriterien Geringe nummerische Unterschiede bzgl. interner Konsistenz und externer Validität Diagnostische Schwelle machen den Unterschied
27 Fazit Die Befunde weisen auf ein gemeinsames Kernsyndrom hin, das sich mit einheitlichen Kriterien erfassen ließe Pathologischen Spielen bildet ein Störungskontinuum? Evidenzbasierung von Schwellen ist limitiert durch Präzision der Zielstellung der Klassifikation selbst Veränderung der Diagnose Syteme sind ein Umbau eines Flugzeuges in der Luft
28 Wann ist ein diagnostisches Klassifikationssystem valide? Erkrankungsentitäten definieren Gemeinsame Ätiologie / Phänomenologie Gemeinsame Prognose Therapiebedarf definieren Ausgestaltung von Therapie steuern Ressourcenverteilung in der betroffenen Bevölkerung Ressourcenverteilung im Gesundheitssystem
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