Probatorische Sitzungen. bei erlittener Gewalt am Arbeitsplatz

Transkript

1 Probatorische Sitzungen bei erlittener Gewalt am Arbeitsplatz

2 Gewalt am Arbeitsplatz Gewalt durch Schutzbefohlene und PatientInnen: Psychiatrie-PatientInnen, geriatrische PatientInnen, MitarbeiterInnen in Behindertenwerkstätten, sozial auffällige Jugendliche in entsprechenden Projekten/Einrichtungen, Justizvollzugsanstaltsinsassen

3 Gewalt am Arbeitsplatz 2: Gewalt bei Ausübung von Kontrollfunktion: Fahrgastkontrollen, amtliche Kontrollen Gewalt bei der Beförderung von Fahrgästen: direkte Gewaltanwendung (v.a. BVG-Busfahrer) Fahrgastschaden Suizid (v.a. U-Bahnfahrer)

4 Gewalt am Arbeitsplatz 3: Gewalt durch KollegInnen Gewalt durch MitschülerInnen

5 Gewalt am Arbeitsplatz 4 durch organisierte Gewalt (mafiöse Vorherrschaftskämpfe)

6 Typologie nach Verursachung (Maercker, 2003/2009) Man-made-trauma: Katastrophen und Unfälle: 25-75% Inzidenz für Traumafolgestörungen 5-25% Inzidenz für Traumafolgestörungen

7 Definition (Fischer & Riedesser) Ein Trauma ist ein vitales Diskrepanzerlebnis zwischen bedrohlichen Situationsfaktoren und den individuellen Bewältigungsmöglichkeiten, das mit Gefühlen von Hilflosigkeit und schutzloser Preisgabe einhergeht und so eine dauerhafte Erschütterung von Selbst- und Weltverständnis bewirkt.

8 Probatorische Sitzungen: Dienen dem Kennenlernen, der Bildung einer Vertrauensbasis Dienen dem Ausgestalten eines Therapieauftrags durch den Patienten/in Dienen dem Erstellen eines Behandlungsplans durch den Therapeuten/in

9 Kassentherapeutische Ziele der Probatorik Erfassen der lebensgeschichtlichen Entwicklung und Krankheitsanamnese Erfassen des psychischen Befunds Psychodynamik der neurotischen Entwicklung erschließen/ Verhaltensanalyse erstellen Diagnosestellung Behandlungsplan und grobe Prognose Antragstellung auf 25 (KZT) oder 50/80 (LZT)

10 Traumatherapeutische Ziele der Probatorik im BG-lichen Heilverfahren

11 Traumatherapeutische Probatorik Erfassen der Trauma- und Belastungsanamnese Unfallfremde und unfallbezogene Faktoren zuordnen Diagnosestellung Traumafokussierter Behandlungsplan und prognostische Einschätzung Einschätzung und erste Förderung der Ressourcen

12 UBS / UKB Probatorik Nach Erstgespräch nur dann, wenn prognostische Einschätzung besteht, dass innerhalb von 5 Sitzungen Heilung eintritt Da im Akutfenster: gute Prognose bei sofortigem Therapiebeginn: Traumatherapeutische Tools bei Intrusionen, Alpträumen, Grübelschleifen, Übererregung Beratung zum Umgang mit Angst/Vermeidungstendenzen Traumakonfrontation (EMDR, Traumascreen)

13 5 Sitzungen KZT Nach Gewalt am Arbeitsplatz seltener möglich, da häufiger weitgehende Erschütterung von Weltbild und Selbstbild Ausnahme: Fahrgastunfall Suizid Nach Wegeunfällen häufiger als nach Arbeitsplatzunfällen möglich, da weniger weitgehende Erschütterungen

14 Spezifische Therapieplanung bei Gewalt durch Schutzbefohlene Traumatisches Ereignis hat Kompentenzgefühl nachhaltig erschüttert => Überprüfung des Ereignisses auf reale Versäumnisse durch den/die Versicherten => Förderung von Kompetenz- und Wirksamkeitserleben

15 Spezifische Therapieplanung bei Gewalt bei Ausführung von Kontrollfunktionen Akzeptanz der Tatsache, dass Arbeit an riskantem Arbeitsplatz geleistet wird Eigene Risikoabwägung/Motivation

16 Spezifische Therapieplanung bei Gewalt durch KollegInnen/MitschülerInnen Untersuchung, ob die Situation jetzt sicher ist, sonst Polizeischutz aktivieren Mobbing-Vorgeschichte? Eventuell Mobbingberatung zuschalten Selbstsicherheit und Wehrhaftigkeit stärken

17 Besondere Situation der BVG- Busfahrer Gleichzeitig Schutzbefohlene und zu Kontrollierende Kollektive Gewalt / gesellschaftliche Akzeptanz der Gewalt

18 . Vielen Dank! Leitende Psychologin Abteilung Psychotraumatologie am Unfallkrankenhaus Berlin Annette Brink