MODEERSCHEINUNG ODER WICHTIGE EIGEN- SCHAFT ERFOLGREICHER FÜHRUNGSKRÄFTE?

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1 RESILIENZ MODEERSCHEINUNG ODER WICHTIGE EIGEN- SCHAFT ERFOLGREICHER FÜHRUNGSKRÄFTE? Warum machen sich Menschen noch immer Gedanken über Dinge, die sie eigentlich zu 50 % GAR NICHT beeinflussen können, die zu 43 % NIE eintreffen und sie nur zu 7 % aktiv beeinflussen können und vergeuden damit unnütz den Großteil ihrer Fähigkeit zur Resilienz? Erhard Semlitsch Unser Leben besteht aktuell doch aus 95% positiven und nur 5 % negativen Aspekten. Wir nehmen jedoch genau das umgekehrte Verhältnis wahr und fokussieren uns darauf. Was spricht gegen eine Fokusumkehr im Leben, die beachtliche Ressourcen zur persönlichen Resilienz freisetzen kann (vgl. Abb. 2)? Resilienz: von der Materialforschung zur Schlüsselkompetenz in der Arbeitswelt Nachdem uns die Wissenschaft mit einer Vielzahl von hochkomplexen Artikeln zu diesem Thema versorgt, soll hier nach einer kurzen Einführung ein sehr pragmatischer Zugang eingeschlagen werden.

2 ... sie aktiv beeinflussen können. 7 % 50 %... sie GAR NICHT beeinflussen können. 43 %... NIE eintreffen. Abb. 1: Menschen machen sich Gedanken über Dinge, die Resilienz ist somit die seelische Kraft, die Menschen dazu befähigt, belastenden Lebensumständen besser und schneller standzuhalten. Der Begriff Resilienz stammt vom lateinischen resilio (abprallen, zurückspringen), kommt aus der Physik und bezeichnet in der Materialforschung hochelastische Werkstoffe, die nach jeder Verformung wieder ihre ursprüngliche Form annehmen. In den 1950er Jahren wurde der Begriff resilience (Englisch: Spannkraft, Widerstandsfähigkeit, Elastizität) von Jack Block in die Psychologie eingeführt und bezeichnet die Fähigkeit zu Belastbarkeit und innerer Stärke. Internationale Bekanntheit erlangte Resilienz mit der 1977 von den beiden US-amerikanischen Entwicklungspsychologinnen Emmy Elisabeth Werner-Jacobsen und Ruth Smith veröffentlichten Studie The Children of Kauai, die als eine der Pionierstudien zum Thema Resilienz gilt. Ein Mensch wird hier dann als resilient bezeichnet, wenn er trotz schwieriger Umstände in der Kindheit, wie Armut oder Flüchtlingssituation, im Erwachsenenalter eine qualifizierte Berufstätigkeit ausübt, nicht mit dem Gesetz in Konflikt kommt und psychisch unauffällig ist. Werner und Smith zogen daraus unter anderem den Schluss, dass Resilienz erlernbar ist. Resilienz ist somit die seelische Kraft, die Menschen dazu befähigt, belastenden Lebensumständen (wie z. B. Niederlagen, Unglücken oder Schicksalsschlägen) besser und schneller standzuhalten, mit daraus resultierenden negativen Stressfolgen erfolgreich umzugehen und diese ohne langfristige Beeinträchtigungen zu meistern. Mit der Erkenntnis, dass psychische Widerstandsfähigkeit nicht nur in Extremsituationen, sondern immer von Vorteil ist, wurde die Begriffsbedeutung der Resilienz später ausgeweitet. So haben resiliente Personen im Sinne einer internen Kontrollüberzeugung gelernt, dass sie selbst es sind, die über ihr eigenes Schicksal bestimmen. Sie vertrauen nicht auf Glück oder Zufall, sondern nehmen die Dinge selbst in die Hand und haben ein realistisches Bild von ihren Fähigkeiten. Heutzutage ist Resilienz eine Schlüsselkompetenz in der modernen Arbeitswelt und zum Inbegriff für jene geworden, die mit den

3 Unsere Wahrnehmung unser Fokus Fokusumkehr Abb. 2: Fokusumkehr, die Ressourcen zur persönlichen Resilienz freisetzen kann Arbeitsbelastungen in angemessener Weise umgehen können und so ihre psychische Gesundheit erhalten. Das Gegenstück zur Resilienz ist übrigens die Vulnerabilität und bedeutet, dass jemand besonders leicht durch äußere Einflüsse seelisch zu verletzen ist und damit auch stark zu psychischen Erkrankungen neigt. 2. Extraversion Maß inwieweit auf Reize von außen reagiert wird stark ausgeprägt = gesellig 3. Offenheit Maß inwieweit aktiv nach neuen Ideen und Erfahrungen gesucht wird stark ausgeprägt = erfinderisch und neugierig Doch welche Faktoren bestimmen und beeinflussen unsere Persönlichkeit und unsere individuelle Widerstandsfähigkeit? Das Big-Five-Persönlichkeitsmodell Dem international in Wissenschaft und Forschung konsensierten Big-Five-Persönlichkeitsmodell zufolge existieren fünf Hauptdimensionen der Persönlichkeit: 4. Umgänglichkeit Maß inwieweit eigene Interessen über die Interessen anderer gestellt werden stark ausgeprägt = einfühlsam, kooperativ, freundlich 5. Gewissenhaftigkeit Maß inwieweit organisiert und ergebnisorientiert gearbeitet wird stark ausgeprägt = organisiert, effektiv handelnd 1. Bedürfnis nach Stabilität (Neurotizismus) Maß inwieweit auf Rückschläge reagiert wird schwach ausgeprägt = selbstsicher und ruhig Für die individuelle Resilienz bedeutet dieses Modell, dass resiliente Menschen einen niedrigen Neurotizismus-Wert und leicht überdurchschnittliche Werte in den vier übrigen Dimensionen aufweisen (vgl. Abb.3).

4 Stabilität / Neurotizismus Gewissenhaftigkeit Extraversion Umgänglichkeit Offenheit Abb. 3: Resilienz im Big-Five-Persönlichkeitsmodell Neben diesen Hauptdimensionen der Persönlichkeit beeinflussen aber auch noch weitere endogene und exogene Faktoren die individuelle Resilienz: Personale Faktoren: Darunter sind kognitive Faktoren zu verstehen, wie Intelligenz, Deutungs- und Sinngebungsmodelle der Realität oder Religiosität sowie emotionale Faktoren, wie Kontrolle der Emotionen und Handlungen, Selbstwirksamkeitserwartung, Toleranz für Ungewissheit, aktive Gestaltung von Beziehungen, aktive Einstellung zu Problemen, Problemlösungsorientierung statt Problemfixierung. Umwelteinflüsse: Diese betreffen z. B. die Unterstützung durch Familie, Freunde, oder Bekannte, die eigene Kultur und Gemeinschaft, die persönliche (schulische) Umgebung, etc. Prozessfaktoren: Hier sind wahrgenommene Perspektiven, Akzeptanz des Unveränderbaren oder Konzentration aller Energien auf das als nächstes zu Bewältigende und dabei entwickelte Strategien gemeint. Einerseits wird unsere Fähigkeit zu Resilienz also durch unsere Persönlichkeit mitbestimmt und durch vielfältige Faktoren beeinflusst. Andererseits ist Resilienz aber auch erlernbar und ein Sich-Bewusst- Machen dieser Faktoren ist bereits ein wesentlicher Schritt in Richtung Steigerung der eigenen Widerstandsfähigkeit. Einen gleichermaßen wissenschaftlich anerkannten, wie auch in der Praxis erfolgreichen Ansatz bieten die Sieben Säulen der Resilienz, auf die nicht nur erfolgreiche Führungskräfte setzen, um ihre seelische Spannkraft auszubauen und aktiv zu fördern. Die 7 Säulen der Resilienz Die innere Stärke eines Menschen wird in diesem Modell mit sieben aufeinander bezogenen und voneinander abhängigen Bereichen beschrieben. Je besser es

5 Resilienz, die Kraft, mit der man es vom Boden wieder auf die Beine schafft. (Ronald Lengyel) gelingt, diese sieben Säulen in ein passendes Gleichgewicht zu bringen, also je mehr dieser Eigenschaften sich ein Mensch aneignen kann, desto besser wird er Krisen handhaben und sich selbst wieder in das innere Gleichgewicht bringen und es auch halten. 1. Optimismus Positive Weltsicht mit positivem Selbstkonzept: In Schwierigkeiten nach dem Guten suchen Neue Situationen und Gegebenheiten als unerwartete Chancen sehen Enttäuschungen als Erfahrungen werten Sich selbst positiv sehen, um das Selbstwertgefühl unabhängig von äußeren Einflüssen zu machen Erste (kleine) Schritte gehen ( low hanging fruit-philosophy ) schafft Kraft für die nächsten, meist schwierigeren Abschnitte Bewusstsein der individuellen Stärken schafft positives Selbstbild 2. Akzeptanz All das integrieren, was das Leben bringt: Jeder ist für seine eigenen Gedanken, Gefühle und Taten selbst verantwortlich Unterscheiden, was im eigenen Einflussbereich liegt und was nicht Annehmen, was nicht beeinfluss- und veränderbar ist Vergangenes hat einen Sinn, der sich oft erst in der Rückschau erschließt 3. Lösungsorientierung Probleme in Möglichkeiten und Chancen verwandeln: Energie auf erwünschte Ergebnisse legen Ressourcen aktivieren, um Verbesserungen bzw. neue, kreative Lösungen zu finden Möglichst viele unterschiedliche Optionen entwickeln, um daraus eine angemessene Lösung zu wählen bzw. aus verschiedenen Ansätzen eine neue, spezielle Lösung zu kreieren 4. Selbststeuerung Unterschiedliche Befindlichkeiten und Situationen angemessen steuern: Sich bedarfsorientiert aktivieren oder beruhigen Gefühle regulieren und Gemütszustand in Balance bringen, z. B.: Gelassenheit in Drucksituationen Zusammenspiel beider Hirnhälften durch schnellen Wechsel zwischen bewusstem Verstand (links) und emotionalem Erfahrungsgedächtnis (rechts) 5. Verantwortung übernehmen für Gedanken, Gefühle und Handlungen: Möglichst viel Kontrolle über das eigene Leben haben Kräfte sammeln, um Schritt für Schritt jene Teile zu verändern, die dem eigenen Einfluss unterliegen Fehler machen ist erlaubt Keine Schuldzuweisungen an andere 6. Beziehungen gestalten Qualitätsvolle Beziehungen aufbauen und pflegen: Empathie und Wertschätzung erzeugen Synergieeffekte, schaffen Netzwerke und bilden durch das Vermitteln von Zugehörigkeit einen stabilisierenden Faktor Umfeld unterschiedlicher Stützsysteme mit vielfältigen Ressourcen schaffen Balance aus Nehmen und Geben 7. Zukunft gestalten Unabhängig von der Vergangenheit neue Chancen und Möglichkeiten gestalten: Initiativen setzen und Entwicklungen steuern Denkgewohnheiten und Vorannahmen prüfen

6 Klare Zielsetzung und Evaluierung der einzelnen Abschnitte, um entscheidende Absichten nicht aus den Augen zu verlieren Orientierung durch Visionen und Wertevorstellungen Schöpferische Ideen des Unbewussten nutzen und dem brennenden Wunsch nach Verwirklichung folgen, um Hindernisse zu überwinden und Rückschläge zu verkraften Das Geheimnis der Stehaufmännchen Wie kann man nun aber ganz praktisch seine persönliche Resilienz steigern, oder um es mit den Worten von Ronald Lengyel zu sagen: Die Kraft, mit der man es vom Boden wieder auf die Beine schafft entwickeln? Fokussieren Sie auf die positiven Dinge des Lebens. Vergessen Sie nicht: Jeder Tag enthält mindestens 51 % Positives und maximal 49% Negatives! Verfolgen Sie klare, erreichbare Ziele konsequent. Bauen Sie ein Netzwerk von Kontakten auf, die Energie bringen, und pflegen Sie es. Meiden Sie Energievampire. Akzeptieren Sie die Bipolarität des Lebens: Krisen sind zeitlich begrenzte Probleme, das Leben geht immer auf und ab! Suchen und finden Sie positive Aspekte in schwierigen Situationen: Das Glas ist halb voll statt halb leer! Akzeptieren Sie Veränderungen, denn sie sind das einzig stabile im Leben. Nehmen Sie die Gestalter-Rolle statt der Opfer-Rolle ein! Investieren Sie nur Energie in jene Themen, die SIE SELBST verändern können! Treffen Sie Entscheidungen! Es gibt nur zwei Arten von Entscheidungen: getroffene und nicht getroffene Ein positives Selbstbild fördert Ihren Selbstwert. Kümmern Sie sich um eigene Wünsche und Bedürfnisse, leben Sie nicht nur im Außen. Input = Output: Eine ausgewogene (basische) Ernährung bildet die Grundlage für tägliche Lebensenergie! und wie immer beginnt ALLES bei uns selbst und im eigenen Kopf! Der Umgang mit Resilienz ist ein Reifeprozess, der nicht beliebig beschleunigbar ist. Ein resilientes Leben ist vielmehr ein Prozess, an dem immer wieder gearbeitet werden muss. Hausverstand hilft bei der Umsetzung dieses Reifeprozesses immens. Aber es gilt auch Mut aufzubringen, unangenehme Situationen zu reflektieren, Schlüsse zu ziehen und so sein Leben zukunftsorientiert zu gestalten. Über Wirkung und Nebenwirkungen beim Einlassen auf diesen Reifeprozess fragen sie jedoch niemals ihren Arzt oder Apotheker, sondern immer nur sich selbst! Erhard Semlitsch Senior Consultant M 0043 / 664 / E erhard.semlitsch@pmcc-consulting.com