Nov-10 Univ.-Prof. Dr. Christina Schaefer. Gliederungsüberblick. 1. Bedeutung öffentlicher Unternehmen für die Daseinsvorsorge
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1 Innovatives Schulden- und Finanzmanagement in öffentlichen Unternehmen Univ.-Prof. Dr. Christina Schaefer Helmut-Schmidt Universität Hamburg Lehrstuhl für Verwaltungswissenschaft, insbesondere Steuerung öffentlicher Organisationen Nov-10 Univ.-Prof. Dr. Christina Schaefer 1 Gliederungsüberblick 1. Bedeutung öffentlicher Unternehmen für die Daseinsvorsorge 2. Kommunale Rahmenbedingungen 3. Öffentliche Unternehmen im Spannungsfeld zwischen Renditeerzielung und Daseinsvorsorge 4. Gestaltungsrahmen des Schulden- und Finanzmanagements öffentlicher Unternehmen
2 Bedeutung öffentlicher Unternehmen für die Daseinsvorsorge Betätigung Kommunen in der öffentlichen Wirtschaft: Zwischen 2000 und 2007 stieg die Zahl der kommunalen Unternehmen in den Flächenbundesländern um rund ein Fünftel auf knapp Der Umsatz erhöhte sich im gleichen Zeitraum um zwei Drittel auf 212,5 Mrd. EUR (2000: 131,1 Mrd. EUR) Anstieg der Gewinne von 4,5 Mrd. EUR in 2000 auf 4,9 Mrd. EUR in 2007; nach Subventionierung von defizitären Einrichtungen Anstieg von 1,3 Mrd. EUR in 2000 auf 4,9 Mrd. EUR in 2007 Fokus der Aktivitäten: Energiewirtschaft, Gesundheitssektor, Abfallbeseitigung (Statistisches Bundesamt) Über 80 Prozent des Investitionsvolumens kommunaler Unternehmen (2 Mrd. EUR) wird durch Projektaufträge an regionale Unternehmen vergeben. (VKU 2009, Konzessionsverträge Handlungsoptionen für Kommunen und Stadtwerke) Präferenzen der Bürger für die Wahrnehmung der öffentlichen Daseinsvorsorge im Bereich der Grundversorgung (Energie, Wasser etc.) durch kommunale Unternehmen (VKU Haushaltskundenbefragung 2008, diverse Bürgerbegehren) 3 Kommunale Rahmenbedingungen Starker Verschuldungdruck durch Kassenkredite - Zunahme wischen 2000 und 2007 um 318,7 % auf 376 je Einwohner. - Anteil an allen Schulden 11,5 %. - In vielen Kommunen entgegen ihrer eigentlichen Funktion (kurzfristige Sicherstellung der Zahlungsfähigkeit im laufenden Geschäft) eine Dauereinrichtung auf hohem Niveau. Deutlicher Bedeutungszuwachs der kommunalen Schulden in den Auslagerungen - Anteil liegt bei über 50 %. (Junkernheinrich/Micosatt, Kommunaler Finanz- und Schuldenreport Deutschland 2008) - Aufgrund der Verknüpfung kommunaler Haushaltswirtschaft t h mit kommunalen Unternehmen kann eine Verschuldung der Unternehmen die Leistungsfähigkeit einer Kommune stark beeinflussen (Schwarting 2007) 4 2
3 Öffentliche Unternehmen im Spannungsfeld zwischen Renditeerzielung und Daseinsvorsorge Spannungsfeld - Öffentliche Daseinsvorsorge: Adäquates, d.h. qualitativ hochwertiges, zuverlässiges Angebot zu vertretbaren Preisen - Renditestreben: Gewinnerwartungen privater Beteiligter, Vorgabe von Mindestrenditen, (kosten)effizientes Wirtschaften 5 Öffentliche Unternehmen im Spannungsfeld zwischen Renditeerzielung und Daseinsvorsorge Spannungsfeld - Öffentliche Daseinsvorsorge: Adäquates, d.h. qualitativ hochwertiges, zuverlässiges Angebot zu vertretbaren Preisen - Renditestreben: Gewinnerwartungen privater Beteiligter, Vorgabe von Mindestrenditen, (kosten)effizientes Wirtschaften - Finanzierungsinstrument für öffentliche Haushalte: Beitrag zur Haushaltskonsolidierung - Finanzierungslast für öffentliche Haushalte: kommunale Schulden in Auslagerungen 6 3
4 Gestaltungsrahmen des Schulden- und Finanzmanagements öffentlicher Unternehmen Grundlegende Abwägungen bei Finanzierungsentscheidungen Liquidität Effizienz Zielkonflikte Risiko Unabhängigkeit 7 Gestaltungsrahmen des Schulden- und Finanzmanagements öffentlicher Unternehmen Öffentliche Daseinsvorsorge Renditestreben Liquidität Effizienz Zielkonflikte Risiko Unabhängigkeit Finanzierungsinstrument Finanzierungslast 8 4
5 Begriffsverständnis - Passives Schuldenmanagement: Bestmögliche einmalige Umsetzung einer beschlossenen Schuldenniveauänderung. - Aktives Schuldenmanagement: Sucht neben den bisherigen Aufgaben ständig nach neuen und besseren Varianten für das Management der Schulden und stellt somit einen ständigen Prozess dar. Innovativ keine Abkehr von klassischen Finanzierungsinstrumenten - Kein Plädoyer für ein ausschließlich auf moderne Finanzinstrumente (Derivate etc.) ausgerichtetes Schulden- und Finanzmanagement - Mit Blick auf sich verändernde Rahmenbindungen ein Portfolio an Schuldenmanagement- und Finanzierungsinstrumenten besitzen und dieses stimmig einsetzen 9 Risiken als Folge eines unausgewogenen, unbedachten Einsatzes von Finanzierungsinstrumenten klassische passive Instrumente, z.b. Kommunalkredite, Kassenkredite - Prolongationsrisiko - Mangelnde Flexibilität - Kassenkredite: Dauereinrichtung auf hohem Niveau Aktive Instrumente, z.b. Swaps, Futures - Fehleinschätzung zukünftiger Preis- und Zinsentwicklungen - Mangelnde Qualität bei der Prüfung der Zulässigkeit, Chancen und Risiken eines Produktes, Einholen einer zweiten Meinung 10 5
6 Voraussetzungen - Saubere Finanzplanung, insbesondere Liquiditätsplanung zur Liquiditätssicherung Strukturelle Liquiditätssicherung Laufende Liquiditätssicherung Liquiditätsreserve 11 Ist die Zahlungsfähigkeit einer Unternehmung nachhaltig gestört, befindet sie sich in einer existenziellen Krise, die zumeist zur Insolvenz und zum Konkurs führt. Illiquidität ist der letztendliche Grund des Unternehmenszusammenbruchs, beginnt jedoch zumeist»getarnt«mit einer latenten strategischen Rentabilitätsschwäche. Strategie- krise Handlungsspielraum Ertragskrise Liquiditätskrise Zeit 12 6
7 Voraussetzungen - Saubere Finanzplanung, insbesondere Liquiditätsplanung - Verständnis des Schulden- und Finanzmanagements als ständigen Prozess - Überblick über Instrumente des aktiven und passiven Schulden- und Finanzmanagements - Kenntnis über deren Chancen und Risiken sowie Anwendungsbereiche - Spezifische Kenntnisse im modernen Finanzmanagement 13 Ziel eines effektiven und effizienten Schulden- und Finanzmanagements Gestaltung und Steuerung eines Portfolios mit langfristig möglichst geringem Zinsaufwand bei gleichzeitig möglichst niedrigem Risiko. Situationsadäquater Einsatz passiver und aktiver Instrumente - langfristige Darlehen, Kommunalkredite, Kontokorrent - Projektfinanzierung - Forward Rate Agreement, Zinsswap, Sale-and-Lease-Back etc. 14 7
8 Keineswegs eine klare Befürwortung und Empfehlung oder Ablehnung für die eine oder andere Gestaltung des Finanzmanagements. Vielmehr ein Hinwirken darauf, dass im Einzelfall stets die Vor- und Nachteile verschiedener Handlungsmöglichkeiten abzuwägen sind und darauf aufbauend eine ergebnisorientierte Strukturierung des Portfolios zu empfehlen ist. Hierfür bedarf es klarer Richtlinien und Rahmenbedingungen sowie Kontrollmechanismen für den Gestaltungsspielraum bei der Zusammenstellung des Portfolios. 15 Der Einsatz von derivativen Instrumenten, bspw. Zinsswaps, Optionen, Caps/Floors, Collars, Forward Rate Agreements oder Swaptions, sollte stets im Sinne einer verantwortungsvollen kommunalen Haushaltsführung stattfinden. Demnach nur Verwendung zur Absicherung bestehender Risiken bzw. zur Erwerbsvorbereitung. Unbedingt ist stets ein Zusammenhang zu einem bereits bestehenden oder beabsichtigten Kreditgeschäft hinsichtlich Laufzeit und Volumen herzustellen (Konnexität). 16 8
9 Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit! Nov-10 Dozent, Semester 17 Univ.-Prof. Dr. Christina Schaefer 9
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