Suchtpotential von Analgetika in der Seniorenversorgung. Volker Lambert Facharzt für Innere Medizin Hausarzt
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- Ralph Raske
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1 Suchtpotential von Analgetika in der Seniorenversorgung Volker Lambert Facharzt für Innere Medizin Hausarzt
2 Vorbemerkung 50% der Hausarztkontakte sind durch chronische Schmerzen bedingt Bis zu 70% der Patienten >65 Jahre haben chronische Schmerzen Lokalisation: Gelenke (bes. untere Extremität, Rücken, Nacken) 2-15 % der Menschen>65 Jahre leiden unter episodischen Kopfschmerzen
3 Schmerzerkennung Akute Schmerzen Chronische Schmerzen Angst vor Schmerzen SONDERFALL: Schmerzen bei dementen Patienten
4 Schmerzwahrnehmung bei Senioren Auch bei schwerwiegenden Erkrankungen (zu) wenig Schmerzempfinden. Höhere Schmerzschwelle aber: Geringere Toleranz gegenüber Schmerzdauer, deshalb: Abhängigkeitsproblematik nicht zu vernachlässigen, aber eher nicht das Problem
5 Akute Schmerzen Standardmanagement SCHMERZ Medikamente: Dosierung dem Alter anpassen Zentralwirksame Analgetika mit Zurückhaltung einsetzen Interaktionen beachten UAW(Nebenwirkungen) häufiger und bedrohlicher Abhängigkeitsproblem nicht relevant
6 Chronische Schmerzen Problem: Eher Untertherapie (Untersuchungen Sauaia 2005,Won 2004, McCleane 2008) Schmerzwahrnehmung verändert Bei Älteren häufiger spinale oder zerebrale Remodling-Prozesse ( Schmerzgedächtnis ) Schwierigkeit, Schmerzursache und Schmerzstärke zu eruieren
7 Analgetikaübersicht NichtopioidartigeSchmerzmittel Schwache Opioide Starke Opioide Adjuvanzien (WHO-Schemata banal!)
8 Wertung der Medikamente Wirksamkeit UAW Interaktion Abhängigkeitspotential
9 Nicht-Opioide ASS Paracetamol Metamizol (Novaminsulfat) Nicht-steroidale antirheumatische/antientzündliche Medikamente (NSAID) Exotika (Flupirtin Tapendalol)
10 ASS Gegen akute Schmerzen Keine Daueranwendung wg gastro-intestinaler NW Abhängigkeit selten, aber ANALGETIKAKOPFSCHMERZ -Gefahr Mischpräparate (Koffein!) sollten nicht eingesetzt werden
11 Paracetamol Wirkungsmechanismus nicht genau bekannt, wahrscheinlich zentrale Wirkung. Leichte bis mittlere Schmerzen ( Schmerz ist nicht weg, hat sich aber entfernt ) Nicht bei Lebererkrankungen, Alkoholkrht. Max. Tagesdosis 3g = 6Tbl. Vorsicht bei Marcumar-Patienten, evtl. Dosisanpassung nötig Gewöhnungsgefahr sehr gering
12 Metamizol Zentrale und periphere Wirkeffekte Spasmolytisch Möglichkeit der schweren UAW (Agranulocytose Ansonsten gute Wirkung, gute Verträglichkeit Relativ kurze Halbwertszeit, Dosisintervall 4-6 Stunden (500mg/30Trf. ED)
13 NSAID Ibuprofen, Diclofenac, Naproxen, Meloxicam, Celecoxib Umsatzstärkste Schmerzmittelgruppe Hohe Rate an UAW (MA-DA-Blutung, Nierenfunktionminderung, Leberversagen, RR- Anstieg, vermehrtes Risiko von Herz-und Hirn- Gefäßerkrankungen) Wenn schnelle, starke Wirkung nötig: Diclo (Gichtanfall) Sonst Naproxen INSGESAMT: größte Zurückhaltung!!
14 NSAID Keine Langzeitbehandlung Keine parenterale Gabe Keine Zäpfchen Gewöhnungsgefahr: mäßig
15 Exotika Flupirtin wird zzt stark beworben. Soll muskelrelaxierende Wirkung haben. Wenig Erfahrung Verlängerung der Halbwertszeit bei >65 auf bis zu 22Stdn Kumulation bei Leber-und Nierenschäden TOLERANZENTWICKLUNG und Abhängigkeit NICHT empfehlenswert (KATADOLON) Außerdem
16 Adjuvantien In der Schmerzbehandlung der Senioren hoherstellenwert Gabapentin Pregabalin Carbamazepin (Antidepressiva Antipsychotika)
17 Schwache Opioide Tramadolon Tilidin/Naloxon 50:4 Paracetamol/Codein Bei stärkeren Schmerzen Hohes Abhängigkeitspotential besonders bei Tilidin (Tropfen : BTM!)
18 Starke Opioide Buprenorphin(Temgesic et al.) -auch transdermal Fentanyl Morphin Oxycodon auch transdermal retardiert verfügbar nur retardiert anwendbar CAVE: Teilung Hydromorphon bei Durchbruchschmerz, bei Niereninsuff
19 Schmerzmittelabhängigkeit Ein komplexes Problem Bei Älteren spielt die Schmerzmittelabhängigkeit eine untergeordnete Rolle, häufiger ist der inadaequate Gebrauch Häufig durch rezeptfreie Schmerzmittel, insbesonders durch Mischpräparate Iatrogene (= arztbedingte) Schmerzmittelabhängigkeit kommt vor betrifft ALLE Schmerzmittel, im besonderen aber die schwachen und (selten) starken Opioide
20 Abhängigkeitssyndrom liegt vor, wenn innerhalb von 12 Monaten mindesten 3 Kriterien erfüllt sind: Starker Wunsch bzw Zwang, eine Substanz zu konsumieren Verminderte Kontrollfähigkeit im Umgang mit der Substanz Körperliches Entzugssyndrom Toleranzentwicklung Soziale und berufliche Aktivitäten werden anhaltend vernachlässigt Fortsetzung des Substanzgebrauchs trotz eindeutiger Schädigung, worüber sich der Konsument im Klaren ist
21 Sonderform Analgetikakopfschmerz Definition Mischanalgetika: Arzneimittel, die ein oder mehrere peripher wirksame Schmerzmittel sowie zusätzlich einen oder meherere Kombinationspartner mit Wirkung auf das ZNS enthalten Wirkung der Mischanalgetika Analgesie,je nach beigegebener Sedierung oder Stimulation Nebenwirkungen Analgetikakopfschmerz Organschäden, insb. Nierenschäden, bei langfristigem Gebrauch
22 Suchtpotential von Analgetika Feste Dosierungsintervalle Bei Bedarf vorwiegend bei absehbar kurzer Anwendung Rechtzeitiges Erkennen einer Unterdosierung, ggf Zugabe eines Adjuvanz`. Einsatz von nichtpharmakologischen Methoden (TENS, physikal.therapie, progress. Muskelrelaxation ect)
23 Prophylaxe und Therapie Aufgaben des Arztes und des Apothekers ARZT: 4K`s Klare Indikation Korrekte Dosierung Kurze Anwendung Kein abruptes Absetzen APOTHEKER: Hinweis auf Folgen Wechsel anbieten Vorsichtige Schmerzanamnese
24 Besonderheiten frailty Delirantes Syndrom (zentral wirksame Medikamente,anticholinerges Potential) Hypernatriämie (Tramadolon, Antiepileptika,Antidepressiva)
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