Burn-out. Julius Kurmann Dr. med. Chefarzt Luzerner Psychiatrie MAS Philosophie + Management
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- Frauke Baumhauer
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1 Julius Kurmann Dr. med. Chefarzt Luzerner Psychiatrie MAS Philosophie + Management 14. März 2014
2 Zitat von Byung-Chul HAN Der Exzess der Leistungssteigerung führt zum Infarkt der Seele aus "Müdigkeitsgesellschaft"
3 Workshop «Burn-out» Frühlingszyklus 2014 Begriffsklärung Krankheitsbild Prävention Behandlungsmöglichkeiten Diskussion über eigene «Fälle» 3
4 Workshop «Burn-out» Begriffsklärung 4
5 Burn-out-Syndrom heute Heute: Zunehmende öffentliche Aufmerksamkeit für das Burn-out-Syndrom Grund: Psychische Belastungsfaktoren haben die körperlichen Belastungsfaktoren eingeholt oder gar überholt 5
6 Begriffsdefinition Burn-out ist ein Störungskonzept, das ursächlich auf ein Wechselspiel zwischen Arbeitsplatzbedingungen und individueller Persönlichkeit zurückzuführen ist. Dieses Wechselspiel führt im Rahmen einer Eskalationsphase mit erfolglosen Bemühungen, die belastenden Arbeitsbedingungen zu meistern, zu Symptomen. Burn-out ist ein Prozess (kein Zustand), der sich aufgrund der Diskrepanz zwischen Erwartungen und Realitäten und schliesslich einem ungünstigen Umgang mit den entstandenen Stressoren entwickelt. 6
7 Wichtigste Ursachen Hohe Belastung und Eintönigkeit bei gleichzeitig geringer Möglichkeit zur Einflussnahme auf den Arbeitsprozess Geringe Anerkennung bei zugleich starker persönlicher Verausgabung Fehlende soziale Unterstützung durch Vorgesetzte sowie im persönlichen Umfeld 7
8 Die zehn häufigsten Stressquellen in der Arbeitswelt Immer zu viel zu tun haben Unvorhersehbare Unterbrechungen Ambiguität (Mehrdeutigkeit) - MA sind sich nicht sicher, was um sie herum vorgeht Misstrauen und Konkurrenz Das Mission Statement der Firma steht im Widerspruch zur täglichen Realität Wertlose Leistungsbeurteilungen: "Sie sind hervorragend - Sie sind gefeuert" Fehlendes direktes, ehrliches und persönliches Feedback -Flut Fehlender Handlungsspielraum bei der eigenen Arbeit Zurückhalten von für die Erledigung der Aufgaben existenziellen Informationen vgl. Wilkerson,
9 Diagnose «Burn-out» Burn-out soll keine «Sammeltopfdiagnose» sein. Kriterien müssen erfüllt sein. Burn-out ist bis jetzt im ICD-10 keine eigentliche Diagnose.
10 Diagnose «Burn-out» Beim Störungsbild Burn-out gibt es zahlreiche Überlappungen zu: - Depression - Anpassungsstörung - Neurasthenie - Chronic-Fatigue-Syndrom (CFS) 10
11 Workshop «Burn-out» Krankheitsbild 11
12 Symptome von Burn-out 1. Warnsymptome der Anfangsphase Verstärkter Einsatz Gefühl, alles selbst machen zu müssen Vernachlässigung eigener Bedürfnisse Erschöpfung Energiemangel Chronische Müdigkeit Motivationsverlust 12
13 Symptome Burn-out 2. Reduziertes Engagement Für die Arbeit Negative Einstellung zur Arbeit Auftreten von Fehlleistungen (Unpünktlichkeit, Verwechslung von Terminen) Innere Kündigung Verlust positiver Gefühle gegenüber Kunden oder Mitarbeitenden 13
14 Symptome Burn-out 2. Reduziertes Engagement Für andere Soziale Kontakte werden vermieden Partnerschaften werden vernachlässigt Wichtige Ziele im Leben werden entwertet 14
15 Symptome von Burn-out 3. Emotionale Reaktion Depression Gefühle der Hilflosigkeit, der inneren Leere Gefühl, die Arbeit nicht zu schaffen, kognitive Symptome Gefühl von innerer Leere, Abstumpfung, Abgestorben Sein 15
16 Symptome von Burn-out 3. Emotionale Reaktion Aggression Nervosität, Reizbarkeit, Ungeduld Schuldzuweisung an andere Kunden und Mitarbeitende werden als böse, dumm, fordernd, uneinsichtig und undiszipliniert erlebt Jede neue Aufgabe wird als Zumutung empfunden 16
17 Symptome von Burn-out 4. Psychosomatische Reaktionen Unfähigkeit zur Entspannung in der Freizeit Schlafstörungen, sexuelle Probleme, Krankheitsanfälligkeit Muskelverspannungen, Rückenschmerzen Veränderte Essgewohnheiten, Suchtverhalten 17
18 Persönliche und soziale Folgen von Burn-out Freizeitbeschäftigungen werden vernachlässigt Vermehrter Alkohol- und Zigarettenkonsum Missbrauch von Beruhigungsmitteln Gestörtes Essverhalten Ehe- und Familienprobleme 18
19 Workshop «Burn-out» Prävention 19
20 Strategien zur Prävention und Bewältigung 1 Organisations- und institutionsbezogene Strategien 2 Personenbezogene Strategien 20
21 Strategien zur Prävention und Bewältigung 1. Organisations- und institutionsbezogene Strategien Aufgabenvielfalt ist besser als eintönige Arbeit Freiräume schaffen zur individuellen Gestaltung der Arbeit Partizipation der Mitarbeitenden Ausreichende personelle Besetzung Flexible Arbeitszeit und Schichtregelungen 21
22 Strategie zur Prävention und Bewältigung 1. Organisations- und institutsbezogene Strategien Laufbahnentwicklung Sicherung von Anforderungsvielfalt Aus- und Weiterbildung Coaching 22
23 Strategien zur Prävention und Bewältigung 2. Personenbezogene Strategien Schaffen Sie ein Gleichgewicht zwischen Arbeit und Entspannung Planen Sie umsichtig, versuchen Sie Zeitdruck abzubauen Zäsuren setzen Ordnung schaffen Auszeiten vom Alltag nehmen Überdenken Sie Ihre Ansprüche an sich und andere 23
24 Strategien zur Prävention und Bewältigung 2. Personenbezogene Strategien Lernen Sie, 'nein' zu sagen Meiden Sie Situationen, die Ihnen nicht gut tun Distanz zu unangenehmen täglichen Aufgaben gewinnen Sich erfreulichen/wesentlichen Dingen des Lebens zuwenden Geniessen lernen Nehmen Sie sich Zeit für Aktivitäten wie Kultur, Sport etc. 24
25 Strategien zur Prävention und Bewältigung 2. Personenbezogene Strategien Entspannungsmethoden wie Yoga, Autogenes Training, Tai-Chi, Qi Gong und Meditation sind hilfreich Arbeit an sich! durch Aufgeben von unrealistischen Erwartungen an sich: "Ich bin für alles verantwortlich" "Ich muss besser sein als die anderen" "Ich brauche keine Hilfe" 25
26 Workshop «Burn-out» Behandlungsmöglichkeiten 26
27 Behandlungsmöglichkeiten Individuell! Dies bedeutet abklären, welche Faktoren im Vordergrund sind Beispiel: Belastender Arbeitsplatz Intervention auf der Arbeitsebene 27
28 Behandlungsmöglichkeiten Besprechen Sie mit dem Patienten/der Patientin folgende wesentlichen Aspekte: Umgang mit der Zeit: Lasse ich mich von der Zeit bestimmen/hetzen? Schaffe ich es einzuteilen («Arbeitszeit»; «Soziale Zeit»; «Ich-Zeit») Selbstwirksamkeit: Wie schaffe ich es mein Leben zu gestalten, auf mein Leben Einfluss zu nehmen? Achtsamkeit: Wie nehme ich mich und die Umwelt wahr? Habe ich offene Sinne für das, was mir begegnet? Wertschätzung: Oft geht es auch um einen wertschätzenden Umgang mit sich selber? Welches Selbstbild habe ich und welches möchte ich selber von mir haben? 28
29 Behandlungsmöglichkeiten Krank schreiben oder nicht? Klären, wie bedeutsam die Arbeit für den Patienten ist Wenn krank schreiben, wieviel Prozent? Abklären, ob Teilzeitarbeit möglich, sinnvoll und umsetzbar ist 29
30 Behandlungsmöglichkeiten 100 % AUF und dann welche Therapie? krank schreiben alleine ist noch keine Therapie Stationäre oder Ambulante Therapie? Medikamentöse Behandlung? 30
31 Behandlungsmöglichkeiten Wie kann die Rückkehr an den Arbeitsplatz gestaltet werden? Die Heilung braucht Zeit Nicht zu schnell auf eine Reintegration drängen oder sich drängen lassen machen, um Rückfälle zu vermeiden Unbedingt schrittweiser Wiedereinstieg in die Arbeit Allenfalls Information und Coaching der Vorgesetzten und des Teams 31
32 Zitat von Albert Schweitzer: Das Heil der Welt liegt nicht in neuen Maßnahmen, sondern in einer anderen Gesinnung. 32
33 Hilfreiche Homepages und weitere Infos burnout-institut.eu
34 Kontaktinformation Dr. med. Julius Kurmann, MAS Philosophie & Management ist Chefarzt der Stationären Dienste der Luzerner Psychiatrie. Nach dem Medizinstudium absolvierte er seine Ausbildung zum Psychiater und Psychotherapeuten in Zug und Zürich. Zudem hat er 2008 das vierjährige Nachdiplomstudium in 'Philosophie & Management' an der Universität Luzern mit dem Master of Advanced Studies in Philosophie und Management abgeschlossen. Seit 1989 arbeitet er in Luzern, zuerst während zwei Jahren als Oberarzt, dann während fünf Jahren als leitender Arzt und seit 1996 als Chefarzt. Dr. med. Julius Kurmann Chefarzt Stationäre Dienste Luzerner Psychiatrie CH-6000 Luzern 16 Tel
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