E-Portfolio zur Förderung des individuellen Lernens im Lernfeldunterricht. Ana Schachschneider Lingen
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- Angela Mann
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1 E-Portfolio zur Förderung des individuellen Lernens im Lernfeldunterricht Ana Schachschneider Lingen
2 Anforderungen an den Berufsschulunterricht Im Mittelpunkt jedes Berufsschulunterrichts muss eine anwendungsorientierte Aufgabe aus dem Handlungsfeld des zukünftigen Berufs stehen. Das soll durch die Einführung der Lernfelder erreicht werden. Die Lernfeldorientierung erfordert von dem Lehrenden die Planung einer umfangreichen Unterrichtsreihe, wobei die unterschiedlichen Fachinhalte zu der Lernsituation (als Teil eines Handlungsfeldes) zugeordnet werden. Die angestrebte Kompetenzentwicklung kann dabei sehr gut durch eine übersichtliche Darstellung der einzelnen Phasen des vollständigen Handlungskreises erreicht werden. Ebenso müssen die Lernaktivitäten der Schüler mit einem anderen Blick betrachtet werden. Es spielt nämlich weniger eine Rolle, ob Fachinformationen ( totes Wissen ) abfragbar sind, sondern vielmehr, anhand der konkreten Arbeitsprodukte sowie der Dokumentation des Lernprozesses die Lernergebnisse sichtbar und reflektierbar zu machen. Eine Möglichkeit, diesen Anforderungen an einen kompetenz- und lernfeldorientierten Berufsschulunterricht gerecht zu werden, ist die Erstellung einer optimalen digitalen Lernumgebung mittels eines E-Lern-Portfolios. Ein E-Lern- Portfolio soll den Schülern die Möglichkeit geben, selbstgesteuert, effektiv und individuell zu lernen und damit die eigene Handlungskompetenz zu stärken. Was ist ein E-Lern-Portfolio? Es gibt verschiedene Arten bzw. Definitionen von E-Portfolio. Alle E- Portfolios haben eines gemeinsam: es handelt sich um eine strukturierte Sammlung von digitalen Dokumenten. Ein E-Lern-Portfolio ist nicht nur eine elektronische Sammlung von Lehrer- und Schülerdokumenten sondern vielmehr ein Instrument (Umsetzung des pädagogischen Konzeptes) für die Förderung einer lernerzentrierten Lernkultur, welche auf eigenverantwortlichem und selbstgesteuertem Lernen basiert und den unterschiedlichen Lernvoraussetzungen der neuen - digitalen - Generation gerecht wird. Da wir in einem Wissenszeitalter leben, muss das neue Verständnis des Lernens berücksichtigt werden, wonach ein Mensch nie fertig ausgelernt hat und das Lernen jeden Menschen lebenslang begleitet. 2
3 Die Lehrerdokumente (Arbeitsblätter, Informationsmaterial, Lernsituation) sollen den Schülern gleichzeitig einen Überblick über den gesamten Unterrichtsinhalt für einen längeren Zeitraum geben (ein halbes oder ganzes Schuljahr). Durch eine übersichtliche (z.b. bildliche) Darstellung der Lernsituation wird den Schülern eine Struktur für das planvolle Vorgehen bei der Bearbeitung der Lernsituation zur Verfügung gestellt. Dabei bietet die digitale Verlinkung (am besten online) den Schülern eine gute Unterstützung, weil von der Gesamtübersicht ausgehend jederzeit der Zugriff auf benötigte Materialien möglich ist. Die nötigen Dokumente können auch einzelnen Phasen des Handlungskreises zugeordnet werden. Ebenso müssen den Schülern die Hinweise für das methodische Vorgehen und für die Organisation ihres Lernprozesses zur Verfügung gestellt werden. Diese Vorgehensweise hilft auch dem Lehrer, seine Unterrichtsreihe rechtzeitig als zusammengehörende Einheit zu planen und zu optimieren. Um die eigene berufliche Handlungskompetenz zu entwickeln, sollen die Schüler ihre Lernprodukte (Arbeitsergebnisse) und Lernprozesse (Lerntagebuch, Einschätzung der erreichten Kompetenzen, Berichtsheft) dokumentieren. Das E-Lern-Portfolio unterstützt die Schüler dabei, ihr eigenes Arbeiten und den persönlichen Lernprozess zu reflektieren. Unterschiedliche Erfahrungen/Kompetenzen von Schülern werden dadurch dem Schüler und dem Lehrer transparent. Die Schülerdokumente dienen dem Lehrer sowohl zur Erfassung des Kompetenzstandes und zur Bewertung der Schüler als auch dazu, seinen Unterricht zu optimieren, z.b. an die Lerngruppe anzupassen. Die Stärken bzw. die Schwächen der Schüler werden erkannt und können dementsprechend berücksichtigt werden. Realisierung eines E-Lern-Portfolios Die Realisierung des E-Lern-Portfolios kann z. B. über Power-Point erfolgen, wobei sämtliche Dokumente online verlinkt sind, so dass die Aufgabenstellungen, Informationen, Übungen, Wochenberichte und Schülerergebnisse den Schülern über einen Server (z.b. BSCW oder Moodle) auch außerhalb der Schule zur Verfügung stehen. 3
4 4
5 Lernfeldkonzept Um die berufliche Handlungskompetenz besser zu fördern, sollen die Lernfelder aus den beruflichen Handlungsfeldern abgeleitet und durch geeignete Lernsituationen für den Unterricht didaktisch aufbereitet und konkretisiert werden. Das Ziel des Lernfeldunterrichts ist es, die Lernenden zum selbstständigen Planen und Durchführen von beruflichen Aufgaben zu befähigen. Anstelle der reinen Wissensvermittlung müssen die Fachinhalte in einen Anwendungszusammenhang gebracht werden. Somit stehen in einem Lernfeldunterricht die beruflichen Aufgabenstellungen und die beruflichen Arbeitsprozesse im Mittelpunkt. Die Entwicklung der Lernsituationen aus den Lernfeldern und deren Umsetzung im Unterricht ist für viele Lehrkräfte eine große Herausforderung. Diese Aufgabe ist sehr anspruchsvoll und komplex und deshalb nur von Teams zu bewerkstelligen. Die Umsetzung des Lernfeldkonzepts wird zudem durch die Unterrichtsorganisation erschwert, da diese nicht selten an dem alten fachsystematischen Unterricht ausgerichtet ist. Zum Teil sind aus organisatorischen Gründen in den berufsbildenden Schulen immer noch Fächer auf dem Stundenplan zu finden. Die erste Schwierigkeit bei der Planung einer Lernsituation ist es, die relevanten Handlungssituationen für entsprechende Berufe zu finden. Dafür müssen die Lehrenden die beruflichen Handlungsfelder kennen. Das ist schwierig, weil den Lehrkräften der Einblick in die aktuellen beruflichen Handlungsprozesse und beruflichen Aufgaben oft fehlt und die entsprechende berufliche Handlung nicht immer in berufsbildenden Schulen umgesetzt werden kann. Die zweite Herausforderung ist die Planung der Lernsituation nach dem Prinzip der vollständigen Handlung. Alle didaktisch-methodischen Überlegungen sollen dazu dienen, die berufliche Handlungskompetenz der Lerngruppe optimal zu entwickeln und zu fördern. Am Anfang einer Lernsituation muss die Lerngruppe mit einem Einstiegsszenario motiviert und das Vorwissen aktiviert werden. Da das Einstiegsszenario eine realitätsnahe Problemstellung, die den Bezug zur betrieblichen Situation herstellt, umfassen und die gesamte Lernsituation tragen muss, ist das Finden eines geeigneten Einstiegsszenarios eine wichtige, aber auch anspruchsvolle Aufgabe. Des Weiteren sollen die Unterrichtsmethoden so gewählt werden, dass kooperatives und selbstständiges Lernen unterstützt wird. Die Lerngruppe muss an das planvolle Vorgehen bei der Lösung der beruflichen Aufgaben herangeführt werden. Nicht zuletzt müssen sich die Lehrkräfte Gedanken machen, wie die Lernprozesse und Lernprodukte dokumentiert, reflektiert und bewertet werden können und wie die kompetenzorientierte Leistungsüberprüfung erfolgen soll. 5
6 Didaktisch-methodische Leitfragen, die dazu dienen, eine Lernsituation zu einer vollständigen Handlung zu machen Berufsschule Berufliche Tätigkeit Lernfeld A Lernfeld B Lernfeld C Handlungsfeld 1 Handlungsfeld 2 Lernsituation 1 Lernsituation 2... Ausgebildete Schülerinnen und Schüler mit beruflicher Handlungskompetenz Phasen des vollständigen Handlungskreises Didaktische und methodische Konzepte SYSTEMATISIEREN Wie können die gelernten Fähigkeiten und Fachkenntnisse mit Bekanntem in Beziehung gebracht werden? (Portfolio) BEWERTEN Wie kann eine kompetenzorientierte Leistungsüberprüfung erfolgen? Wie kann eine prozessorientierte Reflexion stattfinden? ORIENTIEREN Wie kann ein Überblick über die Unterrichtsreihe gegeben werden? Wie können die Lernenden motiviert werden? Wie kann an Vorwissen angeknüpft werden? BERUFLICHE HANDLUNGSFELDER LERNSITUATION ARBEITSAUFGABEN LERNAUFGABEN INFORMIEREN Welche Methoden - unterstützen das kooperative Lernen - berücksichtigen die individuellen Stärken und Schwächen der Schülerinnen und Schüler - unterstützen das selbstorganisierte Lernen? PLANEN Wie können die Lernenden an planvolles Vorgehen herangeführt werden? ÜBERPRÜFEN Wie kann die Korrektheit der Arbeitsergebnisse nachgewiesen werden? KOMPETENZEN AUSFÜHREN Wie können sich die Lernenden gegenseitig unterstützen? Wird die berufliche Fachkompetenz gefördert? ENTSCHEIDEN Sind verschiedene Lösungen oder Lösungswege möglich? 6
7 7
8 Handlungsprozessanalyse Prinzip, H.323, SIP, VoIP-TK-Anlage (IP 305), VoIP-Telefon (IP 110), PoESwitch Informationsbeschaffung, -verarbeitung und -bewertung Arbeitsziele erkennen und formulieren Entscheidungen treffen Arbeitszeit einteilen Skizze anfertigen Informationsblatt erstellen Inhalte übersichtlich darstellen zusätzliche Informationen besorgen Ergebnisse präsentieren Methodenkompetenz Fachkompetenz Aufbau und Konfiguration eines VoIP-Systems Personale Kompetenz Sozialkompetenz sich informieren genau zuhören ausreden lassen das Gehörte zusammenfassen pünktlich sein im Team arbeiten mit Konflikten umgehen selbstständig Entscheidungen treffen das eigene Tun reflektieren Verantwortung übernehmen 8
9 Lernsituation: Aufbau und Konfiguration eines VoIP-Systems Beschreibung der Lernsituation: Eine Immobilienfirma erweitert ihre Geschäftsräume. Zu diesem Zweck möchte die Firma die vorhandene Kommunikationsinfrastruktur erweitern bzw. modernisieren. Sie hat sich für eine VoIP-Lösung entschieden. Der bisherige ISDN-Anschluss mit den vorhandenen analogen und digitalen Endgeräten soll für eine Übergangszeit weiterhin bestehen bleiben. Neben dem ISDN- Basisanschluss und den ISDN-Endgeräten verfügt die Immobilienfirma über folgende VoIP-Geräte: eine VoIP-TK-Anlage (IP 305), zwei VoIP-Telefone (IP 110) und einen PoESwitch. Arbeitsaufgabe: Aufgabe ist es, das VoIP-System, bestehend aus den vorhandenen Geräten, aufzubauen und zu konfigurieren. Dabei soll sowohl intern zwischen allen ISDN- und VoIP-Geräten kommuniziert werden können als auch ins externe Telefonnetz (sanfte Migration). Phasen ORIENTIEREN Methodisches Vorgehen Der Advance-Organizer dient als Überblick und als Leitfaden für die gesamte Unterrichtsreihe und verknüpft die neuen Inhalte mit dem Vorwissen. INFORMIEREN Nach dem Prinzip des Gruppenpuzzles befasst sich die Lerngruppe mit den Grundlagen, Protokollen und den Komponenten der VoIP-Technologie. PLANEN, ENTSCHEIDEN AUSFÜHREN PRÜFEN BEWERTEN SYSTEMATI- SIEREN Mittels der Bedienungsanleitungen erstellen die Lernenden einen Übersichtsplan mit allen Komponenten und Schnittstellen. In dieser Phase erfolgt auch die Vorbereitung auf die Konfiguration des Systems. Anhand der Übersichtspläne bauen die Lernenden das komplette System auf und führen die Konfiguration sowie die Inbetriebnahme des Systems durch. Die Lernenden überprüfen die durchgeführte Konfiguration, indem sie die Verbindung zwischen den beiden Teilnehmern herstellen. Eventuell auftretende Fehler versuchen die Lernenden zuerst selbstständig zu beseitigen. Wenn sie nicht weiterkommen, benutzen sie ausliegende Karten mit Hinweisen zu möglichen Fehlerursachen. Für die Bewertung muss eine Dokumentation (Übersichtsplan des fertigen VoIP-Systems, Liste der durchgeführten Schritte) angefertigt werden. Die Unterrichtsreihe wird mit einer Reflexion beendet, indem die Lernenden über die Lernprozesse und die Lernergebnisse diskutieren. Im Portfolio wird das Gelernte zusammengefasst. Ausblick: Da für VoIP mindestens ein ADSL-Anschluss empfohlen wird, bietet sich an, im Anschluss an die hier dargestellte Unterrichtsreihe die Hochgeschwindigkeitsinternetzugänge zu behandeln. Damit beginnt ein neuer Handlungskreis. 9
10 GLOSSAR Begriff Erläuterung Lernsituation Einstiegsszenario Teilkompetenz (Handlungskompetenz) Vollständige Handlung Orientieren Informieren Planen Entscheiden Durchführen Bewerten beinhaltet berufliche Aufgabenstellungen und Handlungsabläufe, die für den Unterricht didaktisch und methodisch aufbereitet werden orientiert sich am Erwerb der Handlungskompetenz beinhaltet eine realitätsnahe und exemplarische Problemstellung muss die gesamte Lernsituation tragen und den Bezug zur betrieblichen Situation herstellen die Bereitschaft und Befähigung des Einzelnen, sich in beruflichen, gesellschaftlichen und privaten Situationen sachgerecht durchdacht sowie individuell und sozial verantwortlich zu verhalten entspricht der Praxis im Berufsleben bietet dem Berufsschulunterricht Chancen, die vollständige Handlung sorgfältiger umzusetzen im späteren Berufsleben sollen die Lernenden selbständig Arbeitsprozesse durchführen Überblick über die Unterrichtsreihe. Motivation der Lernenden Anknüpfung an Vorwissen die Lernenden beschaffen selbstständig die nötigen Informationen die Lernenden erstellen selbständig einen Arbeitsablauf der Arbeitsablauf wird überprüft und es wird entschieden, wie er letztlich umgesetzt wird die Lernenden führen selbständig die erforderlichen Arbeitsschritte durch eine kompetenzorientierte Leistungsüberprüfung (Prozess und Produkt) Reflektieren die Lernenden sollen lernen, die eigenen Handlungen zu reflektieren 10
11 VORLAGE Szenario /Arbeitsauftrag Arbeitsplanung / Lernaufgaben 1 Informieren Zeit 2 Planen / Entscheiden Zeit 3 Durchführen/Testen Zeit 4 Bewerten 11
12 Viel Erfolg! Ana Schachschneider 12
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