Kathrina Stiefel

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1 KURZBERICHT PRAKTIKUM IM BEHANDLUNGSZENTRUM FÜR FOLTEROPFER ULM (BFU) Kathrina Stiefel Betreuerin: Priv. Doz. Dr. biol. hum. Regina A. Kurth Anzahl der Wörter im Text: 1232

2 Praktikumsbericht Behandlungszentrum für Folteropfer Ulm 2 1. KURZDARSTELLUNG DES BEHANDLUNGSZENTRUMS FÜR FOLTEROPFER ULM (BFU) Das BFU gehört zur Bundesweiten Arbeitsgemeinschaft der Psychosozialen Zentren für Flüchtlinge und Folteropfer und ist eines von vier Behandlungszentren in Baden- Württemberg bzw. eines von insgesamt 26 Zentren in Deutschland, die sich um traumatisierte Flüchtlinge und Migranten kümmern. Einrichtungen, welche ambulante, dolmetschergestützte Psychotherapien anbieten sind in Deutschland kaum vorhanden. Auch angesichts der aktuellen Flüchtlingsthematik wird umso deutlicher, wie wichtig das Angebot einer adäquaten Psychotherapie für dieses Klientel ist BESCHREIBUNG DER INSTITUTION Das Behandlungszentrum ist eine ambulante therapeutische Einrichtung. Die Aufgaben des Zentrums liegen vor allem in der psychotherapeutischen Behandlung von traumatisierten erwachsenen Flüchtlingen, die in ihrem Heimatland Folter oder andere Gewalterfahrungen erleiden mussten. Seit Gründung des BFU 1995 wurden über 2000 Patienten medizinisch, psychotherapeutisch und psychosozial betreut, pro Jahr sind es zurzeit rund 100 traumatisierte Flüchtlinge ADRESSE UND MITARBEITER Die Adresse des BFU lautet: Innere Wallstraße 6 in Ulm. Mit insgesamt 6 Mitarbeitern ist das BFU eine kleine Einrichtung. Zusätzlich zu den festangestellten Mitarbeitern wird das Therapiezentrum jedoch auch durch ehrenamtliche Mitarbeiter unterstützt. Derzeit sind zwei Psychologische Psychotherapeutinnen in der Einrichtung angestellt. Die therapeutische Leitung übernimmt Frau Priv. Doz. Dr. biol. hum. Regina A. Kurth. Die organisatorische Leitung unterliegt Herrn Manfred Makowitzki (M.A.). In administrativen Aufgaben wird er von zwei Mitarbeiterinnen unterstützt. Das therapeutische Konzept sieht teilweise als Ergänzung auch eine Kunsttherapie vor, welche von einer ausgebildeten Therapeutin angeboten wird. Das BFU steht in enger Kommunikation mit Haus- und Fachärzten, um auch nach Therapieende eine ärztliche Anbindung zu ermöglichen. Des Weiteren wird Kontakt mir Rechtsanwälten sowie verantwortlichen Sozialarbeiter gepflegt.

3 Praktikumsbericht Behandlungszentrum für Folteropfer Ulm AUFGABEN DER INSTITUTION Das BFU bietet ambulante Psychotherapie für traumatisierte Flüchtlinge an. Teilweise wird Kunsttherapie, parallel zur Einzelpsychotherapie, angeboten. Ein dritter Aufgabenbereich stellt die Akuttraumabehandlung dar. Die Behandlung akuttraumatisierter Menschen ist sowohl für Deutsche, als auch für Nichtdeutsche als Therapieangebot am BFU möglich. Da die Kosten für eine Behandlung meist nicht von Krankenkassen übernommen werden muss bereits zu Beginn der Therapie ein Antrag auf Kostenübernahme gestellt werden. Zu den wichtigsten Kostenträgern gehören die Landratsämter, Kommunen, Krankenkassen, Stiftungen private Geldgeber sowie Amnesty International KLIENTEL UND ZIELSETZUNG Die therapeutischen Angebote des BFU richten sich hauptsächlich an zwei verschiedene Zielgruppen. Zum einen werden Flüchtlingen und Migranten behandelt, die Opfer von Gewalt, Krieg oder Folter wurden. Schwere Traumatisierungen, wie beispielweise Verfolgung, Haft ohne Gerichtsurteil, körperliche oder sexuelle Gewalt, Tod und Verlust von Familienangehörigen zwangen die Menschen zur Flucht aus den Krisen- oder Kriegsgebieten. Aber auch Menschen, die andere Arten von akuten Traumata erlitten, wie beispielweise Naturkatastrophen, Unfälle, Gewalttaten oder Todesfälle haben die Möglichkeit, eine Akutbehandlung zu erhalten. Bei akuttraumatisierten Menschen, die am BFU behandelt werden handelt es sich meist um Deutsche, die einen Arbeitsunfall erleben mussten und deren Fälle von der Berufsgenossenschaft übernommen werden. Zu Beginn der Psychotherapie werden bis zu fünf psychologisch-psychotherapeutische Diagnostik-Sitzungen durchgeführt. Diese dienen der diagnostischen Abklärung. Hierzu zählen die Erhebung psychischer Beschwerden, soziale und biographische Anamnese. Aber auch die Bildung einer tragfähigen therapeutischen Beziehung ist Teil dieses Therapieabschnittes. Die meisten therapeutischen Sitzungen finden in Begleitung von im Gesundheitsbereich geschulten Dolmetschern statt. Diese helfen, sprachliche Barrieren zu überwinden und eine eindeutige Kommunikation zu ermöglichen. Im Rahmen der Therapie findet auch Psychosoziale Beratung statt ARBEITSWEISE DER INSTITUTION Das BFU versteht seine Aufgaben darin, eine Verbesserung bzw. Stabilisierung der psychischen Verfassung zu erreichen und bei der Wiederentdeckung eigener Stärken und Selbstheilungskräfte zu helfen. Im Rahmen der Therapie wird Unterstützung zur

4 Praktikumsbericht Behandlungszentrum für Folteropfer Ulm 4 Traumabewältigung angeboten. Zusammen mit Klienten werden neue Lebensperspektiven entwickelt ARBEITSKONZEPTION UND ARBEITSSCHWERPUNKTE Wie bereits erwähnt bietet das BFU Psychotherapie mit traumabezogenen Aspekten an. Bei spezieller Indikation bietet sich die Eye Movement Desensitization and Reprocessing (EMDR) Methode an, um Traumata zu bearbeiten. Auch im BFU wird diese hochwirksame Therapiemethode von ausgebildeten Psychologischen Psychotherapeuten angeboten. Das therapeutische Konzept beruht darauf, dass ein kurzer, intensiver Kontakt zur traumatischen Erinnerung entsteht. Gleichzeitig wird durch den Therapeuten eine bilaterale Stimulation erzeugt. 2. DARSTELLUNG DES TÄTIGKEITS- UND AUFGABENFELDES Die im Bericht dargestellte Tätigkeit wurde im Rahmen meines Praktikums am Behandlungszentrum für Folteropfer in Ulm vom bis zum verrichtet. Die Arbeitszeit lag bei 40 Stunden pro Woche mit einer Dauer von fünf Wochen. In meinem Praktikum konnte ich sowohl Einblicke in die therapeutische, als auch in die administrative Arbeit bekommen. Diese beiden Arbeitsbereiche nahmen ungefähr gleich viel Raum in meiner Tätigkeit ein KONKRETE SCHILDERUNG Zu meinen alltäglichen Aufgaben im Praktikum gehörten morgens die Bearbeitung von E- Mails sowie die Vorbereitung der Therapiesitzungen. An zwei bis fünf Therapiesitzungen konnte ich jeden Tag teilnehmen. Im Anschluss daran folgten eine Nachbesprechung, Reflexion und das Klären von aufkommenden Fragen gemeinsam mit der Therapeutin. Zeiten, in denen keine Therapien stattfanden wurden von administrativer und organisatorischer Arbeit eingenommen. Diese variierte je nach anstehenden Aufgaben DARSTELLUNG DER EIGENEN TÄTIGKEIT Frau Dr. Kurth betreute mich während den Aufgaben im therapeutischen Tätigkeitsfeld. Ich konnte regelmäßig an den psychotherapeutischen Sitzungen teilnehmen. Im Anschluss daran wurden nicht nur Gesprächsinhalte, Verhaltensbeobachtung etc., sondern auch die angewandten Methoden und Vorgehensweisen bei akut und komplex traumatisierten Menschen gemeinsam mit der Therapeutin reflektiert. So konnte ich meine Kenntnisse von Traumafolgestörungen erweitern. Therapeutische Sitzungen beinhalteten neben

5 Praktikumsbericht Behandlungszentrum für Folteropfer Ulm 5 Psychoedukation, Stabilisierungs- und Imaginationstechniken, Umgang mit Triggern und Intrusionen, Traumaexpositionstechniken und kognitive Umstrukturierungsverfahren, auch Entspannungsverfahren. Zudem gehörte zu meinen Aufgaben die selbstständige Auswertung von Fragebogenverfahren sowie Experten-Ratingverfahren. Administrative Aufgaben, unter der Leitung von Herrn Makowitzki (M.A.) umfassten unter Anderem das Durchführen der formal-organisatorischen Korrespondenz KRITISCHE AUSEINANDERSETZUNG MIT DER EIGENEN TÄTIGKEIT Den Aufgaben im Rahmen des Praktikums fühlte ich mich im Großen und Ganzen gewachsen. Bei Problemen oder Fragen bestand immer die Möglichkeit von Rückfragen. Es war interessant, auch die administrative Seite kennen zu lernen In größeren Institutionen ist selten ein solch umfassender Einblick möglich. Es wurde eigenständiges Arbeiten erwartet, sodass mir eigene Aufgaben übertragen wurden, welche ich selbstständig bearbeiten sollte. Es hat mir gefallen, dass ich im Rahmen meiner praktischen Tätigkeit Arbeit abnehmen und unterstützend sein konnte. Insbesondere die Teilnahme an diagnostischen und therapeutischen Sitzungen war sehr interessant für mich. Auf Grund der kurzen Praktikumsdauer war es als allerdings kaum möglich, den Verlauf der Therapie einzelner Patienten zu betrachten. In den Nachbesprechungen der therapeutischen Sitzungen mit der behandelnden Psychotherapeutin habe ich deutlich gemerkt, dass sowohl theoretische Kenntnisse, als auch Erfahrungen im therapeutischen Kontext im Studium nur wenig vermittelt werden. Insbesondere für die Auswertung der Fragebogen und Testverfahren war im Studium Erworbenes sehr hilfreich. Es war für mich insgesamt eine prägende Erfahrung, einer erfahrenen Therapeutin, insbesondere im Bereich der Traumabehandlung, über die Schulter zu schauen. Jede therapeutische Sitzung wurde individuell gestaltet, sodass für mich die Teilnahme immer mit einem Wissenszuwachs verbunden war. 3. ZUSAMMENFASSENDE EINSCHÄTZUNG DES PRAKTIKUMS UND DER PRAXISEINRICHTUNG Ein Praktikum beim BFU ist eine besondere Möglichkeit, innerhalb eines kleinen Instituts Erfahrungen im Umgang mit traumatisierten Menschen zu machen, aber auch Arbeit im administrativen kennen zu lernen.

6 Praktikumsbericht Behandlungszentrum für Folteropfer Ulm VORAUSSETZUNGEN FÜR PRAKTIKANTEN/INNEN, LERNMÖGLICHKEITEN UND KONSTRUKTIVE KRITIK Das Praktikum am BFU hat mir gut gefallen. Insbesondere für die Möglichkeit der Teilnahme an therapeutischen Sitzungen war interessant und hat mich auch in der weiteren beruflichen Entscheidungsfindung weitergebracht. Das Praktikum bietet Einblicke in den Umgang mit Patienten, unterschiedliche Krankheitsbilder und Therapiemöglichkeiten. Selbstständiges und eigenverantwortliches Arbeiten stellt eine Voraussetzung für ein Praktikum am BFU dar. Das Praktikum würde ich Studenten empfehlen, welche ein ausgeprägtes Interesse an der klinischen Psychologie haben und auch administrative und organisatorische Aufgaben gerne selbstständig übernehmen. Datum: Unterschrift