Krise der Städte und ethnisch-kulturelle Ausgrenzung Programm der heutigen Sitzung 1. Exklusion und Underclass 2. Situation USA vs. Frankreich 3. Trends in deutschen Städten 4. Referat: Migranten Ausgegrenzt?
Gesellschaftlicher Wandel und neue Ansätze der Ungleichheitsforschung Struktur Traditionelle Ansätze vertikale Ungleichheit (Oben - Unten) Neue Ansätze Innen-Außen-Spaltung Zugehörige und Ausgegrenzte Soziale Frage Kritik Verteilung von Reichtum Ausbeutung Ausschluss von Erwerbsarbeit Überflüssige, die nicht mal mehr ausgebeutet werden
Ursachen für Ausgrenzung 1. Umbrüche in der Erwerbsarbeit Deindustrialisierung und Abwertung unqualifizierter Arbeit Zunahme an Bildungs- und Qualifikationserfordernissen 2. Verschärfung durch Globalisierung industrielle Produktion wird ins Ausland verlagert zunehmend auch Verlagerung von Jobs, die höhere Qualifikation erfordern
Ursachen für Ausgrenzung 3. Neoliberaler Umbau des Wohlfahrtstaats Nationalstaaten sind um Wettbewerbsfähigkeit bemüht Standortargument legitimiert Sozialabbau 4. Individualisierung Erosion informeller sozialer Netze Verstärkte Abhängigkeit vom Arbeitsmarkt würde wohlfahrtsstaatliche Absicherung erfordern
Exklusion und Underclass Gemeinsamkeiten Ausgrenzung liegt dann vor, wenn die marginale Position am Arbeitsmarkt mit sozialer Isolation einhergeht keine gesellschaftliche Teilhabe im kulturell etabliertem Verständnis (Mittelschichtslebensstil) möglich Unterschiede Exklusionsbegriff betont Prozesshaftigkeit (gesamtgesellschaftliches Problem) Underclass-Begriff betont dagegen die Reproduktion sozialer Lagen
USA: Underclass und Ghetto-Poor Hautfarbe als Basis der Ausgrenzung (lange Geschichte der Rassendiskriminierung) Konzentration von Armut in innerstädtischen Vierteln durch Abwanderung der schwarzen Mittelschichten strukturelle vs. kulturelle Ursachen von Armut Abbau staatlicher Hilfsmaßnahmen: Sozialhilfe produziere Kultur der Abhängigkeit und trage somit zur Reproduktion bei ( culture of poverty und blaming the victim ) Keine Übertragbarkeit auf europäische Verhältnisse
Frankreich: Exklusion in den Banlieues Entmischung der Vorstädte (Aufsteiger ziehen weg, Immigranten nach) französische und franko-maghrebinische Jugendliche sind gleichermaßen von Arbeitslosigkeit und Stigmatisierung betroffen Keine ethnischen Spannungen innerhalb der Viertel (gemischte peergroups)
ethnisch-kulturelle Spannungen in Frankreich Republikanisches Selbstverständnis als Staatsnation (vs. Kulturnation in Deutschland) Gleichheit als oberster Wert Institutioneller Rassismus: Tabuisierung ethnischer Differenz auf staatlicher Ebene führt zum Fehlen einer expliziten Antidiskriminierungspolitik institutionelle Farbenblindheit : Mangelnde Wahrnehmung der wachsenden kulturellen Benachteiligung der Franko-Maghrebiner Keine Möglichkeit, benachteiligte Gruppen besonders zu fördern
ethnisch-kulturelle Anerkennungskonflikte Einwanderer können sich aufgrund der institutionellen Blindheit kaum für ihre Belange einsetzten vollständiges Fehlen von politischer Repräsentation traditionelle Unruhen in den Vorstädten als Versuch, Aufmerksamkeit zu erhalten als Reaktion auf fehlende Anerkennung
Weitere Folgen fehlender Anerkennung Gemeinschaftsbildung in den Vorstädten zunehmend durch islamisch orientierte Vereine Hilfe im sozialen Bereich (Bildung, Jobsuche) Kulturelles Identitätsangebot (besonders für Jugendliche attraktiv)
Trends in deutschen Städten 1. Kollektive Abstiegsprozesse infolge der Deindustrialisierung 2. Selektive Mobilität: Mittelschichten (v.a. Familien) verlassen schlechte Wohngegenden Räumliche Konzentration marginalisierter Einheimischer und diskriminierter Zuwanderer Duale Stadtentwicklung und Polarisierung: teure vs. heruntergekommene Wohngegenden
3. Vermarktlichung der Wohnungsversorgung: Staat zieht sich aus sozialem Wohnungsbau zurück Entstehen von innerstädtischen Vierteln und von Großraumsiedlungen am Stadtrand (Plattenbau) mit hoher Konzentration von Armut