SO2-MANAGEMENT: BESONDERHEITEN UND GEZIELTE MAßNAHMEN WÄHREND DER WEINBEREITUNG

Ähnliche Dokumente
SCHWEFLIGE SÄURE, GRENZWERTE UND GEZIELTE MAßNAHMEN WÄHREND DER WEINBEREITUNG

Einsparung von SO 2 bei der Weinbereitung

Empfehlungen zur Säuerung von Wein

Möglichkeiten zur Reduzierung des Schwefeleinsatzes unter der Berücksichtigung der mikrobiologischen Stabilität und des Oxidationsschutzes

Rudolf Dorner. Anthocyan und Tannin- Extraktion mit Trenolin Premium Red PLUS maximieren. ERBSLÖH Geisenheim AG

Prof. Dr. Manfred Großmann Hochschule Geisenheim University Institut für Mikrobiologie und Biochemie

Säuremanagement bei den 2012ern

Maischegärung bei Weißweinen richtig gemacht

ITALIEN WEINLAND SCHWEFELARMER WEIN AUSBAU PRAXISBEISPIELE AUS ITALIEN

Was macht der Schwefel im Wein?

Optimierung der Traubenverarbeitung und der Mostvorklärung

Johannes Burkert. Weinbereitung im Quevri

Selektion von Hefestämmen zur Reduktion des Alkoholgehaltes und Erhöhung der Säurewerte

Vermeidung von Weinfehlern in der Kellerwirtschaft. Bernhard Schandelmaier, Institut für Weinbau und Oenologie

BSA-wie geht es richtig?? Nicolas Link, Weinlabor Link / Worms

Wie entsteht ein großer Wein?

Dr. Jürgen Fröhlich. Effiziente und sichere Böckserbehandlung mit Ercofid ERBSLÖH Geisenheim AG. Häufigkeit von Weinfehlern

Hefe, mehr als nur Alkoholproduzent

Bakterien im Wein Einblick in die Vielfalt der Bakterien während der Gärung. Dipl.-Ing. Petra Riegler. HBLA und BA für Wein- und Obstbau

ECOVIN Jungwinzertagung 2016 ORANGE WINES Maischevergorene Weißweine in Holz, Ton und Edelstahl

SCHWEFEL-DIOXID MANAGEMENT BEI LOW INPUT WEINBEREITUNG

Vermeidung von Weinfehlern durch sachgerechte Traubenproduktion am Beispiel der untypischen Alterungsnote (UTA)

Böckserbehandlung ein aktueller Überblick

Traubenverarbeitung und Mostbehandlung 2014

Die Früchte ernten. Checkliste zur Ernte 2016

Die malolaktische Gärung

KELLERWIRTSCHAFTSVERSUCHE KREMS

Vorwort zur zweiten Auflage... V. Vorwort zur ersten Auflage... VII. Autorenverzeichnis... IX

Einführung in die Biochemie

Die Reaktionen des Sauerstoffs

Selektion von Hefestämmen zur Gewinnung der gewünschten Verbindungen

Reinzuchthefen 2.0. Chancen und Risiken durch die Vinifikation mit Nicht-Saccharomyceten. Wo liegt die Grenze? Reinvergärung.

Prof. Dr. Manfred Großmann ist Professor und Institutsleiter Mikrobiologie und Bio chemie an der Hochschule Geisenheim University.

Glutathion in der Weinbereitung: Einfluss auf den Hefestoffwechsel und die Bildung von S-haltigen Aromastoffen

Mikrobiologie des Weines

STUDIE ÜBER ZUSAMMENSETZUNG VON

Einflüsse der Mikrobiologie

Technischer Milchsäurebakterien -Test 2012

Einführung in die Biochemie

Einfluss auf die Säurebildung des Weines durch Hefe und die Kellertechnik.

Traubenverarbeitung und Weinbereitung 2017

HEFEN UND DEREN NATÜRLICHE PRODUKTION VON SCHWEFEL

Weinbehandlung. Mostbehandlung Vergärung Jungweinbehandlung Gerbstoff- und Geschmackskorrektur Stabilisierung Sonstige Produkte

Von der Traube zum Wein

Auszug aus TECHNISCHE ANMERKUNGEN LEITFADEN BIOLOGISCHER WEINBAU UND WEIN- BEREITUNG, EU-PROJEKT FP6 STREP - ORWINE

Amtsblatt der Europäischen Union L 193/7

BEGRENZUNG DES SULFITGEHALTS. Verwendung von Schutzkulturen, Weinbereitung, Lagerung

DIE STEUERUNG DER ALKOHOLISCHEN GÄRUNG TECHNISCHEN BROSCHÜRE

Begerow Product Line. Hefenährstoff- Navigator

Dr. Maik Werner. Betriebsmittel Aktuell Beschaffenheit, Anwendung und Eigenschaften. ERBSLÖH Geisenheim AG.

Merkblatt für die ökologische Weinbereitung

Microbial diversity and their roles in the vinegar fermentation process

TUM. Technische Universität München. Lehrstuhl für Allgemeine Lebensmitteltechnologie. Praktikum Weintechnologie und -analytik. Sommersemester 2012

Beverage Treatment Products. SIHA Hefenährstoff- Navigator

OIV-Kodex der guten weinbaulichen Praxis zur Minimierung von biogenen Aminen in Wein

Symposium der Vereinigung österreichischer Önologen und Weinforscher (VÖstÖF) am , Klosterneuburg

Ulrich Pedri. Säuremanagement eine wiederkehrende Herausforderung. Bozen,

Einfluss von Hefe und Gärung auf die Säure

Bioprotektion und Verminderung von SO 2.

Weinbehandlung. Mostbehandlung Vergärung Jungweinbehandlung Gerbstoff- und Geschmackskorrektur Stabilisierung Sonstige Produkte

Kodex der guten weinbaulichen praxis zur verhinderung oder einschränkung von kontaminationen durch. Brettanomyces. Monat: November Jahr: 2014 OIV.

physikalische Vorgänge Chemische Reaktionen

Situation des aktuellen Reifezustandes

Die Praxis der Spontangärung

Vorlesung Technologie des Weines. - Aromastoffe in Wein -

Versuch Umkehrosmose bei Rotweinen

Trockenstress beeinflusst die Trauben- und Weinqualität. Dr. Daniel Heßdörfer Sachgebietsleitung Weinbau- und Qualitätsmanagement

Sonnenbrand 2007 Ein kellerwirtschaftliches Problem?

Erbslöh - Vinifikation - Jungwein

Sinnvoller Ascorbinsäureeinsatz

KELLERWIRTSCHAFTSVERSUCHE KREMS

Große Weine und ihr Reifepotenzial. Fränkische Weinwirtschaftstage 2014 Hermann Mengler Fachberatung Oenologie

respekt-biodyn-kellerrichtlinien

ph-wertsenkung im Most: Kationentauscher als Alternative zur Weinsäure

respekt-biodyn-kellerrichtlinien

Öko Weinbereitung Welche Hürden muss der Kellermeister bewältigen?

Eine neue Weinhefe: Candida zemplinina. Matthias Sipiczki Universität Debrecen, Ungarn

Kellerwirtschaftsversuche Krems

RESOLUTION OIV-OENO gestützt auf die Arbeiten der Expertengruppen Spezifikationen önologischer Erzeugnisse und Mikrobiologie

GRUNDLAGEN EINER ÖKOLOGISCHEN KELLERWIRTSCHAFT

Weinsäurezusatz im Most Landesweingüter Krems und Retz

I. Zellatmung. =Abbau von Kohlenhydraten unter Sauerstoffverbrauch (aerob) KH + O 2 --> CO 2 + H 2 O + Energie

RESOLUTION OIV-OENO MONOGRAPHIE ÜBER GLUTATHION

SO 2 Management- Möglichkeiten zur Beeinflussung des Gesamt-SO 2 Gehaltes im Wein

Ethylcarbamat in Steinobstbränden

Nährstoffmanagement Klosterneuburger Hefetagung vorgestellt von

Beverage Treatment Products. Hefenährstoffe und Weinschönungsprodukte auf Hefebasis Navigator

Hefeauswahl auf Nummer sicher gehen oder experimentieren?

Bayerisches Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit

Der Einsatz des Pflanzensta rkungsmittel Agrosol im Weinbau 2013

Gärfähigkeit der Hefen aus dem Weingarten

1.Leutenbacher Mostseminar. Mostprofessor Manfred Walz

Fructophile Hefestämme zum Verhindern und Kurieren von Gärstockungen

1. Die Bildung von Methan durch Mikroorganismen erfolgt (2 Punkte)

Einführung in die Biochemie Gärung anaerober Abbau

Rotweinforum Oppenheim 2003

einer einzigen Bakterienzelle neue Bakterien. Und sie alle können aus den entsprechenden Eiweißbausteinen Histamin und andere biogene Amine

Einfluss von Wassergabe und Blattdu nger auf ausgewa hlte Qualita tsparameter im Weinbau 2013

Hefenährstoffe Auf den Inhalt kommt es an! Fast Food oder Slow Food

Besonderheiten bei der Vergärung (Hefeauswahl) 2015

Transkript:

SO2-MANAGEMENT: BESONDERHEITEN UND GEZIELTE MAßNAHMEN WÄHREND DER WEINBEREITUNG Prof. Dr. Manfred Großmann Hochschule Geisenheim University Institut für Mikrobiologie und Biochemie 1

SO 2 /schweflige Säure: ein Alleskönner und trotzdem ein Problem? 2

Schweflige Säure ein Alleskönner (?) Gründe: Antioxidationsmittel Schutz vor Bräunungsreaktionen Schutz vor Bräunungsreaktionen Konservierungsmittel Schutz vor mikrobiellem Befall Bindemittel für Acetaldehyd, Pyruvat, 2-Ketoglutarat Schutz vor Oxidationsnoten 3

Komplexität der Weinbereitung Traubengüte Fäulnis Sauerstoff Mostsäure, ph-wert Phenolische Noten Hefeverfügbare Nährstoffe Böckser Gärhefen Flüchtige Säure SO 2 Lagerfähigkeit Problem: (Fast) alles hängt miteinander zusammen! 4

Komplexität der Weinbereitung Traubengüte Fäulnis Sauerstoff Mostsäure, ph-wert Phenolische Noten Hefeverfügbare Nährstoffe Böckser Gärhefen Flüchtige Säure SO 2 Lagerfähigkeit Problem: Bedarf, Gesetz und Gesundheit 5

Komplexität der Weinbereitung Traubengüte Fäulnis Sauerstoff Flüchtige Säure Mostsäure, ph-wert Phenolische Noten SO 2 Lagerfähigkeit Hefeverfügbare Nährstoffe Böckser Gärhefen Zusatz-Problem: Alles hängt in einem kleinem Zeitfenster miteinander zusammen! 6

Zeit Weinbau Akohol. Gärung BSA MLF Entwicklung mikrobieller Weinschädlinge 2 4 6 8 10 12 Folgejahr Zeitschiene Trauben- und Mostverarbeitung 7

Schwefel im Wein, Risiko und/oder Schutz für die Gesundheit des Konsumenten und Anwenders zu präzisieren: Schutz VOR SO 2 Schutz MIT SO 2 8

SO 2 /Schweflige Säure Wo bleibt der Mensch und seine Gesundheit? für den Anwender 9

SO 2 /Schweflige Säure Wo bleibt der Mensch und seine Gesundheit? für den Anwender: Verätzungen 10

Flüssige Dosage: Das Ende der Schwefelbombe Bernhard Schandelmaier, Institut für Weinbau und Oenologie, DLR Rheinpfalz Der Deutsche Weinbau v. 24.06.2016. Nr. 13 Seite 12-15 11

aus: Flüssige Dosage: Das Ende der Schwefelbombe, Bernhard Schandelmaier, Der Deutsche Weinbau (2016), Nr. 13, 12-15 12

aus: Flüssige Dosage: Das Ende der Schwefelbombe, Bernhard Schandelmaier, Der Deutsche Weinbau (2016), Nr. 13, 12-15 13

aus: Flüssige Dosage: Das Ende der Schwefelbombe, Bernhard Schandelmaier, Der Deutsche Weinbau (2016), Nr. 13, 12-15 14

SO 2 /Schweflige Säure Wo bleibt der Mensch und seine Gesundheit? (Wein)konsumenten: Schwefel, genauer SO 2 oder Salze der schwefligen Säure = zugelassenes Konservierungsmittel für Lebensmittel, die möglichst lange haltbar sein sollen Auch zugelassen für Bio-Lebensmittel und Kosmetika! 15

SO 2 /Schweflige Säure Wo bleibt der Mensch und seine Gesundheit? für den (Wein)konsumenten Höchstmengenbegrenzungen gesalzener Trockenfisch trockene weiße Gemüsesorten gefroren Trockenfrüchte Nüsse mit Schale (200 mg/kg) (400 mg/kg) (50 mg/kg) (500 2.000 mg/kg) 16

SO 2 Grenzwerte: konventionelle Herstellung 17

SO 2 Grenzwerte: Bio-Wein 18

WHO-Richtlinie RDA = Recommended Daily Allowance = 0,7 mg SO 2 /kg Körpergewicht/Tag Normalerweise: schnelle Oxidation durch körpereigenes Enzym (Sulfitoxidase) zu Sulfat (relativ unbedenklich) ABER: Pseudo-allergische Anfälle möglich bei Asthma-Patienten und Personen mit genetisch bedingtem Defizit an Sulfitoxidase 19

Warnhinweis bei Wein enthält Sulfite / enthält Schwefeldioxid Kennzeichnung seit November 2005 (2003/89/E6) 20

Reaktionen mit SO 2 /schweflige Säure Was macht diese Verbindung zum All-rounder?? Oxidationsschutz Konservierungsmittel 21

Reaktionen mit SO 2 Sauerstoff Abfangen von Sauerstoff: Hemmung der Oxidation von Weininhaltsstoffen (Typizität) Hemmung der Vermehrung von Sauerstoff-bedürftigen Hefen (Kahmhefen Deckenbildung Fehltöne) Bakterien (Essigsäurebakterien Fehltöne) 22

Reaktionen mit SO 2 Organische Verbindungen Addition von Sulfit an Glycerinaldehyd Addukt kann nicht weiter verarbeitet werden Stop der Glycolyse Kein weiterer Energiegewinn Zelle stirbt 23

Zuckerabbau durch Glycolyse aus: Schlegel: Allg. Mikrobiologie 24

Reaktionen mit SO 2 Organische Verbindungen Reaktion mit ungesättigten Fettsäuren Zellmembran inaktiviert Reaktion mit Enzymen u. a. Tyrosinase u. Laccase inaktiviert 25

Frage: Welcher Stoff oder welche Stoffe hat/haben ähnlich umfassende Eigenschaften? Alles eine Frage des Redox-Potenzials!!!! 26

Redox-Paare und Redoxpotenzial abiweb.de 27

Regeln des Redox-Potentials 1.Je negativer das Redox-Potential desto stärker die reduzierende Wirkung des reduzierten Teils 2.Je positiver das Redox-Potential desto stärker die oxidierende Wirkung des oxidierten Teils 28

Weinausbau Problem: (zu) viele Redox-Systeme in Most und Wein?! (u. a. Phenole) Eventuell: zu viel Reduktivität vor/während d. Gärung Förderung der Entstehung von Böcksern Maß halten! Aber wie? 29

Die 2 Seiten phenolischer Verbindungen Positive Gesundheitsaspekte Hemmung der Fettoxidationen Bildung von Bräunungsprodukten in Anwesenheit von Sauerstoff Abgefangener Sauerstoff kann nicht mehr andere (flüchtige) Weininhaltsstoffe oxidieren Oxidierte phenolische Verbindungen tragen zu den Attributen bitter, adstringent bei 30

Schonung der phenolischen Verbindungen durch Zusatz von SO 2 Ascorbinsäure Bitte aufpassen: Ausreichender SO 2 -Gehalt notwendig, wenn Ascorbinsäure eingesetzt wird (Reduktone beachten!!) 31

SO 2 / Ascorbinsäure Frage: Wieso freie SO 2 bei Verwendung von Ascorbinsäure notwendig? Antwort: Bei Aktivität von Ascorbinsäure entsteht H 2 O 2 (Peroxid = Oxidationsmittel) Unbedingt abfangen, ansonsten Oxidation wertgebender Inhaltsstoffe (Aromen) Abfangen geht (fast) nur durch SO 2!! 32

SO 2 -Toleranz Altbekannt: Saccharomyces-Hefen werden durch SO 2 weniger gehemmt als Nicht-Saccharomyces-Hefen Neu: Toleranz beruht auf genetischen Effekten. Eine Vielzahl von Enzymen werden in SO 2 -tolerierenden Saccharomyces- Hefen in deutlich stärkerem Maße gebildet. (Fettsynthese, SO 2 -Metabolismus und Ausschleusung) (Nadai et al. 2016) Problem: steigende SO 2 -Toleranz von Brettanomyces-Hefen in Australien und Frankreich festgestellt. gemeinsames Projekt der Universität Bordeaux, Australian Wine Research Institute und der Hochschule Geisenheim (BAG- Alliance) 2016 33

Versuche zur Reduzierung oder Ersatz der Mostschwefelung Mischung aus oenologischen Tanninen und Lysozym Höherer Estergehalt in Tannin-Varianten Nach einem Jahr Lagerung: Tannin-Weine zeigten immer noch höhere Ester- Konzentrationen im Vergleich zur SO 2 -Variante (Sonni et al. 2011) VORSICHT: Nur analytische Ergebnisse, keine Verkostung!! 34

Reduktive Kraft der Mikroorganismen bekannt: reduktive Kraft der Hefe sur lie -Verfahren neu : reduktive Kraft von Oenococcus oeni! nach Malolaktischer Fermentation (MLF) (Su et al. 2015) ABER: Lagerung auf der Hefe FÖRDERT BSA/MLF!!! 35

SO 2 /schweflige Säure bleibt ein Alleskönner, ABER bewusst und in Maßen nutzen KEIN viel hilft viel!! 36

Herkünfte des SO 2 -Bedarfs SO 2 -bindende Stoffe auf/in den Trauben Entstehung während der Traubenreife (Edel)-Fäulnis steigende Most-pH-Werte sinkende antimikrobielle Wirksamkeit steigende Maische-/Most-Schwefelungen Sulfit-bildende Hefen (Nicht-Sacch./Sacch.-Hefen) Risiko bei Spontangärungen/schleppende Gärungen Hefeeigene Bildung SO 2 -bindender Stoffe (Nicht-Sacch./Sacch.-Hefen) Risiko bei Spontangärungen/schleppende Gärungen steigende Wein-pH-Werte steigender Bedarf zwecks Erhaltung der mikrobiellen Stabilität 37

Herkünfte des SO 2 -Bedarfs SO 2 -bindende Stoffe auf/in den Trauben Entstehung während der Traubenreife (Edel)-Fäulnis steigende Most-pH-Werte sinkende antimikrobielle Wirksamkeit Anstieg der Maische-/Most-Schwefelungsmengen Sulfit-bildende Hefen (Nicht-Sacch./Sacch.-Hefen) Risiko bei Spontangärungen/schleppende Gärungen Hefeeigene Bildung SO 2 -bindender Stoffe (Nicht-Sacch./Sacch.-Hefen) Risiko bei Spontangärungen/schleppende Gärungen steigende Wein-pH-Werte steigender Bedarf zwecks Erhaltung der mikrobiellen Stabilität 38

Herkünfte des SO 2 -Bedarfs SO 2 -bindende Stoffe auf/in den Trauben 39

Herkünfte des SO 2 -Bedarfs SO 2 -bindende Stoffe auf/in den Trauben Entstehung während der Traubenreife (Edel)-Fäulnis steigende Most-pH-Werte sinkende antimikrobielle Wirksamkeit Anstieg der Maische-/Most-Schwefelungsmengen Sulfit-bildende Hefen (Nicht-Sacch./Sacch.-Hefen) Risiko bei Spontangärungen/schleppende Gärungen Hefeeigene Bildung SO 2 -bindender Stoffe (Nicht-Sacch./Sacch.-Hefen) Risiko bei Spontangärungen/schleppende Gärungen steigende Wein-pH-Werte steigender Bedarf zwecks Erhaltung der mikrobiellen Stabilität 40

Herkünfte des SO 2 -Bedarfs steigende Most-pH-Werte Problem bei steigenden ph-werten: Bestimmung der freien SO 2 vermittelt eine trügerische Sicherheit! Warum?? 41

Herkünfte des SO 2 -Bedarfs steigende Most-pH-Werte Nur die molekulare SO 2 = ungeladene SO 2 kann in Zellen eindringen und Mikroorganismen hemmen! 42

Herkünfte des SO 2 -Bedarfs steigende Most-pH-Werte Anteil der molekularen SO 2 SINKT!! 43

Herkünfte des SO 2 -Bedarfs steigende Most-pH-Werte Divol, du Toit, Duckitt (2012) 44

Herkünfte des SO 2 -Bedarfs steigende Most-pH-Werte 45

Auswirkungen zu starker Maische- und Mostschwefelungen Schwefelfresser (Bildung von Acetaldehyd u. a.) Böckser = reduktive Note (Bildung von H 2 S u. Mercaptanen) 46

Herkünfte des SO 2 -Bedarfs steigende Most-pH-Werte Berechnungsformel: Divol, du Toit, Duckitt (2012) 47

Mostsäuerung = Möglichkeit der SO 2 -Einsparung! Hintergrund: wirksame, freie SO 2 ph-wert 4,0 3,0 Wenn für den Jahrgang zugelassen: Max. 1,5 g/l (berechnet als Weinsäure) senkt ph-wert um max. 0,3 Einheiten ab (Vorversuche!!) i. d. R. nutzbar Weinsäure 1,5 g/l Äpfelsäure 1,4 g/l (BSA/MLF Gefährdung!) Milchsäure 2,2 g/l 48

Most-Säuerung mehr als nur Säureharmonisierung Vorteile der ph-wertabsenkung tieferer ph: schwierigeres Umfeld für Milchsäurebakterien und Essigsäurebakterien tieferer ph: wirksamere SO 2 gegenüber unerwünschter wilden Hefen und Bakterien 49

Herkünfte des SO 2 -Bedarfs SO 2 -bindende Stoffe auf/in den Trauben Entstehung während der Traubenreife (Edel)-Fäulnis steigende Most-pH-Werte sinkende antimikrobielle Wirksamkeit Anstieg der Maische-/Most-Schwefelungsmengen Sulfit-bildende Hefen (N.-Sacch./Sacch.-Hefen) Risiko bei Spontangärungen/schleppende Gärungen Hefeeigene Bildung SO 2 -bindender Stoffe (Nicht-Sacch./Sacch.-Hefen) Risiko bei Spontangärungen/schleppende Gärungen steigende Wein-pH-Werte steigender Bedarf zwecks Erhaltung der mikrobiellen Stabilität 50

Sulfit-Produktion durch kommerzielle Weinhefen 51

Sulfitbildung in Abhängigkeit von der Rebsorte 52

Einfluss von Thiaminzugabe auf die Bildung bestimmter Hefemetabolite Ethanal Brenztraubensäure Ketoglutarsäure Sonstige SO 2 - bindende Stoffe als mg/l SO 2 SO 2 gesamt bei 50 mg/l SO 2 frei (berechn.) mg/l mg/l mg/l mg/l mit Thiamin vergoren ohne Thiamin vergoren 44 21 31 38 131 44 130 62 60 254 nach Würdig (1981) 53

Wirkung von Gärhilfsstoffen auf SO 2 -bindende Hefemetabolite 54

Effekte der Mostklärung Positiv Negativ - Verminderung von Hemmstoffen der alk. Gärung - Verminderung negativer Geruchs- und Geschmacks - Verminderung von hefenotwendigen Nährstoffen, insbesondere Thiamin!! 55

Herkünfte des SO 2 -Bedarfs Sulfit-bildende Hefen (Nicht-Sacch./Sacch.-Hefen) Bildungsmenge abhängig von Genetik des Hefestammes und der Zusammensetzung des Mostes und der daraus folgenden Gäraktivität (Abrahamson, 1995) bei Saccharomyces-Hefen: 10-100 mg/l! geprüft bei kommerziellen Hefeprodukten!! Risikofaktor bei Spontangärungen!!! 56

Herkünfte des SO 2 -Bedarfs SO 2 -bindende Stoffe auf/in den Trauben Entstehung während der Traubenreife (Edel)-Fäulnis steigende Most-pH-Werte sinkende antimikrobielle Wirksamkeit Anstieg der Maische-/Most-Schwefelungsmengen Sulfit-bildende Hefen (Nicht-Sacch./Sacch.-Hefen) Risiko bei Spontangärungen/schleppende Gärungen Hefeeigene Bildung SO 2 -bindender Stoffen Risiko bei Spontangärungen/schleppenden Gärungen steigende Wein-pH-Werte steigender Bedarf zwecks Erhaltung der mikrobiellen Stabilität 57

Höhere SO 2 -Toleranz in Sacch. cer.-hefen (im Vergleich zu wilden Hefen (Nicht-Sacch.-Hefen)) Möglichkeiten: Oxidation von SO 2 Reduktion von SO 2 Produktion von Acetaldehyd Sulfitolyse (Divol et al., 2012) Wichtig: UNTERSCHIEDLICHKEIT der Hefestämme! 58

Höhere SO 2 -Toleranz in Sacch. cer.-hefen (im Vergleich zu wilden Hefen (Nicht-Sacch.-Hefen)) Möglichkeiten: Oxidation von SO 2 Reduktion von SO 2 Produktion von Acetaldehyd Sulfitolyse (Divol et al., 2012) 59

Herkünfte des SO 2 -Bedarfs SO 2 -bindende Stoffe auf/in den Trauben 60

Herkünfte des SO 2 -Bedarfs SO 2 -bindende Stoffe auf/in den Trauben Entstehung während der Traubenreife (Edel)-Fäulnis steigende Most-pH-Werte sinkende antimikrobielle Wirksamkeit steigende Maische-/Most-Schwefelungen Sulfit-bildende Hefen (Nicht-Sacch./Sacch.-Hefen) Risiko bei Spontangärungen/schleppende Gärungen Hefeeigene Bildung SO 2 -bindender Stoffe (Nicht-Sacch./Sacch.-Hefen) Risiko bei Spontangärungen/schleppende Gärungen steigende Wein-pH-Werte steigender Bedarf zwecks Erhaltung der mikrobiellen Stabilität 61

Herkünfte des SO 2 -Bedarfs steigende Wein-pH-Werte WEINsäuerung als Möglichkeit der SO 2 -Einsparung!!!!! Hintergrund: wirksame freie SO 2 ph-wert 4,0 3,0 Wenn für den Jahrgang zugelassen: max. 2,5 g/l (berechnet als Weinsäure) 62

Überblick: SO 2 -bindende Stoffe Durch Mikroorganismen bedingte Herkunft: Fäulnis/Edelfäule im Weinberg Alkoholische Gärung Malolaktische Fermentation/ Biologischer Säureabbau Weinlagerung 63

Einsparung von SO 2 durch: Biologischer Säureabbau / Malolaktische Fermentation (BSA) (MLF) Reduzierung von Acetaldehyd zu Ethanol und Pyruvat zur Milchsäure Wenn die Rebsorte / der Weinstil es erlauben!! 64

Gehalt an gebundener SO 2 in Abhängigkeit der Lagerzeit 2012 65

Herkünfte des SO 2 -Bedarfs Zusatzproblem: Schwachstellen addieren sich! Manchmal ist 1 + 1 mehr als 2!!! 66

Bedeutung der Entstehungsorte von SO 2 - Bindungspartnern Relative Höhe der Auswirkung 67

Additive Effekte bei der Entstehung von SO 2 -Bindungspartnern Szenario 1: Infizierte Trauben Keltergerät Herkünfte des SO 2 -Konsums Mostbehandlung Versäumnis der Zugabe von Gärhilfsstoffen Szenario 2: Zunahme der Menge an SO 2 -Bindungspartnern 68

Maßnahmen zur Einschränkung des SO 2 -Bedarfs (gesundes) Lesegut kurze und schnelle Wege der Traubenanlieferung und Verarbeitung Ganztraubenpressung SO 2 -Einsatz (Maische, Most) rasche Angärung Verzicht auf Spontangärung Nutzung gärkräftiger Reinzuchthefen bewusster Einsatz von Gärhilfsstoffen (Thiamin, aber nicht nur!) moderate Gärtemperatur BSA/MLF?? Wirksam, aber es kommt auf den Weintyp an!! sinnvolles SO 2 -Management, auch im Jungwein Vermeidung der Entwicklung von wilden Hefen und Bakterien 69

Sinn und Zweck der Gärhilfsstoffe Verbesserung der Gärleistung Verbesserung der Stress-Toleranz Verbesserung der Aromenbildung (Gärbukett, Fehltöne ) Verminderung der SO2 bindender Stoffe Problem: Wann muss was und wieviel zugesetzt werden? 70

POSITIVE AUSWIRKUNGEN EINES KONSEQUENTEN SO2-MANAGEMENTS VON MOSTEN UND WEINEN keine Notwendigkeit für Ausnahmeregelung hinsichtlich SO 2 -Grenzen kein Imageverlust für den einzelnen Weinhersteller und die Weinbranche insgesamt keine Erklärungsnöte beim Kundengespräch, insb. bei Bio-Weinen 71

Preis: 16,90 72

Herzlichen Dank für Ihre Aufmerksamkeit! Bitte Fragen stellen 73