15 Zeitabhängige Störungstheorie

Ähnliche Dokumente
Vorlesung 18. Spontane Abstrahlung, Multipolentwicklung

Theoretische Physik II Quantenmechanik

QUANTENMECHANIK II. Wolfram Weise. Wintersemester 2009/2010

1. Emission und Absorption von Quanten (Licht etc.),

6 Der Harmonische Oszillator

11.2 Störungstheorie für einen entarteten Energie-Eigenwert E (0)

8. Woche. 8.1 Operatoren für physikalische Größen in Ortsdarstellung. 8.2 Die Mittelwerte der Funktionen von Koordinaten und Impulsen

Übungen zur Modernen Theoretischen Physik I SS 14

6.7 Delta-Funktion Potentialbarriere

Vorlesung 17. Quantisierung des elektromagnetischen Feldes

2) Störungstheorie und Variationsverfahren Burgd. 9 oder was tun, wenn die S-Glg. nicht exakt lösbar ist Schwabl 11

r r : Abstand der Kerne

Moderne Theoretische Physik II. V: Prof. Dr. D. Zeppenfeld, Ü: Dr. M. Rauch. Klausur 2 Lösung. 04. April 2017, 11:00-13:00 Uhr

Nachklausur: Quantentheorie I, WS 07/08

Ferienkurs Elektrodynamik WS11/12 - Zeitabhängige Elektromagnetische Felder

Ferienkurs Quantenmechanik - Probeklausur

Die Bewegungsgleichungen eines geladenen Teilchens im externen elektromagnetischen Feld sind bekannt d dt m v = e E + e [

Theoretische Physik II: Quantenmechanik

Bewegung im elektromagnetischen Feld

UNIVERSITÄT LEIPZIG INSTITUT FÜR THEORETISCHE PHYSIK

9 Translationen und Rotationen

Atome im elektrischen Feld

5 Der quantenmechanische Hilbertraum

Ŵ schreiben, wobei einerseits. 2m m!2ˆx 2, einen eindimensionalen harmonischen Oszillator beschreibt, dessen Eigenenergien. ~! (VIII.

Zusätzliche Aspekte der Absorbtion und Emission von Photonen

Blatt 11.4: Deltafunktion und Fourierreihen

Störungstheorie. Kapitel Motivation. 8.2 Zeitunabhängige Störungstheorie (Rayleigh-Schrödinger) nicht-entartete Störungstheorie

Grundlagen und Formalismus

Ferienkurs Quantenmechanik I WKB-Näherung und Störungstheorie

1.4 Streuung an Kristallen

T2 Quantenmechanik Lösungen 4

Lösungen zur II. Klausur in Theorie D (Quantenmechanik I)

Wir betrachten ein quantenmechanisches System das durch die Schrödinger-Gleichung

Die Lösungen der S.-Glg. für das freie Teilchen

PC2: Spektroskopie Störungsrechnung

Stark-Effekt für entartete Zustände

Kapitel 5. Aufspaltung der Energiebänder; Grenzfall fast freier Elektronen. 5.1 Allgemeines

Analoge Signale und Systeme im Zeit- und Frequenzbereich

Vorlesung 21. Identische Teilchen und das Pauli-Prinzip

TC1 Grundlagen der Theoretischen Chemie

Ferienkurs Quantenmechanik. Zeitabhängige Schrödingergleichung und der harmonische Oszillator

Statistischer Operator

k m = 2 f (Frequenz) k = 2 m gilt näherungsweise für alle Schwingungen, falls die Auslenkungen klein genug sind (ähnliches Potential ähnliche Kraft)

Skript zur 19. Vorlesung Quantenmechanik, Freitag den 24. Juni, 2011.

Kapitel 2. Zeitunabhängige Störungstheorie. 2.1 Ohne Entartung der ungestörten Energie Niveaus

Ferienkurs Quantenmechanik. Schrödingergleichung und Potentialprobleme

Übungen zur Theoretischen Physik F SS 08. c γα c αγ = δ γ,γ γ γ = δ γ,γ

Quantentheorie für Nanoingenieure Klausur Lösung

TC1 Grundlagen der Theoretischen Chemie

Moderne Theoretische Physik IIIa WS 18/19

Seminar zur Theorie der Atome, Kerne und kondensierten Materie. Kohärente Zustände des harmonischen Oszillators. Thomas Biekötter

Theoretische Physik 2 (Theoretische Mechanik)

Erklärungen zur Vorlesung TC I

11. Behandlung der Warteschlange (M/G/1): Einbettung eines diskreten (Markov-) Prozesses.

Differentialgleichung.

Quantendynamik des harmonischen Oszillators

Die Transzendenz von e

Hamilton-Systeme. J. Struckmeier

Ferienkurs Quantenmechanik 2009

12.8 Eigenschaften von elektronischen Übergängen. Übergangsfrequenz

12 Lineare Differentialgleichungen mit periodischen Koeffizienten

Übungen zur Theoretischen Festkörperphysik: Vertiefung (TV-2) P10 Quantentrog in zwei Dimensionen

Übungen zur Theoretischen Physik F SS 12

Quantentheorie I. (Kompendium) Herausgegeben von. Jeffrey Kelling Felix Lemke Stefan Majewsky

Theoretical Biophysics - Quantum Theory and Molecular Dynamics. 13. Vorlesung. Pawel Romanczuk WS 2016/17

6.2 Schwarzer Strahler, Plancksche Strahlungsformel

Lösungsskizze. eine Sprungweite bis zum K-Punkt von ca. 111 Meter Lösungsskizze

1.4. Das freie quantenmechanische Elektron

In den meisten optoelektronischen Bauelementen werden kristalline Festkörper verwendet, d.h. die Atome bilden ein streng periodisches Gitter.

I.4 Das freie quantenmechanische Elektron

Quantenmechanik I Sommersemester QM Web Page teaching/ss13/qm1.d.html

Lösungen der Übungen. zur Vorlesung HILBERTRAUM-METHODEN UND ANWENDUNGEN

4.9 Der Harmonische Oszillator

Näherungsmethoden in der Quantenmechanik

Seminar zur Theorie der Teilchen und Felder Supersymmetrie

7.4 Gekoppelte Schwingungen

Ferienkurs Quantenmechanik 2011

UNIVERSITÄT LEIPZIG, ITP Quantenmechanik II, WS2009/2010

Übungen zur Vorlesung Physikalische Chemie 2 (B. Sc.) Lösungsvorschlag zu Blatt 12

7 Diracs Bracket-Notation

Theoretische Chemie (TC II) Computational Chemistry

1.3 Differenzierbarkeit

TC1 Grundlagen der Theoretischen Chemie

Theorie F (SS 2007) Musterlösung Übungsblatt a

Komplexe Analysis D-ITET. Serie 7

Ferienkurs Quantenmechanik - Aufgaben. Drehimpuls und Spin. Sommersemester Drehimpuls. Drehimpuls und Spin (Theoretische Physik III)

7 Die Hamilton-Jacobi-Theorie

Topologie und Differentialrechnung mehrerer Veränderlicher, SS 2009 Modulprüfung/Abschlussklausur. Aufgabe Punkte

Inhalt der Vorlesung A1

Ferienkurs Quantenmechanik Sommer 2009

Klausur: Quantentheorie I, WS 07/08

Gewöhnliche Differentialgleichungen am Beispiel des harmonischen Oszillators

Aufgabe Σ Punkte Max

Dr. Sheldon Cooper (Jim Parsons)...either isolating the terms of his formula and examing them individually or looking for the alligator that

V. Optik in Halbleiterbauelementen

Praktikumsbeispiele zum Lehrgebiet WR II, Numerische Mathematik und CAS Serie Approximation

Elektrodynamik (T3p)

Die Erwartungswerte von Operatoren sind gegeben durch. (x, t)a (x, t) =h A i

TC1 Grundlagen der Theoretischen Chemie

Transkript:

Sript zur. Vorlesung Quantenmechani Freitag den 8. Juli 11. 15 Zeitabhängige Störungstheorie 15.1 Übergangswahrscheinlicheit Betrachten wir nun den abstraten Fall eines Teilchens mit Hamilton Operator wobei Ĥ 1 (t) eine relativ leine Störung ist. Beispiele: Ĥ(t) = Ĥ +Ĥ1(t) Ĥ ist Hamilton-Operator für zwei isolierte Systeme; Ĥ 1 beschreibt eine (schwache) Wechselwirung. Ĥ ist Hamilton-Operator für ein isoliertes System; Ĥ 1 beschreibt den Einfluss eines eletrischen oder magnetischen Feldes. Annahme: Das Spetrum des Operators Ĥ ist beannt und disret: Ĥ ψ n = E n ψ n Zum Zeitpunt t = ist das System in einem Ĥ-Eigenzustand ψ i. Problemstellung: Was ist die Wahrscheinlicheit dass das System bei einer Messung zu einem späteren Zeitpunt t in einem anderen Ĥ-Eigenzustand ψ f gefunden wird? Diese Wahrscheinlicheit wird als P fi (t) geschrieben. DieÜbergangswahrscheinlicheit P fi(t)annwiefolgtauseinerexatenlösungderschrödinger- Gleichung berechnet werden: Sei ψ(t) die Lösung der Schrödinger-Gleichung i ψ(t) = Ĥ ψ(t) t mit Ĥ = Ĥ +Ĥ1 und ψ() = ψ i dann gilt: P fi (t) = ψ f ψ(t). 136

Eine exate Lösung der Schrödinger-Gleichung ist meistens unmöglich. Deshalb: Entwiclung in Potenzen von Ĥ1. Dieses Verfahren wird nun beschrieben. Es wird zeitabhängige Störungstheorie genannt und wurde von Dirac entwicelt. Für einen allgemeinen Zustand ψ(t) gilt dass man diese in den Basiszuständen ψ entwiceln ann ψ(t) = c (t) ψ mit c (t) = ψ ψ(t). Ohne Störung Ĥ1 gilt da c (t) = c ()e i E t c (t) = ψ ψ(t) = ψ e i Ĥt ψ() = e i Êt ψ ψ(). Daher schreibt man (mit Störung Ĥ1) (Ohne Störung Ĥ1 wäre c zeitunabhängig.) c (t) = c (t)e i Êt. Aus der Schrödinger-Gleichung folgt nun dass einerseits i ) (Ĥ t ψ(t) = +Ĥ1 ψ(t) = E c (t)e i Êt ψ + c (t)e i Êt Ĥ 1 ψ während anderseits i t ψ(t) = i c (t)e i t Êt ψ = i c i t e Êt ψ + E c (t)e i Êt ψ. Man nimmt nun ein Salarprodut mit ψ n : i c n t = c (t)e i (En E )t ψ n Ĥ1 ψ. Man sucht nun eine Lösung mit c n () = δ ni ; die gesuchte dann P fi (t) = c f (t). Übergangswahrscheinlicheit ist 137

Diese Lösung ann gefunden wurden als Entwiclung von Potenzen in Ĥ1. Man schreibt c n (t) = c () n (t)+ c (1) n (t)+... wobei c (j) n proportional ist zu (Ĥ1) j. Ohne Störung Ĥ1 galt dass c n (t) zeitunabhängig ist. Daraus folgt dass c () n (t) = δ ni. Für c (1) n findet man dann d c (1) n (t) dt = i ψ n Ĥ1(t) ψ e i (En E )t c () (t) (Rechts erscheint der. Ordnung Koeffizient c () (t) da es schon einen expliziten Fator Ĥ1 gibt.) Mit c () (t) = δ i folgt hieraus dann dass c (1) n (t) = i dt ψ n Ĥ1(t ) ψ i e i (En E i)t. Für die Übergangswahrscheinlicheit P fi(t) ergibt sich dann dass P fi (t) = c (1) f (t) = 1 dt ψ f Ĥ1(t ) ψ i e i (E f E i )t. 15. Beispiel: Harmonischer Oszillator in einem zeit-abhängigen eletrischen Feld E(t) Als einfaches Beispiel betrachten wir nun einen ein-dimensionalen harmonischen Oszillator der Masse m Frequenz ω und Ladung e in einem zeit-abhängigen eletrischen Feld E(t). Der Hamilton-Operator ist dann Ĥ(t) = Ĥ +Ĥ1(t) Ĥ = ˆp m + 1 mω x Ĥ 1 (t) = ee(t)ˆx. Zum Zeitpunt t = ist der Oszillator in dem Ĥ-Eigenzustand n i. Die Matrixelemente der Störung Ĥ1 sind in der Ĥ-Eigenbasis: n Ĥ1 n = ee(t) n ˆx n. Mit ˆx = x (â+â ) x = mω 138

ergibt dies n Ĥ1 n = ee(t)x ( nδn n 1 + (n+1)δ n n+1). Hieraus folgt dass nur Übergangswahrscheinlicheiten zu Zustände n f mit n f = n i ±1 nicht null sind (in 1. Ordnung). Mit E ni ±1 E ni = ±ω findet man dann dass P ni +1n i (t) = (n i +1)e mω P ni 1n i (t) = n ie mω dt E(t )e iωt dt E(t )e iωt Bemerungen: Die Übergangswahrscheinlicheit P n i +1n i (t) ist lein wenn E lein ist. Dies bleibtsofürbeliebig langezeitt essei denne(t)istproportionaltoe ±iωt. IndemFallistdas Feld mit dem Übergang n i n f resonant und wächst die Übergangswahrscheinlicheit mit der Zeit t an. 15.3 Übergangswahrscheinlicheit pro Zeiteinheit Unter bestimmten (häufig auftretenden) Bedingungen hat P fi (t) die Form P fi (t) = Γ fi t wobei Γ fi die Übergangswahrscheinlicheit pro Zeiteinheit ist. Um das Ergebnis für die Übergangswahrscheinlicheit P fi (t)indieseformzubringen brauchenwirzuersteinenmathematischen Hilfssatz: lim dt e iαt = πtδ(α). Beweis: Sei F(αt) = t dt e iαt. Dann gibt explizite Berechnung dass F t F(αt) = 4 sin ( αt ) α. 139 α t

Aus F(αt) = t dx sin x x = πt folgt dass F(αt)/πt eine Darstellung der δ-funtion ist im Limes t. Bemerung: Da die δ-funtion nur in einem Integral definiert ist hat dieser Hilfssatz nur eine Bedeutung wenn die Funtion F(αt) = dt e iαt über α integriert wird. Für die weitere Berechung müssen wir nun zwischen zwei Fälle unterscheiden. 1. Fall: DerHamilton-OperatorĤ hateindisretesspetrum aberdieenergie-eigenwerte liegensehrdichtaufeinander. WirbetrachtenP fi (t)füreinensatz{df}möglicherendzustände f für den Fall dass es nur Sinn macht f {df} P fi(t) auszurechnen die Matrixelemente f Ĥ1 i unabhängig von f sind für f {df} die Energie-Eigenwerte E f für f in {df} so dicht aufeinander liegen dass A(E f ) ν df (E f )de f f {df} wobei ν df (E) die Zustandsdichte der Zustände in {df} ist und de f die Größe von dem Satz {df} möglicher Endzustände im Energie-Raum. A ist eine willürliche Funtion. moegliche Endzustaende f> Satz {df} de f 1a. Ĥ 1 ist zeit-unabhängig: P fi (t) = t groß 1 f Ĥ 1 i t dt e i (E i E f )t π f t Ĥ 1 i δ(e f E i ). 14

Hier haben wir die oben hergeleitete Identität benutzt. Dann folgt: Γ fi = π f Ĥ1 i δ(e f E i ). Die Übergangswahrscheinlicheit pro Zeiteinheit zu irgendeinem Zustand im Satz {df} ist dann: Γ {df}i = π f Ĥ1 i ν df (E i ). Dieses Ergebnis wurde von Fermi die goldene Regel genannt. 1b. Ĥ 1 hat eine harmonische Zeitabhängigeit Ĥ 1 (t) = Ĥ1ωe iωt +Ĥ 1ωe iωt. Dann folgt ähnlich wie im Fall 1a: Γ fi = π f Ĥ1ω i δ(e f E i ω)+ π f Ĥ 1ω i δ(ef E i +ω) und daher Γ {df}i = π f Ĥ1ω i ν df (E i +ω)+ π f Ĥ 1ω i ν df (E i ω). Wenn E f > E i : Absorption; Wenn E f < E i : Emission (stimuliert von der Störung Ĥ1).. Fall: Ĥ 1 beschreibt eine inohärente lineare Superposition von Störungen mit Frequenzen ω. Die Dichte der Frequenzen ist ρ(ω). Für eine feste Frequenz ennen wir Γ fi bereits (siehe Fall 1b oben). Für die angelegte inohärente Superposition finden wir dann: Γ fi = π f Ĥ 1ω i ρ(ω fi ) mit ω fi = E f E i wenn E f > E i und wenn E f < E i. Γ fi = π f Ĥ 1ω i ρ(ωfi ) mit ω if = E i E f 141