Vortrag Dr. Talash Langen

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Transkript:

Vortrag Dr. Talash 21.03.2017 Langen

Vorhofflimmern und Schlaganfall Dr. W. Talash 21.03.2017 Steigenberger Hotel Langen 432DE1701521-01

Wie hoch ist die Prävalenz von VHF? Prävalenz: 1 2 % der Allgemeinbevölkerung; mehr als 6 Millionen Menschen in Europa 1 Die Prävalenz in Deutschland liegt bei etwa 2 %. 2 1. Camm et al. Eur Heart J 2010; 31:2369 429. 2. Wilke et al. Thromb Haemost 2012; 107:1053 65. VHF : nicht-valvuläres Vorhofflimmern "3

Die Prävalenz von Vorhofflimmern steigt mit dem Alter Mittleres Alter: 75 Jahre 20 % VHF-Prävalenz 15 % 10 % 5 % 2,3 % 1 5,9 % 1 11,6 % 1 bis 13,7 % 2 b 0 % Über Above 40 Jahre 40yrs Über Above 65 Jahre 65yrs Über Above 7575yrs Jahre a Daten aus einem Review basierend auf vier Populationsstudien (n > 14.000 über 35 Jahre). b Bei der Gruppe über 75 Jahre stellen die blauen und lila Abschnitte des Balkens Prävalenzdaten von zwei verschiedenen Populationserhebungen dar. VHF: Vorhofflimmern; NOACs: neue orale Antikoagulanzien; OAK: orales Antikoagulans Übernommen von Feinberg et al. Arch Intern Med. 1995;155:469 473. 2. Pugh et al. Age and Ageing 2011;40:675-683. "4

VHF führt zu einem erhöhten thromboembolischen Risiko VHF führt zu einem fast 5-fach erhöhten Risiko für Schlaganfälle. 1 Es wird geschätzt, dass 15 % aller Schlaganfälle durch VHF verursacht werden. 2 VHF verläuft häufig asymptomatisch. 3 Das Fehlen von Symptomen (z. B. Palpitationen) impliziert kein geringeres Risiko für Thromboembolien. 3 1. Wolf et al. Stroke 1991; 22:983 8. 2. Friedman et al. Circulation 1968; 38:533 541. 3. Flaker et al. Am Heart J 2005; 149:657 63. "5

Leitlinien der ESC 2016 zum Management des Vorhofflimmerns 432DE1701521-01

ESC Guideline 2016: Verschiedene Arten des Vorhofflimmerns Art des VHF Erstmalig diagnostiziertes VHF Paroxysmales VHF Persistentes VHF Lang anhaltend persistierendes VHF Definition Wurde zuvor nicht diagnostiziert, unabhängig von der Dauer der Arrhythmie oder dem Vorliegen und der Schwere der mit dem VHF einhergehenden Symptome. Kardiovertiert spontan, üblicherweise innerhalb von 48 Stunden. Manche Paroxysmen können bis zu 7 Tage anhalten. VHF-Episoden, die innerhalb von 7 Tagen mit einer Kardioversion behandelt werden, sollten als paroxysmal eingestuft werden. Episode von VHF, die länger als 7 Tage andauert. Dies umfasst auch Episoden, die durch eine medikamentöse oder elektrische Kardioversion nach 7 oder mehr Tagen beendet werden. Hat ein Jahr oder länger angehalten, bevor die Entscheidung zu einer rhythmuserhaltenden Behandlung getroffen wird. Permanentes VHF Vorliegen der Herzrhythmusstörung, die von Patient (und Arzt) akzeptiert wird. Definitionsgemäß werden somit rhythmuserhaltende Maßnahmen bei Patienten mit permanentem VHF nicht mehr durchgeführt. Sollte eine rhythmuserhaltende Behandlung durchgeführt werden, wird die Herzrhythmusstörung als lang anhaltend persistierendes VHF reklassifiziert. VHF: Vorhofflimmern. Adaptiert nach Kirchhof P et al. Eur Heart J. 2016 Oct 7;37(38):2893-2962. "7

ESC Guideline 2016: Die 5 Domänen des integrierten VHF-Managements Behandlung Akute Frequenzkontrolle und Rhythmuserhalt Erwünschtes Ergebnis Hämodynamische Stabilität Nutzen für den Patienten Management Lifestyle-Veränderungen, auslösender Behandlung zugrunde liegender Faktoren kardiovaskulärer Faktoren Abschätzung des Schlaganfall- Risikos Ermittlung der Herzfrequenz Orale Antikoagulation bei Patienten mit Schlaganfall-Risiko Frequenzkontrolle Erfassung der Antiarrhythmika, Kardioversion, Symptome Katheter-Ablation, chirurgische Behandlung des VHF Reduktion des kardiovaskulären Risikos Schlaganfall-Prävention Verbesserung der Symptome, Erhalt der LV-Funktion Verbesserung der Symptome Höhere Lebenserwartung Verbesserte Lebensqualität, Autonomie und soziale Funktionsfähigkeit Fachinfos der NOACs: NOACs sind in der Schlaganfallpropylaxe nur für Patienten mit nichtvalvulärem Vorhofflimmern zugelassen

ESC Guideline 2016: Vorhersage des Schlaganfall- und Blutungsrisikos Empfehlungen Empfehlungsklasse Evidenzgrad Der CHA 2 DS 2 -VASc-Score wird zur Erfassung des Schlaganfallrisikos bei Vorhofflimmern empfohlen. I A Blutungsrisikoscores sollten bei Patienten mit VHF bei oraler Antikoagulation berücksichtigt werden, um modifizierbare Risikofaktoren für schwerwiegende Blutungen zu identifizieren. IIa B Biomarker wie hochsensitives Troponin und natriuretisches Peptid können zur verfeinerten Risikostratifizierung im Hinblick auf das Schlaganfall- und Blutungsrisiko bei VHF eingesetzt werden. IIb B Fachinfos der NOACs: NOACs sind in der Schlaganfallpropylaxe nur für Patienten mit nichtvalvulärem Vorhofflimmern zugelassen VHF, Vorhofflimmern. Adaptiert nach Kirchhof P et al. Eur Heart J. 2016 Oct 7;37(38):2893-2962. "9

ESC Guideline 2016: Modifizierter (EHRA)-Score zur Klassifizierung von Symptomen des Vorhofflimmerns Empfehlungen Die Verwendung des modifizierten EHRA-Scores wird für die klinische Praxis und für Forschungsstudien zur Quantifizierung von mit VHF assoziierten Symptomen empfohlen. Empfehlungsklasse I Evidenzgrad C Modifizierter EHRA-Score Symptome Erklärung I Keine VHF verursacht keine Symptome 2a 2b Mild Moderat 3 Schwer 4 Behindernd Die normale Alltagstätigkeit ist durch die VHF-Symptome nicht beeinflusst Die normale Alltagstätigkeit ist durch die VHF-Symptome nicht beeinträchtigt, der Patient ist durch die VHF-Symptome jedoch beunruhigt Die normale Alltagstätigkeit ist durch die VHF-Symptome beeinträchtigt Die normale Alltagstätigkeit kann nicht mehr wahrgenommen werden EHRA, European Heart Rhythm Association; VHF, Vorhofflimmern. Adaptiert nach Kirchhof P et al. Eur Heart J. 2016 Oct 7;37(38):2893-2962. "10

ESC Guideline 2016: CHA 2 DS 2 -VASc Klinische Risikofaktoren für Schlaganfall, TIA und systemische Embolie CHA 2 DS 2 -VASc-Risikofaktoren Chronische Herzinsuffizienz oder linksventrikuläre Dysfunktion Anzeichen/Symptome von Herzinsuffizienz oder objektive Evidenz einer reduzierten links-ventrikulären Ejektionsfraktion Punkte 1 Hypertonie Mindestens zweimal Ruheblutdruck >140/90 mmhg oder aktuelle antihypertensive Behandlung 1 Alter 75 2 Diabetes mellitus Nüchternblutzucker >125 mg/dl (7 mmol/l) oder Behandlung mit oralen hypoglykämischen Medikamenten und/oder Insulin Schlaganfall / TIA / Thrombembolie 2 Vaskuläre Vorerkrankung Vorausgegangener Myokardinfarkt, periphere arterielle Verschlusskrankheit oder Aortenplaques 1 Alter 65 74 Jahre 1 1 Weibliches Geschlecht 1 TIA, transitorische ischämische Attacke. Adaptiert nach Kirchhof P et al. Eur Heart J. 2016 Oct 7;37(38):2893-2962. "11

ESC Guideline 2016: Schlaganfallprävention bei Patienten mit Vorhofflimmern (I) Empfehlungen Empfehlungsklasse Evidenzgrad Eine orale Antikoagulation zur Verhinderung von Thromboembolien wird für alle männlichen VHF-Patienten mit einem CHA 2 DS 2 -VASc-Score 2 empfohlen. I A Eine orale Antikoagulation zur Verhinderung von Thromboembolien wird für alle weiblichen VHF-Patienten mit einem CHA 2 DS 2 -VASc-Score 3 empfohlen. I A Eine orale Antikoagulation zur Verhinderung von Thromboembolien sollte bei männlichen VHF-Patienten mit einem CHA 2 DS 2 -VASc-Score von 1 unter Berücksichtigung von individuellen Charakteristika und Patientenwünschen erwogen werden. Eine orale Antikoagulation zur Verhinderung von Thromboembolien sollte bei weiblichen VHF-Patienten mit einem CHA 2 DS 2 -VASc-Score von 2 unter Berücksichtigung von individuellen Charakteristika und Patientenwünschen erwogen werden. IIa IIa B B Eine Therapie mit VKA (INR 2,0 3,0 oder höher) wird zur Schlaganfall-Prävention bei VHF-Patienten mit mechanischen Herzklappen oder mittelschwerer bis schwerer Mitralstenose empfohlen. Bei Patienten mit VHF und Eignung für NOACs (Apixaban, Dabigatran, Edoxaban oder Rivaroxaban) wird bei Einleitung der oralen Antikoagulation empfohlen, ein NOAC bevorzugt gegenüber einem VKA einzusetzen. Fachinfos der NOACs: NOACs sind in der Schlaganfallpropylaxe nur für Patienten mit nichtvalvulärem Vorhofflimmern zugelassen INR, international normalised ratio; NOAC, Nicht-Vitamin K-antagonistische orale Antikoagulanzien; VHF, Vorhofflimmern. Adaptiert nach Kirchhof P et al. Eur Heart J. 2016 Oct 7;37(38):2893-2962. I I B A "12

Gesamtmortalität, ischämischer Schlaganfall und intrakranielle Blutungen in Abhängigkeit vom Schlaganfall- und Blutungsrisiko Gesamtmortalität, ischämischer Schlaganfall und intrakranielle Blutungen bei Anwendung oraler Antikoagulanzien im Vergleich zu unbehandelten Patienten mit unterschiedlichen Kombinationen an Schlaganfall- und Blutungsrisiko Risiko für intrakranielle Blutungen HAS-BLED 0 2 P. HAS-BLED 3 P. Anteil der Überlebenden Anteil der Überlebenden 1,0 0,8 0,6 0,4 0,2 0,0 1,0 0,8 0,6 0,4 0,2 0,0 CHA 2 DS 2 -VASc: 0 2 P. CHA 2 DS 2 -VASc: 3 P. OAK OAK Keine OAK Keine OAK Jahre 1. Adaptiert nach Friberg et al. Circulation 2012; 125:2298 307; OAK: Orale Antikoagulanzien Anteil der Überlebenden Anteil der Überlebenden 1,0 0,8 0,6 0,4 1,0 0,8 0,6 0,4 0,2 0,0 OAK OAK Keine OAK p < 0,00001 0,2 p < 0,00001 (n = 1787) (n = 59 817) 0,0 0 1 2 3 4 Jahre 0 1 2 3 4 p < 0,00001 (n = 43 395) 0 1 2 3 4 p < 0,00001 (n = 53 797) Keine OAK 0 1 2 3 4 Jahre Jahre Risiko für embolischen Schlaganfall "13

Das Risiko eines ischämischen Schlaganfalls ohne OAK übertrifft das Risiko für intrakranielle Blutungen mit OAK* Zusammenhang zwischen Risikoscores und Ereignisraten (pro Jahr) für ischämische Schlaganfälle und ICH in Relation zur Anwendung oraler Antikoagulanzien bei 159 013 schwedischen VHF-Patienten, die über 1,5 ± 1,1 Jahre (2005 2008) beobachtet wurden 18 % 16 % CHA 2 DS 2 -VASc-Score 18 % 16 % HAS-BLED-Score Jährliche Ereignisrate 14 % 12 % Schlaganfall [keine OAK] 10 % 8 % Schlaganfall [OAK] 6 % 4 % 2 % ICH [OAK] ICH [keine OAK] 0 % 0 1 2 3 4 5 6 7 8 + Score * Mit Ausnahme von Patienten mit einem sehr geringen Schlaganfallrisiko 1. Adaptiert nach Friberg et al. Circulation 2012; 125:2298 307. Jährliche Ereignisrate 14 % Schlaganfall [keine OAK] 12 % Schlaganfall [OAK] 10 % 8 % 6 % 4 % ICH [OAK] 2 % ICH [keine OAK] 0 % 0 1 2 3 4 5 6+ Score "14

Viele Risikofaktoren für einen Schlaganfall sind auch Risikofaktoren für Blutungen Höheres Schlaganfallrisiko = höheres Blutungsrisiko (Überschneidung der Faktoren) CHA 2 DS 2 -VASc-Kriterien 1 Herzinsuffizienz (LV-Dysfunktion) Hypertonie Alter 75 Jahre Diabetes mellitus Schlaganfall/TIA/TE Vaskuläre Erkrankung (früherer MI, PAVK oder Aortenplaque) Alter 65 74 Jahre HAS-BLED-Kriterien 2 Hypertonie Abnorme Nieren-/Leberfunktion Schlaganfall Blutungen Labile Einstellung der INR-Werte Alter > 65 Jahre Drogen/Medikamente oder Alkohol Sex category (Geschlecht; weiblich) Der Zusammenhang zwischen Schlaganfallrisiko und Blutungsrisiko erschwert die Beurteilung des Nutzen-Risiko-Verhältnisses. 1. Lip et al. Chest 2010; 137:263 72; 2. Pisters et al. Chest 2010; 138:1093 100; LV: Linksventrikulär; TE: Thromboembolie; TIA: Transitorische ischämische Attacke; VKA: Vitamin-K-Antagonist; PAVK: Periphere arterielle Verschlusskrankheit "15

ESC Guideline 2016: Schlaganfallprävention bei VHF-Patienten Mechanische Herzklappe oder mittelschwere / schwere Mitralstenose Nein Einschätzung des Schlaganfallrisikos anhand der CHA 2 DS 2 -VASc-Risikofaktoren a Ja 0 a 1 2 Keine antithrombozytäre oder antikoagulatorische Therapie (IIIB) Orale Antikoagulation sollte in Betracht gezogen werden (IIaB) Indikation zur oralen Antikoagulation Abklärung von Kontraindikationen Abstellen transienter Blutungsrisiken Ein Vorhofohrverschluss kann bei Patienten mit klaren Kontraindikationen für OAK in Betracht gezogen werden (IIbC) NOAC (IA) b VKA (IA) b,c a schließt Frauen ohne weitere Risikofaktoren für Schlaganfall ein b IIaB für Frauen mit nur einem weiteren Risikofaktor für Schlaganfall c IB für Patienten mit mechanischer Herzklappe oder Mitralstenose Fachinfos der NOACs: NOACs sind in der Schlaganfallpropylaxe nur für Patienten mit nichtvalvulärem Vorhofflimmern zugelassen LAA, Verschluss des linken Vorhofohrs; NOAC, Nicht-Vitamin K-antagonistische orale Antikoagulanzien; OAK, orales Antikoagulans; VKA, Vitamin K-Antagonist. Adaptiert nach Kirchhof P et al. Eur Heart J. 2016 Oct 7;37(38):2893-2962. "16

ESC Guideline 2016: Verschluss des linken Vorhofohres Empfehlungen Empfehlungsklasse Evidenzgrad Nach dem chirurgischen Verschluss des linken Vorhofohres wird bei Risikopatienten in Hinblick auf die Schlaganfall-Prävention die Fortsetzung der Antikoagulation empfohlen. I B Der Verschluss des linken Vorhofohres kann zur Schlaganfall-Prävention bei Patienten erwogen werden, bei denen die Langzeit-Antikoagulation kontraindiziert ist (z.b. bei anamnestisch bekannter lebensbedrohlicher Blutung ohne reversible Ursache). Der chirurgische Verschluss des linken Vorhofohres kann zur Schlaganfall-Prävention bei VHF-Patienten erwogen werden, bei denen ein herzchirurgischer Eingriff durchgeführt wird. Der chirurgische Verschluss des linken Vorhofohres kann zur Schlaganfall-Prävention bei Patienten erwogen werden, bei denen ein chirurgischer Eingriff im Rahmen einer Thorakoskopie durchgeführt wird. IIb IIb IIb B B B Fachinfos der NOACs: NOACs sind in der Schlaganfallpropylaxe nur für Patienten mit nichtvalvulärem Vorhofflimmern zugelassen VHF, Vorhofflimmern. Adaptiert nach Kirchhof P et al. Eur Heart J. 2016 Oct 7;37(38):2893-2962. "17

ESC Guideline 2016: Rhythmuserhaltende Behandlung - Allgemeines und Kardioversion Empfehlungen Allgemeine Empfehlungen Empfehlungsklasse Evidenzgrad Die rhythmuserhaltende Behandlung ist angezeigt zur Symptomreduzierung bei VHF-Patienten. I B Bei Patienten unter rhythmuserhaltender Behandlung sollten zum Erhalt des Sinusrhythmus kardiovaskuläre Risikofaktoren beherrscht und VHF-Auslöser vermieden werden. Außer bei einem VHF, das mit einer hämodynamischen Instabilität assoziiert ist, sollte die Wahl zwischen einer elektrischen und einer pharmakologischen Kardioversion von den Präferenzen des Patienten und des Arztes geleitet werden. Kardioversion des VHF Die elektrische Kardioversion wird bei Patienten mit akuter hämodynamischer Instabilität empfohlen, um das Herzminutenvolumen wiederherzustellen. I B IIa IIa B C Eine (elektrische oder pharmakologische) Kardioversion des VHF wird bei symptomatischen Patienten mit persistierendem oder lang anhaltend persistierendem VHF als Teil der rhythmuserhaltenden Maßnahmen empfohlen. I B Um die Erfolgsaussichten der elektrischen Kardioversion zu steigern und einem rezidivierenden VHF vorzubeugen, sollte eine Vorbehandlung mit Amiodaron, Flecainid, Ibulitid oder Propafenon erwogen werden. VHF, Vorhofflimmern. Adaptiert nach Kirchhof P et al. Eur Heart J. 2016 Oct 7;37(38):2893-2962. IIa B "18

ESC Guideline 2016: Initiierung einer Langzeit-Therapie zur Rhythmus- Kontrolle bei symptomatischen Patienten mit Vorhofflimmern Initiierung einer Langzeit-Therapie zur Rhythmus-Kontrolle gegen VHF-Symptomatik Keine oder geringe Anzeichen einer strukturellen Herzerkrankung Koronare Gefäßerkrankung, symptomatische Herzklappenerkrankung, abnormale LVH Herzinsuffizienz Patientenwunsch Patientenwunsch Patientenwunsch Dronedaron (IA) Flecainid (IA) Propafenon (IA) Sotalol (IA) Katheterablation (IIaB) Dronedaron (IA) Sotalol (IA) Amiodaron (IA) Katheterablation (IIaB) Amiodaron (IA) Katheterablation (IIaB) LVH, linksventrikuläre Hypertrophie; VHF, Vorhofflimmern. Adaptiert nach Kirchhof P et al. Eur Heart J. 2016 Oct 7;37(38):2893-2962. "19

ESC Guideline 2016: Kardioversion bei kürzlich aufgetretenem VHF Kürzlich aufgetretenes VHF Ja Hämodynamische Instabilität? Nein Notfall Elektiv Patientenwunsch Pharmakologische Kardioversion Schwere HFrEF, signifikante Aortenstenose Koronare Herzerkrankung, moderate HFrEF oder HFmrEF / HFpEF, abnormale LVH Keine relevante struturelle Herzerkrankung Elektrische Kardioversion (IB) Amiodaron i.v. (IA) *Ibutilid sollte nicht bei Patienten mit langem QT-Intervall verwendet werden. Vernakalant i.v. (IIbB) Amiodaron i.v. (IA) Flecainid i.v. (IA) Ibutilid* i.v. (IIaB) Propafenon i.v. (IA) Vernakalant i.v. (IA) HFmrEF, Herzinsuffizienz mit mittlerer Ejektionsfraktion; HFpEF, Herzinsuffizienz mit erhaltener Ejektionsfraktion; HFrEF, Herzinsuffizienz mit reduzierter Ejektionsfraktion LVH, linksventrikuläre Hypertrophie; VHF, Vorhofflimmern. Adaptiert nach Kirchhof P et al. Eur Heart J. 2016 Oct 7;37(38):2893-2962. Pill-in-the pocket (orale Einmalgabe) Flecainid (IIaB) Propafenon (IIaB) "20

ESC Guideline 2016: Initiales Management von Patienten mit akutem Vorhofflimmern und Herzinsuffizienz Akutes Management Chronisches Management Bei hämodynamischer Instabilität: Kardioversion Bei Schlaganfallrisiko: Antikoagulation Symptomreduzierung durch Normalisierung des Flüssigkeitshaushalts mittels Diuretika Frequenzregulierung: Initiale Ziel-HF < 110 /min; bei persistierenden VHF-/HI-Symptomen strengere Vorgabe Hemmung des Renin-Angiotensin-Aldosteron-Systems* Frühe Erwägung rhythmuserhaltender Maßnahmen Fortgeschrittene HI-Therapien, einschließlich Geräteimplantation* Therapie anderer Herz-Kreislauf-Erkrankungen, insbesondere von Ischämie und Hypertonie * Bei Patienten mit Herzinsuffizienz und reduzierter Ejektionsfraktion. HI: Herzinsuffizienz; VHF: Vorhofflimmern. Adaptiert nach Kirchhof P et al. Eur Heart J. 2016 Oct 7;37(38):2893-2962. "21

Zu Beachten: Besonders zu beachtende Faktoren, ggfs. behandeln: arterielle Hypertonie, Übergewicht obstruktive Schlafapnoe Neben Anamnese und körperlicher Untersuchung soll bei allen Patienten eine echokardiografische Untersuchung sowie eine Untersuchung des Serumkreatinins oder der Kreatinin-Clearance unter oraler Antikoagulation erfolgen. Die Nierenfunktion sollte zumindest jährlich kontrolliert werden ACE Hemmer, AT-Blocker und Betablocker spielen in der VHF Prävention kaum eine Rolle "22

Weiteres Screening auf AF nach dem 65. Lebensjahr und bei Patienten mit HSM LZ-EKG oder Ereignisrekorder zum Nachweis von AF als Ursache eines Schlaganfalls für zumindest 72 h wird empfohlen Vor jeder Art der Kardioversion, falls kein Thrombusausschluss erfolgt ist, sollte unabhängig vom CHA 2 DS 2 -VASc Score eine zumindest 4-wöchige orale Antikoagulation erfolgen bei postoperativem VHF sollte eine dauerhafte orale Antikoagulation erwogen werden Die medikamentöse antiarrhythmische Therapie wird nach der kardialen Grunderkrankung gewählt. Chirurgische Ablationsverfahren sind aufgewertet wurden Die Cryo- und Radiofrequenzstrom-Ablationsverfahren werden als gleichwertig betrachtet Adaptiert nach Kirchhof P. et al. EurHeart J. 2016 Oct 7;37(38):2893-2962 "23