& Don`ts. Dos. Angehörige in der stationären psychiatrischen Versorgung

Ähnliche Dokumente
Gemeinsam den Herausforderungen begegnen Angehörige in der Psychiatrie Thomas Lampert

Beratungsstellen für Angehörige von Menschen mit einer psychischen Erkrankung

Unerhörte Angehörige Die Zusammenarbeit mit Angehörigen

Zur Rolle der Angehörigen in der psychiatrischen Behandlung: Störenfriede, Co-Therapeuten oder?

«Darüber reden hilft!»

Aktionsfeld Angehörigenarbeit in der psychiatrischen Pflege

Angehörigenarbeit in der. Psychiatrie

Die Zusammenarbeit mit Angehörigen Ungehörige Angehörige?

Qualitätsstandard: Kriterien für die professionelle Begleitung von Angehörigen in Institutionen. Sibylle Glauser und Edith Scherer

Angehörigenberatung 2017 Verbund der Angehörigenberatungen mit ausgewiesenen Stellenprozenten

Angehörigenberatung 2016 Verbund der Angehörigenberatungen mit ausgewiesenen Stellenprozenten

Wie erkennen Pflegefachpersonen, was Angehörige von onkologischen Patienten brauchen?

Mit Leid der Angehörigen psychisch kranker Menschen

Fleherstraße Düsseldorf-Bilk Tel Fax

Beratung für Familien mit einem psychisch erkrankten Elternteil

Angehörigenarbeit in der akutpsychiatrischen Behandlung

Depression aus Sicht von Angehörigen

Wissen & Bewältigung. Grenzen setzen auf sich selbst achten

Angehörige in der Psychiatrie angehört? zugehört? ungehörig?

Familien von schwerkranken und sterbenden Menschen stehen vor besonderen Herausforderungen und brauchen unsere Unterstützung

Angehörige in der Psychiatrie

Angehörige als zentraler Partner in der Langzeitpflege. gemeinsam für eine gute Lebensqualität

Angst und Angstbewältigung - Eigene Möglichkeiten und Unterstützungsangebote

«zurück Übersicht vor»

Wege aus der Depression

Angehörige von Suchtkranken Selbsthilfefachtag Sucht und Gesundheit Passau 08. Juli Was hilft Angehörigen? Eine Einführung

Abschied auf Raten. Begleitung Angehöriger sterbender Demenzkranker

Psychologische Faktoren im Krankheitsverlauf. Myelomtage Heidelberg Patiententag

Wie Angehörige Ihren depressiven Partnern helfen können

Ich lasse Dich gehen

Lebenswert leben auch mit (Alzheimer-)Demenz

Krankheitsbewältigung. Prozess der Anpassung. Altersabhängige Aspekte. Anpassungsprozess

Psychoedukation im Trialog. Jetzt wird`s persönlich

Häufige Begleiterkrankungen: Körperliche Erkrankungen Epilepsie Sonstige körperliche Erkrankungen

Leben mit einer bipolaren Partnerin

Häufige Begleiterkrankungen: Körperliche Erkrankungen Epilepsie Sonstige körperliche Erkrankungen

Daneben und doch mittendrin

Abgeben, Loslassen und Vertrauen lernen. Cornelia Christen, lic. phil. Bereichsleiterin Wohnen für Menschen mit einer psychischen Beeinträchtigung

Kommunikation in Situationen mit erhöhter psychischer Belastung. Andreas Dörner Diplom-Psychologe Patiententagung Fabrysuisse,

Chronisch kranke Kinder und Jugendliche Bedürfnisse und Krankheitsbewältigung

Kinder psychisch kranker Eltern die Perspektive der Kinderund Jugendpsychiatrie. Andreas Richterich

Psychische Störungen in der Familie

Auf in eine neue Welt wenn Migration von Angst & Depression begleitet wird. Dr. med. Janis Brakowski Psychiatrische Universitätsklinik Zürich

19. Hofgeismarer Psychiatrietagung

Angehörige von Patienten rund um die Transplantation --Seminar--

Ressourcen fördern - Psychoedukation bei Kindern und Jugendlichen psychisch kranker Eltern

Angst und Atemnot in der Palliativpflege

Von ihren Behandlern erwarten die Patienten. 39 Item Fragebogen ( 1 sehr wichtig; 6 sehr unwichtig )

Die vergessenen Angehörigen

Kontakt Grenze und Beziehung. die Pflege und das Familiensystem

Familien mit psychisch erkrankten Eltern

Trennung und Verlust

Angehörige: Unterstützung oder Herausforderung

Krankheitsbewältigung bei chronischen Erkrankungen im Kindes- und Jugendalter

DEM HILFE SUCHENDEN MIT WERTSCHÄTZUNG UND AKZEPTANZ BEGEGNEN

Weiterbildung für Approbierte PP/KJP. Zusatzbezeichnung Systemische Therapie. Baustein. Theorie

Wenn Eltern psychisch krank sind: Forschungsstand und Erfordernisse der Praxis

Kinder- und Jugendpsychiatrie

Implementierung der Angehörigenvisite in der Gerontopsychiatrie des Ludwig- Noll- Krankenhaus

Institutionen im Verbund Qualitätsbefragung Angehörigenberatung

Angehörige onkologischer Patienten

Schwierige Therapiesituationen. G. Gatterer

Der Verdacht der sexuellen Gewalt am eigenen Kind

Kinder- und Jugendpsychiatrie

WENN EIN FAMILIENMITGLIED SCHWER ERKRANKT. Rheinfelden, 21. September 2018 Alain Di Gallo

Individuelle und nutzergerechte Gesundheitsversorgung von Menschen mit psychischer Behinderung

Die vergessenen Angehörigen Kinder psychisch erkrankter Eltern

Inhalt. 3 Soziale und individuelle Vorstellungen von Krankheit und

Zur Praxis der Kooperation von Psychiatrie und Jugendhilfe Entwicklungsbedarfe und Chancen

Psychische Erkrankung oder. Suchterkrankung. betrifft

Leben mit einer chronischen Erkrankung Wie gehen Angehörige damit um? Ignorieren bis zu in Watte packen?

MAMA, PAPA WAS IST LOS MIT EUCH? Wenn Kinder von psychisch erkrankten Menschen Hilfe brauchen.

Projekt junge psychisch kranke Erwachsene

Psychoonkologische Versorgung auf der Palliativstation

Ganzheitliches Verständnis für Körper und Psyche

Krankheitsbewältigung und Partnerschaft bei chronischen neurologischen Erkrankungen

Eriksons Modell der psychosozialen Entwicklung

WIR ANGEHÖRIGE. Wer? Was? VASK bietet... Angehörigen Hilfe zur Selbsthilfe. VASK vertritt... die Angehörigen psychisch Erkrankter

Mathias Lohmer. Psychodynamik, Behandlungstechnik und therapeutische Settings. (D Schattauer Stuttgart. New York

Die Psychiatrie der Zukunft aus politischer Sicht

27. ALZEYER SYMPOSIUM 08. November Julia Riedel und Daniela Eckhardt

Psychisch kranke Kinder und Jugendliche. Wie erkennen? Was tun?

Kinder psychisch kranker Eltern INHALT

Zur Situation von Kindern psychisch kranker Eltern

Institut für klinische Psychologie Patienteninformation

Langfristige Auswirkungen von spezifischen Belastungen bei Geschwistern psychisch erkrankter Menschen

Ethik in der Gesundheitspolitik. Patientenautonomie in der Psychiatrie

Die psychiatrische Patientenverfügung PPV

stattkrankenhaus Behandlung zu Hause

Seelendürre Depressionen und ihre Auswirkungen. Julius Kurmann Dr. med. Chefarzt Luzerner Psychiatrie MAS Philosophie + Management unilu

Kindheit und Schulzeit 15. Rückzug und erste Krise 16. Erleichterung und Ratlosigkeit 18. Ausbruch und Zusammenbruch 20. Das Leben danach 22

Wenn die Wiege leer bleibt...

Stengler Zwänge verstehen und hinter sich lassen

Die Kommunikationssituation der Angehörigen nach Suizid: Stigmatisierung und Tabu

Depression, Burnout. und stationäre ärztliche Versorgung von Erkrankten. Burnout I Depression Volkskrankheit Nr. 1? 1. Oktober 2014, Braunschweig

Therapiebedürftige Kinder und Jugendliche im Schulalter. Erfahrungen aus psychotherapeutischer Sicht und präventive Ansätze

Eltern sein plus! Beispiele von Elternbegleitung aus der Erfahrungswelt einer Praxis für f medizinische Genetik und vorgeburtliche Diagnostik

Leben mit Demenz. Empfehlungen für den Alltag. Brücken in die Welt der Demenz Validation im Alltag ein Informationstag Kardinal König Haus

Transkript:

Dos & Don`ts Angehörige in der stationären psychiatrischen Versorgung Edith Scherer, psychiatrie st.gallen nord, edith.scherer@psgn.ch Thomas Lampert, St.Gallische Psychiatrie-Dienste Süd, thomas.lampert@psych.ch SGPP 2017, Bern Psychiatrie der Zukunft

Jeder Versuch eines Einzelnen, für sich zu lösen, was alle angeht, muss scheitern. Was alle angeht, können nur alle lösen. Friedrich Dürrenmatt, 1998

Agenda Die Belastungen von Angehörigen Einige Zahlen Krankheit und Phasen der Bewältigung Was können wir für Angehörige tun? Die Zusammenarbeit mit Angehörigen

Die Belastungen von Angehörigen Angehörige von Menschen mit einer psychischen Erkrankung sind durch die Krankheit eines Familienmitgliedes häufig hohen emotionalen und wirtschaftlichen Belastungen ausgesetzt und geraten durch die oft monate- oder jahrelange Stresssituation in gravierende Überlastungs- und Übermüdungssituationen. Durch die kürzeren Aufenthaltszeiten in psychiatrischen Institutionen fehlen den Angehörigen konstante Bezugspersonen als Ansprechpartner. Um in dieser (oft monatelangen) Stresssituation nicht selber krank zu werden, brauchen Angehörige professionelle Unterstützung, in welchen sie dringende Fragen zu den Krankheitsbildern, Medikamenten und zum praktischen Umgang mit ihren kranken Eltern, Kindern, Partnern oder Freunden anbringen können.

Direkte und indirekte Belastungen (in Anlehnung an Hoenig & Hamilton, 1966) Direkte Belastungen durch krankheitsbedingte Auswirkungen wie: Inaktivität / übersteigerte Aktivität, Tag-Nacht-Rhythmus-Störungen, bizarre und ungewöhnliche Verhaltensweisen. Indirekte Belastungen sind emotionale Reaktionen auf die krankheitsbedingte Einschränkungen und Symptome.

Beispiele unterschiedlicher Belastungen von Angehörigen Nebst den Belastungen durch Konflikte und Einschränkungen: Eltern Partner Geschwister Kinder Schuldgefühle was habe ich falsch gemacht? Loyalität bleiben oder gehen? Scham / Schuldgefühle warum er, nicht ich? Schuldgefühle Krankheit auf sich beziehen Scham vor Schulkollegen Isolation Angst Genetik, Unberechenbarkeit, Stigma

»Psychische Erkrankung die Familien-Katastrophe«(Finzen 2001) Die grosse Kränkung Bagatellisierungen, Wut, Hilflosigkeit, Angst vor Schuld und Stigma Die Bedrohung des Familienzusammenhalts Erhöhte Aufmerksamkeit auf den «Kranken», unterschiedliche Auffassungen, Schuldzuweisungen, «Gesunde» ziehen aus Der Verlust der Selbstverständlichkeit Welt aus den Fugen, Planbarkeit, Rollen verändern sich, Verlust an Beziehung / Vertrauen

»Psychische Erkrankung die Familien-Katastrophe«(Finzen 2001) Die Ungewissheit Zwischen Hoffnung und Realität, Therapeutisierung durch Angehörige Die Veränderung der eigenen Biografie Parentifizierung, Abschied von Lebensentwürfen, Angst vor der Genetik, Berufstätigkeit Eltern: Und wie wird es später weitergehen? Versorgung nach dem Tod

Agenda Die Belastungen von Angehörigen Einige Zahlen Krankheit und Phasen der Bewältigung Was können wir für Angehörige tun? Die Zusammenarbeit mit Angehörigen

Einige Zahlen Belastungen von Angehörigen (Interviewstudie Schmid, Spiessl & Cording, 2005) 84% Angst & Sorge infolge Informationsmangel 72% Einsamkeit und soziale Isolation 71% Hilflosigkeit und Ohnmacht 65% Zukunftsangst 31% Angst vor Stigmatisierung

Einige Zahlen Belastungen von Angehörigen (Hirst, 2005) Angehörige von Menschen mit psychischen Erkrankungen weisen ein höheres Ausmass an Stress auf, leiden häufiger an Depressionen, zeigen eine geringere Lebensqualität und eine schlechte körperliche Gesundheit.

Einige Zahlen 50 90% der schwer psychisch kranken Menschen leben unmittelbar nach der Akutbehandlung bei ihren Angehörigen. (Lauber et al., 2003) Betreuungssituation Schätzungen zufolge werden 2/3 der chronisch psychisch kranken Menschen von und in ihren Familien betreut. (Franz, Meyer, Gallhofer 2003)

Agenda Die Belastungen von Angehörigen Einige Zahlen Bewältigungsstrategien Was können wir für Angehörige tun? Die Zusammenarbeit mit Angehörigen

Schock - Verharmlosung - Verleugnung Eine Bedrohung für die Familie Angst vor Stigmatisierung Fülle an Erklärungen Das ist doch nur eine spät-pubertäre Krise, die Jugendlichen sind doch heute alle etwas speziell. Kein Wunder, er hatte so eine stressige Zeit mit den Maturaprüfungen.

Schock - Verharmlosung - Verleugnung Angehörige sollen nicht das Gefühl haben, sie müssten sich für ihre Sichtweise und für ihre Zweifel, ob sich bei der erkrankten Person wirklich um eine psychische Erkrankung handelt, rechtfertigen. Ihre Zweifel sind eng verbunden mit dem Prinzip Hoffnung, welches sehr wichtig ist.

Schock - Verharmlosung - Verleugnung Dos Der Unsicherheit Raum lassen, Verständnis bekunden Dialektische Sichtweise einbringen: kann so sein oder so Erklärungsmodelle anbieten, mit Symptomen ergänzen Geleistetes Wertschätzen

Wahrnehmung - Akzeptanz Oft erste Kontakte mit der Fachwelt Krankheit erkennen So kann das wirklich nicht weiter gehen jetzt muss einfach etwas geschehen. Wir brauchen nun die Hilfe von Fachleuten. Offenbar ist es doch mehr als nur eine Krise. Der Arzt hat von einer psychischen Erkrankung gesprochen.

Wahrnehmung - Akzeptanz Dos Sicherheit vermitteln, Bekanntheit der Phänomene aufzeigen Auf eigene Grenzen (der Angehörigen) sensibilisieren Hoffnung Validieren, nicht Heilung, Lebensqualität hervorheben Kontakt zu anderen Angehörigen ermöglichen

Suche nach den Ursachen Warum muss das gerade uns passieren, wir haben doch immer unser möglichstes getan. Vielleicht hätte ich ihn doch nicht so verwöhnen sollen als Kind, wer weiss, ob es dann nicht anders gekommen wäre.

Suche nach den Ursachen Dos Ursachen validieren, als Möglichkeit gelten lassen (es hat vielleicht einen Einfluss) Multifaktorielles Modell ansprechen Informationen anbieten (Broschüren, Homepages etc.) Schuld relativieren

Infrage stellen des Helfersystems Nun ist mein Sohn schon seit drei Wochen in der Klinik und ich habe das Gefühl, es geht ihm immer schlechter. Er wird ja auch nur mit Medikamenten vollgepumpt. Es geht einfach nicht vorwärts. Keine Arztgespräche, keine Planung wie weiter. Es heisst nur immer, wir sollten Geduld haben.

Infrage stellen des Helfersystems Dos Gefühle validieren, insbesondere die Ohnmacht, Verständnis zeigen Beleidigungen und Angriffe nicht kontern, wenn möglich stehen lassen, Kooperation suchen, Validieren Lösungen anbieten (bei Reklamationen) Alternative Behandlungsangebote in Betracht ziehen, Vorbehalte äussern

Balance finden Es geht unserer Tochter zwar immer noch nicht gut, aber ich beginnen zu verstehen, weshalb sie all diese Medikamente nehmen muss. Ich besuch sie jetzt nicht mehr jeden Tag in der Klinik. Nächsten Samstag fahren wir zum ersten Mal seit langem wieder in den Urlaub.

Balance finden Dos Angehörige bekräftigen im Bestreben, ein eigenes Leben zu leben Angehörige unterstützen in der zunehmenden Wahrnehmung für eigene Bedürfnisse und Grenzen

Agenda Die Belastungen von Angehörigen Einige Zahlen Krankheit und Phasen der Bewältigung Was können wir für Angehörige tun? Die Zusammenarbeit mit Angehörigen

Leipziger Angehörigenstudie 2001 (Jungbauer, Bischkopf, Angermeyer 2001) Drei Themenbereiche, wie Angehörige die psychiatrische Behandlung wahrnehmen: Information & Aufklärung Längerfristige Kooperation generelle Haltung

Hilfreiche Aspekte für Angehörige im Kontakt mit professionellen Helfern Leipziger Angehörigenstudie 2001 (Jungbauer, Bischkopf, Angermeyer 2001) Information und Aufklärung zeitnah zum Krankheitsbeginn ausführlich und verständlich individuell konkret auf Alltag bezogen Angehörigenseminare Dos

Hilfreiche Aspekte für Angehörige im Kontakt mit professionellen Helfern Leipziger Angehörigenstudie 2001 (Jungbauer, Bischkopf, Angermeyer 2001) Längerfristige Kooperation kontinuierlicher Informationsaustausch Behandlungsplanung in Absprache mit Angehörigen gemeinsame Gesprächstermine feste Ansprechpartner Dos

Hilfreiche Aspekte für Angehörige im Kontakt mit professionellen Helfern Leipziger Angehörigenstudie 2001 (Jungbauer, Bischkopf, Angermeyer 2001) Generelle Haltung engagiert partnerschaftlich empathisch, verständnisvoll freundlich, höflich aktive Kontaktsuche zu den Angehörigen Dos

Gute Angehörigenarbeit unterstützt Angehörige individuell durch: individuelle Beratung (persönlich, Telefon, Mail) Psychoedukation Informationen zur Psychiatrie im Allgemeinen Fragen zum Umgang Erarbeitung von Bewältigungsstrategien Erfassen von Ressourcen Raum für Gefühle Vernetzung weiterführende Kontakte vermitteln Dos

Gute Angehörigenarbeit unterstützt Angehörige institutionell durch: Kurse für Angehörige Angehörigentreffpunkte (Kaffe & Kuchen) Tagungen für Angehörige Dos

Gute Angehörigenarbeit wird für Professionelle möglich durch: Angebote in der internen Weiterbildung Fallbesprechungen Qualitätsstandards in der Angehörigenarbeit Workshop und Referate in anderen Institutionen Angehörigenverantwortliche Stationen Dos

Für gute Angehörigenarbeit in der Öffentlichkeit: Beitrag zur Entstigmatisierung öffentlichen Veranstaltungen rund um Psychiatriethemen Medienarbeit Dos

Agenda Die Belastungen von Angehörigen Einige Zahlen Krankheit und Phasen der Bewältigung Was können wir für Angehörige tun? Die Zusammenarbeit mit Angehörigen

Die Zusammenarbeit mit Angehörigen Spannungsfeld unterschiedlicher Problem- / Zielbeschreibung Unterschiedliche Auffassungen, Sichtweisen und Vorstellungen definieren differente Problem- resp. Zielbeschreibungen Die Suche nach dem kleinsten gemeinsamen Nenner Mit dem Einbezug von Angehörigen soll, ein mindestens dyadisches, gemeinsames Lösungsverständnis zu entwickeln werden, das auf der Suche nach einem kleinsten gemeinsamen Nenner beruht. Dies bedeutet, von derselben»sache«zu sprechen. Dos

Die Zusammenarbeit mit Angehörigen Spannungsfeld Widerstand Dos Hohe Emotionalität Validierung, Interesse und Einbezug Je nach den Beziehungs- und Familienmustern, wurde mehr oder weniger über vorausgegangene Belastungen gesprochen, debattiert, verhandelt, es wurde ausgehalten, gefordert, umgesetzt, vermieden, es wurde gestritten, versöhnt, gelitten. Diese Umstände und Leistungen eines Systems gilt es wertschätzend zu würdigen. Die Validierung im Sinne einer Feststellung, Bekräftigung und Gültigkeitserklärung von Sichtweisen und Gefühlen fördert nicht nur das Verständnis des Erzählers, sondern auch der Zuhörenden.

Die Zusammenarbeit mit Angehörigen Spannungsfeld Entwicklung resp. Regression in Beziehungssystemen Aus einer Aussensicht wirkt ein Bindungs-Fürsorge-Verhalten von Angehörigen bei urteilsfähigen, erwachsenen Menschen grenzverletzend, als Eingriff in die Autonomie des Patienten. Bindungs-Fürsorgeverhalten Kommunizieren Stufenabfolge in Beziehungen nach L. Wynne 1985 Dos

Die Zusammenarbeit mit Angehörigen Spannungsfeld Schweigepflicht Der Patient untersagt die Auskunft an Angehörige es darf zugehört - muss gesprochen werden Es können, bei Anrufen beispielsweise, allgemeine Informationen zum Umgang mit beschriebenen Phänomenen gegeben werden. Wichtig ist, den Patienten darüber zu informieren. Dos

Die Zusammenarbeit mit Angehörigen Spannungsfeld therapeutische Beziehung Dos Die Wahrung der therapeutischen Beziehung in unterschiedlichen, separierten Settings als Gratwanderung. Einzelsetting: Betonung einer systemischen Grundhaltung Eine offene, die Anliegen der Angehörigen einbeziehende Grundhaltung mit der Betonung der Verschwiegenheit zu vertraulichen Themen. Mehrpersonensetting: Allparteilichkeit Fokussierung auf die Interaktion im Mehrpersonensetting. Telefonanrufe: Informationen vs. Validierung Angehörige wünschen weniger Informationen aus Einzelgesprächen, vielmehr brauchen sie ein offenes Ohr und individuelle, auf den eigenen Alltag bezogene Informationen zum Krankheitsbild und Umgang mit Symptomen.

Die Zusammenarbeit mit Angehörigen Spannungsfeld Schuldgefühle, Stigma Dos Verschiedene theoretische Ansätze (Schizophrenogene Mutter, Co- Abhängigkeit) werden als Ursache missverstanden vs. Dynamik, Aufrechterhaltungsbedingungen Zirkularität, Validierung, Würdigung, Relativierung»Familienbeziehungen beinhalten sowohl ein Risikopotenzial mit die Störung aufrechterhaltenden Faktoren als auch ein Ressourcen- und Chancenpotenzial mit protektiven und die psychische Entwicklung der einzelnen Mitglieder fördernde Faktoren«Jürg Liechti, 2011

Die Zusammenarbeit mit Angehörigen Psychiatrie und Angehörige - drei Strategien; Paul Hoff, 2014 Don ts Abgrenzung: Angehörige sind Störenfriede Sehr restriktive Auslegung des Begriffes therapeutische Beziehung ( oldfashioned, Unterbewertung der sozialen Ebene) Falscher Machtanspruch des Therapeuten ( Der Patient gehört mir ) Ungenutztes therapierelevantes Potential Negative Auswirkungen auf die familiären Beziehungen nach dem Austritt

Die Zusammenarbeit mit Angehörigen Psychiatrie und Angehörige - drei Strategien Paul; Hoff, 2014 Don ts Instrumentalisierung: Angehörige sind Co-Therapeuten Unkritische Überdehnung eines wichtigen therapeutischen Prinzips ( Alles ist Therapie ) Falscher Machtanspruch des Therapeuten ( Der Angehörige ist mein Mitarbeiter ) Pseudodelegation von Verantwortung Negative Auswirkungen auf die familiären Beziehungen nach dem Austritt

Die Zusammenarbeit mit Angehörigen Psychiatrie und Angehörige - drei Strategien; Paul Hoff, 2014 Dos Einbindung: Angehörige sind Angehörige Gezielter Einsatz eines wichtigen therapeutischen Prinzips (Einbeziehung der sozialen Ebene) Respekt vor den Angehörigen Keine Rollendiffusion Positive Auswirkungen auf die familiären Beziehungen nach dem Austritt

Kontaktdaten Thomas Lampert St. Gallische Psychiatrie-Dienste Süd thomas.lampert@psych.ch Edith Scherer Psychiatrie St. Gallen Nord edith.scherer@psgn.ch